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Stadtrand

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10.05.2013
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Stadtrand

„Mist!“ - zischte er frustriert zwischen den Zähnen hervor. Die paar Meter vom Auto zur Haustür hatten ihn bei dem Unwetter fast komplett durchnässt. Ebenso seine Einkaufstüte aus braunem Packpapier, die nun mit einem fast unhörbaren „Ratsch!“ ihren Inhalt von sich gab. Wütend kickte er eine Pampelmuse in den Vorgarten und bereute es darauf gleich wieder. Hatte er sich doch auf einen leckeren Wodka mit frisch gepresstem Pampelmusensaft, gemütlich auf dem Sofa sitzend, gefreut. Entnervt schüttelte er die braunen, nassen Fetzen welche den traurigen Rest seiner Einkaufstüte darstellten, von seinen Händen hinunter auf das nasse Häufchen seiner Einkäufe. Unwillkürlich musste er grinsen, als ihm bewusst wurde, dass das Klopapier in Plastikfolie verpackt war. Seufzend kramte er in seinen Taschen nach dem Hausschlüssel. Die Pampelmuse würde er später suchen, jetzt erst einmal schnell ins Haus und einen Beutel holen, um die Lebensmittel, auf die der Regen prasselte, zu retten.

Das grelle Zucken der Blitze ließ für Sekundenbruchteile die Nacht verschwinden und tauchte den Garten vor dem Küchenfenster in eine wie künstlich wirkende Beleuchtung. Doch das konnte er nicht sehen, da er gerade damit beschäftigt war, auch noch den letzten Tropfen Saft aus der Pampelmusenfrucht heraus zu quetschen. In freudiger Erwartung griff er nach der Flasche mit dem Billigfusel, und goss sich zweifingerbreit der kristallklaren Flüssigkeit in ein ausgedientes Senfglas. „Ach was solls, es war ein langer Tag heute“, dachte er sich und nahm auch noch einen kräftigen Schluck direkt aus der Flasche. Er schluckte den Schnaps jedoch nicht sofort hinunter, genüsslich ließ er ihn langsam von links nach rechts laufen, hielt dabei jeweils den Kopf erst in die eine und dann in die andere Richtung. „Wie ein großer Weinkenner“, dachte er belustigt. Schließlich schluckte er die scharfe Flüssigkeit hinunter. Er konnte spüren, wie der Schnaps die Speiseröhre hinunter ran, im Magen angekommen breitete sich wohlige Wärme aus. Gedankenverloren starrte er auf das bunte Senfglas auf dem Küchentisch. War das Micky Maus? Nein, der dusselige Winnie-Puh Bär mit seinem an ADHS leidendem Kumpel Tigger. Auf der Rückseite müsste doch eigentlich dieser depressive Esel sein... Das Glas schien wie ein Relikt aus einem anderen Leben. Einem Leben vor seiner Scheidung. Fast schämte er sich, Schnaps aus dem Glas zu trinken, aus dem früher sein Sohn Saft getrunken hat. „Sentimentaler Trottel!“, schalt er sich selbst, goss den Pampelmusensaft in das Senfglas zu dem billigen Wodka und ging in das Wohnzimmer. Vorsichtig stellte er das Glas auf den hellbraun gefliesten Tisch ab und ging zu seinem alten Röhrenfernseher. Seit die Batterien in der Fernbedienung ausgelaufen waren, konnte er den Apparat nur noch direkt bedienen. Mit einem Knistern sprang der alte Kasten an und die elektrostatische Aufladung der Röhre ließ die Härchen an seinem Unterarm sich aufrichten. Seufzend schlurfte er zurück zum Sofa. Mit dem Glas in der Hand wartete er darauf, dass ein Bild erschien. Nach einer halben Minute waberte grüne Schrift vor schwarzen und weißen Punkten. „Kein Signal“ verkündete die Mattscheibe. Ach ja, hier musste er ja noch den Satellitenreceiver einschalten. Es gab ja in der Gartenlaube keinen Kabelanschluss. Nach dem Einschalten des Empfängers wichen die flimmernden Punkte mitsamt der grünen Schrift einem Bild in sattem blau auf welchem zu lesen war: „Sender nicht verfügbar.“ „Was ist denn nun schon wieder los?“, stöhnte er. Verzweifelte zappte er durch die Kanalliste, überall das gleiche. „Haben die mir etwa die Schüssel geklaut?“ Suchend blickte er aus dem Fenster. „Ach klar, der Regen! Na toll.“ Irgendwann müsste er die Schüssel mal korrekt ausrichten, angeblich soll man dann sogar bei Gewitter noch ein Bild haben, hat er im Internet gelesen. Irgendwann, aber nicht jetzt. Im strömenden Regen, in der Finsternis auf der Leiter stehen? Das verdammte Ding von Schüssel ein paar Millimeter verschieben, zurück rennen in die Stube, das Bild checken – nee noch nix, wieder zurück auf die Leiter, ein bisschen weiter verschieben, halt, hat da nicht gerade jemand etwas gesagt? Wieder in die Stube laufen, nur um fest zu stellen, dass die Automatik in den Standby Modus gegangen ist ... Darauf hatte er nun wirklich keine Lust. Der Regen prasselte nun direkt gegen die Fensterscheiben des Wohnzimmers. Der Wind musste sich gedreht haben. Die alten verquollenen Holzrahmen schlossen schon lange nicht mehr ganz dicht und so sammelte sich das durchgedrungene Regenwasser in der kleinen Rinne der Fensterbank. „Was solls, wenigstens ist der Strom noch da“, freute er sich. Denn in dieser kleinen Gartenkolonie am Rande der Stadt fiel öfters mal der Strom aus, bei solchem Unwetter. Er wusste, es würde also nur ein Frage der Zeit sein, bis der Strom auch weg war. Zumindest wenn das Gewitter nicht bald aufhörte.
Eigentlich war es verboten, das ganze Jahr in der Laube zu wohnen. So stand es geschrieben. Irgendwo, er hatte vergessen wo. War es die Stadtordnung? Das Wochenendgrundstück als Dauerwohnsitz zu nutzen ist unzulässig. Den Wortlaut kannte er noch ganz genau. Aber wo kein Kläger, da kein Richter. Die Nachbarn waren jedenfalls froh, dass auch in der dunklen, kalten Jahreszeit, wenn allerlei Gesindel Raubzüge durch die leerstehenden Lauben machte, jemand vor Ort war und Anwesenheit vorgab. Aus der nur als vorübergehend gedachten Lösung, nach der Trennung von seiner Frau erst einmal in der Gartenlaube unter zu kommen, wurde irgendwann eine Dauerlösung. Hier hatte er wenigstens seine Ruhe. Manchmal sogar etwas zu viel. Er fühlte sich wie in einer Blase, während draußen das Leben an ihm vorüber zog. Schnell einen Schluck aus dem Winnie-Puh Glas! Das vertreibt wenigstens die trüben Gedanken. Und wenn sie sich schon nicht ganz vertreiben ließen, dann macht es sie wenigstens erträglicher.
Da aus dem Fernsehabend nun nichts mehr zu werden schien, klappte er seinen Laptop auf und schaltete ihn ein. Einen Internetzugang hatte er hier zwar auch nicht, aber seine Lieblingsmusik in vielen hunderten MP3 Dateien konnte er so hören.
Nach dem zweiten Senfglas, diesmal mit mehr Wodka und weniger Pampelmuse, begann er laut und falsch den Text der Lieder mit zu grölen. Hier draußen war er mutterseelenallein und er störte wirklich niemanden. Peng! Plötzlich war der Strom weg. Der Laptop wäre sicher weitergelaufen, wenn er nicht den Akku herausgenommen hätte, um ihn zu schonen... „Mist!“, fluchte er laut. Und nach einem tiefen Schluck aus der hellblau etikettierten Flasche, „Hoffentlich muss ich nicht noch kacken“, kicherte er mit glasigem Blick. Bei Stromausfall lief nämlich auch die Pumpe der Wasserversorgung nicht mehr.
Nun, kacken musste er zwar nicht, aber seine Blase drückte nach der Sauferei. Den zehn Liter Wasservorrat im Spülkasten wollte er sich für einen echten Notfall aufheben, so entschloss er sich nach draußen zu gehen, um Wasser zu lassen. Der Regen hatte nachgelassen, es tröpfelte nur noch sachte und eine Mondsichel geformt wie ein Stück Fingernagel sorgte für einen fahlen Schein. Mit seinem von Alkohol vernebelten Hirn stellte er sich draußen direkt vor die Haustür und pinkelte in hohem Bogen in den Vorgarten. „Laallaaalalala“, trällerte er die Melodie des zuletzt gehörten Liedes noch vor sich hin. Sein Blick folgte dem kräftigen, gelben Strahl, wie er kleine Stücke Rindenmulch fortspülte. Er sah hoch, direkt in ein paar hellblaue Augen, welche scheinbar regelrecht leuchteten in der Dunkelheit. Der Schreck durchfuhr ihn wie ein elektrischer Schlag. Reflexartig ließ er sein Glied los und pinkelte sich prompt auf die Schuhe. Automatisch schaute er nach unten, blickte jedoch sofort wieder hoch - aber die Augen waren verschwunden.
Am ganzen Körper zitternd packte er sein Genital weg und schlich rückwärts zurück ins Haus. Ganz vorsichtig und darauf bedacht keine unnötigen Geräusche zu verursachen, schloss er die Haustür von innen. Hastig drehte er den Knopf am zusätzlichen Sicherheitsschloss und fragte sich was das gerade war. Hatte er Halluzinationen? Lag es am Schnaps? Nein, dachte er, so besoffen bin ich doch gar nicht. Er fühlte sich stocknüchtern nach der soeben gemachten Erfahrung. Kopfschüttelnd ging er von der Haustür in Richtung Wohnzimmer. „Warum ist das hier so verdammt duster?“, schimpfte er. „Ach ja, der Strom ist ja weg. Das hat mir gerade noch gefehlt.“ Er spürte, dass er noch immer die vollgepinkelten Schuhe trug. „Igitt, Sauerei“, murmelte er und ging zurück zum Flur, um sich des feuchten Schuhwerks zu entledigen.
Irgendwo in der Küche müssen noch Streichhölzer liegen und wenn er sich recht erinnerte, lag im Wohnzimmerschrank noch eine 100er Packung Teelichter, einst gekauft in einem schwedischen Möbelhaus.
Halbblind tastete er sich durch die Finsternis voran. Ja, hier war die Tür zum Wohnzimmer. Jetzt nach rechts, eins, zwei, drei Schritte. Hier müsste doch diese hässliche Schrankwand aus Eiche-Imitat stehen. Er streckte die Hände aus. Wie die Fühler eines Käfers, schwangen seine Arme, Antennen gleich, durch die Dunkelheit.
Auf einmal hörte er ein lautes Brüllen, gefolgt von einem langgezogenem Schrei und spürte etwas hinter seinem Rücken. Panisch drehte er sich um, stieß sich in der Bewegung den Kopf, aber er merkte es nicht. Vor seinen Augen war nichts als Schwärze. Dann plötzlich ein warmer Luftzug, gefolgt von einem merkwürdigen, knirschendem Geräusch. Beim Sturz auf den billigen Kunstfaserteppich wurde ihm klar, das er gerade einen gewaltigen Schlag auf den Schädel erhalten haben musste. Trotz der Dunkelheit sah er viele helle Lichtpünktchen, welche immer blasser und blasser wurden. Den zweiten Schlag nahm er schon gar nicht mehr wahr.
Vom Sofa blickten ein paar strahlend blaue Augen herüber. Sie schienen zu leuchten, in der Dunkelheit.

 

Hallo Clawdiaa,

flüssig formuliert ist sie, deine Erzählung. Die Beschreibungen der Lebensumstände des Protagonisten sind detailiert und stimmungsvoll, aber für meinen Geschmack teilweise zu ausführlich. Beispiel:

Verzweifelte zappte er durch die Kanalliste, überall das gleiche. „Haben die mir etwa die Schüssel geklaut?“ Suchend blickte er aus dem Fenster. „Ach klar, der Regen! Na toll.“ Irgendwann müsste er die Schüssel mal korrekt ausrichten, angeblich soll man dann sogar bei Gewitter noch ein Bild haben, hat er im Internet gelesen. Irgendwann, aber nicht jetzt. Im strömenden Regen, in der Finsternis auf der Leiter stehen? Das verdammte Ding von Schüssel ein paar Millimeter verschieben, zurück rennen in die Stube, das Bild checken – nee noch nix, wieder zurück auf die Leiter, ein bisschen weiter verschieben, halt, hat da nicht gerade jemand etwas gesagt? Wieder in die Stube laufen, nur um fest zu stellen, dass die Automatik in den Standby Modus gegangen ist... Darauf hatte er nun wirklich keine Lust.
Finde ich, vor allem für die Kategorie Horror, echt zu lang.
Für mich kommt auch ingesamt weder Spannung noch Grusel auf. Leuchtend blaue Augen, die irgendwo rumschweben? Ein Schlag von hinten? Da ginge sicher noch mehr, vielleicht irgendwas in Beziehung zu seinem Sohn und seinem alten Trinkglas. Ängste, die er hat und die sich dann manifestieren.
Aber dein Schreibstil ist gut, ich habe den Text ganz gerne gelesen.

Beste Grüße,

Eva

Kleinigkeiten:

Eigentlich war es verboten, dass ganze Jahr in der Laube zu wohnen.
... das ganze Jahr ...
Auf einmal hörte er ein lautes brüllen,
...ein lautes Brüllen, ...

 

Hallo Clawdiaa

Herzlich Willkommen bei kurzgeschichten.de.

So richtig gepackt hat mich dein Debüt nicht. Ich denke, das liegt daran, dass die eigentliche Handlung erst kurz vor dem Ende einsetzt. Zu lange hältst du dich mit Nebenschauplätzen und weniger wichtigen Informationen auf, und wenn die Handlung endlich in Fahrt kommt, ist die Geschichte auch viel zu schnell wieder zu Ende.

Hatte er sich doch auf einen leckeren Pampelmuse mit Wodka Drink

Wodka-Pampelmuse-Drink? Oder vielleicht besser: "Wodka mit Pampelmusesaft".

Das grelle zucken der Blitze

Zucken

In freudiger Erwartung griff er nach der Flasche mit dem hellblauen Etikett, dem Billigfusel des nahe gelegenen Discounters, und goss sich zweifingerbreit der kristallklaren, farblosen Flüssigkeit in ein ausgedientes Senfglas.

Das soll dir mal exemplarisch zeigen, welche Informationen für den Leser überflüssig sind. Dass es sich um Wodka handelt, weiss der Leser bereits - ein hellblaues Etikett haben viele Wodkaflaschen (ist aber eigentlich auch egal), wo die Flasche herkommt spielt auch keine Rolle - man erfährt ja später, dass der Typ in einer Gartenlaube lebt, da wird er sich schon keinen 60 Euro Wodka gönnen. Kristallklar und farblos ist Wodka praktisch immer, ausserdem ist eine kristallklare Flüssigkeit auch immer farblos. Bei solchen Infos ist es nicht nur so, dass sie den Text inhaltlich in die Länge ziehen und beim Leser irgendwann ein gewisses Desinteresse einsetzt, nein, solche Sätze klingen meist auch stilistisch nicht toll. Kürzer, prägnanter, ist da meist besser. Schneller auf den Punkt kommen.

Vorsichtig stellte er das Glas auf den hell braun gefliesten Tisch ab

hellbraun

Aber auch hier wieder - Farbe, gefliest oder nicht, was spielt das für eine Rolle? Er stellt das Glas auf den Tisch, fertig.

Mit einem Knistern sprang der alte Kasten an und die elektrostatische Aufladung der Röhre ließ die Härchen an seinem Unterarm senkrecht stehen.

Mir wird das echt zu detailliert hier. Du beschreibst jede Sekunde, ich wäre gespannt, den Text noch einmal zu lesen, wenn solche Informationen fehlen. Natürlich bräuchtest du dann am Ende mehr Handlung, aber das liesse sich ja machen.

Da aus dem Fernsehabend nun nichts mehr zu werden schien, klappte er seinen Laptop auf, welcher ebenfalls auf dem braunen Fliesentisch lag, und schaltete ihn ein.

Hier wieder, das kann raus.

Und nach einem tiefen Schluck aus der hellblau etikettierten Flasche,

Du siehst, diese Informationen wiederholen sich dann auch immer - hellblau etikettiert, das hatten wir schon.

Den 10 Liter Wasservorrat im Spülkasten wollte er sich für einen echten Notfall aufheben,

zehn kannst du ausschreiben

Sein Blick folgte dem kräftigen, gelben Strahl, wie er kleine Stücke Rindenmulch fortspülte.

Ich frage mich, wie er das so genau sehen kann. Der Strom ist ausgefallen, da muss es stockfinster sein nachts in der Gartenanlage.

Er sah hoch, direkt in ein paar hellblaue Augen, welche scheinbar regelrecht leuchteten in der Dunkelheit.

scheinbar raus - schliesslich leuchten sie ja tatsächlich, sonst könnte er sie nicht sehen

Am ganzen Körper zitternd packte er sein Genital weg und schlich rückwärts zurück ins Haus.

Du meinst die Laube, oder?

Irgendwo in der Küche müssen noch Streichhölzer liegen und wenn er sich recht erinnerte, lag im Wohnzimmerschrank noch eine 100er Packung Teelichte, einst gekauft in einem schwedischen Möbelhaus.

Ich wundere mich, was das für eine Gartenlaube ist - die hat einen Flur, eine Küche, ein Wohnzimmer ... ich kenne sowas nur ne Nummer kleiner. Die IKEA-Info kann natürlich auch raus.

Panisch drehte er sich um, pinkelte dabei sich dabei in die Hose, aber er merkte es nicht.

2x dabei
Gepinkelt hat er doch gerade erst ...

Wie Eva finde ich den Schluss dann auch zu abrupt, was passiert hier eigentlich?

Insgesamt rate ich dir, dich mehr an die für den Leser wesentlichen Informationen zu halten. Natürlich musst du jetzt nicht alles streichen, was nicht direkt mit den "blauen Augen" zu tun hat - die Info mit dem Sohn und seinem Glas bspw. fand ich gut eingestreut. Es gilt da eben, das Auge zu schärfen für solche Infos, die dem Leser einen Mehrwert bringen und solche, die das nicht tun. Von letzteren ist mir in der Geschichte eindeutig zu viel vorhanden, und darunter leidet dann natürlich die Spannung.

Grüsse,
Schwups

 

Hallo Eva und Schwups,

vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, meine Geschichte zu lesen, sowie auch zu kommentieren!

Nachdem ich viele Jahre hier nur als unregistrierter Gast mitgelesen habe, wollte ich auf diesem Wege der Community auch mal etwas zurückgeben. Ich hoffe, mich in Zukunft aktiver hier mit einbringen zu können.

Ich danke euch sehr für die Anmerkungen! Gibt es mir doch die Möglichkeit, die Geschichte aus einem „unvorbelastetem“ Blickwinkel interpretiert zu bekommen. Nur so kann man an sich arbeiten und dadurch beim nächsten Versuch gezielt die alten Fehler vermeiden.

Vielleicht ist es besser, einen neuen Versuch zu starten, als diese Geschichte hier zu überarbeiten...
Ihr habt Recht, ich habe es nicht gepackt die gruselige Atmosphäre dem Leser zu veranschaulichen. Auch scheint die Spannung zu fehlen. Gut, habe ich etwas zum Nachdenken...

Danke nochmals und liebe Grüße,
Clawdiaa

 

Hallo tommisongs,

vielen Dank für Deine nette Kritik!
Ja, du hast Recht, der Schluss kam viel zu schnell und überraschend. Andererseits war es von mir aber auch durchaus beabsichtigt, den Leser mehr oder weniger im unklaren über die blauen Augen zu lassen. Ich wollte ihn einfach nach dem Finale mit dem Set allein lassen, damit er (so wie Du) seiner Phantasie freien Lauf lässt und einfach „weiterspinnt“ :)
Deine netten Zeilen ließen mich darüber nachdenken, ob es vielleicht nicht doch eine Art Fortsetzung geben sollte.... Im Moment arbeite ich jedoch an einer anderen Geschichte, bei der ich mir auf jeden Fall mehr Zeit lassen möchte :)

vielen Dank nochmal,
Clawdiaa

 

Hallo Clawdiaa

Auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum.

Der einleitende Absatz zog mich schnell in die Geschichte, da es flüssig formuliert ist und vom Inhalt her Identifikation erlaubt. Wenngleich, mit einer beladenen Packpapiertüte im Regen, da war es voraussehbar was passiert. Vernünftigerweise, das ist auch von einem Mann zu erwarten, würde er anders handeln.

In freudiger Erwartung griff er nach der Flasche mit dem hellblauen Etikett, dem Billigfusel des nahe gelegenen Discounters, und goss sich zweifingerbreit der kristallklaren, farblosen Flüssigkeit in ein ausgedientes Senfglas.

Das Fettgesetzte bräuchte es an sich nicht, hat hier mehr die Eigenschaft von Füllwörtern. Billigfusel gibt bereits Auskunft über die Herkunft und bei kristallklarer Flüssigkeit setzt man schon auf farblos, wenn es nicht anders erwähnt wird.

Mit einem Knistern sprang der alte Kasten an und die elektrostatische Aufladung der Röhre ließ die Härchen an seinem Unterarm senkrecht stehen.

Die Wirkung zeigt sich ja beinah wie ein Griff an eine Hochspannungsleitung, aber auch da zweifle ich am senkrechten Stand der Härchen. Natürlich will es veranschaulichen, doch wäre es da nicht stärker realitätsgebunden, wenn anstelle des Fettgezeichneten etwa aufrichten stehen würde?

„Sender nicht verfügbar“.

verfügbar.“

dass die Automatik in den Standby Modus gegangen ist...

Leerschlag vor Auslassungszeichen [Duden K 17]. Ausnahme einzig bei unvollendetem Wort, z. B. Verd…!

Der Regen prasselte nun direkt gegen die Fensterscheiben des Wohnzimmers.

Hier stutzte ich, war doch von einer Gartenlaube die Rede gewesen. Auch ist vier Sätze weiter von Gartenkolonie die Rede. Doch ich muss gestehen, ich bin da über den Ausbaustandard solcher Geräteschuppen nicht auf dem Laufenden, stellte mir dies aber eher sehr Bescheiden vor. – Im nächsten Abschnitt entnahm ich dann, dass die Lauben als Wochenendhäuschen benutzt werden.

„Was solls, wenigstens ist der Strom noch da.“, freute er sich.

Ohne Punkt nach da!

in vielen hunderten MP3 Dateien konnte er so hören.

in vielen Hunderten MP3 Dateien

lag im Wohnzimmerschrank noch eine 100er Packung Teelichte,

Teelichter,

Es war mir recht unterhaltsam, doch das Moment eines Erschreckens war mir zu schwach. Bei hellblauen Augen assoziiere ich mir ein hübsches Gesicht oder dann ein elegant wirkendes Raubtier. Auch hatte ich am Ende den Eindruck, jetzt müsste das eigentliche der Geschichte beginnen, da der Text in der Rubrik Horror steht. Eine Geschichte kann durchaus ein offenes Ende haben, aber dann muss die Handlung dem Genre entsprechend vorher ausgefüllt sein.

Im Nachgang habe ich die Kommentare gelesen – und erst mal kräftig geschluckt, als ich eine deiner Antworten dazu las:

Vielleicht ist es besser, einen neuen Versuch zu starten, als diese Geschichte hier zu überarbeiten...

Hier offeriertest du mir als Leser wirkliches Erschrecken! Es kann dir doch nicht gleichgültig sein, dass eine Geschichte von dir hier steht, die gutgeschriebene Ansätze hat, aber im Kern unfertig ist. Wenn dir ernsthaft etwas am Schreiben und ebenso an den Lesern liegt, muss es in deinem Interesse sein, das dir Bestmögliche herauszuholen. Hierzu reicht etwas Fantasie nicht aus, es braucht Elan und den Durchhaltewillen eine Sache auch zu Ende zu führen. In diesem Forum ist es deshalb möglich, die Stücke zu überarbeiten und sein Können unter Beweis zu stellen. Wenn ein Autor jedoch sagt, genau dieses Stück ist es, was ich euch vorweisen will und für mich ist es so vollendet, kann ich es akzeptieren. Für mich bleibt dann vielleicht der Rückschluss, der schafft es nie. Ansonsten nehme ich an, dass ein Autor der vorwärtskommen will, sich ernsthaft bemüht und als wirklich äusserstes Minimum die Fehler korrigiert, auf die er hingewiesen wird. Alles andere wäre eine Respektlosigkeit dem Leser gegenüber, aber auch deinen Rezensenten, die ich von dir eigentlich nicht erwarte.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anakreon,

auch dir ein liebes Dankeschön für das nette Willkommen hier im Forum, sowie deinen Anmerkungen und Korrekturvorschlägen.


Natürlich wollte ich niemanden ignorieren, im Gegenteil, ich bin sogar sehr dankbar für die Kommentare! Lass mich dir meine Entscheidung erklären. Ein Künstler schnitzt eine Figur aus einem Stück Holz. Er gibt sich viel Mühe und glaubt einen wunderschönen Engel geformt zu haben. Dann zeigt er es seinen Freunden, welche alle aufrichtig sind und ihm sagen, dass die Ohren seiner Ziege zu kurz sind und die Füße viel zu groß. Naja, denkt er sich, das wird hier nie mehr ein Engel. Besser ich nehme ein neues Stück Holz und fange nochmal von vorne an. So ungefähr. *zwinker*

Nochmal zum Mißverständnis Laube, Geräteschuppen, Haus, Wochenendhäuschen, im Osten gerne auch Datsche, etc. Daran kann man sehr gut sehen, wie verschieden die Ansichten doch sind. Die Wochenendgründstücke welche ich bisher besuchte, waren mit Gebäuden bestückt welche ihre Besitzer immer als (Garten)Laube bezeichneten. Trotz ihrer teilweise massiven Bauweise (Ziegelmauerwerk o.dgl.) und Größe (bis zu 70m² Wohnfläche). Möglicherweise hätte ich mehr Augenmerk auf die Beschreibung der Behausung legen sollen, um dieses Mißverständnis zu vermeiden.

viele liebe Grüße,
Clawdiaa

PS: Ich habe den Text jetzt überarbeitet und die Fehler korrigiert, sowie einige Passagen verändert.

 

Hallo Clawdiaa

Ich habe den korrigierten Text überfliegend gelesen. Die Änderungen, welche du vornahmst, erlaubten mir dies durchgehend flüssig und angenehm.
Es freut mich, dass dir wie du zeigst, mit dem Schreiben ernst ist, auch wenn du (derzeit) keinen Impuls hast, die vorliegende Geschichte weiter auszubauen.

Da bin ich gespannt, was aus deiner Feder dann noch so kommt, denn vom Stil her hatte sie mir gefallen.

Als Anregung kann ich dich noch darauf hinweisen, dass man beim Kommentieren anderer Geschichten sehr viel für sich selbst herausholen kann. Als Leser nimmt man meist den Inhalt insgesamt wahr, es gefällt oder missfällt einem. Man macht sich aber eher nicht vertiefte Gedanken warum. Nimmt man sie sich vor um sie zu kommentieren, schärft sich einem der Blick für die Einzelheiten, welche dies bestimmen. Daraus leiten sich unweigerlich auch Rückschlüsse ab, die im eigenen Schreiben ihren Niederschlag finden. Nicht, dass dies nun das einzig Bestimmende ist, was die eigene literarische Entwicklung fördert, aber es ist eine gute Übung. Das Feedback, das andere Schreibende erhalten, hilft wiederum auch diesen weiter.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

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