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Stammgäste only

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25.08.2007
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35

Stammgäste only

Dunkel war es hier drin. Stockdunkel, außerdem saueng und damit verdammt ungemütlich. Um anderes zu behaupten, hätte er lügen müssen – und das war ihm strengstens untersagt. Draußen, er konnte es genau hören, war großes Getöse und Gejammere. Anscheinend hatten sie ihn also tatsächlich ernst genommen und würden ihn jetzt vermissen. Das gefiel ihm. Es machte ihm die Situation, machte ihm seine Lage erträglich. Und es beruhigte ihn. Schließlich fühlte er sich bereit für den Eintritt.

Der Schuppen machte von außen nichts her. Überhaupt nichts. Aber es war nun mal die Location. Es war die Adresse. Er klopfte an die schwere Holztür, doch nichts rührte sich. Er versuchte es noch einmal, fester, lauter. Und tatsächlich, die Tür öffnete sich. Und im Rahmen stand vor ihm nun ein Typ mit abgerissenen Klamotten, billigen Jesuslatschen an den Füßen und langen, ungepflegten Zotteln auf dem Kopf. „Sorry, aber heute Stammgäste only“, raunzte der Typ.

„Aber ich bin doch ...“, erwiderte er, doch der Zottelmann ließ ihn nicht ausreden: „Du nicht verstehen? Stammgäste only heute! In dem Outfit außerdem sowieso no way! Also, move!“ Und dann war die Tür wieder zu und der Typ mitsamt seinen Zotteln, seinen abgerissenen Klamotten und seinen billigen Jesuslatschen wieder dahinter verschwunden.

Der Mann vor der Tür stand da. Und stand. Und stand. Regungslos. Fassungslos. Mit offenem Mund. „A-a-ber ich bin doch ...“, stammelte er schließlich. „Ich bin doch ...“

Ja, er wusste wer er war. Auch, dass sie ihn immer so liebevoll Papa genannt hatten. Und dass er die prächtige Kutte trug und den teuren Stab in der Hand und das exklusive Cap auf dem Kopf, welches ihm immer ganz besonders viel bedeutet hatte. Er wusste all das und noch einiges mehr ganz genau. Und doch, irgendwann hätte er am liebsten „Gottverdammte Scheiße!“ gebrüllt. Auch wenn ihm das ebenfalls untersagt war.

 

Hallo Hardcore13,
also, irgendwo hinterlässt die Geschichte ja einen Eindruck und hat schon ein paar nette Sachen drin, aber das soll eine Satire sein?
Die Ideen von meinem Vorredner waren nicht schlecht, also ich hätte nicht soweit abstrahieren können bei den Informationsbruchstücken, aber naja, vielleicht war das ja gewollt,
also Fazit: joah, okay,... ganz nett...

Grüße, Literaturignorant

 

Hallo Hardcore13!

Also ich sehe hinter der Geschichte die Meinung bzw. Nachrichtenmeldung, der Papst habe keinen Zugang mehr zu seinen Schäfchen, während diese wieder mehr zu den Wurzeln des Glaubens zurückfinden (Jesuslatschen :lol:).
Wenn Du das meintest, finde ich es schon sehr originell und satirisch umgesetzt.
Hat mir wirklich gut gefallen!

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Die Kombination zwischen steifer Kirche, wie man das beim Papst erwartet und jugendlichem Anglizismenwahn hat mir sehr gut gefallen.
Prima Geschichtelchen.

 

Vielleicht bin ich der Auflösung näher gekommen.

Der Papst ist tot. Ich meine nicht den jetzigen, sondern seinen Vorgänger Woytyla (oder wie auch immer sein Name war). Er liegt in seiner Gruft, sein Geist beginnt sich zu lösen. Dabei kriegt er mit, dass er beweint wird und ist dadurch zufrieden mit seiner langjährigen Tätigkeit. Sein Geist ist bereit, zum Paradies/Himmel hochzusteigen. Die Himmelspforte gibt aber nicht so viel her, wie er sich mitunter erwartet hat. Trotzdem kann er sie eindeutig als Himmelspforte einordnen. Öffnen tut Jesus himself und verweigert ihm den Eintritt. Während der Papst seine Rechte geltend machen will, behandelt ihn Jesus so, wie ein polnischer Gastarbeiter von seinem vermutlich einheimischen Vorarbeiter behandelt werden würde. Na ja, jedenfalls - die Tür bleibt zu und der treue Gottesdiener verspürt nach dieser demütigenden Enttäuschung den innigen Wunsch, herzlich zu fluchen.

Nicht gerade die Knaller-Satire, aber durchaus gut aufgehoben in dieser Rubrik und sicher auch nicht die schlechteste, die sich hier tummelt. (Die werde eines Tages ich schreiben)

LG
Lev
(Gratulationen und Gewinnbeteiligungen bitte per PN an mich. Danke)

 

Hallo beisammen,

ich habe dieses Geschichtchen unter Satire gepostet, weil ich nicht wusste, wohin sonst damit. Außerdem habe ich gezögert, es überhaupt zu veröffentlichen, es handelt sich hierbei nämlich um einen meiner allerersten schriftstellerischen Gehversuche als Autor überhaupt, der viele Jahre irgendwo vergessen lag, vor kurzem wiedergefunden wurde und leicht überarbeitet nun schließlich und endlich dann doch hier hochgeladen wurde.

Dieses "Frühwerk" ist nicht übermäßig tiefgründig und hatte nie Ambitionen, ein komplexes Meisterwerk zu sein. Es geht letztendlich im Großen und Ganzen nur um die Fragen "Sind Sie sich sicher, die richtige Religion ausgewählt zu haben?" und "Wenn Sie sich mit Ihrer Religionswahl sicher sind, sind Sie sich auch sicher, dass Sie diese Religion richtig und zur Zufriedenheit Ihres Gottes praktizieren?" und sollte außerdem noch ein paar Seitenhiebe auf die blöde elitäre "Du kommst hier net rein"- Türsteher-Club"kultur" enthalten. Freut mich, dass er einigen gefallen und anscheinend sogar was zum Denken aufgegeben hat ;)

Grüße,
Hardcore13

 

ich habe dieses Geschichtchen unter Satire gepostet, weil ich nicht wusste, wohin sonst damit.
Möchtest du sie irgendwo hin verschoben haben?

 

Hallo Tserk,

von mir aus kann die Geschichte ruhig hier in der Satireabteilung bleiben. Da gehört sie meiner Meinung nach auch am ehesten hin.

Gruß,
Hardcore13

 

Hallo Herr Bernhard,

Du musst Dich nicht erklären. Es ist Deine Geschichte und es sind Deine Gedanken, Gefühle und Worte, die wir hier sehen.

Danke für diese Worte. Ich sehe es nämlich ganz genauso, dass ein Künstler seine Kunst grundsätzlich nicht zu erklären braucht und sich die "Wie haben Sie das nun gemeint?"-Frage an ihn verbietet. Aber ab und zu den Leuten ein bisschen "auf die Sprünge helfen", wenn ich Lust und Laune habe - kein Problem.

Das mit den Einteilungen in diverse Rubriken finde ich persönlich schon ganz okay, es wäre hier sonst ein einziger riesiger Wust an Texten, in dem viele Beiträge untergehen würden. Dass einige Texte nicht recht in eine einzige Schublade passen wollen, ist freilich ganz klar. Ich fände daher die Einführung einer zusätzlichen Rubrik "Crossover" nicht schlecht. Andererseits ist "Sonstige" ja schon ein ähnliches Ressort.

Wie auch immer, auf jeden Fall an dich einen herzlichen Gruß zurück.
Hardcore13

 

Ich sehe es nämlich ganz genauso, dass ein Künstler seine Kunst grundsätzlich nicht zu erklären braucht und sich die "Wie haben Sie das nun gemeint?"-Frage an ihn verbietet.
Nein, die Frage verbietet sich nicht, da wir hier ein Forum sind, in dem man sich gegenseitig hilft, sein Schreiben zu verbessern. Um Dir Tips zu geben, wie Du Deine Intention besser rüberbringen kannst, muß man sie auch kennen.

 

aber ob und wie ein Autor die Hinweise der Leser berücksichtigt, ist seine Angelegenheit
Darum ging es doch gar nicht.

 

Und noch einmal Hallo Herr Bernhard,

dein letzter Eintrag bringt die Sache für meine Begriffe so gut auf den Punkt, dass ich ihm nichts hinzuzufügen habe.

Grüße,
Hardcore13

 

Hallo Hardcore13,

deine kleine Anekdote enthält gerade mal so viel Satirehauch, dass ich keine Probleme habe, sie hier zu lassen. Oftmals ist eine exakte Abgrenzung, speziell zwischen Satire und Humor oder Satire und Alltag gar nicht möglich.

Nicht so eindrucksvoll fand ich, dass bei mir die Geschichte ein bisschen Rätselraten ausgelöst hat und im Grunde genommen erst, nachdem ich die Interpretationsversuche der anderen gelesen hatte, sich meine Fragezeichen auflösten.
Wenn eine Geschichte zu mehreren Deutungen Anlass gibt, dann muss das keineswegs etwas Nachteiliges sein, aber hier empfand ich es so, weil sämtliche Deutungsversuche ja mit dem Stigma der Vermutung behaftet waren, dass du es so gar nicht gemeint hattest.
Ich will damit sagen, dass man gerade in Sachen Satire eine klarere, von mir aus sehr viel kräftigere Ausdrucksweise wählen kann, weil in soweit die Satire hierzu sehr viel Raum gibt.
Das fängt bei mir aber schon bei der Plotsuche an. Eine derartig seichte Kritik gerichtet an Gläubige, gerichtet an die Institution des Pabstes, läuft schnell Gefahr vollständig zu verpuffen. Das ist zu wenig Reibung.

An irgendeiner Stelle in deinen Erwiderungen weist du daraufhin, dass dies hier eines deiner Erstlingwerke gewesen ist. Das lässt hoffen, dass deine andren Werke das bieten, was ich mir als Leserin wünsche. Bin gespannt auf mehr von dir. :D

Lieben Gruß
lakita

 

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