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Sturmzombies im Feuer
Sturmzombies im Feuer
Zombies, es gibt sie. Sie existieren und fast alles, was man über sie gehört hat ist wahr, das wusste Mark jetzt.
Sie lauerten ihm überall auf und sobald er nur zur Tür heraus ging, würden sie über ihn herfallen. Sie wollten sein Fleisch, das war klar - genauso wie die Tatsache, was sie mit seinem Fleisch vorhatten
Sie würden es ihm von den Knochen ziehen und die Fetzen verspeisen, sein Blut trinken (auch wenn es über den schmutzigen Boden der Bahnhofstraße lief), mit seinen Augäpfeln schmatzen, seine Zunge verschlingen, auf seinen Knochen herumkauen und abschließend seine Haare eventuell als Zahnseide benutzen.
Bei diesem Gedanken strich er das verfilzte, schulterlange, braune Haar aus seinem fettigem Gesicht mit dem Drei-Tage-Bart. Seine blauen Augen wanderten ziellos durch das kleine Zimmer, doch was wollte man auch nach einer halben Packung Metadon erwarten - ein Blick wie ein Adler vielleicht? Mark kicherte bei dem Gedanken kurz und warf sich eine weitere Metadon ein. Die trockene Masse knirschte unter seinen leicht gelblichen Zähnen, doch schon kam sein mittlerweile guter Freund „Tullamore Dew“ und machte ihm den Mund mit einer großen Welle frei.
Erfrischt, oder das was er erfrischt nannte, ging Mark unruhig in seiner Wohnung umher und blieb schließlich am Fenster stehen. Er sah sie alle, sie schlurften und schlenderten langsam die Bahnhofstrasse in Saarbrücken rauf und runter.
Schmatzend und klatschend stellten sie ein Bein nach dem anderen nach vorne und mit nahezu jedem Schritt verloren sie ihre faule, stinkende Haut. Ihre undefinierbaren Laute, die sie von sich gaben, drangen noch durch die Fensterscheibe an Marks Ohr und jagten ihm Schauer um Schauer über den Rücken.
Kleidung hing nur noch in Fetzen an ihren entstellten Körpern und entblößte eiternde Wunden und geronnenes Blut an den von Maden zerfressenen Hautteilen, die noch nicht abgefallen waren und den alten Steinboden verätzen konnten.
Vor nur wenigen Stunden, rein rechnerisch gesehen vor nur fünfzehn Stunden waren es nur ein paar gewesen, aber warum nur jetzt so viele? Seine Gedanken kreisten in seinem Kopf und schienen Pingpong zu spielen, während er noch einmal die Geschehnisse durchging.
Den ersten Zombie hatte er gesehen, als Mark vor einer Woche abends aus einer Kneipe weiter oben im Stadtteil Eschberg kam. Warum war er nochmal dort gewesen? Wahrscheinlich wollte er einfach nur was trinken und vielleicht jemanden kennenlernen. Er wusste es jedenfalls nicht mehr, schon damals nicht mehr, als sein alkoholvernebelter Verstand (und hatte er nicht auch mit Klaus-Dieter einen Joint geraucht?) resignierend die schlurfende und schmatzende Gestalt nur zehn Meter vor ihm wahrgenommen hatte.
Schockiert hatte Mark auf die wankende Gestalt gestarrt, die sich langsam auf ihn zubewegte. Die Kleidung hing schlaff an dem Zombie herunter und Speichel tropfte auf den Asphalt der Straße.
Zuerst dachte Mark, dass er schlafen würde und dies ein Alptraum sei, doch als es plötzlich warm und nass an seinen Beinen wurde, wusste er es besser. Nur ein paar Schritte konnte er nach hinten taumeln, bis er selbst unkoordiniert auf den Hintern fiel.
Mark wollte schreien, doch sein Mund war wie festgeklebt. Ein schneller Griff an den Mund offenbarte dann die schockierende Wahrheit, dass dem tatsächlich so war! Mit seinen Finger tastete er in Panik an dem Teil herum, wo seine Lippen waren, doch er fand nur seine unrasierte Haut. Mark spannte die Muskeln in seinem Gesicht und bekam tatsächlich einen Teil seines Mundes wieder, in geschmolzener Form. Einzelne, rötliche Fäden tropften anschließend von knapp unterhalb seiner Nase auf sein Kinn und zogen sich wie zäher Teer als er erneut zu einem lautlosen Schrei ansetzte.
Und dann...ja dann...dann wusste er auch nicht mehr weiter. Wie war das nochmal? Der Zombie war nähergekommen, hatte seine modrigen Arme nach ihm ausgestreckt und...totaler Blackout. Er wachte auf seinem Sofa auf, diesem vergilbtem, alten Teil, dessen Bezüge schon längst hätten weggeworfen werden müssen. Sein Kopf tat bis zur Unendlichkeit weh, als diese lästigen kleinen Elfen mit ihren Vorschlaghämmern auf seinen blanken Schädel hämmerten und ihm Kopfschmerzen der allerfeinsten Klasse bescherten.
Auf wackligen Beinen taumelte Mark durch das chaotische Zimmer, das durch den hereinfallenden Lichtschein zwischen den verrauchten nicht viel freundlicher wirkte....oh hey, es war schon nächster Morgen, wie Mark jetzt erst realisierte.
Doch noch taten ihm sogar die Sonnenstrahlen in den Augen weh, sodass er sich halb blind auf ins Badezimmer machte. Im Arzneischrank fand er das, wonach sich sein Körper jetzt am meisten sehnte: Aspirin. Und da die Elfen noch immer nicht mit hämmern aufhören wollten, nahm er gleich acht Stück davon, ehe er dann doch wirklich das wichtigste sah, nach dem er sich derzeit sehnte: Sein guter Freund Jack Daniels, der auf ihn geduldig wartend am Waschbeckenrand stand.
Einen tiefen Zug später fühlte sich Mark schon viel besser und drohte doch gleich wieder umzukippen, als er all das Blut sah, dass überall verteilt war. Das Badezimmer glich mehr einem Schlachthaus mit all dem Blut an den Wänden, auf dem Boden und gefüllt in der Badewanne, soweit er von hier aus sehen konnte. Mark hatte nicht mal bemerkt, dass er durch eine Blutspur gegangen war, als er vom Wohnzimmer hierher kam, die wie eine grausige Markierung wirkte.
Und dann dieser Gestank! Als Mark nach ein paar Sekunden infolge des Alkohols und der Medikamente stark anfing zu schwitzen, gingen ihm gleichzeitig die verstopften Nebenhöhlen auf und diese abartige Fäulnis stieg ihm sofort in die Nase.
Schnell war die Ursache dafür gefunden, als er sich der Badewanne näherte und erkannte, dass dort der unsauber zerteilte Körper eines Zombies lag. Arme, Beine und der Kopf sahen wie abgerissen aus und schwammen in ihrem eigenen Blut, während das Fleisch von den Knochen abfaulte und die holzähnlichen Knochen freigab.
Mark sah die Schweinerei, kämpfte einen Augenblick mit seinem Magen, ehe er den Kampf nach nur einer Sekunde verlor und seinen Mageninhalt, oder was davon übrig war, zusätzlich in die Keramikwanne erbrach. Nachdem nach etwa zwanzig Sekunden nur noch Magensäfte und Blut herauskamen und seine Kehle wie Feuer brannte, musste er einen neuen Kampf führen, diesmal gegen sein Bewusstsein...aber leider ging er in der ersten Runde nach nur drei Sekunden Kampfzeit zu Boden.
Aufgewacht war er etwa zwölf Stunden später mit einem mehr als flauen Gefühl im Magen. Weiterer Magensaft war mit Speichel aus seinem Mund geflossen, sodass seine Wange schmatzte, als er sich erhob. Taumelnd kam er wieder auf die Beine und blieb diesmal standhaft, als er wieder den Anblick der zerlegten Leiche sah.
Dann trat er aus dem Badezimmer raus, machte Licht im Wohnzimmer an und ließ sich auf sein Sofa nieder, ungeachtet all des Blutes, das hier und an seiner Kleidung klebte. Was war verdammt nochmal geschehen? Diese Frage beschäftigte Mark immer wieder und wieder, bis es schließlich nur eine simple Lösung geben konnte: Er war die Rettung der Menschheit; der Auserwählte im Kampf gegen die Zombies und ihre anstürmende Herrschaft.
Offenbar schien nur er allein den Kampf aufnehmen zu können, denn als er einen kurzen Blick aus dem Fenster mit halb-glasigen Augen machte, schien es außer ihm im näheren Umfeld keine lebende Person mehr zu geben, nur noch diese stinkenden, entsetzlichen Untoten.
Doch er würde nicht kneifen und nicht kampflos aufgeben. Wenn diese Ungeheuer die Welt übernehmen wollten, dann würden sie erst an ihm vorbeimüssen. Und sollten sie seinen Körper in fetzen reißen und sich an seinem Fleisch laben wollen, so würde er zumindest so viele mit in den endgültigen Tod nehmen, wie er nur konnte.
Deswegen verbrachte er den ganzen, folgenden Tag zu Hause um einen Plan zu schmieden. Eine etwas ältere Packung Lyonerwurst in Scheiben diente ihm als Mittel gegen den gröbsten Hunger, doch hauptsächlich ernährte er sich von seiner Minibar, die nicht wirklich viel Wahrheit in der ersten Silbe in ihrem Namen hatte. Oder, um es so auszudrücken: mit dem Vorrat alkoholischer Getränke in dieser Wohnung wäre eine dreitätige Party mit ordentlichem Saufgelage für zwei Dutzend Personen locker möglich gewesen.
Und als eine gewisse Müdigkeit einsetzen wollte um seinem Körper eine für ihn ungeplante Ruhepause einzulegen, griff er auf seinen geheimen Vorrat verschiedener Drogen zurück. Als er den Film Ghost Dog gesehen hatte, kam ihm ein genialer Einfall aus einigen Dielen unter dem Teppich im Wohnzimmer ein Puzzle zu machen, unter dem seine alten Freunde LSD, Kokain, Speed, Marihuana und Heroin nur darauf warteten ihn wieder eng begrüßen zu dürfen.
Und oh ja, zusammen mit Speed und Kokain machte er sich gemeinsam in der folgenden Nacht auf, sich durch die Innenstadt von Saarbrücken zu schleichen, immer bedacht darauf im Dunkeln und Verborgenen zu bleiben. Sein Ziel war ein altes Waffengeschäft, in das er schnell mit Hilfe eines Bolzenschneiders und eines Hammers einbrach. Glücklicherweise verfügte das Geschäft über keine Alarmanlage. Ha, das musste man sich mal vorstellen, aber ironischer- und glücklicherweise war es so. Das letzte, was er noch zudem hätte gebrauchen können, waren diese Zombies hier, angelockt durch das Heulen einer Sirene. Dennoch verlor er nicht zu viel Zeit und füllte die mitgebrachte Sporttasche mit allerlei Spielzeugen, die ihm im Kampf gegen die lebenden Toten unterstützen würden.
Seitdem saß er hier bei sich und fasste einen Entschluss. Mark hatte schon seit Tagen das seltsame Gefühl, heute Abend in einer Gaststätte im Stadtteil Burbach sein zu müssen. Und genau diese Ahnung bestätigte seine Vermutung der Auserwählte sein zu müssen noch mehr: Helden wurden doch immer irgendwie mit Informationen, Legenden und Ahnungen versorgt und in Filmen und Büchern kümmerte es kein Schwein, woher eigentlich.
Gewaschen hatte er sich seit jenem Tag nicht mehr und noch immer faulte und zersetzte sich die Leiche in seiner Badewanne, während ihr mittlerweile durch die Wohnung dringender Gestank nach der leibhaftigen Hölle ihre Runden zog und nicht daran dachte aufzuhören.
Marks Kleidung war noch genauso blutbesudelt, war aber noch schmutziger und stinkender ohne Anstalten zu machen sich von alleine zu reinigen. Doch das kümmerte ihren Träger ebenso wenig wie die Tatsache, dass er sich auch nur einmal die Zähne putzen oder seine Haare waschen könnte.
Heute Nacht würde er vermutlich sterben, denn bei solchen Vorahnungen war meistens eine tragische Heldenrolle vorgesehen. Und wenn eben er sie erfüllen musste, dann soll es eben so sein.
Mark lud alle Waffen durch, packte sie ein und machte sich schleichend auf den Weg. Die Stunde der Wahrheit schlug. Nun gab es nicht nur Zombies, sondern die noch viel schrecklichere Version von ihnen: Sturmzombies. Das hatte er vom Fenster aus beobachtet. Sie konnten laufen und rennen wie normale Menschen, doch waren auch sie fleischgeile Untote, die nur den Tod wollten und brachten. Doch eine kleine Überraschung hatte er auch noch für sie parat und die befand sich zwischen den Waffen in seiner Tasche. Mark kicherte auf dem Weg zu seinem Ziel in der immer dunkler werdenden Nacht.
Am nächsten Tag ging ein Schock nicht nur durch das Saarland, sondern auch durch ganz Deutschland, als es zu einem grausigem Polizeibericht kam. Nicht einmal zwei Stunden später erschien ein vollständiger Bericht in allen Zeitungen.
Blutiger Amoklauf in saarländischer Hauptstadt
Saarbrücken. Wie aus polizeilichen Quellen bekanntgegeben, wurde die Ursache an einem blutigem Mord vor wenigen Tagen, einem Einbruch in ein Waffengeschäft vor wenigen Nächten, sowie dem grausamen Amoklauf mit anschließendem Feuermassaker in dem beliebten Country-Nachtclub Wild Wild Saar im Stadtteil Burbach geklärt.
Alleiniger Täter soll der Country-Star Mark „Gunslinger“ Bamberg gewesen sein, der an diesem Abend seine neue CD in der saarländischen Hauptstadt bei einem Liveauftritt vorstellen sollte. Bamberg war in der Vergangenheit wegen Trunkenheit am Steuer, Besitz und Handel mit Rauschmitteln, sowie exzessiven Drogenproblemen mehrfach vor Gericht und brach vor drei Monaten eine Rehabilitation ab, aus Gründen der Selbstheilung, wie er selbst angab. Kritiker und auch Freunde des Sängers gaben jedoch an, dass Bamberg seine inneren Dämonen nicht überwunden hätte und auch in der Tatwoche soll er Rauschmittel und Alkohol in rauen Mengen genommen haben.
In der Wohnung des Festgenommenen fanden Beamte der Ermittlungseinheit unbestätigten Berichten zufolge erhebliche Mengen harter Drogen und Unmengen Alkohol; eine Bestätigung wird noch erwartet.
Der Tathergang soll laut Polizeiangaben wie folgt verlaufen sein: Mark Bamberg verließ in der Nacht vom Sonntag zum Montag stark betrunken und offensichtlich auch in Kontakt mit Rauschmitteln eine nicht genannte Kneipe, wo er sein späteres Opfer Oswald Klein angerempelt und niedergeschlagen haben muss. In der Wohnung des Angeklagten fand man die Leiche von Oswald Klein brutal zerstückelt in der Badewanne.
Die Videokamera eines namhaften Waffengeschäftes hat in der Nacht vom Dienstag den dreisten Einbruch Bambergs aufgezeichnet, der offensichtlich so stark benommen war, dass er die Alarmanlage nicht hörte und mit deutlich glasigem Blick sich mit Schusswaffen eindeckte. Aufgrund der mangelnden Bildqualität und des wirren Aussehens Bambergs konnte ihn die Polizei vorerst nicht identifizieren.
Mit den erbeuteten Waffen machte sich Bamberg dann schließlich am Samstagabend auf, das traurige Massaker anzurichten. Mit einer mit Schusswaffen und selbstgebastelten Brandsätzen gefüllten Sporttasche kam er schließlich gegen 22:00 Uhr im Stadtteil Burbach an und eröffnete dort das Feuer, scheinbar wahllos, auf sich nähernde Passanten, die eventuell um ein Autogramm bitten wollten.
Die Gäste im Innern des Clubs schließlich konnten wohl aufgrund der lauten Musik nicht die Schüsse hören und warteten geduldig auf die Ankunft des Sängers, was ihnen schließlich zum Verhängnis wurde.
Nachdem er die Tür blockierte, begann für die Gäste ein wahrer Alptraum, als der betrunkene Sänger das Feuer eröffnete und einen Amoklauf startete. Etwa der Hälfte aller Gäste gelang es sich zu verstecken, doch noch bevor die örtliche Polizei eintreffen konnte warf der Täter seine Brandsätze, bestehend aus leeren Schnapsflaschen mit Benzin gefüllt. Das Gebäude stand bereits in Flammen, als die Sicherheitskräfte die Tür aufbrechen konnten, dabei jedoch leider nur noch die sterbenden Menschen vorfanden, die bei lebendigem Leib verbrannt wurden.
Wie durch ein Wunder schien nur Mark Bamberg selbst überlebt zu haben, der laut Polizeiangaben im Eingangsbereich stand und wie von Sinnen gelacht haben soll, während er immer wieder „jetzt sind es Sturmzombies im Feuer“ geschrien habe. Derzeit befindet sich Bamberg in höchster Sicherheitsverwahrung und wird verhört werden, sobald dessen Geisteszustand es erlaube.
Zu weiteren Informationen gab es bislang noch keine Auskünfte, doch werden wir ergänzend berichten, sobald weitere Neuigkeiten veröffentlicht werden.