Storys von meinem Nachbarn.......2. Projekt Pol-Sat !
Der Sommer war fast vorbei, die Tage wurden kürzer, die Nächte länger. Anlass für meinen lieben Nachbarn sich Gedanken darüber zu machen, wie er den Winter übersteht. Einer seiner „Kollegen“ (alle Bekannten und Kumpels sind generell Kollegen für Ihn) hatte dann den glorreichen Tipp, sich eine Sat-Schüssel anzuschaffen. Dort könnte er dann polnisches Fernsehen empfangen und was natürlich besonders interessant war, die Kanäle mit den Sexfilmen wären dann ja auch endlich für ihn zugänglich. 1996 waren diese scheinbar schwer angesagt.
Jetzt wo er ein klares Ziel vor Augen hatte, war Jan kaum zu bremsen.
Hier sollte auch erwähnt sein: Jan hat einen leichten Hang zum Perfektionismus !!
Nun ging es in die Vorbereitungsphase. Jan, von Beruf her CNC-Dreher, machte sich eingehendst Gedanken darüber wie sein „Projekt Pol-SAT“ schnellstmöglich zur Vollendung gelange.
Als erstes besorgte er sich ca. 68 m Eisenrohr um sich eine Halterung und den dazu passenden Mast herzustellen. Dann kam natürlich die Frage auf, welche Grösse muss die Schüssel haben um möglichst viele Kanäle zu empfangen ? Muss es eine sein mit 1,50 m Durchmesser oder reicht auch 1 m ? Nach Konsultation einschlägiger Spezialgeschäfte und einholen fachlicher Kompetenz etlicher „Kollegen“, sollte es nun die 1 m Schüssel sein. Zwischenzeitlich hatte er in nächtelanger Arbeit in seiner Garage einen Mast mit Halterung gebaut.
An einem Samstag im September war es dann soweit: Jan, ich und zwei weitere „Kollegen“ waren angetreten seinen Traum vom unbegrenzten Fernsehempfang Wirklichkeit werden zu lassen. Was für den Häuslebauer das Richtfest, war für Jan das Aufstellen seiner Sat-Schüssel. Feierlich bat er uns in die Garage, die bis zu diesem Tag „Restricted Area“ gewesen war und präsentierte uns seinen ganzen Stolz. Es war wirklich gigantisch: Ein Monstrum aus Eisenrohr, noch in mehreren Teilen am Boden zerlegt, aber schon erahnend welche Dimensionen dieses Ding erreichen würde, bekam ich den ersten Schweissausbruch.
(Für das in den Garten schaffen brauchten wir alleine 2 Stunden !)
Ohne Bauanleitung unter fachlicher Anweisung von Jan nahm dieses „Ding“ dann auch langsam Form an. Um es in Worten zu beschreiben: Es hatte ungefähr die Form des Eiffelturms abgespeckt auf das Niveau eines Hochspannungsmastes. Ungefähr 3,5 m hoch und hässlich wie noch was. Die anderen Mitbewohner des Hauses hatten auch schon mitbekommen was sich dort tat und sparten als Zaungäste nicht mit „bewundernden“ Blicken.
Zusammenbauen, aufrichten, installieren und alles drumherum dauerte dann noch einmal ca. 5 Stunden.
Dann kam die Premiere: Einschalten und einstellen der Kanäle.
Interessant war dann das er das Bild vom polnischen Fernsehen hatte aber den Ton eines anderen Senders !! Tja, der Frust war riesig, also noch mal den Mast umlegen und die Schüssel überprüfen, dass alles ca. 6-mal !
Es nutzt nichts, der Ton passte einfach nicht zum Bild. Da nun einmal Wochenende war, konnte man auch keinen Fachmann zu Rate ziehen, bedeutete für Jan bis Montags warten.
Zwischenzeitlich hatte sich schon eine Art „Anti-Sat-Schüssel-Lobby“ der Mitbewohner gebildet und zeitgleich mit dem Sat-Fachmann der Montags kam, traf auch ein Repräsentant der Hausverwaltung ein, mit dem Effekt, der Fachmann durfte wieder unverrichteter Dinge abziehen und Jan wurde angehalten seinen „Hochspannungs- mast“ wieder abzubauen.
Und die Moral von der Geschicht:
Jan baute über den Winter sein Motorrad auseinander und wieder zusammen und die Sat-Schüssel wurde im nächsten Frühjahr „Augen- und Mitbewohner-gerecht“ von einer Firma sachgemäß auf dem Dach aufgebaut !