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Stammgäste only
Dunkel war es hier drin. Stockdunkel, außerdem saueng und damit verdammt ungemütlich. Um anderes zu behaupten, hätte er lügen müssen – und das war ihm strengstens untersagt. Draußen, er konnte es genau hören, war großes Getöse und Gejammere. Anscheinend hatten sie ihn also tatsächlich ernst genommen und würden ihn jetzt vermissen. Das gefiel ihm. Es machte ihm die Situation, machte ihm seine Lage erträglich. Und es beruhigte ihn. Schließlich fühlte er sich bereit für den Eintritt.
Der Schuppen machte von außen nichts her. Überhaupt nichts. Aber es war nun mal die Location. Es war die Adresse. Er klopfte an die schwere Holztür, doch nichts rührte sich. Er versuchte es noch einmal, fester, lauter. Und tatsächlich, die Tür öffnete sich. Und im Rahmen stand vor ihm nun ein Typ mit abgerissenen Klamotten, billigen Jesuslatschen an den Füßen und langen, ungepflegten Zotteln auf dem Kopf. „Sorry, aber heute Stammgäste only“, raunzte der Typ.
„Aber ich bin doch ...“, erwiderte er, doch der Zottelmann ließ ihn nicht ausreden: „Du nicht verstehen? Stammgäste only heute! In dem Outfit außerdem sowieso no way! Also, move!“ Und dann war die Tür wieder zu und der Typ mitsamt seinen Zotteln, seinen abgerissenen Klamotten und seinen billigen Jesuslatschen wieder dahinter verschwunden.
Der Mann vor der Tür stand da. Und stand. Und stand. Regungslos. Fassungslos. Mit offenem Mund. „A-a-ber ich bin doch ...“, stammelte er schließlich. „Ich bin doch ...“
Ja, er wusste wer er war. Auch, dass sie ihn immer so liebevoll Papa genannt hatten. Und dass er die prächtige Kutte trug und den teuren Stab in der Hand und das exklusive Cap auf dem Kopf, welches ihm immer ganz besonders viel bedeutet hatte. Er wusste all das und noch einiges mehr ganz genau. Und doch, irgendwann hätte er am liebsten „Gottverdammte Scheiße!“ gebrüllt. Auch wenn ihm das ebenfalls untersagt war.