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Stanislaus & Bundeslav - Wirtschaftskrise
Gestern erst wieder mit Stanislaus, meinem alten Bündnisgenossen, auf Pilsator und Oblaten zusammengesessen und über der maroden Wirtschaftslage gebrütet.
„Stanislaus“, verkündete ich, „du Aasfresser! Du bist doch schuld. Nieder mit dir!“
„Woran denn schuld?“, fragte mich der Bursche kackfrech. Obwohl er selbstverständlich ganz genau wusste, worum es ging. Der Fuchs. Aber Leugnen würde ihm diesmal nichts nützen.
„An der abartigen Konjunktur, Freundchen! Dieser windigen Weltwirtschaftskrise, dem flächendeckenden Niedergang der Aktienkurse, unaufhaltsam im freien Fall immer weiter runter bis auf Marianengrabenniveau. Das ist doch unbestreitbar dein Werk. Flaute in der Geldbörse, da haben sich die Banknoten auf Nimmerwiedersehen von dannen gemacht. Komplett ausgeflogen, das unzuverlässige Pack! Von der widerlichen Inflation meiner Zahlungskraft beraubt, stehe ich heuer in einen löchrigen Kartoffelsack gehüllt vor dir und klage an.“
„Ach ja, und die ist auf mein Wirken zurückzuführen, deine Insolvenz? Nur weil es dir jüngst an gültigen Zahlungsmitteln gebricht, meinst du, mit dem Finger auf mich zeigen zu können. Auf mich, der ebenso bittere Not leidet wie du. Der ich bereits vor Äonen Konkurs anmelden musste. Dem der Bankrott schon zur zweiten Haut geworden ist. Und nun wirfst du mir vor, deine Devisennot aktiv herbeigeführt zu haben. Irrsinn! Jedwede Verantwortung für deine Armut lehne ich entschieden ab.“
„Zynisch nenne ich das, zynisch! In meiner Lage machst du dich auch noch über mich lustig. Weidest dich an meinem Leid! Willst skrupellos aus meiner Finanzimplosion Kapital schlagen, nur weil ich zeitweilig vermögenstechnisch herausgefordert bin! Aber auf deine Lügen und Betrügereien wird die Weltöffentlichkeit jetzt nicht mehr länger hereinfallen, du Gangster. Lege die Karten offen auf den Tisch, du Büttel des Großkapitals, oder muss ich erst bei der Weltbank Beschwerde einlegen?“
„Was sollte das denn nützen? Ich kann es ja verstehen, dass deine derzeitige Misere dich aufregt, dass deine besorgniserregenden Defizite dich wurmen, dass dein absolut blamabler Kontostand dich zornig macht. Nun, da du die Reihen des Lumpenproletariats verstärkst, scheint jedoch deine Zurechnungsfähigkeit vom ständigen Nagen am Hungertuch beeinträchtigt zu sein. Finde dich um Himmels willen mit deiner Karriere in der Stadtstreicherei ab, anstatt ausgerechnet mir den Schwarzen Peter, respektive die Schuld für die materiellen Folgen deiner jahrzehntelangen Misswirtschaft, in die Schuhe zu schieben. Ich selbst bin doch die Anthitese des Erfolgs, jedenfalls was das Monetäre angeht.“
„Buhuuu, du gemeiner Drecksack! Nun muss ich anschaffen gehen, um mir mein Brot zu verdienen. Mich in den dunklen, schmutzigen Hinterhöfen der Slums von perversen Schergen des Establishments begatten lassen. Sie werden mir im Rudel die Rosette deflorieren und ich werde wimmernd an meiner Scham zugrunde gehen. Das willst du doch nur, du Kameradenschwein!“
„Dein Appell an mein Mitleid verpufft wirkungslos. Es gibt noch andere Wege zum Gelde, als die Prostitution. Stellvertretend sei hier nur das Verbrechen genannt.“
„Und ein Verbrechen werde ich begehen, falls du dich weiterhin weigerst, meine zehn Cent zurückzugeben, die du mir schuldest, altes Kloakentier. Ich habe genau gesehen, wie du sie eingesteckt hast.“
„Junge, du bist aber hartnäckig. Na gut, hier, ersticke daran!“
„Tausend Dank. Nun denn, jetzt, wo ich wieder flüssig bin, was hält er von einer weiteren Runde Pilsator?“
„Hört sich hervorragend an. Ich bin dabei.“
„Wirt! Eine Runde Pilsator für mich und meinen Kompagnon hier. Aber dalli!“
Somit war die Jahresbilanz wieder im Lot und der Zwist zwischen mir und meinem Alliierten bereinigt. Und mit der Wirtschaft ging es wieder bergauf.