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Suche nach oXo

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02.06.2011
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Suche nach oXo

Suche nach oXo !
Den ganzen Tag hatte Eva darüber nachgedacht, wie sie an seine Emailadresse kommen könnte. Als sie sich damals getrennt hatten, hatte sie alle Daten über und von ihm gelöscht. Ein klarer Schlussstrich, würde ihr am Besten helfen, ihn und die gemeinsam verbrachte Zeit zu vergessen. So hatte sie es sich jedenfalls gedacht. Doch jetzt, Jahre später, musste sie immer noch an ihn denken. Dann vor ein paar Tagen, auf der Suche nach Zerstreuung, fand sie etwas, das sie stutzen ließ. Gerade besuchte sie im Internet eine Seite, auf der sie sich vor Jahren angemeldet hatte, da las sie einen älteren Beitrag im Forum, der ihr erst jetzt interessant vor kam. Eva hatte den Text schon früher gelesen, als belanglos abgetan und wieder vergessen. Doch nun, als sie alles noch einmal las und daran dachte, welche Informationen sie im Web über ihn gefunden hatte, wusste sie, der Text kam von ihm! Auch wenn der Eintrag anonym gehalten war, sie war sich sicher eine Nachricht von ihm gefunden zu haben. Schlagartig war es mit ihrer Ruhe vorbei. Wieso hatte sie es nicht damals schon erkannt, das er die Worte an sie getippt hatte? Laut Datum war der Eintrag fast drei Jahre alt. Zu dem Zeitpunkt war sie mit anderen Dingen beschäftigt gewesen und hatte die Andeutungen im Text nicht wahrgenommen. Nun, als sie die Worte nochmals las, fiel es ihr sofort auf. Trotz Fragestellung ein Ausrufezeichen am Ende des Satzes, als wenn der Schreibende die Antwort auf seine Frage bereits kannte. Der Name vom Server und des Absenders waren Ortsnamen, die, mit ihrem neuen Wissen, auf ihn zutreffen konnten. Oder bildete sie sich das alles ein? Nur Wunschdenken?
Lars! Eva dachte daran, wie sie ihn kennen gelernt hatte. Beide in einer festen Beziehung und auf der Suche nach einer unkomplizierten Abwechslung. Sie hatte eine Kontaktanzeige für eine Mailfreundschaft aufgegeben. Er hatte sich darauf gemeldet. Einfach nur ein paar Mails austauschen. Eine locker Freundschaft oder ein Flirt vielleicht, aber nichts Ernstes. Dann Fragen und Antworten, die immer direkter wurden. Mails die immer schneller beantwortet und mit Ungeduld erwartet wurden. Die Hemmschwelle sank wegen der Anonymität sehr schnell. Wünsche und Phantasien wurden ausgetauscht. Dann Panik vor der Enttäuschung beim Austausch der eigenen Fotos. Unbegründet wie sich schnell herausstellte, denn sie fanden auch am Aussehen des anderen Gefallen. Der nächste Schritt, ein Telefonat. Plötzlich mit einem realen Menschen sprechen. Stück für Stück wurde aus den einzelnen Puzzleteilchen ein lebendiges Wesen. Bis ein Treffen zur Sprache kam. Der erste richtige Streit, weil Eva Angst bekam. Angst davor nicht nur ihre damalige Beziehung zu gefährden, sondern den Freund und Liebhaber aus ihrer Phantasiewelt zu verlieren. Sie dachte nicht, das ein Bildnis der Realität standhalten könnte. Lars gab auf! Wollte alles beenden. Sie musste sich entscheiden. Was stand zur Wahl? Eine sofortige Beendigung des Kontaktes oder ein Treffen mit dem Risiko auf Antipathie zu stoßen. So oder so waren sie an einem Punkt angelangt, an dem die Mailfreundschaft nicht mehr weiter geführt werden konnte. Also willigte sie einer Begegnung mit dem vertrauten Fremden zu!
Noch am selben Abend, nach dem Treffen mit Lars beendet Eva ihr Beziehung zu ihrem Lebensgefährten und zog die Tage danach aus.
Lars und Eva versuchten es fast drei Jahre lang. Eine Fernbeziehung mit Misstrauen, Trennungen und Wiedervereinigungen. Es klappte nicht. Am Ende war klar, sie passten im realen Leben nicht zusammen. Da wo in Geschichten und Filmen ein "happy End" kam , hatte ihr "Happy" ein Ende.
Das alles lag jetzt fünf Jahr zurück. Sie wusste, er war, wie sie, mittlerweile verheiratet und hatte Kinder. Eva wollte weder eine Ehe zerstören noch Kinder ins Unglück stürzen. Sie wollte keinen erneuten Versuch einer Beziehung mit ihm. Auch keine Affäre. Aber was wollte sie? Wieder eine Mailfreundschaft? Könnten sie tatsächlich einfach nur Brieffreunde sein? Über welche Themen würden sie schreiben? Natürlich würden sie es verheimlichen müssen. Kein Partner würde so eine Freundschaft tolerieren. Wäre es also Fremdgehen? Wie weit durften ihre Gedanken gesponnen werden? War der Austausch von Phantasien zu viel? Würden sie den neuen Kontakt von Anfang an einschränken müssen? Wenn Lars darauf nicht eingehen würde, was dann?
Doch hatte sie nun schon zu weit gedacht. Eva hatte schließlich noch immer keine Idee, wie sie ihn kontaktieren sollte. Ihre Nachricht an die Mailadresse aus dem Forum blieb bisher unbeantwortet. Wahrscheinlich nutzte Lars diese schon seit Jahren nicht mehr. Sicher konnte sie an seine Telefonnummer kommen, aber auch mit einem Anruf konnte sie seine Ehe gefährden. Mit einigen Lügengeschichten konnte sie bestimmt an sämtliche andere Daten kommen, aber sie war keine Stalkerin. Eva würde ihm die Wahl überlassen. Sie würde eine Geschichte schreiben! Eine Story über die Suche nach oXo. Den Nick, von dem sie dachte, daß nur sie ihn kannte. Eva hoffte, er würde auf den Namen aufmerksam, die Geschichte lesen und sich bei ihr melden!
Eva würde warten müssen. Vielleicht musste sie auf die Antworten ihres Fragenkataloges ihr restliches Leben warten. Wird es überhaupt das Wunder geben, das er ihre Geschichte findet und liest? Wer weiß ....

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,

Als sie sich damals getrennt hatten, hatte sie alle Daten über und von ihm gelöscht.
Ja … wenn man „sich trennt“ .spaltet man sich in zwei Hälften. Man trennt sich voneinander. Das ist so was bisschen pedantisches. „Peter und Andrea küssen sich“ heißt: Jeder der beiden versucht irgendwie sich selbst zu küssen. Das wird man in zwei Jahren wahrscheinlich nicht mehr kritisieren, weil es endgültig zur Standardsprache geworden ist, aber wenigstens im Kopf haben sollte man es:
Als sie sich damals von ihm getrennt hatte. So heißt es richtig.

Und jetzt: hatte sie alle Daten über und von ihm gelöscht.
Das heißt: hatte sie alle Daten über ihm gelöscht. Und das geht nicht.
Es muss heißen: hatte sie alle Daten über ihn und von ihm gelöscht.

Ein klarer Schlussstrich
Ein Schlussstrich ist immer klar. Der Schlussstrich ist ja genau das, keine verwaschene Linie, kein peu-a-peu Übergang, sondern ein Schlussstrich, der ist klar. Schluss ist klar und Strich ist auch klar, dafür ist das Wort ja gemacht worden: Ein klares Ende. ;)
(Kein Komma danach)

Laut Datum war der Eintrag fast drei Jahre alt. Zu dem Zeitpunkt war sie mit anderen Dingen beschäftigt gewesen und hatte die Andeutungen im Text nicht wahrgenommen.
Ja, ich muss da schon grinsen, Sie vermisst ihn ja in so einem abstrakten Kontext. Es fehlen ihr nicht die Gespräche mit ihm, es fehlt ihr nicht, dass er sie verstand, oder dass er ihr ein gutes Gefühl gegeben hat, oder dass er sie sexuell was weiß ich. Nein, er fehlt ihr so abstrakt. Einfach so! So eine nicht fest zu machende Sehnsucht.
Und jetzt dieses total banale Ereignis, da war mal was, und als es war, war sie halt nicht sehnsüchtig, sondern … sie hat irgendwas anderes gemacht.
Also bis zu dem Zeitpunkt wurde beschrieben, wie stark diese Sehnsucht war und jetzt hier an dem Teil so ganz lapidar heißt es: Naja, so richtig sehnsüchtig ist es auch nur, wenn sie grad nichts anderes zu tun hat. ;)
Das ist so die Liebe in Zeiten des Internets: Ich liebe ihn, weil mir grade langweilig ist1

Der Name vom Server und des Absenders waren Ortsnamen, die, mit ihrem neuen Wissen, auf ihn zutreffen konnten.
Hö? Hört sich sehr seltsam an. Nennt er sich: Rattenfänger und mittlerweile weiß sie, dass er in Hameln wohnt? Server sieht man doch normal gar nicht in nem Forum, das sehen nur Administratoren. Naja egal.

Beide in einer festen Beziehung und auf der Suche nach einer unkomplizierten Abwechslung.
Ich muss immer lachen an den Stellen. Ich stell mir das wirklich so vor. Irgendwie … die Gilmore Girls abgesetzt und dann hatte man mittags ne Stunde frei. ;)

Noch am selben Abend, nach dem Treffen mit Lars beendet Eva ihr Beziehung zu ihrem Lebensgefährten und zog die Tage danach aus.
Das ist doch bestimmt so eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht!
Beendete und „ihre“ … und Lebensgefährten, alder. Wie alt isse denn? Mitte-40? Ihr Freund, mit dem sie zusammenwohnte,

Lars und Eva versuchten es fast drei Jahre lang. Eine Fernbeziehung mit Misstrauen, Trennungen und Wiedervereinigungen.
Die Geschichte, also grade der Satz, der heißt für mich decodiert: Es ging um Sex! Ständig ging es da um Sex! Misstrauen – das heißt einer ist eifersüchtig. Das ist klar, wenn man die neue Freundin einem Typen ausgespannt hat, dann denkt man ständig: Mich wird die auch betrügen. Also warum geht der Text nicht dahin, wo es wirklich spannend ist. In diesen Figuren, in diesem Konflikt, das ist das Problem, wenn man vom eigenen Leben schreibt, da will man natürlich nicht, dass einen wildfremde Menschen mit nacktem Hintern Macarena tanzten sehen, aber … zu einer spannenden Geschichte gehört das halt. Man muss dahin gehen, wo es weh tut. Ich will auch nicht, dass jeder gleich sieht: Guck mal, da schreibt er wieder über sich!
Deshalb nimmt man das eigene Leben halt als Inspiration oder als Steinbruch, dann denkt nicht jeder: Guck an, der Quinn, sitzt wieder in Unterhosen vorm Baumarkt und bewirft kleine Kinder mit Steinen!

„Ich hatte da mal eine Freundin und dann war es so und wir hatten eine On-Off-Beziehung und wir haben charakterlich nicht zusammen gepasst und es fiel uns alles sehr schwer“ – so erzählt man es irgendwem, bei dem man ständig darüber nachdenkt: Was denkt der jetzt von mir?
Aber in einer literarischen Geschichte geht das nicht so einfach. Man kann den Leser nicht so mit Small-Talk abspeisen; der wittert das.

War der Austausch von Phantasien zu viel?
Es tut mir leid, aber … das ist für mich wirklich ein Problem. Ich weiß nicht, ob die Geschichte autobiographisch ist, es interessiert mich auch nicht sonderlich, aber so wie sie geschrieben ist und wie sich um diese Themen immer gedrückt wird, habe ich das Gefühl, ich lese eine Geschichte, in der jemand Dinge, auf die er nicht sonderlich stolz ist, so darstellt, das er dabei ganz gut wegkommt und sie mal erzählt hat.
Also offensichtlich war zwischen den beiden eine starke sexuelle Anziehung. Und die Frau vermisst das nun. Die hat Kinder und einen Ehemann und offensichtlich fehlt ihr „etwas“ in ihrem Leben, das ihr da der andere geben konnte. Und wahrscheinlich ist das Sex. Und vielleicht ist sie ne Drama-Queen, weil sie vor 3 Jahren noch glücklich war und jetzt ist ihr neuer Mann schon 3 Jahre ihr alter Mann und jetzt will sie wieder was anderes.

Darüber kann man doch schreiben, das ist doch nur menschlich. Wenn du die Geschichte so offensiv erzählt hättest, wäre das ein starker Stoff geworden. Und so wird daraus: Küchenpsychologe Quinn reimt sich aus einem trögen Text eine Psychologie der Autorin zusammen.

Alder. Und dann das Meta-Flaschenpost-Ende.

Bei der Geschichte muss, MUSS, die Erzählerin unbedingt einige Dinge zugeben, die nicht sehr schmeichelhaft für sie sind. Und wenn man sich als Autorin so sehr mit der Figur identifiziert, dass man das nicht kann, sie auch nicht kritisch hinterfragen kann, dann muss man eine Erzählerin in einem Kontext nehmen, zu der man größeren Abstand gewinnen kann.

Gruß
Quinn

P.S.: Wenn ich immer les, auf was für einen Mist, die Frauen in Internetbeziehungen reinfallen, ... da kann ja jeder, der seinen Namen buchstabieren kann und mal ne Folge Friends gesehen hat,10 sexuell frustrierte Frauen an jedem Finger haben.

 

Hallo, Viridiana.
Da gebe ich Quinn recht, es fehlen noch viele Infos. Für einen aussenstehenden ist die ganze Sache nur so nachvollziehbar, wie Quinn er bereits erklärt hat.
Aber ich bin auch gespannt auf einen weiteren Teil. Wird es einen geben?

 

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