Suicidal Tendency
Das Leben kann so schön sein, die Wiesen, Äcker, Täler, die unserem Land diesen wunderschönen Anblick verleihen. Die Bäche, die ruhig vor sich hin rauschen, die Baumkronen, die melodisch mit dem Wind schwingen. Die Rehe grasen fidel auf den Wiesen, die Häschen hoppeln vergnügt umher. Ein Marienkäfer setzt sich soeben auf einen Grashalm, neben der ein blutverschmiertes Gesicht liegt und ein lautes Röcheln und Stöhnen von sich gibt.
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"Das kannst du nicht machen Doris! Du wirst noch von mir hören!" wütend knallt Oskar den Telefonhörer auf die Gabel. 'Was hab ich doch alles für sie getan, und so dankt sie es mir' Seine Freundin hatte soeben mit ihm Schluss gemacht. Oskar beschließt Einkaufen zu gehen, um sich etwas abzulenken. 'Wieder alles voll, wie immer, wie immer in diesem verdammeten Laden' Genervt packt er eine Tüte Popkorn ein und verlässt den Laden. Er sieht den Autos zu, gestresste Pendler die gerade auf dem Nachhauseweg sind. Wie ferngesteuert geht er auf die Straße zu, auf der sich ein Strom von Verkehrsteilnehmern gebildet hat. Eine Straßenbahn steuert direkt auf Oskar zu ...
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"Vater, halte durch, es wird alles wieder gut!" Doris bricht neben ihrem Vater in Tränen aus. Er war seinen Lebtag lang Vertreter für Radios gewesen, bis er an einem schweren Leiden erkrankte. Wochenlang liegt er nun schon auf der Station und wartet, endlich in das Reich der Ewigen wechseln zu können. "Meine Tochter, Doris, du warst schon immer mein Lieblingskind, hast du meinen letzten Wunsch berücksichtigt, und Oskar, diesen Versager, in den Wind geschossen?" - "Ja Vater, das hab ich schon vor Stunden gemacht" - "Nun gut, dann ist es soweit, das ich zufrieden von dieser Welt Abschied nehmen kann." Mit diesen Worten zog er mit letzter Kraft die lebenserhaltenden Kabel von sich. "Vater Nein!!!!!!!" Doris ruft verzweifelt die Ärzte herein, die ihn im letzten Moment noch eimal ins Leben zurückholen.
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'Das Leben hat mich nie geliebt, ich es auch nicht, grausame Welt, ich bin dahin'
Robert's Hals befindet sich in einer Schlinge, ein starker Strick hängt von der Decke herunter. Es ist nicht sein erster Versuch, sich das Leben zu nehmen, als er es mit Schlaftabletten probierte, landete er nur im Krankenhaus. Sein Versuch mit dem Haarföhn erreichte ebenfalls nicht das gewünschte Ziel, da ihm der Vermieter schon seit Wochen den Strom abgedreht hatte. Robert war schon seit Monaten mit der Miete in Rückstand.
Nun springt er vom Stuhl - und landet auf seinem Gesäß. "Verdammt! Nie hab ich Glück!" Der Strick war gerissen. Entmutigt zieht sich Robert an und geht nach draußen. Er kann gerade noch sehen, wie an einer entfernten Straßenecke die Straßenbahn Linie 3 einen Passanten ergreift.
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Doris befindet sich gerade auf dem Nachhauseweg. 'was für ein Tag, mein Vater wollte sich das Leben nehmen, ich hab mit Robert schlußgemacht, ...' Doris, die etwas außerhalb der Stadt in einem verträumten Dörfchen wohnt, beschließt den Wagen stehen zu lassen um zu Fuß nach Hause zu gehen, um ihre Gedanken zu ordnen. Auf ihrem Weg durch den Wald sieht sie plötzlich einen Mann, der gerade gerade von einem Hochsitz hinunterstürzt und regungslos liegenbleibt. Sofort stürzt sie zu ihm hin. "Ist ihnen etwas passiert?" - *röchel* - "Können Sie mich verstehen" - *röchel* "Ich, ich, uhmmm" - Dorist stützt ihn. "Ich werde Sie in ein Krankenhaus bringen."
Mühsam schleppt Sie den 100 Kilo Mann, plötzlich stolpert sie und beide fallen zu Boden. Ein trauriges Bild offenbahrt sich den beiden Spaziergängern, die gerade des Weges kommen.
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"Ahhh, mein Kopf, was, was ist passiert?" Oskar kommt benommen wieder zu sich.
"Alles einigermaßen in Ordnung?" Robert war mittlerweile bei ihm eingetroffen.
"Ich denke schon, ahhhrrgg" Die restlichen Passanten gehen unbeirrt weiter, andere sehen von sicherer Entfernung aus zu dem Mann, der eben noch von einer Straßenbahn erfasst wurde. "Wie konnte das passieren?" - "Ich, äh, weiß nicht" - "Kommen Sie, ich bring sie in ein Krankenhaus!" - "Nein, alles in Ordnung, wirklich, ich muss nach Hause" - "Wo wohnen Sie, ich helfe ihnen" - "Ich wohne, ahh meine Hand, ich wohne in einem Dorf nahe von hier, Rescht heißt es" - "Kenn ich, ich helfe Ihnen, es gibt da eine Abkürzung"
Robert hilft dem geschwächten Mann auf die Beine und sie machen sich auf den Weg.
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'Wenn ich schon sterbe, dann so wie Jesus Christus'
Ein Mann in Kutte und Halbglatze steht auf einem Hochsitz, der sich an einem Waldrand befindet. Es ist Pfarrer Kalupke, der die Schmach nicht mehr ertragen kann, die ihm die Gemeinde von Rescht auferlegt hatte. 'ich habe diesen Jungen niemals angefasst, keiner glaubt mir, ich wurde meines Amtes verwiesen, Gott, ich komme zu dir, so wie damals dein Sohn'
"Aaahhrrgggg" schreit der Pfarrer, als er sich den ersten Nagel durch die Hand schlägt, die somit fest mit dem Jägerstand verbunden ist. Als er sich nach vorne beugt, um den linken Fuß festzunageln verliert er das Gleichgewicht.
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An einer entfernten Klippe steht ein Mann, der ziemlich zerschunden aussieht. Er hatte schon alles vorbereitet. An einem Baum hatte der die Schlinge festgeknotet, die um seinen Hals lag, er hatte sich schon von Kopf bis Fuß mit Petroleum übergossen, das Giftfläschen ruht bereits in seiner Hand und er sieht traurig die Klippe hinunter. "Nun den, wenn meine große Liebe tot ist, will ich auch nicht mehr länger leben!" Er entzündet sich, schluckt das Gift hinunter und stürzt sich die Klippe hinab.
Der Strick reißt und er fällt ins Wasser. Dieses löschte das Feuer das ihn umgab und durch den Kälteschock, den er aufgrund des eiskalten Wassers erleiden musste, wurde das Gift unwirksam.
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"Bald können Sie sich niederlegen, es ist nicht mehr weit, sobald wir durch den Wald sind, sind sie schon fast zuhause!" Robert und Oskar gehen den schmalen Waldweg entlang. "Ich hab das was gehört!" murrt Oskar. So schnell es ihm möglich ist eilt er zu der Stelle, an der er das Geräusch vermutete. Robert folgt ihm. "Nein, nein, das ich, das kann nicht sein, Doris ...." Mit Entsetzen stellt er fest, das es Doris ist, die Frau, die er vor einigen Stunden noch so gehasst hatte, lag tot vor ihm. Von einem spitzen Ast durchbohrt, neben ihr ein Mann, dessen Kopf an einem Stein aufgeschlagen haben musste. Die Fleischfetzen an einem Felsbrocken deuten zumindest darauf hin.
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"uhh, wo bin ich?" Oskar kommt in einem Krankenhaus wieder zu sich. Ein Fischer, der ihn im Wasser treiben sah, hatte ihn dorthin gebracht. Neben ihm erblickt er den Vater von Doris, ob er schon von ihrem Tod wusste? Der Anruf kam plötzlich, ihr Vater erfuhr von der traurigen Nachricht und ein Herzinfakt machte seinem Leiden ein Ende. Oskar starb wenige Stunden darauf an Unterkühlung.