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Straw and Lucius
Sandy war eine Baby-Erdbeere. Ihr Leben begann als eine zierliche Erdbeerblüte und endete jäh, doch dazu später. Zu ihrem ersten Geburtstag erhielt sie ein Erdbeerküchlein. Alle Erdbeeren vom selben Strauch sassen um das grosse Blatt in der Mitte und assen. Auch die Eltern von Sandy waren da, sowie ihre besten Freunde, die Zwillinge Straw und Berry. Gerade als die Mutter die Gäste fragte, wer noch einen Erdbeer-Cupcake möchte, begann plötzlich der Boden zu zittern. Sandy schrie wie am Spiess. Alle Erdbeeren gafften gen Himmel, und da war nichts. Sie blickten zu Boden, und sahen, dass Lucius Blunt mit seiner Motorrad-Gang daherkam.
Lucius und seine Jungs waren Mirabellen, ungepflegt und volltätowiert mit dunklem Pflaumensaft. Die Motorräder bestanden aus Apfelbaumzweigen mit Kirschen als Räder. Kurz vor dem Erdbeerstrauch hielten die Raudis an. Lucius stieg von seinem Bike. "Na sieh mal einer an, was haben wir denn da? Kindergeburtstag? Hähähä... Ist für mich und meine Jungs auch noch was übrig?", fragte er, während er hämisch grinste.
Straw machte sich vor Streck in den Blütenbecher. Der Erdbeervater versuchte sich schützend vor die Geburtstagsgesellschaft zu schlägeln, dabei passierte es, dass er zu Boden fiel und sich vom Blütenboden löste. "Ruhe!", schrie Lucius und feuerte mit seiner Handfeuerwaffe in die Luft. "Ich möchte nur ein Stück von dem fucking Erdbeertörtchen!"
Das ganze Geschehen wurde unterdessen von der alten Bergschnecke Angie getarnt mitverfolgt. Diese entschied sich nun ins Geschehen einzugreifen: Sie rutsche von einem Strauch hinab, öffnete den Mund und verschlang direkt die beiden letzten Erdbeertörtchen! Lucius wollte die Schnecke packen, bückte sich zu schnell und zog sich dabei einen Kreuzbandriss zu. "Ahh!", schrie er mit schmerzverzerrtem Mund. Als seine Gang ihm zu Hilfe eilen wollte, schnauzte er: "Nicht! Lasst mich! Es geht schon." - "A... Aber Boss, du verletzt!", sagte Heini, eine etwas dümmliche Mirabelle, da er einst vom höchsten Ast des Mirabellenstrauchs gefallen war.
Berry, Straw's Zwillingsschwester, schrie auf einmal: "Schluss jetzt! Es reicht! Ich muss euch etwas gestehen…" Sie drehte sich um, sodass die Meute ihr Hinterteil sah. Was diese dort erblickte, liess alle Anwesenden verstummen. Berry's Rückseite war nicht ein süsses saftiges rot, sondern gräulich verformt, sie litt an der Fruchtfäule! Sandy's Mutter griff nun weinend zum Buschtelefon und verkündet leise: "Ich alarmiere nun die Polizei!"
Heini meinte darauf: „Aber die ist ja Zwilling. Dann müsste anderes Beeri auch faul sein, oder Boss?“. „Halt die Klappe!“, schrie Lucius, der sich seinen Rücken rieb und immer noch am Boden lag. Doch als Lucius wieder aufstand, bemerkten seine Kumpels, dass auch er am Rücken diesen gräulichen Schimmel hatte. Darauf Heini: "Er hat sich angesteckt, die beiden waren zusammen in der Kiste!" Die Eltern von Straw richteten eine scharfen Blick zu Ihr: "Ist das wahr, hast du mit dieser Mirabelle geschlafen?" Straw weinte, was für die Menge Antwort genug war. Mittlerweile erreichte ein Schwarm Polizisten in Form von neun Trauben das Geschehen. "Inspektor Grape", stellte sich einer der Traubenpolizisten vor, "Was ist hier los?" - "Straw hat mit Lucius gefrüchtelt. Höhö", sagte Heini und kicherte wie ein Schwulmädchen. Der Inspektor blickte erzürnt zu Lucius. "Wenn das stimmt, wäre das ein Verbrechen. Straw ist minderjährig und noch nicht reif!", rief er mit erhobenem Finger. "Moment, woher wissen Sie, wie alt Straw ist?", fragte Berry, "Kennt ihr euch etwa?"
Der Inspektor errötete: "Was? Nein! Ich.., ich dachte nur, weil..."
"Oh Gott! Seht mal!", rief Sandy und zeigte auf das Hinterteil des Inspektors, "auch er hat einen faulen Popo!" - "Inspektor Grape, ich nehme Sie hiermit fest. Und auch Sie, Lucius", sagte Officer Vitis, "sie hatten offensichtlich beide sexuellen Verkehr mit dieser minderjährigen Erdbeere."
"Was soll denn das alles!?", schrie plötzlich Lucius, der immer noch am Boden lag, "Wir sind verdammt nochmal Beeren und Früchte! Wir haben das Recht auf Selbstbestimmung! Straw und ich lieben uns seit ein paar Wochen, doch die früchtlichen sozialen Normen verbieten eine solche Liebe! Wieso? Wir sollten für unsere Rechte kämpfen! Auf in den Kampf gegen die Monarchie!" Lucius schien nach einer längeren Rede über die Freiheitsrechte der Öbster die Anwesende sowie einige Polizisten zu überzeugen einen Demonstrationszug in Richtung des Palastbaumes der Kaiserbirne zu unternehmen. Der Kaiser thronte zuoberst auf seinem Baum, nicht unweit vom Geschehen, jedoch bewacht durch seine Garde von Ameisen und Krähen.
Als die Demonstranten vor dem Baum ankamen, äugte der Kaiser hinunter: "Nanu, da will wohl das Fussvolk Probleme machen."
"Sieht ganz so aus", erwiderte der Ameisenhauptmann, "Was sollen wir tun?"
"Erschiesst den Mob", sagte die Birne trocken und nippte an seinem Williams.
Der Ameisenhauptmann blickte den Kaiser erschrocken an: "Aber... eure Hoheit, sie stehen ja nur da unten und..." "Ich sagte erschiessen!", kreischte der Kaiser.
"Sehr wohl, eure Majestät" sagte der Hauptmann und stieg vom obersten Ast herunter zu den Kasernen seiner Männer. Der Hauptmann gab den Befehl, dass sich die Bogenschützen in Stellung begeben sollten, geladen mit Stacheln der Brombeere.
Unter dem Baum flüstere etwas gelbliches zum Mob: "Schnell, versteckt Euch hinter mir!" Die Demonstranten rannten hinter den Kürbis, während die Bogenschützen den ersten Befehl zum Abschuss erhielten. Die Pfeile hagelten auf den Kürbis nieder. "Aaaargh!", schrie dieser mit schmerzverzerrtem Gesicht. Der zweite Schwall Pfeile war bereits im Anflug, als der Kürbis rief: "Nein, das halt ich nicht nochmal aus! Macht euer Ding alleine!" Dann rollte er davon. Die Demonstranten waren den niederprasselnden Pfeilen schutzlos ausgeliefert. Nur noch wenige Meter trennten die spitzen Pfeilspitzen von der Gruppe. Da stellte sich plötzlich Straw schützend vor die Gruppe. "Tut mir Leid, Freunde. Aber ich bin schliesslich der Auslöser für den ganzen Schlamassel. Behaltet mich in guter Erinnerung!"
Lucius schrie weinend aus Verzweiflung: „Neeeeeinnn!“ Er rannte zur leblosen Hülle seiner Angebeteten. Er schaut Sie an, küsste Sie auf den Mund und schrie immer wieder „Warum“. Er nahm den Brombeer-Dolch und stiess sich diesen mitten ins Fruchtfleisch. Die Mutter seufzte und weinte: Denn niemals gab es ein so herbes Los als Straws und ihres Lucius.“
ENDE