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Sumpf

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09.01.2019
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Sumpf

Der Sumpf (Kurzgeschichte)

„Darf ich den Bogen mal anfassen?“, fragte Jakob.
Samuel nahm sich den dunkelbraunen Bogen, der über seinen Oberkörper hing, ab und übergab ihn zögernd.
„Wow, damit kann man sicher jemanden töten.“
„Klar, wenn die Pfeile spitz genug sind.“
„Aus welchem Holz ist das geschnitzt?“, fragte Jakob.
„Akazie. Hab ich im Wald gesammelt.“
„Hast du auch Pfeile dazu?“, fragte Jakob.
„Na klar, die sind im Lager. Das habe ich vorgestern gebaut. Ist nicht weit von hier. Lass uns da mal hingehen, dann zeig ich es dir.“
Sie standen von dem mit Moos bedecktem Waldboden auf und streiften sich die Erde von den Jeans. Es war ein heißer Junitag gewesen, der sich langsam zum Ende neigte. Die letzten rötlich gefärbten Sonnenstrahlen kämpften sich ihren Weg durch die, mit Blätter prall geschmückten, Buchen- und Eichenbäume.
„Hier lang“, sagte Samuel und machte eine Handbewegung.
Sie gingen abseits der Wege mitten durch den unaufgeforsteten Wald. An einer Stelle wurde das Unterholz so dicht, dass sich Jakob die Hände schützend vor den Kopf hielt um nicht einen Ast ins Augen zu kriegen. Samuel schienen die Äste nichts auszumachen. Er ging geradewegs durch das Dickicht und wurde von dem Gestrüpp am Kopf und an den Armen aufgekratzt.
„Hey, ist das da drüben nicht das Moor in dem der Hund von Frau Endwein verschwunden ist?“, fragte Jakob.
„Ja das ist das Moor. Geh nicht zu nah hin, sonst endest du noch wie dieser Köter.“
„Kanntest du den Hund? Ich bin früher of Gassi mit ihm gega...“, wollte er sagen und stolperte über einen toten Fuchs. Er sprang angeekelt einen Schritt zurück. Der Bauch des Tiers war offen und Gedärme hingen halb hinaus. Samuel drehte sich rasch um. „Wieso bist du denn so schreckhaft?“ Er hob einen Stock vom Boden auf und stocherte in dem Kadaver herum. „Eine Portion Spaghetti gefällig?“, fragte er mit einem grinsen und drehte die Gedärme auf dem Stock umher.
„Lass das man, das ist echt scheiße“, stöhnte Jakob.
Samuel schmiss den Stock mit einem Seufzer wieder auf den Boden und ging weiter. Er ging jetzt immer schneller und Jakob musste sich anstrengen um hinter ihm her zu kommen. Sie kamen an eine Lichtung an der sich ein aus Sträuchern zusammengesetztes Indianerlager befand. Daneben lag eine Kühltruhe auf dem Gras.
„So, da sind wir.“
„Und das hast du an einem Tag gebaut?“, fragte Jakob. „Ist ja echt spitze man. Und wo hast du die Kühltruhe aufgetrieben?“
„Die lag auch im Wald. Nicht weit von hier.“
„Wieso brauchst du überhaupt ne Kühltruhe. Bewarst du da deine Pfeile drin auf?“, sagte Jakob und grinste. Er ging auf die Truhe zu und öffnete sie. Er musste Kraft aufbringen, denn der Saugnapf lies nicht leicht locker. Die Tür schoss nach oben und ihm drang ein Gestank von Verwesung in die Nase. Er schaute auf einen entstellten Hundekadaver hinunter. Er war ausgelöst, die Gedärme lagen sorgfältig sortiert daneben. Die Grausamkeit brauchte ein paar Sekunden, bis sie Jakob erst richtig bewusst wurde. Es schockte ihn nicht, bis er den Gesichtsausdruck des Hundes sah und begriff: Er starb einen qualvollen Tod. Er drehte sich um und starrte Samuel verständnislos an. Samuel stand da mit gespanntem Bogen. Der Pfeil war an der Spitze dunkelrot gefärbt. Dann spürte Jakob wie der Pfeil problemlos in seine Brust eindrang. Er wollte schreien, aber brachte keinen Mucks heraus. Samuel kam auf ihn zu. Er verpasste ihm einen leichten Schubs und er fiel neben den Kadaver in die Box. Danach wurde es dunkel und er merkte, wie seine Sinne in einem Meer aus Schmerzen verblassten.

 

Hallo lorenzf., die Grundidee ist okay, die Ausführung mangelhaft. Hier eine paar Probleme und Lösungsvorschläge:

Der Text hat einige Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler (Samuel scheinten die Äste nichts auszumachen), das solltest Du noch mal checken.

Die Sprache ist teilweise noch unbeholfen (An einer Stelle wurde das Unterholz so dicht, dass sich Jakob die Hände schützend vor den Kopf hielt um nicht einen Ast ins Augen zu kriegen.) Das lässt sich nur durch Lesen und Erarbeiten eines sicheren Sprachgefühls korrigieren. Ist also eine langfristige Angelegenheit.

Der erste Schritt ist immer, sich die Empfindungen klar zu machen, die man beschreiben will. Dann sucht man nach dem passenden Ausdruck. Wenn Du schreibst Die Grausamkeit brauchte ein paar Minuten, bis sie Jakob erst richtig bewusst wurde, willst Du eigentlich sagen, dass Jakob zunächst nicht erfasst, was er da sieht. Das ist eine subjektive Empfindung, also sollte es auch subjektiv geschildert werden, so in der Richtung: Jakob starrte auf den Kadaver, dann wich er entsetzt zurück. Denn »die Grausamkeit« ist keine objektive Gegebenheit.

Grundsätzlich gilt, dass Du viel sorgfältiger arbeiten musst. Das ist alles ziemlich schludrig. Einfach so dahin geschrieben. Je kürzer eine Geschichte ist, desto perfekter muss sie von den Formulierungen her gearbeitet sein.

Der Spannungsaufbau sollte packender gestaltet werden. Natürlich ahnt man, was da passiert. Aber so richtig mitreißen kann das nicht. Die Atmosphäre sollte bedrohlicher sein.

Außerdem solltest Du lyrische Umschreibungen meiden. So etwas wie ein »Meer aus Schmerzen« klingt kitschig. Es passt nicht zur restlichen Alltagssprache.

Gruß Achillus

 

Hallo @Achillus,
ich danke dir sehr, dass du dir die Zeit genommen hast, mir etwas Feedback zu geben. Die Punkte, die du genannt hast, sind mir davor garnicht aufgefallen, aber jetzt sehe ich sie auch. Am Ende war mir nicht richtig klar, wie ich das mit der „Grausamkeit“ schreiben sollte. Jetzt weiß ich, dass ich mir mehr Zeit für eine Geschichte nehmen muss.
Danke für die Tipps!

Liebe Grüße, Lorenz

 

Hallo lorenzf!

Ich kann mich den oben genannten Punkten nur anschließen und hätte noch einen Punkt hinzuzufügen: Mir kommt der Dialog zwischen den beiden Protagonisten noch ein bisschen holprig vor. Es liest sich nicht flüssig. Versuch kurze und knappe Antworten und etwas Variation reinzubringen. Ich persönlich finde es auch nicht schlecht hier und da einfach das Passiv zu verwenden, aber da gehen die Meinungen auseinander.

„Wow, damit kann man sicher jemanden töten.“
„Klar, wenn die Pfeile spitz genug sind.“
„Aus welchem Holz ist das geschnitzt?“, fragte Jakob.
„Akazie. Hab ich im Wald gesammelt.“
„Hast du auch Pfeile dazu?“, fragte Jakob.

An dieser Stelle würde ich nicht zweimal "fragte Jakob" verwenden sondern es bisschen Lebhafter gestalten. Ich hab mal kurz versucht anhand deines Dialogs zu verdeutlichen was ich meine. Ist natürlich auch nicht perfekt, aber ich persönlich finde so abwechslungsreichen Dialog ansprechender.
"Damit kann man sicher jemanden töten."
Jakob streicht über das glatte Holz des Bogens.
"Klar", sagt Samuel mit einem Grinsen im Gesicht.
"Aus welchem Holz ist der gemacht?"
"Akazien aus dem Wald."
Noch immer mit beiden Augen auf den Bogen fixiert fragt Jakob: "Hast du auch Pfeile dafür?"

Hoffe ich konnte dir helfen!

Lg

 

Hallo @coffeeblack,
ich hatte immer die Angst, dass der Leser nicht weiß, wer gerade spricht. Deine Version liest sich auf jeden Fall besser. Ich werde nochmal den Dialog durchgehen und versuchen das Gespräch interessanter zu gestalten. Danke für den Vorschlag, das hilft mir auf jeden Fall sehr.
Lg, Lorenz

 

Oh! Wie fies!
Aber dieser Samuel war mir schon von Anfang an unsympathisch!

Ich finde Deine Geschichte echt gut geschrieben! Die Kommas sind ein bisschen willkürlich verteilt und die Adjektive bremsen den Erzählfluss, der sonst richtig gut funktioniert. Aber das sind Feinheiten.
Bei Horror brauche ich das persönlich vielleicht nicht so explizit auserzählt. Der letzte Satz ist auf jeden Fall zu viel, aber eigentlich reicht es auch, wenn bei "Der Pfeil war an der Spitze dunkelrot gefärbt." Schluss ist - den Rest machen wir Leser schon selber...

 

Hallo @lorenzf. Das könnte eine super spannende Geschichte sein, wenn du sie auch spannend erzählen würdest. Erstens müssen mal die Flüchtigkeitsfehler raus. Das stört und das will man beim Lesen nicht haben.
Und dann gefällt es mir im Prinzip schon, dass du die Geschichte einfach so lakonisch dahin erzählst, als würden da zwei Jungs Abenteuer spielen. Aber du musst es schon mal steigern und kippen lassen. Du musst uns Leser am Ende schon mal in Jakob hineinsehen lassen. Die Zeit und die Länge musst du dir nehmen und der Geschichte geben. Sekunden werden lang, wenn man sich bewusst wird, was da gleich passieren wird und den Tod vor Augen hat. Sonst spüren wir die Grausamkeit genauso wenig wie Jakob in der Geschichte und vergessen, uns zu fürchten.
wander

 

Hallo @Herr Wunderlich,
Kommas sind so eine Sache, mit denen ich noch ziemliche Schwierigkeiten habe. Ich bin mir nie sicher, wann ich diese nun setzen sollte.
Das mit den Adjektiven fällt mir jetzt auch stark auf, nachdem dus erwähnst.
Danke, somit habe ich schon wieder was dazu gelernt :)
Lg, Lorenz

 

Hallo @wander,
danke auch dir für den Kommentar, es ist mir eine große Hilfe.
Ich werde mich die Tage nochmal hinsetzen, die Geschichte überarbeiten und mehr Spannung reinbringen. Auch an den Flüchtigkeitsfehlern arbeite ich noch.
Lg, Lorenz

 

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