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Surferleben
„Ich mach dich kalt du verdammte Ratte“, brüllte
George und fuchtelte mit einem Bratenwender in der Luft herum. Sein Gesicht hatte die Farbe einer faulen Aubergine angenommen. George war bei weitem kein Mann den Frauen als einen „guten Fang“ bezeichnen würden. Mit seiner erstaunlichen Größe von einem Meter fünfundfünfzig und dem Lebendgewicht von Einhundertelf Kilo, wirkte er in diesem Moment wie der kleinste, aber auch zornigste Buddha auf der ganzen weiten Welt.
„George! Sei vernünftig und hör mir doch erstmal zu, bevor du mich mit dem Ding da zu Tode wendest.“ Mike stand immer noch hinter der gelben Ledercouch und umklammerte einen leeren Wäschekorb. Nur sicherheitshalber!
In der Nachbarwohnung, hämmerte Mrs.Pikeburn wie eine Verrückte mit ihrem Ziegenhaar Besen gegen die Wand. Schon der kleinste Laut, konnte sie zu einer ihrer gefürchteten Besenattacken reizen. „Siehst du was du von deinem Gebrülle hast? Die gibt so schnell keine Ruhe“, Mike sprach mit ruhiger Stimme und stellte den Wäschekorb endgültig zur Seite.
„Halt die Klappe du alte HEXE“, der Speichel sprühte in alle Richtungen davon, „nimm Deinen Besen, und spring vom Dach du verdammte alte Stinkmorschel“, brüllte George mit wutverzerrtem Gesicht.
George sah aus als würde er jeden Moment platzen, seine Hornbrille mit den „Panzergläsern“ saß völlig schief auf seiner Nase. Ein langer Speichelfaden hing in seinem Rechten Mundwinkel, suchte sich aber allmählich den Weg Richtung Hemdöffnung. Für eine Sekunde war es still in der kleinen Wohnung. Dann setze das hämmern wieder ein, um kurze Zeit später endgültig zu verstummen.
„Na Schön! Du hast gesagt eine kleine Beule an der Linken Tür, sonst nichts, richtig?“, George hielt den Bratenwender immer noch in der Hand.
Mike war einer dieser typischen Surfer Burschen, er sah Gut aus, machte sich um nichts Sorgen und war stets pleite. Einer der Gründe, warum er an diesem Morgen den Wagen seines Bruders ausgeliehen hatte. Seine alte Kiste, hatte nicht einen Tropfen mehr im Tank gehabt.
„Es war ein dummer Unfall! Es tut mir leid und kommt nie wieder vor, OK? Und die Reparatur bezahle ich natürlich auch“, Zum ersten Mal an diesem Tag lächelte George aber es war ein mitleidiges lächeln. „Und mit welchem Geld willst du die Reparatur bezahlen?“, sein Gesicht hatte wieder einen normalen Farbton, sah aber noch ziemlich verkniffen aus.
„Ich rufe Mom an, und frage ob sie mir ein paar Doller schickt. Du weißt ja, sie kann einfach nicht Nein sagen.“, Mike strahlte über das ganze Gesicht.
„Ich bring dich um Du verdammter Trottel!“, brüllte George und stürmte mit erhobenem Bratenwender auf seinen Bruder zu.
Mike hatte fluchtartig die Wohnung verlassen. Draußen vor dem Haus konnte er George immer noch brüllen hören. Die alte Vettel lies nicht lange auf sich warten, und hämmerte mit neuer Energie gegen die Wand.
Das Wetter war absolut herrlich. Die Sonne stand strahlend am wolkenlosen Himmel und die Luft roch nach Salzwasser. Ein frischer Wind kam auf. Surferwind, dachte Mike und stieg in den Wagen seines Bruders ein, startete den Motor und fuhr Richtung Strand. Er fuhr mit überhöhter Geschwindigkeit; schließlich wusste man nie wie lange der Wind anhielt.
Mike schaltete das Radio ein. Ein Song von den Beach Boys dröhnte aus den Boxen.
Den Streifenwagen hinter sich hatte er noch nicht bemerkt!