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Spurlos verschwunden

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12.12.2011
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Spurlos verschwunden

Anzu erwachte und blinzelte, hinter gesenkten Lidern, in den Morgen. Draußen regnete es. Von ihrem Bett aus schaute sie in den grauen Himmel, dunkle, tief hängende Wolken zogen schwer wie Blei dahin.
Ihr Zuhause war eine zugige Mansarde. Dunkle Holzbalken, rohe, ungeschliffene Dielen und unverputztes Mauerwerk. Ein etwa zwanzig Quadratmeter großer Raum mit einer abgetrennten Ecke, die als Küche diente.
Ein Kühlschrank der nicht kühlte, eine alte, wacklige Kommode, weiß angestrichen und obenauf ein Elektrokocher mit zwei Platten. Daneben ein halbhohes Regal aus Kiefernholz, in dem angebrochene Packungen Nudeln, Reis, Salz und Zucker standen. Neben einer großen Flasche Sojasoße lagen ein paar Möhren und anderes Wurzelgemüse. Im Fach darunter ein paar Tassen, Gläser, Teller, Suppenschüsseln und anderes Geschirr. Ein hoher Becher aus Kunststoff beherbergte Messer, Gabeln, Holzlöffel und Essstäbchen. Auf dem untersten Regalbrett stand eine tiefe, gusseiserne Pfanne.
Über dem Spülbecken, das keinen Wasseranschluss hatte, jedoch an einem Abflussrohr angeschlossen war, hing ein weißes Regal aus Kunststoff. Auf diesem Regal standen einige Gewürzgläser und ein Marmeladenglas mit grünem Tee.
Die Rückwand eines braunen Kleiderschranks, aus den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, beendete die Küche und war die Grenze zu der übrigen Wohnung. Auf eine der Schranktüren war ein Kalender geheftet. Der Werbekalender einer Apotheke, oben Fotografien von Heilkräutern, darunter der Name des Monats und die Anzahl der Tage.

Es war gerade genug Platz um die Schranktüren zu öffnen, bevor das Fußende des Bettes begann, in dem Anzu lag und auf die gegenüber liegende Wand ihrer Wohnung schaute, in deren Schräge zwei Dachfenster eingelassen waren. Jedes Fenster einen Meter breit und einen Meter hoch, ohne Vorhang oder Gardine, wie zwei Augen ohne Lider und Wimpern, nackt und kalt. Und draußen der trostlose Himmel und der Regen.

Anzus Bett, eine Polsterliege mit einem Bettkasten, ohne Fuß- oder Kopfteil, bezogen mit einem schwarzen Stoff, auf dem große, orangefarbene Ornamente gedruckt waren, roch alt und abgestanden, und war in der Mitte durchgelegen. Das Muster, und viele alte Flecken, wurden verdeckt von der Bettwäsche.
Weiße Bettwäsche, die sie in einem Kaufhaus gestohlen hatte. In dieser weißen, reinen Unschuldsfarbe lag Anzu und hob sich, mit ihren langen, schwarzen Haaren und der gelbbraunen Haut, deutlich von der Wäsche ab. Halbaufgerichtet, den Kopf auf ihren linken Arm gestützt, lag sie da und schaute durch die Fensterscheiben in den Himmel.
Unter einem der Fenster stand ein Tisch. Eine Holzplatte mit zwei Holzböcken, abgenutzt und mit zahlreichen kleinen Brandflecken. Davor ein Korbstuhl, mit einem schmutzigen Sitzkissen. Auf dem Schreibtisch lagen einige Bücher, deren Sprache Anzu nicht verstand, und einige Hefte mit Aufzeichnungen, in derselben fremden Sprache.
Hatte hier ein Schriftgelehrter gewohnt? Und hatte dieser Mensch vielleicht einfach eines Tages diese Wohnung verlassen, in der es im Sommer zu heiß und im Winter viel zu kalt war? Oder war ihm etwas zugestoßen?
Letzteres würde jedenfalls erklären, warum sie die Wohnung vorgefunden hatte, als wäre sie nur für einen Moment verlassen worden, und trotzdem über allem eine gleichmäßige Staubschicht lag.

Trotzdem war Anzu überaus froh, dass sie diese Behausung entdeckt hatte.
Es war kalt und ebenso nass wie heute gewesen, als sie, in einem der Ateliers im Erdgeschoss, Zuflucht suchte. Von dem Toreingang aus, wo sie sich untergestellt hatte, sah sie die hell erleuchteten Fabrikfenster und den großen, und wie es schien, fast leeren Raum dahinter. Und Raum suchte Anzu, einen Raum, der ihr Schutz bot vor dem Wetter, und den Häschern, denen sie knapp entkommen war. Die Eisentür war nur angelehnt, und niemand war zu sehen gewesen, als sie sich in das Atelier schlich. Der große, hohe Raum war angefüllt mit Leinwänden, Malmitteln und allerhand anderen Dingen. Ganz hinten, an der Rückwand, stand ein altes Sofa und daneben ein paar Bierkisten. Und dann gab es noch eine Tür in dieser Wand. Aber es gab keine Heizung und keine Nahrung in dem Raum, Dinge, die Anzu dringend benötigte.
Als sie Stimmen hörte verließ sie den Raum durch die Tür neben dem Sofa. Sie führte in das Treppenhaus des Gebäudes. Dort gab es noch mehr Türen, aber die waren alle verschlossen. Anzu schlich die Treppen hoch. In der ersten, zweiten und dritten Etage gab es nur abgeschlossene Stahltüren.

Im Dachgeschoss gab es keine Türen, stattdessen einen großen, offenen Raum der von Stahlträgern und wenigen, halbhohen Wänden unterteilt war. Sie wollte schon umdrehen, als sie am Ende des Dachbodens zwei dunkle Holztüren sah. Hinter der größeren Tür fand sie diese Wohnung. Und da niemand kam, um seine Ansprüche auf diese Behausung geltend zu machen, blieb Anzu. Zuerst voller Angst und nur wenige Nachtstunden, später, als sie sicher war, dass diese Wohnung von ihrem Bewohner verlassen worden war, richtete sie sich gänzlich ein, und ersetzte die schmutzige, Bettwäsche gegen neue, und die wenigen, von einem Mann stammenden, Kleidungsstücke, gegen ihre eigenen.
In der Wohnung gab es kein Wasser, und Strom nur dann, wenn unten in den Ateliers gearbeitet wurde. Anzu hatte keinen Schlüssel für ihre Wohnung, aber sie zahlte auch keine Miete. Rasch hatte sie herausgefunden, wie sie über den Hof und durch die Ateliers in den Treppenaufgang kam, ohne sich von den Künstlern erwischen zu lassen.
Oft hielt sie sich tagelang hier oben auf, besonders dann, wenn sie wieder einmal einen ihrer Peiniger sah, die die Suche nach ihr anscheinend noch nicht aufgegeben hatten. Wenn sie unterwegs war, um sich etwas Geld zusammen zu betteln, vermied sie alle Bahnhöfe und natürlich auch das Hafenviertel, denn von dort war sie gekommen.
Weil Anzu keinen Schlüssel für ihre Wohnung hatte, klemmte sie immer einen Besen unter die Türklinke wenn sie daheim war. Diese Maßnahme würde wohl keinen Eindringling lange aufhalten, aber es vermittelte ihr genug Sicherheit, um schlafen zu können.

Sehr bald würde Anzu durch diese Tür nach draußen gehen, um hinter der ebenso braunen, etwas schmaleren, Tür zu verschwinden, hinter der sich ein Raum befand, der eine Toilette und ein Waschbecken beherbergte. Eine Waschschüssel und einen Eimer, der immer mit Wasser gefüllt war. Mehr nicht. Wenn es Strom gab, beleuchtete eine nackte Glühbirne diese kleine Kammer, die ganz oben eine Luke hatte, durch die, auch an sonnigen Tagen, kaum Tageslicht fiel. Die Wände waren unverputzt, wie die Wände der Wohnung, und bargen, ebenso wie die feuchten, braunen Dielen und finsteren Ecken, allerlei Insekten. Einmal, als sie den Raum betreten hatte, hatte der Toilettendeckel sich bewegt, so als würde von unten etwas dagegen drücken. Seitdem spülte Anzu lange und ausdauernd bevor sie den Deckel anhob und beschwerte ihn hinterher stets mit dem gefüllten Wassereimer. Jeden Morgen ekelte es sie erneut diesen Raum betreten zu müssen, in dem es modrig und schimmelig roch. Und niemals ging sie ohne Schuhe dorthin. Allein die Vorstellung, ihre Haut könnte diese ekligen, schwammigen Dielen berühren, erfüllte sie mit Abscheu.
Anzu ließ ihren Kopf zurück auf das weiße Kissen sinken und zog die weiße Bettdecke bis unter ihr Kinn. Ihr war kalt. Im Sommer, als die Sonne die Mansarde so sehr erhitzte, dass sie sich weder am Tag noch in der Nacht für längere Zeit darin aufhalten konnte, hatte sie sich nichts sehnlicher herbei gewünscht, als den Herbst mit seinen kürzeren Tagen und den kühlen Nächten. Nun war er da, und die Nächte waren so kalt, dass sie sich nach der Hitze des Sommers zurück sehnte.
Anzu wurde unruhig. Nun wurde es langsam dringend, das Bett zu verlassen. Alles in ihr sträubte sich dagegen und so blieb sie liegen. Jeden Tag fiel ihr dieser Gang schwerer. Raus aus der weißen Bettwäsche, hinein in die Schuhe, über die knarrenden Dielen, hinaus aus der großen Tür, und hinein in die Kammer hinter der kleineren Tür, wo es wimmelte und huschte, und unter ihren Schuhsohlen ekelhaft knackte, so dass ihr ein heißer Schauer von Ekel und Abscheu über den Rücken lief. Gestern, als sie schließlich, der Not gehorchend, dieses kleine Kabinett des Grauens betreten hatte, und die Insekten beim anknipsen der Leuchte in die Ecken und Spalten huschten, hatte sie das Gefühl gehabt, als wenn da noch etwas anderes in der Nähe gewesen war. Etwas Fremdes, Schnüffelndes, Grauenvolles.
Diese Empfindung war stark gewesen und hatte an ihren Nerven gerüttelt und gezogen. Ihre Sinne aufs äußerste angespannt, verrichtete sie in fliegender Eile ihre Notdurft, und verließ den Raum mit angehaltenem Atem und vor Angst hochgezogenen Schultern. Dabei vergaß sie den Toilettendeckel herunter zu klappen und ihn mit dem Wassereimer zu beschweren. Die Tür warf sie gehetzt hinter sich zu, ohne noch einen Blick zurück zu werfen, und darum war ihr dieser folgenschwere Fehler nicht bewusst. Seitdem war sie nicht mehr dort gewesen, nicht einmal um die Waschschüssel zu holen, wie sie es jeden Abend tat.
Der Regen trommelte stärker und sie konnte den Himmel nicht mehr erkennen. Nur noch die Regentropfen die auf die Fenster prallten, nach allen Seiten auseinander liefen, sich wieder fanden und in kleinen Rinnsalen eilig die Scheiben hinab liefen. Das monotone Geräusch, das dabei entstand, machte ihre Angelegenheit noch dringender. Sie drehte sich vom Rücken auf den Bauch, und suchte das Gefühl, welches auf ihr Bedürfnis aufmerksam machte, zu unterdrücken. Wenn ich jetzt wenigstens die Waschschüssel hier hätte, dachte sie.
Schließlich sprang sie aus dem Bett, schlüpfte mit ihren zierlichen Füßen in die Schuhe, rannte zur Tür und riss ungestüm den Besen beiseite. Schon war sie draußen in der Weite des Dachbodens, und zögerte nur eine Sekunde, bevor sie entschlossen die Tür zur Toilette aufriss und einen schnellen Schritt hinein machte, um den Lichtschalter zu erreichen.

Der kleine Raum erhellte sich spärlich und beleuchtete etwas, das auf dem Toilettensitz saß. Etwas, das Anzu noch nie zuvor gesehen hatte, gaffte sie aus kalten Augen an. Anzu öffnete ihren Mund zu einem Schrei, und im gleichen Augenblick setzte das Ding zu einem Sprung an. Im nächsten Moment spürte sie feuchtes, verfilztes und übel stinkendes Fell in ihrem Gesicht, das ihren Schrei in ein ersticktes Gurgeln übergehen ließ. Sie ruderte wild mit den Armen, um unter dem Aufprall des Wesens nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und schlug hart mit Kopf und Oberkörper gegen die, bis dahin, noch halboffene Tür. Angst, Ekel und Entsetzen nahmen ihr den Atem. Mit Händen und Armen versuchte sie Kopf und Hals zu schützen, als sie, mit dem Rücken gegen den Ausgang gepresst, langsam zu Boden sank. Noch einmal versuchte sie aufzustehen, sich wegzudrehen, um sich in Sicherheit zu bringen, und diesem ekelhaften Gestank zu entgehen, den das Tier verströmte, das wie ein schweres Gewicht an ihr hing. Da spürte sie, wie warme Flüssigkeit unter ihrer Hand hervor quoll. Wo? Woher? Anzu hatte keinen Biss gespürt. Und doch wurden ihre Bewegungen fahriger und matter, und das Rauschen in ihren Ohren lauter, bis ihr Bewusstsein schwand. Ihre letzten Wahrnehmungen waren, die feuchten, schimmeligen Holzdielen, die schmatzende Geräusche von sich gaben, und das warme Gefühl, als sich ihre Blase entleerte.

Aus Löcher und Spalten krabbelten Tausende Insekten und bemächtigten sich des bewusstlosen Körpers. Von allen Seiten drangen sie in ihn ein und alle Lebenssäfte flossen aus ihm heraus, wurden fortgetragen und sickerten zwischen die braunen Dielen, unter denen weitere Bewohner auf ihren Anteil warteten.
Über all dem saß, auf dem Kopf des Opfers, hoch aufgerichtet wie ein König über seinem Volk, eine Ratte von der Größe einer mittelgroßen Katze. Ein scheußliches Tier mit zottigem Fell und einem nackten Schwanz an dessen Ende ein paar lange dunkle Haare zitterten. Grässlich anzusehen waren die langen, verformten, wie zu Spiralen gekrümmten, Krallen des Ungeheuers, und die kalten, dunklen Knopfaugen blickten aufmerksam, die Barthaare zitterten erregt und die spitze Nase schnüffelte unablässig über dem Gewimmel, der aus der Toilettenschüssel strömenden Ratten.
Schließlich neigte das Tier langsam, fast bedächtig, den Kopf und schlug seine langen, gelben Nagezähne erneut in Anzus Hals.
Es dauerte Tage, bis der Körper nach und nach in den Ecken, unter den Dielen und der größte Teil in den verschlungenen Abwasserrohren verschwand. Das Fabrikgebäude war alt, und nur im Erdgeschoss waren wenige Räume vermietet.
Niemand störte die Tiere bei ihrer ausgedehnten Mahlzeit, und den Abtransport der unverdaulichen Überreste. Selbst Anzus Kleidung verschwand auf unbekannten Wegen.

 

Hallo Malina,
was ist denn auf einmal los, kaum kommt der Frühling, sprießt der Horror. Man kommt mit dem Kommmentieren ja kaum mehr nach.

Ich fand es ausgesprochen interessant, deine Geschichte zu lesen, vor allem, weil ich etwas Ähnliches vorhatte. Und nun sehe ich, zwei Köpfe haben einen Gedanken. Meine G. sollte nur von Kakerlaken handeln. Aber ich mache sie jetzt trotzdem, brauche ja sowieso auch noch eine ganze Weile. Und wer weiß, wie sich das immer so entwickelt.

Insgesamt gesehen finde ich, dass du schön schreiben kannst, dass du gute faszinierende Bilder findest, um Atmosphäre zu erzeugen. Schon der Anfang mit den schweren Wolken hatte es mir angetan. Ich stehe auch auf solchen atmosphärischen Wetterbeschreibungen, wenn ich eine Geschichte beginne.

Ja, schöne Bilder hast du entwickelt:

Zum Beispiel das hier:

Jedes Fenster einen Meter breit und einen Meter hoch, ohne Vorhang oder Gardine, wie zwei Augen ohne Lider und Wimpern, nackt und kalt.

schön

oder auch die hier:

hinein in die Kammer hinter der kleineren Tür, wo es wimmelte und huschte, und unter ihren Schuhsohlen ekelhaft knackte, so dass ihr ein heißer Schauer von Ekel und Abscheu über den kalten Rücken lief.

Pfui Deibel!!! Aber trotzdem würde ich kalten streichen.

Der Regen trommelte stärker und sie konnte den Himmel nicht mehr erkennen. Nur noch die Regentropfen die auf die Fenster prallten, nach allen Seiten auseinander liefen, sich wieder fanden und in kleinen Rinnsalen eilig die Scheiben hinab liefen.
Auch das ist schön.

1) Aber - jetzt kommt ein großes Aber: Ich hoffe, du ärgerst dich nicht darüber, wenn ich das so direkt sage: Warum in Gottes Namen schreibst du denn so viel, so präzise, so übergenau von der Zimmereinrichtung, den Essensvorräten, dem Schnitt der Wohnung uswusw. Das zieht sich z. T. arg dahin.
Die Trostlosigkeit ihrer Behausung kommt doch mit viel weniger Beschreibung aus und durch die Exaktheit und die Fülle an Beschreibungen verliert deine Geschichte total an Tempo. Sie sind z. T. wunderschön diese Beschreibungen und man merkt dir das Bedürfnis an, den Leser mit in diese Wohnung zu nehmen und ihn teilhaben zu lassen. Es hat dir sicherlich total Spaß gemacht, so genau zu sein und den Weg zu verfolgen. Aber gerade weil du das klasse machst, finde ich, solltest du dich ruhig was die Beschreibungen betrifft beschränken. Lass lieber einzelne Ideen wirken. Denn das tun sie ja. So aber werden der Aufbau der Handlung und die Spannung ja regelrecht zugeschüttet von den Beschreibungen.
Also wenn ich (hoffentlich) nicht total doof bin und die Beschreibung einen ganz anderen Stellenwert haben, der sich mir leider nicht erschlossen hat, dann würd ich tierisch kürzen.

2) Ein paar Fragen habe ich noch zu der Geschichte. Wann spielt sie denn eigentlich? Ich dachte in der modernen Zeit. Wer sind dann aber die Häscher? Auch der Schriftgelehrte will mir nicht so ganz zu einem moderneren Ambiente passen.

3)Man will mehr über das Mädchen, ihre Vergangenheit etc. wissen. Die Hinweise, dass Anzu vom Hafen kommt, gesucht wird, das finde ich alles interessant, ich hätte es schön gefunden, wenn sie von der Charakterbeschreibung her ein wenig farbenfroher geworden wäre. Man also mehr über sie erfahren hätte, man will sich ja schließlich mit einer Person identifizieren können (oder auch nicht). Ich glaube jedenfalls, das, was ihr dann zustößt, empfindet man noch krasser, wenn ihr Charakter ein bisschen ausgemalter wäre.

4) Aufbau und Spannung
Da finde ich nimmst du dir etwas vorweg:

Dabei vergaß sie den Toilettendeckel herunter zu klappen und ihn mit dem Wassereimer zu beschweren. Die Tür warf sie gehetzt hinter sich zu, ohne noch einen Blick zurück zu werfen, und darum war ihr dieser folgenschwere Fehler nicht bewusst. Seitdem war sie nicht mehr dort gewesen, nicht einmal um die Waschschüssel zu holen, wie sie es jeden Abend tat.
Schade, dass du das hier schon so erzählst. Vielleicht kann man es nur andeuten, nur eine winzige Spur legen. So machst du den eher vorhersehbaren (was ich nicht schlimm finde) Ablauf noch vorhesehbarer. Und das muss ja nicht sein. Und dann - warum lässt du das Ekelvieh gleich auf der Kloschüssel hocken? Du könntest die Spannung noch einmal zurücknehmen, nämlich dass alles ruhig wirkt und erst, wenn sie sitzt, dass das Vieh dann kommt. Also das wär echt der Hammer.

Und dann die Mahlzeit der ekligen Ratten und Insekten. Das hast du echt schön geschrieben. Faszinierend und eklig.
Wie die Ratte da so auf dem Kopf von Anzu sitzt, das hat mich an eine Poe-Geschichte erinnert. Mein Kompliment.

Ja, irgendwie habe ich an deiner Geschichte totalen Anteil genommen - im positiven Sinne. Am liebsten hätt und würd ich sie mitschreiben.


Liebe Grüße Novak

 

Hallo Malina,

da will ich dich loben und sehe, dass mir Novak zuvorgekommen ist...

Trotzdem: Solide Horrorgeschichte, schön eklig zum Ende hin und für einen kleinen Insektenphobiker wie mich genau das Richtige - ich spür schon wieder das Krabbeln am ganzen Körper, igitt.

Als du das erste Mal den sich bewegenden Toilettendeckel ansprichst dachte ich zunächst an die urbane Legende vom Python im Abwasserrohr, die Monsterratte kam aber auch gut.

Im Gegensatz zu Novak fand ich den Einstieg mit den ausführlichen Beschreibungen gut, ich mag es, wenn in meinem Kopf ein so genaues Bild entsteht. Allerdings hältst du dich im Vergleich zu dem einen zimmer, das Anzu Zuflucht bietet für meinen Geschmack zu kurz im "Bad des Grauens" auf. Hier hätte ich mindestens die gleichen Umschreibungen erwartet: Flecken auf den Dielen, welche Farbe hat der Käfer, der ihr beim ersten Waschen ins Wasser fällt und dort qualvoll vor ihren Augen ertrinkt, etc.

Da ließe sich noch viel mehr Atmosphäre erzeugen. Alles in allem aber echt gut gemacht, gerne gelesen.

@Novak: Bitte schreib bei deiner Kakerlakengeschichte am Besten "Nicht für penny" obendrüber, Krabbelviecher, brr...

VG,

penny

 

Hallo Malina

Was mir mit den ersten Sätzen sofort angenehm auffiel, wie flüssig es zu lesen ist. Dennoch, der Einstieg zieht sich dann mit Detailbeschreibungen der Einrichtung und von Gegenständen etwas lang hin.

Auf eine der Schranktüren war ein Kalender geheftet. Der Werbekalender einer Apotheke, oben Fotografien von Heilkräutern, darunter der Name des Monats und die Anzahl der Tage. Das Kalenderblatt wies den Monat Oktober aus.

Etwa hier würde es kürzer, das Wesentlichste erwähnt, vollumfänglich ausreichen. Eine zweimalige Erwähnung des Monats erübrigt sich mit Oktober, dass die Tage angeführt sind, darf vorausgesetzt werden.

Das Muster, und viele alte Flecke, wurden verdeckt von der Bettwäsche.

Flecken. Ich nehme an, du sprichst hier von schmutzigen Stellen.

Die letzten beiden Abschnitte, die die Furore an der Geschichte bilden, waren mir dann brillant und spannend. Die Handlung der Geschichte ist minim, dieses Manko wird aber durch diesen letzten Akt vollauf entschädigt.

Gern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Malina

Am Besten warne ich Dich gleich mal vor. Ich werde Dir nämlich eine ganze Wagenladung voller Kritik an den Kopf schmeißen – was alles in allem nicht böse gemeint ist, ganz im Gegenteil.

Und um mein Fazit vorweg zu nehmen: Mir gefällt die Idee der Geschichte und der Minimalismus der darin steckt. An sich eine kleine feine Geschichte, die trotz vieler Schwächen schon jetzt eine gewisse unheimliche Atmosphäre erzeugt. Das ist schon mal ein guter Anfang.
Andererseits stecken in der Geschichte noch einige echte Kardinalsfehler drin. Nicht zu sprechen von ein paar sehr schwachen Formulierungen. Vor allem kann man viele Ausdrücke, teilweise sogar ganze Sätze und Abschnitte, schlichtweg streichen. Aber der Reihe nach.

Anzu erwachte und blinzelte, hinter gesenkten Lidern, in den Morgen.
Fettes streichen

Draußen regnete es.
Kann es drinnen auch regnen? – also, hier ebenfalls streichen

Von ihrem Bett aus schaute sie in den grauen Himmel, dunkle, tief hängende Wolken zogen schwer wie Blei dahin.
Ist so ein larifari-Satz, der wirken will, es aber nicht tut. Hier würde ich die Adjektive ausmisten, bzw. den Nebensatz kann man eigentlich ganz weglassen.

Ihr Zuhause war eine zugige Mansarde.
Schöner Satz, vor allem die Mansarde sticht heraus. Trotzdem fehlt mir ein Übergang vom vorhergehenden Satz. Steht irgendwie so losgelöst da.

Dunkle Holzbalken, rohe, ungeschliffene Dielen und unverputztes Mauerwerk.
Alliterationsmonster!

Aber jetzt wird wirklich schlimm:

Daneben ein halbhohes Regal aus Kiefernholz, in dem angebrochene Packungen Nudeln, Reis, Salz und Zucker standen. Neben einer großen Flasche Sojasoße lagen ein paar Möhren und anderes Wurzelgemüse. Im Fach darunter ein paar Tassen, Gläser, Teller, Suppenschüsseln und anderes Geschirr. Ein hoher Becher aus Kunststoff beherbergte Messer, Gabeln, Holzlöffel und Essstäbchen. Auf dem untersten Regalbrett stand eine tiefe, gusseiserne Pfanne.
Jetzt muss ich gemein werden, sorry, aber das ist die längste und unnötigste Aufzählung von Gegenständen, die mir je untergekommen ist. Echt krass! Fehlt noch, dass die Protagonistin eine Inventur ihrer Sockenschublade macht.
Aber im Ernst, das interessiert keine Sau! Flasche Sojasoße? Streichen! Gläser, Teller, Suppenschüsseln – ja meine Fresse: streichen, streichen, streichen!!!
Merken: Ausschmücken hier und da können helfen sich eine Situation oder eine Umgebung vorzustellen. Aber das darf niemals auf Kosten der Spannung entstehen! So was kostet Dich schlicht und einfach Leser, weil viele nach solchen Litaneien aussteigen werden.

Mal ein kleiner Vorschlag meinerseits, wie es etwas besser klingen könnte:
Anzu erwachte und blinzelte in den Morgen. Es regnete. Am Himmel zogen dunkle Wolken dahin, getrieben von einem eisigen Wind aus dem Norden, der dann und wann durch die Fensterritzen pfiff.
Sie fröstelte. Mit klammen Fingern wickelte sich in ihr Bettzeug, während ihr Blick über ihre Habseligkeiten wanderte. …

Jetzt muss man sich überlegen, wie lang der Blick sein soll und welchen Zweck er erfüllt. Gut ist immer, wenn das Vorstellen der Umgebung oder von Personen auch gleichzeitig die Handlung voranbringt. Beispielsweise kann man Gedanken des Prot einflechten. Geräusche, Gerüche einbauen etc.

So, und um es noch mal auf den Punkt zu bringen: Du erzählst lauter Sachen, die Du gar nicht erzählen willst! Du möchtest von dem unheimlichen Klo erzählen, dann tu das auch und nicht erst dann, wenn zwei Drittel der Leser abgesprungen sind. [/schimpf]
Die Kunst liegt nun darin das Unheimliche mit allen möglichen Details des Umfeldes verschmelzen zu lassen. Ein Beispiel: Der Prot fürchtet sich vor der Toilette, zögert aber den Moment so lange wie möglich heraus. Es sitzt im Bett schaut aus dem Fenster, sieht den Regen und spürt wie seine Blase drückt.
Das wäre ein möglicher Ansatz um Spannung aufzubauen.

Ein anderer Punkt ist die Logik. Wenn der Prot die Toilette schon so sehr fürchtet, weshalb geht er dann nicht weg? Da muss ein vernünftiger Grund her! Ja, schon klar, Deine Erklärung habe ich gelesen:

Trotzdem war Anzu überaus froh, dass sie diese Behausung entdeckt hatte.
Es war kalt und ebenso nass wie heute gewesen, als sie, in einem der Ateliers im Erdgeschoss, Zuflucht suchte. Von dem Toreingang aus, wo sie sich untergestellt hatte, sah sie die hell erleuchteten Fabrikfenster und den großen, und wie es schien, fast leeren Raum dahinter. Und Raum suchte Anzu, einen Raum, der ihr Schutz bot vor dem Wetter, und den Häschern …

Erstmal würde ich den Satz nach „Häschern“ beenden. Danach muss eine Erklärung folgen wer diese Häscher sind. Im Moment hängen die nämlich nur ominös in der Luft rum und sind damit nur eine fadenscheinige Rechtfertigung, weshalb der Prot die Bude nicht verlässt.
An sich gäbe es jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder Du erklärst lang und breit, wer diese Häscher sind und die Beziehung die zwischen denen und dem Prot besteht. Oder Du lässt es im Dunkeln und entwickelst Parallelen zwischen den unheimlichen Vorkommnissen im Bad und den Verfolgern, die am Besten den Ausdruck „Die Häscher“ als Namen bekommen. Wenn Du sie nämlich unkenntlich lässt, entmenschlichst Du die Verfolger und machst Deine Story noch unheimlicher. Und vielleicht entdeckst Du sogar noch einen Zusammenhang zw. Häscher, Insekten und Toilette.
Na soweit erstmal, was Ideen und Ausarbeitung betrifft.

Kommen wir zum letzten, fulminanten Schnitzer: Die Präsentation des Schreckens!
Erstmal NEIN, so was tut man nicht. In jeder guten Horrorgeschichte tritt das Monster niemals völlig in Erscheinung. Das killt einfach alles.

Aus Löcher und Spalten krabbelten Tausende Insekten und bemächtigten sich des bewusstlosen Körpers. Von allen Seiten drangen sie in ihn ein und alle Lebenssäfte flossen aus ihm heraus, wurden fortgetragen und sickerten zwischen die braunen Dielen, unter denen weitere Bewohner auf ihren Anteil warteten.
Über all dem saß, auf dem Kopf des Opfers, hoch aufgerichtet wie ein König über seinem Volk, eine Ratte von der Größe einer mittelgroßen Katze. Ein scheußliches Tier mit zottigem Fell und einem nackten Schwanz an dessen Ende ein paar lange dunkle Haare zitterten. Grässlich anzusehen waren die langen, verformten, wie zu Spiralen gekrümmten, Krallen des Ungeheuers, und die kalten, dunklen Knopfaugen blickten aufmerksam, die Barthaare zitterten erregt und die spitze Nase schnüffelte unablässig über dem Gewimmel, der aus der Toilettenschüssel strömenden Ratten.
Schließlich neigte das Tier langsam, fast bedächtig, den Kopf und schlug seine langen, gelben Nagezähne erneut in Anzus Hals.
Es dauerte Tage, bis der Körper nach und nach in den Ecken, unter den Dielen und der größte Teil in den verschlungenen Abwasserrohren verschwand. Das Fabrikgebäude war alt, und nur im Erdgeschoss waren wenige Räume vermietet.
Niemand störte die Tiere bei ihrer ausgedehnten Mahlzeit, und den Abtransport der unverdaulichen Überreste. Selbst Anzus Kleidung verschwand auf unbekannten Wegen.

All das da – ich weiß was Du bezwecken wolltest – STREICHEN!
Die Geschichte erzählst Du aus Sicht des Opfers, was gut ist. Aber dann endet die Geschichte auch, wenn das Opfer sein Schicksal erleidet. D.h. der Höhepunkt der Geschichte, also der Gänsehautmoment, ist auch das Ende der Geschichte. Jeder Satz der danach noch kommt macht Deine Story schlechter.
Und NIEMALS DAS MONSTER ZEIGEN!
Soviel mal von mir. Uff

Viele Grüße

Mothman

 
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Hallo Novak,

erst einmal danke, dass du meine KG gelesen hast.
Sie ist ja recht lang geraten.


Insgesamt gesehen finde ich, dass du schön schreiben kannst, dass du gute faszinierende Bilder findest, um Atmosphäre zu erzeugen. Schon der Anfang mit den schweren Wolken hatte es mir angetan. Ich stehe auch auf solchen atmosphärischen Wetterbeschreibungen, wenn ich eine Geschichte beginne.

Danke!


Pfui Deibel!!! Aber trotzdem würde ich kalten streichen.

Werde ich auf jeden Fall in Erwägung ziehen.


1) Aber - jetzt kommt ein großes Aber: Ich hoffe, du ärgerst dich nicht darüber, wenn ich das so direkt sage: Warum in Gottes Namen schreibst du denn so viel, so präzise, so übergenau von der Zimmereinrichtung, den Essensvorräten, dem Schnitt der Wohnung uswusw. Das zieht sich z. T. arg dahin.

Ja, das hatte ich befürchtet. Dabei habe ich schon ein Menge gestrichen.
Obwohl ein Autor sich ja nicht mit Erklärungen des Warum und Wieso
erklären soll, versuche ich es hier trotzdem mal:

Mein Anliegen dabei war, dass die Wohnung die fehlende Erklärung
zur Person ergänzen sollte.
Und außerdem sollte das ganze zusammengewürfelte Zeug aufzeigen, dass
hier schon einige Menschen Zuflucht gesucht, und vielleicht auch ein
ähnliches Ende genommen haben.

Ich sehe ein, dass ist schief gelaufen und ich muss da noch
viel kürzen.

2) Ein paar Fragen habe ich noch zu der Geschichte. Wann spielt sie denn eigentlich? Ich dachte in der modernen Zeit. Wer sind dann aber die Häscher? Auch der Schriftgelehrte will mir nicht so ganz zu einem moderneren Ambiente passen.

Die Gegenwart.
"Häscher" und "Schriftgelehrter" sollten hier mehr
über die Prot. aussagen, die aus einem ländlichen Milieu in Asien stammt.


3)Man will mehr über das Mädchen, ihre Vergangenheit etc. wissen. Die Hinweise, dass Anzu vom Hafen kommt, gesucht wird, das finde ich alles interessant, ich hätte es schön gefunden, wenn sie von der Charakterbeschreibung her ein wenig farbenfroher geworden wäre. Man also mehr über sie erfahren hätte, man will sich ja schließlich mit einer Person identifizieren können (oder auch nicht).

Die Geschichte sollte sich eigentlich um diese spezielle Wohnung drehen,
die jeweiligen Menschen, die dort ihr Schicksal erleiden, sind austauschbar.
Darum das Gewicht auf die Behausung, s. oben.

4) Aufbau und Spannung
Da finde ich nimmst du dir etwas vorweg:

Ich denke darüber nach.

Und dann die Mahlzeit der ekligen Ratten und Insekten. Das hast du echt schön geschrieben. Faszinierend und eklig.
Wie die Ratte da so auf dem Kopf von Anzu sitzt, das hat mich an eine Poe-Geschichte erinnert. Mein Kompliment.

Danke, das freut mich natürlich.:)

# # #

Hallo penny_lane,

danke, dass du meine Geschichte gelesen hast.

Solide Horrorgeschichte, schön eklig zum Ende hin und für einen kleinen Insektenphobiker wie mich genau das Richtige - ich spür schon wieder das Krabbeln am ganzen Körper, igitt.

:)

Im Gegensatz zu Novak fand ich den Einstieg mit den ausführlichen Beschreibungen gut, ich mag es, wenn in meinem Kopf ein so genaues Bild entsteht. Allerdings hältst du dich im Vergleich zu dem einen zimmer, das Anzu Zuflucht bietet für meinen Geschmack zu kurz im "Bad des Grauens" auf. Hier hätte ich mindestens die gleichen Umschreibungen erwartet: Flecken auf den Dielen, welche Farbe hat der Käfer, der ihr beim ersten Waschen ins Wasser fällt und dort qualvoll vor ihren Augen ertrinkt, etc.

Ja, da hast du natürlich Recht. Ich denke es gibt noch viel zu ändern.;)


Ich mach mich die nächsten Tage dran.

Danke für deine Anregungen.

Gruß Malina

# # #

Auf die anderen Kritiken gehe ich zu einem
späteren Zeitpunkt ein, mich ruft hier die Pflicht.

Gruß Malina:)

 

Hallo Anakreon,

danke dir für deinen freundlichen Kommentar.

Deinem Vorschlag mit dem Kalender bin ich
gerne nachgekommen.
Ein Stolperstein weniger.:)

Grüße
Malina

Hallo Mothman,

wo soll ich anfangen?

Vielleicht erst einmal damit, dir zu danken, dass du dich durch die
Geschichte gequält hast. Also: Dankeschön!

Nun,
da ich die auktoriale Erzählperspektive gewählt habe, kann ich, auch über
die Lebensdauer des Opfers hinaus, Bericht erstatten.

Das was du ein "Alliterationsmonster" nennst, würde ich eher eine
kurze, treffende Beschreibung einer Räumlichkeit nennen. Eigentlich
war ich total glücklich mit dem Satz.

"Ihr Zuhause war eine zugige Mansarde."

Schöner Satz, vor allem die Mansarde sticht heraus. Trotzdem fehlt mir ein Übergang vom vorhergehenden Satz. Steht irgendwie so losgelöst da.

Was ich toll finde ist, dass du das bemerkt hast.
Ich habe diesen Satz mehrmals gedreht und gewendet und trotzdem bleibt
da eine Lücke. Hättest du da einen Vorschlag?

Und den Rest meiner KG kann ich eigentlich nur noch löschen, denn wenn
ich alles streiche, was du forderst, dann ist keine Geschichte mehr da.

Kommen wir zum letzten, fulminanten Schnitzer: Die Präsentation des Schreckens!
Erstmal NEIN, so was tut man nicht. In jeder guten Horrorgeschichte tritt das Monster niemals völlig in Erscheinung. Das killt einfach alles.

Aha!

Ich werde in den kommenden Tagen noch an dem Text arbeiten,
mehr kann ich jetzt nicht dazu sagen.

Gruß
Malina

 

Hallo Malina

Vielleicht erst einmal damit, dir zu danken, dass du dich durch die
Geschichte gequält hast. Also: Dankeschön!

Das ist Quatsch. Ich hab mich nicht durchgequält, wobei ich von Lesegenuss jetzt allerdings auch nicht sprechen möchte. Allerdings will mich ich jetzt auch nicht über alle Maße wichtig machen indem ich Deine Story zerpflücke.
Warum ich mich so echauffiert habe liegt hauptsächlich daran, dass ich die Idee und das Setting sehr reizvoll finde. Jedenfalls hast Du meine Phantasie angeregt.
Geärgert habe ich eigentlich nur über das ungenutzte Potential, das noch in der Geschichte drinsteckt.


da ich die auktoriale Erzählperspektive gewählt habe, kann ich, auch über die Lebensdauer des Opfers hinaus, Bericht erstatten.

Stimmt, Du erstattest Bericht, aber warum? Weshalb diese entrückte Perspektive. Schauder jagst Du mir damit keine über den Rücken. Bleibt die Frage: Was willst Du bezwecken?

Ich kann Dir nur empfehlen die Perspektive hin zur Opferperspektive zu wechseln. Die Wirkung ist, gerade bei einer Horrorgeschichte ungleich stärker.
Aber, ich kann ja nur für mich reden, aber um Dir vielleicht mal ein Beispiel zu geben, wo meiner Meinung nach alles richtig gemacht wurde:
http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=45709

Dunkle Holzbalken, rohe, ungeschliffene Dielen und unverputztes Mauerwerk.
Das was du ein "Alliterationsmonster" nennst, würde ich eher eine
kurze, treffende Beschreibung einer Räumlichkeit nennen.

Fakt ist: Wenn es Dir lediglich um eine Raumbeschreibung geht, dann kannst Du so formulieren. Willst Du aber mehr, als eine Wohnung auf dem Immobilienmarkt anbieten, dann brauchst Du lebendige Beschreibungen. So wie der Satz dasteht ist das Ding halt einfach tot.

Frage: Was wirkt stärker?
Der Boden bestand aus rohen, ungeschliffene Dielen.
Oder:
Es gab keinen Teppich, nur Bretter. Bretter, die bei jeder Bewegung knarzten und jeden unachtsamen Fuß, der barfuss oder strumpfsockig daherkam, mit Holzsplittern attackierte.

Und den Rest meiner KG kann ich eigentlich nur noch löschen, denn wenn ich alles streiche, was du forderst, dann ist keine Geschichte mehr da.
Mach das. Lösch die Story und fang noch mal ganz vor vorne an. Glaub mir Du kannst Da noch viel mehr rausholen, der Stoff ist gut, also setzt Dich hin und arbeite das noch mal richtig aus.

 

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