Ferdinand von Schirach:
"Der Dorn"
"Notwehr"
"Das Cello"
(Aus: Verbrechen) ... eigentlich sind alle Geschichten herausragende, kurzweilig-spannende, tiefgründig-schwarzhumorige und stilistisch nahezu perfekte Literatur. Grad dieses Jahr erschienen. (Basierend auf wahren Begebenheiten, von Schirach ist Strafverteidiger.)
Feldmayer hatte die Figur längst vermessen, er hatte über sie alles gelesen, was er finden konnte, und er hätte sogar den Schatten, den die Figur auf den Boden warf, aus dem Kopf zeichnen können. Aber irgendwann zwischen dem siebten und achten Jahr Jahr im Museum, ganz genau wusste er das nicht mehr, begann alles. Feldmayer saß auf seinem Stuhl und sah die Büste an, ohne sie wirklich zu sehen. Plötzlich fragte er sich, ob der Knabe den Dorn in seinem Fuß gefunden habe. Er wußte nicht, woher die Frage kam, sie war einfach da, und sie verschwand nicht mehr.
("Der Dorn", über einen Museumsangestellten, der aus einer Planungsunachtsamkeit jahrelang in einem einzigen Raum mit nur einer Skulptur darin sitzt - während alle anderen Angestellten Räume im Wechsel zugeteilt bekommen. Fast eine Geschichte um sensorische Deprivation.)
Pocol war cholerisch und brutal, und er wusste, dass das sein Kapital war. Jeder hatte schon einmal die Geschichte des Wirtes gehört, der zu Pocol gesagt hatte, er solle bezahlen, was er esse. Das war fünfzehn Jahre her. Pocol kannte den Wirt nicht, und der Wirt kannte Pocol nicht. Pocol hatte die Bestellung an die Wand geworfen, war zu dem Kofferraum seines Wagens gegangen und mit einem Baseballschläger zurückgekehrt. Der Wirt verlor die Sehkraft auf dem rechten Auge, die Milz und die linke Niere und verbrachte den Rest seines Lebens im Rollstuhl. Pocol wurde wegen versuchten Totschlags zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Am Tag des Urteils stürzte der Wirt mit seinem Rollstuhl eine U-Bahn-Treppe herunter. Er brach sich das Genick, und nachdem Pocol entlassen wurde, musste er nie wieder ein Essen bezahlen.
("Tantas Teeschale")
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Boris Rudenko: "Der See" (Gut eingerichtete Planeten. Phantastische Geschichten. Über amazon Händler für nen euro. Eigentlich sowjetische SciFi, und überhaupt ein tolles Buch.)
Gabrielle Ménardau: "Haß" (Französische Gespenstergeschichten. Fischer Verlag 1972)
Clive Barker: "The Book of Blood" (aus, duh, The Books of Blood Vol I)
Quasi ein Tip von Webby, der mich völlig begeistert hat:
Alles von James Tiptree Jr. (Pseudonym), auf der englischen Wikisite findest Du im Anhang mehrere ihrer SciFi-stories als pdf.
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Edit: Liest sich im Original scheußlich, sehe ich grad. Die Übersetzung ist sehr schön und gruselig. Ist wohl für Deinen Kurs zu altmodisch:
M.R. James: "Oh Whistle, and I’ll Come to You, my Lad"
http://www.classichorrorstories.com/stories/stories.html
(auf Dt in Englische Gespenstergeschichten. Fischer Verlag)