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Sprachstörungen

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16.05.2005
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Sprachstörungen

Montag, 1. September; Oval Office Washington DC
14:00 Uhr Weltzeit
„Niemals werde ich dem zustimmen!“
Der 63. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika war puterot angelaufen. Sein Hals war geschwollen und ließ die Halsschlagader tauartig hervortreten.
Der Außenminister und der präsidiale Sicherheitsberater rutschten unruhig auf der vorderen Kante ihrer Stühle herum und sahen betreten zu Boden.
Seit einer geschlagenen Stunde brachte der Präsident mit seiner Stimme die Mauern des Oval Office zum vibrieren und es war nicht absehbar, wann seine Wut verraucht war.
„So einen Affront werde ich mir nicht bieten lassen von diesen…, diesen außerirdischen Niggern!“
Sein Zeigefinger schnellte aus der vor Erregung verkrampften Faust hervor und richtete sich auf den Außenminister.
„Nehmen Sie dieses Scheißfax und wischen sich meinetwegen den Arsch damit ab und…“
Er brachte den Satz nicht zum Ende und rollte genervt seine Augäpfel nach oben.
Langsam, als fürchtete er mit einer hastigen Bewegung einen weiteren Wutausbruch des Präsidenten zu provozieren, erhob sich der Außenminister und nahm das Schreiben vom ausladenden Schreibtisch.
Er fühlte sich dabei ausgesprochen unwohl. Zwar hatte sich sein Machtbereich seit dem Erscheinen des außerirdischen Raumschiffes um einige Trilliarden Kubikkilometer vergrößert, allerdings hätte er im Augenblick gut und gerne darauf verzichten können.
Seine Diplomaten, unterstützt von den Experten der NASA und der NSA hatten vergeblich daran gearbeitet, mit den Ankömmlingen Kontakt aufzunehmen.
Stattdessen war ein Fax über einen geheimen Anschluss direkt im Weißen Haus eingegangen.
Er blickte auf das zerknitterte Papier in seinen Händen.

Auch wenn er die Sprache, in der das Sendschreiben abgefasst war nicht lesen konnte, kannte er den Inhalt fast auswendig.
Die ´Preulen´, so nannten sie sich jedenfalls selber, erboten der Menschheit freundliche Grüße. Sie erklärten, die Erde schon lange zu beobachten und drückten ihre Freude darüber aus, dass eine Ära ohne Kriege, Hunger und Krankheit auf der Erde angebrochen war. Ferner wünschten sie die umgehende Aufnahme diplomatischer Beziehungen und stellten die Überlassung fortschrittlicher Technologien in Aussicht.
Und dann, im letzten Absatz kam der Haken.
Aus Respekt den ´Neuen Freunden´ gegenüber hatten sie die Sprachen der Welt analysiert und sich dafür entschieden, sich im gemeinsamen Austausch auf eine einzige Sprache zu beschränken.
Die Vorzüge dieser Sprache waren, nach dem Dafürhalten der ´Preulen´ leichte Erlernbarkeit, zumindest für sie selbst, logische Tiefe, semantische Variabilität und Nuanciertheit.
Das Fax hatten sie bereits in Dieser abgefasst und baten abschließend um baldige Antwort.
In deutscher Sprache.

Montag, 1. September; Büro des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland, Berlin
17:00 Uhr Weltzeit
„Herr Bundeskanzler, ich darf Ihnen mitteilen, dass die Amerikaner Kontakt mit dem außerirdischen Raumschiff aufnehmen konnten.
Wie wir in Erfahrung gebracht haben, war Präsident Chainsaw äußerst aufgebracht über das von den ´Preulen´ eingegangene Fax. Leider haben uns unsere amerikanischen Freunde bisher über den Inhalt im Unklaren darüber gelassen.“
Bundeskanzler Schmitt-Harlem saß weit zurückgelehnt in seinem sprichwörtlichen Kanzlersessel, die Augen halb geschlossen und nahm den Vortrag des Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes scheinbar teilnahmslos entgegen.
„Unsere Analyseabteilung ist der Ansicht, dass der Grund für die Empörung des US-Präsidenten wohl nicht Folge in unzumutbaren Forderungen der ´Preulen´ begründet ist. Sein psychologisches Profil und der Abgleich mit seinen allgemeinen Verhaltensmustern berechtigt zu der Annahme, dass die ´Preulen´ wohl unbeabsichtigt den US-Präsidenten selbst oder die USA vor den Kopf gestoßen haben und...“
„Wie haben Sie es in Erfahrung gebracht?“
Der Bundeskanzler richtete sich leicht auf.
„Äh, wie bitte?“
„Sie sagten, dass Sie in Erfahrung gebracht hätten, dass Chainsaw aufgebracht gewesen sei.“
Der Präsident des BND errötete leicht.
„Nun, unsere amerikanischen Freunde sind manchmal etwas zurückhaltend, wenn es um Interna geht. Deshalb wollen wir sie so selten wie möglich mit lästigen Nachfragen behelligen und besorgen uns die Informationen selbst. So schonen wir deren Nervenkostüm und bleiben trotzdem auf dem Laufenden.“
Der Bundeskanzler runzelte bedeutungsvoll die Augenbrauen; dann gingen seine Mundwinkel weit auseinander. Der Präsident des BND lächelte ebenfalls.
„Gehe ich recht in der Annahme, dass wir einen ´Freund´ ganz oben haben?“ fragte der Bundeskanzler.
Ein Nicken bestätigte ihm seine Vermutung.
„Wer ist es?“
Der Präsident des BND zögerte.
„Wollen Sie es wirklich wissen?“
„Nein“, sagte der Bundeskanzler nach kurzem Nachdenken.
„Behalten Sie es für sich. Ich wohl recht in der Annahme, dass ich den Inhalt des Fax in Kürze auf meinem Schreibtisch zu liegen habe? “
„Selbstverständlich.“
„Gut, dann ist weiteres Herumraten im Moment überflüssig. Ich danke Ihnen.“
Der Präsident des BND gab dem Bundeskanzler die Hand und wandte sich der Tür zu.
„Wenn Du wüsstest, WER unser Mann im Weißen Haus ist“, murmelte er als er das Kanzlerbüro verlassen hatte.

Montag, 1. September; Oval Office Washington DC
15:00 Uhr Weltzeit
„Der Präsident hat sich in eine seiner halbstündigen Sitzungen zurückgezogen“, sagte der Sicherheitsberater.
„Er hatte die New York Times unter den Arm geklemmt, also wird er uns so bald nicht belästigen.“
Der Außenminister schmunzelte.
Er mochte Leon Brownstein, den drahtigen, graumelierten Sicherheitsberater des Präsidenten; schätzte dessen feinsinnigen, wiewohl ätzenden Humor.
„Erfahrungsgemäß wird er frühestens nach der Durchsicht des Sportteils wieder auftauchen. Und da er nicht gerade ein schneller Leser ist, haben wir wohl eher eine Stunde.
Also bitte, was haben Sie auf dem Herzen.“
„Wo ist eigentlich das Problem“, sprudelte es aus Brownstein heraus,
„Deutsch ist zwar eine lediglich regional bedeutende Sprache, allerdings auch die kopfstärkste europäische Muttersprache.
Außerdem sind die Deutschen unsere Verbündeten. Ich würde Chainsaws Zorn verstehen, wenn die `Preulen´ Nordkoreanisch oder Persisch als ´Lingua Universa´ ausgewählt hätten; oder gar Mandarin!“
„Sie irren“, entgegnete der Außenminister,
„Nordkoreanisch wäre akzeptabel, ebenso beispielsweise Schottisch, Finnisch, Zulu oder Armenisch. Amerikanisch oder Englisch wären natürlich der Idealfall. Inakzeptabel sind jedoch Spanisch, Italienisch, Russisch, Mandarin, Hindi, Portugiesisch, Arabisch, Japanisch, Persisch, Französisch und eben Deutsch einschließlich der Schweizer Variante.
Einige Sprachen sind grenzwertig, so etwa die slawischen Idiome, wie Polnisch, Tschechisch oder Serbokroatisch. Die sind zu eng mit dem Russischen verwandt.“
„Es geht um Macht?“, entfuhr es dem überraschten Brownstein.
Plötzlich stand der Präsident mit notdürftig hochgezogener Hose im Raum.
„Genau darum geht es“, fauchte er,
„Und wenn es nicht anders geht, lasse ich dieses beschissene Deutschland mit Bomben zupflastern, bis die Deutschen sich nicht mal mehr trauen, Ihre eigenen Namen deutsch auszusprechen. Wäre schließlich nicht das erste Mal.“
Brownstein und der Außenminister schwiegen und starrten peinlich berührt auf den nassen Fleck im Schritt der präsidialen Leinenhose.

Dienstag, 2. September; Büro des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland, Berlin
11:00 Uhr Weltzeit
„Macht?“, hakte der Innenminister ein.
In der kleinen, informellen Runde waren neben dem Bundeskanzler der Außenminister, der Innenminister und der Präsident des BND vertreten.
Sie saßen um den Konferenztisch und hatten den Vortrag des Präsidenten des BND angehört. In den frühen Morgenstunden war ihm eine Kopie des Fax übermittelt worden und seine Schlussfolgerungen deckten sich mit denen des amerikanischen Außenministers.
„Macht“, bestätigte er nachdrücklich,
„lassen Sie es mich skizzieren. Gegenwärtig sprechen siebenundachtzig Prozent der Weltbevölkerung mindestens eine Fremdsprache. Das Englische ist dabei mit einem dreiundneunzigprozentigen Anteil die ´Lingua franca´. Mehr noch, zu keinem Zeitpunkt der Geschichte war eine einzige Sprache so flächig verbreitet. Die Wirtschaft, die Wissenschaft und die Kunst werden von den englischsprachigen Nationen dominiert: durch die Sprache!“
„Jetzt übertreiben Sie aber“, schaltete sich der Innenminister, ein bekennender Anglophilier ein.
„Sie tun ja nachgerade so, als käme ich als Deutscher ohne die Kenntnis des Englischen nicht mehr durchs Leben.“
„Und das trifft exakt zu“, bemerkte der Bundeskanzler,
„Nennen Sie mir nur drei höhere Berufe, bei denen Sie ohne Englischkenntnisse eingestellt werden.“
„Bundeskanzler“, rief der Außenminister und löste allgemeine Heiterkeit aus.
„Lassen Sie mich einige weitere Zahlen nennen, meine Herren“, nahm der Präsident des BND den Faden wieder auf.
„Der deutschen Wirtschaft gehen durch den Sprachnachteil in diesem Jahr geschätzte DREIHUNDERTFÜNFZIG Milliarden Euro verloren. Das beginnt bei indirekten Verlusten, durch Übervorteilungen von einheimischen Unternehmen die mit englischen Muttersprachlern verhandeln, über Übersetzungskosten, bis hin zu substanzbedrohenden Einbußen, in der Forschung beispielsweise, wo die Übertragung eines Aufsatzes immer auch einen Zeitnachteil bedeutet.“
„Dreihundertfünfzig Milliarden“, flüsterte der Bundeskanzler entsetzt und dachte an den nur mühsam ausgeglichenen Staatshaushalt.
„…die Kunst im weiteren Sinne“, sagte der Präsident des BND,
„Im abgelaufenen Jahr hatte der Buchhandel hierzulande Zweitausenddreihunderthundacht Neuerscheinungen oder Neuauflagen zu verzeichnen. Unglaubliche einundsechzig Prozent stammten aus der Feder amerikanischer und britischer Autoren.
Selbst in der Politik leiden wir unter dieser Übermacht. Sie erinnern sich sicher an das von der Bundesregierung angestrengte Verfahren vor dem Europäischen Wirtschaftsgerichtshof. Wir haben das Königreich England auf Schadensersatz verklagt, weil es, unserer Ansicht nach, ein gerade erst ratifiziertes Handelsabkommen gebrochen hatte.
Die Passage, auf die wir uns bezogen, war im Englischen Vertragstext viel weiter auslegbar, als es uns die deutsche Übersetzung erahnen ließ. Der Gerichtshof wies unsere Klage ab, da die englische Paraphierung als der EIGENTLICHE Vertrag anzusehen sei. Übersetzungsfehler, auch wenn es mehrere konträre Möglichkeiten der Auslegung gibt, gingen zu Lasten des, so Originaltenor des Gerichts: Fremdsprachlers!
Ein weiterer, nicht zu beziffernder Schaden entsteht uns dadurch, dass uns mit der Sprache auch die Kultur aufgeprägt wird.
Der Autor und Sprachforscher Klemperer sagte einmal, dass ´Sprache für dich dichtet und denkt´. Die Eigenheiten einer Kultur, wollte er damit sagen, sind auch sprachgebunden.
Lassen Sie mich noch einen letztes Aspekt erwähnen, der besonders den Außenminister interessieren dürfte.“
Der Präsident des BND heftete seinen Blick auf den konzentriert lauschenden Außenminister.
„Seit der Wiedervereinigung Deutschlands sinkt der Anteil der Bevölkerung in unseren östlichen Nachbarländern, die Deutsch lernen. Sprachen im Jahr Zweitausenddreißig noch gut je zweiundzwanzig Prozent der polnischen Bevölkerung Deutsch, Russisch oder Englisch, so sieht es heute düster aus: gerade sechs Prozent wählen in den Schulen Deutsch als Fremdsprache, vierzehn Prozent pauken Russisch und praktisch einhundert Prozent der Polen sagen „yes“ zum Englischen.
Damit schwindet auch unser Einfluss auf die Nachbarn; wirtschaftlich, politisch, kulturell.
Die ´Preulen´ sind für uns deshalb ein Gottesgeschenk. Wenn es uns gelingt, Deutsch als die Verkehrssprache mit ihnen durchzusetzen, zerbricht das die Englische Dominanz nachhaltig. Zumindest in den Bereichen Wissenschaft und Handel sollte das Deutsche dann weltweit zur ersten Fremdsprache aufsteigen.“
Der Präsident des BND verstummte, sichtlich erschöpft.
Eine Weile sagte niemand etwas.
Der Innenminister spielte gedankenverloren mit einem Kugelschreiber herum.
Hoffend blickte der Außenminister, vom Vortrag sichtlich erschüttert, auf den Bundeskanzler.
Als dieser sich erhob, strafften sich drei Schultern und drei Augenpaare klarten sich, spannungsgeladen, auf.
„Meine Herren Minister“, brummte der Bundeskanzler staatstragend,
„Veranlassen Sie, was in Ihrer Macht steht, um dem Wunsch der ´Preulen´ Geltung zu verschaffen.“

Mittwoch, 3. September; Oval Office Washington DC
19:00 Uhr Weltzeit
Der Präsident war fassungslos.
„Sie haben was getan?“
Eingeschüchtert wiederholte der Außenminister:
„Die Deutschen haben an so ziemlich jedes Land, mit dem Sie diplomatische Verbindung halten das Fax und eine Bitte um wohlwollende Prüfung übermittelt. Wir haben sofort insistiert und allgemeine Vorbehalte geäußert. Leider kam es bei den meisten Regierungen nicht so gut an, dass wir die Sache bisher geheim gehalten haben.
Drei Dutzend feste Zusagen für eine mögliche Abstimmung bei der UNO, hauptsächlich von Ländern, die uns nur zu gerne blamiert sehen möchten, haben die Deutschen schon.
Die Russen stimmen traditionell mit den Deutschen im Sicherheitsrat und die Osteuropäer folgen den Russen. Die Balten sind Deutschland eng verbunden, Österreich, Schweiz und Lichtenstein sowieso. Italien wird sich mit Rücksicht auf seine Südtiroler dem Ansinnen ebenfalls nicht verschließen.
Ansonsten warten alle erst einmal ab.
Den englischen Premierminister konnten wir in letzter Sekunde davon abhalten, lautstarke Gegnerschaft zu bekunden. Das hätte vermutlich sogar die Franzosen ins deutsche Lager getrieben.“
Der Präsident stöhnte leise auf. Er war ohnehin nicht gut auf den englischen Premier zu sprechen, seit dieser Amerika vor laufenden Kameras als ´italo-irischen Bastard´ bezeichnet hatte.
„Also schön“, sagte er,
„bestellen Sie den deutschen Botschafter ein und sagen Sie ihm persönlich, dass wir zum Äußersten entschlossen sind, wenn Berlin seine Aktivitäten nicht sofort und endgültig einstellt.“
„Zum Äußersten entschlossen?“, ächzte der Außenminister erschrocken,
„wie habe ich das zu verstehen?“
Chainsaw machte eine unwirsche Bewegung, als verscheuche er ein lästiges Insekt.
„Na was schon. Wirtschaftssanktionen, Technologieboykott, Abbruch der diplomatischen Beziehungen, Ausschluss aus der Freihandelszone und so weiter. Wir garantieren Ihnen, dass wir sie mit jeder Art von Krieg überziehen, die ohne Waffen möglich ist. Erbarmungslos. Sagen Sie Ihm das. Genau so.“
In diesem Moment klopfte es an der Tür und Brownstein betrat den Raum zusammen mit einem verhuschten Winzling.
Dessen ätherische Unscheinbarkeit täuschte darüber hinweg, dass in dessen Händen die Fäden des weltgrößten Medienkonzerns zusammenliefen.
„ Ah, da sind Sie ja endlich“, rief der Präsident erfreut.
„Setzten Sie sich, wir haben viel Arbeit vor uns.“

Freitag, 11. September; Büro des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland, Berlin
11:00 Uhr Weltzeit
„Die machen uns fertig.“
Der sachliche Ton in dem der Außenminister dies sagte, war aufreizend. „seit zehn Tagen erscheinen diese Artikel weltweit in der Presse. Mal sind sie nachdenklich und reflektierend für das so genannte Bildungsbürgertum aufgemacht, dann wieder reißerisch für die breite Masse. Aber der Grundtenor ist derselbe.“
„Und der heißt: die Deutschen sind von Natur aus böse. Wir haben die Weltkriege verbockt, sind die Gaskammernation, haben den preußischen Militarismus erfunden, und so weiter“, warf der Bundeskanzler sarkastisch ein, „Wehe dem, der dem Wolf im Schafspelz vertraut.“
„Und unsere Presse macht gute Miene zum bösen Spiel“, ließ sich der Innenminister vernehmen und deutete auf einen vor ihm abgelegten Zeitungsstapel.
„Unsere Redaktionen leiden gegenwärtig am Jesus-Syndrom“, er lachte schallend, als er die fragenden Gesichter sah.
„Na, wie Jesus laden wir wieder mal alle Schuld dieser Welt auf unsere Schultern.“
„Ich bitte um Ernsthaftigkeit meine Herren. Das Ansehen Deutschlands in der Welt wird offensichtlich gezielt geschädigt, da sind solche Späße fehl am Platze.
Wenn ich morgens den Weltpressespiegel lese, vergeht mir jede Lust auf Witzeleien“, sagte der Bundeskanzler,
„Hat der BND schon Hinweise, wer uns hier angreift?“
„Die gibt es zur genüge“, der Präsident des BND ergriff das Wort,
„die Kampagne, und von einer solchen kann man zweifellos sprechen, ging von WorldWideMedia aus. Ich muss hier sicher nicht näher auf die Verflechtung dieses WWM-Konzerns mit der US-Regierung eingehen. Das dürfte Ihnen alles bekannt sein.
Allerdings waren selbst wir überrascht über die Vielzahl der Beteiligungen an Fernsehsendern und Zeitungen, die dieses Unternehmen weltweit hält.“
„Wollen Sie damit andeuten, die US-Regierung nutzt schamlos die Medien, um uns auszubremsen?“, fragte der Innenminister.
„Ich will es nicht andeuten, ich weiß es! Eine hochrangige Quelle hat uns über ein Treffen des Präsidenten mit dem Hauptaktionär von WWM informiert. Dreimal dürfen Sie raten, welchen Inhalt das Gespräch hatte“, resigniert hob der Präsident des BND die Schultern,
„Unsere Freunde sind augenblicklich wenig freundlich zu uns. Sie fühlen sich durch unseren Vorstoß brüskiert und haben die logischen Gegenmaßnahmen eingeleitet. Der Erfolg gibt Ihnen Recht. Mit einer Mehrheit bei der UNO können wir auf keinen Fall mehr rechnen.“
Der Bundeskanzler hatte sich erhoben und ging nun mit auf dem Rücken verschränkten Armen auf und ab.
„Wir brauchen eine Lösung meine Herren“, sagte er,
„Ich habe eine Rede auf der UN-Vollversammlung angekündigt und will da nicht wie ein Vollidiot dastehen. Vorschläge?“
„Können wir denn nicht die Sprache der ´Preulen´ übernehmen?“, fragte der Innenminister.
„Ausgeschlossen. Weder ist unsere Sprachapparatur geeignet, die Laute der ´Preulen´ auch nur annähernd nachzuahmen, noch werden wir mit der variablen, extrem fließenden Grammatik fertig“, fuhr der Präsident des BND dazwischen.
„Und wenn wir uns möglichst lautlos zurückziehen? Wir könnten den Amerikanern signalisieren, dass wir uns dem Vorschlag der ´Preulen´ nicht anschließen, wenn im Gegenzug die Kampagne gegen uns eingestellt wird.“
„Niemals!“, der Bundeskanzler spie das Wort in den Raum,
„Soll ich denen zu Kreuze kriechen? Vor zehn Tagen hätte man darüber sprechen können. Aber unter den gegenwärtigen Umständen sehe ich mich außer Stande einen Rückzieher zu machen.“
„Ganz unschuldig an der Malaise sind wir doch auch nicht. Schließlich waren wir über unseren Botschafter in Washington gewarnt worden. Das Auswärtige Amt hat in seiner Stellungnahme um Mäßigung und Fühlungnahme gebeten“, wagte der Innenminister einzuwenden.
Der Bundeskanzler überging den Einwand eisig.
„Weitere Vorschläge?“
Konzentriertes Schweigen antwortete ihm.
„Wie wäre es mit Schwyzerdeutsch?“, versuchte er der Innenminister, bemüht seine Scharte auszuwetzen, zaghaft.
„Das werden die Amerikaner nicht akzeptieren.
Tja, wenn damals die Mehrheit der amerikanischen Pilgerväter Deutsche gewesen wären und unsere Sprache in die neue Heimat mitgenommen hätten…“, er brachte den Satz nicht zum Ende. Sein Gesicht leuchtete im Glanze eines Geistesblitzes auf.
„Meine Herren, wissen Sie eigentlich weshalb ich Bundeskanzler bin?“, fragte er und lächelte spitzbübisch,
„Weil ich häufiger als Sie die Lösung für ein Problem finde.“

Sonntag, 20. September; Stadtzentrum, Washington DC
11:30 Uhr Weltzeit
Brownstein, Sicherheitsberater des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika steckte im Stau und fluchte still vor sich hin.
Er war aussichtslos in einer Mauer aus Blech eingezwängt und zugleich ein mikroskopisch anmutendes Teilchen davon, doch das störte ihn nicht.
Was ihm bitter aufstieß, war das teilweise Scheitern eines ausgeklügelten Plans.
Er hatte das Fax der ´Preulen´ dem deutschen Bundesnachrichtendienst zugespielt und hatte die ersten Reaktionen von Bundesregierung und dem US-Präsidenten richtig antizipiert, doch dann hielt die deutsche Seite sich nicht an sein imaginäres Drehbuch. Seiner Planung nach sollten die Deutschen dem Druck der Amerikaner nachgeben und sich so selbst der Weltöffentlichkeit der Lächerlichkeit preisgeben.
Dass die Deutschen standhaft blieben, auch wenn sie einen aussichtslosen Kampf ausfochten, hatte er für ausgeschlossen gehalten. Diese starrköpfige Handlungsweise gefährdete die Stellung Deutschlands als europäische Führungsnation und würde mittelfristig den Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen kosten. Begriffen die das denn nicht?
Der Wagen vor ihm ruckte an und zuckelte einige Meter voran, dann blieb er wieder stehen. Brownstein machte sich nicht die Mühe, die entstandene Lücke zu schließen, auch wenn sein Hintermann wütend die Hupe tönen ließ.
Für die UNO-Vollversammlung am nächsten Tag hatte der deutsche Bundeskanzler eine Ansprache angekündigt. Bei dem Gedanken daran war Brownstein mulmig zu Mute. Was würde der Mann sagen? Was plante er? Und gefährdete das seine Rache?
Endlich war das Wort in aller Deutlichkeit gedacht. Es ging um Rache.
Um Rache für den Fluch, der auf seiner Familie lag und ihm die tiefste Demütigung seines Lebens beschert hatte..

Lag die Zeit, in der fast seine ganze Familie den Weg durch spezielle deutsche Duschen und hohe deutsche Schornsteine nehmen musste auch fern in der Vergangenheit, warfen doch die Gespenster der Toten noch immer ihre dunklen Schatten bis in das Heute hinein.
Einem Brownstein, ein namentlicher Chaime Braunstein aus Tschernowitz in der Bukowina, gelang es, Passage auf einem Amerikafahrer zu bekommen und der nahm den Fluch, nahm das Deutsche mit über den Ozean.
Und gab es wie einen Staffelstab weiter.
Leon Brownstein war dem Pass nach US-Amerikaner, aber die Sprache der Ahnen hatte sich ihm vererbt. Er zweisprachig aufgewachsen.
Mit einundzwanzig hatte er dem Staat Utah, wo sich seine Familie seit Generationen siedelte, den Rücken gekehrt und war zum Studium nach New York gegangen.
Dort suchte er Anschluss an die beachtliche deutsche Kolonie und wurde bereits am Ende der ersten Woche zu einem Oktoberfest des Deutschen Kulturvereins eingeladen.
Aufgeregt wie ein dreizehnjähriges Mädchen vor dem ersten Rendezvous betrat er das schmucke Kulturhaus, das so gepflegt aussah, wie er es bei diesem Volk von Perfektionisten erwartet hatte.
Er betrat die kleine Bühne auf die man ihn bat und hielt eine kurze Rede, in der er sich vorstellte. Es war die erste und die letzte Rede, die er hier in dieser Sprache halten sollte.
Er sah in entgeisterte, schamrote Gesichter, in denen verschämt ein Lächeln im Mundwinkel zuckte.
Er fühlte sich blamiert und bloßgestellt.
Hass entflammte in ihm.
Es war in ihren Mienen zu lesen, die zwischen Mitleid und Belustigung pendelten. Sein Deutsch war ein Phantasieprodukt, eine vokabulare Fata Morgana, nicht einer der Anwesenden hatte verstanden was er gesagt hatte.

Sonntag, 20. September; Foreign Office, Washington DC
12:00 Uhr Weltzeit
Brownstein saß dem Außenminister gegenüber und verfolgte den Faltenlauf in dessen von Müdigkeit gezeichnetem Gesicht.
„Die Deutschen ziehen es tatsächlich durch“, sagte er und so etwas wie Respekt schwang in seiner Stimme mit.
„ich hätte es nicht für möglich gehalten.“
„Ja die Deutschen“, der Außenminister brummte ungehalten vor sich hin. Die Vorbereitungen für die bevorstehende Vollversammlung der Vereinten Nationen hatten seine letzten Kraftreserven aufgebraucht.
„Ein merkwürdiges Volk. So was sollte es nicht geben. Was immer sie anpacken, sie tun es mit einer Konsequenz, die beneidenswert ist… ach was, zum Fürchten; geradezu unmenschlich. Übermenschlich würden sie selbst wohl sagen.
Wir haben sie in nur drei Wochen in den Augen der Welt herabgewürdigt, mit dem Kainsmal der ewigen Bestie versehen, sie auf unabsehbare Zeit zum Judas unter den Nationen gemacht.
Und trotzdem gehen Sie ihren Weg in den Untergang der morgigen Abstimmung, begegnen dem ihnen entgegenschlagenden Hohn mit leutseligem Großmut und sind so gutgelaunt, als hätte sie noch eine verdammte Wunderwaffe in der Hinterhand.“
„Eine Wunderwaffe?“
„Oh, das kennen Sie nicht? Ein veralteter Ausdruck aus dem zweiten Weltkrieg. Das ist so etwas wie das mythisch-technologische Gegenstück zum göttlichen Bannstrahl.“

Montag, 21. September; Großer Saal der Vereinten Nationen, New York
7:00 Uhr Weltzeit
Zitternde Spannung machte sich wie Gas breit, überflutete die amphitheatergleich ansteigenden Sitzterrassen. Durch das aufgeregte Geschnatter schrillte die elektronische Glocke, die den Sitzungsbeginn verkündete. Schlagartig verstummten die Gespräche, nur hier und dort ließ sich leises Flüstern oder das Rascheln von aufeinander reibenden Aktenblättern vernehmen.
Der amerikanische Präsident beugte sich zu dem neben ihm sitzenden englischen Premierminister herüber.
„Versauen Sie es nicht“, flüsterte er mahnend.
„Halten Sie sich an Ihr Manuskript.“
Mit säuerlichem Gesichtsausdruck zischte der Premier eine Zustimmung zurück.
Es wurmte ihn mächtig, dass ihn die Amerikaner genötigt hatten eine Rede zu halten, die das US-Außenministerium verfasst hatte.
Zwar stimmte er dem Inhalt durchaus zu, aber er verabscheute es, dass er wie ein Lakai das ausgearbeitete Manuskript auf seinem Schreibtisch vorgefunden hatte. In dem beigefügten Begleitschreiben war ihm unmissverständlich klar gemacht worden, dass die US-Regierung andernfalls auch mit dem Spitzenkandidaten der Opposition bei der anstehenden Wahl gut leben könnte. Dies würde den Medien gerne mitgeteilt.
Innerlich fluchend ging er in Gedanken seine Rede durch.
´Sprache der Auschwitz-Schlächter…, Überfälle auf friedliche Nachbarn…, militaristische, preußische Tradition…, Auslöser zweier Weltkriege…, ist eine Zumutung für die Nachfahren der Ermordeten dieses Idiom zu erlernen…, zu bedenken, Englisch als Sprache der UNO…, akzeptieren kein Sprachdiktat der Preulen…, freie Entscheidung der Erdbevölkerung…, notfalls, was nicht zu hoffen ist, Verzicht auf einen dauerhaften Austausch unter diesen Umständen…´, memorierte er die Stichworte still vor sich hin.
Der Präsident hatte sich derweilen zu seinem anderen Sitznachbarn umgedreht.
Wie es seine Art war, lächelte ihm der chinesische Staatspräsident unergründlich zu.
Und wie jedes Mal fühlte sich Chainsaw verhöhnt.
Als er an die Konzessionen dachte, die er den Schlitzaugen für ihre Unterstützung bei der heutigen Abstimmung zu machen gezwungen war, packte ihn kalte Wut.
Da in diesem Moment der deutsche Bundeskanzler an das Rednerpult getreten war, nahm er den Focus seiner Entrüstung vom Chinesen, um ihn ganz auf den Deutschen zu richten.
Der Bundeskanzler räusperte sich.
„Meine Damen und Herren, heute ist ein denkwürdiger Tag“, sagte er. Sein voluminöses Organ ließ die Trommelfelle der Zuhörer angenehm vibrieren. Selbst an den sachlichen, scheinbar körperlosen Stimmen der Simultanübersetzter stahl sich der warme Klang seiner Stimme vorbei.
Einige Delegierte nahmen für einen Moment die Köpfhörer ab, um der fremden, so angenehmen Melodie zu lauschen.
„Am heutigen Tag werden Sie, meine Damen und Herren, entscheiden, mit welchem Zungenschlag die Erde künftig mit ihren kosmischen Freunden zu sprechen wünscht.“
Er unterbrach, da zaghafter Beifall erklang.
„Wie Ihnen bekannt ist, haben die ´Preulen´ die Deutsche Sprache als Basis der gemeinsamen Kommunikation vorgeschlagen.
Ich spreche hier wohl für alle Deutschen, Schweizer, Österreicher, Südtiroler, Luxemburger und Liechtensteiner, wenn ich Ihnen sage, dass ich dies als große Ehre empfinde.
Nach vorausgegangenen Konsultationen und in Übereinstimmung mit allen deutschsprachigen Regierungen und Vertretungen haben der Deutsche Bundestag und die Regierung der Bundesrepublik Deutschland sich jedoch gegen die Unterstützung des Vorschlages der ´Preulen´ ausgesprochen.“
Die Überraschung der Delegierten manifestierte sich in einem unüberhörbaren Raunen.
Bislang war man davon ausgegangen, dass die Deutschen ohne Rücksicht auf Verluste um ein Votum für die deutsche Sprache kämpfen würden. Die Deutschen selbst ergingen sich in viel sagenden Andeutungen, hatten aber nichts bestätigt oder dementiert.
Der US-Präsident sah verwirrt um sich, während seine Berater aufgeregt zu ergründen versuchten, was den überraschenden Umschwung des deutschen Standpunktes herbeigeführt haben könnte.
„So wie wir Deutschen uns an die Verbrechen unserer Vorfahren mit Grauen erinnern, ist das Gedenken an diese dunklen Zeitalter auch im jüdischen Volk evident. Wir haben erkannt, dass es den Nachfahren des Holocaust unmöglich zuzumuten ist, die Sprache, mit der ihre Ahnen in die Massengräber und Gaskammern getrieben wurden, wieder und wieder anhören zu müssen.
Denn jeder Fernsehbericht, jeder wissenschaftliche Aufsatz über die ´preulische´ Technologie würde zwangsläufig deutsche Sprachbestandteile enthalten.“
Die Verwirrung war nun vollständig. Der Chinesische Staatspräsident lächelte noch breiter und der US-Präsident war zu perplex, um sich über diese Volte der Deutschen noch ereifern zu können. Im weiten Rund wurde getuschelt und gestikuliert.
„Allerdings leitet die Bundesregierung, und dies auch im Namen aller deutschen Muttersprachler, aus unserem Verzicht ein Vorschlagsrecht für einen Kompromissvorschlag ab“, fuhr der Bundeskanzler fort und blickte Zustimmung erheischend in die Wand aus betretenen Delegiertengesichtern.
Verunsichert sah man sich gegenseitig an, bis der chinesische Präsident aufsprang, ein ´China unterstützt diese Ansicht´ hervorstieß und sich wieder auf seinen Stuhl fallen ließ.
Chainsaw ließ den Blick über die Reihen wandern und erkannte, dass eine Abstimmung hierzu überflüssig war. Das offen zur Schau getragene Wohlwollen für die deutsche Anmaßung war einmütig.
Zögernd nickte er selbst zum Zeichen seines Einverständnisses.
Brownstein der seinen Platz auf einer der Zuschaueremporen gefunden hatte, rang im selben Moment beschwörend die Hände. Niemand beachtete ihn.
Er hatte schlagartig begriffen, dass die Deutschen mit List und Tücke einen Coup de Etat vorbereitet hatten.
Nun war er dazu verurteilt, ohnmächtiger Zeuge des deutschen Triumphes zu werden. Was die Deutschen da trieben war ihm noch nicht klar, aber dass es ein Spiel mit gezinkten Karten war, daran bestand für ihn kein Zweifel mehr.
Und es war clever angelegt.
Die Deutschen zeigten offenherziges Verständnis für die jüdischen Vorbehalte, obwohl sie genau wussten, um was es hier wirklich ging.
Doch diese Demutsgeste sicherte Ihnen die allgemeine Zustimmung für ein Vorschlagsrecht, welches von Ihnen, nüchtern betrachtet, doch ziemlich dreist reklamiert wurde.
Damit saßen soweit alle Trümpfe in Ihrer Hand. Doch was bezweckten Sie?
Wollten Sie es den Amerikanern heimzahlen, indem sie beispielsweise Spanisch ins Spiel brachten? Dachte sie an die deutsch-russische Achse, die ohnehin viel zu stark geworden war und unterstützten die Sprache Ihrer Freunde in Moskau?
Profitierten die Inder, die ein starkes Interesse an der verstärkten Zusammenarbeit mit Deutschland signalisiert hatten?
Mittlerweile sprach der Bundeskanzler wieder.
Mit halbem Ohr hörte Brownstein auf die Übersetzung.
„.. und den ´Preulen´ entgegenkommt. Aber prüfen Sie selbst, ob der Klang dieser wundervollen Sprache Sie unberührt lässt. Sie können die Kopfhörer abnehmen, denn was ich Ihnen als Kostprobe vortragen möchte ist in einer Sprache verfasst, die den Herren und Damen von der Übersetzung unbekannt sein dürfte.
Leihen Sie mir Ihre Ohren für ein Gedicht, das mir mein Großvater oft vorlas, als ich noch ein kleiner Junge war.“
Der Bundeskanzler verharrte; bewegungslos wie aus Granit gemeißelt. Mit seinen halbgeschlossenen Augen wirkte er versunken und fern der Welt, einem olympischen Gott gleichend.
Doch kaum hatten die letzten Delegierten die Kopfhörer zögernd abgelegt, schwoll sein Brustkorb.
Er holte tief Atem und dann brach es in einen mollfarbigen Tonfall aus ihm heraus:
„In a klain Schtetl ganz morgen fartug
Es hert sech a Gejummer a Gewain în a Klug
Mentschen, halb nacket, fîn die Betten arois
Jiden traibt men zî die Bahn arois!“

Brownstein trafen die Worte wie Hammerschläge. Es schnürte ihm die Kehle zu. Tränen traten in seine Augen. Ganz leise flüsterte er:
„In einer kleinen Stadt, lange vor Tagesanbruch
Erhebt sich Jammer, Weinen und Klage
halbnackte Menschen, aus den Betten heraus,
Juden treibt man zur Bahn heraus!“
Er verstand es!
Und erst dann begriff er es.
Vor seinem inneren Auge erstand sein Großvater auf. Sprach mit ihm in der Sprache seiner Vorfahren. Dies war ihr ganz eigenes Deutsch, das sie selbst aus Deutschland mit fortgenommen hatten, schon lange vor der Entdeckung Amerikas.
Gerettet durch Zeit, Entfernung und Assimilation hindurch.
Bewahrt und rein gehalten.
Und voller Heiterkeit erkannte er seine Zukunft. Gab es auf der Welt überhaupt eine Handvoll Menschen, die gleich ihm diese Sprache beherrschten? War er womöglich der Letzte und Erste der sie sprach? War es an ihm, die Stimme der Welt zu werden?
Nichts schien unmöglich.

Jiddisches Original und Deutsche Entsprechung

In a klain Schtetl ganz morgen fartug
In einer kleinen Stadt, lange vor Tag
Es hert sech a Gejummer a Gewain în a Klug
hört man Geschrei, Weinen und Klage
Mentschen, halb nacket, fîn die Betten arois
halbnackte Menschen, aus den Betten geholt,
Jiden traibt men zî die Bahn arois!
Juden, die zur Bahn gebracht werden.

Nischt baschraiben kenn die feder,
Niemand kann das beschreiben
wie es draien sech die Raider!
Wie die Räder sich drehen
Die Wagones senen fîll
volle Waggons
Dort firt men die Jiden
dort führt man die Juden
oif Kiddusch haSchem - nuch Treblinka.
in den Tod: nach Treblinka.

În îndsere Brider fîn jener Sait Jam
Unsere Brüder auf der anderen Seite des Meeres,
Sai weln nischt wissen dem bitteren Tam
wissen sie nicht die bittere Wahrheit?
Sai kennen nischt wissen die bittere Noit
Sie haben von unserer Not nicht erfahren
As jedem Tug erwartet înds der Toit.
wo jede Stunde uns den Tod bringt.

Die Milchume wet oich amul nehmen an Ek
Auch dieser Krieg wird einmal ein Ende nehmen
Die Welt wet arîmnehmen a groisamen Schreck
Einen grausamer Schock für die Welt.
Ungefillt mit Waitik dus jidische Herz
Voller Sehnsucht das jüdische Herz
Wejer kenn farschtain îndseren Schmerz.
Wer kann unseren Schmerz verstehen?

Taichen Treren weln rinnen,
Flüsse von Tränen werden fließen
as men wet amul gefinen
Wenn man es entdeckt:
dem greßten Kaiwer oif der Welt.
Das größte Grab der Welt
Dort liegen Millionen oif Kiddisch haSchem - In Treblinka.
Es sind Millionen, die dort liegen, geheiligt wurde der Name - in Treblinka.

 
Zuletzt bearbeitet:

Das ist doch mal was. Eine Story um den ersten Kontakt und nicht ein Außerirdischer kommt leibhaftig darin vor. Stattdessen die üblichen Streitereien auf der Erde. Und das ist gut und richtig so.
Denn die stillschweigende Annahme in der SF, dass im Falle eines Kontaktes mit den „Anderen“ die Menschheit plötzlich vereint dasteht, ohne ihre kleinlichen Befindlichkeiten, nationalen Egoismen und religiösen Spannungen, ist unfassbar einfältig.
Auch wenn Nörgler eine antiamerikanische Tendenz des Textes verorten wollen, versichere ich, dass es die normative Kraft des Faktischen ist, die dem Text diese Note verleiht.
Übrigens ist die Story nur eine Rohfassung (also Gnade bei der Stilkritik), aber ich habe mich so lange nicht mehr hier sehen lassen, dass ich die ziemlich unbearbeitet eingestellt habe. Ehrlich gesagt, ich war (und bin es wohl immer noch) mir die ganze Zeit unsicher, ob die Story als solche mehr ist, als ein plumper Stammtischwitz.

Spassig ist auch, dass ich eigentlich nur was gaaaaanz Kurzes für Zwischendurch schreiben wollte. Wie die Story auf 10 Seiten ausufern konnte (und ich habe schon ordentlich gekürzt, ehrlich Mega (*grins*)) ist mir schleierhaft. Ich bin gespannt, ob sich trotzdem der eine oder andere durchquält.

P.S
Schon wieder eine Geschichte über Sprache, schon wieder geht es auch um Juden und wieder mal gibt es nichts außer Dialoge… ich liebe es!
Übrigens gibt es dann in meiner nächsten Story saftigen Sex. Soll ja nicht heißen, der Proxi begeifert nur seine Bücher (*g*).

P.P.S.
Für die Rätselfreunde noch dies: An welchen Stellen des Textes ist der Name des Olympiers unter den SF-Autoren versteckt?

 

Hi proxi!

Tja, was sagt man dazu? Die wichtigsten Kritikpunkte hast Du ja bereits selber angeführt. Nun, die Grundidee weiß zu gefallen und die Pointe ist auch recht hübsch gelungen.

Aber wie gesagt, stilistisch muss der Text überarbeitet werden, sind ja doch ein bisschen arg platte Albernheiten drin :)

Ach ja, die "außerirdischen Nigger" sind zwar ein schönes Zitat (scheint mir zumindest eine absichtliche Anlehnung zu sein), aber bei Dicks 'Martian Time-Slip' macht diese Benennung mehr Sinn als hier.

Und bei dem Satz:

die Zeit, in der fast seine ganze Familie den Weg durch spezielle deutsche Duschen und hohe deutsche Schornsteine nehmen musste

frage ich mich, ob das nicht vielleicht ein wenig zu salopp-zynisch formuliert ist.

Grüße
Christian

 

Hi Proxi!

Ich fürchte ich muss meinen Kommentar (und damit auch die allererste Textkritik hier) ähnlich anfangen wie du den zu meiner Story: ich bin nicht die richtige Kritikerin für zynische, eher mit Humor und Sarkasmus als mit Gefühl geladenen Texte. Und das ist jetzt keine Ausrede, das ist die Wahrheit :) Erschwert wird es dadurch, dass du ja selbst gesagt hast, das sei nur eine Rohfassung und somit viele der Kritikpunkte vorweggenommen hast.

Ein wenig kann ich hoffentlich trotzdem sagen.

Es gab sicherlich ein paar Sätze, in denen Wörter fehlen oder zu viel sind bzw. denen man anmerkt, dass sie korrigiert worden sind, aber eben nicht vollständig. Manches ist mir selbst für einen solchen Text zu flapsig formuliert, gerade am Anfang, wo der Leser den satirischen Ton des Textes noch nicht kennt und einen so was wie

war puterot angelaufen
eher glauben lässt, dem Autor seien keine besserer Ausdruck eingefallen. Was ich angesichts des Rests des Textes dann doch nicht glauben kann.

Die Idee ist toll. Ein wenig kantig, ein wenig in Wunden rührend, in sich logisch... Auch sehr unerwartet - vor allem, wenn man nicht schon vorher deinen Kommentar dazu und den jiddischen Text gelesen hat, aber selbst dann noch eine sehr gute Pointe ;) Stammtischwitz - ne, finde ich nicht. Aber ja, du wirst diese Kritik sicherlich zu hören kriegen. Die Geister werden sich daran scheiden, aber das ist vielleicht auch das schöne dran.

Was mir nicht ganz klar ist: es entsteht bei mir der Eindruck, Brownstein sei schon immer der Mann des BND im weißen Haus gewesen. Warum sollte er das tun? Um auf den einen passenden Augenblick zu warten? Im Falle der Preulen ist seine Handlung schön logisch (gemacht), aber da würde ich vielleicht noch einen halben Satz dazu verlieren: entweder warum Brownstein schon vorher den Deutschen was zugespielt hat oder warum es denen nicht auffällt, dass ihnen jemand wie Brownstein plötzlich einen Fax zuspielt. Mir ist klar, dass deine Figuren die Figuren eines eher satirischen Textes sind. Aber für mich was das jetzt ein Plotloch, der den Eindruck von der Story getrübt hat.

Kurzum, auch wenn die Kritikteile wie immer länger (wenn auch nicht schwerwiegender) sind als die Lob-Teile: ich freue mich sehr die sprachlich geschliffene Version der Story zu lesen...

Grüße!

pax

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo!

Für eine Rohfassung finde ich das schon ganz schön gut!
Mir hat die Geschichte im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Am besten fand ich diese andauernde Spannung, diese Bedrohung im Hintergrund, dass es zu einer richtig fiesen Debatte mit Anschuldigungen, der Androhung von Sanktionen und vielleicht sogar militärischen Maßnahmen kommen könnte. Das ist die ganze Zeit im Hintergrund mitgeschwungen und ich für meinen Teil fand das richtig aufregend. Da kam irgendwie Achtzigerjahre Endzeitstimmung auf:D
Großartig passt dazu dann die Wendung, die diese ganzen Fantasien einfach so verschwinden lässt und deutlich erkennen lässt, dass du dich um Qualität bemüht hast.
Der Gegenvorschlag des Kanzlers ist einerseits irgendwie genial, andererseits aber auch fast ein bisschen boshaft. Weiß auch nicht, Politik eben. Deutsch kann es nicht sein, den anderen vergönnt man es aber auch nicht, also ist man dreist, fordert das Recht, einen Gegenvorschlag zu machen und zaubert jiddisch aus dem Hut. Eigentlich ist das ein richtig toller Vorschlag, aber da ist noch dieser Nachgeschmack, dieses freche »aber ein bisschen Deutsch darf's schon sein«.
liege ich falsch, wenn ich daraus einen Fingerzeig auf die teilweise noch immer vorhanden, stellenweise sogar wieder populärer werdenden Ressentiments deutscher gegenüber Juden heraus? Angesichts solcher Tendenzen in unserem Land halte ich den Text für sehr gelungen, aber auch ohne die Absicht eines solchen Fingerzeigs ist ist die Wendung meiner Ansicht nach als gelungen zu bewerten. Die Bundesregierung in deiner Geschichte zeigt durch ihren Vorschlag auch Respekt gegenüber denen, die in unserem Land über so viele Jahre Schreckliches erleiden mussten. Sie will den Juden nicht zumuten, sich ständig der deutschen Sprache ausgesetzt zu sehen. Die Beute deiner Geschichte empfand ich wie einen Paukenschlag.
Passend auch, dass die Geschichte jetzt kommt, nachdem unsere Kanzlerin in der Knesset gesprochen hat - auf Deutsch -, obwohl es auch Stimmen dagegen gab. Und da drängt sich mir dann doch eine Frage auf: ob es in 80 bis 160 Jahren noch immer solche Vorbehalte geben wird? Ich weiß es nicht, wahrscheinlich beides möglich. Wahrscheinlicher aber scheint mir die Möglichkeit, dass diese Vorbehalte verschwinden werden und einer von vielen 1000 Schritten auf dem Weg dorthin war wohl die Rede der Kanzlerin.

Langer Rede kurzer Sinn: ich fand es beeindruckend.

Georg

 

Göttlich! Ich hab mich an einigen Stellen totgelacht.

Diese Story ist wahnsinnig witzig, weil die Idee wahnwitzig ist, und scharfsinnig ausgearbeitet wird. Eine tolle Satire mit lustigen Nebenfiguren (allein schon der lächelnde chinesische Präsident - göttlich!).

Abgesehen von einigen Flüchtigkeitsfehlern (zu oft Enter gedrückt!) habe ich nur einen Kritikpunkt: Die Story ist zu lang. An einigen Stellen kann man sicher kürzen. Zum Beispiel:

Bislang war man davon ausgegangen, dass die Deutschen ohne Rücksicht auf Verluste um ein Votum für die deutsche Sprache kämpfen würden. Die Deutschen selbst ergingen sich in viel sagenden Andeutungen, hatten aber nichts bestätigt oder dementiert.

Insgesamt aber toll, genau mein Geschmack, und nach einer Überarbeitung wäre wohl eine Empfehlung fällig.

:thumbsup:

Uwe
:cool:

 

Hallo Proproxilator,

eine sehr gelungene Idee! Diese schon so oft und gern ausgeschlachtete Situation, dass die Menschheit von Ausserirdischen besucht wird, bekommt durch diese KG eine frische Vitaminspritze.

Möglicherweise hat dieser innovative Einfall den Text etwas üppig werden lassen (auf der anderen Seite ist zu spüren, welchen Spaß dir die Ausführung zu machen schien), und so wirklich könnte ich auch nicht unbedingt benennen, an welcher Stelle ich mich mal gelangweilt hätte.

Der Stil ist locker und bietet ein paar lustige Anspielungen, da kommt man wirklich gut durch. Ein bisschen Feinarbeit hier und da vielleicht noch, aber ingesamt wirklich sehr unterhaltsam!

Einzig und allein die bereits von ccw angemerkte Textstelle (Zitat: Lag die Zeit, in der fast seine ganze Familie den Weg durch spezielle deutsche Duschen und hohe deutsche Schornsteine nehmen musste auch fern in der Vergangenheit,) gefällt mir nicht. Ein Mensch, der seine Familie auf diese Weise verloren hat, wird sich nicht auf derart zynische Weise daran erinnern, und so wirkt diese Formulierung unpassend. Da solltest du dir etwas anders einfallen lassen.

Ansonsten gern gelesen,

Grüße von Rick

 

Ich wiederhole jetzt nicht die Ausführungen meiner Vorschreiber, sondern stelle nur fest, dass mir deine Geschichte gut gefallen hat.

LG

Jo

 

Ich muss über diese Kritiken (die erstaunlich positiv sind, damit habe ich nicht gerechnet) erst mal überdenken und melde mich Ende der Woche mit einer ausführlichen Antwort.
LG aus Lanzarote (Luft: 25 Grad Celsius, Wasser: 19 Grad Celsius)

 

Hi Proxi!


Hm, tja, ich kann mich meinen Vorrednern leider nicht so vorbehaltlos anschließen.
Zwar enthält der Text zweifellos ein paar wunderbare Formulierungen und Bilder, nur sehe ich hier absolut nichts Witziges oder Geniales. Sorry.
Vielleicht muss man auch Deutscher sein, um den Text so zu kapieren, wie er wahrscheinlich gemeint ist.
Für mich schwimmt die Story irgendwo zwischen Propaganda und Polemik. Es wir schwarz-weiß gezeichnet auf Teufel komm raus. Keine Graubereiche.

Dann drängt sich mir die Frage auf, ob Deutsch wirklich eine so logische Sprache ist, wie du hier als Entscheidungskriterium der "Preulen" anmerkst.
Latein als Ursprungssprache ist doch weit logischer und in sich verständlicher, als alle Sprachen zusammen. Warum? Weil Latein eine reine Kriegssprache ist und präzise sein muss, um Heere zu führen.

Die Vorzüge dieser Sprache waren, nach dem Dafürhalten der ´Preulen´ leichte Erlernbarkeit, zumindest für sie selbst, logische Tiefe, semantische Variabilität und Nuanciertheit.
Wenn dem so ist, dann hätte deine Geschichte weit mehr an Missverständlichkeiten, Übersetzungsfehlern und Wortspielen enthalten müssen. Was ist z.B. mit den Wörtern, die im Englischen nicht übersetzbar sind? "Kindergarten", "Dachshund", "Zeitgeist"? Da hätte man noch einiges machen können.

Was ich weiters nicht verstehe ist: Wollte sich Braunstein nun an den Deutschen oder indirekt an den Amerikanern rächen? Oder an den amerikanischen Deutschen?
Und ist seine Rache komplett, weil zum Schluss dann Jiddisch gesprochen wird?
Warum ist das eigentlich so ein Problem, wenn die Aliens lieber Deutsch sprechen? Mir kommt vor, als bediene sich der Text nur deswegen der Aliens, um durch eine "Bedrohung" alte Konflikte neu aufzubauschen.
Aber wie Kurt Tucholsky schon sagte: "Ein Autor muss ein Problem nicht lösen, sondern nur verständlich und klar benennen."

Ein paar Kleinigkeiten:

... war puterot angelaufen ...
Er ist doch ein ER, dann schon "puterrot".

Nehmen Sie dieses Scheißfax und wischen sich meinetwegen den Arsch damit ab und…“
... und wischen Sie sich meinetwegen ...

Ich wohl recht in der Annahme, dass ich den Inhalt des Fax in Kürze auf meinem Schreibtisch zu liegen habe? “
Der Satz ist kaputt.

Wir haben sofort insistiert und allgemeine Vorbehalte geäußert.
insistere - dringen, beharren, bestehen
Wir haben sofort gedrängt/beharrt/bestanden und allgemeine Vorbehalte geäußert. :confused: Worauf?

Auslöser zweier Weltkriege…
Wie der Kabaretist Django Asyl schon vollkommen richtig sagte:"Die Österreicher sind an beiden Weltkriegen Schuld. Das erste Mal weil einer erschossen wurde und das zweite Mal, weil einer nicht erschossen wurde!"
Am ersten Weltkrieg haben die Deutschen in meinen Augen keine Schuld gehabt. Österreich-Ungarn erklärte Serbien 1914 nach der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand den Krieg.

Wir haben erkannt, dass es den Nachfahren des Holocaust unmöglich zuzumuten ist, die Sprache, mit der ihre Ahnen in die Massengräber und Gaskammern getrieben wurden, wieder und wieder anhören zu müssen.
Wieso das denn?

Also lieber Proxi, wie gesagt, ein paar absolute Stilblüten und einige schöne Bilder, aber insgesamt für mich kein Meisterwerk. Sorry. Aber ich bin ja auch Österreicher. :shy:

lg, LE

 

@ CCW:

Die wichtigsten Kritikpunkte hast Du ja bereits selber angeführt.
Clever, oder?
Ach ja, die "außerirdischen Nigger" sind zwar ein schönes Zitat
Das war mir nicht bewusst, aber natürlich habe ich „meinen“ Dick gelesen. Schien mir halt irgendwie passend, zumal ich ja mal für Politiker gearbeitet habe und ihre „kleine Dienstsprache“ durchaus zu antizipieren weiß.
Und bei dem Satz:
Zitat:
die Zeit, in der fast seine ganze Familie den Weg durch spezielle deutsche Duschen und hohe deutsche Schornsteine nehmen musste
frage ich mich, ob das nicht vielleicht ein wenig zu salopp-zynisch formuliert ist
.
Nur wenn man sich nicht vergegenwärtigt, dass die Story in einiger Zukunft spielt. Je weiter der zeitliche Abstand zu einem „unangenehmen“ geschichtlichen Ereignis liegt, desto mehr ist erlaubt (wer den Film „Zug des Lebens“ kennt, weiß was ich meine).
Außerdem ist das im Ausland so ne Sache:
Im Flughafenmuseum von Lanzarote begrüßt Dich ein metergroßes Hakenkreuz, weil der Flugverkehr auf den Kanaren mit dem Besuch eines Zeppelins 1936 begonnen hat. Und zum Karneval tragen zwei Canarions immer SS und Wehrmachtuniformen (ich musste denen erst mal ein paar deutsche Wörter beibringen). Die englische Gäste haben die bedenkenlos mit dem bekannten Gruß bedacht und die deutschen Gäste sind mit gesenktem Haupt vorbeigeschlichen.
Außerdem hat mich ein Busfahrer mal mit „Heil Hitler, Bus da. Zu Befehl“ begrüßt, weil er einen Film über die Legion Condor gesehen hatte.
Und wenn ich mit Engländern Touren gemacht habe, war mein Einstieg immer: „My Name ist…., you can call me …, or guide or using the german word for guide“. Ich war dann IMMER den ganzen Tag „Main Fuhrer“, das hat die richtig glücklich gemacht…

@ pax:

ich bin nicht die richtige Kritikerin für zynische, eher mit Humor und Sarkasmus als mit Gefühl geladenen Texte.
Ich freue mich trotzdem über jede Kritik, manchmal ist der „Blick von der anderen Fraktion“ genau der, der neue Ansatzpunkte in der Bewertung eines Textes ermöglicht.
Es gab sicherlich ein paar Sätze, in denen Wörter fehlen
Asche auf mein Haupt, aber ich habe mich hier so lange nicht sehen lassen, dass ich einfach auch mal ein Lebenszeichen setzen wollte.
Was mir nicht ganz klar ist: es entsteht bei mir der Eindruck, Brownstein sei schon immer der Mann des BND im weißen Haus gewesen. Warum sollte er das tun?
Berechtigter Einwand. Mal sehen, wie ich das gedreht kriege.

@ schreibär

liege ich falsch, wenn ich daraus einen Fingerzeig auf die teilweise noch immer vorhanden, stellenweise sogar wieder populärer werdenden Ressentiments deutscher gegenüber Juden heraus?
Eigentlich ist es das übliche Problem, der Ambivalenz im Deutsch-Jüdischen Verhältnis.
Man bedenke, dass in keinem anderen Land Europas die Juden über mehrere Jahrhunderte so verhältnismäßig fair behandelt wurden.
Kein anderes Land hat auch so stark von seiner jüdischen Gruppe so stark profitiert, wie die deutschen Länder (insbesondere das sehr tolerante Preußen!).
In keinem Land ist auch mWn. die Assimilierung dermaßen stark ausgeprägt gewesen (man denke an den prozentual überdurchschnittlichen Anteil jüdischer Kriegsfreiwilliger im 1. Weltkrieg) und dass die „Ostjuden“ das Deutsche mit auf ihre Wanderungen gen Osten mitgenommen haben, spricht auch nicht gerade gegen die „deutschen Kleinstaaten“.
Der latente Antisemitismus war auch nie so stark ausgeprägt, wie in einigen Nachbarländern und bewegte sich eher auf dem Niveau, wie einzelne Landmannschaften übereinander herziehen (siehe z.B. Fontane!). Und dann plötzlich diese zwölf schwarzen Jahre!
Der bitterböse Witz der Geschichte ist (wie es der russische Wissenschaftsminister (?) im SPIEGEL-Interview darlegte), dass sich die bis dato führende deutsche Wissenschaftsnation bis heute nicht vom Aderlass ihrer besten Köpfe (und das waren nun mal in hohem Maße die Juden) erholt hat.
Passend auch, dass die Geschichte jetzt kommt, nachdem unsere Kanzlerin in der Knesset gesprochen hat - auf Deutsch -, obwohl es auch Stimmen dagegen gab.
Das hat Sie mit mir nicht abgesprochen!
Und da drängt sich mir dann doch eine Frage auf: ob es in 80 bis 160 Jahren noch immer solche Vorbehalte geben wird?
Es gibt Hoffnung: Ich hatte einen jüdischen Bekannten, deutscher Abstammung, der stolz auf sein Deutschsein ist, eben weil die deutsche Kultur (Heine, Einstein, Marx um nur die wichtigsten zu nennen) eigentlich eine jüdisch-deutsche Kultur ist.
S. Lem war ja auch Jude und so wie er geschrieben hat, ist er wohl nur versehentlich in Polen und nicht in Berlin geboren.

@ Uwe

Göttlich! Ich hab mich an einigen Stellen totgelacht.
Ehrlich?
allein schon der lächelnde chinesische Präsident
Die sind so, die Schlitzaugen…
An einigen Stellen kann man sicher kürzen.
Mache ich. Versprochen.
Insgesamt aber toll, genau mein Geschmack, und nach einer Überarbeitung wäre wohl eine Empfehlung fällig.
Ich bin baff, eine Empfehlung von Dir…, da bin ich ja faktisch zu einer Überarbeitung gezwungen. Übrigens, ich war mir wirklich nicht sicher, ob die Idee trägt, aber wenn sogar der gestrenge Postmeister Zustimmung signalisiert…

@ Lems Erbe:
Ja ich weiß: das 0:3 gegen Deutschland und das 3:4 nach 3:0 Vorsprung gegen Holland fand ich auch witziger, mein Lieber Halb-EM-Ausrichter.

Vielleicht muss man auch Deutscher sein, um den Text so zu kapieren, wie er wahrscheinlich gemeint ist.
Jawoll!!!
Für mich schwimmt die Story irgendwo zwischen Propaganda und Polemik.
Bist ja nur neidisch, weil ihr keine eigene Sprache habt…
Es wir schwarz-weiß gezeichnet auf Teufel komm raus. Keine Graubereiche.
Stimmt, aber ich habe in der Politik gearbeitet und leider läuft es da häufig so ab. Man denke nur an die Vorgeschichte des Irakkrieges. Wo waren da, bitteschön, die Graubereiche?
Dann drängt sich mir die Frage auf, ob Deutsch wirklich eine so logische Sprache ist, wie du hier als Entscheidungskriterium der "Preulen" anmerkst.
Es gibt eine sehr lesenswerte Sprachuntersuchung von Völz, die dem Deutschen in gewissen Bereichen eine Überlegenheit gegenüber anderen Sprachen attestiert.
So gibt es z.B. das nachgestellte Verb lediglich in zwei Sprachen weltweit. Ich habe mal ein Buch gelesen (Titel und Autor sind mir entfallen) in dem die Probleme bei der Übertragung der Quantenmechanik von den deutschen Ursprungsarbeiten in andere Sprachen erzählt wurde. Da ist aus einem einzigen deutschen Satz oft ein beschreibender Absatz geworden.
Natürlich hat das Deutsche auch so seine Schwächen, man denke nur an M. Twains Essay „die schreckliche deutsche Sprache“.
Latein als Ursprungssprache ist doch weit logischer und in sich verständlicher, als alle Sprachen zusammen.
Ja und nein.
Abgesehen davon, dass Latein als tote Sprache nicht wirklich für moderne wissenschaftliche Abhandlungen taugt, ist Latein natürlich Ursprungssprache einer ganzen Familie.
Allerdings fehlt dem Latein (lt. Aussage eines befreundeten „Lateiners“) das Leben, also die sprachliche Entwicklung, die nur durch Gebrauch entstehen kann.
Weil Latein eine reine Kriegssprache ist und präzise sein muss, um Heere zu führen.
Ich habe dem Deutschen aber mehr als nur Logik zugebilligt. Präzision beispielsweise. Das kannst Du als Ösi nicht wissen, aber Präzision ist eine Deutsche Nationaltugend.
Wenn dem so ist, dann hätte deine Geschichte weit mehr an Missverständlichkeiten, Übersetzungsfehlern und Wortspielen enthalten müssen.
Habe ich erwogen. Ich las z.B. in einem spanischen Roman, dass ein deutscher Pastor herbeieilte und der Hauptperson auf den Hof schiss. Dabei ist der ´pastor aleman´ nur ein Deutscher Schäferhund.
Was ist z.B. mit den Wörtern, die im Englischen nicht übersetzbar sind? "Kindergarten", "Dachshund", "Zeitgeist"?
Und vergiss nicht ´Weltanschauung´. Ne, das ist ein Missverständnis deinerseits. Es geht nicht nur um die Übersetzungen, Lehn- und Fremdwörter, u.ä., sondern um die Potenz einer Sprache. Wenn Du so willst, ist Sprache ein Kanal und hier ist die Frage, welche Sprachkanal die höchste Durchflusskapazität und –geschwindigkeit hat, von den ´Preulen´ beantwortet worden.
Und ist seine Rache komplett, weil zum Schluss dann Jiddisch gesprochen wird?
Seine Rache verliert den Sinn, weil er eben nie Deutsch, sondern Jiddisch gelernt hat.
Warum ist das eigentlich so ein Problem, wenn die Aliens lieber Deutsch sprechen
Der Teil mit Dominanz und Macht durch Sprachverbreitung ist ernst gemeint. Das gilt heute schon. Glaubst Du im Ernst, dass die Englischsprachige Welt das wirklich zulassen würde? Wenn schon eine österreichische Freundin hier auf Lanzarote mit mir nur Spanisch spricht, weil sie ernsthaft meint, Östereichisch sei eine Sprache und Deutsch spricht Sie prinzipiell nicht!
... und wischen Sie sich meinetwegen ...
Das erste „Sie“ reicht, weil es eine Aufzählung ist (sagt meine Mutter und die ist Deutschlehrerin).
Der Satz ist kaputt.
Ich werden machen ganz.
„Insistieren“
wird meiner Erfahrung nach beim behördlichen Schriftverkehr im Sinne von „einwenden, vorläufig Einspruch erheben“ verwendet. Das kann sprachlich nicht ganz richtig sein, wird aber gemacht. Ich werde es trotzdem ändern.
Die Österreicher sind an beiden Weltkriegen Schuld. Das erste Mal weil einer erschossen wurde und das zweite Mal, weil einer nicht erschossen wurde!
Hübsch gesagt. Ihr seid schuld! Oder wie es die Band „Terrorgruppe“ auf dem Bizarrfestival in Ö auf den Punkt brauchte: „Seid ich gelernt habe, dass Hitler Österreicher war, bin ich echt stolz Deutscher zu sein“.
Am ersten Weltkrieg haben die Deutschen in meinen Augen keine Schuld gehabt. Österreich-Ungarn erklärte Serbien 1914 nach der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand den Krieg.
Und die Alleinschuld am Krieg haben die Deutschen wegen des Durchmarsches durch Belgien bekommen. Übrigens haben die Deutschen nachweislich auch den ersten Motorflug durchgeführt. Was brauchst Du als Beweis mehr, dass die Story eben funktioniert, denn diese Falschstellungen der Geschichte sind im englischsprachigen Raum allgemeines Bildungsgut.
Wieso das denn?
Weil meine Schweizer-Gäste am Tage nach dem 0:4 auch nicht sonderlich erfreut waren, einen Deutschsprechenden Reiseleiter auf dem Ausflug zu haben.
Aber ich bin ja auch Österreicher.
Du meinst sicher, Du bist (perspektivisch) Ostmärker.
Oder wie es meine Oma mal gesagt hat: „Lieber heim ins Reich, als Reich ins Heim“.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Proxi!

Aber sonst geht es dir noch gut, oder?

Ja ich weiß: das 0:3 gegen Deutschland und das 3:4 nach 3:0 Vorsprung gegen Holland fand ich auch witziger, mein Lieber Halb-EM-Ausrichter.
Das ist mir doch vollkommen wurscht und überhaupt, was hat das mit der Kritik an deiner Geschichte zu tun?

Zitat:
Vielleicht muss man auch Deutscher sein, um den Text so zu kapieren, wie er wahrscheinlich gemeint ist.
Jawoll!!!
Dann hätte ich mir das Lesen sparen können, oder wie?

Stimmt, aber ich habe in der Politik gearbeitet und leider läuft es da häufig so ab. Man denke nur an die Vorgeschichte des Irakkrieges. Wo waren da, bitteschön, die Graubereiche?
Was schert mich der Irak. Hier geht es um Handwerkliches. Und wenn mir ein Autor seine Meinung durch seine Figuren auf das Auge drückt, dann ist das für mich Propaganda.

Es gibt eine sehr lesenswerte Sprachuntersuchung von Völz, die dem Deutschen in gewissen Bereichen eine Überlegenheit gegenüber anderen Sprachen attestiert.
So gibt es z.B. das nachgestellte Verb lediglich in zwei Sprachen weltweit. Ich habe mal ein Buch gelesen (Titel und Autor sind mir entfallen) in dem die Probleme bei der Übertragung der Quantenmechanik von den deutschen Ursprungsarbeiten in andere Sprachen erzählt wurde. Da ist aus einem einzigen deutschen Satz oft ein beschreibender Absatz geworden.
Natürlich hat das Deutsche auch so seine Schwächen, man denke nur an M. Twains Essay „die schreckliche deutsche Sprache“.
Ja genau, und die Zwölftonmusik ist die Krönung der Harmonie. Lächerlich!

Ja und nein.
Abgesehen davon, dass Latein als tote Sprache nicht wirklich für moderne wissenschaftliche Abhandlungen taugt,
Glaube ich nicht. Im klinischen Alltag werden nach wie vor die lateinischen Begriffe zum Erstellen eines Befundes verwendet. Da wird in einem Satz klar gesagt, was gemeint ist. Umgekehrt würde so manche Diagnose im Deutschen eine halbe Seite füllen.

ist Latein natürlich Ursprungssprache einer ganzen Familie.
Allerdings fehlt dem Latein (lt. Aussage eines befreundeten „Lateiners“) das Leben, also die sprachliche Entwicklung, die nur durch Gebrauch entstehen kann.
Ich bin selbst "Lateiner" und sehe das etwas anders. Wenn über Jahrhunderte von wasweißich wieviel Menschen Latein gesprochen wurde (klar klang das nicht genauso wie die Schreibe), dann ist das schon Gebrauch in meinen Augen. Und Dichter gab es zur genüge. Ist halt eine Frage der Kunstfertigkeit einer harten Militärsprache Lyrik zu entlocken.

Ich habe dem Deutschen aber mehr als nur Logik zugebilligt. Präzision beispielsweise. Das kannst Du als Ösi nicht wissen, aber Präzision ist eine Deutsche Nationaltugend.
Ja genau, ich bin der blöde Ösi und kenne die deutsche Mentalität nicht. Frechheit!!!

Wenn schon eine österreichische Freundin hier auf Lanzarote mit mir nur Spanisch spricht, weil sie ernsthaft meint, Östereichisch sei eine Sprache und Deutsch spricht Sie prinzipiell nicht!
Die Ausnahme bestätigt die Regel. Und JA, Österreichisch ist eine eigenständige Sprache, zumindest für mich. http://de.wikipedia.org/wiki/Österreichisches_Deutsch
Aber da wirst du jetzt wie immer hundertausend logische Gegenargumente haben.


Hübsch gesagt. Ihr seid schuld! Oder wie es die Band „Terrorgruppe“ auf dem Bizarrfestival in Ö auf den Punkt brauchte: „Seid ich gelernt habe, dass Hitler Österreicher war, bin ich echt stolz Deutscher zu sein“.
Und da soll ich mich jetzt schlecht fühlen, oder wie? Was soll diese Aussage?

Und die Alleinschuld am Krieg haben die Deutschen wegen des Durchmarsches durch Belgien bekommen. Übrigens haben die Deutschen nachweislich auch den ersten Motorflug durchgeführt. Was brauchst Du als Beweis mehr, dass die Story eben funktioniert, denn diese Falschstellungen der Geschichte sind im englischsprachigen Raum allgemeines Bildungsgut.
Du hast natürlich recht und ich bin der Idiot.

Du meinst sicher, Du bist (perspektivisch) Ostmärker.
Oder wie es meine Oma mal gesagt hat: „Lieber heim ins Reich, als Reich ins Heim“.
Nein, ich meinte was ich sagte. Ich bin Staatsbürger der Republik Österreich und KEIN Ostmärker, verflucht nochmal.

Aber genau solche Antworten wie du sie mir hier geliefert hast bestätigen wieder mein Bild vom "patzigen Piefke".
Weißt du was, die Geschichte ist grandios. Sie ist unglaublich genial und gescheit und einfach perfekt und für mich als halbgebildeten Kartoffelfresser aus der "Ostmark" schlicht nicht verstehbar, weil mir der Horizont fehlt.

Mir reicht es echt. Wieso kommentiere ich hier eigentlich noch was? Entweder kriegt man gar keine Antworten von den Leuten oder man kann sich als den "dummen Ösi" behandeln lassen, der so gerne mitleidig belächelt wird.
Wahnsinn, und ich hab mal was auf deine Meinung gegeben. :confused:

Solche Frechheiten brauch ich mir wirklich nicht gefallen lassen.
Das war für lange Zeit das letzte Mal, dass ich hier was gepostet habe.

Macht's gut, Flo

 

Ich hoffe, Flo, Du meinst mit "hier" diesen Thread, weil Du differenzieren kannst zwischen den Aussagen eines einzelnen (Proproxilator) und einer ganzen Community (kg.de).

Proproxilator, einige Deiner Aussagen oben finde ich höchst grenzwertig. Man kann darin mühelos eine ziemlich braune Gesinnung erkennen, oder eine Österreicher-feindliche Haltung, oder total überzogene Polemik, mindestens aber haarspalterische Besserwisserei. Nichts davon finde ich hier (oder sonstwo) angemessen, und ich schlage vor, dass Du Deine Aussagen editierst, bzw. relativierst, es sei denn, das eine oder andere entspricht Deiner tatsächlichen Gesinnung, was mich doch ziemlich wundern würde.

 

@uwe:

Natürlich meinte ich mit "hier" nur hier in diesem Thread.
Es gibt ja auch noch soviele andere Autoren, die wirklich etwas zu sagen haben.

 

Hi allerseits,

um hier nicht alles vollzuspamen, nur dieses:
Ich habe LE eine PN geschickt, da ich der Meinung bin, hier liegt ein Missverstaendnis vor. Wenn LE das wuenscht, werden meine Antwort auf seine Kritik und seine Folgeantwort geloescht.
Ich hatte, um dies klar festzustellen, nie die Absicht, LE zu beleidigen.
Hoffe, dies ist damit vom Tisch.
Proxi

Allerdings, der Deutschen Rechthaberei wegen, noch ein Zitat aus dem Wiki-Link im Bezug auf Oestereichisch als eigene Sprache:

Diese hochsprachlichen Besonderheiten haben sich in Österreich geschichtlich entwickelt und stellen zwar keine eigenständige Sprache dar
Sorry, Flo, aber was Recht ist, muss Recht bleiben.

 

Habeas, lieber Proxi!
Von mir aus können wir diesen kleinen Diskurs ruhig löschen.
Alles wieder ok. Aber wenn du wenigstens EINEN Smiley reingeschummelt hättest, hätte ich mich ausgekannt.

Trotzdem, anzurechnen ist, dass du Manns genug bist dich für einen Fehltritt zu entschuldigen. Das passiert nicht oft. Dafür meinen Respekt!

Zitat:
Diese hochsprachlichen Besonderheiten haben sich in Österreich geschichtlich entwickelt und stellen zwar keine eigenständige Sprache dar
... sind aber seit der II. Republik als Standardvarietät der deutschen Sprache durch das vom Unterrichtsministerium mitinitiierte Österreichische Wörterbuch staatlich normiert.

Alles zitieren, Meister Proxi! Und selbst wenn es nur innerhalb des roten Striches auf der Landkarte gilt. ;)

lg, LE

 

Nun, da die Völkerfreundschaft wieder gesichert ist, können wir uns ja wieder der Literatur widmen. :schiel:

Hey Proxy!

Du hast da eine Geschichte geschrieben, die älter und weniger aktuell wirkt, al sie es tätsächlich ist. Vom Stil erinnert sie mich stark an Werke aus der Endzeit des Kalten Krieges.

Besonders eindrucksvoll ist wie immer die gründliche Recherche, damit machst du das Szenario auf eine eigene Weise realistisch und eindringlich, obwohl ja ganz in lemscher Manier ständig nur Geredet wird.

Die Idee mit dem Sprachenstreit ist genial, sie zeigt die territoriale Kleingeistigkeit des Menschen selbst in unseren globalisierten Zeiten. Niemand macht sich auch nur kurz Gedanken über die Bedeutung dieses Erstkontaktes (Ich wäre froh, dass die Preulen überhaupt mit uns reden können/wollen)

Die Lösung ist natürlich arg auf ein amerikanisch-deutsches Problem Zugeschnitten, aber sie ist weltgeschichtlich wesentlich eleganter, als es ihrer gräuslichen Vergangenheit zusteht.

Das der Präsidentenberater seine eigene Sprachvergangenheit nicht kennt, ist zwar bei einem intelligenten Mann nicht ganz verständlich, aber immerhin möglich und damit noch zu schlucken.

Was mich bei alledem ein bisschen gestört hat, war dass hier ausschließlich Regierungen (und vielleicht noch die Presse) als Machtfaktoren auftreten. Deshalb der etwas antiquierte Eindruck. Wo sind die Wirtschaftsverbände, die Wahlkampfspender, die Katholische Kirche (die natürlich wie LE Latein fordert), die Muslime, der Zentralrat der Juden et cetera pp?

Ach und eine Kleinigkeit noch :D: Das stelle ich auch in meinen eigenen Geschichten immer wieder fest, sofern sie nicht in vergangenen Zeiten spielen. Wo sind die Frauen in Machtpositionen? Besonders in der Zukunft sollte so etwas wichtig werden. Außerdem können die Ladies auf ihre eigene Weise viel fieser sein sein, als die Herren der Schöpfung.

Ansonsten sehr gut, besonders mit dem Gedicht am Ende.

Greetz
omno

 

Hmm...
Hi Proprox,
Also im Großen und Ganzen recht nett. aber zu wirklichen Jubelrufen reißt mich die Geschichte jetzt nicht hin.

Tja, bevor ich zu ergründen suche woran 's liegen mag ein bisschen Textkram:

Wie wir in Erfahrung gebracht haben, war Präsident Chainsaw äußerst aufgebracht über das von den ´Preulen´ eingegangene Fax. Leider haben uns unsere amerikanischen Freunde bisher über den Inhalt im Unklaren darüber gelassen.“
Was macht das darüber hier?

„Behalten Sie es für sich. Ich wohl recht in der Annahme, dass ich den Inhalt des Fax in Kürze auf meinem Schreibtisch zu liegen habe? “
Was macht das zu da? und wo ist das gehe?

„Erfahrungsgemäß wird er frühestens nach der Durchsicht des Sportteils wieder auftauchen. Und da er nicht gerade ein schneller Leser ist, haben wir wohl eher eine Stunde.
Was möchte hier das eher von mir?

Sie saßen um den Konferenztisch und hatten den Vortrag des Präsidenten des BND angehört.
wdh. -> des; man stolpert regelrecht

Die ´Preulen´ sind für uns deshalb ein Gottesgeschenk.
Passt nicht in die Klischeebilder, die du so schön aufgebaut hast.

„Weil ich häufiger als Sie die Lösung für ein Problem finde.“
bisschen platt oder?

Also gefallen hat mir die Idee als solche und die klischeebehafteten Clowns die du über die Bühne deiner Geschichte führst.
Das war Stellenweise wirklich Witzig und hat mir hier und da ein Schmunzeln oder sogar ein Lachen abgerungen. Allein deswegen hat sich die Lektüre gelohnt.

Was mir nicht so zugesagt hat waren die doppelt und dreifach verstreuten Metaphern und Anspielungen an den Holocoust an Stellen wo sie wenig verloren hatten.
Beispiel:

Zitternde Spannung machte sich wie Gas breit, überflutete die amphitheatergleich ansteigenden Sitzterrassen.
Hier ist das Gas nicht nur unnötig sondern zum Stirnrunzeln.

Desweiteren bleibst du mir zu flach in der Konfliktschilderung. Dafür das du aus der Politik kommst zeichnest du mir ein zu flaches Bild von der deutschen Seite in dieser Verleumdungskampanie. Selbst wenn wir den Amerikanern/der Amerikanischen Regierung einen so großen Einfluss in der Medienwelt gegen einen wichtigen Verbündeten zu sprechen. Vertuscht und leugnest du eine Macht der Deutschen in der Welt. Es ist nun ein mal vom wirtschaftlichen Standpunkt so, dass wir unter den Top fünf der Weltwirtschaft mitspielen, dass wir im Ausland auch viele kulturelle Vertretungen haben und nicht gerade wenig ausländische Studenten in diesem unseren Land studieren.
Ich möcht' jetzt keine Fahne schwenken sondern einfach nur darauf hinweisen, das mir der Konflikt zu Einseitig und blass gezeichnet ist.

Tja, dann die Hetzparollen! Zweiter Weltkrieg schlecht und bäh aber trotzdem überlegen sich das die Leute im allgemeinen Zweimal bevor sie der deutschen Bundesregierung auf diese stumpf Art vorn Karren fahren. Ja sie versuchen es immer wieder. Im letzten Jahr US-Amerikaner Latein-Amerikaner, Polen und auch ein paar andere. Aber sie entschuldigen sich ganz schnell und ich seh in der deutschen Presse eigentlich keine Anzeichen eines Jesussyndroms solch stumpfe Angriffe einfach kommentarlos hinzunehmen.
An und für sich ist die europäische Presse da eher empfindlich, wenn solche Anklagen kommen.
Ja wir haben Politiker die immer wieder ins rechte Horn tuten und sich gleichzeitig ein liberales menschenfreundliches Bild bewahren wollen aber bis jetzt sind Oetinger und Konsorten Gott sei dank immer ganz schnell zurück gerudert.

Also was bleibt zu sagen?
Idee find ich gut, aber mit der umsetzung bin ich nicht zu frieden, sie ist mir zu einfach gestrickt, zu sehr schwarz weiß, zu blass. Die Deutschen sind mir zu bisslos um der Realität entsprungen zu sein, die Angriffe und Motive der Amerikaner zu sehr im Dunkeln belassen um mich überzeugen zu können.
Also Potential steckt drin, aber ich sehe da noch einen ganzen Haufen Arbeit vor dir bevor die Geschichte wirklich überzeugt.

les' dich
Nice

ps.: kann mich omnos Forderung nur anschließen. Wär 's nicht Zeit für 'ne US-Amerikanische Präsidentin? Oder zumindest eine Außenministerin?

 

Hi Nice,

wer hatte denn deiner Meinung nach am 29.08.2008 den Posten des US-Aussenministers inne?
Verwunderte Grüße,
Tyll

 

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