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Steine fliegen nicht!
„Maja, das ist doch alles nicht wahr! Steine können nicht fliegen. Das weiß doch jedes Baby!“, nörgelte ihr kleiner Bruder Nickse.
Eigentlich hieß er Nicolas, aber das konnte er mit seinen vier Jahren und einer großen Zahnlücke noch nicht aussprechen.
Maja war schon fast zwölf und las ihm gerade ein Märchenbuch vor. Es handelte von einer kleinen Fee, die es anfangs nicht schaffte, mit ihrer Magie Steine schweben zu lassen, es am Ende aber doch noch hin bekam.
„Nickse, das ist doch nur eine Geschichte!“, belehrte sie ihn. „Und außerdem, woher willst du wissen, dass es nicht funktioniert? Du hast doch noch nie eine Fee getroffen.“
„Aber ich weiß es trotzdem“, beharrte Nickse auf seiner Behauptung.
Schon wieder ein Streit. Dabei hatte Mama es gar nicht gern, wenn sie sich zankten. Und immer war Maja die Böse.
Auf einmal vernahmen die beiden ein immer lauter werdendes Zischen. Lautlos und erstaunt verharrten Maja und Nickse in ihren Bewegungen. Das Zimmer schien sich zu verändern! Die Möbel verschwanden und die Wände und der Fußboden verblassten. Bäume, Wiesen und Seen wurden nun deutlicher und der Nebel, der die Geschwister umgab, verschwand gänzlich.
„Maja, wo sind wir?“, piepste Nickse ängstlich und griff nach der Hand seiner Schwester.
„Ich weiß nicht so recht. Sieht so aus, als ob das die Landschaft aus dem Buch wäre.“
Ungläubig traten sie vor einen Baum und berührten seine Rinde. Alles fühlte sich so echt an!
„Wow!“, stieß der Junge hervor, als eine kleine, grünlich schimmernde Fee sich auf seine Hand setzte. Das kleine Wesen sah reichlich verärgert aus.
„Was wollt ihr hier? Warum stört ihr unsere Mittagsruhe?“ Trotz der Wut klang ihre Stimme hell und schön. Durch die Unruhe geweckt, erschienen nun mehr Feen in den unterschiedlichsten Farben. Die Luft war erfüllt von dem hohen Summen ihrer Stimmen.
„Wir …“, brachte Maja schließlich heraus, „wir wissen gar nicht, wie wir hierher gekommen sind. Auf einmal war unser Zimmer verschwunden und wir standen auf dieser Wiese.“ Um die hübschen Geschöpfe zu beruhigen, fügte sie noch schnell hinzu: „Es tut uns natürlich Leid, eure Ruhe gestört zu haben.“
Besänftigt verschwanden die meisten Feen wieder. Nur die eine grüne Fee auf Nickses Hand blieb.
„Ich kann euch leider nicht sagen, wie ihr hergekommen seid, aber ich könnte euch helfen, wieder zurück zu gelangen.“
„Das wäre toll!“, antworteten die Geschwister fast im Chor. „Vielleicht kann ich euch weiterhelfen“, meldete sich da eine Stimme zu Wort. Eine lila farbene Fee, die die beiden bisher noch nicht bemerkt hatten, näherte sich. Sie war etwas rundlicher als die anderen und wirkte sehr weise.
„Das ist Tamina, die oberste Fee der Zauberschule“, wisperte die kleine grüne. „Und ich bin Lunae“, ergänzte sie.
„Herzlich willkommen im Land der Fabelwesen. Ich bin Tamina, wie ihr schon wisst“, meinte die erste mit einem Seitenblick auf Lunae. „ Ich habe euch hierher geholt“, fuhr sie fort, „weil dein kleiner Bruder anscheinend der festen Meinung ist, dass Steine nicht fliegen können. Und du“, sie wies mit dem Kopf auf Maja, „bist auch nicht der festen Überzeugung, dass Fabelwesen wie Feen existieren.“
„Naja …“, setzte Maja an, wurde aber von Tamina unterbrochen.
„Nun, da ihr hier seid, möchte ich euch das Gegenteil beweisen. Uns Feen habt ihr ja schon gesehen. Fehlt nur noch der schwebende Stein.“
Sie flog einige Meter weit und blieb dann stehen. „Folgt mir“, wies sie die drei an. Maja, Nickse und Lunae folgten der lila Fee zu einem Feld. Vor einem recht großen Stein blieben sie stehen.
„So, jetzt wird euch meine Schülerin einmal zeigen, was sich mit Hilfe von Magie alles machen lässt“, sagte sie und forderte Lunae auf, anzufangen. Diese formte ihre Hände zu einer Schale. Strahlen, ähnlich wie das Licht, schienen in ihre kleinen Hände zu fließen und sich dort zu bündeln. Dann pustete die Fee in ihre Hände und feiner Staub floss auf den Stein zu, welcher sich langsam zu heben begann.
„Oh!“, machte Nickse und seine Augen wurden kugelrund vor Erstaunen. Auch Maja war begeistert. Mit einem „Plopp“ landete der Stein wieder auf dem Boden.
„Schade, dass wir schon wieder weg müssen“, meinte der Junge, nachdem sie noch etwas durch das magische Land spaziert waren. „Finde ich auch“, erwiderte Lunae, die stolz auf ihre vollbrachte Leistung war.
„Fasst euch an den Händen, es ist Zeit“, sprach Tamina.
Die beiden Feen winkten den Kindern noch zum Abschied zu, bevor diese sich auflösten. Noch etwas verwirrt, aber glücklich landeten sie in ihrem Zimmer.
„Siehst du“, sagte Nickse, „Feen und fliegende Steine gibt es doch. Punkt!“