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Sterne verschwinden nicht einfach so

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14.03.2019
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Anmerkungen zum Text

Dieser Text ist als Teil einer möglichen Erzählreihe konzipiert, die sich aus verschiedenen Perspektiven mit dem selben Thema beschäftigen und zahlreiche erzählerische Möglichkeiten bieten.

Sterne verschwinden nicht einfach so

Am 21. Mai begann die Dunkelheit.

Ich saß in dem Zug, der mich zurück nach Bremen bringen sollte und ärgerte mich über die schlechte Netzabdeckung in Ostfriesland. Das Laden einer Seite auf meinem Handy dauerte Minuten, falls es überhaupt gelang. Ich verbrachte also viel Zeit damit, aus dem Fenster des Regionalexpresses zu schauen und die vorbeiziehende Landschaft zu begutachten. Das flache Land mit seinen endlosen Feldern an diesem regnerischen Tag erzeugte in mir ein angenehmes Gefühl der Traurigkeit, welches mich von der Langeweile ablenkte.

Ich schaute auf mein Handy, das mir nun die Nachrichtenseite anzeigte, die so endlos lange geladen hatte. Wie die Landschaft am Fenster rauschten auch die belanglosen Meldungen auf dem Bildschirm an meinen Augen vorbei. Tote Prominente, von denen ich noch nie etwas gehört hatte, korrupte Politiker, wütende Bürger, die gegen Stromtrassen auf die Barrikaden gingen und eine tote Katze. Die Meldungen, die mich interessierten an diesem Tag, hatte ich bereits vor meiner Reise konsumiert, Überraschungen blieben mir somit erspart. Ich tippte die Adresse eines anderen Nachrichtenportals in die Zeile ein und wartete erneut auf die unsichtbare Strahlung, die mein Handy für mich in lesbare Häppchen verwandeln würde. Über die Lautsprecher im Zug wurde der nächste Halt angesagt. Draußen kündigte sich eben jenes Dorf durch die steigende Frequenz von Bauernhöfen an. Als der Zug hielt schaute ich wieder auf mein Handy, denn an den Bahnhöfen war das Netz etwas besser. Was ich las, waren die selben Nachrichten verpackt in anderen Überschriften. Nur etwas reißerischer, denn auf dieser Internetseite war die Zielgruppe anders definiert. Im Süden regnet es stark, Überschriften wie "Jetzt droht das Jahrhunderthochwasser" werden in den Raum gestellt und ich wische mit dem Finger weiter. Eine Überschrift lässt mich innehalten: "Astronomen rätseln über verschwundenen Stern". Aufmerksam schaue ich mir den Eintrag an und achte darauf, nicht auf einen externen Link zu klicken, auch nach dem Wort "Anzeige" halte ich Ausschau um nicht in eine Falle gelockt zu werden. Nein, dieser Bericht kommt aus der Rubrik "Wissen", also rufe ich den Artikel auf mit der Erwartungshaltung, ihn innerlich ohne große Mühen zerpflücken zu können. Zwar studierte ich nie Astronomie, noch irgendetwas Vergleichbares, doch sind solche schlecht recherchierten oder bewusst irreführenden Artikel auch mit etwas fundiertem Halbwissen gut zu entlarven. Ich lese mir den Artikel aufmerksam durch, er ist ausgesprochen kurz und liefert daher nur wenig inhaltliche Tiefe. Diverse Astronomen aus diversen Ländern behaupten, ein Stern, der stets mit einfachen Teleskopen zu sehen gewesen war, sei in der vergangen Nacht nicht aufzuspüren gewesen, obwohl beste Bedingungen geherrscht hätten. Dies sei in höchstem Maße ungewöhnlich, denn durch die bloße Größe des Sternes, der sich in etwa 680 Lichtjahren Entfernung befände, wäre nur ein riesiges Objekt in der Lage, das Licht zu verdecken. Laut eines indischen Wissenschaftlers sei es denkbar, dass ein schwarzes Loch, welches irgendwo zwischen Erde und des verschwundenen Sternes vorbeizieht, eine mögliche Erklärung. Ich dachte einige Zeit nach, kam für mich aber zu dem Schluss, dass ein Stern, der eine Nacht nicht zu sehen war, wohl keine besondere Meldung darstellte und meines Wissens nach waren schwarze Löcher noch nie so nah in der kosmischen Nachbarschaft beobachtet, oder auch nur vermutet worden.

Der Zug rollte nun wieder an größeren Orten, gar Städten vorbei, dennoch reichte das Netz nur in der Nähe der Bahnhöfe aus. Ich steckte das Handy ein und schaute die restliche Fahrt aus dem Fenster, träumte vor mich hin und wartete auf mein Ziel.

Der nächste Tag, es war der 22. Mai, präsentierte sich mit kaltem Wind und feinstem Sprühregen – Wetter, welches Bremens hässlichste Eigenschaft mit Nachdruck untermalte: grauer Beton. Rund um den Bahnhof waren die Hochstraße, die Bausünden der sechziger und siebziger Jahre und Schmutz so aufdringlich unästhetisch, dass es beinahe wieder in Charme mündete. Ich überredete mich nach dem Frühstück zu einem Spaziergang im Bürgerpark, der gar nicht weit von meiner Wohnung entfernt war und so schlimm dieses Wetter die Stadt traf, umso besser stand es dem Bürgerpark mit seinen Wiesen und Wäldern und Gewässern,den kleinen Bächen, die sich wie Adern durch die gesamte Anlage zogen. Ich genoss die feinen Tröpfchen auf der Haut und die Tatsache, dass diese ausreichten, um die meisten Menschen von einem Spaziergang fernzuhalten. So kam das angenehme Gefühl in mir auf, in der Natur alleine zu sein. Hin und wieder nahm ich mein Handy zur Hand, schrieb meiner Freundin eine Nachricht und schaute, was die Nachrichten hergaben. Natürlich hatte ich bereits nach dem Aufstehen mich zur Lage in der Welt informiert und konnte mich deshalb recht oberflächlich der Suche nach Schlagzeilen widmen – bis ich vereinnahmt wurde von einer Fortsetzung der Geschichte zum verschwundenen Stern. Ich las von mindestens drei weiteren Sternen, die augenscheinlich ohne jeden Grund nicht mehr zu sehen waren. Auch einige Wissenschaftler der führenden Raumfahrtorganisationen hätten sich bereits geäußert.

Ein Mitarbeiter der NASA erklärte in dem Artikel: "Die Sterne seien weder im sichtbaren Spektrum, noch im lang oder kurzwelligen Lichtspektrum aufzuspüren. Es scheint, als seien sie materiell verschwunden...". Einer der Sterne hätte die 1300-fache Sonnenmasse und der Abstand zwischen den betroffenen Sternen schließe jeglichen kausalen Zusammenhang aus. Weiterhin gab die NASA bekannt, das Phänomen nun intensiv zu untersuchen und sich an keinen Spekulationen beteiligen zu wollen.

Sterne verschwanden. Objekte, deren Größe die von Planeten wie der Erde um das zig tausendfache überstiegen. Ich steckte mein Handy in die Hosentasche und versuchte, meiner Vorstellungskraft eine sinnvolle Erklärung abzugewinnen, gab jedoch nach kurzer Zeit auf und rationalisierte das Problem herunter. Unerklärliche Phänomene blieben nur so lange spannend, wie sie unerklärt blieben. Schon als Kind begeisterte ich mich für UFO-Sichtungen, Spukerscheinungen und Lichtphänomene. Als ich älter wurde und mir die wissenschaftlichen Erklärungen zu den Gruselgeschichten unter die Nase fielen und ich erkannte, dass viele dieser fantastischen Geschichten von zwielichtigen Personen verbreitet wurden, verlor ich mehr und mehr die Faszination für derlei Spinnereien, während meine Verehrung für die Wissenschaft wuchs. Insgeheim wünschte ich mir eine sensationelle, die Vorstellungskraft sprengende Erklärung für das Verschwinden der Sterne, erwartete jedoch die nüchterne Analyse mit Belegen und Folgerungen, die meiner Fantasie den Atem rauben würden. Fast schon ungeduldig sollte ich in den nächsten Tagen auf diese Erklärung warten, denn immer mehr Sterne wurden verlustig gemeldet. Mal waren sie in einer Entfernung von 75.000 Lichtjahren zur Erde, dann wieder in kosmischer Nachbarschaft von wenigen hundert Lichtjahren und es wurden jede Nacht mehr. Die Teleskope der Welt verloren jeglichen Sichtkontakt zu den gigantischen Feuerbällen, die das Universum erhellten. Da das Leben eines Sternes häufig in einer gewaltigen Explosion endete und diese sich optisch bedeutend bemerkbar machte, waren alle denkenden und forschenden Menschen ratlos.

Ab einem gewissen Punkt wurde aus dem steigenden Interesse der Öffentlichkeit Angst. Der jüngste Tag wurde in den Medien heraufbeschworen und bald schien der nahende Weltuntergang wissenschaftlich belegt. Sterne verschwanden. Sterne wie unsere Sonne und noch viele Größere. Scheinbar willkürlich wurde ihr Licht, welches Leben spendete, gelöscht. Was passierte mit den Planeten, die diese Sonnen umkreisten? Gab es Leben auf ihnen? Wann geht uns das Licht aus?

Große Phänomene konnten die Wissenschaft für Jahrhunderte beschäftigen, ohne dass es eine befriedigende Antwort gab, nun aber schien die Zeit zu entrinnen. Innerhalb von Wochen wurde das Universum um uns immer dunkler und lediglich eine Sache schien sicher: Nur in der Milchstraße, die Galaxie, die uns beherbergte, verschwanden Sterne. Die anderen Galaxien, Abermillionen Lichtjahre entfernt, schienen unbeeindruckt vom Lichterschwund.

Gotteshäuser aller Religionen empfingen die Massen für die letzten Gebete. Hochrechnungen ergaben, dass spätestens am Anfang des nächsten Jahres der letzte Stern der Milchstraße erloschen sei. Basierend auf der steigenden Frequenz des Verschwindens. Da die Sterne jedoch in einer rein zufälligen Reihenfolge ohne erkennbares Muster verschwanden, konnte unsere Sonne jeden Moment erloschen sein.

Es war die Nacht auf den 3. Januar und ich sitze mit meiner Freundin auf dem Balkon und schaute über die Dächer Bremens. Die öffentliche Ordnung war nur in wenigen Teilen der Erde zusammengebrochen. Alle versuche zwielichtiger Nachrichtenportale, den globalen Bürgerkrieg auszurufen, blieben erfolglos. Vielmehr hatten die meisten Menschen versucht, das Beste aus ihrem Leben zu machen und die vermeintlich restlichen Tage in vertrauter Umgebung mit ihren Liebsten zu verbringen. Da jedoch kaum mehr jemand einer geregelten Arbeit nachging, litt die Versorgung auch in Deutschland massiv. Vor einem guten halben Jahr hätten wir bei einem Stromausfall einen beeindruckenden Nachthimmel mit zahllosen Sternen bestaunen dürfen. Nun saßen wir in der Dunkelheit des Kosmos, der uns uns umgibt und neben den wenigen Sternen, die noch leuchteten, nur der helle Mond, der uns versicherte, dass unsere Sonne noch schien.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Lukaz,

Also für mich wirkte die Geschichte ziemlich unausgegoren, mehr wie ein Konzept als eine fertige Geschichte. Dabei finde ich die Prämisse gar nicht mal so schlecht, wenn auch nicht extrem originell.

Die Umsetzung wird dem leider nicht gerecht. Teilweise sind die Beschreibungen gelungen, doch dann folgen wieder Passagen, die mich aus dem Lesefluss werfen. Bei Gelegenheit werde ich noch Beispiele nachliefern.

Noch eine weitere kleine Anmerkung: Findest du die Geschichte braucht so genaue Entfernungsangaben? Da besteht nämlich das Risiko, dass der Leser es schlicht nicht mehr abkauft.

Hier noch ein Beispiel:

Mal waren sie in einer Entfernung von 75.000 Lichtjahren zur Erde, dann wieder in kosmischer Nachbarschaft von wenigen hundert Lichtjahren und es wurden jede Nacht mehr.

Hier war ich dann mehr von der Geschwindigkeit des kosmischen Täters fasziniert als von der eigentlichen Geschichte.

Ich hoffe, ich konnte wenigstens ein wenig weiterhelfen. Es fällt mir oft schwer meine Gedanken vernünftig in Wörter zu packen.

Gruß,
Henrik

 

Hallo HenrikS und vielen Dank für die Kritik. Leider kann ich dir nicht ganz folgen. Einerseits schreibst du, die Geschichte sei "ziemlich ausgegoren", im selben Satz erklärst du jedoch genau das Gegenteil. Magst du das bitte näher erläutern?

Liebe Grüße

Lukas

 

Hallo HenrikS und vielen Dank für die Kritik. Leider kann ich dir nicht ganz folgen. Einerseits schreibst du, die Geschichte sei "ziemlich ausgegoren", im selben Satz erklärst du jedoch genau das Gegenteil. Magst du das bitte näher erläutern?

Liebe Grüße

Lukas

Upps, sollte natürlich „unausgegoren“ heißen, habe das zu schnell für mein eigenes Wohl in der U-Bahn getippt.

 

Hallo Lukaz,
ich mag die Idee deines Textes.
Insgesamt wirkt er auf mich aber zu nüchtern, um mich zu fesseln. Du erzählst von geheimnisvollen, kosmischen Vorgängen, die Urängste ansprechen, Zivilisationen ins Wanken bringen, aber dein Protagonist scheint davon eher unbeeindruckt. Mein erster Gedanke eben war, ja, er ist halt kein emotionaler Mensch, sondern eher nüchtern, aber die Natur im Park und den Niesel beschreibt er durchaus poetisch, er genießt die Traurigkeit Ostfriesland ect. Aber bis auf eine wachsende Neugier, erfahren wir kaum etwas über die Reaktion von ihm bezüglich dieser weltenerschütternden Vorgänge. Mir sind es auch zu viele wissenschaftliche Erklärungen, weil sie mich emotional nicht mitnehmen. Ich könnte sie mir gut als Gegensatz zu den alltäglichen Vorgängen auf der Erde vorstellen ("Erst als der Nordstern verlöscht, fangen die Leute an Toilettenpapier zu horten.").
Noch ein paar Sachen:

Tote Prominente, von denen ich noch nie etwas gehört hatte, korrupte Politiker, wütende Bürger, die gegen Stromtrassen auf die Barrikaden gingen und eine tote Katze.
Erst dachte, ich blargh jetzt holt er diese Klischee-Zeitungsmeldungen raus, aber mit der toten Katze hattest du mich wieder.

Der ganze Teil über seine Versuche Zeitungsseiten auf dem Handy zu laden: Ich frag mal ganz salopp, was für eine Funktion haben die? Ja, gegen Ende stößt er auf den ersten verschwundenen Stern und ich lerne, dass er sich alles hätte sparen können, da er morgens schon seine Nachrichten geguckt hat. Aber dafür so viele Zeilen? Und dort verrutscht dir auch die Zeitform. Du schreibst größtenteils in der Vergangenheit, aber dort finden sich Bruchstücke im Präsens.

Was ich las, [...] Eine Überschrift lässt mich innehalten: "Astronomen rätseln über verschwundenen Stern".
Ich vermute Artefakte vom Wechsel der Zeitform beim Bearbeiten? Weiter unten im Text passiert es ebenfalls.
Es war die Nacht auf den 3. Januar und ich sitze mit meiner Freundin auf dem Balkon und schaute über die Dächer Bremens.

Alle versuche zwielichtiger Nachrichtenportale,
Versuche groß geschrieben

Vor einem guten halben Jahr hätten wir bei einem Stromausfall einen beeindruckenden Nachthimmel mit zahllosen Sternen bestaunen dürfen. Nun saßen wir in der Dunkelheit des Kosmos, der uns uns umgibt und neben den wenigen Sternen, die noch leuchteten, nur der helle Mond, der uns versicherte, dass unsere Sonne noch schien.
Ich mag den Schluss mit dem Mond als Hinweisgeber, dass die Sonne noch scheint.

Aber sonst... lässt mich das Geschehen kalt, weil ich lediglich allgemeine Aussagen bekomme, über das Geschehen in deiner Welt, aber nichts, was mir zeigt, dass deinem Protagonisten gerade etwas absolut Welterschütterndes passiert. Vielleicht beschreibst du mir mal, was du mir mit dem Text sagen möchtest? Was ich fühlen sollte beim Lesen? Eventuell hilft dir das, zu sehen, was da noch fehlt.

Der Titel deines Textes sagt, Sterne verschwinden nicht einfach so. Bisher liest es sich allerdings genau so.

man liest sich
huxley

 

Hallo @Huxley ,
erst einmal vielen Dank für die Kritik. Mit dieser kann ich sehr gut arbeiten und da ich meine Geschichten meist recht impulsiv schreibe, sind es genau solche Rückmeldungen, die mir helfen.
Wie man sich vorstellen kann, ist diese Geschichte einer akuten Situation entsprungen - ich saß im Zug durch Ostfriesland und konnte so ziemlich genau beschreiben, was tatsächlich in mir vorgeht. Darüber hinaus habe ich leider den Blick für die hypothetischen Gefühle verloren. Dazu werde ich mir noch genau Gedanken machen und die Gefühlswelt näher beleuchten. Ich denke, dass die Nüchternheit der wissenschaftlichen Beschreibungen dann in einem angenehmen Verhältnis zur Emotion stehen.

Ich wünsche dir noch eine schöne Restwoche!

Lukas

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Lukaz ,

Ganz herzlich willkommen im Forum!

Der Titel hat mich in deine Geschichte gelockt, und den ersten Satz fand ich auch wirklich knackig und vielversprechend. So eine Ankündigung ist zwar keine neue Idee, aber funktioniert durchaus.

Dann aber liest sich das, als hättest du die Kontrolle über deine Geschichte verloren. Auf den dramatischen Einstieg folgen 550+ Wörter über einen Typen, der auf sein Handy guckt und uns erzählt, was er da findet. Klar, schlimmer geht immer, aber das ist schon eine der denkbar langweiligsten, uninspiriertesten Tätigkeiten, bei denen ich einen Prot beobachten soll. Mir ist herzlich egal, was er da Folgenschweres, Dramatisches und Plotrelevantes findet, ich skippe da drüber (wäre der Text nicht mit SciFi getaggt, hätte ich im zweiten Absatz ganz rausgeclickt).

Details:

Der nächste Tag, es war der 22. Mai, präsentierte sich mit kaltem Wind und feinstem Sprühregen –
-> Auch wenn man in Prosa über das Wetter schreibt, sollte man das nicht im drögen Tonfall eines Nachrichtenfuzzis tun. ;)
welches Bremens hässlichste Eigenschaft mit Nachdruck untermalte: grauer Beton
-> Beton ist keine Eigenschaft. Außerdem Kasusfehler: Wen oder was untermalte (das ist auch schräg, btw) der Regen? Den Beton.
Alleine
-> Das Wort existiert nicht. Allein
Natürlich hatte ich bereits nach dem Aufstehen mich zur Lage in der Welt informiert und konnte mich deshalb recht oberflächlich der Suche nach Schlagzeilen widmen – bis ich vereinnahmt wurde von einer Fortsetzung der Geschichte zum verschwundenen Stern. Ich las von mindestens drei weiteren Sternen, die augenscheinlich ohne jeden Grund nicht mehr zu sehen waren. Auch einige Wissenschaftler der führenden Raumfahrtorganisationen hätten sich bereits geäußert.
-> Maximale Distanz zum Erzählten, Beamtendeutsch. Der gesamte Text klingt, als ob du möglichst "schön" schreiben möchtest, im Sinne des Deutschunterrichts; es klingt nicht lebendig, nicht authentisch. Und: Von dieser Stelle an wechslest du von einer bis ins Detail reingezoomten, nur auf den einzelnen Prot bezogenen Perspektive (Zug/Handy) zu einer Nacherzählung von Medienberichten, die mich nicht überzeugen, dass dein Thema gut recherchiert war.

Ab einem gewissen Punkt wurde aus dem steigenden Interesse der Öffentlichkeit Angst.
Und ab einem gewissen Punkt ist dieser Text eine Zusammenfassung globaler Ereignisse, die sich inzwischen vollständig von dem Prot und seiner persönlichen Sicht/Erfahren abgelöst haben. Es liest sich, als hätte der Autor gemerkt, wie viel in einer Endzeitgeschichte wirklich steckt und hätte kurzerhand eine Zusammenfassung der Grundidee geschrieben. Weder die Perspektive, noch der Fokus, noch der Tonfall sind in diesem Text kohärent, harmonisch. So lesen sich eigentlich die ersten Stichworte zu einer Geschichte, aber kein ausgearbeiteter Text.
konnte unsere Sonne jeden Moment erloschen sein.
-> Nope, das dauert. Fact check bitte. Eine tolle Seite, bei der Recherche selbst unterhaltsam ist, und wo u.a. SciFi Filme auf Realitätsgehalt geprüft werden: Phil Plait's Bad Astronomy (z.B. oder Phil Plait's Bad Astronomy: Misconceptions)
Nun saßen wir in der Dunkelheit des Kosmos, der uns uns umgibt und neben den wenigen Sternen, die noch leuchteten,
-> Inwieweit unterscheidet sich das von unserer Realität jetzt? (Nicht alle Sterne, deren Licht wir sehen, existieren noch..)
nur der helle Mond, der uns versicherte, dass unsere Sonne noch schien.
-> Dass die Sonne noch nicht erkaltet war. Mit ‚scheinen‘ meint man das Licht auf der momentanen Tagseite. Dass die Sonne erkaltet - oder in der Logik deiner Geschichte 'geblockt' - ist, würde man wohl vor allem daran merken, dass man tot ist. So wie alles andere Leben auf der Erde.

In deinem Text klingt es so, als ob man Schwarze Löcher daran erkennen würde, dass sie dunkel sind und die Sicht auf das Dahinterliegende blockierten, quasi wie eine dunkle Pappe - tatsächlich kann man sie dort vermuten, wo etwas verzerrt erscheint, denn jenseits des Event Horizon können wir nix mehr sehen. Schwarze Löcher senden tatsächlich Licht aus, sind also gar nicht 'schwarz'. (s.o.)

Das ist ein sehr ambitioniertes Szenario, und wenn du a) keine Recherche über dein Setting anstellen möchtest, und b) wie vermutlich jeder Hobbyautor Schwierigkeiten hast, die Emotionen der Menschheit bzw. eines Menschen kurz vor dem Tod zu begreifen, nachzufühlen und zu beschreiben, wäre es vllt sinnvoll, einen Plot und emotionale Situationen zu nehmen, mit denen du mehr Erfahrungen hast. Dann verfällst du nicht so schnell ins Rauszoomen, Allgemeine, Referierende und machst deine Geschichte lebendiger, nachvollziehbarer und glaubhafter.

Am Ende kommt noch mal so ein persönlicher Teil, wieder - wie im Intro - durch eine Lupe angeschaut, aber mit einem wenig glaubhaften Understatement, mit so extrem runtergefahrener Dramatik, dass einen das alles Null berührt. Sorry, aber das alles geht ohne Verlust mit dem selben Gehalt und Plot auch in 4 Zeilen:
And its hey ho the end of the world
Fallout from above
Wild apocalypse, but I don't care
'cos I ... I'm in love

(The Men They Couldn't Hang: The Day After)

Eigentlich bin ich immer neugierig, wie Autoren ihre Texte überarbeiten, aber hier würde ich dir raten, mit einem vertrauteren, weniger ambitionierten Thema neu anzufangen und erstmal deine Perspektive, deine Erzählstimme zu suchen, dich ein bissl in Recherche zu üben und das alles weniger sprunghaft/frangmentiert angerissen zu verpacken.

Viel Erfolg und ganz viel Spaß beim Tüfteln,
Katla

P.S. Ab heute Abend bin ich für einige Zeit ohne Internet, nimm es bitte nicht als Unhöflichkeit, sollte ich auf deinen Antwortkomm hierzu erstmal nichts erwidern.

 

Hallo Lukaz,

Warnung vorweg: Ich habe nicht alle vorhergehenden Kommentare gelesen. Doppelungen sind als Bekräftigung zu verstehen. ;)

Ich verbrachte also viel Zeit damit, aus dem Fenster des Regionalexpresses zu schauen und die vorbeiziehende Landschaft zu begutachten.
"betrachten". "begutachten" ist unnötig hochgestochen und dabei im Grunde nicht das, was der Erzähler tut. (Er schaut ja gerade müßig hinaus und nicht irgendwie bewertend/vermessend.)

Was ich las, waren die selben Nachrichten verpackt in anderen Überschriften. Nur etwas reißerischer, denn auf dieser Internetseite war die Zielgruppe anders definiert.
Wenn man Langeweile zu gut beschreibt, droht immer die Gefahr, sie auch im Leser zu wecken. ;) Das könnte alles etwas gerafft werden, besonders diesen Exkurs über die stilistischen Unterschiede verschiedener Nachrichtenportale braucht es für mich nicht.

Aufmerksam schaue ich mir den Eintrag an und achte darauf, nicht auf einen externen Link zu klicken, auch nach dem Wort "Anzeige" halte ich Ausschau um nicht in eine Falle gelockt zu werden.
Hier das Gleiche. Alles nach "Eintrag an" kann meines Erachtens weg. So hyperrealistisch muss die Beschreibung des mobilen Nachrichtenlesens für die Story nicht sein.

Zwar studierte ich nie Astronomie, noch irgendetwas Vergleichbares, doch
"... habe ich nie Astronomie studiert ..." Den Einschub mit dem Vergleichbaren benötigst du nicht.

dass ein schwarzes Loch, welches irgendwo zwischen Erde und des verschwundenen Sternes vorbeizieht
"zwischen der Erde und dem verschwundenen Stern"

Als ich älter wurde und mir die wissenschaftlichen Erklärungen zu den Gruselgeschichten unter die Nase fielen
Unter die Nase fielen?

Sterne wie unsere Sonne und noch viele Größere.
viel

Scheinbar willkürlich wurde ihr Licht, welches Leben spendete, gelöscht.
Besser: "ihr lebensspendendes Licht". Aber ich weiß nicht ... Da außerhalb der Erde ja noch kein Leben entdeckt wurde, würde ich das so nicht sagen.

Es war die Nacht auf den 3. Januar und ich sitze mit meiner Freundin auf dem Balkon und schaute über die Dächer Bremens.
Hier gehen die Zeiten durcheinander.

Alle versuche zwielichtiger Nachrichtenportale, den globalen Bürgerkrieg auszurufen, blieben erfolglos.
"Versuche"

der uns uns umgibt

Die Grundidee ist interessant und man merkt dir eine Freude am Erzählen an. Aber die Story hat ein ganz grundsätzliches Problem: Sie ist eigentlich kaum eine Geschichte - und ganz sicher ist sie nicht die Geschichte des Protagonisten.

Der Protagonist dient uns nur als Fenster in diese Welt, um weiterzugeben, was da kosmologisch geschieht. Das tut er aber auf die denkbar unspektakulärste Art und Weise: Er bedient sein Mobiltelefon. Selbst aktiv wird er nicht. Ob er da mit der Regio durch Friesland fährt oder im Bürgerpark spazierengeht, ist letztlich vollkommen unerheblich für den Lauf der Dinge. Der Protagonist hat kein (persönliches) Problem mit dem er ringt, er hat keinen inneren oder äußeren Konflikt - er beobachtet, spekuliert ein wenig und sitzt dann auf dem Balkon.

Eine Welt, in der die Sterne erlöschen, kann sicherlich den Hintergrund für eine spannende Geschichte bilden, sie ist aber selbst noch keine Geschichte.

Ich hoffe, du kannst mit dieser grundsätzlichen Kritik etwas anfangen, weil ich mir schon vorstellen kann, dass du erzählen kannst - du musst dur die eigentliche Story in deiner Rahmenhandlung finden.

Schöne Grüße
Meridian

 

Hallo @Katla

Ich möchte mich für die ausführliche Kritik bedanken und stimme dir in vielen Dingen absolut zu.
Folgende weiterführende Erklärungen möchte ich dennoch abgeben:

"-> Nope, das dauert. Fact check bitte. ..."
Fälschlicherweise gehst du wohl davon aus, dass mein Übeltäterein Schwarzes Loch ist. Dies ist nicht so und wird in der Geschihcte auchg nicht erwähnt.

"...würde man wohl vor allem daran merken... "
Im verschiedenen denkbaren (fantastischen) Szenarien ist das zeitweise Überleben auch ohne das Licht der Sonne durchaus möglich.

"...als ob man Schwarze Löcher daran erkennen würde, dass sie dunkel sind... "
Schwarze Löcher sind in der Tat schwarz. Sie senden kein Licht aus, lediglich theoretisch die Hawking-Strahlung, welche jedoch aktuell nicht nachweisbar ist. Die einzige Möglichkeit, schwarze Löcher nachzuweisen, ist deren gravitativer Einfluss auf die nächste Umgebung. Auch ist mir bewusst, dass Schwarze Löcher als Gravitationslinsen fungieren könnne, jedoch ist dies abhängig vom Beobachtungswinkel und den dahinterliegenden Objekten. Schwarze Löcher sind unsichtbar.

"...Nicht alle Sterne, deren Licht wir sehen, existieren noch..) .."
Ja. Allerdings kommt das Licht der Sterne immer noch bei uns an und das hört nicht ohne Weiteres über Nacht auf.

Das "Foto" des Schwarzes Lochs.
Dieses Bild zeigt keine Aufnahme im sichtbaren Lichtspektrum. Die Aufnahme wurde mittels massiven Zeit- und Materialaufwand zusammengestellt und zeigt mehr eine Bildmonatage, denn eine Einzelaufnahme. Die direkte Beobachtung eines Schwarzes Lochs ist nach wie vor nicht möglich. Diese Aufnahme zeigt einen großen wissenschaftlichen Durchbruch, jedoch ist dies kein Foto.
Auch zeigt diese Bild ein Schwarzes Loch mit einer Akkretionsscheibe. Diese ist freilich nur vorhanden, wenn das Schwarze Loch gespeist wird. Wird das Schwarze Loch nicht gespeist, entseht auch keine Akkretionsscheibe.

Ich wünsche dir einen shcönen Sonntag!

Liebe Grüße

Lukas

 

Hallo @Meridian !
Das sind sehr hilfreiche Tipps und ich gebe dir in der Kritik größtenteils Recht. Da ich kaum Erfahrungen im kreativen Schreiben habe sind solche Hilfestellungen für mich sehr wertvoll. Mit dem bisherigen Feeback aus der Community (deinem eingeschlossen) habe ich einige gute Ansatzpunkte erhalten um die Geschichte lebendiger und spannender zu gestalten (oder überhaupt erst eine Geschichte zu erzählen).
Ich wünsche dir einen guten Start in die Woche und bedanke mich bei dir!

Liebe Grüße

Lukas

 

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