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Stadtjubiläum
„Rummms“ machte es und Jens stieß einen gewaltigen Schrei aus. Die Türe zum Duschraum hätte fast sein Armgelenk zerschmettert.
„Du Volltrottel, kannst du nicht aufpassen!“ Verärgert sah er diesem Gewaltmenschen ins Gesicht, dem es nur dadurch möglich war, eine Türe zu öffnen, wenn er mit ihr in den Raum fiel.
Entschuldigend hob dieser seine Hand: „Lass gut sein!“ war alles was dazu über seine Lippen kam und er entfernte sich so schnell, dass Jens ihn kaum wiedererkennen würde.
Auch er trug dieses weiße Hemd, wie es alle Musiker heute trugen, die in der Jugendherberge einquartiert waren.
Immerhin spielten sie alle bei dem Umzug, der morgen in Bitburg die große Attraktion darstellen sollte. Es war ein Jubiläum für die Stadt und sie hatte keine Kosten und Mühen gescheut, einige auswärtige Musikvereine hierher einzuladen.
Sie waren mit dem Bus hergebracht worden. Die Fahrt dauerte für sie zwei Stunden. Unterwegs besichtigten sie noch das Flugzeugmuseum, das unmittelbar auf ihrer Strecke lag und Jens freute sich auf die Dusche.
Im Bus wurde Büchsenbier angeboten, denn heute mussten sie noch nicht auf ihren Instrumenten spielen und Jens war ein durstiger Typ. Ganz gleich, was es zu trinken gab, er trank in vollen Zügen, das war klar.
Unter der Dusche wurde Jens wieder nüchtern und nun das! Er brummelte Schimpfworte, während er über den Flur lief, um den Herbergsvater zu suchen. „Ich werde mit dir zum Arzt gehen!“ versprach ihm dieser und wenn auch Jens damit rechnete, jetzt von ihm zum Arzt gefahren zu werden, so stand er schon zwei Minuten später vor ihm. Der Arzt befand sich in der Herberge und sah sich sein Armgelenk an, riet ihm, den Arm zu kühlen und konnte ihn beruhigen. „Es ist nichts gebrochen!“
Am Abendtisch meinte Jens, diesen Übeltäter entdeckt zu haben, der sich aber in keinster Weise für ihn interessierte. Die weißen Hemden wurden am folgenden Tag noch gebraucht und jetzt saßen alle in ihrer Freizeitkleidung an den Tischen. Jens schaute grimmig zu ihm herüber und hielt demonstrativ den Arm in die Höhe. Der Typ reagierte nicht. Jens raunte seinem Tischnachbarn zu: „Da sitzt der Kerl und es interessiert ihn einen Scheißdreck, wie es mir geht.“ Patrick interessierte es umso mehr, um nicht zu sagen, ihn interessierte dieser Typ,
der sich so harmlos gab, als hätte er nie mit Gewalt eine Türe geöffnet. „Na warte,“ flüsterte er Jens zurück, „das hat er nicht umsonst getan!“ und bevor Jens richtig erkannte, was Patrick vor hatte, stand dieser auch schon an der Türe zum Essraum, genau in dem Moment, wo der vermeintliche Übeltäter den Raum verließ und hastdunichtgesehen schlug die Tür gegen des Übeltäters Arm. Es knallte und die Köpfe der Musiker drehten sich dem Geräusch und dem Aufschrei entgegen, der sogleich folgte. In diesem Moment sah Jens in das Gesicht eines jungen Mannes, das ihm bekannt vorkam. Der Blick ruhte etwas länger auf ihm. Es rückten plötzlich zwei Stühle zur gleichen Zeit und man sah zwei junge Männer von zwei verschiedenen Musikvereinen durch die Tür zum Essraum verschwinden.
Am nächsten Tag, es fiel kaum auf, gab es zwei Musiker, die ihr Instrument nur einhändig bedienen konnten.
Jens musste gleich am folgenden Tag zum Arzt gefahren werden. Seine Mutter fuhr ihn hin. Er wurde einige Tage krank geschrieben.
Warum nur Patrick so besorgt um ihn war?