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Studententerror

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24.04.2003
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Studententerror

Denke klar und überlege Rein. Denn wir übernehmen den Rest.
Nicht frankierte Umschläge werden zurückgeschickt.

"Eine schöne Wiedergeburt wünsche ich dir, Kasmindoski."
"Ultra-Soft ... ich hatte ganz vergessen, dass du mich heute morgen abholen kommst."
"Na na na, Kasmindoski-Powerman, muss dein alter Inhabitusfreund dich etwa an die Regeln erinnern?"

Musste er nicht.
Gemächlich glitten die Türen des Sauber-sauber-und-blitzeblank Gottesanbeters auseinander, wobei sich Ultra-Soft den nach oben gerichteten Daumen von Glückseligkeit nicht verkneifen konnte, während Kasmindoski-Powerman eine leichte Blessur erlitt, als er sich die Stirn während des Einsteigens anstieß.
"Aua", sagte er.
"Aber Powerman, du wirst doch nicht jetzt schon schlechte Miene zum bösen Teufelsspiel aufsetzen? Die Welt ist noch jung. Es ist zu früh für frevelerische Gedankenzüge."
"Nein, nein, hab mir nur weh getan."
"Das tun wir alle, Powerman. Angeschnallt? Wir sind spät dran."
Der Gleiter feuerte Kerosin durch die Düsen und startete durch. Schnell gewann er an Höhe. Die dichten Bäume der immergrünen Tannenwälder schossen unterhalb vorbei, während der Wind um die Ohren der zwei Studenten pfiff.
"Überwältigender Anblick, oder? So muss Gott sehen."
Kasmindoski-Powerman war damit beschäftigt, sich seine löchrigen Socken überzuziehen.
"Können wir kurz in die Dorfschaft schweben Ultra-Soft? Ich benötige einen neuen Notizencomputer."
Sein Studentenkollege lachte laut.
"Nein, nun wird durchgeflogen!"
Er trat aufs Gaspedal, und verriss den Steuerknüppel nach rechts. Der Logenturm mit seinen bedrohlichen Erkerzinken erstreckte sich vor der Nasenspitze des Gleiters. Ultra-Soft legte eine Vollbremsung hin und riss die Düsen nach unten. Sie verharrten kurz vor einem der vergitterten Fenster.
"Was meinst du, wen sie darin gefangen halten?"
Kasmindoski sah auf. Die Plexiglasfront hätte eine Reinigung dringend nötig gehabt.
"Gotteslästerer halt. Die Loge weiß schon, was sie tut. Wir dürfen da nicht spionieren."
Ultra-Soft kratzte sich am Kopf.
"Recht hast du. Lass uns einen Engelstanz vollführen."
Er schwang den Knüppel zur Seite, beschleunigte, und ließ ihn dann kreisen, während er sachte anzog.
Der Sauber-sauber-und-blitzeblank Gottesanbeter drehte sich in übelkeiterregender Geschwindigkeit um den oberen Logenturm, bis er schließlich dessen Spitze erreicht hatte.
"Bitte nicht so ungestüm, mein Freund. Der Teufel treibt da grad ein böses Spiel mit meinen Magensäften."
"Aber Powerman, so sei doch im Glauben, dass ich dies hier unter Kontrolle habe."
Ultra-Soft neigte den Gleiter leicht nach vorne. In hundertfünfzig Meter Tiefe befand sich der Logenparkplatz. Menschen, klein wie Ameisen, wuselten dort umher.
"Und ... ab geeeeehts!"
"Ultraaaaaa!"

Als sie am Boden aufsetzten, besah sich Kasmindoski die Schweinerei auf seiner Hose.
"Du hättest dein Brot wenigstens nach Backbord verteilen können", sagte Ultra-Soft und schüttelte verständnislos den Kopf.
"Du und deine Manöver. Irgendwann werden wir noch zu Märtyrern."
"Gefallene Engel wären mir lieber."
Kasmindoski hielt sich den Zeigefinger vor die Lippen.
"Psst ... wirst du wohl still sein. Willst du, dass wir der Obrigkeit zugeführt werden?"
Die Türen glitten nach oben, ein übergewichtiger Student drehte Kopf und Doppelkinn in ihre Richtung, und kam dann mühsam angehechelt.
"Kasmindoski-Powerman, Ultra-Soft ... eine junge Glückswelt wünsche ich euch. Sag mal Kasmindoski, was ist denn mit deiner Hose geschehen?"
Ultra-Soft sprang über die Reling und strich sein Kreuz glatt.
"Der Glaubensbruder hat sein Brot gegeben. Dir auch eine Glückswelt, Momdus Mega-Clean."
Der Mann stutzte.
"Nun, dann sollte er es vielleicht unter den Armen verteilen."
Beide lachten.
Kasmindoski konnte es nicht fassen. Empört stand er auf, zog sich an der horizontalen Flügeltür eine weitere Blessur zu, und verteilte sein verdautes Brot im Fußraum.
"Werdet ihr wohl zu lästern aufhören? Das ist böses Gedankengut."
Momdus Mega-Clean legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Ach, gehe nicht so hart mit uns ins Gericht. Wir üben nur gottgegebenen Humor aus. Nun sollten wir uns aber sputen, die Vorlesung beginnt bereits in einer Kurz-Epoche. Ach, und Kasmindoski ... dir müssen wir ja auch noch einen neuen Beinunterschlupf aus den Spinden beten."


***


Pater Professor Klingelberg Full-Power begann dort, wo er gestern, und Gott vor zweitausend Jahren, aufgehört hatte.
Die spontane Entstehung des Menschen stand auf dem Programm, und die vorderen beiden Sitzreihen hörten interessiert zu. Gelegentlich fuchtelte er wild mit den Armen umher, hielt sich dabei allerdings stets im Zaum, um nicht den Eindruck von Hexerei zu erwecken.
Ultra-Soft indess beliebäugelte den sanften Stoff, der sich um Kiras Maximum-Sexless Beine schmiegte.

"... und, was halten Sie von dieser These, Ultra-Soft?"

Erschrocken sah er auf.
"Ich, ehm..."
Klingelberg Full Power stützte sich grinsend auf dem Pult ab.
"Hat der Judas wohl nicht konzentriert zugehört. Wo ist eigentlich Ihr Lehrbuch?"
Ultra-Soft griff nach seinem Pilgerrucksack.
"Die Bibel? Sie muss wohl noch zu Hause auf meinem Schrein liegen."

Geflüstere entstand. Kasmindoski-Powerman rückte von Ultra-Soft einige Plätze weit weg und zog sich eine Blessur am offenstehenden Fensterrahmen zu.

"So so", setzte Klingelberg Full-Power an. - "Kein Lehrbuch dabei und dann noch frech werden."
Ultra-Soft grinste.
"So so, Herr Pater Professor ... keine schusssichere Weste an, und dann noch erschossen werden."
Er riss das Automatikgewehr aus seinem Rucksack und feuerte. Der Kopf von Full-Power löste sich in viele Teile auf. Vorher formten seine Lippen allerdings noch ein ungehörtes "O".
Da begann auch schon das Geschreie. Hektik hier, Panik da.
"Ruhe!"
Die Studenten verharrten. Einige sprachen das Vater unser.
"Also, ich werde euch jetzt hier einschließen, und meinen Vater aus dem oberen Turm befreien. Hat irgendwer ein Problem damit?"
Einige Finger schossen in die Höhe.
"Hmmm ... bitte nimm mich dran", quengelte Fredores Super-Size am Lautesten, und sprang von einem Bein aufs andere.
"Fredores?"
Der Student beendete sein Gezappel und deutete auf eine Gleichung, die der Pater Professor vor wenigen Minuten aufgeschrieben hatte. - "Du wirst damit nicht durchkommen", stellte Fredores fest.
"Ach, und warum nicht?"
"Weil ... weil ... weil du der Teufel bist! Und der kommt nie durch!"
Ultra-Soft drückte den Abzug.
"Sonst noch Fragen?"
Keiner meldete sich.
"Gut. Momdus Mega-Clean?"
"Ja?"
"Gehen wir."

***


"Wo ist die Treppe?"
Momdus war sich da auch nicht sicher. - "Ich hab da ehrlich gesagt nie drauf geachtet."
"Der Turm ist leer. Es gibt keine Stufen, die hinaufführen."
Kasmindoski-Powerman hatte sich hinter ihnen aufgebaut. Er hielt eine Waffe in seiner Hand.
"Wie bist du rausgekommen?"
Kasmindoski überging die Frage.
"Nicht frankierte Umschläge werden zurückgeschickt."
Ultra-Soft stutzte.
"Wie meinst du das?"

"Ganz einfach. Der Turm führt in den Himmel. Da kommst du von hier unten nicht rein. Dein Vater kommt demnächst mit der Post zurück. Den Rest erledigen wir. Und nun schaff´ deinen Arsch zurück in den Vorlesungssaal."

 

Hallo Cerberus!

Eine wirklich witzige, gut geschrieben Geschichte in einem flotten Erzähltempo.

Allein die Namen sind schon das Lesen wert.

Ein paar Kleinigkeiten: Ultras abrupter Wechsel zum "Bösen". Vielleicht ein etwas längerer Dialog mit dem Professor im Vorfeld? Es schwenkt halt sehr plötzlich um, was man nicht zur Gänze als negativen Aspekt ansehen kann. ;)

Und das Ende ist für mich ein bisschen wirr.

Beste Grüße

Nothlia

 

Hi Nothlia.

Ein paar Kleinigkeiten: Ultras abrupter Wechsel zum "Bösen". Vielleicht ein etwas längerer Dialog mit dem Professor im Vorfeld?

Hmm ... ich dachte eigentlich, genügend Hinweise geliefert zu haben. Damit will ich dir jetzt aber nicht widersprechen. Manchmal weiß der Autor mehr, als die Leser hinterher. :D

Eine Schlüsselszene gibt es allerdings:

Sie verharrten kurz vor einem der vergitterten Fenster.
"Was meinst du, wen sie darin gefangen halten?"

Danke dir fürs lesen und kommentieren.

 

Hallo Cerberus!

:hmm: Ja, die Hinweise sind schon da. Ich finde die Stelle jetzt auch nicht unheimlich schlecht, aber möglicherweise lässt sich über zwei, drei Dialogzeilen noch eine zusätzliche Spannung aufbauen?

Beste Grüße

Nothlia

 

Also, ich habe mir drei Fragen gestellt:
a) was zum Teufel will der von mir?
b) was hat der Kerl genommen?
c) wo kriegt man das her?
:D

Cool, definitiv, aber ein bisserl klarer dürfte es sein, damit auch Nixraffer wie ich ne Chance haben!

 

Hallo Höllenhund

Also einen Moment, einen gaaaanz kleinen Moment dachte ich, ich hab's...

Vater aus dem Turm ohne Treppe befreien... Vater unser... Wiedergeburt... Rausgekommen, respektive zurückgeschickt...

Also ich hab immer noch das Gefühl, dass du damit auf irgendwas anspielst, aber WAS?:confused: .

Der Stil ist genial, auch wenn mich das Gekotze an einen alten Mantafahrerwitz erinnert;) .

Ich denk nochmal nach:bonk: ... Muss doch rauszukriegen sein!

Es grüßt wissend, dass er nix weiß

omnocrat

 

Hi Cerberus81,
Hübsch, wenn auch fraglich, ob das SF ist.
Ausserdem hängt es irgendwie in der Luft. Da fehlt die Idee – was zwar durch diverse “Pseudoideen” überdeckt wird, aber doch auffällt. Anders gesagt: was soll das Ganze?
Weiterer Kritikpunkt ist die unharmonische Verwendung von Begrifflichkeiten. Muss Kerosin nicht eher der Atem Gottes heissen und sind Zinnen nicht gottliche Brustwehren?

Die Namen fand ich hübsch, aber zu lang.
Proxi

 

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