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Stadtimpressionen

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02.12.2003
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Stadtimpressionen

Stadtimpressionen.

(oder: Mensch: 1. Mensch, der: 1. [das höchst-entwickelte Lebenswesen der Erde], aus dem Wörterbuch der Synonyme)

Zwei elegante Damen von der Schickeria-Fraktion haben heute eine intensive Begegnung: Sie verprassen vor lauter Langeweile ihren Zaster. Gleich wollen sie sich mit schönen Düften überraschen: „Liebste! Ein sinnlich-floraler Duft, der würde zu dir passen“, sagt Fräulein Geldschein zu ihrer besten Freundin Glamour und knistert mit ihren Papierblüten.
Neben ihrem Lieblingsladen dämmert ein dunkler Vagabund. „Habe kein Geld, bin obdachlos. Bitte helfen sie mir“, sagt sein Pappschild. Der Vagabund spricht schon lange nicht mehr. Seine Augen halb offen, Speichel an den Mundwinkeln.
Der Mann steht in der Blüte seines Lebens, er duftet nach Schweiß und süßlichem Rotwein.


Zwei smarte Kavaliere im Smoking stärken sich im Stadtwind. Herr Profit und Herr Zinseszins staunen über steile Kurssteigerungen, es folgt eine Konversation über Kunden und Konkurrenz und dem Einmaleins der Einkünfte.
Ihre angefressenen Delikatessen werfen sie in den Abfall. Ihr burschikoser Blick gilt den eleganten Damen, nicht der brackigen Alten neben ihnen. Diese Buckelige, mit ihren spröden Lippen, schwarzen, fettigen Haaren und krustigen Fingernägeln.
In der New Economy hat auch sie einen Job gefunden: Im Müll nach Pfanddosen wühlen.


„Neue Freunde kennenlernen! Sag´s einfach per MMS!“, schreit ein großes Plakat. Zwei hippe Hofnarren, Honigsüß und Hörigkeit von Namen, nehmen´s sich zu Herzen und knipsen Kinkerlitzchen mit ihren blechernen Apparaten. Sie glauben gerne an ihren rosafarbenen Hirten.
An der farbenfrohen Werbetafel lehnt ein milchbärtiger Kerl. Ausgestattet mit Einstichen an der Halsschlagader und tiefen, lila Augenringen – ein zerbrochenes Gesicht. Sein flatternder Mantel gleicht einem Flickenteppich, seine Schultern hängen leblos herab.
Kein Foto wert.


Benjaminus

 

Salve te, Benjaminus.
Drei Absätze, ein Prinzip:
die herausgeputzten, hippen oder smarten Herren und Frauen Reich-Irgendwas treffen auf dein stinkenden Herrn oder die kaputte Frau Arm-Obdachlos.
Deine Schreibe ist schon in Ordnung, aber reicht das schon?
Mir nicht, tut mir leid.
Dieses Holzhammerverfahren ( ich gebs zu, habs am Anfang auch so gemacht ;) ) bringt´s nicht. Du hast in deinem Profil stehen: suchen und finden. Die Diskrepanz zwischen arm und reich zu finden ist nicht schwer, oder?
Kannst mehr, vermute ich.
Viele Grüße,
...para

 
Zuletzt bearbeitet:

Die Kritik (von arminius) ist mir etwas zu feullietonistisch...
Ich wusste gar nicht, dass das Prädikat "wertvoll" (was immer das sein soll) auch zum Anspruch des Autors gehören kann. Es ist für mich eigentlich eine Nebensache, ob diese Geschichte das Prädikat "wertvoll" erhält, oder nicht.

Bei der Geschichte geht mir (unter anderem) um den Gegensatz Arm und Reich, der in der Stadt - anscheinend ganz ohne Probleme - nebeneinander existieren kann, ohne das ein Mensch ein schlechtes Gewissen. hat.

Dieses Gefüge wollte ich mit dem Text in noch nicht so "ausgelutschten" Worten darstellen. Ich fasse dies jedoch nicht als "verspielt" auf, sondern vielmehr als ein Spiel mit Worten. Verspielt impliziert etwas kindliches, unbewusstes. Ich habe mir jedoch bei fast jedem Wort sehr viele Gedanken gemacht, ob es passt.

Zu Para: Du hast Recht, es ist das "Holzhammerverfahren". Das es nichts bringt, glaube ich nicht, aber es ist schon ein klassisches Thema mit einer eindeutigen message, das ich eben nur versucht habe neu umzusetzen.
Aber eine gute Kritik, vielen Dank.

Viele Grüße und eine Hoffnung auf weitere Resonanz,

Benjaminus

 

Irgendwann hab ich mal eines von diesen Fünfziger-Jahre-Filmplakaten gesehen, da war es wohl noch üblich, "Prädikat: Besonders wertvoll" draufzudrucken, besonders, wenn der Film eigentlich nichts hergab.
:bla:

Nun, benjaminus,
um bei deinem Profil zu bleiben ( Juhu, endlich mal wieder jemand, der seins vollschreibt! ), ich hab gestern ein wenig arg gefeiert und fühle mich arg wenig ausgeruht, deshalb bin ich froh, dass dir meine Kritik trotzdem helfen konnte.
Meiner Meinung nach kann man einem "klassischen" (oder auch: "ausgelutschten" ) Thema etwas neues abgewinnen, aber ich teile deine Meinung nicht, dass dein Ansatz "neu" ist. Bitte, dem stereotypen Reichen einen stereotyp Armen entgegen zu setzen um Gegensätze aufzuzeigen ist nicht unbedingt neu.
Und, naja, dein Bemühen, keine "ausgelutschten Worte" zu verwenden, ist mir auch irgendwie nicht so erkenntlich.
Wo sind die?

Die Idee der krassen bzw. krassesten Gegenüberstellung gab es schon zuhauf, da die Idee ja naheliegend ist. Ein paar Alliterationen helfen da nicht weiter.

Gute Nacht,
...para

 

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