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Thema des Monats Sumpfnesseln

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12.11.2008
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Sumpfnesseln

»Ihr Antrag auf Aussetzung der Gentests ist abgelehnt, mein Junge.«
Der alte Bürokrat hielt den Bescheid kurzsichtig vor sich. Er blinzelte zu seinem Besucher hinüber.
»Nun schauen Sie doch nicht so betrübt, nicht wahr? Haben Sie wirklich geglaubt, Sie kämen damit durch?«
»Eine gewisse Chance bestand, oder?«
Der Antragsteller kratzte sich hinter dem Ohr.
Der Alte nickte.
»Sie sprechen auf das Antimetamorphosegesetz an, nicht wahr?«
Sein Gegenüber schnaubte.
»Natürlich. Schließlich ist es geltendes Recht. Jeder kann sich auf dieses Gesetz berufen und ...«
Der Alte fiel ihm ins Wort.
»Jeder könnte sich auf dieses Gesetz berufen, wenn es noch eine Gesellschaft gäbe, die diese Berufung akzeptierte, nicht wahr?«
Der junge Mann schlug mit der Hand auf den Tisch.
»Das Gesetz ist erlassen worden, damit die Bürger frei entscheiden können, ob sie sich verändern lassen wollen oder nicht! Es ist faschistisch, die Bürger zu diesen Experimenten zu zwingen.«
Der Alte zuckte die Schultern, das zusätzliche Paar Arme machte willenlos die Bewegung mit.
»Freie Bestimmung über den eigenen Körper? Die gibt es nicht mehr. Der Körper ist Allgemeingut. Ihr Körper ebenso wie meiner, nicht wahr?«
»Der Körper ist ein Tempel. Man darf ihn nicht durch Experimente entweihen!«
»Oha, ein Jünger des Tempels. Das erklärt Einiges, nicht wahr? Wie fühlt man sich als Totengräber einer Rasse?«
»Sie… was erlauben Sie sich? Nur weil Sie Staatsdiener und Genopfer sind, haben Sie noch lange nicht das Recht, meinen Glauben zu beleidigen.«
»Nun mal langsam, Junge, nicht wahr? So laut müssen Sie nicht sprechen, auch wenn ich alt bin. Unsere Rasse ist zum Aussterben verurteilt. Sie ist so alt, das unser Genom völlig homogen ist, nicht wahr? Es gibt keine Varianten mehr, spontane Mutationen kommen nicht mehr vor.«
Der Besucher verdrehte die Augen.
»Bla, bla, es gibt außer uns kein intelligentes Leben im Universum, bla, wir haben keine Kolonien auf anderen Planeten, bla, schwätz, die Umwelt ist völlig geregelt, die einzelnen Gene so stabil, dass nichts mehr passiert. Pah. Ich kenne die Propaganda.«
»Wir können uns nicht mehr weiterentwickeln, also werden wir zwangsläufig sterben, nicht wahr? Stagnation ist der Tod!«
»Diese verlogene Selbstgefälligkeit, mit der unsere Führer die Heiligkeit unserer Körper entweihen! Sehen Sie sich doch an. Sie haben sogar Haare!«
»Und einen Schwanz. Und ich trage sie mit Stolz, nicht wahr? Ich habe meinen Anteil an den Anstrengungen unserer Rasse geleistet, nicht unterzugehen. Aber Sie«, der Alte streckte einen dürren Zeigefinger in Richtung seines Besuchers,»Sie sind dabei, ein Genverbrecher zu werden.«
Der junge Mann zuckte kurz zusammen und sah zu Boden.
»Genverbrecher ... So, wie Sie es sagen, klingt es tatsächlich verabscheuungswürdig.«
»Es ist verabscheuungswürdig, nicht wahr? Wie kann man sich nur dem Dienst am eigenen Volk verweigern?«
»Wer sagt, dass wir Jünger uns verweigern? Wir kämpfen für die Reinerhaltung unserer Rasse. Nur eine reine Rasse kann überleben. Wer sagt denn, dass wir aussterben? Wer sagt denn, dass wir nicht unsterblich werden können?«
»Die Vererbungslehre. Wenn wir uns nicht mehr anpassen können, weil unser Genom keine Anpassungsfähigkeiten mehr hat, wird uns die sich ändernde Umwelt irgendwann auslöschen. So einfach ist das. Evolution bedeutet immer währende Veränderung, nicht wahr?«
»Evolution muss ein Ziel haben. Irgendwann ist der Prozeß abgeschlossen. Und wir Jünger des Tempels sind dieser Abschluß.«
Der Mann vor dem Tisch des Beamten kratzte sich noch intensiver hinter dem Ohr.
Der Beamte kniff die Augen zusammen.
»Wissen Sie, was die Sumpfnesseln sind?
»Wie? Nein, nie gehört.«
»Sumpfnesseln waren die tödlichste Krankheit, die wir je gekannt haben, nicht wahr? Sie tötete fast ein Drittel der Weltbevölkerung vor einigen tausend Generationen. Schließlich entwickelten unsere Rasse eine natürliche Immunität dagegen.«
»Das ist doch gut?«
»Das ist schlecht. Unser Genom enthält nach wie vor die Immunität gegen die Sumpfnesseln, nicht wahr? Gegen die Variante, die vor Tausenden Jahren herrschte. Eine Weiterentwicklung hat nicht stattgefunden.«
»Und?«
»Die Sumpfnesseln sind wieder da.«
»Ist das nicht egal?«
»Sie begreifen nicht, oder?«
»Was begreifen?«
»Es ist eine neue Variante, gegen die wir nicht immun sind, nicht wahr.«
»Dagegen werden unsere Wissenschaftler ein Heilmittel finden. Auch eine so fürchterliche Krankheit rechtfertigt nicht die Genexperimente, die so harmlos "Forschung zum Fortbestand der Rasse" genannt werden.«
»Aha. Wie lange wird es dauern, glauben Sie, um ein Heilmittel zu entdecken?«, fragte der alte Mann.
Der Jüngere zuckte die Schultern.
»Ich weiß nicht. Ein paar Jahre vielleicht?«
»Oder ein paar Jahrzehnte? Den Betroffenen kann es einerlei sei, nicht wahr? Nach der Ansteckung folgt der unausweichliche Tod in sechs Monaten.«
Der Besucher schwieg.
»Die Befallenen haben nur die Chance, sich als Metamorphosekandidaten zur Verfügung zu stellen. In der Hoffnung, dass die Gentests ihren Körper soweit verändern, dass die Krankheit nicht tödlich verläuft, nicht wahr?«
»Ach ja? Welchen Sinn hätte das?«
»Eine Chance auf das Überleben«, sagte der alte Beamte mit dramatischer Stimme. Er lehnte sich zurück und betrachtete den jungen Mann über die gefalteten Hände hinweg.
»Wissen Sie eigentlich, junger Mann, was die ersten Symptome der Sumpfnesseln sind?«
»Nein, natürlich nicht. Wie Sie mir gesagt haben, ist diese Krankheit schon seid tausenden von Jahren nicht mehr aufgetreten.«
»Unerklärlicher Juckreiz hinter den Ohren.«
Der Besucher ließ die Hand sinken, mit der er sich kräftig hinter dem Ohr gekratzt hatte.
»Und ein Zucken des Auges«, fuhr der alte Beamte fort.
Sein Gegenüber kniff das linke Auge zu. Es zuckte weiter.
Die Stimme des Beamten war freundlich.
»Das Aufnahmebüro für freiwillige Gentestpersonen ist zwei Stockwerke tiefer, nicht wahr?«
Ein Moment herrschte Schweigen in dem kleinen Büro.
»Ich ... ich muss dann mal gehen«, brachte der junge Mann schließlich hervor.
»Auf Wiedersehen«, verabschiedete ihn der Alte.
Als die Tür leise zuschlug, lachte der Beamte laut auf.
»Sumpfnesseln, also wirklich. Diese Jugend.«
Er betätigte den Rufknopf auf seinem Schreibtisch.
»Der Nächste.«

 

Hallo Dave,

Geschafft. Es ist noch April.
diese Hektik liest man dem Text an. Da stecken noch einige unnötige Vertipper und Fehler drin. DIe such ich aber jetzt nciht raus, einmal genau besehen, findest du die sichder selbst.
INhaltlich ... mja, die Idee ist ganz nett, aber die Umsetzung hinkt doch ziemlich. Das liegt an diesem Dialog. Der ist nicht glaubhaft. Der wurde für den Leser geschrieben, findet als Erklärung statt und nicht als tatsächlich abnehmbares Streitgespräch zwischen den beiden. Da hast du es dir zu einfach gemacht. Auch vom Aufbau her: Sie haben kein Recht ... Es ist zum Wohle der Welt ... Aber Sie haben kein Recht ... Es ist zum Wohle ...
Das ist auch auf die Kürze des Textes zu schnell ermüdend.
Das hinterdenohrenkratzen hast du auch 2x zu viel drin. Die Pointe konnte mich so nicht mehr überraschen. Dass das wiederum nur ein fake war, gibt dem Ganzen aber noch mal einen gelungenen Abgang.
Ich denke, du hast hier auf allen Ebenen zu hektisch gearbeitet, um den Termin noch wahrzunehmen. Gönn der Geshcichte, den Raum den sie braucht.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi weltenläufer,

danke fürs LEsen und kommentieren.

Yep, 1 Stunde vom ersten Satz bis zum hochladen wahr ziemlich kurz. Und dann habe ich Uwes Kommentar mit der Fristverlängerung gelesen. :(

Ich habe den Dialog etwas verändert, aber die Recht-Wohl-Recht-Wohl Abfolge gelassen. Primär geht es dem Beamten ja darum, den Besucher zum Genversuch zu überreden. Die Diskussion will ihm der junge Mann aufzwingen, nicht der Alte die Diskussion führen. Und das einzige Argument des Jungen ist die Unverletzlichkeit des Körpers. Sieh es mal aus dieser Perspektive. ;)
Du hast Recht, da wurde sich zu oft gekratzt, dass habeich geändert. Danke für den Hinweis.

lg
Dave

 

Hallo Dave,

für einen Einstünder ganz nett. Bei dem langen Dialog konnte ich manchmal nicht ganz so einfach folgen, wer denn jetzt was sagt. Es waren zwar nur zwei Sprecher, aber da der Hintergrund der Diskussion mir unbekannt war, konnte ich nicht immer unmittelbar schließen, für welche Seite jetzt gerade ein Argument fiel und daraus auf den Sprecher schließen.
Der eine oder andere zusätzliche Anhaltspunkt für den unbedarften Leser wäre da hilfreich, glaube ich.
Die Art wie der Beamte den Antragsteller losgeworden ist, gefiel mir. Insgesamt amüsant.

Beim ersten Hinter-den-Ohren-Kratzen habe ich übrigens noch eine Welt erwartet, die von Kaninchen bewohnt ist.

Gruß,
Teetrinker.

 

Sie wütete 2 Generationen lang
zwei

Respekt, Dave: Nicht nur hast Du das in kurzen Texten schwer zu verarbeitende Thema... in einem kurzen Text gut verarbeitet ;), Du hast auch noch eine funktionierende Pointe eingebaut.

Die Dialogform erlaubt es Dir, die Welt zu erklären, ohne lahme Infodumps abzuladen. Das ist geschickt, und bei genauem Hinsehen fällt auf, dass Du denselben Trick angewendet hast wie ich in meiner Eier-Geschichte: Du hast einen Fremdkörper in die Welt gesetzt. Bei mir ist es eine Person von außen, bei Dir eine Art Dissident. Der Fremdkörper ist eine Art Tauchsieder, an dessen Außenseite Blasen aufsteigen, die dem Leser den Unterschied zwischen seiner und der erfunden Welt nahebringen. Ohne ist es vermutlich gerade in der Kürze kaum möglich, eine Welt zum leben zu erwecken.

Ordentlicher Text insgesamt.

 

»Sumpfnesseln, also wirklich. Diese Jugend.«

Halōn Dave,

schnell noch hier reingeschaut!

Der alte Bürokrat hielt das Blatt, von dem er den Bescheid abgelesen hatte, kurzsichtig vor sich.
Geht denn das? Natürlich hält man, wenn man kurzsichtig ist, auch ein abzulesendes Blatt, aber wie hält man etwa einen Waschlappen, mit dem man sich die kurzsichtigen Augen reibt?

Schön, dass auch künftig die alte hegel'sche Erkenntnis zum Recht immer noch in der Anerkennung liegt - was immer das

Antimetamorphosegesetz
genau sein mag.

Stagnation ist der Tod!
Erinnert mich an unsere heutige ökonomische Elite, die ja auch der "natürlichen" Wirtschaftsweise folgt. Dabei hab ich doch gerade erst an anderer Stelle behauptet, wer keine Zeit habe, sei tot. Allemal schöne Aussichten.

Gern gelesen!, darauf eine ahd. Grußformel zu Anfang und eine jüngere zum Schluss!

gruoz

vridel

 

@Teetrinker:

Freut mich, dass dich die Geschichte amüsieren konnte. Mhm, mal sehen, ob ich den Disputanten noch etwas mehr Unverwechselbarkeit einhauchen kann.

@Uwe:

Ich sollte immer unter Zeitdruck arbeiten. :D
Vielen Dank für das Kompliment!

@Friedel:
Bongu, weiser Mann. Die Kurzsichtigkeit des Blattes habe ich geändert.
Freut mich, dass ich dich wieder einmal in diese Kategorie locken konnte.

sahha
Dave

 

Hallo Dave!

Der alte Bürokrat hielt kurzsichtig das Blatt, von dem er den Bescheid abgelesen hatte, vor sich. Er blinzelte zu seinem Besucher hinüber.

Der ist aber auch so was von überflüssig, der Nebensatz. Störend, hält mich in meinem Lesefluss auf und zeigt mir, dass du nicht intensiv genug überarbeitet hast.

Tja nun, ich bin überzeugt, dass dieses Geschichtchen etwas werden könnte, wenn du wirklich dran arbeiten würdest, intensiv.
Herrje, gerade so ein kurzes Stück müsste doch durch Effektivität und Stringenz glänzen.
Tut es nicht.

Es ist tatsächlich so, dass ich, wenn ich reingehe in das Stück, nicht sagen könnte, das hat der Bürokrat gesagt, das der Besucher. Es fehlt ihnen die - ja, wirklich, ich kann das nur unterstützen - Unverwechselbarkeit. Das sind keine Typen, das sind Figuren. Lass doch einen mit einem Sprachfehler agieren, vielleicht ein Lieblingswort haben, vielleicht Slang, eine andere Eigenheit. Die am besten zu der Figur passen sollte.

Denn die Idee an sich finde ich gut.

Und für wert, eine entsprechende Umsetzung zu erhalten.

Schöne Grüße von meiner Seite!

 
Zuletzt bearbeitet:

... und zeigt mir, dass du nicht intensiv genug überarbeitet hast.
Das und meine Aussage, ich habe die Story in einer Stunde geschrieben, vielleicht? ;)
Du hast doch meine und die Kommentare der Anderen gelesen?

Hallo Hanniball,

danke fürs Lesen und deinen Kommentar, der gleichwohl nur ein copywrite von weltenläufers Kommentar ist. Mich freut, dass du die Idee der Geschichte gut findest, deine Anregung, die Figuren zu Typen zu machen, hat etwas für sich. Allerdings bedeuten deine und weltenläufers Intention, die Geschichte zu schreddern und komplett neu zu erzählen. ;)

Mich würde interessieren (wirkliches Interesse, also Neugier ohne Hintergedanken), was du einem Erstveröffentlicher geschrieben hättest. :)

lg
Dave

 

Hi, Dave, nochmal!

der gleichwohl nur ein copywrite von weltenläufers Kommentar ist

Ich hatte weltenläufers Kommentar nicht gelesen, lediglich einen Teil deiner Antwort darauf.
Siehst du wohl, dass ja dann was dran sein muss.:D

Mich würde interessieren (wirkliches Interesse, also Neugier ohne Hintergedanken), was du einem Erstveröffentlicher geschrieben hättest.

Ich finde, ich habe mich schon in die Story reingekniet. Nicht nur oberflächlich drübergegangen, um dann einen "Schöne Story"-Kommentar zu schicken.
Mir hat die Idee schon gefallen, und ich habe gespürt, dass da noch mehr ist. Kann man noch was draus rauskitzeln, sozusagen.
Das hätte ich jedem anderen auch gesagt.

Wie kommst du darauf, dass nicht?

Schöne Grüße von hier!

 

Nee, wirklich Neugier, was du einem Erstveröffentlicher geschrieben hättest.
Ich glaube schon, dass du die Geschichte durchgearbeiet hast, sonst wäre dein Kommentar anders ausgefallen. Das sie dir von der Idee her gefällt, freut mich natürlich.
Ich bin ja kein ganz heuriger Hase mehr und weiß mit deinem Kommentar viel anzufangen, zumal die von dir beschriebene Problematik der Geschichte terffend ist, auch wenn der Hast geschuldet, mit der sie geschrieben wurde. Ein Versuch meinerseits, was dabei herauskommt, wenn ich mich so unter Zeitdruck setze. Eigentlich nicht schlecht, meine ich. Sicherlich nicht überragend. :)

Aber ein echter Neuling hätte vielleicht wenig bis gar nichts aus deinem Kommentar ziehen können, zumal du einen Umstand kritisierst, den ich im Entstehungsprozeß der Geschichte gar nicht hätte leisten können, ob der Zeit. Bitte jetzt keine Diskussion, warum ich die Geschichte ohne Überarbeitung überhaupt eingestellt habe. :)

Du siehst, wirklich nur echte Neugier, ohne jeden Hintergedanken. Und ohne Glauben, du hättest einfach "irgendwas" dahingeschrieben. Ich hoffe, ich habe mich jetzt weniger missverständlich ausgedrückt.

lg
Dave

 

Angeregt durch die Kommentare und eine Idee Hannibals habe ich die Geschichte mal verschlimmbessert.

 

Hehe, lustige Geschichte, nicht wahr? Ich fand die Personenidentifizierbarkeit jetzt besser, vielleicht aber auch, weil ich die Geschichte zum zweiten Mal las.
Das "nicht wahr" gab dem Beamten noch mal einen gewissen Persönlichkeitskick, auch wenn ich jetzt immer das Bild von Heinz Rühmann vor Augen hatte.
Die Sprachmarotte ist vielleicht auch ein bisschen zu oft im Einsatz und die einzelnen Platzierungen hätten (für meinen Geschmack) etwas anders austariert werden können, aber für eine Zwischendurch-Geschichte geht das in Ordnung.

»Es ist eine neue Variante, gegen die wir nicht immun sind, nicht wahr.«
Hier fehlt dir noch ein "?".

 

Ein wenig von dem subtilen Humor, der in deinen Erzählungen für gewöhnlich mitschwingt, ist bei all dem Zeitdruck sichtlich auf der Strecke geblieben. Allerdings würde ich den Stil der hier eingestellten Story als 'straightforward' charakterisieren. Man merkt ihm an, dass du den Grundgedanken kontinuierlich und ohne abzusetzen (wie hättest du das binnen einer Stunde auch anstellen sollen?) zu Ende geführt hast.

Bei einer solchen Leistung interessiert mich persönlich immer, ob der Autor genau gewusst hat, wie die Geschichte enden soll oder ob sich das irgendwie natürlich ergeben hat (freilich nur, sofern ich dir mit dieser Frage nicht zu nahe trete).

Noch eine kleine Notiz: Durch den Partikel "nicht wahr?" ist es dir zwar gelungen hervorzuheben, wer momentan spricht, allerdings wird es auf die Dauer ein wenig lästig. Vllt hättest du zusätzlich noch eine ausgefallene Syntax oder weitere bürokratische Fachbegriffe heranziehen können. Allerdings will ich meinen, dass du das durch die 'banale', jedoch keineswegs schlechte Pointe wieder ins Hintertreffen hast geraten lassen.

 

Hi Dave

Schön mal wieder von Dir zu lesen, auch wenn mich die Idee nicht wirklich überzeugt hat. Persönlich fand ich es schlicht unlogisch, dass unsere DNS nicht mehr mutieren soll. Von daher hatte die Geschichte also einen schweren Stand bei mir.
Was ich auch ein bisschen Schade fand war, dass Du über einen Dialog nicht hinauskommst. Bei einer so fremdartigen Welt, wie Du sie anreißt, hätte ich mir da ein bisschen mehr Einblick gewünscht – vielleicht wäre dann die Idee auch griffiger gewesen.
Und um gleich noch ein bisschen mehr zu wettern. Der Anfang des Dialoges mutete auch recht seltsam an. Insbesondere da die beiden Protagonisten bei jedem gesprochenen Satz niesen, kratzen, stöhnen, ächzen.

Hier ein beispielhafter Auszug:

Sein Gegenüber seufzte.
»Eine gewisse Chance bestand, oder?«
Der Antragsteller kratzte sich hinter dem Ohr.
Der Alte schnalzte mit der Zunge und nickte.
»Sie sprechen auf das Antimetamorphosegesetz an, nicht wahr?«
Sein Gegenüber schnaubte.

Das fand ich so störend, dass ich fast schon keine Lust mehr hatte weiterzulesen.


Hier noch ein paar Textsachen:

Es ist faschistisch, die Bürger zu diesen Experimeten zu zwingen
Experimenten

Wenn wir uns nicht mehr anpassen können, weil unserer Genom keine Anpassungsfähigkeiten mehr hat
unser Genom

Sie tötete fast ein Drittel der Weltbevölkerung vor einigen tausend Generationen. Sie wütete zwei Generationen lang.
Das klingt schräg. Den zweiten Satz würde ich streichen.

vor Tausenden Jahren herschte
herrschte

Sorry, dass klingt jetzt wahrscheinlich alles ganz furchtbar, ist aber nicht böse gemeint.
Nichtsdestotrotz, lass mal wieder öfter was von Dir hören.

Herzliche Grüße Mothman

 

@Teetrinker:

Auch eine Überlegung. Ich werde mr den Einsatz des "nicht wahr" noch einmal anschauen. Nicht wahr?

@Tutorialslave:
Humorvolle SF-GEschichten sind eher nicht mein Ding. Es gibt zwar 2 Stück (okay, jetzt 3), aber ich bin eher der Dystopiker.
Ich kann, was das Schreiben der Geschichte angeht, nur für mich sprechen.
Oft kenne ich Anfang und Ende der Geschichte, das Dazwischen entwickelt sich nach und nach. Manchmal überrollt das "Dazwischen" das Ende und die Story ändert sich komplett. Oder verstirbt und wandert auf die Geschichtensondermülldeponie. Bei anderen Autoren heißt sie glaube ich Festplatte, oder Skizzenbuch. :)
Gelegentlich, so wie hier. Entwickelt sich die Geschchte von hinten nach vorne. Ich hatte erst die Pointe vor Augen und haben dann die Story drangebaut.

@Mothman:
Olle Motte ;), mein zweitschärfster Kritiker:)
Um ein Zerpflücken der Genomthorie habe ich den theoretischen Unterbau mit Umweltkontrolle etc. eingebracht. Die spontane Mutation von DNS habe ich durch den Dreh mit dem sehr alten, stabilen Genom ausmerzen wollen.
Für das Finden der Fehler vielen Dank. Ich habe auch ein Sufzen und Schnelzen entfernt und den schrägen Satz gerade gerückt. Daurch wirkt es vielleicht etwas runder. Schön, dass du trotzdem bis zum Ende durchgehalten hast. :D
Das ich mich etwas rar mache, hängt mit diversen Dingen zusammen. itlesen tue ich schon häufig, nur das Mitsenfen gelingt mangels Zeit nicht mehr so. Geschichtenschreiben dto. Aber wer kann so einer netten AUfforderung wie der des Moderators schon widerstehen?
Schön zu lesen, dass man vermisst wird.

lg
Dave

 

Danke fürs Lesen und die Kritik.

Yep, die Fülle. Eigentlich hätte die Geschichte durchaus auch Stoff für eine kleine Novelle. Man stelle sich nur die sozialökonomischen Probleme vor, die eine solche Gesellschaft mit sich bringt, von den kulturellen ganz schweigen.
Mir ging es bei der Geschichte darum a) ob ich so komprimiert schreiben kann und b) eine Dialoggeschichte funktioniert, die ich geschrieben habe.

 

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