Stufe Sechs
Eine kleine Geschichte über einen Versicherungsvertreter, der für einen Strukturvertrieb arbeitet und die letzte Stufe erreicht:
"Hallo Onkel Henry!", rief Mathias in den Hörer. "Ich bin´s,
dein Neffe Matze! Ja, mich gibt es noch!"
Auf seinem Schreibtisch stand ein kleiner Spiegel. Man mußte am
Telefon lächeln, denn nur dann hörte man sich freundlich an.
Mathias lächelte in den Spiegel und bleckte die Zähne, bis er
kaum noch sprechen konnte.
"Nein, Onkel Henry, ich habe euch natürlich nie vergessen! Wie
könnte ich? Und von was für einem Streit redest du da?"
Mit grimmiger Befriedigung erinnerte er sich daran, daß er mal
Henrys ältestem Sohn, seinem Cousin René, die Nase gebrochen
hatte, um von ihm nie wieder "Matze" genannt zu werden. Aber
Geschäft war Geschäft und für eine schöne Provision nannte er
sich sogar selbst "Matze".
"Oh, du hast Krebs? Das tut mir so leid, Onkel, das kannst du
dir garnicht vorstellen!"
Wieder schaute er in seinen Spiegel, um sicherzustellen, daß er
professionell lächelte. Manche Leute aus seinem Bekanntenkreis
verdächtigten ihn mittlerweile, Drogen zu nehmen, aber es war
einfach eine Frage des Trainings.
"Wohnt mein alter Kumpel René auch noch bei euch? Ich muß dem
mal was ganz Tolles erzählen!"
Er verschob den Spiegel und zog das ähnlich eingerahmte Bild
seines Sportwagens näher an sich heran. Allmählich war wieder
eine große Inspektion fällig- die kostete mehr, als er einst
für seinen ersten eigenen kleinen Wagen bezahlt hatte.
"Hallo René! Hier ist Matze! Tut mir leid, daß ich dich beim
Abendessen störe! Sagmal, bist du etwa erkältet? Du näselst
irgendwie ein bischen..."
Wieder lächelte er in den Spiegel. Nachdenklich betrachtete er
seine Zähne. Ein guter Verkäufer mußte gut aussehen.Wenn man
bei einem Kunden war und viele Stunden auf ihn einredete, sah
der einem andauernd auf die Zähne.Während er über Jacketkronen
nachdachte, vergaß er beinahe sein Gespräch mit René.
"Aber natürlich bin ich noch dran, René! Du sagtest, deine
Nase ist schief? Du hast Probleme mit der Nasenscheidewand? Ja,
da siehst du, daß ich genau zugehört habe!"
Mathias verdrehte die Augen.
"Was, ich soll das gewesen sein? Daran kann ich mich aber nicht
erinnern, René, tut mir leid.In meiner Erinnerung sind wir bei
euch auf einen Baum geklettert und du bist runtergefallen, was
ja noch viel schlimmer war... Du bist eben ein Pechvogel!"
Mathias schaute in den Spiegel. Ja, das obligatorische Grinsen
war jetzt da; fetter hätte es kaum sein können.Verkaufen machte
Spaß, genau wie es die Dozenten auf den Seminaren immer wieder
predigten...
Jemand klopfte ihm auf die Schulter. Erschrocken wandte er sich
um. Hinter ihm stand Müller und deutete wiedermal auf seine
Armbanduhr.
"Paß auf, René, ich bin demnächst in eurer Ecke auf Durchreise,
verstehst du? Wenn du also mal über die alten Zeiten reden
willst... Wie, was ich im Moment beruflich mache... Natürlich
arbeite ich... Ja, als Manager im Multi-Marketing-Breich... Ja,
das erzähle ich dir dann alles... Wie es meinen Eltern geht?
Hörmal, keine Ahnung, aber wenn es dich interessiert, kann ich
es ja in Erfahrung bringen, kein Problem... Ja, sicher!"
Mathias hörte noch eine Weile zu, verabschiedete sich dann und
legte auf. Händereibend sah er wieder Müller an.
Müller starrte auf Mathias herunter. Mit der Rechten zupfte er
nervös an seinem dunklen Schnauzbart. Schließlich knurrte er
laut: "Das hat wieder viel zu lange gedauert!"
Mathias zog unwillkürlich den Kopf ein. "Ich habe es so schnell
gemacht, wie es mir nur möglich war..."
"Blödsinn!", rief Müller laut.
"Erst war doch mein Onkel dran. Der ist schon zu alt für eine
kapitalbildende..."
"Ich weiß, was wir verkaufen!", unterbrach ihn Müller.
"Ich wollte ja nur sagen..." Instinktiv hob Mathias in diesem
Augenblick die Hand, um sich die Stirn abzuwischen. Er stoppte
die Bewegung, als ihm der Gedanke kam, daß Müller dadurch erst
recht seinen Schweißausbruch bemerkte.
"Ich wollte ja nur sagen, daß...", begann er wieder, "... mein
Onkel nicht mehr der Jüngste ist und..."
"Jaja!", knurrte Müller, "das sagtest du schon! Er ist alt, na
und? Dann rede eben lauter, wenn du ihm aufträgst, seinen Sohn
ans Telefon zu holen, aber quatsche nicht um den heißen Brei
herum. Bei dem Sohn selbst hast du dann schon wieder denselben
Fehler gemacht... Du mußt endlich lernen, jedesmal flott zur
Sache zu kommen!"
"Aber..." Mathias zupfte an seinem Krawattenknoten herum, der
ihm zu eng geworden war. "... das war doch mein Onkel und mein
Cousin und..."
"...und weil das so ist, darfst du sie auch einfach anrufen und
um einen Termin bitten, ohne daß das verbotene Telefonwerbung
wäre. Nur darum geht es, kapiert? Du darfst hier telefonieren,
aber du sollst keine Privatgespräche führen!"
Mathias sah ein, daß es ihm nichts Gutes einbrachte, mit Müller
zu diskutieren und sagte einfach nur noch ergeben "Ja."
Müller steckte eine Hand in die Hosentasche und holte mit der
anderen weit aus, um schließlich auf den Kalender zu zeigen.
"Wir haben nur noch eine Woche!", mahnte Müller. "Bis dahin muß
ich meine 30.000 Einheiten zusammenkriegen, sonst schaffe ich
es wieder nicht in Stufe 4. Ich will endlich ein richtig großes
Büro haben und ich will auch, daß die Vertriebsgesellschaft die
Telefonkosten trägt. Das alles bezahlen die aber erst ab Stufe
4, wie du ja wohl auch schon seit dem Grundseminar weißt. Und
vor allem will ich schließlich auch irgendwann Stufe 6 packen,
klar? Erst bei Stufe 6 hat man es wirklich geschafft. Gönnst du
mir das etwa nicht?"
"Doch", beteuerte Mathias.
"Dann hau rein!", schimpfte Müller. "Bring endlich Leistung!
Das ist hier kein Zwischenlager für Pensionsberechtigte! Du
verdienst hier nur, wenn du Versicherungen verkaufst. Erst ab
Stufe 6 gibt es ein Grundgehalt. Also hau rein, oder hast du
etwa schon deine erste Million zusammen?"
"Nein.. Ich meine, ja... Äh..."
"Was? Ich verstehe kein Wort! Bist du auf Drogen? Reiß dich mal
zusammen, sonst kannst du demnächst wieder bei dir zuhause vom
Privatanschluß aus telefonieren, genau wie deine Neger! Leben
die eigentlich noch? Die haben ja auch schon ewig lange nichts
mehr erwirtschaftet!"
Mathias sah zu Boden. "Denen werde ich Dampf machen!"
"Das hoffe ich!", brüllte Müller. "Sonst mache ich dir nämlich
Dampf! Aber richtig!"
***
"Willst du einen mittrinken?" Die junge Frau strich sich das
lange strähnige Haar aus der Stirn und griff demonstrativ nach
der halbvollen Cognac-Flasche.
Sie saßen an einem kleinen blanken Küchentisch, auf dem Cognac,
zwei Gläser, ein kleiner Spiegel und ein Telefon standen.
Mathias schüttelte angewidert den Kopf.
"Red keinen Mist, ich bin mit dem Auto hier. Außerdem haben wir
nichts zu feiern, oder? Du bringst es nicht mehr! Telefonierst
du überhahupt noch? Das Telefon ist unser Arbeitsmittel Nummer
eins, oder?"
Sie nickte. "Ich telefoniere pausenlos."
Sie goß sich Cognac in ein ehemaliges Senfglas und schüttete
den Inhalt begierig herunter.
"Du meinst wohl, du trinkst pausenlos!", höhnte Mathias.
Sie wischte sich mit einer fahrigen Bewegung den Mund ab. "Das
gehört beides zusammen", murmelte sie kaum verständlich. "Ich
habe früher nie Alkohol angefaßt, nicht mal zum Ablöschen vom
Braten."
"Das hast du aber reiflich nachgeholt, du Schlampe!"
Er sah sich um. Auf der Kochnische stapelte sich schmutziges
Geschirr. Überall lagen Anziehsachen und Schuhe unordentlich
herum.
Sie reagierte, indem sie noch ein Glas Cognac zu ihrem Mund
führte.
"Du ekelst mich an", sagte er und wischte lässig ein imaginäres
Schmutzpartikel von der Jacke seines teuren Anzugs.
Sie schürzte die Lippen. "Du hast mich doch zu dem gemacht, was
ich jetzt bin. Ich war in dich verliebt und meine Urteilsfähig-
keit davon eingeschränkt- das hast du ausgenutzt, um mir eine
viel zu teure Versicherung aufzuschwatzen und so eine fette
Provision zu verdienen. Als meine Blindheit anhielt, gingst du
noch weiter und warbst mich an, selber euer Zeug zu verkaufen.
Ich mußte dir die Namen von allen Leuten aufschreiben, die ich
ich kannte. Ich mußte alle anrufen. Ich mußte Ex-Freunden einen
Sinneswandel vorspielen, alten Verehrern neue Hoffnungen machen
und bei fiesen Verwandten schleimen. Ich mußte meine Wohnung zu
eurem Büro machen. Um mir zu zeigen, wie man am Telefon Termine
macht, hast du auch deine eigenen potentiellen Kunden von hier
aus angerufen. Deinetwegen habe ich riesige Telefonrechnungen
bekommen, und viel zu viel Geld für Klamotten ausgegeben.Wenn
wir bei einem Termin nichts verkauften, schimpftest Du, daß ich
daß ich nicht gut genug argumentieren kann, garnicht wirklich
erfolgreich sein will und zu häßlich bin..."
Mathias sah auf seine Armbanduhr. Wenn er in den nächsten Tagen
noch 2000 Einheiten schrieb, würde er von der Gesellschaft eine
Sonderanfertigung bekommen. Er versuchte sich allein darauf zu
konzentireren und sagte unbeeindruckt: "Aber auf die Idee mit
dem Cognac-Trinken bist du doch wohl selber gekommen, oder?"
Sie schüttelte den Kopf. "Nein, das stimmt nicht! Erinnerst du
dich nicht mehr an das Grundseminar? Da brachte man uns bei,
daß man beim Telefonieren immer lächeln muß... egal wie es dir
gerade geht..."
"Dafür sollst du ja in den Spiegel gucken, um das nämlich zu
kontrollieren", unterbrach sie Mathias.
"Ja sicher", sagte sie. "Und uns hat der Dozent auch noch den
Tip gegeben, uns erstmal ein Gläschen Cognac zu genehmigen,
falls es mit dem Lächeln nicht sofort klappt."
"Blödsinn", sagte Mathias hart. "Man muß nur in den Spiegel
sehen!"
"Uns hat der Dozent aber auch gesagt, wir sollten ruhig erstmal
einen trinken", beharrte sie mit brüchiger Stimme. "Umso öfter
ich Leute angerufen habe, um ihnen zu erzählen, daß ich einen
neuen Job habe und ihnen zeigen will, wie man aus einer Mark
fünf Mark macht, desto schäbiger und verlogener kam ich mir
vor. Wenn ich wiedermal am Telefon mit jemandem flirtete, den
ich eigentlich zum Kotzen fand, fühlte ich mich manchmal wie
eine Hure. Irgendwann konnte ich nur noch in den Spiegel sehen
und lächeln, wenn ich vier oder fünf Congnac getrunken hatte."
Mathias gähnte und fragte schließlich: "Sagmal, tischt du den
Kunden am Telefon auch so ein depressives blödes Geseier auf?
Dann ist es ja kein Wunder, daß du keine Termine mehr zustande
kriegst!"
Sie weinte. Er empfand kein Mitleid, sondern ganz im Gegenteil
eine gewisse Erregung, denn wenn ihr Selbstbewußtsein so sehr
daniederlag, konnte er sie zu sexuellen Praktiken überreden,
die sie normalerweise strikt ablehnte. Mittlerweile reizte ihr
Aussehen ihn aber längst nicht mehr so sehr wie früher. Ihm
fiel auch wieder ein, daß er gleich bei René aufkreuzen und ihm
möglichst viel Geld aus dem Kreuz leiern mußte. Geld zu machen
fand er mittlerweile geiler als Sex selbst mit der schönsten
Frau. Wenn man genug Geld hatte, konnte man sich eine ganze
Menge Frauen kaufen und eine gekaufte Frau konnte man, wenn sie
zu langweilen oder zu nerven begann, auch ohne Probleme sofort
wieder loswerden, weshalb Mathias es als bewiesen ansah, daß
man besser Geld als die Liebe von irgendwem besaß.
"Ich tu doch alles was du willst", klagte sie schluchzend.
"Was ist mit deinen Arbeitskollegen?", fragte er. "Hast du die
schon alle durch? Kommen da keine neuen mehr nach? Habt ihr in
eurer Firma keinen Wechsel? Was ist mit der Büro-Lesbe, von der
du sagst, daß die immer ganz wuschig wird, wenn sie dich mal im
im Mini-Rock sieht? Vielleicht solltest du dir mal einen noch
kürzeren oder noch engeren Rock anschaffen, hä?"
"Du behandelst mich wie eine Hure", jammerte sie.
"Nee, garnicht", höhnte er, "oder schlage ich dich etwa? Meinst
du wirklich, ein Zuhälter hätte soviel Engelsgeduld wie ich? So
wie du jetzt aussiehst, dürftest du doch im Puff auch nur die
Klos saubermachen!"
Sie weinte erneut und diesmal heftiger. Als er das hörte, ging
sein Atem schwerer. Er bekam richtig Lust, sie sich doch noch
einmal so richtig vorzunehmen. Allein der Gedanke, daß er bei
René gleich wieder richtig zuschlagen würde, hielt ihn davon
ab, sie erneut zur Sklavin seiner Triebe zu machen.Schließlich
stand er ruckartig auf.
"Ach, mit dir hat es sowieso keinen Zweck mehr!", rief er. "Du
hast nichts von alledem verstanden, was man uns auf exquisiten
Seminaren gelehrt hat. Mit dir verschwendet man seine Zeit! Du
machst nichts als Fehler und obendrein sind bei dir immer nur
die anderen Schuld. Das ist billig. Jeder ist seines eigenen
Glückes Schmied, soviel gebe ich dir jetzt zum Schluß noch mit
auf deinen eigenen Weg. Darüber kannst du nachdenken, wenn ich
weg bin!"
Als er zur Wohnungstür ging, stürzte sie ihm nach und hielt ihn
fest. "Nein, warte! Geh nicht! Du bist doch alles, was ich noch
habe! Ich tu doch alles was du willst!"
Ihn überkam ein Gefühl der Stärke. Seine Angst, Müller könnte
ihn fallen lassen, erschien ihm im Vergleich zur Verzweiflung
dieses Mädchens absolut unbedeutend. Er schöpfte aus dieser
Situation die Gewißheit, daß er immer noch ein Gewinnertyp war.
"Was kannst du schon tun!", höhnte er und stieß sie ein bischen
fester als nötig fort. Sie stolperte und fiel zu Boden. Sofort
klammerte sie sich wieder an ihn, diesmal an seine Beine.
"Alles!", kreischte sie mit sich überschlagender Stimme, "alles
kann ich tun! Weißt du denn nicht mehr, wie ich dir früher...
Atemlosigkeit und Panik ließen sie stocken.
Er griff sie an den Haaren. "Wird das eine lange Arie?"
Sie sagte: "Weißt du noch, wie ich dir früher oft...Vergnügen
bereitet habe?"
Er lachte. "Das ist erbärmlich! Führst du dich vor Kunden etwa
auch so auf? Die müssen ja denken, daß wir den ... allerletzten
Dreck... verkaufen!"
***
Im Fahrstuhl traf er Herrn Schmidt von der Hausverwaltung, der
ihn prüfend ansah und schließlich fragte: "Waren sie nicht der
Freund dieser kleinen blonden Single-Frau aus Appartment 413?
Der scheint es in letzter Zeit sehr schlecht zu gehen!"
Mathias blickte dem Mann in die Augen. Auf Seminaren, bei denen
er inzwischen selbst als Dozent auftrat, brüstete er sich stets
damit, daß er jedem stundenlang in die Augen sehen konnte. Wie
so vieles im Leben war auch das nur eine Frage des Trainings.
Erfolgreiche Betrüger starrten jeden ehrlichen Menschen in
Grund und Boden.
"Da haben sie recht", antwortete Mathias. Da die Grundregel der
erfolgreichen Redekunst darin bestand, dem Gesprächspartner zu
Anfang immer zuzustimmen, setzte er sogar noch einen drauf: "Da
haben sie sogar gleich zweimal recht. Ich war ihr Freund, bin
es also nicht mehr, und ihr geht es wirklich schlecht. Aber so
ist das Leben eben. Fressen oder gefressen werden. Die Starken
werden immer stärker und die Schwachen sind das Futter. Das war
immer so. Das ist ein Naturgesetz."
"Das hört sich aber nicht sehr christlich an", sagte Schmidt.
"Ich glaube nicht an Gott", gestand Mathias.
Schmidt hob fragend die Augenbrauen.
"Glauben sie denn an Liebe? Daran, daß sie mal die Frau ihres
Lebens kennenlernen, mit ihr eine Familie gründen und glücklich
sein können? Um das an ihre Kinder weiterzugeben?"
"Wenn man nur genug Geld hat, kann man sich irgendein hübsches
kleines Luder kaufen und sie wird einen dafür lieben, daß man
sie aus der Armut geholt hat. Die wird auch nie bezweifeln, wer
das Sagen hat, egal was man mit ihr macht."
Schmidt nickte nur. "Ihre ehemalige Freundin hat mich neulich
angerufen. Sie wollte mit mir über Geldanlagen reden. Da sie
aber seit drei Monaten keine Miete mehr zahlen kann, halte
ich sie für keine gute Ratgeberin in Geldangelegenheiten."
Mathias atmete schneller. "Was sie darüber weiß, hat sie alles
bei mir aufgeschnappt. Machen wir beide doch einen Termin- aber
erzählen sie ihr lieber nichts davon..." Er stutzte. "Wie lange
dauert es eigentlich, bis der Fahrstuhl unten ist?"
"Schon da", rief Schmidt. Er riß seine Maske ab. Auf seiner
knallroten Stirn erschienen zwei Hörner. "Willkommen!" Durch
die sich öffnende Fahrstuhltür bekamen sie einen freien Blick
auf die Hölle.
Mathias weinte vor Angst, als er das Wehklagen hörte. "Das muß
ein Irrtum sein! Wie kann ich hier wieder raus?"
"Das ist kein Irrtum", sagte der Teufel, "Du hast alle Fragen
richtig beantwortet und die Qualen der Hölle verdient! Aber du
kannst dich hocharbeiten, indem du sechs andere Menschen in die
Hölle lockst und diese sechs wiederum jeweils sechs zu uns
bringen, von denen wiederum jeder sechs hierhin bringt..."
"Ihr kopiert das Schneeball-System, nach dem auch unsere Firma
arbeitet?", rief Mathias und krümmte sich gleich anschließend
vor Schmerzen, während der Teufel kreischte:"Wer kopiert hier
wen? Das ist mein System und du bist schon lange mein Schüler!"
Endlich kapierte Mathias, daß er schon in Stufe 6 und von der
Firma bereits fest eingestellt war. Kündigung unmöglich.
ENDE