Hallo Santas Little Helper!
Da ich jetzt ja wieder 4 Tage Ferien habe, werde ich mich bestimmt mal dransetzen...
Na, dann bekommst Du jetzt von mir auch noch eine Kritik dazu, damit Du dich nicht langweilst in den Ferien.
In vielen Dingen kann oder muß ich mich den anderen anschließen: Das Thema ist sehr gewagt – aber es beschäftigt Dich wohl, sonst hättest Du nicht darüber geschrieben. Abgesehen von den schon genannten Unstimmigkeiten liest sie sich aber schon recht gut. Und die Unstimmigkeiten kannst Du noch ausbügeln. *Bügeleisenrüberreich*
Sternenstauner schrieb:
Die Situation mit dem Mann im Auto würde ich auf KEINEN Fall herausnehmen, da das gerade der Knackpunkt ist: Die Mutter beschreibt Kerstin eine Situation, es stellt sich aber heraus, dass diese nicht immer gefährlich sein muss, während Kerstin ein anderes Mal in eine Falle tappt, vor der sie nicht gewarnt worden war.
Ich würde sie auch drinnenlassen.
al-dente schrieb:
Wenn Kerstin dann rechtzeitig den Spielplatz verlässt, dann lass sie stolz und fröhlich durch die Straßen hüpfen, damit klar wird, dass sie vor lauter Begeisterung darüber, wie groß sie schon ist, vergisst auf den richtigen Heimweg zu achten. Dass Kerstin sich verläuft, kommt in Deiner Geschichte so unvermutet und plötzlich, dass man sofort denkt: "Ach so, das brauchte der Autor jetzt, weil ...."
Es könnte sie ruhig auch noch die Situation mit dem Auto beschäftigen. Auch da könnte sie stolz sein, weil sie an die Worte der Mutter gedacht hat.
Was ich aber an der Situation mit dem Verlaufen nicht ganz glaubwürdig finde: Kinder orientieren sich selten an Straßennamen. Kerstin ist den Weg oft gegangen, und sie wird sich an Fixpunkten orientieren, zum Beispiel ein besonderes Haus – grellgrün –, ein Spielzeuggeschäft, in dessen Auslage sie immer schon mit großen Augen schaut, eine besonderer Garten, etc. Wenn nun einer dieser Fixpunkte plötzlich verändert oder weg ist, vielleicht zur Baustelle geworden, kann die Orientierung leicht versagen, sie weiß plötzlich nicht mehr, ob sie noch richtig ist. Und wenn sie dann so suchend herumgeht oder -steht, ist sie für den Alten natürlich ein gefundenes Fressen.
„Ja, da hat sie auch völlig recht. Aber es ist ja nur kurz. Und ich tu dir doch nichts. Außerdem kennen wir uns schon.“
Diese Stelle fand ich sehr gut, sie zeigt die Überredungskünste des Alten, wie sie in solchen Situationen gerne angewendet werden. Allerdings würde ich den letzten Satz, ähnlich wie Sternenstauner es vorschlägt, verändern: »Außerdem kennen wir uns jetzt doch schon.« Das kann auch so ein bisschen vorwurfsvoll klingen, als wäre er beleidigt, wenn sie etwas anderes behaupten würde.
Was dabei oft auch noch mitspielt, ist, daß viele Kinder lernen, daß Erwachsene immer Recht haben, oder zumindest, daß sie Erwachsenen nicht widersprechen sollen. Und wenn der Mann das sagt, dann wird es schon stimmen, nicht? Schließlich ist er ja schon so alt. – Vielleicht könntest Du ja Kerstins Gedanken auch ein wenig in die Richtung gehen lassen, zusätzlich zur Begeisterung wegen der Welpen. Und was hat Kerstin denn über alte Menschen gelernt? Daß man ihnen im Bus den Sitzplatz überläßt, daß man ihnen die Tür aufhält, usw., da könnte sie auch denken, weil er schon so alt ist, kann er nicht schlecht sein und sie muß nett zu ihm sein. Das alles könnte zusammenspielen, ihre Gedanken könnten kurz im Kreis gehen.
Megabjörnie schrieb:
Du bedienst mit dem versoffenen, heruntergekommenen Lustgreis genau die Klischees, vor denen sich Kinder gerade hüten sollten. Wenn sie diese Geschichte gelesen haben und danach wirklich in der Wohnung eines Fremden stehen, der aber gutaussehend und um die vierzig ist und eine schicke Eigentumswohnung hat, werden sie die Warnsignale zu spät erkennen.
Dem stimme ich absolut zu. Laß ihn ganz normal sein, also auch nicht unbedingt eine sterile Wohnung haben. Es könnte sie sogar manches in der Wohnung an die Wohnung ihrer Großeltern erinnern, was wieder eher Vertrauen schaffen würde. Auf jeden Fall würde ich die vielen Bierflaschen und den Gestank rausnehmen, stattdessen könnte es z.B. nach einem Zigarren- oder Pfeifentabak riechen, der ihr von ihrem Opa her vertraut ist. Wenn Du die Äußerlichkeiten Vertrauen erweckend schilderst, den Alten aber dazu grinsen läßt (wie Du es ja schon tust) usw., ist es realistischer und zugleich für den Leser spannender.
Und ich denke, es sollte schon auch angedeutet werden, welche Gefahr ihr denn eigentlich droht. Er könnte bereits beginnen, sie zu begrabschen oder seine Hose aufmachen, bevor die Polizei kommt. Sie könnte irgendetwas sehen, was ihr Angst macht, vielleicht Handschellen, die herumliegen, dabei würde sie sicher erschrecken, und/oder Fotos von nackten, gefesselten Kindern, stapelweise Videos, die alle mit Mädchennamen beschriftet sind und die sie ganz langsam entziffert, während ihre Angst steigt, etc. Natürlich in Maßen, also nur ein oder zwei solche Dinge.
bernadette schrieb:
was mich etwas stört ist das Alter von sieben Jahren. Da ist mein Sohn schon alleine Zug gefahren und das Mädel soll sich auf dem Weg zum Spielplatz, der zwei Minuten entfernt ist, verlaufen?
Naja, das ist von Kind zu Kind verschieden. Es gibt auch ängstlichere Mütter (die genau wegen dem Thema der Geschichte ängstlich sind). Und es kommt sicher auch immer auf die Situation an. Wenn es nie notwendig war, daß sie allein irgendwo hingeht oder -fährt, lernt sie es eben erst, wenn sie selbst es will. Kinder wissen, was sie sich (zu)trauen können, man sollte sie nicht vorher drängen; wenn sie aber von selbst wollen, soll man sie auch nicht davon abhalten – von der Erstbesteigung des Klettergerüsts bis zum Auszug aus dem Elternhaus. – Ich finde das nicht unglaubwürdig, würde jedoch den Weg zumindest auf fünf Minuten verlängern. Wobei es auch nicht schaden würde, wenn Du sie noch ein, zwei Jahre jünger machst. Viele Kinder können mit fünf schon ein bisschen lesen.
Sternenstauner schrieb:
Woher weiß die Polizei, dass Kerstin bei ihm und v.a., dass sie in Gefahr ist? Hat etwa ein Passant/Nachbar beobachtet, wie er das Mädchen in seine Wohnung gelockt hat? Und woher wußte der Informant dann, dass die Prot. möglichweise missbraucht werden könnte? Da muss doch schon irgendwo ein Verdacht bestehen. Wäre der Mann also absolut unauffällig, würde dieser wohl nicht aufkommen.
Auch hier hab ich einen Vorschlag: Ursprünglich wollte ich ja kritisieren, daß der Mann das zu offensichtlich macht, wenn er vom Fenster aus mit ihr spricht – zumindest für mithörende Nachbarn. Aber genau hier macht er eben den Fehler: Die Nachbarn wissen nämlich, daß er noch nie einen Hund hatte, und deshalb werden sie (oder halt einer) mißtrauisch.
Zehn Minuten später, als der Mann mit Blaulicht weggefahren wurde und Kerstin den Beamten alles erklärt hatte, kam ihre Mutter an. Sie weinte, rannte zu Kerstin und nahm sie in die Arme.
Daß sie da nicht mehr mit Blaulicht wegfahren, damit hat Sternenstauner auch Recht. Außerdem frage ich mich, wo die Mutter so schnell herkommt. Würde nicht eher ein Beamter Kerstin nach Hause begleiten? Andernfalls müßten sie die Mutter ja zumindest anrufen, da ist es fraglich, ob Kerstin in der Situation die Telefonnummer einfällt.
„Du weißt doch, was ich dir gesagt habe. Steig niemals zu einem Fremden ein!“
Der Mutter müßte eigentlich selbst auffallen, daß ihr Spruch nicht zur Situation paßt. Daß sie ihn da wortwörtlich wiederholt, finde ich seltsam. Hier könnte sie das richtigstellen. Vorschlag hab ich dazu jetzt aber keinen, denn der, den ich schreiben wollte, wäre ein Dampfhammer geworden.
So, jetzt hab ich noch ein paar kleine Anmerkungen zum Text:
»„Kann ich mich auf dich verlassen?“, fragte Mutter Beate schon das dritte Mal. „Ja, Mama, ich steige bei niemandem ein.“, antwortete Kerstin, die gerade sieben Jahre alt geworden war. „Dir ist auch nicht kalt?“«
– Wenn der Sprecher wechselt, ist es besser, eine neue Zeile zu beginnen, damit man weiß, was zusammen gehört. Hier verwirrt es zum Beispiel etwas: Es klingt, als würde Kerstin fragen, ob der Mutter auch nicht kalt ist.
»„Und in einer halben Stunde bist du wieder hier, alles klar?“«
– Die Zeit ist aber ziemlich knapp bemessen, hm? Gib ihr wenigstens eine Stunde. (Dann müßte der Zeiger wohl einmal im Kreis gehen.)
»„Okay, dann geh´ mal.“«
– ohne Apostroph: geh
»Kerstin machte sich, gut in Jacken und Schaals gehüllt auf den Weg.«
– … Schals gehüllt, auf den Weg.
»Auf Anhieb nahm Kerstin den richtigen weg.«
– Weg
»„Ich bin ja kein Baby mehr!“, dachte sie.«
– Hier hast Du glaub ich die Kursiv-Codes falsch gesetzt, oder wolltest Du nur die Anführungszeichen kursiv?
So wolltest Du das glaub ich: „Ich bin ja kein Baby mehr!“, dachte sie.
Wenn du kursiv schreibst, kannst Du aber die Anführungsstriche auch weglassen.
»Am Spielplatz angekommen traf sie Jessica.«
– angekommen, traf
»Sie hatten viel Spaß zusammen. Sie backten Sandkuchen und bauten eine Murmelbahn.«
– In einer halben Stunde geht sich das bestimmt nicht aus. ;-)
»Der Himmel war ein wenig wolkenverhangen.«
– »ein wenig« würde ich streichen. Überhaupt glaube ich, dass du auf diesen Effekt verzichten kannst. Wolkenverhangene Himmel sind schon sehr oft verwendet worden, um Situationen gruselig darzustellen, dabei kann einem doch bei Sonnenschein genausoviel passieren, oder? Also ich jedenfalls würde die Sonne scheinen lassen, gerade auch, weil das Wetter ja keine Verbrechen ankündigt, Kerstin also bei Sonnenschein nicht sicherer ist als wenn finstere, schwarze Wolken am Himmel hängen.
»„Sagt mal, ihr Beiden, wisst ihr, wo die Parkstrasse ist?“, fragte der Mann.«
– ihr beiden
»„Na klar! Da müssen sie geradeaus und dann links fahren.“, antwortete Jessica freundlich.«
– keinen Punkt nach »fahren«: fahren“, antwortete
»„Ahhh. Dankeschön!“«
– Da »Ahhh« kein Satz ist, würde ich das so schreiben: „Ah, dankeschön!“ oder „Ah! Dankeschön!“
»Die Anspannung viel langsam von ihr ab.«
– fiel
»Sie wusste, dass sie nur ein Straßenschild lesen musste, um zu wissen, wo sie hingehen musste.«
– Hier wiederholst du wusste/wissen und musste. Vorschlag: um sich wieder auszukennen.
»Sie wohnte schließlich schon seit 5 Jahren hier.«
– Zahlen in Geschichten bitte ausschreiben, solange sie keine zu lange Buchstabenwurst ergeben, auf jeden Fall aber alle Zahlen bis zwölf: fünf
»„Br…bra….braunst…straße. Braunstraße!“«
– Das B müsste eigentlich immer groß sein: Br… Bra… (den einzelnen Punkt kannst Du weglassen) Braunst… straße.
»„Entschuldigen sie, aber ich habe mich verlaufen.«
– Entschuldigen Sie
»„Wow! Mit sieben konnte ich noch nicht so gut lesen.«
– Ein alter Mann sagt eher nicht »Wow!«, der sagt eher »Sehr gut!« oder »Toll!«
»„Ja, da hat sie auch völlig recht.«
– Recht
»„Also, komm rasch mit rauf und such´ dir eins aus.“«
– ohne Apostroph: such
»Kerstin hatte Vertrauen an den Mann gewonnen. Kerstin freute sich.«
– Vertrauen in den Mann
– Damit du den zweiten Satz nicht auch mit »Kerstin« beginnst, kannst du hier ruhig »Sie« schreiben.
»„Ich habe aber nicht aufgeräumt.“, sagte der Mann«
– ohne Punkt: aufgeräumt“, sagte
»Der Mann grinste Kerstin an. „Möchtest du vielleicht etwas trinken?“, fragte der Mann.«
– »fragte der Mann« könntest Du streichen, es wird auch durch den Satz davor klar, daß der Mann hier fragt.
»„Nein.“, antwortete Kerstin, „Meine Mutter wartet bestimmt schon auf mich.“«
– ohne Punkt nach »Nein«
– entweder »… Kerstin. „Meine Mutter …« oder »… Kerstin, „meine Mutter …«
»Auf dem Boden standen Bierflaschen. Mal halbleer, mal ganz, mal unangefangen.«
– »unangefangen« klingt nicht sehr toll, vielleicht »mal voll« oder »mal ungeöffnet«?
»„Hier, ich habe dir was zu trinken mitgebracht.“, sagte er, „wie du wolltest.“«
– keinen Punkt nach »mitgebracht«
– »wie du wolltest« klingt seltsam, vielleicht »wie gewünscht« oder »wie du es haben wolltest«? Obwohl: Eigentlich wollte sie ja gar nicht. Vielleicht wolltest Du damit schon zeigen, daß er gegen ihren Willen handelt? Dann würde ich schreiben: »Hier, ich habe dir trotzdem etwas zu trinken mitgebracht. Sicher bekommst du noch Durst …«
»„Du hast wirklich Glück gehabt, mein Kind!“, sagte der Polizist.
Kerstin war glücklich, der Mann war ihr unheimlich geworden.«
– Kerstin war glücklich? Ich glaube nicht, daß man bei so einem Erlebnis gleich Glück empfindet, außerdem ist es eine Wortwiederholung (»Glück gehabt«), würde eher schreiben: Kerstin war erleichtert, …
Viel Spaß beim Überarbeiten, und gutes Gelingen!
Liebe Grüße,
Susi