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Stufen der Lust

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22.08.2003
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Stufen der Lust

Um diese Zeit ist nichts los. Das ist ganz normal. Es ist einfach noch zu früh. Vielleicht heute Abend.

Nur Dolores hat Glück gehabt. Die ist nun schon ein Weilchen oben.

Die Unterhaltung plätschert so dahin. Kein Wunder – ohne unsere temperamentvolle brasilianische Stimmungsmacherin läuft es oft ziemlich zäh. Vor allem um diese frühe Zeit.

Mai Lin hat heute noch kein einziges Wort gesprochen. Na ja, ist auch ganz gut so. Ihr Deutsch ist so schlecht, dass wir sie kaum verstehen. Die meiste Zeit sitzt dieses kleine Persönchen mit dem bildhübschen asiatischen Kindergesicht nur still da, blickt mit seinen tiefdunklen Augen in die Runde und lächelt uns freundlich an. Dieses süße Geschöpf ist einfach zum Verlieben.

Jelena ist auch nicht gerade redselig. Jetzt in den Semesterferien ist sie auch tagsüber da. In der Vorlesungszeit kommt sie nur ab und zu, aber nur abends, wenn viel los ist und kaum Zeit für ein Gespräch bleibt. Dann vermisse ich sie oft. Sie spricht am besten deutsch; und sie ist gar nicht arrogant, obwohl sie studiert. Mit ihr kann ich über alles reden. Einfach ein prima Kumpel. Außerdem ist sie als Konkurrentin nicht allzu gefährlich. Die meisten finden sie ein bisschen zu groß und ein bisschen zu üppig. Aber manchen gefällt’s halt.

Wenigstens hat Ebony ein paar Geschichtchen parat. Ihre Stories sind wie immer mit vielen französischen und englischen Brocken gespickt. Aber unterhaltsam ist das allemal, was sie so zum Besten gibt. Es gibt Tage, da hängen wir alle gebannt an ihren Lippen, und fühlen uns in den westafrikanischen Busch versetzt.

Aber jetzt höre ich nur halb hin, und sage nur ab und zu ein paar Worte, damit die Unterhaltung nicht ganz einschläft. Das süße Gesicht von Mai Lin und ihr freundliches Lächeln lassen mich in meine Träume abgleiten.

Die Chefin werkelt irgend wo draußen rum. Unser Gespräch plätschert so dahin.

„Ding, dong! Ding, dong!“. Endlich klingelt es. Die Chefin geht zur Tür. Eine Männerstimme. Kundschaft. Gott sei Dank. Das wurde auch Zeit. Die Chefin führt den Gast in den Salon. Seine Stimme dringt nur schwach zu uns herüber. Sie klingt nicht unsympathisch. Aber jetzt heißt es erst Mal Fertigmachen. Da sind Eile und volle Konzentration gefordert.

„So, Kinder, ihr könnt jetzt kommen. Hopp, rein in die gute Stube!“

Noch schnell checken, dass der push-up perfekt sitzt, den String akkurat in die Ritze klemmen, rein in die 15-Zentimeter-Pumps, und los geht’s.

Beim Reinkommen ein schneller taxierender Blick. Der erste Eindruck: Nichts Besonderes, aber auch nicht übel. Ich sollte mir also ein bisschen Mühe geben.

Aber jetzt muss ich mich erst Mal auf die Präsentation konzentrieren. Die entscheidet schließlich alles. Erst Ebony, dann Mai Lin, dann Jelena und als Letzte ich. Aufrechte gerade Haltung, Hände hinter dem Rücken verschränken, den Rücken ein bisschen durchbiegen, Brust raus, Kopf ein wenig anheben – und ganz besonders wichtig: fest in die Augen schauen, aber nicht starren, freundlich lächeln, aber nicht zu freundlich.

Dort sitzt er auf dem schwarzen Ledersofa und weiß nicht so recht, wo er hinschauen soll, zu dem Pornofilm in der Glotze oder zu uns. Der ist zum ersten Mal in unserem Etablissement, aber ganz sicher nicht zum ersten Mal im Puff. Schätze Mitte Vierzig. Bestimmt ein guter Familienvater. Solider Geschäftsmann. Ordentlich gekleidet. Keine lümmelhaften Manieren. Wie gesagt, nichts Besonderes, aber auch nicht übel. Bei dem lauen Geschäft sollte ich mich also anstrengen.

Endlich legt die Chefin los. „Das hier ist Ebony, unsere schwarze Perle aus Nigeria“. Nein, auf Schwarze scheint er nicht zu stehen. Na ja, bei manchen ist das ganz anders. Da flackern die Blicke aufgeregt zwischen dem üppigen Busen, den ausladenden Hüften und den wülstig-wollüstigen Lippen hin und her. Dann merkt jede von uns sofort, dass wir gegen Ebony keine Chance haben. Bei dem ist das zum Glück nicht so.

„Das ist Mai Lin, unsere zärtliche Schönheit aus Thailand.“ Jede von uns spürt sofort, dass er von dem lieblichen Gesicht und dem süßen Lächeln gefangen ist. Genüsslich wandert sein Blick nach unten. Sein Starren lässt mich sofort ahnen, dass das raffinierte Ding den Slip wieder ganz eng in die Muschi geklemmt hat. Er scheint förmlich an den frisch rasierten rosigen Schamlippen zu kleben. Oh ja, Mai Lin, wie gerne würde ich dein süßes Schneckchen lecken. Aber jetzt sind wir Konkurrentinnen. Vielleicht findet sich später noch eine Gelegenheit.

„Das ist Jelena, unser prachtvolles Stück aus Prag.“ Nein, Jelena ist nicht sein Fall. Auf groß und üppig scheint er nicht zu stehen.

Gleich ist es so weit. Obwohl ich schon eine ganze Weile im Geschäft bin, bin ich, wie immer, ganz aufgeregt. „So, und das ist unsere Jenny aus Hamburg.“ Er erwidert mein freundliches Lächeln. Jetzt schnell tief einatmen. Kein Zweifel, mein voller Busen sagt ihm zu. Als sein fester hellwacher Blick auf meinem Slip verharrt, zieht ein wollüstiger Schauer über meinen Rücken. Jetzt kurz die Augen zu, die Schenkel fest zusammenpressen und ein leiser Seufzer. Aber so leise, dass er es nicht hört. Auch an meinen Beinen ist nichts auszusetzen. Schon gar nicht mit diesen superhohen Pumps.

Die Sache ist noch nicht entschieden. Ebony ist raus, und Jelena ist auch nicht mehr im Rennen, das steht fest. Also Mai Lin oder ich.

Oh je, jetzt mustert er auch noch die Chefin. In dem supergeilen Lack-und-Leder-Outfit sieht die wirklich scharf aus. Hoffentlich steht der nicht auf so was. Er wär ja nicht der Erste, der über das Alter hinwegsieht und sich für die Chefin in der geilen Kluft entscheidet. Und dass Domenica ihre Freier stets voll zufrieden stellt, steht außer Zweifel.

Schließlich brummelt er vor sich hin „Ihr macht mir die Sache aber ganz schön schwer.“ Na ja, das sagen die Meisten. Selbst wenn sie sich schon längst unwiderruflich auf eine von uns festgelegt haben. „Könnt ihr euch mal umdrehen?“ Gott sei Dank. Da hab ich bestimmt die besten Chancen. Mein Po ist einfach der schönste. Jetzt kommt’s drauf an. Kerzengerade Haltung, Hände vor dem Bauch verschränken, Rücken tief durchdrücken, Po raus. Ich kann seine Blicke nicht sehen, aber der Gedanke, dass er jetzt mein bestes Stück lustvoll taxiert, lässt mich erschauern. Ich fahre rasch mit der Hand in den Slip, Augen zu und ein kurzer leiser Seufzer.

Als wir uns umdrehen ist die Sache klar. Freundlich schaut er mich an und sagt „Wie wär’s mit uns beiden?“

Das Geschäftliche ist schnell abgewickelt, und dann noch die obligatorische Frage „Was willst du trinken, Schatzi?“ – „Ein Wasser.“ – „OK, wart einen Moment, ich bin gleich zurück.“

Die Chefin kassiert ab, ich treffe die letzten Vorbereitungen und natürlich schauen die mir jetzt alle neidisch zu. Bei dem lahmen Geschäft ist man dankbar für jeden. Und so übel ist der auch gar nicht. Das sehen die Mädels sicher genau so wie ich. Ich schaue in Mai Lins lächelndes Gesicht und denke ‚Gott sei Dank hat ihn mein runder Po mehr gelockt als dein unschuldiges Lächeln und deine glattrasierte Muschi.’

Auf dem Rückweg überprüfe ich noch einmal gewissenhaft, dass der String perfekt sitzt. Das ist jetzt ganz besonders wichtig.

„So, Schatzi, es kann losgehen. Kommst du?“

Auf der Treppe gehe ich, wie immer, voran. Ganz behutsam, Schritt für Schritt. So, jetzt muss er mein edelstes Stück genau vor Augen haben. Der schmale String ist tief im Schlitz versteckt. Ich schließe die Augen und stelle mir vor, wie sich sein geiler Blick an meinen prallen Pobacken festsaugt.

Ganz aufgeregt, leicht zitternd, flehe ich still in mich hinein ‚Komm, trau dich!’

‚Jaaaaaaaa!’ Als hätte er mein inneres Flehen gehört, streicht er sanft über meinen Po. Mit kühler Hand, ganz zärtlich, genau so wie ich es am liebsten mag. ‚Hhhhmmmmm, jaaaaa!’ Ich bleibe einen Moment stehen, biege den Rücken tief durch und strecke ihm mein bestes Stück noch aufreizender entgegen.

„Ja, Schatzi, das gefällt dir, was?“

Das heißersehnte Lustgefühl fließt prickelnd in alle Richtungen, eine Gänsehaut überzieht jeden Quadratmillimeter meines bebenden und zum Bersten gespannten Körpers. Ich habe nur noch einen Gedanken ‚Oh ja, mach weiter so, bloß nicht aufhören!’

Auf den letzten Stufen mache ich ganz, ganz langsam, bleibe fast stehen, möchte die kühle Hand in mich hineinsaugen. Oben angekommen mache ich kurz Halt, schließe die Augen, presse die Schenkel fest zusammen. Süße Schauer der Lust durchströmen meinen ganzen Körper. Meine Hand fährt in den Slip. Mit dem Mittelfinger streiche ich langsam durch die warme Feuchtigkeit in meinem Schritt, Zeigefinger und Ringfinger pressen die Schamlippen fest gegeneinander, der Daumen bohrt sich in den Venushügel, der kleine Finger ist weit abgespreizt. Ein leichter Seufzer und ein kleiner spitzer Schrei.

Schade, dass die Treppe keine tausend Stufen hat. Tausend Stufen der Lust.

Alles was dann kommt ist Routine. Beine breit, Augen zu und durch.

„Tschüss Schatzi, komm bald mal wieder!“

 

Hallo Jenny,

herzlich willkommen auf KG! Dein Einstand hier auf Romantik/Erotik ist schon mal nicht schlecht.
Irgendwas hat diese Geschichte.
Du hast eine klare, fast schlichte Sprache verwendet und der Text liest sich schön flüssig. Die Darstellung der vier Damen und die Erläuterungen der Chefin würde ich vielleicht noch mehr einkürzen, aber ansonsten gab es keine Langeweile in der Geschichte für mich.

Ihren ganz besonderen Reiz gibst du sie ihr erst am Ende, als deine Protagonistin ihre eigene Lust auf den Stufen erlebt. Vorher beschreibst du Routine und vielleicht sogar einen Teil auch nur Klischees und wäre da nicht am Ende deiner Geschichte diese bezaubernde Überraschung gewesen, so hätte ich diese Geschichte für eher unterdurchschnittlich gehalten, weil der Plot ansich ja sonst nichts Neues hergibt.

So aber gefällt sie mir gut. Weiter so.


Lieben Gruß
lakita

 

Ist cool, gefällt mir :)

Eine große Pointe gibts inder Geschichte ja nicht. Also denke ich mal. Man konnte gleich am Anfang rauslesen um was es ging.

Die Schreibweise gefällt mir auch total gut - ich steh irgendwie auf diese Sprache - und der Schluss ist doch auch überraschend.

 

Hallo!

Es freut mich, dass meine Geschichte ganz gut angekommen ist.

Ich bin zwar selbst sehr zufrieden mit dieser Geschichte, aber ich war mir gar nicht sicher, ob die auch von anderen verstanden würde.

Liebe Grüße

 

Hallo Jenny,

die Geschichte gefällt mir sehr gut. Inhaltlich habe ich da aber meine Zweifel, aber du musst es ja als Autorin wissen.
Insgesamt großes Lob!
Marion

 

Liebe Marion,

Danke für die nette Rückmeldung.

Ehrlich gesagt bin ich doch recht neugierig, worauf sich deine inhaltlichen Zweifel beziehen.

Liebe Grüße

 

hallo jenny,

der inhaltliche zweifel bezieht sich warscheinlich auf den höhepunkt auf der treppe - aber das ist küntlerische freiheit..

ja cooler schluß - war schon gespannt, wie du aus der nummer rauskommst.. jetzt nicht die vielzitierten perversen freier oder verklemmten ehemänner zu beschreiben.. da ja fast der gesamte text eher vorspiel war.... das ende war entsprechend gut..

gut geschrieben... und gute idee - noch einen drauf würdest du setzen, wenn du auch während der geschichte den leser schon etwas neugierig mache würdest, dass es einen schluß in dieser art gibt - damit man auf etwas gespannt sein kann..aber das ist mehr ne idee als eine kritik..

viele grüße, streicher

 

Hallo Streicher,

danke für den Tipp. Aber ich weiß nicht, wie ich den umsetzten sollte.

Irgendwo zwischendrin schreiben "Hej, lieber Leser, schlaf nicht ein, der Schluss ist gar nicht übel!"

OK, kleiner Scherz.

Liebe Grüße
Jenny

 

Hi Jenny,
meine inhaltlichen Zweifel beziehen sich, wie der Name schon sagt, auf den Inhalt. Meinst du wirklich, dass sich eine erotische Atmosphäre in einem solchen "Gewerberaum" aufbaut? Und nicht nur für die "Kunden", sondern auch für die "Dienstleisterinnen"? Ich bin da skeptisch und denke, da wird viel vorgetäuscht, so dass sich die Männer in der Illusion wiegen können. Von einer Kurzgeschichte wird ja aber nicht erwartet, dass sie immer der Wahrheit entspricht, sie kann ja auch einfach anregen, mal über die Problematik nachzudenken.
Als Geschichte finde ich dieses Sujekt (Erotik) sehr schwierig. Schriftliches klingt schnell trivial oder derb. Dir ist es sehr gut gelungen, diese Klippen zu umschiffen, also insgesamt eine tolle Leistung.
Anerkennende Grüße Marion

 

Hej Jenny!

Absicht, dass Du ausgerechnet Domenica als Namen für die Chefin gewählt hast? Wobei die ja inzwischen ihren Jobschwerpunkt etwas verlagert hat...

Also, sprachlich gefällt mir Dein Text recht gut, die Zweifel, ob eine Prostituierte wirklich so viel Lust bei ihrem Job empfindet, wie hier beschrieben, habe ich auch, aber da Du es nicht übertreibst, ist es in meinen Augen eine angemessene Form der schriftstellerischen Freiheit.
Lieben Gruß

chaosqueen :cq:

 

An Marion Reich und an chaosqueen (und alle anderen, die ähnliche Probleme mit meiner Story haben)


Merkwürdig, dass so viele Leute Probleme damit haben, dass eine Prostituierte (auch Mal) Lust empfinden sollte. Die Mädels vom Gewerbe sind auch Menschen – und zweifellos gibt es einige, denen der Beruf mehr Spaß macht als so mancher Kassiererin, Frisörin, Sekretärin usw. usf.
Aber in der Geschichte geht es ja gar nicht um die Freude am Beruf allgemein, sondern um einen ganz individuellen, ganz privaten Extra-Kick in einer ganz spezifischen Situation.


Zu Marion’s Aussage „da wird viel vorgetäuscht, so dass sich die Männer in der Illusion wiegen können“: Jenny täuscht hier nichts vor; der Freier ist absolut irrelevant; der private Genuss wird durch eine völlig unpersönliche Berührung durch eine nicht sichtbare Person hervorgerufen – genau darin besteht der Kick.

Zu chaosqueen „Absicht, dass Du ausgerechnet Domenica als Namen für die Chefin gewählt hast?“: Ja klar! In diesem Berufszweig – wie in manchen anderen Berufszweigen auch – muss man sich einen Künstlernamen zulegen, der an die Erwartungen der Kundschaft anknüpft. Eine Clothilde, Kunigunde, Elfriede, Elisabeth usw. usf. wird man im Puff nicht finden.

Noch was zu Marion: Gewerberaum, Kunden und Dienstleistungen kann man die diesem Kontext durchaus ohne Anführungszeichen schreiben. Prostitution ist ein ganz normaler Beruf, der im übrigen von einer sehr sehr großen Zahl von Frauen ausgeübt wird.


Ganz liebe Grüße an alle Leser und an alle Kolleginnen von Jenny
JennySilver


P.S.: Ich habe natürlich auch erfreut zur Kenntnis genommen, dass die Geschichte – zumindest was den Schreibstil angeht – gar nicht übel ankommt. Das freut mich, ehrlich gesagt, ganz besonders.

 

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