Storys von meinem Nachbarn......11. Vorsicht ! Hochspannung !
11. Vorsicht ! Hochspannung !
Inzwischen habe ich mich wieder etwas beruhigt, jetzt wo ich gerade hier sitze und alles was
die letzten 48 Stunden passiert ist Revue passieren lasse, muss ich eigentlich auch lachen.
Ok, ich hole mal etwas aus: Seit etwa 3 Jahren fliegen bei mir regelmässig die Sicherungen
(hier sind jetzt die elektrischen gemeint) raus. Bei einem Haus aus den 60ér Jahren keine
Seltenheit, damals gab es noch nicht so viele Computer, Wasserkocher, Spülmaschinen etc., die zu
einer Überbelastung der Stromleitungen führen konnten. Ich bin nun mal kein sparsamer Mensch,
bei mir läuft meistens die Stereoanlage oder der Fernseher, der PC ist eh immer an und wenn
ich dann mal was koche und ich mich einmal in der Küche befinde wird gleichzeitig auch die
Spülmaschine gestartet, Effezienz sage ich da nur .
Aufgrund meines erhöhten Energiebedarfes zu unterschiedlichsten Zeiten, flogen mir dann
in regelmässigen Abständen die Sicherungen um die Ohren, was mich jedes Mal fürchterlich
ärgerte aber noch nicht schlimm genug war um Sofortmassnahmen zu ergreifen.
Wie sich jeder jetzt nun vorstellen kann, war so was für meinen Supernachbar nicht nachvoll-
ziehbar, mit welcher Geduld ich diese Situation in den letzten Jahren ausgehalten habe.
Irgendwann vor einem Monat, wir sassen beide vor meinem PC, konnte Jan eine Live-Demo
meines Spannungsabfalls erleben. Ich ging in die Küche um heisses Wasser für Kaffee zu kochen, gleichzeitig lief der Fernseher und die Spülmaschine und just in dem Moment als Jan
sich im Bad die Hände wusch (elektr. Durchlauferhitzer), paaaaafff, alles dunkel und unheimlich leise in der Wohnung. Für mich nichts spektakuläres, für Jan der Weltuntergang.
Für Jan war das dann Grund genug, für mich tätig zu werden und einen seiner Kollegen
(Industrieelektroniker) um Rat anzugehen. Jan kam dann ein paar Tage später zu mir und meinte
„Fritz, in zwei Wochen, Samstags kommt mein Kollege um sich mal deine Sicherungen anzusehen !“.
Meine Frage darauf wieso er denn einen Psychiater anschleppt, verstand er dann aber nicht !
Ja, und letztes WE, genau am Samstag war es dann soweit. Jan und Hans (der Elektriker)
klingelten morgens um 09.00, gut gelaunt und hochmotiviert, ausgerüstet mit allerlei
elektronischem Firlefanz.
Ein kurzer Blick von Hans in meinen Sicherungskasten genügte und das niederschmetternde
Urteil: „Dat is ja total alde Krempel, dat maake mer mal allet nö !“
Ja, und wirklich, der Kerl war gut drauf. Knips,knaps, hier schrauben da klemmen und ruckzuck hatte Hans 4 neue Sicherungsautomaten (hab ich was gelernt) eingebaut. Sah echt gut aus und ich war schon fast begeistert.
Der grosse Augenblick kam, die Probe aufs Exempel. „Dann machens allet an, wat de so häs“ meinte Hans und ich joggte einmal durch die Wohnung. Alle Lichter an, jeden Stromverbraucher
der irgendwie einzuschalten war wurde angeknipst und „es passierte nichts“...............
.................bis Hans dann ins Bad ging um sich die Hände zu waschen, Warmwasser aufdrehte und zack:
Unendliche Ruhe.
Hans in seiner unglaublich gemütlichen Art und Weise an den Sicherungskasten, guckt rein:
„Do is nix !“, alle Sicherungen noch drin. „Dat muss de Hauptanschluss sin, im Keller !“
Wir also in den Keller runter. Auf dem Weg dorthin gingen noch ein paar andere Wohnungstüren
auf: „Ist bei euch auch der Strom ausgefallen ?“
Antworten habe ich mir erst mal gespart, den Blick stur auf die Treppe gerichtet bin ich erst mal
nach unten gedackelt. Man war das peinlich !!!
Mit Kennerblick sah Hans dann sofort wo denn das Malheur passiert ist. Die gesamte Verteilung
unten war durchgeschmort und Hans meinte dann: „Jo, dat is klar, ich han demm Jan sinne
Zähler jo üverbrückt, un dat konnt de Verteiler nit uuthalde!“
Ich gucke Jan an, Jan guckt Hans an, Hans guckt den Verteiler an. Ich total fassungslos:
„Was habt ihr denn da gemacht ?“ Hans: „Jo, damit nit allet wat de Käl (Käl plattdt. für Kerl = Jan) so im Keller mäkt nit üver de Alljemeinstrom lüppt, hann isch dem ne extra Liedung jetrocke, dat war dann wohl ä bisken zuviel!“
Da hat mein Supernachbar es doch tatsächlich fertiggebracht das ganze Haus stromlos zu
machen. Hätte ich die Sicherungen nicht ausgetauscht, wäre das wohl nie aufgefallen, dass der
Irre vor fast 3 Jahren an der Stromverteilung rumgepfuscht hat.
Das Beste ist aber noch, Jan fühlte sich keinerlei Schuld bewusst und meinte die
ganze Zeit, die Leitungen wären altersschwach und hätten einfach den Geist
aufgegeben. Ich habe es dann aufgegeben und diesen Eierkopf mit Nichtbeachtung bestraft
und dann einen Elektronotdienst gerufen. Die haben sich die ganze Sache angeguckt,
die entsprechenden Teile besorgt, mit dem Stromlieferanten gesprochen wg. Stromabschaltung
und dann bis zum Samstagabend dann die Leitungen wiederhergestellt.
Der ganze Spass wird ca. 1400.- EURO kosten, wobei Jan der Meinung ist das würde
ja über das Hauskonto beglichen, wäre ja Allgemeingut.
Diese fixe Idee werde ich ihm aber noch schön austreiben, garantiert !!!
