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Suizid-Storys

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02.06.2001
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Suizid-Storys

In letzter Zeit beobachte ich eine extreme Häufung von Suizid-Storys. Nun übt das Thema natürlich eine morbide Faszination aus, aber - und das ist der springende Punkt - warum sind diese Geschichten (man sehe mir meine Meinung nach!) fast durch die Bank eher peinlich als berührend? Ist es so schwer, eine "gute" Selbstmord-Geschichte zu schreiben? Trauen sich die besseren Autoren hier nicht über eine solche drüber?

Weiters gibt mir folgendes zu denken: In einem anderen Forum hat mir jemand den Kopf gewaschen, weil ich natürlich auch dort schonungslos kritisierte. Dabei wurde der Punkt eingeworfen, ob mir die Verantwortung, die als Kritiker trage, nicht bewusst sei und möglicherweise einen ohnedies labilen Menschen, der sein Herz ausschüttet, mit einer negativen Kritik ernsthaft gefährden könnte.
So hatte ich das nie zuvor betrachtet, da ich Werk und Autor stets zu trennen versuchte.
Die Frage, die sich mir deshalb stellt: Ist es verantwortungslos, eine Geschichte, die eben zB von Suizid (oder Abtreibung, Vergewaltigung, etc.) handelt genau so nüchtern zu betrachten, wie etwa eine Vampir-Geschichte und damit Gefahr zu laufen, einen psychisch am Boden liegenden Autoren ungewollt zu verletzen?
Ich muss zugeben, dass ich diese Frage sehr heikel finde, da ich sie mir bislang nie stellte und für mich selber nie in Anspruch genommen hätte; selbst wenn ich etwas Persönliches schreibe, gehe ich davon aus, dass der Leser nicht denkt: "Ach, der Ärmste! Scheiß-Geschichte, aber das kann ich ihm nicht schreiben. Ich werde ihm lieber ein bisserl die Eier kraulen".
Wie seht ihr das?

 

Das ist eine gute Frage. Meine erste Story war ebenfalls eine Suizid-Story (Kulisse), aber nur deshalb, weil die Geschichte auf diese Pointe ausgelegt war und nicht weil ich das Thema Selbstmord so faszinierend finde.
Allgemein denke ich, man sollte ALLE Geschichten nüchtern kritisieren, egal welches Thema sie behandeln. In einem "normalen" Literarturforum sollte man Autor und Geschichte eindeutig voneinander trennen. Nur weil jemand eine Suzid-, Vergewaltigungs-, oder Abteribungsstory schreibt, darf er vor negativer Kritik nicht sicher sein. In einem Gothic- oder Suizidforum wäre ich da allerdings etwas vorsichtiger. ;)

 

Vor ein, zwei (oder waren's drei ?) Jahren gab's hier schonmal eine Diskussion, die in die Richtung ging, als damals viele Suizid-Stories aufkamen.
Ich selbst hab glaube ich noch keine solche Geschichte geschrieben (wie peinlich: Ich weiß es gar nicht hundertprozentig), obwohl ich mir sehr oft welche ausmale. Der Grund liegt auf der Hand: Ideen zu Suizid-Geschichten kommen mir fast nur, wenn ich emotional am Boden bin; ergo würde ich eine solche Story vornehmlich zur Abreagierung schreiben und sowas mag ich nicht veröffentlichen.

Wenn ich auf so einen Text hier stoße, bemühe ich mich mehr als sonst, herauszufinden, ob dahinter autobiographische Gedanken stecken, sprich, ich seh mir das Profil und die anderen Beiträge an. Im Idealfall kann man erkennen, dass es sich eher um einen Tagebucheintrag als um eine Geschichte handelt. Dann lass ich die Finger von einer Kritik.

Wen aber Profil und sonstige Beiträge keine Auskunft geben können, verlass ich mich auf mein Gefühl oder meine momentane Stimmung. Im Zweifelsfall warte ich den ersten Kommentar des Autors ab. Oder ich schreibe ihm eine Pm und frage ganz neutral nach.
Ich glaube zwar eigentlich nicht, dass ich einen so schlimmen Verriss schreiben würde, der dann nachhaltige Folgen bei dem Betreffenden hätte. Aber ich fühle mich freier, wenn ich Gewissheit habe, was Sache ist.
Das gilt aber eigentlich nur für Texte, bei denen man die Emotionalität wirklich rausliest, wo ich als Leser spüre, dass der Text nicht strukturiert wurde, etc. Ansonsten gehe ich erstmal davon aus, dass der Inhalt fiktiv ist und kritisiere dementsprechend.

 

Wenn jemand bei Kg.de seine Geschichte veröffentlicht, gehe ich davon aus, dass er/ sie ehrliche Kritik erwartet. Ich als Leser kann nicht wissen, ob die Situation erdacht ist oder auf Erfahrungen beruht. Obwohl die meisten Erfahrungsgeschichten schon sehr klischeehaft sind und die erdachten oft mehr Handlung im Hintergrund haben. Bei Erfahrungsgeschichten ist der Schmerz und der Suizid meist das Hauptthema, um die sich alle Gedanken in der Geschichte schreiben. Zumindest meinen Erfahrungen nach.

Ich bin weiterhin der Meinung man sollte alle Geschichten nüchtern bewerten. Ob es nun um Vergewaltigung, Selbstmord, Ritzen, Magersucht oder andere schwierige Themen geht. Selbst wenn der Autor als Kommentar angibt, dass er das geschilderte selbsterlebt hat, ändert es ja nichts daran, ob er es schriftlich und emotional auch gut an den Leser gebracht hat.

In einem Gothic- oder Suizidforum wäre ich da allerdings etwas vorsichtiger.
Auch in Gothicforen wird ganz klar zwischen Erfahrungsberichten und fiktiven Geschichten unterschieden.

Gruß, Thorn will brennen :D

 

die menschen die ihre selbstmordstorys posten, warten eigentlich nur auf mitleid, mitgefuehl und unglaubliche kritiken. Wenn du dir den tod wuenschst, dann bist du zu diesem Zietpunkt(oder ueberhaupt) psyshisch nicht intakt. Und alles was irgendwie nicht intakt ist weckt oftmals unser menschliches Interesse. Leider Gottes gibt es inzwischen viel zu viele intakte menschen die alle den selben Scheiss schreiben. Gehen wir mal nicht davon aus ob die Geschichte gutist oder nicht.... ist es denn nicht irgendwann zuviel der Geschichten. Es gibt mehr Themen als dieses ueber die man schreiben kann. Und der echte Autor wird ueber diese Themen auch schreiben, und nicht nur ueber Ausschnitte seines Tagebuchs.
Die meisten von uns haben schon mal an Selbstmord gedacht. Darueber geschrieben. Vielleicht sollten wir es tun oder es einfach vergessen.

 

Hm, also ich hab auch eine, in der sich der Ich-Erzähler umbringt. Dennoch bin ich quicklebendig, und nicht auf Mitleid oder Mitgefühl aus.

Gehen wir mal nicht davon aus ob die Geschichte gutist oder nicht.... ist es denn nicht irgendwann zuviel der Geschichten
Gut, ab sofort nur noch fünf Suizid-Stories pro Forum, nur noch noch fünf Geschichten über Außerirdische in SciFi, nur noch fünf Geschichten über Monster in Horror, nur noch fünf Geschichten über harte Schwänze in Romantik, und nur noch fünf Geschichten über lila Elefanten in Seltsam. Eine Quote muß her!

Die meisten von uns haben schon mal an Selbstmord gedacht. Darueber geschrieben. Vielleicht sollten wir es tun oder es einfach vergessen
Definiere bitte "Die meisten von uns" :teach:

Abgesehen davon, dein Posting ist ziemlich Gaga. :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich denke, man kann das in den meisten Fällen auseinanderkennen, ob es sich um ein bemühtes Werk eines "guten Autoren" handelt, oder um Echtes. Es wird meiner Ansicht nach kein einfach nur guter Autor das Thema so gut hinkriegen, daß es auch wirklich echt wirkt, außer er hat die Gefühle selbst wirklich einmal empfunden, die dabei mitspielen.
Selbstmordgedanken sind kein einmal "emotional am Boden" liegen.
Echte Selbstmordgedanken zeichnen sich vor allem durch die Einengung des Blicks aus, und wo es um sehr konkrete Gedanken, wie es zu machen sei, geht, kann es unter Umständen tatsächlich so ernst sein, daß man vorsichtig sein sollte.

Zu sagen, man gehe davon aus, daß jemand der hier postet, mit Kritik umgehen können sollte, ist ein Verschließen vor den Tatsachen. Zahlreiche Autoren beweisen immer wieder, daß sie es nicht können, und warum sollte man dann gerade bei Autoren von authentisch klingenden Suizid-Geschichten davon ausgehen können? Es kann nicht sein, was nicht sein darf?

Gerade jemandem, der in seiner letzten Verzweiflung Menschen sucht, denen er sich mitteilen kann, ist es scheißegal, ob es hier darum geht, Kritiken zu bekommen oder nicht - das sieht der gar nicht. Dem ist nur wichtig, seinen Schmerz loszuwerden.

Egal, in welcher Situation im Leben, kann ich dann nicht einfach sagen "das gehört nicht hierher". Das wäre ungefähr so, als stünde er auf meinem Fensterbrett, und statt ihm zuzuhören, statt ihn zu überreden, hereinzukommen, stoß ich ihn noch runter - weil er nicht auf mein Fensterbrett gehört, und wo ist eigentlich mein Blumenkistl...

Eine gewisse Verantwortung kann man also sicher nicht abstreiten. Es ist nur die Frage, wie man damit umgehen kann, soll, will.

Fortsetzung folgt.

 

du bist auch gaga Poncher...

Zuviel heisst.... man kann ein thema nicht staendig auf die gleiche Art und Weise durchkauen, weil sirgendwann so durchgekaut ist dass es nach Spiechel stinkt! Es gibt mit sicherheit viele gute, abwechlungsreihe Suizid-Storys, aber es gibt wie es immer in unserer Welt ist weit aus mehr beschissene Suizid-Storys. Und wenn du immer wieder den selben banalen Scheiss liest wirst du auch etwas skeptischer diesen Geschichten gegenueber.
Und mit die meisten von uns, mein ich absolut viel mehr als die haelfte der europaeischen Bevoelkerung.
Achja, und ich will nicht verletztend wirken, so wie du es bei mir versucht hast, aber deine Quote ist ziemlich beschissen.

 

Das Gaga stand für dein gesamtes Posting, da es durchaus ungewöhnlich (vielleicht sogar lustig im Sinne von Ahja :dozey: ) wirkte (bzw. immer noch wirkt). Thema Satzbau etc.

Nix für ungut.

 

Wenn man wirklich merkt, dass eine Suizidstory autobiographisch ist, sollte man natürlich vorsichtig sein und sich vielleicht eine zu harsche Kritik verkneifen. Ich denke aber, dass die meiseten solcher Storys reine Fiktion sind. Daher sollte man Suizidgeschichten nicht generell mit Samthandschuhen anfassen...

 

Recht haben "beide" Seiten.

Allerdings sollten sich Autoren mit Suizid-Geschichten auch mal fragen, ob ein Autoren-Forum der richtige Platz für ihren Text ist. Keiner kann mir erzählen, er hätte vorher nicht gewusst, dass es Kritiken hageln könnte. Es sind im WWW genügend Lebenshilfe-Foren vorhanden. Hört sich hart an, ist aber nicht so gemeint, trotzdem eine Tatsache.
Tatsache ist auch, dass es immer mehr Geschichten als Kritiken geben wird, so dass ein Autor eigentlich froh sein müsste, feedback zu erhalten. Wenn dann die Kritiker noch auf jede Eventualität, jede Befindlichkeit eines Autors Rücksicht nehmen sollen, wird es künftig noch weniger Kritiken geben.

Verantwortung sollten beide Seiten zeigen.

Allerdings würde ich Suizid-Geschichten mit authentischen Zügen nicht kritisieren.

Nun übt das Thema natürlich eine morbide Faszination aus, aber - und das ist der springende Punkt - warum sind diese Geschichten (man sehe mir meine Meinung nach!) fast durch die Bank eher peinlich als berührend? Ist es so schwer, eine "gute" Selbstmord-Geschichte zu schreiben? Trauen sich die besseren Autoren hier nicht über eine solche drüber?
Vielleicht befürchten sie, man würde sie in den gleichen, peinlichen Topf werfen oder dass die Leser, sie mit dem Protagonisten verwechseln.
Oder aber, das Thema ansich, ist ausgeleiert. Oder die "anderen" Autoren sagen sich: "Wen interessiert das? Wer will das lesen?"

 

Alessandra schrieb:
Allerdings sollten sich Autoren mit Suizid-Geschichten auch mal fragen, ob ein Autoren-Forum der richtige Platz für ihren Text ist. Keiner kann mir erzählen, er hätte vorher nicht gewusst, dass es Kritiken hageln könnte. Es sind im WWW genügend Lebenshilfe-Foren vorhanden. Hört sich hart an, ist aber nicht so gemeint, trotzdem eine Tatsache.

Wie schon oben gesagt: Ein potentieller Selbstmörder schaut nicht, was da steht. Der sieht Platz, um sich auszuschütten, hofft auf Menschen, die ihm zuhören, alles andere sieht er nicht. Jemand, der wirklich ernsthafte Suizidgedanken hat, sieht nur mehr seine Probleme und hat zum Lesen der Regeln auf kg.de nicht eine Sekunde Zeit.

Ein Selbstmordkandidat, der hier postet, hat vielleicht kein entsprechendes Forum gefunden, sonst wäre er vermutlich dort hingegangen.
Andererseits finde ich diese Foren auch gar nicht gut, weil man dort nämlich nichts anderes sieht, als Menschen, denen es auch nicht besser geht. Was dort geschieht, treibt einen unter Umständen nur noch mehr hinein, es ist nichts als ein Treten im Sumpf. Wenn einer sagt, ihm geht es aus diesem und jenem Grund so schlecht, kommen fünf andere und sagen, daß es ihnen genauso beschissen geht. Super. Jemand, der ihnen wirklich einen Lichtblick zeigen kann, findet er dort nicht.

Ich bin seinerzeit zwar aus keinem Selbstmordforum hierher gekommen, aber so weit daneben lag es auch nicht, da Menschen mit Depressionen die größte Gruppe an Selbstmördern darstellen, nämlich 90 – 95 %, also die Probleme ungefähr die gleichen sind. Daher weiß ich eines: Wenn ich zu jemandem sage, geh in ein Selbstmordforum, kann ich ihm genausogut einen Strick in die Hand drücken.

Mir ist es jedenfalls so gegangen, daß ich in diesem Forum für als Kind Mißhandelte schon fast erstickt bin an meinen Depressionen. Es treibt einen nur immer weiter hinein, man sieht dann gar keinen Ausweg mehr, weil die ganze Welt nur mehr aus dem einen Thema besteht – und genau das ist das Gefährliche, was manche dann tatsächlich soweit bringt und auch schon gebracht hat, sich umzubringen.
Als ich kg.de fand, war es, als würde die Sonne aufgehen. Erstens, weil es hier auch andere Themen gibt, zweitens, weil es immer Menschen gab, die mir wirklich geholfen haben.
Ich hab auch erst hier begonnen, Geschichten zu schreiben.


Alessandra schrieb:
Vielleicht befürchten sie, man würde sie in den gleichen, peinlichen Topf werfen
Peinlich ist es nur, wenn jemand eines anderen Leid als peinlich bezeichnet – das zeugt nämlich von einem ziemlich veralteten Wissensstand.


delena schrieb:
Es gibt mit sicherheit viele gute, abwechlungsreihe Suizid-Storys, aber es gibt wie es immer in unserer Welt ist weit aus mehr beschissene Suizid-Storys.

Jede Suizid-Geschichte ist im Grunde beschissen. Weil es auf jeden Fall ein beschissenes Thema ist.

Ich kann aber nicht zu einem Menschen sagen: »Deine Selbstmordgedanken klingen zwar erschreckend echt, aber sie interessieren mich nicht, ich will nur erfundene, keine echten Gefühle, will nur unterhalten werden, ohne mir womöglich über echte Menschen Gedanken machen zu müssen. Geh du nur und bring dich um, wenn dir danach ist…«
Naja, manche können das wohl.


delena schrieb:
menschen die ihre selbstmordstorys posten, warten eigentlich nur auf mitleid, mitgefuehl

Ein Wort in diesem Satz hat es mir ganz besonders angetan: nur

Dieses Wort verrät doch, daß es eigentlich gar nicht viel ist, was sich diese Menschen erhoffen – für einen gesunden Menschen jedenfalls nicht viel ist. Für einen, der vor seinem Selbstmord steht, kann es so viel sein, daß es sein Leben rettet.
Bei einem Unfall ist der nächste Autofahrer verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten – ein Mensch, der seinen Selbstmord ankündigt, ist auch ein Schwerverletzter, nur sieht man es ihm nicht an, es rinnt einem kein Blut vor die Füße, wenn man dessen Gedanken liest.
Warum sträuben sich so viele davor, jemandem, der es bitter nötig hat, Mitgefühl zu geben, das nicht einmal etwas kostet und obendrein wesentlich weniger Zeit in Anspruch nimmt, als zum Beispiel eine Korrekturliste?

Vielleicht, weil sie es selbst bräuchten und es nicht ertragen können, wenn andere es bekommen? Vielleicht, weil ihnen durch die seelischen Schmerzen des anderen die eigenen erst so richtig bewußt werden (auch, wenn sie nicht bis zu Selbstmordgedanken reichen)?

delena schrieb:
Die meisten von uns haben schon mal an Selbstmord gedacht. Darueber geschrieben. Vielleicht sollten wir es tun oder es einfach vergessen. …
Und mit die meisten von uns, mein ich absolut viel mehr als die haelfte der europaeischen Bevoelkerung.

Schenkt man dieser Aussage Glauben, kann man meine Fragen wohl durchaus mit ja beantworten. – Was wiederum mit Alice Miller übereinstimmt, die in einem ihrer Bücher schreibt, daß Mitleid nur deshalb so verpönt ist, weil man dann merken würde, wie viel eigentlich in unserer Gesellschaft schief läuft. Und dann müßte man folgerichtig das ganze Erziehungs- und Schulsystem, die Arbeitswelt, die Gesellschaft und die Politik menschlicher gestalten. – Ja wo kämen wir denn da hin…


Nachdem es gerade Menschen mit psychischen Problemen oft zum Schreiben treibt, ist es auch nicht unwahrscheinlich, daß jemand, der sein Leben mehr oder weniger dadurch gerettet hat, daß er sich den Schmerz endlich von der Seele geschrieben hat, wenn man ihn dazu ermutigt, danach auch weiterschreibt – literarisch wertvollere Geschichten schreibt, als die ersten Selbstmordgedanken. Wer die seelischen Abgründe so genau kennt, kann sie auch zu tiefgehenden Geschichten verarbeiten, es sei denn, er ist im Schreiben absolut untalentiert, was sich aber nicht unbedingt an den Selbstmordgedanken feststellen läßt.


Wenn man auf so eine Geschichte, wo man sich nicht sicher ist, wie echt die ist, reagieren will, kann man eine PM schicken, wobei die Gefahr besteht, daß derjenige die PM nie findet, wenn er die Benachrichtigung nicht aktiviert hat.
Was man weder in eine PM noch in ein Posting schreiben sollte, ist z.B.: »Also an deiner Stelle wüßte ich auch keinen anderen Ausweg… Tschüß«, auch kein »Mein Gott, du tust mir Leid« – damit bestätigt man nämlich dessen Ausweglosigkeit.
Ein Posting mit einem Inhalt á la »Also die haben sich aber wirklich alle scheiße gegenüber Deinem Protagonisten benommen, denen würd ich gern die Meinung sagen. Diese angeblichen Freunde, die sind doch alle nichts wert, für die lohnt es sich doch gar nicht, sich umzubringen« kann Wunder wirken. Und bezieht sich sogar auf die Geschichte, wodurch es auch niemandem peinlich werden muß, wenn es doch kein authentischer Fall ist.


Ich persönlich mag es aber überhaupt nicht, wenn solche Themen als Schreibübung ohne Hintergrund oder als völlig unrealistisches So-stell-ich-mir-das-vor-Geschreibsel mißbraucht werden. Weil gerade auf diesen Gebieten (dazu zähl ich auch Kindesmißbrauch, Vergewaltigung und Gewalt in der Partnerschaft/Ehe) noch so viel Aufklärung nötig ist, daß diese Fülle an unrealistischen Geschichten ein völlig falsches Bild von der Realität fabriziert. Seiner Phantasie freien Lauf lassen kann man auf so vielen Gebieten, das müssen nicht unbedingt diese heiklen sein. Und wenn, dann sollte man sie so überzeichnen, zum Beispiel als Horror, daß es offensichtlich ist, daß es sich um keine realistische Darstellung handelt.
Literatur dient nicht nur der Unterhaltung, sondern hat auch andere Aufgaben, wie etwa Kritik an der Gesellschaft zu üben oder aufzuklären – beides wird durch unrealistische Darstellungen erschwert bis unmöglich gemacht. Sowas kann man nur mit wirklich guter Recherche und/oder anhand eines authentischen Falles schreiben, ansonsten ist es Mist.

Wer gern gut recherchieren will, dem möchte ich Erwin Ringel ans Herz legen.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Ich persönlich mag es aber überhaupt nicht, wenn solche Themen als Schreibübung ohne Hintergrund oder als völlig unrealistisches So-stell-ich-mir-das-vor-Geschreibsel mißbraucht werden.
Beispiele bitte.

Weil gerade auf diesen Gebieten (dazu zähl ich auch Kindesmißbrauch, Vergewaltigung und Gewalt in der Partnerschaft/Ehe) noch so viel Aufklärung nötig ist, daß diese Fülle an unrealistischen Geschichten ein völlig falsches Bild von der Realität fabriziert.
Beispiele bitte.

Seiner Phantasie freien Lauf lassen kann man auf so vielen Gebieten, das müssen nicht unbedingt diese heiklen sein. Und wenn, dann sollte man sie so überzeichnen, zum Beispiel als Horror, daß es offensichtlich ist, daß es sich um keine realistische Darstellung handelt.
Horror kann durchaus realistisch sein.

Literatur dient nicht nur der Unterhaltung, sondern hat auch andere Aufgaben, wie etwa Kritik an der Gesellschaft zu üben oder aufzuklären – beides wird durch unrealistische Darstellungen erschwert bis unmöglich gemacht. Sowas kann man nur mit wirklich guter Recherche und/oder anhand eines authentischen Falles schreiben, ansonsten ist es Mist.
Nö, ist kein Mist.

Ich denke: Menschen, die sich mit Suizid-Gedanken beschäftigen (und diese auch umsetzen wollen), tauchen auf dieser Seite nicht auf. Dafür gibt es, wie du schon sagtest, entsprechende Seiten, die Hilfestellung leisten.

Nachdem es gerade Menschen mit psychischen Problemen oft zum Schreiben treibt, ist es auch nicht unwahrscheinlich, daß jemand, der sein Leben mehr oder weniger dadurch gerettet hat, daß er sich den Schmerz endlich von der Seele geschrieben hat, wenn man ihn dazu ermutigt, danach auch weiterschreibt – literarisch wertvollere Geschichten schreibt, als die ersten Selbstmordgedanken. Wer die seelischen Abgründe so genau kennt, kann sie auch zu tiefgehenden Geschichten verarbeiten, es sei denn, er ist im Schreiben absolut untalentiert, was sich aber nicht unbedingt an den Selbstmordgedanken feststellen läßt
Witzig!

 

Heyho Häferl,

Mir ist es jedenfalls so gegangen, daß ich in diesem Forum für als Kind Mißhandelte schon fast erstickt bin an meinen Depressionen. Es treibt einen nur immer weiter hinein, man sieht dann gar keinen Ausweg mehr, weil die ganze Welt nur mehr aus dem einen Thema besteht – und genau das ist das Gefährliche, was manche dann tatsächlich soweit bringt und auch schon gebracht hat, sich umzubringen.

Tut mir leid, aber du pauschalisierst. Deine Erfahrungen sind nicht beliebig auf jeden übertragbar, den ähnliche Gedanken beschäftigen. Ich kann sehr gut verstehen, dass dir dieses Thema besonders nahe geht, aber ich bezweifle, dass diese - gut gemeinte - Amateurpsychologie in allen Fällen hilfreich ist. Damit meine ich Aussagen wie:

Ein potentieller Selbstmörder schaut nicht, was da steht. Der sieht Platz, um sich auszuschütten, hofft auf Menschen, die ihm zuhören, alles andere sieht er nicht. Jemand, der wirklich ernsthafte Suizidgedanken hat, sieht nur mehr seine Probleme und hat zum Lesen der Regeln auf kg.de nicht eine Sekunde Zeit

oder:

Daher weiß ich eines: Wenn ich zu jemandem sage, geh in ein Selbstmordforum, kann ich ihm genausogut einen Strick in die Hand drücken.

Wenn man deine Anmerkungen liest, könnte man beinahe annehmen, es gebe so etwas wie den archetypischen Selbstmörder. Dem ist aber leider nicht so. Nicht jeder potenzielle Suizidkandidat fühlt/denkt/braucht dasselbe, dass du damals gefühlt/gedacht/gebraucht hast.

Dieses Wort verrät doch, daß es eigentlich gar nicht viel ist, was sich diese Menschen erhoffen – für einen gesunden Menschen jedenfalls nicht viel ist. Für einen, der vor seinem Selbstmord steht, kann es so viel sein, daß es sein Leben rettet.

Das ist ein gutes Beispiel: Es gab in meinem Freundeskreis einige Menschen, die wirklich am Boden waren und sich mit diesen Gedanken trugen. Das Letzte, was diese Menschen wollten, war Mitleid. Unter Umständen kann Mitgefühl und Mitleid sehr schädlich sein. Wir können nicht beurteilen, was Menschen in dieser Situation brauchen - es sei denn, hier sind ausgebildete Psychologen unterwegs (und selbst die würden, wenn sie seriös sind, sofort darauf hinweisen, dass eine Ferndiagnose via Internet schlichtweg unmöglich ist).

 

Poncher schrieb:
Horror kann durchaus realistisch sein.
Meine Aussage war auch nicht, Horror könne nicht realistisch sein. Ich empfehle Dir genaueres Lesen.

Ich denke: Menschen, die sich mit Suizid-Gedanken beschäftigen (und diese auch umsetzen wollen), tauchen auf dieser Seite nicht auf.
Das ist Wunschdenken, das nicht immer mit der Realität zusammenstimmt.

Dafür gibt es, wie du schon sagtest, entsprechende Seiten, die Hilfestellung leisten.
Ich hab überhaupt nicht gesagt, daß diese Seiten Hilfestellung leisten.

Wendigo schrieb:
Tut mir leid, aber du pauschalisierst. Deine Erfahrungen sind nicht beliebig auf jeden übertragbar, den ähnliche Gedanken beschäftigen. Ich kann sehr gut verstehen, dass dir dieses Thema besonders nahe geht, aber ich bezweifle, dass diese - gut gemeinte - Amateurpsychologie in allen Fällen hilfreich ist.
Erstens sind es nicht nur meine Erfahrungen, ich hab auch mit vielen anderen Leuten darüber gesprochen, zweitens habe ich mich schon ein bisserl zu viel mit dem Thema beschäftigt, als daß es als amateurhaft zu bezeichnen wäre, drittens spreche ich derartige Aussagen immer mit meiner Therapeutin ab und weiß daher, daß ich nicht daneben liege.

 

Häferl:

Meine Aussage war auch nicht, Horror könne nicht realistisch sein. Ich empfehle Dir genaueres Lesen.
Seiner Phantasie freien Lauf lassen kann man auf so vielen Gebieten, das müssen nicht unbedingt diese heiklen sein. Und wenn, dann sollte man sie so überzeichnen, zum Beispiel als Horror, daß es offensichtlich ist, daß es sich um keine realistische Darstellung handelt.
Vermutlich checke ich es einfach nicht... :hmm:

 

Vermutlich checke ich es einfach nicht...
Daß man eine Geschichte so als Horror schreiben kann, daß sie nicht real wirkt, hat doch damit nichts zu tun, daß es auch Horrorgeschichten gibt/geben kann, die real sind. Ich seh da jedenfalls keinen Widerspruch.

 

Erstens sind es nicht nur meine Erfahrungen, ich hab auch mit vielen anderen Leuten darüber gesprochen, zweitens habe ich mich schon ein bisserl zu viel mit dem Thema beschäftigt, als daß es als amateurhaft zu bezeichnen wäre, drittens spreche ich derartige Aussagen immer mit meiner Therapeutin ab und weiß daher, daß ich nicht daneben liege.

Nimm's mir bitte nicht übel, Häferl, aber ich halte dich dennoch nicht für qualifiziert, Pauschaldiagnosen zu stellen. Mich übrigens auch nicht, und ich habe mich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt.
Selbstverständlich ist so etwas amateurhaft. Was denn bitte sonst? Hast du einen Abschluss in Psychologie? Ge-nau. (Wenn doch, dann nehme ich alles zurück.) Das Sammeln bzw. Austauschen von Erfahrungen und Konsultieren einer Therapeutin ist keine Grundlage für ein medizinisches Urteil.

 

aber ich halte dich dennoch nicht für qualifiziert, Pauschaldiagnosen zu stellen.
Wer stellt denn Pauschaldiagnosen? Tut mir Leid, aber ich glaube, wir reden von verschiedenen Dingen, denn ich kann nicht nachvollziehen, was Du mir vorhalten willst.

 

Ich habe ein bisschen das Gefühl, hier wird an den Suizid Stories vorbei diskutiert. Wenn hinter der Masse an Suizidgeschichten hier immer der eigene Gedanke an Selbstmord stehen würde, dann dies hier ein hochneurotisches Forum.
Ich möchte nicht ausschließen, dass dieser Gedanke bei dem einen oder anderen eine Rolle spielen mag, ich habe aber ehrlich gesagt nur sehr selten diesen Eindruck, wenn ich solche Geschichten lese.
In den meisten Fällen habe ich eher das Gefühl, dass es sich um eine Faszination an dem Thema handelt, um die üblichen Frage, wie kann man so etwas tun oder auch um den Versuch, seiner Geschichte etwas Dramatik zu geben. Jeder von uns hat schon mal in der einen Form über Selbstmord nachgedacht und die wenigsten davon haben diese Möglichkeit dabei auch nur im entferntesten Sinne ernsthaft für sich gesehen.

Wenn ich von meinem eigenen Selbstmordversuch vor ca 25 Jahren und von den leider in meinem Freundeskreis vorgekommenen Selbstmorden ausgehe, dann halte ich es eher für unwahrscheinlich, dass jemand der ernsthaft gefährdet ist, dies hier in einer Geschichte veröffentlicht. Daraus möchte ich keine Regel machen, denn wie Wendigo schon schrieb, den klassischen Selbstmord gibt es nicht. Ich habe mich in der Zeit zuvor jedenfalls entweder völlig zurückgezogen, in der ganz akuten Phase aber jedem extrem gute Laune vorgespielt. Bei den Selbstmorden in meinem Freundeskreis war es ähnlich.
Mehr als meine eigene Erfahrung habe ich dazu nicht.

Was die Verantwortung der Kritik in dieser Beziehung betrifft, sollten wir uns eines klar machen. Wenn jemand entschlossen ist, wird er sich weder durch eine gute noch eine schlechte Kritik davon abhalten lassen. Sich für eine Kritik die Verantwortung an einem Suizid aufzubürden ist für mich zu hoch gegriffen. Natürlich kann man überlegen, was man mit dem was man schreibt erreicht. Das gilt ja für jede Kritik. Die Grundlagen und Ursachen für die Entscheidung liegen aber außerhalb unserer Verantwortung. Oft tendieren wir dazu, uns für Dinge verantwortlich zu fühlen, die außerhalb unserer Kompetenz liegen. Und ein Teil von Selbstmördern schiebt mit seiner Handung diese Verantwortung auch bewusst von sich weg auf andere. Es liegt bei aller Vorsicht aber auch an uns, diese Verantwortung abzulehnen.

Das mag ich jetzt sehr hart und rücksichtslos formuliert haben, ich bin sicher niemand, der Menschen in Not im Stich lässt, aber wir müssen hier ja auch realistisch einschätzen, was ein Forum zu leisten vermg und was nicht. Und wer immer sich auf Grund einer Kritik hier umbringen sollte, die Kritik kann höchstens Auslöser sein, nie Ursache. Und die Verantwortung liegt im Trauma und bei der Tat, nicht bei KG.de oder einzelnen Kritikern.

Natürlich kostet es nichts, auch mal ein bisschen Mitleid zu zeigen. ;)

Lieben Gruß, sim

 

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