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Sprachzertrümmerung
Sehr geehrter Rektor Görgel,
ich möchte noch einmal unsere Diskussion zum Thema Sprachzertrümmerung aufgreifen. Sie baten mich, nachdem ich ein Rundschreiben mit dem Titel
‚Ein künftiger Lehrer- bzw. Lehrerinnenbetreuer bzw. eine künftige Lehrer- bzw. Lehrerinnenbetreuerin muss zuvor auch ein guter Schüler- bzw. Schülerinnenbetreuer bzw. eine gute Schüler- bzw. Schülerinnenbetreuerin gewesen sein’ an den Lehrer- bzw. Lehrerinnenverband schickte, die gerade als so erfrischend korrekt gelobte sprachliche Gleichstellung zumindest teilweise wieder aufzugeben, ,da der sicherlich interessante Inhalt damit unverständlich präsentiert wird’, wenn ich Sie zitieren darf.
Ausserdem beschlossen Sie, dieses Thema in der gesamten Schule anzusprechen und riefen das Schulpersonal zu sprachlicher Umkehr auf, die zwar Mut erfordere, aber im Interesse des Verständnisses nicht unumgänglich sei.
Nun ist es ja eine Sache, das Problem beim Sonntagsbrunch in der Zeitung zu überfliegen, und eine andere, es einer Gruppe von Frauen bzw. Männern zu unterbreiten, die an einer Schule arbeiten, deren Mehrheit an Lehrerinnen bzw. Lehrern weiblich ist.
Des Weiteren liessen Sie in einem eigens dafür angefertigten Merkblatt verlauten, die Schule toleriere solch ,Überspitzte Gleichberechtigungsanliegen’ nicht einmal mehr im Unterricht, wo bis jetzt jede Lehrerin bzw. jeder Lehrer die Elternbriefe für ihre Schülerinnen bzw. Schüler selber verfassen konnte.
Wenn Sie, wie im Brief zum Thema Sprachzertrümmerung erwähnt, tatsächlich an meiner Meinung interessiert sind, darf ich nochmals darauf hinweisen, dass 70% der an der Schule Beschäftigten weiblich sind und die Elternbriefe, Schulveranstaltungen usw. grösstenteils die Mütter oder sonstige weibliche Vormünder erreichen.
Darum schlage ich den wenigen betroffenen Männern hier, z.B. Ihnen, Rektorin Adrian Görgel, oder der geschätzten Kollegin Peter Wenger, im Sinne einer zukunftsorientierten Unternehmenspolitik die Einführung des geschlechtsneutralen Femininums vor. Hierbei sind alle Männer natürlich mitgemeint.
Ich warte gespannt auf Ihre Reaktion sowie auf diejenige der Musiklehrerinnen-, Krankenpflegerinnen-, Schulpflegerinnen- und Elternverbände.
Herzlichst,
Trudi Bund, die Präsidentin des Lehrerinnenverbandes