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Sprechen sie Deutsch?

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16.09.2008
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Sprechen sie Deutsch?

Einwohnermeldeamt – Abteilung Ausländerbüro – Zimmer 53

„Ah, hier scheine ich richtig zu sein“, dachte sich Dimi, öffnete die schwere Holztür und trat in den Raum ein. Entgegen seiner Erwartung war das Wartezimmer gähnend leer. Dimi begab sich zu einem Schalter und bevor er auch nur den Hauch einer Chance zum Sprechen hatte sagte der Schalterbeamte: „Wenn sie dran sind!“ Dimi sah den Beamten überrascht an und der Beamte führte weiter aus: „Ziehen sie da vorne eine Nummer, und wenn ihre Nummer an der Schalttafel über der Tür erscheint gehen sie ins Büro.“
So schlurfte Dimi zur nummerngenerierenden Maschine und zog eine Nummer die ihn dazu ermächtigte, zur gegebenen Zeit das Büro aufzusuchen. Er schaute sich in dem Raum um, sah ein schönes Plätzchen, ging dorthin und gerade als er sich setzen wollte erschien seine Nummer an der Anzeigentafel. „Das mit dem Nummern ziehen hat sich ja richtig gelohnt“ dachte sich Dimi, ging auf die Bürotür zu, öffnete sie und trat in das Büro ein. Allzu schwer fiel ihm die Orientierung nicht, da sich dort zwar 6 Schreibtische befanden, allerdings nur einer von ihnen mit einem Beamten besetzt war.
Hoffnungsfroh endlich sein Anliegen vorbringen zu können ging Dimi zum Tisch, setzte sich auf den davor platzierten Stuhl legte seinen griechischen Reisepass auf den Tisch und sagte zu dem Beamten: „Guten Tag, mein Name ist Dimitrios Cacoyannis und ich hätte ganz gerne eine Meldebescheinigung.“ Der Mann hinter dem Tisch schaute leicht verwirrt und entgegnete mit energischem Ton: „Sprechen sie Doiitsch?“
Dimi, von der Frage leicht irritiert, wiederholt einfach nur noch mal seinen Satz: Äh ja, mein Name ist Dimitrios Cacoyannis und ich hätte ganz gerne eine Meldebescheinigung.“
„Sprechen sie Dooitsch?“
Das war der Moment in dem sich Dimi hektisch umschaute und die versteckte Kamera suchte. Zu seiner Zufriedenheit konnte er keine entdecken und erwiderte: „Natürlich spreche ich Deutsch, könnte ich bitte eine Meldebescheinigung haben.
Der Beamte schaute Dimi mit stoischer Gelassenheit an und erwiderte mit sanfter Stimme und gaaaaanz langsam: „Verstehen sie was ich sage“?
„Ja, aber verstehen denn SIE was ICH sage“ erwiderte Dimi mit einem leichten Stirnrunzeln.“ Die Miene des Beamten hellte sich auf. „Ah, sie sprechen ja unsere Sprache.“
„Ja, das tue ich. Könnte ich jetzt bitte eine Meldebescheinigung haben“?
„Wofür brauchen sie die denn?“
„Für eine Anmeldung in einer Videothek, da muss ich meine Adresse nachweisen können.“
Der Beamte dachte ein paar Sekunden nach, er schien verstanden zu haben und dann sagte er: „Aber ihre Adresse steht doch in ihrem Personalausweis.“
Auf soviel Inkompetenz war Dimi nicht gefasst, seine Gesichtszüge entglitten ihm leicht und dabei tropfte etwas Speichel aus seinem Mund auf dem Boden.
„Ich bin doch hier im Ausländerbüro“ sagte Dimi, “ist das richtig?“
„Richtig.“
„So, und wie viele Ausländer mit deutschem Pass kennen sie“?
Dem Beamten schien seine dümmliche Aussage peinlich zu sein, er versuchte zu retten was noch zu retten war und antwortete: „Haben sie keinen griechischen Personalausweis?“
„Keine schlechte Idee. Wie viele deutsche Videothekenangestellte kennen sie, die griechische Buchstaben lesen können? Und wie viele griechische Personalausweise haben deutsche Anschriften ihrer Meinung nach?““
Nach diesem kleinen Intermezzo schien dem Beamten die Lust am diskutieren zu vergehen, er nahm den Pass, gab die Daten in den Computer ein. Nach ca. 30 Sekunden wurde dann die Meldebescheinigung ausgedruckt.
„Das macht dann 10 Euro.“
Dimi legte 10 Euro auf den Tisch, nahm die Meldebescheinigung und verabschiedete sich höflich. Der Beamte lächelte höflich zurück und sprach: „Auf Wiedersehen und einen schönen Aufenthalt hier in Deutschland, Herr Cacomini.“

 
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Hallo Chickenfeed

Fazit vorneweg: Der Text ist zu bemüht und kein bisschen lustig. Der Einstieg ist zäh und erklärend. Warum nicht so:

Dimi betrat das menschenleere Wartezimmer des Einwohnermeldeamts.
"Nummer ziehen!", schnarrte es vom Schalter her.

Damit hättest du bereits mit wenig Worten die absurde Situation des Nummernziehzwangs bei leerem Wartsaal illustriert.

Du knüpfst stilistisch mit diesem Text nahtlos an deine erste Geschichte vor knapp fünf Jahren an. Die Witze sind platt und zum Teil unlogisch, was zwar funktionieren könnte, dann müsste es aber "wirklich" abgedreht und überzogen daherkommen. Doch eigentlich ist die Situation ganz normal, nur der Meldeamtmitarbeiter wird klischeetriefend als Oberdepp hingestellt, was mir in dieser Form keinen Schmunzler entlockt.

Dimitri stellt sich in bestem Deutsch vor, der Beamte schaut irritiert (weshalb, weil der Grieche so - griechisch aussieht?) und fragt dann auch noch "Sprechen sie Dooitsch?"

Dimi begab sich zu einem Schalter[KOMMA] und bevor er auch nur den Hauch einer Chance zum Sprechen hatte[KOMMA] sagte der Schalterbeamte: „Wenn sie dran sind!“ Dimi sah den Beamten überrascht an und der Beamte führte weiter aus: „Ziehen sie da vorne eine Nummer, und wenn ihre Nummer an der Schalttafel über der Tür erscheint[KOMMA] gehen sie ins Büro.
So schlurfte Dimi zur nummerngenerierenden Maschine und zog eine Nummer [KOMMA]die ihn dazu ermächtigte, zur gegebenen Zeit das Büro aufzusuchen.“
Ziemlich viel "Schalter", "Nummer" und "Beamte". ;)

Es hat noch ein paar fehlende Kommas, die findest du sicher auch noch.

Am meisten störten mich aber die zahlreichen Wortwiederholungen, so als ob dem Autor nicht viel eingefallen ist, dabei könnte man aus dem "Beamten" so viel herausholen. Klein und dick, gross und hager, oder mit Halbglatze, ein zitternder Schnurrbart, der im Kontrast zum geröteten Gesicht steht, irgendwie plastischer halt. So bleiben die Figuren nur eindimensionale Pappkameraden.

Bleibt noch als letzte Hoffnung eine Pointe, die den Text einigermassen retten könnte.

Dimi legte 10 Euro auf den Tisch, nahm die Meldebescheinigung und verabschiedete sich höflich. Der Beamte lächelte höflich zurück und sprach: „Auf Wiedersehen und einen schönen Aufenthalt hier in Deutschland, Herr Cacomini.“
Unnötige Wortwiederholung und auch hier wieder der Griff in die Klischee-Kiste: Der doofe Beamte kann sich nicht einmal den Namen merken, den er vor zwei Minuten eingetippt hat.

Ich empfehle dir, in der Rubrik Humor ein paar empfohlene Geschichten zu lesen, erforsche, wie die Autoren Komik erzeugen und Pointen setzen. Dann vergleiche das mit deinem Text und vielleicht kannst du das eine oder andere ja umsetzen.

Viel Spass noch,
Gruss dot

 

Hallo, Chickenfeed,

aus dem Besuch eines Amtes kann man immer eine gute Bürokratiesatire oder humoristische Szene machen. Dein Ansatz ist das sprachliche Missverstehen. Der Besucher spricht deutsch, der Beamte erwartet einen Ausländer, der die deutsche Sprache nicht beherrscht, und hört die deutschen Laute als ausländische. Daraus kann man einen Dialog machen, der mit Klangbildern spielt:
Besucher: Guten Tag,
Beamter: Nix verstehen tentag.
Besucher: Ich möchte bitte ...
Beamter: Ich nix dir verstehen möchtbitt. Du Türke?
Besucher: Ich bin Grieche.
Beamter: Du nix musst kriechen vor Beamten. Was du wollen?
...
Aber humoristisch zu schreiben ist nicht einfach. Auch mein Beispiel ist verbesserungswürdig. Man muss lange daran arbeiten. Denk an Loriot oder Valentin oder Beckett.

Probier es doch einfach.
Herzliche Grüße
Wilhelm

 

Hallo Wilhelm, hallo dotslash,

ich habe mir eure Kritik durchgelesen und werde sie mir zu Herzen nehmen. Die von euch beiden angesprochenen Aspekte sind richtig und ich werde mich bemühen sehr, diese bei möglichen weiteren Texten zu berücksichtigen.

Liebe Grüße.

Dimi

 

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