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Stunde Null

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21.07.2016
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Stunde Null

Karl schaute erneut auf die Armbanduhr. Die Leuchtziffern zeigten Punkt 4.30 Uhr. Hier und da schossen Illuminationsraketen in die Finsternis und erhellten die Umgebung mit kalten Magnesiumlicht. Männer standen an der Brustwehr und beobachteten die feindlichen Linien. In dem stroboskopisch flackernden Licht der Explosionen und Signalraketen konnten sie einen Erdhaufen kaum von einem Menschen unterscheiden.
Karl fror. Er war bis auf die Haut durchnässt und verdreckt. Tagelange Regenströme hatten das Gelände in ein Meer aus zähem Schlamm verwandelt, der lehmige Boden war eine schmierige Masse, die alles zu verschlucken schien. Menschen, Tiere, Ausrüstung und Waffen. Alles versank in diesem Morast.
Er stand an die Grabenwand gelehnt bis zu den Knien im Dreck und das Wasser lief in seine Knobelbecher was dazu führte, dass sein Körper noch mehr auskühlte. Seine Kameraden versuchten mit dem Schanzzeug kleine Höhlungen in die Grabenwand zu schaufeln um sich vor dem Regen zu schützen, jedoch rutsche die nasse Erde immer wieder nach, so das die meisten dieses sinnlose Unterfangen aufgaben und einfach nur tropfnass zusammengesunken und zitternd auf den Befehl zum Angriff warteten. Manche rauchten aus feuchtem Tabak gedrehte Zigaretten, andere starrten nur still vor sich hin oder beteten.
Sein Freund Alfred kauerte neben ihm und versuchte einen dieser feuchten Glimmstängel mit einem genauso feuchtem Streichholz anzuzünden.
„Hast du noch etwas von dem Tabak übrig?“ fragte Karl.
„Ja, aber das Scheißzeug will nicht brennen. Es ist einfach zu nass. Hier nimm, versuchs selbst.“
Er schaffte es sich mit dem Rest an Papier und Tabak eine Zigarette zu drehen und das unförmige Ding irgendwie anzuzünden.
„Glückwunsch! Was braucht ein Mann mehr als Zigaretten, Schnaps und Weiber“ bemerkte Alfred mit einem schiefen Grinsen „Nur mit den Weibern ist es hier nicht weit her.“
Die letzten Stunden vor dem Moment an dem die Männer wie eine graue Masse aus ihren Gräben krochen und im gebückten Laufschritt auf die feindlichen Stellungen zu stürmten schien immer ewig zu dauern.

Karl kauerte sich nieder um seine Beine zu entlasten und schloss die Augen. Seine Gedanken gingen zurück zum gestrigen Abend, als sich die Kompanie unter der Leitung eines Führers und im Schutze der Dunkelheit von ihrer Stellung im Bereitschaftsraum an die Frontlinie bewegt hatte. Die Verbindungsgräben zur Front waren fast nicht mehr existent. Was die feindlichen Granaten der letzten Monate nicht geschafft haben, hatte nun der Regen erledigt und die Gräben aufgelöst. Der Schlamm drang überall hinein. Die Soldaten wirkten selbst wie ein Teil von ihm.
Über und über verkrustet mussten Karl und seine Kompanie am vorabend durch diese apokalyptische Landschaft kriechen, um in den vordersten Frontgraben zu gelangen. Auf dem Weg dorthin waren sie gezwungen über die Körper der Gefallenen zu robben, die aufgedunsen oder bereits skelettiert, noch in ihren Uniformröcken im Schlamm steckten. Drückte man zu hart auf ihren Brustkorb gab dieser mit einem matschig, schlürfenden Geräusch nach und man fasste in eine schleimige Masse aus verwesenden und abscheulich stinkenden Gedärmen. In diesen Kadavern hatten teilweise schon die Ratten, die durch das Überangebot an Nahrung dick und fett wie Kater wurden, ihre Nester gebaut und abertausende Fliegenmaden zuckten in ihnen herum. Hin und wieder lugten auch nur ein paar Stiefel, in denen noch die abgetrennten Beine ihrer Besitzer steckten, oder Arme und Hände aus der Erde heraus.
Nach zwei Stunden übermenschlicher Anstrengungen trafen sie auf eine Gruppe Soldaten, die sich in einem Trichter scheinbar schlafend aneinander geklammert hatten. Als sie sich ihnen jedoch näherten drang ein ihnen bekannter stechender Geruch in die Nasen.
„Gas, Gas!“ flüsterten sie sich zu.
Die Männer der Kompanie versuchten mit klammen Fingern die Masken aus ihren Behältern zu nehmen um sie sich schnell über die Köpfe zu ziehen. Das Atmen wurde durch die starken Filter zur Qual und das Blickfeld durch die sofort beschlagenden Sichtfenster extrem eingeschränkt. Einige der jüngeren Rekruten zerrten panisch an ihren Masken herum, da sie befürchteten zu ersticken. Die Veteranen mussten die jungen Kerle beruhigen, um sie vor dem sicheren Tod durch das unsichtbare Gift zu bewahren.
Als sie sich den Männern im Trichter näherten bemerkten sie die schrecklich verzerrten Gesichter. Schaum stand diesen Soldaten vor dem Mund und die Augen waren schreckensweit aufgerissen. Von den Gasgranaten überrascht hatten sie wohl keine Gelegenheit mehr gehabt, sich zu schützen. Das Gas kroch in den Trichter, sammelte sich am Boden und hatte sie alle auf grausame Art entstellt und getötet.

Karl erinnerte sich daran, wie die Kompanie weiter vordringen musste. Das den Angriff vorbereitende Trommelfeuer der eigenen Artillerie war ohrenbetäubend. Wie ein riesiges Feuerwerk wirkten die Explosionen der Geschosse. Furchteinflößend aber auch auf eine eigenartige Weise schön, sofern man es aus der Distanz betrachten konnte. Es jedoch am eigenen Leib zu erfahren war schrecklich. Fast jeder von ihnen hatte das schon einmal erlebt. Das Gefühl, der Gnade des Zufalls ausweglos ausgeliefert zu sein würde niemand je wieder vergessen.
So hatte man bei einem Handgemenge zumindest die Chance, seinen unmittelbaren Gegner vor sich zu töten, sofern man selbst schneller und geschickter war. Der Tod aus den Artilleriegeschossen, die die Männer , je nach Geräusch, Zischer oder Kohleöfen nannten, war jedoch unausweichlich. Einige dieser Granaten waren so groß, dass man bereits in der Luft beobachten konnte wie sie wie kreischende Lokomotiven auf einen zu kamen um im nächsten Augenblick das Leben des Beobachters in der Weise auszulöschen, dass nichts von übrig blieb, dass in einem Sarg hätte beerdigt werden können. Der Anblick eines Kameraden, der sich neben einen plötzlich in blutigen Nebel auflöst war unbeschreiblich. In ihrer Verzweifelung gruben sich die Soldaten mit bloßen Händen immer weiter in die Erde ein um dem Tod zu entgehen. Nur die wenigsten hatten das Glück in einem Unterstand einige Meter unter der Erde Zuflucht zu finden, die meisten mussten in ihren Gräben ausharren.

Den Bereich, den sie am Vorabend überquerten, war im Vorjahr noch ein dichter Wald aus Laub- und Nadelbäumen in dem Vögel zwitscherten und der Duft von feuchten Laub und Nadeln die Luft erfüllte. Nun war die Luft erfüllt von dem Geruch des Todes. Von den einst grünen Bäumen war jetzt, außer den von Kugeln und Granaten zerrissenen Stämmen die wie riesige zersplitterte Zahnstocher in der unwirtlichen Trichterlandschaft standen, nichts mehr übrig.
Genauso wie die Bäume nun aussahen, fühlten sich die Männer. Falls sie ohne größere körperliche Verwundungen die bisher von ihnen gefochtenen Schlachten überstanden hatten, so waren sie allesamt innerlich zerrissen. Nur der Überlebenswille hielt sie davon ab, sich selbst zu verstümmeln und einen Schuss auf die eigene Hand oder den Fuß abzugeben um eine Fahrkarte in die Heimat zu bekommen und damit dieser Hölle zu entfliehen.
Die Heimat! Karl dachte an seine Frau und die kleine Tochter, die er daheim im Westfälischen zurückgelassen hatte als er sich mit Begeisterung freiwillig für die Armee des Kaisers gemeldet hatte. Er zog seine Brieftasche aus der Brusttasche seiner Uniform und betrachtete das zerknitterte schwarz-weiße Foto seiner kleinen Familie im Scheine seines Feuerzeugs. Ob er die beiden je wiedersehen würde? Wie würde dieser Krieg und das Leid das er ertragen musste ihn verändern falls er zurück kam.
Er las den letzten Brief den seine Frau ihm geschrieben hatte zum vielleicht hundertsten Male und die Sehnsucht nach seiner Familie sowie die Angst sie wahrscheinlich nie wiederzusehen überwältigte ihn so plötzlich, dass ihm Tränen in die Augen schossen. „Du musst dies überstehen!“ sagte er sich „Du darfst nicht fallen, deine Familie braucht dich!“

Alfred stieß Karl heftig mit dem Ellenbogen in die Rippen und riss ihn damit aus seinen Gedanken. Er wischte sich mit dem Ärmel eine Träne fort und grinste Alfred an.
Die Mannschaft mit dem Eimer voller Schnaps kam den Graben entlang und über das Gedröhn der Artillerie war das Klappern der Essgeschirre zu vernehmen als die Männer diese aus ihrem Tornistern zogen und sich eine Kelle von dem starken Gebräu in den Napf schöpfen ließen.
Ein Offizier begleitete die Verpflegungsmannschaft und achtete darauf, dass niemand zu viel von dem Fusel erhielt. Meistens soffen sich die Soldaten, die für den Transport des Alkohols verantwortlich waren, ins Delirium bevor er die Leute für die er gedacht war, erreichte. Aber dieses Mal war genug übrig. Vor jedem Angriff hatte die Heeresleitung befohlen den starken Schnaps an die Männer zu verteilen um ihnen den erforderlichen Mut und Aggressivität einzuflößen.
„Scheiß Offiziere!“ murmelte Alfred „Die saufen und fressen jeden Abend an edel gedeckten Tischen und und lassen sich die feinen Nutten ins Kasino bringen und wir müssen hier für sie die Orden verdienen. Falls ein paar von uns dabei draufgehen? Egal! Menschenmaterial gibt’s anscheinend genug“.
„Halt die Schnauze, Alfred. Wenn der Leutnant da vorne dein Gerede mitbekommt, kannst du dir die Kugel aussuchen mit der sie dich abknallen sollen.“ mahnte Karl „Oder sie schicken dich schon mal als kleine Vorhut voraus.“
Alfred murmelte weiter irgendwelche Flüche, hielt der Verpflegungsmanschaft seinen Napf hin und leerte ihn auf einen Zug.
„Bah, ich frage mich woraus die das herstellen. Schmeckt wie Pferdepisse.“ fluchte Alfred wieder.

Karl schaute erneut auf das Zifferblatt. 5.55 Uhr. Er überprüfte nochmal seine Ausrüstung. Jeder Mann hatte Rationen für zwei Tage sowie die eiserne Reserve dabei. Darüber hinaus ein 100 Schuss Munition sowie Waffen für den Grabenkampf. Karl hatte sich selbst einen mit Nägel versehenen Eichenholztotschläger gemacht. Andere wiederum verwendeten lediglich ihre Klappspaten um den Gegner zu töten.

Die Morgendämmerung hatte eingesetzt und fahles Licht breitete sich aus. Der Hauptmann gab den Befehl die Bajonette aufzupflanzen und die Soldaten murmelten diesen Befehl von Mann zu Mann weiter.
Der Lärm des Artilleriefeuers hatte sich verändert. Das Trommelfeuer war vorverlegt worden, so dass die im rückwärtigen Bereich stehenden Reserven des Gegners nun damit bombardiert worden und die Deutschen unter dem Schutz des Stahlmantels angreifen konnten. Die Männer waren angespannt und Angstschweiß legte sich auf ihre Körper. Diese letzten Sekunden vor dem möglichen eigenen Tod konnten selbst die alten Hasen kaum ertragen. Einige der jungen Rekruten begannen zu wimmern und ihre Augen wirkten wie von Schafen, die man zur Schlachtbank führte.

Um Punkt 6.00 Uhr bliesen die Offiziere in ihre Trillerpfeifen und trieben die Männer aus dem Graben. Der Morgendunst hing wie ein graues Leichentuch über dem Niemandsland. Nur undeutlich war das verwüstete und mit Stacheldrahtverhauen gespickte Gelände zu erkennen. Der feindliche Schützengraben lag ca. 70 Meter vor ihnen. 70 Meter auf denen man auf alle erdenklichen Weisen den Tot finden konnte.

Als die ersten Soldaten die Brustwehr überkletterten, eröffneten die feindlichen Maschinengewehre das Feuer. Das tödliche Stakkato mähte die Angriffswelle sofort nieder. Manche von ihnen steckten nur ihren Kopf über den Grabenrand und sofort wurde dieser von den mächtigen Geschossen der britischen Vickers-Guns vom Hals gerissen. Blut spritzte der zweiten Welle entgegen und besudelte ihre Gesichter. Einen Moment klammerten sich die Männer noch an den Leitern fest, bis der Griff nachließ oder die nachstürmenden Mannschaften sie wieder in den Graben zurückstießen
Der kleine Wolfgang, der gerade einmal 16 Jahre alt war, sich mit gefälschten Papieren zur Armee gemeldet hatte und von allen nur „Bubi“ genannt wurde hielt sich mit furchtverzerrtem Gesicht krampfhaft an seiner Leiter fest, so dass ein Rückstau entstand.
„Steig raus, du Scheißkerl“ befahl der Führer ihres Zuges, Leutnant Lehmann. „Bei Gott, ich zähle bis drei und dann jage ich dir höchstpersönlich eine Kugel in deinen Scheiß Schädel, wenn du nicht sofort dort raufkletterst.“
„Eins ---- zwei““
Bei zwei hatte sich Bubi aufgerichtet und war mit einem lächerlich wirkenden grimmigen Gesicht schleppend die Leiter empor geklettert. Sein junger Körper erschien so zart und verletzlich. Er hatte wohl noch nicht einmal sein erstes sexuelles Erlebnis hinter sich und wurde bereits mit seinem drohenden Ende konfrontiert. Er erreichte das Niemandsland und warf sich sofort in das nächste Trichterloch.
Hinter ihm trieb Leutnant Lehmann Alfred und danach auch Karl die Leiter hinauf. Auch sie warfen sich in das bereits von Bubi besetzte Trichterloch das zur Hälfte mit stinkendem Wasser gefüllt war. Sofort tauchte auch Leutnant Lehmann auf und warf sich mit schmerzverzerrtem Gesicht neben sie.
„Verdammt, ich kann meine Rechte Hand nicht mehr bewegen!“ stöhnte er.
Karl sah das Blut aus dem Ärmel des Offiziers strömen. Der Splitter einer Mörsergranate hatte ihm die rechte Hand abgerissen. Alfred nahm sofort das Verbandspäckchen aus dem Futteral des Helms des Leutnants und versuchte die Blutung zu stillen und den Stumpf zu verbinden. Leutnant Lehmann wurde blass und schrie wie am Spieß als Alfred mit der Kompresse den Stumpf berührte. Fetzen von Gewebe und abgerissenem rohen Fleisch war das einzige was von seiner Hand noch vorhanden war.
„Es wird alles wieder gut.“ sagte Karl und versuchte den Mann zu beruhigen. „Wir holen gleich einen Sanitäter.“
Zwischen gepressten Atemzüge befahl der Leutnant ihnen sofort weiter voranzustürmen. „Der Angriff der Kompanie darf nicht scheitern. Wenn wir unser Ziel nicht erreichen können, kann die Front nicht halten. Ich werde allein wieder zurück gehen. Und jetzt vorwärts mit euch!“.
„Schaffen sie das alleine?“ fragte Alfred.
„Ich schaff das schon. Los jetzt!"
Sie krochen gemeinsam den schmierigen Trichterhang hinauf und blickten kurz über den Rand. Links und rechts von ihnen sahen sie wie Horden von deutschen Soldaten schreiend voran stürmten und unter dem Maschinengewehrhagel zusammenbrachen oder vom Mörserfeuer zerissen wurden. Einige kamen bis zur anderen Seite durch, wurden jedoch vom feindlichen Stacheldraht aufgehalten.
Karl deutete auf einen vor ihnen liegenden weiteren Trichter. „Kommt, wir arbeiten uns schnell dorthin voran“ Gebückt rannten sie so schnell sie konnten durch das aufgewühlte Gelände. Plötzlich sirrte etwas so knapp an Karls Kopf vorbei das es die Haut seiner linken Wange aufriss. Im selben Augenblick hörte er ein patschendes Geräusch. Er drehte sich um und sah Bubi wie erstarrt still stehen. Bubis Hände ließen das Gewehr fallen und griffen vor ihm ins Leere. Dort wo noch vor wenigen Sekunden seine Stirn war, klaffte nun ein blutiges Loch. Blut lief ihm über das Gesicht und die Augen. Er blickte starr geradeaus und eine Hand fasste sich nun an die Stelle wo zuvor die Schädeldecke war. Er berührte mit den Fingern sein eigenes Gehirn verdrehte die Augen und fiel dann vorn über.
Alfred zog Karl weiter vorwärts „Scheiße, scheiße, scheiße.“ es hat den Kleenen erwischt. „Mein Gott, wir müssen ihm doch helfen. Vielleicht lebt er noch“ schrie Karl.
„Wir können nichts mehr für ihn tun, der ist hinüber! Komm wir müssen weiter oder willst du auch so enden?“
Alfred warf Karl vor sich in den matschigen Trichter. Karl heulte und schrie. Er zog die Beine an die Brust und fing am ganzen Leib an zu zittern.“Ich kann nicht mehr. Es reicht! Ich habe schon zu viele sterben sehen und jetzt auch noch den Kleenen.“
Alfred packte ihn am Kragen und zog ihn zu sich. Er sah ihm in die Augen und sagte:
„Wenn wir jetzt hier bleiben, sind wir im Arsch. Wenn uns die Mörser nicht erwischen werden wir auf jeden Fall beim Gegenangriff draufgehen. Meinst du, unsere Leuten können den gegnerischen Graben halten? Das läuft doch so wie immer. Wir gehen rein, töten ein paar von denen und dann schlagen uns die Tommies mit ihren eigenen Geschützen und Männern zurück. Der einzige Unterschied wird sein, dass ein paar von uns und einige von denen diese Scheiße nicht mehr ertragen müssen und dann im Himmel oder sonst wo sind.“
Das Schlachtfeld um sie herum war erfüllt mit dem Schreien und Kreischen der Verletzten. Manche riefen nach ihrer Mutter andere baten die vorbei rennenden um Wasser. Keiner nahm Rücksicht auf sie, auch Karl und Alfred nicht. Am Abend würden die Sanitäter versuchen zu den erreichbaren Verwundeten vorzudringen aber im Moment war es unmöglich sich um sie zu kümmern.

Alfred trieb Karl weiter voran. Endlich erreichten sie den feindlichen Graben. Die Pioniertruppen hatten es zwischenzeitlich geschafft, Breschen in den dichten Stacheldrahtverhau zu schneiden.
„Da haben die Artilleristen mal wieder ganze Arbeit gemacht.“ höhnte Alfred „Immer wird versprochen, das es DIESMAL ein reiner Sparziergang wird, weil drüben alles zerstört sein muss aber die schaffen es noch nicht mal den Stacheldraht wegzusprengen!“

Karl und Alfred stürzten sich gemeinsam in die feindliche Stellung. In den ersten Unterstand, den sie erreichten, warf Alfred eine Handgranate. Das Bersten der Granate erschütterte die Erde und ein Wolke aus Staub und Rauch stieg aus dem Loch. Gleich darauf hörten sie die erstickten dumpfen Schreie der englischen Soldaten, da die Decke des Schutzraumes einstürzte und die Truppen erdrückte.

An allen Seiten wurde nun Mann gegen Mann gekämpft. Karl zog seinen Totschläger und hieb ihn einen Tommie mit aller Kraft unterhalb seines Stahlhelms in den Schädel, welcher mit einem ekelhaften knacken brach. Der Gegner sackte zusammen und Karl musste mit Hilfe seines Fußes die Keule wieder befreien, die beim herausziehen dem Soldaten den halben Kopf abriss.
Alfred kämpfte neben ihm und bajonettierte einen Feind mit seinem Gewehr in den Bauch um gleich darauf einen Schuss abzugeben. Die Leiche des Mannes flog im hohen Bogen von seinem Gewehr und landete auf dem Rücken.
Plötzlich riss es Karl nach hinten. Der Schmerz in seinem Kopf fühlte sich an, als ob sich flüssiger Stahl über sein Gesicht ergossen hätte. Er konnte den metallischen Geschmack von Blut auf seiner Zunge schmecken. Dann fühlte er nichts mehr und Dunkelheit umgab ihn.
Er wachte aus seiner Ohnmacht auf, als er Hände auf seinem Körper spürte. Der Schmerz in seinem Kopf war unerträglich. Immer noch war es als liefe flüssiger Stahl über sein Gesicht. Er packte die Hände auf seinem Körper und Alfreds Stimme sprach beruhigend auf ihn ein. Er versuchte die Augen zu öffnen aber immer noch umgab ihn absolute Schwärze. Er fühlte wie er vom Boden empor gehoben und wie man ihn auf Schultern weg trug. Seine Hände wanderten weiter zu seinem Gesicht. Er fühlte seinen Mund und berührte nur seine Zunge. Dort wo noch vor wenigen Minuten sein Oberkiefer war klaffte ein riesiges Loch bis hoch zu seiner Stirn. Seine Nase und auch seine Augen waren herausgerissen. Nur Fetzen seiner Haut und den restlichen Knorpel seiner Nase konnte er ertasten. Dort wo sonst seine Augen waren, war nur noch eine Höhlung in seinem Schädel. Noch bevor er wieder die Besinnung verlor, war sein letzter Gedanke, dass er niemals wieder die Schönheit seiner Frau und seiner Tochter erblicken würde.

Ende.

 

Hallo Wilfrieds Grave,

nachdem ich am Anfang ein bisschen Mühe hatte, in die Geschichte reinzufinden, war ich dann gefangen. Ein bisschen erinnert mich deine Geschichte an Ken Follets ersten Teil seiner Jahrhundertsaga, der im ersten Weltkrieg handelt. Du beschreibst das Schicksal von Alfred und Karl, die an der Front gegen die Engländer kämpften, ich vermute mal, an der Somme. Natürlich schreibst du die Geschehnisse aus deutscher Sicht, aber du hältst dich an die Geschichtsschreibung. Die Geschichte ist sehr spannend geschrieben. Du hättest etwas mehr darauf eingehen können, dass Karl praktisch das gleiche Schicksal ereilt hat, wie den sechzehnjährigen Jungen (den es bei Ken Follet auf englischer Seite auch gibt, der aber wegen Feigheit vor dem Feind erschossen wurde). Es ist, denke ich, ganz natürlich, dass sich in einem Gefecht jeder der nächste ist und für die Verwundeten waren die Feuerpausen da, in denen die Sanitäter sie heraustragen konnten. Aber Karl muss unweigerlich an den Kleenen, wie du Karl ihn nennt, denken. Das fehlt mir etwas.

Meiner Meinung nach schreibst du nicht erst seit heute. Dein Schreibstil ist gut, sprachlich habe ich nur wenige Kommafehler gefunden, ich habe sie mir beim ersten Lesen nicht notiert, werde sie also jetzt auch nicht zitieren.

Eine spannende Geschichte, bestimmt nicht jedermanns Geschmack, aber da sie mich so an "Sturz der Titanen" erinnert, Daumen hoch!

Schönen Gruß
khnebel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo und Herzlich Willkommen bei den Wortkriegern, Wilfreds Grave.

Wow, da hast du ja eine ziemlich blutrünstige Splatter-1.Weltkrieg-Schlachten-Geschichte hingelegt.;)

Das Posititve zuerst - da mich (fiktive!) Brutalität und Gore-Einlagen nicht stören, hat mich deine Geschichte durchaus gut unterhalten. Ein bisschen was von "Im Westen nichts Neues", "In Stahlgewittern" und vielleicht dem grauenhaften Bildband "Krieg dem Kriege". Artillerietrommelfeuer, Gas, Grabenkämpfe, Regen, Schlamm, Ratten und Blutvergießen. Du hättest noch Flammenwerfer, Tanks und Doppeldecker erwähnen müssen, dann wäre wirklich das ganze Repertoire des 1.Weltkrieg-Gemetzels vertreten gewesen.;)

Nun mal zu den eher kritischen Anmerkungen:

1) Bei der Leichenbeschreibung und den Brustkörben, hinter denen sich schleimige, verfaulte "Gedärme" befinden - also in der Brust liegen für gewöhnlich keine Gedärme, wenn mich meine rudimentären Anatomiekenntnisse nicht täuschen. Da findet man doch eher so 'nen Kram wie Lunge und Herz, oder?;)

2) Gastote - stimmt, in Gräben und Trichtern sammelte sich das schwere Gas. Und ebenfalls richtig - viele Soldaten starben in solchen Gastrichter. Du beschreibst allerdings tagelangen Regen - und Regen hat Giftgas praktisch sofort aus der Luft gewaschen. Außerdem waren die chemischen Kampfstoffe zu dieser Zeit noch extrem flüchtig und instabil. Dass die Soldaten also erstickte Tote gefunden haben, ist ja noch realistisch - aber nicht, dass noch Spuren von Gas in der Luft aktiv sind und sich die Soldaten ihre Masken aufsetzen mussten. Das wäre allenfalls direkt nach einem Gasangriff der Fall.

3) Das schlimme Erlebnis, wenn sich der Kamerad neben einem in blutigen Nebel verwandelt. Ok, wenn eine Granate so dermaßen stark ist, dass sie einen in "Nebel" verwandelt, wird man, wenn man direkt daneben steht, wohl viel zu tot sein, um dieses Ereignis noch als schlimm zu empfinden.

4) Wenn du den Schrecken, die Dynamik und Intensivität der Schlacht lebendig und anschaulich beschreiben willst, dann mach die Sätze kürzer und verwende keine ellenlang verschachtelten Bandwurmsätze, denn diese haben nicht nur die unangenehmen Angewohnheit, unheimlich viel Tempo aus der Handlung zu nehmen, sondern sind darüber hinaus auch relativ umständlich zu lesen, lassen sich schwierig schreiben und sind unterm Strich nicht unbedingt gut geeignet, gerade einen Kampf treffend wiederzugeben.
Das war jetzt auch ein Satz. Alles klar?;)

5) Ich fürchte, der gute khnebel hat sich vertan - er meinte bestimmt nicht, er hätte "nur wenig Kommafehler gefunden", sondern wohl eher, er hätte nur wenige Kommas gefunden.:D
Im Ernst - du hast gegenüber Kommas wohl die gleiche Einstellung wie die Deutschen gegenüber den Engländern in deiner Geschichte, nicht wahr? Aber auch sonst habe ich den ein oder anderen Grammatikfehler entdeckt. Vielleicht nochmal die Fehler ausbügeln.

So, mein Lieber, das war jetzt die Manöverkritik. Lass dich nicht von meinem vielleicht ruppig wirkenden Ton in die Irre führen - wie gesagt, ich fand deine Geschichte nicht schlecht und daher habe ich mir auch die Mühe gemacht, dir einen entsprechend (hoffentlich!) konstruktiven Kommentar zu hinterlassen.

Viele Grüße vom EISENMANN, den Eisen in der Luft nicht stört!:D

 

Hallo Eisenmann,

Ich fürchte, der gute khnebel hat sich vertan - er meinte bestimmt nicht, er hätte "nur wenig Kommafehler gefunden", sondern wohl eher, er hätte nur wenige Kommas gefunden.

Ich habe keine Strichliste geführt beim Lesen. Ich bin aber der Meinung, es gibt durchaus Texte mit viel mehr Fehlern.

Dir einen schönen Gruß
khnebel

 

Hallo khnebel,

Ich habe keine Strichliste geführt beim Lesen. Ich bin aber der Meinung, es gibt durchaus Texte mit viel mehr Fehlern.l

Hab ich auch nicht, und Texte mit viel mehr Fehlern machen ja nicht unbedingt die Fehlerquote des vorliegenden Textes besser, nicht wahr?;)

Schönen Gruß zurück
EISENMANN

 

Hallo khnebel, hallo Eisenmann,

vielen Dank erst einmal für die positive und konstruktive Kritik.
Zunächst einmal, dies war mein erster Versuch an einer Kurzgeschichte. Ich habe vorher noch nie etwas geschrieben nur gelesen (Unmengen) und hab es einfach mal probiert. Insofern freue ich mich natürlich TOTAL, dass die Story an sich gut ankommt.


Ja, Schachtelsätze sind ein Problem. Das werde ich zukünftig straffer fassen. Darum ist wahrscheinlich auch die Kommasetzung etwas "verwirrend". :Pfeif:

Danke Eisenmann für die inhaltliche Kritik. Mit den Gedärmen in den Brustkörben meinte ich wohl Innereinen, fand den Begriff aber zu "abstrakt" und die einzelnen Organe wollte ich nicht aufführen. Um es plastischer zu machen habe ich es "Gedärm" genannt.;) Aber Du hast Recht, ich sollte bei der ganzen Angelegenheit faktisch bleiben.

Ich werde diese Geschichte noch einmal überarbeiten und dann mal schauen, wie sie sich entwickelt. Ich habe auch noch eine Idee für eine weitere Geschichte, die aber wohl noch mehr im Bereich Horror anzusiedeln ist. Mal sehen!

Nocheinmal TAUSEND DANK für eure Kritik. Ich war zögerlich diese Geschichte hier zu veröffentlichen, da sie so drastische Anteile hat.

LG
Wilfreds Grave

 

Hallo Wilfreds Grave,

Du beschreibst die Gräuel des Krieges und ich fühle mich tatsächlich in die Gräben versetzt. Du beschreibst gut und alles bleibt im Fluss, ich habe die Geschichte gern gelesen, war am Ende aber enttäuscht, hier ein paar Anmerkungen die beim zweiten Lesen entstanden sind:

Schreibe doch lieber von fluoreszierenden Ziffern, als von Leuchtziffern, dann kannst du im nächsten Satz die Illuminationsraketen zu Leuchtraketen umändern, das klinge m.E. besser.

Zur Rechtschreibung und Kommasetzung äußere ich mich an dieser Stelle nicht, dass können andere besser, ein paar Fehlerchen sind aber selbst mir aufgefallen, es gibt also noch Verbesserungspotential.

Dass Knobelbecher Stiefel sind habe ich geraten, Google bestätigt, und ich erhalte 100 Punkte und eine Waschmaschine. (Nur Spaß :D )

Das die Jungs sich bei diesem Regen Zigaretten drehen können ist wirklich meisterhaft, wahrscheinlich war das Drehpapier damals noch nicht so dünn.


über die Körper der Gefallenen zu robben, die aufgedunsen oder bereits skelettiert, noch in ihren Uniformröcken
Hier wäre mir in der Geschichte eine Erklärung recht, warum da bereits skelettierte Körper liegen. Unter http://bestatterweblog.de/stadien-der-verwesung/ wird von einer Dauer von 1-2 Jahren bis zur Skelettierung gesprochen. Möglicherweise fand an dieser Stelle bereits vor längerer Zeit eine Schlacht statt, ich denke ein Hinweis darauf kann die Sinnlosigkeit des Krieges noch hervorheben.


Nur der Überlebenswille hielt sie davon ab, sich selbst zu verstümmeln und einen Schuss auf die eigene Hand oder den Fuß abzugeben um eine Fahrkarte in die Heimat zu bekommen und damit dieser Hölle zu entfliehen.
Der Satz ist für mich nicht logisch, da die Chancen zu überleben vermutlich steigen, wenn man eine Fahrkarte nach Hause bekommt.


Er las den letzten Brief den seine Frau ihm geschrieben hatte zum vielleicht hundertsten Male
Ich glaube es regnet noch, Karl steht an der Brustwehr, mit einem Feuerzeug und liest einen Brief der möglicherweise auf Papier geschrieben wurde. Ich denke Du weißt worauf ich hinauswill, da passt was nicht. Davon mal abgesehen, würde ich vor dem Angriff einen Soldaten mit Lichtschein auf der Brustwehr erwischen – Kriegsgericht oder wenigsten Arschtritt.


Karl schaute erneut auf das Zifferblatt. 5.55 Uhr
Ich glaubs nicht, dass schon 1Std.25Minuten vergangen sein sollen. Es ist doch noch garnichts passiert, bis auf Zigarette drehen (5Minuten - weil alles Nass), Backflash zum Vorabend (Sekunden), Foto angucken (1Minute), Brief lesen(5 Minuten...ok, der Brief ist durchnässt und kaum zu entziffern 8Minuten bis Karl ihn frustriert als Taschentuch benutzt), mit Alfred reden (1Minute), Fusel trinken(Sekunden).


Karl hatte sich selbst einen mit Nägel versehenen Eichenholztotschläger gemacht. Andere wiederum verwendeten lediglich ihre Klappspaten um den Gegner zu töten.
Soeben wurde mir Karl sehr suspekt, denn was weiß ich bisher über ihn:
  1. Freiwillige Meldung zum Kriegsdienst trotz Frau und Kind zuhause
  2. Er hat sich ein brutales Tötungswerkzeug gebastelt und rümpft, seine Nase über die Kameraden, die „lediglich“ den Klappspaten verwenden, um ihre Feinde damit sanft ins Jenseits zu …ähm…. schippen.

Der kleine Wolfgang
Ich finde der Charakter taucht zu spät auf. Um bei seinem Tod auch als Leser einen Verlust zu spüren, braucht es eine Bindung, die sich bei Dir in aller Kürze nicht entwickeln konnte.

Es passiert noch ein bisschen was und dann kommt das Ende, die Verstümmelung des Protagonisten. Leider ist das ziemlich langweilig und der Verweis auf die Lieben, die er nun nie wieder ansehen kann keine gute Pointe. Ich denke Du kannst das noch wesentlich besser hinkriegen. Du hast auf jeden Fall das Potential dazu.

Schöne Grüße
Lem Pala

 

Hallo Wilfreds Grave,

und willkommen hier. Ein gelungener Einstand, wie ich finde. Abgesehen von den relativ vielen fehlenden Kommata …

Er berührte mit den Fingern sein eigenes Gehirn verdrehte die Augen und fiel dann vorn über.
Hier ein Beispiel, wo der Satz wegen des fehlenden Kommas schwer zu lesen ist („sein eigenes Gehirn verdrehte“).

Ohne die anderen Kommentare zu kennen, lege ich mal los.
Du hast u.a. „Spannung“ als Stichwort gewählt.
Meine Erwartungshaltung sind dann auch kurze, knackige Sätze, wenn es zur Sache geht und meinetwegen ruhig langsamere, auch längere Sätze dazwischen.

Er stand an die Grabenwand gelehnt bis zu den Knien im Dreck und das Wasser lief in seine Knobelbecher was dazu führte, dass sein Körper noch mehr auskühlte. Seine Kameraden versuchten mit dem Schanzzeug kleine Höhlungen in die Grabenwand zu schaufeln um sich vor dem Regen zu schützen, jedoch rutsche die nasse Erde immer wieder nach, so das die meisten dieses sinnlose Unterfangen aufgaben und einfach nur tropfnass zusammengesunken und zitternd auf den Befehl zum Angriff warteten.
Hier könntest du z.B. kurze Sätze verwenden, um Tempo reinzukriegen. Nur ein Beispiel. Da ist noch viel Potenzial.

bis zu den Knien im Dreck
Karl kauerte sich nieder um seine Beine zu entlasten
Wie soll das funktionieren? Setzt er sich mitten in den Matsch? Der Dreck müsste ihm dann ja bis zur Brust gehen … :confused:

am vorabend
Vorabend

Frontlinie bewegt hatte. Die Verbindungsgräben zur Front waren fast nicht mehr existent. Was die feindlichen Granaten der letzten Monate nicht geschafft haben, hatte nun der Regen erledigt und die Gräben aufgelöst. Der Schlamm drang überall hinein. Die Soldaten wirkten selbst wie ein Teil von ihm.
Über und über verkrustet mussten Karl und seine Kompanie am vorabend durch diese apokalyptische Landschaft kriechen, um in den vordersten Frontgraben zu gelangen.
Schaue mal, ob du das eine oder andere Mal ein anderes Wort als Front findest.

auf ihren Brustkorb gab dieser mit einem matschig, schlürfenden Geräusch nach und man fasste in eine schleimige Masse aus verwesenden und abscheulich stinkenden Gedärmen.
Brustkorb, Gedärme? :confused:

„Gas, Gas!“ flüsterten sie sich zu.
Flüstern ist nicht das beste Mittel, um die anderen zu warnen.

Der Anblick eines Kameraden, der sich neben einen plötzlich in blutigen Nebel auflöst war unbeschreiblich.
Was passiert denn da? Das verstehe ich nicht.

„Du musst dies überstehen!“(KOMMA) sagte er sich(PUNKT) „Du darfst nicht fallen, deine Familie braucht dich!“
Kommt öfter vor.

und ihre Augen wirkten wie die von Schafen,
lag ca. 70 Meter vor ihnen
zirka siebzig Meter (ausschreiben)

sie wieder in den Graben zurückstießen(PUNKT)

Auch sie warfen sich in das bereits von Bubi besetzte Trichterloch(KOMMA) das zur Hälfte mit stinkendem Wasser gefüllt war.
Du beschreibst alles sehr detailliert und das gefällt mir auch, aber manchmal übertreibst du schon. Warum oder wonach stinkt denn hier das Wasser zum Beispiel?

meine Rechte Hand
meine rechte Hand

Links und rechts von ihnen sahen sie wie Horden von deutschen Soldaten schreiend voran stürmten und unter dem Maschinengewehrhagel zusammenbrachen oder vom Mörserfeuer zerissen wurden.
“Deutsche Soldaten” klingt so, als seien sie selber keine.

Plötzlich sirrte etwas so knapp an Karls Kopf vorbei, dass es die Haut seiner linken Wange aufriss.

matschigen Trichter
Wie oft lese ich das jetzt schon? Gefühlte 10 x ;)

welcher mit einem ekelhaften Knacken brach. Der Gegner sackte zusammen und Karl musste mit Hilfe seines Fußes die Keule wieder befreien, die beim Herausziehen dem Soldaten den halben Kopf abriss.

Alfred kämpfte neben ihm und bajonettierte einen Feind mit seinem Gewehr in den Bauch um gleich darauf einen Schuss abzugeben. Die Leiche des Mannes flog im hohen Bogen von seinem Gewehr und landete auf dem Rücken.
Ein einziger Schuss eines Gewehres kann das? Hm …

Hat mir gefallen.
Wünsche dir noch viel Spaß hier und freue mich auf neue Stories von dir.

Beste Grüße,
GoMusic

 

Darf einer, der schon mal eine ganze Geschichte in einem Satz erzählt, sich über Schachtelsätze beschweren? Wird der alter Kleistverehrer, der ich bin, auch nicht, sofern die Sätze grammatikalisch korrekt sind,

lieber Wilfreds Grave,

und damit erst einmal herzlich willkommen hierselbst!

Schon der erste Satz

Karl schaute erneut auf die Armbanduhr. Die Leuchtziffern zeigten Punkt 4.30 Uhr.
weist auf etwas hin, an das heute kaum einer denkt, wenn er die moderne Uhr sieht: Der Siegeszug der Armbanduhr über die umständlicher zu handhabende Taschenuhr begann in den Schützengräbe(r)n des 1. Weltkrieges. Bis dahin galten sie als Weibskram. Dafür vergisstu – oder weißt es gar nicht – dass das Gas als Kriegswaffe einzusetzen, eine deutsche Erfindung (eng verbunden mit dem Namen des Chemikers Prof. Haber) ist …

Er stand an die Grabenwand gelehnt …
besser Dativ (an der Wand), anders, wenn er sich „an die Wand lehnte“ als aktives Tun. So aber steht Karl im Ruhezustand, das nachgestellte Partizip präzisiert den (Zu)stand und wird zum Adjektiv.

Nun vorweg, die ersten Sätze, den ersten werd ich gleich fortsetzen, sind alles andere als unüberschaubar oder zu lang. Neben der gerade dargestellten Fälle-Falle bergen sie zwo Kommafehler (beides nachzutragende Zeichen) und zwo Flüchtigkeitsfehler, die ich wohl nicht zu begründen brauch

… bis zu den Knien im Dreck und das Wasser lief in seine Knobelbecher[,*] was dazu führte, dass sein Körper noch mehr auskühlte. Seine Kameraden versuchten mit dem Schanzzeug kleine Höhlungen in die Grabenwand zu schaufeln[,**] um sich vor dem Regen zu schützen, jedoch rutsch[t]e die nasse Erde immer wieder nach, so das die meisten dieses sinnlose Unterfangen aufgaben und einfach nur tropfnass zusammengesunken und zitternd auf den Befehl zum Angriff warteten.

* Relativsatz beginnt mit „was“ …,
** zwar sind Infinitivgruppen grundsätzliche von der Kommapflicht befreit, die Reformatoren haben aber einige Ausnahmen in der Kommapflicht belassen, wie etwa die Sätze, die zB mit „um“ beginnen.
Meine Empfehlung, wenn Du unsicher bist: Grundsätzlich Komma setzen vor (und/oder hinter) Infinitivgruppen/-sätzen.
Ist nicht verboten!
Es folgt eine Variaton über die Infinitivgruppe:

Sein Freund Alfred kauerte neben ihm und versuchte[,***] einen dieser feuchten Glimmstängel mit einem genauso feuchtem Streichholz anzuzünden.
*** Hier ist die Infinitivgruppe (anzünden) von einem Substantiv abhängig und also mit einem Komma zu beglücken.

„Hast du noch etwas von dem Tabak übrig?“[,****] fragte Karl.
**** Wenn der übergeordnete Satz fortgesetzt wird nach der wörtl. Rede (in dem Fall „fragte Karl“), ist ein Komma zu setzen (was für einen einzigen Satz, von dem halt ein Teil in wörtl. Rede steht eine gewisse Logik hat. Deutlicher wird das natürlich bei indirekter Rede)

Er schaffte es[,***] sich mit dem Rest an Papier und Tabak eine Zigarette zu drehen und das unförmige Ding irgendwie anzuzünden.

„Glückwunsch! Was braucht ein Mann mehr als Zigaretten, Schnaps und Weiber“[, ****] bemerkte Alfred mit einem schiefen Grinsen[. /alternativ :] „Nur mit den Weibern ist es hier nicht weit her.“

Die letzten Stunden vor dem Moment[,*] an dem die Männer wie eine graue Masse aus ihren Gräben krochen und im gebückten Laufschritt auf die feindlichen Stellungen zu stürmten[,*] schien immer ewig zu dauern.

Von jetzt an wiederholen sich die Zeichenschnitzer, wie Du selbst siehst,

Karl kauerte sich nieder[,**] um seine Beine zu entlasten[,**] und schloss die Augen.

Dass ich von überzeugt bin, dass Du die restlichen selber entdecken willst. Die Regeln findestu im Duden und auch hierorts.

Die Verbindungsgräben zur Front waren fast nicht mehr existent.
Klingt nahezu bürokratisch. Warum nicht einfach ohne Hilfsverb „existierten fast nicht mehr“?

Was die feindlichen Granaten der letzten Monate nicht geschafft haben, hatte nun der Regen erledigt und die Gräben aufgelöst.
Warum zwomal „haben“ (wovon das erste noch in die falsche Zeit gerät), wenn eins genügt, um die zeitliche Reihenfolge anzuzeigen: „Was die … Granaten der letzten Monate nicht schafften, hatte nun der Regen ...“?

... Kompanie am [V]orabend durch …
und dann passiert etwas, was belegt, dass fast alles von mir vorher angedachte eher entbehrlich ist

diese apokalyptische Landschaft kriechen, um in den vordersten Frontgraben zu gelangen.
An Zufall will ich da nicht glauben. Du kennst die Regeln …

Also: Flüchtigkeit.

Konzentrationsschwäche (aber schon am Anfang?), und wieder im Folgesatz

Auf dem Weg dorthin waren sie gezwungen[,] über die Körper der Gefallenen zu robben, die aufgedunsen oder bereits skelettiert, noch in ihren Uniformröcken im Schlamm steckten.
Umgekehrt frag ich mich nun, wo da die von den meinen Vorgängern unüberschaubaren beklagten Schachtelsätze wären … Aber wahrscheinlich haben sie gemerkt, dass Du Dich da selbst ein bisschen übernimmst mit Sätzen, die gerade maximal zwo Zeilen füllen. Mit Konzentration würdetu das bissken selber schaffen.

Bin ich von überzeugt!

... trafen sie auf eine Gruppe Soldaten, die sich in einem Trichter scheinbar schlafend aneinander geklammert hatte[...].
Klammern bezieht sich auf die eine Gruppe

So hatte man bei einem Handgemenge zumindest die Chance, seinen unmittelbaren Gegner vor sich zu töten, sofern man selbst schneller und geschickter war.
Das klingt mir nicht mehr nach Antikriegsgeschichte ...

... wie kreischende Lokomotiven auf einen zu kamen ...
Ein Wort zukommen, wie anschließend auch übrigbleiben. Hinzu kommt noch mal die Fälle-Falle

„Du darfst nicht fallen, deine Familie braucht dich!“
Duzt man sich in der zwoten Person Einzahl, wenn man mit sich selbst über sich selbst spricht/denkt?

Darüber hinaus ein 100 Schuss Munition
100 ist einhundert, also entweder „einhundert“ oder „100“

den To[d] finden konnte.

Als die ersten Soldaten die Brustwehr überkletterten, eröffneten die feindlichen Maschinengewehre das Feuer.
Die MGs eröffnen keineswegs das Feuer, mit ihnen wird das Feuer eröffnet (passiv!, sie können gar nicht von sich aus aktiv werden wie jede andere Maschine, Waffe auch. Bestenfalls eine Falle kann zuschnappen.

Auch die Verwendung des Attributes „feindlich“ für MGs (und nachher Stacheldraht) entbehrt nicht einer gewissen Komik und klingt wie eine Entschuldigung des eigenen, deutschen Tuns. Wann hätte ich jemals Stacheldraht oder schwere Waffen (wie auch schon ein einfaches Küchenmesser) als freundlich empfunden?

Bei zwei hatte sich Bubi aufgerichtet und war mit einem lächerlich wirkenden grimmigen Gesicht schleppend die Leiter empor geklettert. Sein junger Körper erschien so zart und verletzlich. Er hatte wohl noch nicht einmal sein erstes sexuelles Erlebnis hinter sich und wurde bereits mit seinem drohenden Ende konfrontiert.
Was ist das für eine Logik? Pimpern vorweg verschönt den Krieg?

„Schaffen sie das alleine?“ fragte Alfred.
Lass das den Leutnant nicht sehen. Wo bleibt die Höflichkeitsform in diesem Krieg, der einen zwoten zur Folge haben wird, der wieder von Deutschen begonnen wird. Größenwahn des zwoten Wilhelm und hernach des braunen Packs!, das bald den Anglergruß dem deutschen anverwandelt.

Die nachfolgende detaillierte Beschreibung spar ich mir.

Akira Kurosowa hat seinerzeit das ganze Elend des Krieges an einem verreckenden Pferd dargestellt (Kagemusha) und eine meisterliche Darstellung über eine Episode im ersten Weltkrieg findestu hier

http://www.wortkrieger.de/showthread.php?48158-Fin-de-siècle-–-Mein-Kaiser,

worinnen die anfängliche Kriegsbegeisterung so gut vor kommt wie ihr abklingen … Man darf ja nicht vergessen, dass nicht mal eine Generation später die gleichen Völker sich wieder wie Schlachtvieh zur Schlachtbank führen ließen ...

Mich würden nun Deine Quellen interessieren (dass es die Armbanduhr mit Leuchtziffern bereits gab, wirstu nicht aus heiterem Himmel erfahren haben ...

Ich sag nicht, dass Du nicht schreiben kannst - und selten ist ein Meister vom Himmel gefallen, allein schon, weil er wegen gebrochenen Genicks nix davon hätte. Aber Du hast Dich ganz einfach da übernommen, meint der

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 

Moin moin.
Ich fand es sehr spannend und (das meiste) nachvollziehbar (Anmerkungen über Skelette und Gas wurden bereits gegeben).
Deine Geschichte hat mich arg an "Im Westen nichts Neues" erinnert. Also wirklich toll!
Vielen Dank für die kurzweilige Unterhaltung.
Gruß! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Halle @Alle!

Vielen lieben Dank nochmal, dass ihr euch die Zeit genommen habt, meine Geschichte zu lesen und insbesondere auch ausführlich und konstruktiv zu kritisieren. Ich fühle mich hier sehr willkommen und habe nicht mit einer für mich so positiven Reaktion gerechnet. Jetzt bin ich ganz geplättet.:shy:

Friedrichard:
Bezüglich meiner Quellen ist der 1. Weltkrieg ein Hobby von mir (verbunden mit Ahnenforschung). Ich habe mich daher schon seit langem mit der Geschichte des ersten Weltkrieges beschäftigt und viele Sach-/Fachbücher hierzu gelesen sowie die Schlachtfelder der Westfront bereist. Meine Auseinandersetzung mit dieser Thematik (daher auch mein Wissen über die Armbanduhren und Giftgas, welches zwar von den Deutschen entwickelt aber schnell von den Briten/Franzosen übernommen wurde) brachte mich auf die Idee, dies mal in eine Geschichte zu fassen. Ich habe versucht, durch die drastische Darstellung der Gewalt eine Antikriegsgeschichte zu schreiben und wollte dabei sicherlich nicht den Krieg verherrlichen. Gleichzeitig wollte ich aber schon die Gedankengänge eines Soldaten wiedergeben, denn es ging für ihn um Leben und Tod. Wenn sich dieser daher eine bessere Waffe für den Grabenkrieg herstellt, kann ich das aus Selbsterhaltungsgründen nachvollziehen.

Vielen Dank für die Korrekturen, die habe ich so übernommen und werde sie zukünftig (hoffentlich) auch besser umsetzen. :)

Nochmals tausend (seht, ich habe schon was gelernt :D) Dank für die Zeit, die ihr euch genommen habt um meine kleine Geschichte zu lesen.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Wilfreds Grave

 

Hallo Wilfreds Grave,

wird schon werden. Es ist schon richtig, dass die "andere" Seite im Krieg die Waffen anwendet, die der Angreifer wählt, und natürlich der bis dahin modernsten Technologie noch eins draufzusetzen versucht. Aber der Reiz der der beiden Weltkriege liegt nun mal darin, dass die anfängliche Euphorie und Kriegsbegeisterung auf Seiten der Angreifer mit den ersten Schwierigkeiten nachlässt, bis sie gänzlich abstürzt. Das wird in der lesenswerten Geschichte, die ich Dir empfohlen habe, deutlich dargestellt, deutlicher als bei Dir, wo ich die euphorische Seite (ich nenn's mal Nibelungentreue, die ja selbst im Reichstag ausgegraben und ausgerufen wurde) erst gar nicht aufgezeigt wird. Dass seit der Reichsgründung bereits Kriegspläne nach dem Muster des 1870/71-er Krieges bereitlagen, wusste ja das gemeine Volk nicht, ließe sich auch schwerlich in einem kleinen Text darstellen.

Wie gesagt, es wird schon werden ...

Schönen Restsonntag wünscht der

Friedel

 

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