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Summer in the city
Summer in the city
Also doch, endlich wird es mal wieder brüllend heiß im Lande, und dann wird das auch noch eine Rekordhitze, was für ein Ereignis. Kaum steigt das Quecksilber auf Mallorca ähnliche Temperaturen, da kommen all die Gestalten zum Vorschein, die sich die ganze Zeit über in ihren muffigen Buden verschanzt haben, und schon ist die menschliche Grillsaison eröffnet.
Da wird ein harmloser Gang zum Supermarkt zum unfreiwilligen Besuch im Gruselkabinett.
Ich verlasse das Haus und los geht es. Der Nachbar von nebenan hängt sich mitsamt Wampe aus dem Fenster raus und plaudert in ohrenbetäubender Lautstärke mit den drei älteren Damen, die ihren Pudeln kleine Schirmmützchen aufgesetzt haben, und einmal nicht die selbstgenähten Strampelanzüge, welche die armen Tiere im Winter anziehen müssen.
Um den Anblick meines oberkörperfreien Nachbarn habe ich nicht gebeten, nein das ist nicht schön anzusehen.
Kaum bin ich am Ende der Straße angelangt, da kommt mir so ein SMS Junkie
entgegengeschlurft, die Augen nur auf das Handy gerichtet, das man übrigens auch zum telefonieren benutzen kann, doch sie schreibt eine Nachricht, wahrscheinlich sehr wichtig,
was sie schreibt, bestimmt an George Bush, ja die SMS Generation rettet noch mal die Welt.
Ich weiche ihr aus, da sie mich nicht wahrnimmt, sie überlegt wahrscheinlich gerade wie man „supergeil konkret braungebrannter Hammer Mega Body“ zusammen fassen kann.
Wo wir bei dem Thema sind, da kommt mir schon der erste Wandschrank mit Puls entgegen.
Der Typ hat ziemliche Probleme mit der Positionierung seiner Arme, da er sie fast gerade zur Seite ausstrecken muss, denn sein He-Man Körper ist schon so aufgepumpt, das er sie nicht mehr hängen lassen kann. Sein Teint gleicht der Oberfläche einer gut durchgeratenen Grillwurst, und die gelbe Sonnenbrille, lässt ihn auch nicht gerade wie einen Nobelpreisträger wirken, doch er stolziert erhobenen Hauptes an mir dünnem Hering vorbei, und grinst mich von der Seite blöd an. „Dafür kann ich die Zeitung auch lesen, und nicht nur die Bildchen anschauen“, denke ich mir, behalte das aber lieber für mich, wahrscheinlich wüsste er sowieso nicht was Zeitung(ach das Ding was immer in der S-Bahn liegt) heißt.
Ich biege um die Ecke, und meine Klamotten sind total durchnässt, wirklich das muss der heißeste Tag des Jahres werden, und auch der widerlichste. Vor mir macht sich nämlich eine Gruppe vom Typ „Ballermann Syndrom“ breit. Nach kurzem Check, die Diagnose, eindeutig das Ballermann Syndrom. Da hätten wir die klassische Wampe, formschön guckt sie aus dem neontürkisen Achselhemd hervor und lacht mich an. Die Jeans Hotpants, die es sich in der Arschritze gemütlich gemacht hat, darf natürlich nicht fehlen. Dann wäre da noch der weiße Sonnenhut, die Gummilatschen, der Schnurres und der typische kaminrote Sonnenbrand.
Sie stehen vor einer Kneipe und schauen sich auf einem Fernseher Szenen eines WM Spiels an. Die Sonne strahlt auf ihre Prachtkörper und einer von ihnen rülpst, was die anderen wohl so toll finden, das sie es auch tun. Ein anderer kratzt sich am Hintern, und testet darauf das sich an seinem Finger befindende Aroma, anscheinend ist er so zufrieden, das er gleich noch mal dran riecht.
Ich erhöhe mein Tempo, und passiere die Mallorca Gang, der Supermarkt ist nicht mehr weit entfernt, da sehe ich dass die Straße gesperrt ist, da hat sich ein Fernsehteam breit gemacht, und man sagt mir die drehen eine Sonderfolge von „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“.
Na toll, jetzt ist der Tag total versaut, da hüpfen diese ferngesteuerten, hölzernen, Schmalzkringel vor meiner Nase rum, die weniger Ausstrahlung haben als ein Ikea Regal, und versperren den Weg zu meinem Supermarkt.
Ich wollte doch nur etwas einkaufen, doch es macht sich ein Gefühl in mir breit, was ahnen lässt, dass ich mich gleich furchtbar aufregen werde, denn ich wollte wirklich nur friedlich einkaufen gehen.
„ Jetzt reicht es, dieses Wetter macht mich wahnsinnig, aaaaaaahhhhhhhhh!!!, brülle ich, und gehe auf einen der Soap Schönlinge los.
Ich wache im Krankenhaus auf, mit einem gebrochenen Arm und einer saftigen Klage wegen Körperverletzung. Neben mir liegt dieser geölte Clown mit einem blauen Auge. Auf seinem Kissen hat sich eine Gel Pfütze gebildet, und besorgt kämmt er sich seine Tolle nach hinten.
„Sie haben wohl die Sonne nicht vertragen, sie sehen mir eigentlich nicht wie ein Schläger aus junger Mann“, sagt der Arzt und grinst mich an. Da öffnet sich plötzlich die Tür, und hinein kommt eine ganze Horde von Soap Darstellern, einer bedrohlicher als der andere, und es dauert nicht lange bis man auf dem Krankenhausflur hört: „ Neiiiiiiin, bitte geben sie mir eine Spritze, ich halluziniere.“ Daraufhin kracht und poltert es, und es ist ziemlich wahrscheinlich, dass es in nächster Zeit erst mal keine neuen GZSZ Folgen geben wird.