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Sternenpracht

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25.04.2014
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Sternenpracht

„Rebellenschiff! Deaktivieren Sie sofort Ihren Antrieb und drehen Sie bei!“
Hart drang die Stimme aus dem kleinen Lautsprecher.
Die Kabine maß nicht mehr als drei auf vier Meter und war so niedrig, dass die beiden stehenden Personen – ein Mann und eine Frau – beinahe mit den Köpfen an die Decke stießen. Ein zweiter Mann saß hinten neben einem Durchgang an einer Konsole. Vor einem schmalen Fenster an der Vorderseite eine weitere Konsole mit Hebeln, Schaltern und altertümlichen Messanzeigen. Die Wände waren unverkleidet. Nacktes Metall, teilweise angerostet.
„Dies ist die letzte Warnung! Leisten Sie Folge oder wir eröffnen das Feuer! Die Mauer dient unser aller Schutz, und wir werden nicht zulassen, dass…“
Die Frau legte einen Schalter neben dem Lautsprecher um. Sie war etwa Mitte zwanzig. Ihr kastanienbraunes Haar lag dünn und weich auf ihren Schultern. Abgenutzte Kleidung.
„Wie weit noch bis zur Mauer, Marek?“ fragte sie angespannt.
Der Mann an der Konsole gab etwas in eine Tastatur ein und blickte auf einen kleinen, grün flimmernden Bildschirm. „Drei Minuten.“ Er sah auf. Seine Augen zwei leere Tunnel. „Wir werden es nicht schaffen.“
Das Schiff raste mit brüllenden Triebwerken durch den Raum. Zwei klobige Metallcontainer, durch eine Schleuse miteinander verbunden. Die vier Antriebsmodule, zylindrisch und mit abgerundeten Kanten, waren in Zweierpaaren seitlich am vorderen Container angebracht.
In großem Abstand, jedoch schnell näher kommend, zwei wendige Jäger in schlankem Design.
Dahinter…
Die schattenhafte Silhouette eines Sonnensystems. Das Zentralgestirn in weiter Ferne, umgeben von den majestätischen Umrissen planetarer Körper.
Die Waffenmündungen der Jäger hämmerten. Zwei sich biegende Linien roter Leuchtspurmunition zuckten auf das Schiff zu und verfehlten es nur knapp.
Die verblassenden Projektile zogen durch den Sichtbereich des Fensters.
„Sarah, wir werden es nicht schaffen“, wiederholte Marek noch einmal, drängend. Er zögerte, schluckte. „Wir müssen den hinteren Container abwerfen“, sagte er mit brüchiger Stimme.
„Was?!“ brauste Sarah auf. „Bist du wahnsinnig?!“
„Ich…“
„Das kommt überhaupt nicht in Frage!“
Sie wandte sich an den zweiten Mann, der dicht neben ihr stand.
„Iheb!“
Im Gesicht des angesprochenen arbeitete es. Unentschlossen blickte er zwischen Sarah und dem Fenster hin und her.
„Ich… ich weiß nicht, ich…“ Er zögerte, blickte Sarah gequält an. „Ich denke, Marek hat Recht.“
„Aber sie haben uns vertraut...“
„Es sind entweder sie, oder alle!“ rief Marek. Die Wut trieb ihn halb aus seinem Sitz.
„Sie haben uns vertraut!“ Ein gellender Schrei.
Erneut feuerten die Jäger. Diesmal kreuzten sich die Spuren in einem flachen Winkel mit dem Schiff. Explosionen blitzten auf. Ein Stück Metall wurde davongeschleudert.
Die Kabine erzitterte. Schreie erklangen hinter dem Durchgang. Sarah stolperte und wurde von Iheb aufgefangen.
Sanft lag sie in seinen Armen. Ihr zartes Gesicht leicht nach oben gerichtet, dem seinen zugewandt. Tränen glitzerten auf ihren Wangen.
Wortlos löste sie sich von ihm und drehte sich um. Zwei kurze Schritte brachten sie zu einem großen Hebel, der aus der Wand ragte. Die Finger beider Hände verkrampften sich um den Griff. Noch mehr Tränen auf ihren Wangen. Ihr Gesicht voller Qual. Sie war so angespannt, dass sie am ganzen Körper zitterte.
„Wir haben keine Wahl“, sagte Iheb leise.
Sarah schloss die Augen und senkte den Kopf.
Verzeiht mir…“, flüsterte sie.
Mit einem Aufschrei riss sie den Hebel hart nach unten!
Stumpfe Detonationen erblühten an der Verbindungsstelle der Container. Eine Lücke entstand, wurde rasch größer.
Die Druckwelle hatte die Vorderseite des abgestoßenen Segments nach oben gestoßen. Es drehte sich langsam, bis es zum dem sich entfernenden Schiff in einem fast neunzig Grad Winkel stand. Eine erneute Salve Leuchtspurgeschosse traf es frontal! Multiple Explosionen rissen die Hülle auf. Metallfetzen sprengten davon, begleitet von einer Wolke dekomprimierter Luft und menschlichen Leibern, zuckend, um sich schlagend, brutal fortgerissen von der gigantischen Sogkraft des Vakuums um sie herum.
Sarah hatte den Hebel nicht losgelassen. Noch immer zitterte sie.
Iheb legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. Sie zuckte zusammen, drehte ruckartig den Kopf und sah ihn an.
Er erwiderte ihren Blick ernst.
„Es ist noch nicht vorbei“, sagte er.
Sie nickte, lies den Hebel los und wischte sich mit einem Ärmel ihres zerschlissenen Pullis die Tränen aus dem Gesicht.
„Wie lange?“ fragte sie mit spröder Stimme.
„Eine Minute“, antwortete Marek.
Iheb beugte sich nahe an das Sichtfenster heran. „Ich kann sie sehen.“
Sarah trat neben ihn und blickte ebenfalls nach draußen.
Zuerst war es nur ein milchiger Fleck, weit voraus. Aber mit abnehmender Entfernung änderten sich Lichtverhältnisse und Perspektive, und der Fleck wurde rasch größer. Details wurden sichtbar. Steinquader wurden sichtbar, nahtlos aneinander gereiht. Eine glatte Wand.
Weiter verschob sich die Perspektive, und weiter wuchs auch die Mauer, eine sanfte Krümmung nun offenbarend, den gesamten Sichtbereich des Fensters einnehmend und darüber hinaus, das Schiff umschließend, die Verfolger umschließend, an Krümmung zunehmend und weiter wachsend, immer weiter, sich ausdehnend in Richtung des Sonnensystems, in alle Richtungen sich rundend, die Form einer riesigen Halbkugel überschreitend und sich langsam wieder schließend, an Krümmung abnehmend bis endlich, auf der anderen Seite des Sternensystems, weit hinter der Sonne liegend, die Steine eine perfekte Kugel formend ebenso glatt und fugenlos sich schlossen, wie sie vor dem auf Kollisionskurs sich befindenden Raumschiff begonnen hatten.
„Oh mein Gott, was haben wir uns nur gedacht“, hauchte Iheb voller Ehrfurcht. „Es wir niemals gelingen.“
„Dreißig Sekunden.“
Die Jäger feuerten erneut. Aber der Abstand hatte zugenommen. Die roten Leuchtspurlinien zogen weit am Ziel vorbei.
„Wir schaffen es“, presste Sarah hervor. „Wir schaffen es!“
„Zwanzig Sekunden.“ Anspannung.
Sarah glitt zum hinteren Durchgang. „Es ist soweit!“ rief sie.
Etwa fünfzig Personen saßen im Laderaum zusammengepfercht. Männer, Frauen, Kinder. Zerlumpte Kleidung. Eine Mutter nahm ihr etwa fünf Jahre altes Kind fest in die Arme, schützte es mit ihrem Körper. Ein Mann weiter hinten krallte sich an eine Verstrebung. Angst in seinem Gesicht.
Sarah trat zurück an das Fenster. „Freiheit…“, flüsterte sie kaum hörbar. „Oder Tod.“
„Zehn!“
„Freiheit oder Tod“, flüsterte auch Iheb.
„Fünf!“
„Vier!“
„Drei!“
Traumartig glitt das Schiff auf den letzten Metern, alle Geräusche vom Vakuum verschluckt.
Lautlos traf es auf die Mauer…
…und brach durch! Steine und Mörtelstaub spritzten davon. Ein harter Ruck ging durch das Schiff. Funken stoben aus Instrumenten. Schreie erklangen im Laderaum. Sarah und Iheb gelang es nur mit Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
Die beiden Jäger drehten in einer scharfen Kurve ab und flogen in Richtung Sonnensystem davon.
Umgeben von einer Staubwolke zog das Schiff in die Leere hinaus.
Sarah und Iheb starrten angestrengt aus dem Fenster. Der Staub lag wie Nebel vor ihnen, lichtete sich langsam.
Ein Lichtpunkt erschien vor ihnen. Ein einzelner Stern, dem es gelang, die Wolke zu durchdringen. Ein zweiter gesellte sich hinzu. Ein dritter. Der Nebel zerfaserte weiter, und rasch waren es Dutzende, Hunderte, Tausende! Ein Meer glitzernder Diamanten, irisierend funkelnd auf einem Tuch aus samtener Nacht.
„Oh mein Gott, ist das schön…“, hauchte Sarah, den Tränen nahe. Ihre Augen glänzten.
„Freiheit…“, flüsterte Iheb.
Ihre Hände fanden sich.
Auf dem weißen Feuer der Triebwerke gleitend flog das Schiff der Sternenpracht entgegen. In seinem Heck eine dunstige Spur, zurückreichend bis zu dem Riss in einer gigantischen Kugel, die im Hintergrund rasch kleiner wurde.

 

Hallo neumondfisch,

deine Geschichte hat bei mir einige Fragezeichen hinterlassen, sowohl in sprachlicher, als auch in inhaltlicher Hinsicht.

Zunächst einmal gibt es in deinem Text sehr viele Sätze, die eigentlich gar keine Sätze sind, weil ihnen etwas fehlt. Ich habe mich schon lange nicht mehr bewusst mit deutscher Grammatik auseinandergesetzt, aber ich denke, man nennt es Prädikat. Hier ein Beispiel aus deinem Text:

Vor einem schmalen Fenster an der Vorderseite eine weitere Konsole mit Hebeln, Schaltern und altertümlichen Messanzeigen.

Ich würde das gar nicht so schlimm finden, wenn es nur vereinzelt zum Einsatz käme, aber du benutzt solche Formulierungen immer wieder, und das empfand ich einfach als störend. Hat mich immer wieder aus dem Text gerissen und ich war schon drauf und dran, einfach aufzuhören. Ich denke, du solltest mit diesen Quasi-Sätzen deutlich sparsamer umgehen.

Deine Wortwahl hat mir prinzipiell ganz gut gefallen, da bist du ziemlich vielseitig. Allerdings wurde ich bei manchen Beschreibungen doch stutzig. Hier z.B.:

Ihr kastanienbraunes Haar lag dünn und weich auf ihren Schultern.

Wie können Haare "dünn" auf etwas liegen? Und überhaupt, meinst du dass jedes einzelne ihrer Haare dünn ist? Das wäre überflüssig zu erwähnen, denn jedes einzelne Haar eines jeden Menschen ist dünn. Wenn du meinst, dass ihr Haar insgesamt dünn ist, würde mich das etwas wundern, da sie ja erst Mitte zwanzig ist. Da würde ich eigentlich erwarten, dass ihr Haar noch voll ist, sprich eine Erklärung für ihr dünnes Haar müsste her. Zu erwähnen, dass ihre Haare weich sind, ist ebenso überflüssig. Haare sind immer weich, es sei denn vielleicht, man schmiert tonnenweise Gel in sie hinein.
Noch eine Beschreibung, die ich merkwürdig fand:
Die schattenhafte Silhouette eines Sonnensystems. Das Zentralgestirn in weiter Ferne, umgeben von den majestätischen Umrissen planetarer Körper.
Klingt zwar schön von der Wortwahl her, wirft aber Fragen auf. Wie genau habe ich mir denn eine "schattenhafte Silhouette eines Sonnensystems" vorzustellen? Das einzige, was deine Protagonisten vom Sonnensystem sehen dürften, wäre der Stern im weit entfernten Mittelpunkt. Vielleicht könnten sie noch irgendwo den einen oder anderen Planeten als kleinen Lichtpunkt erkennen, aber ein einzelnen kleiner Lichtpunkt erscheint mir nicht besonders majestätisch. Du schreibst hier - und allgemein - sehr romantisch, aber ich glaube, es wäre besser gewesen, du hättest dich an die Realität gehalten. In diesem Kontext möchte ich auch noch diese Stelle anführen:

Stumpfe Detonationen erblühten an der Verbindungsstelle der Container.
Wenn man bedenkt, dass diese Detonationen dazu führen, dass Dutzende Menschen sterben, erscheint diese Formulierung doch reichlich euphemistisch. Ich denke nicht, dass das angebracht ist.

Weiter verschob sich die Perspektive, und weiter wuchs auch die Mauer, eine sanfte Krümmung nun offenbarend, den gesamten Sichtbereich des Fensters einnehmend und darüber hinaus, das Schiff umschließend, die Verfolger umschließend, an Krümmung zunehmend und weiter wachsend, immer weiter, sich ausdehnend in Richtung des Sonnensystems, in alle Richtungen sich rundend, die Form einer riesigen Halbkugel überschreitend und sich langsam wieder schließend, an Krümmung abnehmend bis endlich, auf der anderen Seite des Sternensystems, weit hinter der Sonne liegend, die Steine eine perfekte Kugel formend ebenso glatt und fugenlos sich schlossen, wie sie vor dem auf Kollisionskurs sich befindenden Raumschiff begonnen hatten.
Dieser Satz ist - tut mir Leid, ich muss es do deutlich sagen - eine Zumutung. Viel zu lang. Ein Punkt hier und da wäre schön.

Nun zum Inhalt: Eine Gruppe von Rebellen versucht aus einem Sonnensystem zu fliehen und muss dabei eine Steinmauer durchdringen, was auch gelingt. Das ist erstmal nicht viel, was prinzipiell aber nicht schlimm ist. Problematischer ist da schon, dass du nicht viel draus gemacht hast. Bei so wenig Plot hätte ich mir gewünscht, etwas über die Charaktere zu erfahren, über ihre Motive. Vor wem flüchten sie? Warum flüchten sie? Du gibst nur minimale Andeutungen, das reicht mir nicht. Auch der Schutzwall hätte einer genaueren Erklärung bedurft. Bei dem hat mich vor allem gewundert, dass er offenbar aus Stein besteht. Bei einer Zivilisation, die es schafft, ihr gesamtes Sonnensystem in eine Kugel zu packen, hätte ich eigentlich erwartet, dass sie dafür etwas fortschrittlichere Materialien benutzen. Ich meine, Stein ist nicht unbedingt besonders widerstandsfähig. Dein Flüchtlingsschiff schafft es dann ja auch durchzubrechen, was aber ebenfalls wieder komisch anmutet. Wenn dieser Schutzwall so wichtig ist, hätten die Verantwortlichen doch sicher dafür gesorgt, dass eine heruntergekommene Blechbüchse, wie du sie hier beschreibst, nicht so einfach da durch brechen kann, oder? Nun ja, unabhängig davon, die Sache mit den Charakteren erscheint mir wichtiger. Hättest du sie ausgebaut, oder wenigstens einen von ihnen und dann streng aus dessen Perspektive erzählt, wäre deine Geschichte glaub ich um einiges spannender.

So, jetzt hab ich viel gemeckert, aber ich denke eben, dass du aus deiner Geschichte noch einiges rausholen kannst. Prinzipiell schreibst du ja nicht schlecht, aber es wäre eben gut, wenn du noch genauer auf deine Beschreibungen achtest, und wenn du dem Leser mehr bietest, mit dem er etwas anfangen kann, sprich Charaktere und Hintergründe ausbaust.

Ich wünsche dir viel Spaß hier.
Mix

 

Hi neumondfisch
Hat mir gut gefallen.
Spannung von Anfang an.
Die handelnden Personen mit Ausnahme der Frau sind etwas blass gehalten.
Vielleicht kannst du ja hier posten, ob du mit unserer Kritik zufrieden sind. Ansonsten kommt das Gefühl auf, du würdest das gar nicht mehr lesen.

lg
Bernhard

 

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