Storys von meinem Nachbarn........7. Mondlandschaften
7.Mondlandschaften
Kennt eigentlich noch jemand diese kleinen „Fiat 126“, diese Mini-Knutschkugeln die einen Höllenlärm verursachen und wenn sie vor einem herfuhren einem die Atemluft nahmen ?
Für Jan der Inbegriff des Sozialismus, jeder in Polen hatte früher einen Fiat 126 und da Jan sehr auf Traditionen steht, hatte er beschlossen für seine zukünftige Frau genau so ein Vehikel zu erwerben.
Durch irgendwelche Kontakte über diverse „Kollegen“ erstand Jan dann auch so einen netten Kleinen, der mangels Pflege aussah wie ein Utensil aus dem Film „Mad Max“.
Für schlappe 300.- DM damals ging dieses Schmuckstück also in den Besitz von Jan über. Nach eingehendster Bewunderung wurde dieses „Ding“ dann in die Werft, sprich „Jan´s Garage“ überführt.
Genau wie damals beim Bau seines Satelliten-Mastes, konnte man Jan in den folgenden Wochen nur noch in seiner Garage antreffen. Pedantisch wie Jan in solchen Dingen ist, nahm er den Wagen komplett auseinander um alles was defekt oder unbrauchbar war, auszutauschen und zu erneuern.
Nach ca. 5 Wochen ging es dann an die Lackierphase. Eigens dafür hatte Jan einen Kompressor angemietet um eine fachmännisch ausgeführte Lackierung zu erzielen. Für diese Präzisionsarbeit hatte Jan dann auch einen kompletten Samstag eingeplant. Morgens ab 08.00 Uhr ging es los und gegen 15.00 Uhr kam Jan dann aus seiner Höhle.
Die Präsentation seines Meisterwerks sollte dann am Sonntagmittag stattfinden, versprach er uns auf die Frage ob wir mal gucken dürften.
Das ich mal wieder in den vorzeitigen Genuss dieses Ereignisses gelangen sollte, brauche ich inzwischen wohl nicht mehr zu erwähnen.
Sonntags, ich hatte gerade gefrühstückt, es klingelt. Ich gucke vor die Tür, keiner zu sehen. Dann höre ich Jan von unten rufen, ich solle doch gleich mal runterkommen. Gespannt darauf was es denn wieder zu sehen gibt, kam ich dieser Auforderung gerne nach.
Was mich sofort stutzig machte: „Jan stand vor seiner offenen Garage und sagte kein Wort“.
Als ich dann näher kam sah ich einen tollen weiß lackierten Wagen, der glänzte wie ein poliertes Ei ! Mir war nicht klar was denn nun passiert war und meinte zu Jan was er denn nun wollte. Er in Grabeslaune und auch in der gleichen Tonlage: „Eine Katastrophe “.
Ich wusste immer noch nicht was er meinte und glotzte ihn wahrscheinlich an wie eine Kuh. Jan bekam das selbstverständlich mit und meinte:
„Gucke auf das Autodach !“
Ja, und tatsächlich, irgendwas war da anders. Oberflächlich von weitem betrachtet gab es da keine Auffälligkeiten nur beim näheren Hinsehen offenbarte sich das ganze Dillemma.
Irgendwann in der Nacht hatte es wohl stärker geregnet und da das Dach der Garage wohl nicht an allen Stellen dicht war, dementsprechend auch auf den frisch lackierten Wagen.
Überall auf dem Wagendach waren durch die Regentropfen kleine „Minikrater“ entstanden, da der Lack noch nicht genügend durchgehärtet war und es sah aus wie eine Nahaufnahme von der Mondoberfläche.
Ganz so tragisch war es dann aber doch nicht, da Jan der Meinung war die weiße Farbe wäre sowieso nicht richtig gewesen und er hätte eh schon
überlegt den Wagen nochmals umzulackieren.
Der eigentliche Oberhammer kam dann eine Woche später. Jan hatte das Wagendach abgeschliffen und neu gespachtelt, das Garagendach abgedichtet und den Samstag für die neue Lackierung verwendet.
Sonntags wurden wir dann feierlich zur Premiere eingeladen.
Echt krass, was wir da geboten bekamen:
„Eine Zitrone auf vier Rädern“
Jan hatte sich irgendwoher einen ganz speziellen Lack besorgt mit dem
Farbton: „FERRARI-GELB“ !!!
Die Felgen, die Stossfänger , Seitenspiegel, kurzum alles Ton in Ton.
Jetzt wollten wir natürlich das seine Zukünftige auch eine Probefahrt macht, und was soll ich erzählen:
„SIE HATTE ÜBERHAUPT KEINEN FÜHRERSCHEIN“
Den Führerschein hat sie bis heute nicht und der Wagen wurde 3 Monate später dann für 1500.- DM verkauft.
Ich meinte nur noch zu Jan, wenn er mal zuviel Zeit hätte dürfte er meinen Wagen auch mal neu lackieren, fand er überhaupt nicht witzig !