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Stirb relativ langsam

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16.02.2012
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Stirb relativ langsam

– Drehbuch-Vorschlag für Teil 26

Früher Abend in Utopia. Die Kamera zoomt ein auf ein vorbeifahrendes Auto. Es ist viel zu schnell auf der regennassen Straße unterwegs. Eine Fensterscheibe öffnet sich und eine Zigarettenkippe wird an den Wegesrand geschnippt.

Quietschende Reifen. Der schwere Wagen kommt zum Stehen vor einem Bürogebäude, schmutzig-weiß und langweilig, genau wie die anderen in der Gegend, ein Mann steigt aus, dunkler Anzug, mittleres Alter, Hornbrille, schütteres Haar, Aktentasche unter den Arm geklemmt. Er eilt auf den Eingang zu, auf einem Schild neben der Tür kann man „Ministerium Für Innere Angelegenheiten - Nachrichtendienst“ lesen.

Schnitt in ein kleines Büro, drei Schreibtische mit Computern und voller Aktenstapel, vertrocknete Grünpflanzen an den von beigen Jalousien verhangenen Fenstern. Die drei Beamten stehen auf, als der Mann aus dem Auto eintritt.

„Herr Misère! Wie schön, dass Sie uns mal persönlich besuchen kommen. Was können wir für Sie tun?“, meldet sich ein kleiner, dicker Mann zu Wort.

„Setzen. Bloß kein Aufhebens, mein Besuch ist nicht offiziell. Herr…“ – Misère schaut auf das Namensschild auf dem Schreibtisch des Mannes. „Herr Van der Decke..“
„Äh, Von bitte, nicht Van! Ist ein preußischer Name!“
„Jaja, gut, also Herr Von der Decke, ich komme aus Gründen der inneren Staatsicherheit zu Ihnen, die streng geheim behandelt werden sollen. Ich komme am Besten gleich zur Sache: Sind Sie verantwortlich für die Abhöranlagen?“
„Äh, wenn Sie die Trojaner-Software meinen, Herr Innenminister, ja, die haben wir hier eingesetzt und andere Mittel auch. Wir sind für die innere Sicherheit zuständig und überwachen verdächtige Individuen. Das ist alles völlig legal und von ganz oben abgesegnet. Das müssten Sie doch wissen.“
„So. Gut, dann bin ich ja richtig. Stimmt es, dass Sie die Person Anita Fallobst zu einem Verhör zitiert haben, da es Unstimmigkeiten in ihrer Akte gäbe?“
„Das muss ich nachschauen, Herr Minister, ich habe nicht alle Namen im Kopf, wir waren wahnsinnig überlastet in diesen letzten Wochen.“
„Tun Sie das. Beeilen Sie sich, es ist sehr wichtig!“

Von der Decke fängt an, im PC herumzusuchen, die anderen Beamten stehen betreten an der Wand und tuscheln, der Minister setzt sich auf einen Stuhl, nimmt die Aktentasche auf seinen Schoß und checkt sein I-Phone auf Mails.

„Ja, also hier hab ich die Akte, Herr Minister.“ Der Angesprochene springt auf und beugt sich über den Bildschirm, den Von der Decke ihm hindreht.
„Anita Fallobst ist seit einiger Zeit auf unserem Schirm - wenn ich so sagen darf. Sie hatte libidinöse Beziehungen zu mehreren hochrangigen Persönlichkeiten aus dem ministerialen Bereich. Es ist eine Sache der Ehre, Herr Minister, wenn wir jegliche Affären dieser Art mit höchster Geheimhaltungsstufe beobachten. In den letzten Wochen hat sie sich sehr auffällig verhalten und… oh…“

Von der Decke stutzt, als er die Akte mit Misère anschaut und ebenfalls etwas sieht, das den Minister zusammenzucken lässt.

„Wissen Sie eigentlich, was Sie da tun? Frau Fallobst mag sich in der Vergangenheit mit Herren aus dem Politbüro getroffen haben, aber nun ist sie mit meinem Sohn zusammen, ist Ihnen das klar? Und ich verbitte mir aufs ausdrücklichste, dass mein Sohn in irgendwelche Machenschaften verwickelt sein soll. Ist Ihnen etwa nicht klar, was das bedeutet? Sie hören meine eigene Familie ab!“

„Unerhört, Herr Minister, ich weiß gar nicht, wie mir das entgehen konnte – sobald ihr Name auftauchte, hätten meine Mitarbeiter Sie unterrichten und damit aufhören sollen!“

„Der Schaden ist bereits angerichtet. Mein Sohn hat Heiratsabsichten kund getan. Und erfährt dann, dass Anita zu Ihnen zitiert wurde. Was haben Sie nun vor?“

„Das ist nicht so einfach, Herr Minister. Wir können natürlich von einer peinlichen Befragung absehen, aber wer ist in so einem Fall dazu autorisiert, der fraglichen Person einen unbeschadeten Leumund auszustellen? Sie etwa?“

Misère setzt sich wieder und denkt nach. Doch er ist ein Mann schneller Beschlüsse.

„Wer ist ihr bester Mann für geheime Beschattungen?“
„Wie meinen Sie?“
„Wer könnte Anita im Auge behalten, ohne dass mein Name da hineingezogen wird? Schnell, Mann, wir müssen Einiges ausbügeln.“
„Äh, Beschattung? Ohne, dass es irgendjemandem auffällt? Interner Bericht nur an Sie persönlich, ich verstehe. Da weiß ich sofort einen: Bruno Willig, unser bester Mann, der würde die ganze Sache ohne großes Aufhebens aus der Welt schaffen.“
„Aha? Nie von ihm gehört.“
„Niemand hat das, Herr Minister. Aber erinnern Sie sich an die Flugzeugentführung vor 2 Jahren? Oder die Erpresser, die das Aldi-Gebäude besetzt hatten? Dass das ohne allzu viel Blutvergießen über die Bühne ging, haben wir ihm zu verdanken!“
„Oh. Also abgemacht. Ich erwarte, dass diese Angelegenheit von Ihnen mit höchster Geheimhaltungsstufe behandelt wird. Und ich erwarte einen umfassenden Abschlussbericht in drei Wochen – mein Sohn will noch vor Weihnachten heiraten, verstehen Sie, wie dringlich das ist?“
„Kein Problem, verlassen Sie sich ganz auf uns, Herr Minister!“

Schnitt zu einem Straßencafé an einem sonnigen Nachmittag – es ist kühl, die Besucher tragen dicke Mäntel und kuscheln sich unter die Heizstrahler auf der überdachten Terrasse zusammen.

An einem Tisch sitzt eine blonde, deutlich generalüberholte Mittdreißigerin im Mini unter dem Pelzmantel. Sie hat einen Latte Machiato vor sich und wartet auf jemanden – immer wieder sieht sie sich um nach den vorbeigehenden Männern, ein herablassendes Lächeln umspielt ihren Mund, als einige Herren ihre Aufmerksamkeit zu erregen versuchen oder sie offenkundig begutachten.
Sie schaut gerade zur Cafétür, um den Kellner zu rufen, als ein Mann sich auf den Stuhl neben sie niederlässt. Erschrocken dreht sie sich zu ihm.
„Wer sind Sie denn? Habe ich Ihnen erlaubt, sich zu mir zu setzen?“
„Hallo Anita. Ich dachte, du wartest auf mich.“
Sie schluckt und mustert den Mann erst mal – er hängt lässig im Stuhl in Lederjacke und Jeans, trotz der kühlen Witterung im T-Shirt unter der offenen Jacke, die seine Muskeln deutlich zum Vorschein bringt, rasierter Charakterschädel, 3-Tage-Bart, mit einem verschmitzten Grinsen im männlich-verwitterten Gesicht. Sie hält ihm ihre Hand zur Begrüßung hin, die er weiterhin grinsend nicht beachtet.

„Okay, Lady, also meine Einladung hat dir gefallen? Dachte ich mir. Du bist eine Genießerin. Und du weißt, was du willst. Und du würdest gerne herausbekommen, ob ich dir gefährlich werden kann, nicht wahr?“
„Ich habe Ihnen nicht erlaubt, mich zu duzen. Noch kennen wir uns nicht. Sie haben einige Andeutungen gemacht, die mich neugierig gemacht haben, Herr... Wie soll ich Sie nennen?“
„Herr Wiesollichsienennen ist zu lang – sag einfach Schatz zu mir. Denn wertvoll bin ich für dich, das wirst du schnell lernen.“
Die Blonde prustet verächtlich „Pfft!“, doch ihr schüchternes Lächeln danach macht deutlich, dass dieser Mann sie beeindruckt.

Schnitt zu einem verdunkelten Wohnzimmer.
Vor dem Kamin lieben sich ein Mann und eine Frau auf einem Bärenfell – sie ist blond, auf seinem kahlgeschorenen Kopf tanzt der Widerschein der Flammen.

Schnitt zu einem reichlich gedeckten Frühstückstisch, an dem sich Anita und Bruno gegenüber sitzen.

„Du bist also mit dem Misere-Sohn zusammen? Weiß er von deinen Vorlieben für Kaviar à tergo?“, fragt Bruno mit seinem schiefen Markenzeichen-Grinsen.
„Woher weißt du das? Das hat nichts mit uns zu tun! Eine Frau braucht nun mal einen Mann für alle Fälle – einen zum Versorgen, der ihre finanziellen Bedürfnisse befriedigt – und einen anderen, der den Rest abdeckt…“
„Schon klar, Kleines. Aber was wäre, wenn er davon erfährt? Er ist nicht irgendein Wohlhabender. Er hat Beziehungen. Jemals dran gedacht, das für dich zu nutzen?“
„Wie meinst du das, Schatz? Er kann mir so Einiges bieten, und Politikersöhne sind so was von diskret. Ich nehme ihn aus wie ne Weihnachtsgans, bevor ich mich wegen `unüberbrückbarer Differenzen` scheiden lasse. Wäre nicht das erste Mal.“
„Ich dachte da eher an das Befriedigen meiner eigenen Wünsche, Süße. Aber wenn ich zufrieden bin, kommt das auch dir zugute, glaub mir. Ich hätte da so ein paar Ideen.“

Die Kamera zoomt ein auf ihren Zungenkuss und fährt langsam weg zum Küchenfenster, während Bruno Anita auf den Tisch setzt und ihren Morgenmantel hochzieht.

Schnitt zum BND-Büro, in dem Von der Decke sich einen ablacht, während er die Bildschirme beobachtet, auf dem er das Geschehen rund um Bruno miterleben kann, mittels einer in dessen Hosenschlitz befestigten Minikamera deutscher Wertarbeit.

Schnitt zum Misère-Anwesen in der utopisch-bayoranischen Provinz, Rückansicht der Villa, Einzoomen auf den beheizten Swimmingpool in dem Jonas Misère-Finkenkötter seine morgendlichen Runden dreht.
Frau Finkenkötter-Misère, eine stattlich gebaute Mitt-Sechzigerin im grell-lavendelfarbenen Jogginganzug macht ihre Yoga-Übungen neben ihrem schwimmenden Sohn.

„Jonnie, hast du dir das auch gründlich überlegt? Ist sie wirklich die Richtige? Ich kann mir nicht helfen, mir ist Anita irgendwie suspekt. Wir haben nichts über ihre Vergangenheit rausbekommen können. Keiner weiß, wo sie herkommt, dabei würde ich so gerne ihre Eltern kennenlernen.“

Jonas hängt am Poolrand und antwortet atemlos keuchend: „Mutti, jetzt hör´ schon auf. Sie wurde adoptiert und ihre Pflegeeltern sind tot, als ob das nicht schlimm genug wäre. Sie ist eine tolle Frau und wird euch stolz machen. Sie macht mich glücklich, das sollte euch reichen.“

Die Kamera dreht um die Szene, zoomt ein auf den erschöpften Politikersohn und die in der Oktobersonne glitzernden Schweißperlen auf der vor Anstrengung rötlich glänzenden Stirn und dessen feiste Oberarme, mit denen er sich an den Poolrand klammert.

Schnitt in einen halbdunklen Raum in einem alten Lagerhaus am Hafen
Bruno und Anita packen ein paar Kartons mit Lebensmitteln und Decken in eine abgeschirmte Ecke

„Also, gehen wir den Plan noch mal durch. Der Erpresserbrief landet morgen früh im Briefkasten der Misères. Du bist unauffindbar, deine Wohnung wurde durchwühlt und Jonnies Liebesbriefe an dich liegen verstreut in deinem Schlafzimmer. Ich werde dafür sorgen, dass die Polizei an eine Entführung glaubt und die Misères werden alles zu vertuschen versuchen.“
„Gut, Schatz, ich gehe davon aus, dass du weißt, was du tust. Ich finde deinen Plan ausgezeichnet, so komm ich zu meinem Anwesen auf den Malediven, ohne den Kerl heiraten zu müssen. Aber zur Unterstützung habe ich dennoch ein paar alte Freunde kontaktiert, die uns helfen werden, sollte irgendwas auffliegen.“

Die große Schiebetür des Lagers geht auf und ein paar Typen betreten die Halle, tätowierte Bodyguards sehen sich misstrauisch um, bevor sie ihren Chef hereinwinken.
Auftritt Vladimir Goszkotzschik, den Bruno zu kennen scheint, die beiden starren sich an.

„Vlad, der Fälscher. Was machst du hier und nicht im Gulag, wo ich dich hingeschickt hab?“
„Bruno. Ich hab auch nicht damit gerechnet, dich hier zu sehen. Anita, weißt du eigentlich, dass dein Freund hier bei der Staatssicherheit arbeitet?“

Schnitt in Von der Deckes Büro.
Er telefoniert aufgeregt mit seinen Leuten und versucht Herrn Misère zu informieren. „Brunos Tarnung ist aufgeflogen, er steckt in Schwierigkeiten. Wir müssen ihn da rausholen, egal ob die Schnepfe draufgeht – die ist sowieso am Ende. Ja, sie war in ein paar dunkle Geschichten verwickelt und wir haben jetzt Beweise, es tut mir leid! Wir müssen Bruno helfen!“

Schnitt zurück zum Lagerhaus

Bruno wirft sich auf den Boden und ballert mit einem Schnellschussrevolver, der scheinbar für die beeindruckende Ausbeulung seiner Hose verantwortlich war, auf Vlads Schergen, die sofort das Feuer auf ihn eröffnen.
Anita geht in Deckung und fängt an zu jammern, während die Schießerei andauert.

Bruno entgeht nur knapp den herumfliegenden Kugeln, klettert geschickt an ein paar Seilen auf die Stahlkonstruktion einer alten Laderampe und springt aus einem hochgelegenen Fenster auf das Dach des schwarzen BMW´s der vor dem Tor steht. Obwohl er verletzt zu sein scheint, rappelt er sich auf und setzt sich ans Steuer des Wagens.

Vlad und seine Männer nehmen die Verfolgung zu Fuß auf und ballern das Auto zu Schrott, doch Bruno rast durch verschiedene Containerhaufen, lässt den Wagen auf zwei Rädern um die Kurve schlittern und fällt schließlich damit ins Hafenbecken. Die Bösewichte stehen am Kai, sehen zu, wie das Auto untergeht, und stecken grinsend ihre Waffen wieder ein.
„Endlich haben wir das Schwein erledigt. Der pfuscht uns nie wieder dazwischen.“

Sie wollen zu ihrem Chef zurückgehen, doch da kommt Bruno, nass und in blutverschmierter Kleidung hinter einem Containerstapel hervor, seinen Revolver an Anitas Schläfe, die er mit ihrem zerrissenen Kleid an sich gepresst hält.
„Stopp, Leute. Die Sache ist erst vorbei, wenn ich es sage!“
„Mist, Bruno. Du denkst doch nicht wirklich, die Kleine wäre mir wichtig!“, lacht Vlad, der keuchend vom Laufen gerade ebenfalls den Kai erreicht und seine Waffe auf die beiden richtet.

Bruno dreht sich mit Anita um zu ihm, drückt aber auch sie aus der Schusslinie, bevor er wieder hinter die Stahlwände hechtet, als Vlad wild drauf los ballert. Die Blondine kriecht auf Vlad zu.
„Das meinst du nicht ernst, Vladi. Wir gehören zusammen. Ich hab den Kerl doch für dich in die Falle gelockt!“
„Lass mich in Ruhe, Baby, du nützt mir jetzt nichts mehr, verschwinde lieber, und lass dich nicht mehr blicken.“, zischt Vlad, während er mit vorgehaltener Waffe auf den Container zugeht.

Schnitt zu Bruno, der auf der anderen Seite seine nasse Waffe zu trocknen versucht, sie dann wegwirft und ein Messer aus den Stiefeln zieht.

In dem Moment hört man Polizeisirenen, ein paar Streifenwagen kommen von beiden Seiten scharf um die Ecke geprescht und blockieren Vlads Männern den Ausweg.

Die Kamera zeigt aus der Luftperspektive, wie die Polizisten Vlads Männer entwaffnen, während er selbst in ein Motorboot steigt und verschwindet. Bruno wird von Sanitätern versorgt, Anita legt man Handschellen an. Von der Decke geht zu Bruno, den man auf eine Trage gelegt hat.

„Das war knapp, Mensch. Wir hatten ihr Verhältnis zu Goszkotzschik geahnt, aber nicht beweisen können. Jetzt ist sie dran und wird singen wie ein Vögelchen. Danke, Mann.“
„Und ich dachte, es ging nur darum, sie zu misskreditieren, bevor sie in die Familie unseres Ministers einheiratet. Da habt ihr mich mal wieder ganz schön geleimt, Leute.“, stöhnt Bruno.
Von der Decke zündet eine Zigarette an und steckt sie zwischen Brunos Lippen.
„Wenn du dich auskuriert hast, kommst du zu uns, Willig. Für diesen Kram wirst du zu alt, aber beim Abhören brauchen wir Männer mit starken Nerven wie dich. Du glaubst gar nicht, was man da alles zu sehen und zu hören kriegt vom Leben der Reichen und Mächtigen. Das würde dir Spaß machen, glaub mir.“
Bruno grinst mit schmerzverzerrtem Gesicht, als man ihn in den Krankenwagen hebt und zwinkert ein letztes Mal Anita zu, die gerade in einen Streifenwagen gedrückt wird.
„So long, Baby. Such dir deine Freunde das nächste Mal besser aus.“

Kamera schwenkt über die Hafenanlagen auf die Funkantennen auf den Dächern, Richtung Fernsehturm, Stimmengewirr aus dem Off.

Schnitt zurück auf die wegfahrenden Autos, Zoom wieder auf einen lachenden Von der Decke, der sich einen kleinen Kopfhörer ans Ohr drückt.
„Los Leute, ab ins Rotlichtviertel, da will der Kanzler wohl heute hin. Wir müssen die Staatssicherheit gewährleisten, das ist unser Job.“, ruft er seinen Männern zu, bevor auch er in seine Limousine einsteigt.

Ende - Abspann

 

Hallo Dea Louise,

und willkommen hier! Dieser Text gefällt mir vom Stil her. Da gibt es viel sinnlich beschriebene Action. :) Inhaltlich ist er irgendwo zwischen der eifrig Daten sammelnden modernen BRD und der DDR angesiedelt. Die Handlung erinnert mich an den Film "Das Leben der Anderen".

Worauf genau die Satire abzielt, ist mir nicht ganz klar. Geht es um Machtmissbrauch oder um Klischee-Figuren in einem Klischee-Film? Ich vermute einfach mal letzteres.

Ein paar Anmerkungen:

„So. Gut, dann bin ich ja richtig. Stimmt es, dass Sie die Person Anita Fallobst zu einem Verhör zitiert haben, da es Unstimmigkeiten in ihrer Akte gäbe?“
geben soll

„Du bist also mit dem Misere-Sohn zusammen? Weiß er von deinen Vorlieben für Kaviar à tergo?“,
Das klingt eklig. ;)

„Woher weißt du das? Das hat nichts mit uns zu tun! Eine Frau braucht nun mal einen Mann für alle Fälle – einen zum Versorgen, der ihre finanziellen Bedürfnisse befriedigt – und einen anderen, der den Rest abdeckt…“
„Schon klar, Kleines. Aber was wäre, wenn er davon erfährt? Er ist nicht irgendein Wohlhabender. Er hat Beziehungen. Jemals dran gedacht, das für dich zu nutzen?“
Gehört dieses Frauenbild zu den Dingen, die du durch den Kakao ziehen willst?

„Das war knapp, Mensch. Wir hatten ihr Verhältnis zu Goszkotzschik geahnt, aber nicht beweisen können. Jetzt ist sie dran und wird singen wie ein Vögelchen. Danke, Mann.“
Diese Agenten- und Gaunersprache kann man vermutlich nur authentisch beschreiben, wenn man sich in diesem Milieu auskennt.

Für meinen Geschmack waren der Minister, der seine Macht missbraucht, der Staat, der systematisch die Privatsphäre seiner Bürger verletzt und der Kanzler, der Abends im Rotlichtviertel feiert, zu weit von der Realität entfernt, um satirisch zu sein. Wenn die Satire sich auf die Bearbeitung solcher Stoffe im deutschen Fernsehen bezieht, wirkt sie treffender, aber immer noch harmlos und etwas dröge.

Freundliche Grüße,

Berg

 

Hallo Berg
- vielen Dank für das nette Willkommen und deine Kommentare.

Satire ist eigentlich nicht `mein Thema`. Als Einstand hier wollte ich aber etwas Lustiges bringen. Humorvoll zu schreiben ist schwer, und Misstände anzuprangern noch viel schwerer, wenn man nicht gründlichst recherchiert und es auf den Punkt bringen kann. Ich hatte hier nicht den Anspruch, dass gut zu schaffen, dazu fehlt mir die Erfahrung - ich wollte eher unterhalten.

Dergleichen würde ich dann besser das nächste Mal unter Humor oder Sonstiges posten. Jetzt bin ich wieder schlauer.

Zu deinen Anmerkungen:

Kennst du die Filme "Die Hard" wirklich nicht? Das deutsche Fernsehen hat damit herzlich wenig zu tun, meine Klischeefiguren und die ´Action` haben doch eher etwas amerikanisches. Vielleicht ist das ein Problem, wenn ich Trojaner-Software und deutsche Minister damit zusammenwerfe..

Ob ich das Frauenbild der Opportunistin, die Männer benutzt, durch den Kakao ziehen will?
Äh, ja. Oder dachtest du ich denke so, wie sie spricht?

Du hältst ihre Macht missbrauchende Minister und verletzte Privatsphäre von Bürgern für unrealistisch?
Für mich sind das eher Tatsachen, aber das gehört vielleicht gar nicht hierher.

Es trifft mich eher, dass du es "dröge" findest. Schade. Dann habe ich deinen Humor / Geschmack leider nicht ansprechen können.

Bin gespannt, ob andere darüber wohl lachen können...
Gruß
Dea

ps - etwas ekligeres als das k.à t. fiel mir nicht ein

 

Hallo Dea Louise,

natürlich kenne ich sämtliche Teile von "Die Hard".
Ich glaube, um gute Politsatiren schreiben zu können, muss man mit den realen Schwächen von Politikern vertraut sein, damit die Kritik wirklich trifft.

Es trifft mich eher, dass du es "dröge" findest. Schade. Dann habe ich deinen Humor / Geschmack leider nicht ansprechen können.
Gleich mit dem ersten Text, den du hier postest, Perfektion abzuliefern und einen Leser mit sehr speziellem Humor zum Lachen zu bringen, wäre ja auch etwas viel verlangt. ;)

Freundliche Grüße,

Berg

 
Zuletzt bearbeitet:

Woran liegt es, dass man Filme à la 'Die Hard' mit Genuss mehrmals sehen kann? Sie hinterlassen keine bleibenden geistigen Spuren. Sie sind inhaltlich blutleer und schreiend unlogisch. Ich selbst kapiere nie, worum es eigentlich geht. Schnelle Schnitte, Tempo, Tempo, Tempo.

Genau das ist dieser Text: eine atemloses Gewirr unverstehbarer Handlungsstränge mit irgendwie politischem Hintergrund. Ein Actionfilm par excellence, Nachdenken nicht erwünscht.

Doch! Das macht ihn für mich (fast) zur Satire: das bekannte Muster (Actionfilm) in ein dafür gänzlich ungeeignetes Medium (Text, schwarz auf weiß) zu verpflanzen. Des Kaisers neue Kleider. Seht hin, wie lächerlich!

Ich denke sofort an ein ähnlich gelagertes Geschehen: Sex. Der 'funktioniert' auch nur, wenn man nicht darüber nachdenkt, wie er aussieht oder sich anhört. Wenn man mich dazu zwänge, müsste ich genau so lachen wie über Deas Text.

Ich fühle mich gut unterhalten. Satire im Sinne einer Gesellschaftskritik? Nun ja.

 

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