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Serie Station to Station - 1982 - Vom Bier zum Wein zum Bier

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09.11.2015
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Station to Station - 1982 - Vom Bier zum Wein zum Bier

1982 – Wie ich vom Bier zum Wein und dann zum Bier kam.

Anfang März beschloss ich, eine Weinsammlung zu beginnen. Mit Wein ist ein besonderes Lebensgefühl verbunden, sagte meine innere Stimme. Man gehört zur gehobenen Gesellschaftsschicht, empfand mein Ego. Zweites ist totaler Quatsch. Jedenfalls rückblickend.

Mein Plan war so genial wie einfach: Einen Keller hatten wir im Haus. Der musste nur noch mit Weinregalen und ansprechender Dekoration ausgestattet werden. Oder doch vorher ein paar Flaschen edler Tropfen? Ich entschied mich für die Flaschen, weil billiger. Die Sparsamkeit hatte einen Grund: Rosi war seit einem Jahr mit mir verheiratet, unser kleiner Sohn Christian benötigte ihre ganze Aufmerksamkeit. Deshalb musste ich - zumindest finanziell - alleine für uns drei sorgen. Das Geld war immer knapp, denn ich verdiente nicht besonders viel.
Also zuerst einen Blick in die Geldbörse: Puh, knapp fünfzehn Mark. Das würde nicht reichen. Mein Blick schweifte zum rosa Sparschwein auf dem Küchenschrank. Unser Notgroschen. Rosi war mit dem kleinen Christian spazieren. Die Gelegenheit also günstig. Mit halbwegs schlechtem Gewissen nahm ich 45 Mark raus. Vier blieben als eiserne Reserve drin. Für eventuellen Zigarettennotstand.

Flugs stieg ich ins Auto und brauste zum Supermarkt um die Ecke, schnappte einen Einkaufswagen und schlängelte mich durch die schmalen Gänge zur Getränkeabteilung. Hunderte Flaschen ließen mein Weinkennerherz höher schlagen. Und so schön sortiert waren sie. Ganz oben standen edel aussehende Rotweine mit verführerisch aussehenden Namen. „Chateau de’ was weiß ich“, „Gran Cru, was auch immer“. Nur um ein paar Beispiele zu nennen. Schade, leider passten diese Tropfen nicht zu meinem Budget. Zumal mir einfiel, dass ich dringend tanken musste. Erst vorige Woche hatte ich auf dem Weg zur Arbeit trocken gefahren.

Schweren Herzens fiel mein Blick auf die Flaschen in Griffhöhe. Die hießen so ähnlich, kosteten aber einiges weniger. Für 2,99 gab es optisch ansprechende Weine. Also füllte ich den Einkaufswagen mit je einem Franzosen, einem Spanier und einem Italiener. Man will ja vielseitig sein. Gerade als ich mich den deutschen Anbaugebieten zuwandte, kam mein ehemaliger Klassenkamerad Klaus um die Ecke. Er hatte hier im Supermarkt seine Lehre gemacht, war nun gelernter Verkäufer und zuständig für die Weinabteilung.

„Hallo Christoph, was machst du denn hier?“ Verwundert blickte er in meinen Einkaufswagen. Etwas verlegen stammelte ich: „Na ja, ich will es mal mit Wein probieren. Immer nur Bier... Du weißt schon.“
Er wusste nicht. Trotzdem holte er mit aufgesetzter Kennermiene einen Rotwein aus dem oberen Regal. Liebevoll wischte Klaus mit seinem Kittel-Ärmel eine feine Staubschicht von der Flasche.
„Hier, den kann ich dir wirklich empfehlen.“ Ein Franzose, irgendwas mit „Chateauneuf-du-Pape AOC“. Ich blinzelte auf das Preisetikett. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Nur fünf Mark und 90 Pfennig. Die konnte ich einpacken.
Klaus brillierte dann noch fast zehn Minuten mit seinen Fachkenntnissen. Eine Flasche nach der anderen zog er aus dem –natürlich- oberen Regal. Mit Kennermiene beschrieb er die unterschiedlichen Rebsorten; pries hier den harmonischen Geschmack, lobte da den fruchtigen Charakter und beschrieb von jenem den blumigen Abgang. Ich war froh, als er selbigen machte, da er über Lautsprecher zur Kasse gerufen wurde. Eingebildeter Schnösel.

Meine Sammlung war noch nicht vollständig. Etwas Deutsches musste her. Und die Zeit drängte. Wenn Rosi das mit dem Sparschwein... Wahllos packte ich zwei Flaschen Krötenbrunnen, Piesporter Michelsberg und - weil es so schön ordinär klang - Kröver Nacktarsch ein. Alle in der Preisklasse zwischen zwei und drei Mark. Als Draufgabe raffte ich noch zwei Flaschen Glühwein zum Sonderpreis von 99 Pfennig aus der Ramschkiste.

An den Kassen herrschte Hochbetrieb. In drei langen Schlangen standen die Leute. Hinter mir, vor mir und neben mir lauter Nachbarn und Bekannte.
An meiner Kasse saß - Klaus. Als ich die Flaschen aufs Band stellte, runzelte er missbilligend die Stirn. Sein Gesicht hellte sich erst auf, als ich den empfohlenen Chateauneuf dazustellte.
Da erst sah ich es: Das Preisetikett zeigte stolze 35,90 und nicht fünf Mark neunzig. Kalter Schweiß brach mir aus allen Poren. Fieberhaft versuchte ich schneller zu rechnen als Klaus in die Kasse eintippte. Niemals würde mein Geld reichen.
„Achtundfuffzich-achtzig!“
Frustriert kippte ich den Inhalt meines Portemonnaies in die Kleingeldmulde. Aufstöhnend zählte Klaus die einzelnen Münzen. Scheine waren nicht dabei.
„Haste das Sparschwein geschlachtet?“ Nachbar Kalli hinter mir grinste hämisch.
„Es fehlt noch eine Mark zwanzig", sagte Klaus und sah mich auffordernd an. Jetzt wurde ich doch ein wenig verlegen. Die anderen Kunden in der Schlange wurden schon unruhig.
Zum Glück half mir Kalli mit fünf Mark aus der Patsche. Ich versprach ihm, das Geld noch am gleichen Tag vorbeizubringen. Außerdem bot ich an, ihn mit nach Hause zu nehmen, denn er hatte kein Auto.

Mit zwei Plastiktüten voller Wein, Kalli auf dem Beifahrersitz und den Kopf voller kruder Ideen, wie ich die fünf Mark heute noch zurückzahlen könne, blieb mein Auto mitten auf der Kreuzung stehen. Das Hupkonzert gellt mir heute noch in den Ohren.
Nachdem Kalli und ich die Gemüter beruhigt, dann das Auto beiseite geschoben hatten, ging mein Nachbar zu Fuß nach Hause. Ich marschierte mit einem Ersatzkanister und drei Mark fünfzig zur Tankstelle am anderen Ende der Stadt.
Spät kam ich zuhause an. Rosi und Christian waren längst da. Natürlich hatte Kalli ihnen bereits von meinem Missgeschick erzählt. Selbstredend vergaß er nicht, das geliehene Geld zu erwähnen. Rosis Blick, als ich ins Haus kam: Bis heute unvergessen. Beeindruckend, wie sie seelenruhig eine Flasche Wein aus meiner Tüte nahm und diese plötzlich klirrend an der Wand zerbrach. Das war einer italienischen Tragödie würdig. Wenn es nicht ausgerechnet der Chateauneuf gewesen wäre.
Aber wir waren jung und feierten die Versöhnung noch am gleichen Abend. Natürlich mit einer Flasche Wein: Krötenbrunnen. Ich fand allerdings, dass er nicht sonderlich schmeckte – irgendwie sauer. Bin wohl doch eher der Bier-Typ.

Das Thema Weinkeller wurde schließlich reumütig ad acta gelegt. Die restlichen Flaschen brachte ich runter in den Keller und stapelte sie zwischen altem Gerümpel, wo sie wahrscheinlich noch heute in aller Ruhe reifen. Der Glühwein wanderte in den Kühlschrank. Und Rosi hatte - als vorausschauendes Wesen - sogar noch etwas Geld beiseite gelegt: Sie kannte mich wohl zu gut. Ich konnte somit ohne Gesichtsverlust am gleichen Abend die Schulden bei Kalli begleichen.
Den Weingenuss habe ich allerdings drangegeben und trinke seither nur noch Bier.

 

Hallo rambospike,

da ich offenbar der Erste bin, der Dir antwortet: Herzlich willkommen bei den Wortkriegern! Ich bin selber noch nicht lange hier und kann Dir sagen: Mach Dich gefasst auf die volle Bandbreite möglicher Kritik von vollmundigem Lob bis zu gnadenlosem Verriss - aber alles immer mit den besten Absichten, Dir zu helfen!

Dein Text erinnert mich an einen, an dem ich selbst gerade arbeite. Nicht der konkrete Inhalt natürlich, aber der Typ: eine lustige, anekdotenhafte Alltagsgeschichte. Die habe ich seit ca. zwei Monaten in Arbeit und komme nicht voran, und zwar aus einem tragischen Grund: Ich musste feststellen, dass das, was ich beim Schreiben noch richtig lustig finde, beim Lesen überhaupt nicht mehr witzig klingt.

So kommt mir leider auch Deine Geschichte vor. Du beschreibst eine Begebenheit, die sicher hochpeinlich ist, wenn man sie erlebt. Vielleicht bekommt man auch Lacher, wenn man sie vor einem wohlwollenden Publikum im Familienkreis erzählt. Und ich kann mir sogar vorstellen, dass eine verfilmte Fassung witzig ist, wenn Bastian Pastewka in der Hauptrolle seine Grimassen dazu schneidet und den richtigen Klang in seine Stimme bringt. Aber wenn ich das so lese, läuft mir nicht mal ein richtiges Schmunzeln über das Gesicht. Es ist einfach nicht lustig, so leid es mir tut.

Woran liegt das, und wie kann man das verbessern? Vielleicht bin ich nicht der beste Ratgeber, wenn ich mich mit meiner eigenen Geschichte so schwer tue. Aber aus der Leserperspektive fallen mir mindestens zwei Dinge ein, die es besser machen könnten. Das eine wäre ein schärferer Wortwitz, einfach etwas bissiger, mit blumigen Metaphern. Vielleicht geht das einfacher, wenn Du etwas mehr Dialog einbaust: Lass Klaus etwas mehr über Weine schwadronieren, lass Rosi den Erzähler beschimpfen usw. Das andere wäre eine stärkere Überspitzung der Handlung. Denn was passiert hier wirklich? Der Mann schlachtet das Sparschwein, kauft ein paar unnötige Flaschen Wein und kriegt von seiner Frau eins aufs Dach. Da kann doch viel mehr geschehen: Vielleicht reicht das Geld an der Kasse tatsächlich nicht, das ist immer schön peinlich. Warum geht ihm nicht schon auf dem Heimweg der Sprit aus, und er kommt sogar noch ohne Auto zuhause an, wo Frau und Kind schon seit Stunden vor der Tür warten? Seine Frau schickt ihn noch mal dringend Windeln holen, und dafür reicht das Geld nicht mehr, was weiß ich. Und das sind alles noch nicht mal die wirklich absurden Dinge.

Komplett weglassen würde ich den Part, der Jahre später spielt. Das wirkt auf mich wie ein völlig unnötiges Anhängsel und verlässt auch den Zeitrahmen der Kurzgeschichte. Kurz gesagt: ein Fremdkörper. Ich würde aufhören bei: "Ich bin wohl doch eher der Bier-Typ."

Und nicht verstanden habe ich die Eingangszeile:

1982 – Weinkönig (Selbst, erzählt an meinem 35. Geburtstag 1994)
Warum ist es wichtig, dass die Geschichte 1994 erzählt wird? Warum nicht heute? (Mal abgesehen davon, dass im letzten Absatz Axel 1995 beim Aufräumen hilft.) Und falls diese Erläuterung bedeuten soll, dass diese Story autobiographisch ist, dann habe ich ja mit meinem dritten Absatz voll ins Schwarze getroffen (im wohlwollenden Familienkreis erzählt). Dann kann ich nur sagen: nicht alles, war beim Erzählen ganz nett rüberkommt, eignet sich auch als niedergeschriebene Geschichte. Bestenfalls kann man es als Ansatzpunkt für eine fiktive, bessere Geschichte verwenden.

Jetzt bitte nicht verärgert oder entmutigt sein. Offene Worte gehören hier zum Prinzip, daran musste ich mich auch erst gewöhnen. Nimm es einfach als Information, woran Du arbeiten kannst. Und vielleicht sehen andere Kritiker das ja auch anders als ich und finden Deine Story richtig lustig. Das würde mich freuen - dann hätte auch mein unvollendeter Text noch eine Chance ... ;)

Grüße vom Holg ...

 

The Incredible Holg hat alles gesagt, was man zu diesem Text sagen muss:

Er ist nicht witzig, wenn man nicht dabei war. Wenn ich dich kennen und du mir diese Geschichte bei nem Bier erzählen würdest, würde ich natürlich höflich schmunzeln, wie man es von Freunden erwartet, aber so wirklich der Renner wäre es trotzdem nicht.

Ein Mann kauft Wein und hat gerade genug, um es zu bezahlen. Dann stellt er fest, dass ihm Wein nicht schmeckt.

Haltet mich fest, damit ich beim lachen nicht aus dem Fenster falle.

Insgesamt wirkt es auf mich, als hättest du dich an einer Standupnummer versucht. Lass dir gesagt sein, dass die in geschriebener Form überhaupt nicht funktionieren. Standup wird durch die Persönlichkeit des Vortragenden witzig und selbst Mario Barth hätte diese Floskel nur als Lückenfüller erzählt, bevor er die übliche "Meine Freundin"-Tour angefangen hätte.

Handwerklich ist die Geschichte, meines Erachtens nach, sauber. Mir sind keine Fehler aufgefallen und das spricht schonmal für sie.

Dafür haperts im wichtigsten Teil: Dem Humor.

Aber dazu hat Holg alles gesagt. Ich will ihn jetzt nicht wie ein Äffchen nachäffen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Holg, hallo NWZed,
zuerst mal herzlichen Dank für Eure konstruktive Kritik. Besonders für die von Holg, welche doch sehr ausführlich war. Vielleicht hätte ich der Geschichte vorausschicken sollen, worum es mir überhaupt geht: Wie Holg schon richtig vermutet hat, plane ich eine Sammlung von Kurzgeschichten aus meinem eigenen Leben. Von der Wiege bis zur Bahre sozusagen. Wobei ich allerdings darauf hoffe, daß bis zum Finale noch viel Zeit vergeht. Mein Gedanke ist, dass, wenn ich mal den sprichwörtlichen Löffel abgebe, meine Kinder, Enkel und vielleicht Urenkel nachlesen können, was für ein toller Hecht doch ihr Vorfahr war. Mit anderen Worten: Mein persönlicher Kampf gegen das Vergessen Werden. Es ist auch nicht geplant, die Geschichten einem größeren Publikum zu offerieren. Also ein reines Familienstück. Mein Plan ist, aus Sicht verschiedener Personen, inclusive mir selbst, mein Leben zu beschreiben. Dabei möchte ich herausarbeiten, wie ich mich über Kindheit, Jugend usw. bis heute entwickelt habe. Möglichst Jahr für Jahr. Hier kommen lustige, traurige, und ganz gewöhnliche Dinge vor. Möglichst authentisch. Dies ist auch der Grund, weshalb ich bewußt auf zu viel Überspitztheit in der Geschichte verzichtet habe. Als Aufschneider bin ich in der Familie nicht unbedingt bekannt. Das der Humor hierbei etwas zu kurz gekommen ist, sehe ich ein. Ich versuche dies noch ein wenig zu verbessern. Dazu noch eine kurze Frage: Kann ich die Überarbeitung direkt im oberen Text vornehmen, oder ist es besser jedesmal einen neuen Text hochzuladen?
Auf jeden fall nochmals schönen Dank für die Kritik, welche ich versuchen werde, zu beherzigen. Und je mehr ich darüber nachdenke: Ein wenig Flunkern kann auch innerhalb der Familie nicht schaden. ;)

 

Hallo rambospike,

dann hatte ich also den richtigen Riecher - na sowas. :)

Dass Deine Geschichten den Familienkreis anpeilen, macht verständlich, warum Du den Ball eher flach hältst. Es wird aber wohl nicht das Problem beseitigen, dass der größere Leserkreis hier solche authentischen Erlebnisse eher lahm findet, solange in Deinem Leben nicht einige skurrilere Dinge passieren. Mir fallen so aus dem Stand zwei Wege ein, wie Du das lösen könntest.

Zum einen könntest Du Dein Memoirenprojekt von den Veröffentlichungen hier entkoppeln, indem Du für die Dinge, die Du hier postest, den Fiktionsgenerator aufdrehst und auf Teufel komm raus dazuerfindest. Die entstehenden Geschichten haben dann vielleicht nur noch lose mit Deinem Leben zu tun, aber Du könntest hier Ruhm und Anerkennung ernten :D und vor allen Dingen mit Unterstützung der Wortkrieger an Deinem Stil feilen, den Du dann wiederum auf Deine Lebenschronik für Deine Familie anwenden kannst, um diese zu verbessern.

Zum anderen könntest Du Dein Projekt noch mal überdenken. Es liegt mir fern, mich in Deine Familienangelegenheiten einzumischen, aber in bin ziemlich sicher, dass die Anekdoten meines kleinen Lebens schon meine Kinder wenig begeistern würden. Und bei meinen Enkeln (die ich noch nicht habe) würde so ein Buch wahrscheinlich am selben Tag aus dem Bücherregal verschwinden, an dem keine Gefahr mehr besteht, dass ich noch mal zu Besuch komme. Wenn es mir allerdings gelänge, ein Buch mit pseudobiographischen, völlig abgedrehten Abenteuern zu schreiben - so nach Art eines Barons Münchhausen - würde ich viel eher die Chance sehen, dass das überdauert. Dann würden meine Nachfahren mich vielleicht nicht als "tollen Hecht" und Abenteurer, aber wenigstens als starken Geschichtenerzähler in Erinnerung behalten. Sieh es als Anregung, nicht als Einmischung.

Deine Überarbeitungen kannst und solltest Du direkt im Originalpost vornehmen, das ist hier so üblich.

Grüße vom Holg ...

 

Und je mehr ich darüber nachdenke: Ein wenig Flunkern kann auch innerhalb der Familie nicht schaden

Jup! Solang du dich dabei selbst kräftig durch den Kakao ziehen kannst, würde ich dir sogar dazu raten. Das ist alle Male witziger und unterhaltsamer als

wie ich mich über Kindheit, Jugend usw. bis heute entwickelt habe.

Denn mal unter uns: Würdest du ein Buch über einen Freund von dir lesen, der etwas Ähnliches schreibt? Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Antwort auf diese Frage "Nein" lautet, weil es einfach niemanden interessiert. Dafür haben die Leute alle zu sehr mit sich selbst zu tun.

Ich persönlich erinnere mich immer wieder daran, dass mein Vater mir ständig Geschichten von Früher erzählt hat. Wie er mit seinem Pferd ausgeritten ist, wo sie überall mit'm Fahrrad hingefahren sind uswpp. Während es für ihn das Größte war, habe ich mich zu Tode gelangweilt, weil es einfach nicht interessant ist, wenn man nicht dabei war.

Also mach den Münchhausen. Das zeigt nicht nur, dass du über dich selbst lachen kannst, sondern dass du ne dufte Type bist.

 

Hallo zusammen, ich habe den Text etwas überarbeitet und würde mich über Kritik und Anregungen sehr freuen.

 

Guten Tag. Ich plane eine Serie von Kurzgeschichten mit teilweise autobiografischen Zügen zu schreiben. Hierzu soll das Leben des Protagonisten aus mehreren Sichtweisen geschildert werden. Ich möchte seine Entwicklung vom behüteten Kleinkind über lebhafte Kindheit, aufregende, schwierige Jugend, naivem Erwachsenwerden bis hin zum ernsthaften und gereiften Menschen, der er jetzt ist, beschreiben. Erzähler der in sich geschlossenen Kurzgeschichten sind mal er selbst, Nachbarn, Freunde, Eltern, Kinder oder Arbeitskollegen. Ich hoffe, die Geschichten finden hier Gefallen und freue mich über Anregungen und Kritik. Die erste Geschichte habe ich entsprechend einiger Kritik überarbeitet.

 

Hey rambospike,

und ein nachträgliches Willkommen von mir!

Zu deinem Projekt will ich nur insofern etwas sagen, als dass es sau schwer ist, über sich selbst zu schreiben. Da braucht man nämlich gehörigen Abstand, man muss sich selbst zum absoluten Deppen machen (jedenfalls bei so Geschichten wie dieser), sonst funktionieren sie nur mäßig für den Leser. Sie wirken so ein bisschen lau. Und sich selbst zum Deppen zu machen, das liegt nicht unbedingt in der Natur des Menschens oder man besitzt eine unglaubliche Professionalität im Schreiben oder ein Mega Selbstbewußtsein, wahrscheinlich sogar beides.
Was ich eigentlich sagen will, vielleicht machen Dir diese Geschichten beim Schreiben Freude, vielleicht liest deine Familie sie auch gern (wegen des persönlichen Bezuges zu Dir), aber hier wirst Du es echt schwer haben ;).

Jetzt aber zu deiner kleinen Geschichte. Ich habe sie ganz gern gelesen, ein bisschen geschmunzelt habe ich auch, aber am Ende bin ich fertig und werde sie morgen vergessen haben. Wenn dein Anspruch ist, habe einfach eine angenehme Lesezeit, so ist Dir dies gelungen und ich finde einen solchen Anspruch auch mehr als berechtigt. Aber mehr geht nicht und ob es genug ist, dass ich mir jetzt auch die Folgestorys reinziehe, weiß ich nicht.Da spielt Zeit und Tagesgefühl eine große Rolle.

Ich suche noch schnell ein paar Stellen raus, die mir wirklich gut gefallen haben:

Man gehört zur gehobenen Gesellschaftsschicht, empfand mein Ego. Zweites ist totaler Quatsch. Jedenfalls rückblickend.

Unser Notgroschen ... Vier blieben als eiserne Reserve drin. Für eventuellen Zigarettennotstand.

So arm kann er dann doch nicht sein, dachte ich. Nicht für die Betriebskostenabrechnung oder Waschmaschine kaputt braucht man den Notgroschen, nein, man braucht ihn für Zigaretten :D.

Erst vorige Woche hatte ich auf dem Weg zur Arbeit trocken gefahren.

Der Satz ist irgendwie kaputt.

„Na ja, ich will es mal mit Wein probieren. Immer nur Bier... Du weißt schon.“
Er wusste nicht.

:)

„Hier, den kann ich dir wirklich empfehlen.“ Ein Franzose, irgendwas mit „Chateauneuf-du-Pape AOC“. Ich blinzelte auf das Preisetikett. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Nur fünf Mark und 90 Pfennig.

Da dachte ich aber auch, für den Preis, bitte 10 davon einpacken.

Meine Sammlung war noch nicht vollständig. Etwas Deutsches musste her ... Wahllos packte ich zwei Flaschen Krötenbrunnen, Piesporter Michelsberg und - weil es so schön ordinär klang - Kröver Nacktarsch ein. Alle in der Preisklasse zwischen zwei und drei Mark. Als Draufgabe raffte ich noch zwei Flaschen Glühwein zum Sonderpreis von 99 Pfennig aus der Ramschkiste.

Schön!

Da erst sah ich es: Das Preisetikett zeigte stolze 35,90 und nicht fünf Mark neunzig. Kalter Schweiß brach mir aus allen Poren. Fieberhaft versuchte ich schneller zu rechnen als Klaus in die Kasse eintippte.

Wusste ich es doch schon vorher.

Gut gemacht ist, dass Du es nicht noch mehr in die Länge ziehst, sondern es kurz und knackig erzählst. Denn der Inhalt gibt ja nicht wirklich ein abendfüllendes Programm her. Also, ich habe die Geschichte ganz gern gelesen, aber wie gesagt, kleine Zwischenmahlzeit. So Milchschnitte um halb zehn, die aber auch lecker sein kann.

Viel Freude Dir hier bei uns!
Beste Grüße, Fliege

 

Hallo rambospike,

ich hatte jetzt endlich die Muße, Deine überarbeitete Fassung zu lesen. Ich denke, der Text hat echt an Qualität gewonnen, Du hast ja auch die gegebenen Tipps beherzigt. Es ist weiterhin nicht das Drehbuch für Hangover Teil 4, denn Du wolltest ja nicht die komplette Story umbauen. Aber Dein Ziel, eine nette, kleine Geschichte für den Freundes- und Familienkreis zu schreiben, scheint mir erreicht zu sein.

Ich bin jetzt sehr gespannt, wie wohl Dein nächstes Werk aussieht - ob es wieder im beschaulichen (und handwerklich leichter beherrschbaren) Rahmen bleibt oder ob Du Dich an etwas Ausgefalleneres wagst.

Grüße vom Holg ...

 

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