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Splitter und Balken

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13.09.2007
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Splitter und Balken

Der Platz war leer.
„Fuck!“
Andi ließ die Scheinwerfer seines VW Käfer aufleuchten, startete erneut den Motor und drehte eine langsame Runde: nichts, nicht mal eine Ratte ließ sich blicken. Was war da los? Er checkte die Wolkenkratzer rings um, nicht ein helles Fenster. Selbst das Wetter passte in diese Science Fiction Szenerie: windstill, wolkenschwerer Himmel, kein Mond zu sehen. Einzig die Straßenbeleuchtung tat so, als wäre alles wie immer.
„Verfluchte heilige Scheiße!“, schrie er in das Schweigen und irgendwo in der Ferne glaubte er, Krähen Antworten krächzen zu hören. Andi schaltete den Motor ab, identifizierte die Geräusche von Hubschraubern. Aufschauend stellte er fest, dass sie noch außer Sichtweite waren. Wieder drehte er den Zündschlüssel um, gab behutsam Gas und überquerte den Platz, um sich im angrenzenden Stadtforst zu verstecken.
Wie waren sie ihm so schnell auf die Spur gekommen? Sicher hatte er eine hinterlassen, im Darknet sowie in den offiziellen Netzwerken, allerdings, dumm war er nicht, nur auf den Pinnwänden seiner Fake Profile, welche er unter den Nicknames Fu Hannes, Jesco und Karl-Peter pflegte. Kurz vor seinem Aufbruch hatte er die Posts abgesetzt, in denen er ankündigte, dass dies sein großer Tag sei, wo er es allen zeigen werde, allen, die auf ihn herabgesehen hatten, ihn nicht beachtet, verachtet, sich nicht die Mühe gemacht hatten, seine wahre Größe zu erkennen. Allen würde er es zeigen, allen, mit ihren blinden Splitteraugen. So hatte es Oma Josepha immer bezeichnet, wenn die ihn verspottet und auf dem Schulweg verdroschen hatten:
„Die haben die Augen voll Splitter, Andi, deshalb sehen sie dich nicht, aber du wirst es ihnen zeigen, aus welchem Holz du geschnitten bist, mein Bubi.“
Das würde er! Kein Amoklauf, damit konnte man sich längst kein Denkmal mehr setzten in dieser beschissnen Welt.
„Ein Spinner nur, nur ein armer Irrer...“, würde die Öffentlichkeit in diesem Fall feststellen, um erleichtert aufzuatmen und, kaum innehaltend, sich, verächtlich lachend, zurück in ihren Alltag der Superlative zu stürzen, voller geiler Megas, die sie ihm verwehrten. Die einzige Währung, die denen wirklich Angst einjagte, war Terror. Er glaubte weder an Gott noch Teufel, aber an seine eigene Größe. So hatte er den alten, vom Großvater geerbten, VW Käfer wieder flott gemacht und sich eine Kalaschnikow besorgt. Damit wollte er heute, nach bewährtem Vorbild, auf dem belebtesten Platz der Stadt in die Menge rasen, auf die Fliehenden ballern und Allahu Akbar schreien, nur die letzte Kugel aufsparend, um sich selbst ins Nirwana zu befördern. Und falls es doch ein Paradies gab mit auf ihn wartenden Jungfrauen, so hatte er nichts dagegen, auch auf diesem Gebiet war er zu kurz gekommen.
Rau lachend schüttelte Andi den Kopf, so dumm war er nicht. Das Einzige, woran er glaubte, war Gerechtigkeit, sein Ruhm, den er endlich ernten wollte.
Aber was zum Teufel ging hier vor? Er spähte in die Dunkelheit und lauschte. Nur die Hubschrauber waren in der Ferne zu hören. Nichts hatte sich verändert. Andi schaltete sein Radio an:
„… bleibt zu Hause und hört Soundcheck 24, Euren Sender in jeder Lage, für jede Stimmung und auch für dieses Wetter!“
Wie auf das Stichwort heulte ein Wind auf, der an seinem VW Käfer rüttelte, ein grellweißer Blitz zerfetzte den Himmel, augenblicklich folgten ihm weitere seiner Art, dazu dröhnender Donner und peitschender Regen. Ein blutroter Mond, wie er noch keinen gesehen hatte, schaute grinsend auf ihn herab. Andi packte seine Kalaschnikow, stieß die Fahrertür auf, schwang die Füße in den Matsch, drehte sich seitlich raus, wollte aufspringen, doch der Sicherheitsgurt hielt ihn zurück.
“Verdammich!”, schrie er und feuerte eine Salve in den Himmel. „Allahu Akbar!“
Der Wind, der zum Sturm herangewachsen war, entriss ihm die Worte, Blitze zerbröselten sie in ihre Buchstaben, welche der Donner verschluckte und wieder erbrach, der Regen spie ihm die ganze Suppe in die Vissage. Wieder hob er das Gewehr, drückte brüllend ab, jetzt hörte er ein anderes, dumpf berstendes Krachen.
„Gewaltiger Balken!“, dachte er noch, als er zu dem berstenden Ast einer mächtigen Eiche aufsah, der auf ihn herab zu schweben schien, stetig seinem Gesicht näher kommend, um sich schließlich, mit seinem spitz zulaufenden Ende voran, Millimeter für Millimeter in sein rechtes Auge zu bohren, wobei sich ein elektrisierender Schmerz durch seinen Körper wühlte, der alles, selbst seine Wut, verbrannte. Andis Hände hatten das Gewehr verloren. Gleich gestutzten Flügeln flogen seine Arme zum Kopf, um auf halber Strecke kraftlos auf die längst gelähmten Lenden herabzusacken. Der Ast der Eiche verkeilte sich derart in der Karosserie des VW Käfer, das er den Körper seines Opfers mit nach hinten überstrecktem Kopf und grotesk durchgebogenen Rückgrat im Türrahmen fixierte.
Wie unter solchen Umständen nicht anders zu erwarten, zog Andis kurzes Leben in seiner trivialen Belanglosigkeit an seinem inneren Auge vorbei. Einziger Lichtblick war die Großmutter, wie sie ihn an ihren mächtigen Busen drückte, seinen Kopf streichelte und über die Splitter in den Augen der Anderen schimpfte.
Andis Lebensfilm wurde untermalt vom Punksong der Ärzte: „Schrei nach Liebe“. Wenn er schon an keinen Gott glaubte, glaubte er jetzt an den Teufel, denn das war genau der Song, den er von allen am meisten hasste. Er sollte ihn bis zum Schlussakkord verfolgen, die sich anschließende Stimme des Moderators nahm er nicht mehr wahr:
„Bleibt zu Hause und hört Soundcheck 24, Euren Sender in jeder Lage, für jede Stimmung und auch für dieses Wetter! Die Katastrophenwarnung gilt weiterhin und die Evakuierungsmaßnahmen rund um den...”
Der Ton erstarb.

 

Meiner Meinung nach ein kleines Drama um eine verirrte Seele, zum scheitern verurteilt. Origineller Titel und aktueller Zusammenhang, sowie gut geschrieben.
Nicht schlecht, danke :)

 

Hallo Sora,
vielen Dank für Deine Kritik und Dein Lob.
So sehe ich die Geschichte auch. Freut mich, dass sie bei dir "funktioniert" hat.
Liebe Grüße Damaris

 
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Hallo Bas,
Danke für deinen umfangreichen konstruktiven Kommemtar.
Ich habe auch schon darüber nachgedacht, dass man die Geschichte viel ausführlicher erzählen könnte, doch momentan ziehe ich es vor, es bei dieser Skizze zu belassen, die dem Leser viel Raum zum Nachdenken lässt, verschiedene Versionen ermöglicht.
Mir geht es nicht darum, den Täter zu verstehen und damit Verständnis für ihn zu finden. Ich will ihn aber auch nicht als Monster entmenschlichen, denn die Gesellschaft - wir - hängen immer mit drin, wenn einer entgleist. Was keine Entschuldigung für asoziale Gewalttaten bildet.
Der Balken war keine Notlösung, ich hätte ihn von Anfang an, äh, im Auge. Frei nach dem biblischen Gleichnis: "Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?"
Habe auch überlegt, ob ich dieses Bibelbeispiel verdeutliche, aber das wäre für mich zu viel Daumen auf die Pointe. Meiner Meinung nach wirkt das auch, wenn man diese Bibelstelle nicht kennt. Vielleicht irre ich mich.
Wie gesagt, du hast Recht, jedoch wäre das eine andere Geschichte, die ich momentan nicht schreiben will.
Liebe Grüße Damaris

 
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Hallo Damaris

Den Balken ins Auge – fand ich eine witzige Idee und einen originellen Umgang mit dem Bibelzitat.
Das Problem dieses Textes ist m.E. die sich einmischende kommentierende Autorenstimme.

voller geiler Megas, die sie ihm verwehrten
kurzes Leben in seiner trivialen Belanglosigkeit
Sein Lebensfilm wurde untermalt vom Punksong der Ärzte: „Schrei nach Liebe“.

Die Geschichte ist grundsätzlich in der personalen Perspektive verfasst, die Welt wird durch die Augen des Protagonisten beschrieben. So zumindest lautet das Vertragsangebot mit dem Leser zu Beginn des Textes:
Er ließ die Scheinwerfer seines VW-Busses aufleuchten, startete erneut den Motor und drehte eine langsame Runde: nichts, nicht mal eine Ratte ließ sich blicken. Was war da los? Er checkte die Wolkenkratzer rings um, nicht ein helles Fenster.

Die von mir oben zitierten Aussagen – es gäbe noch mehr – beschreiben die Welt aber nicht durch die Augen des Protagonisten. Also, zumindest war das für mich nicht plausibel, dass er seine Kränkung so explizit und auch ironisch benennt, ("sie haben mir die Megas verwehrt"), sein eigenes Leben als trivial und belanglos bezeichnet, und im Augenblick des Todes an den Song denkt, den er am meisten hasst. Überhaupt, diese Erwähnung des Ärztesongs, das ist, als wolltest du für den Leser die Botschaft des Textes doppelt unterstreichen.
Ums noch mal anders auszudrücken: Die Splitter im Auge der anderen beschreibst du aus der Perspektive des Protagonisten, den Balken im eigenen Auge aber aus der Perspektive der Autorin. Viel spannender wäre es, den Protagonisten sich hier entlarven zu lassen.

Diese Unstimmigkeit schadet dem Text in meinen Augen immens.

Zudem scheint mir die Kommentarperspektive - der Protagonist wurde verspottet, auf dem Schulweg verdroschen: Also schreit er nach Liebe mittels Amoklauf, und ist insgesamt ein armes Würstchen - na ja, vielleicht nicht falsch, aber einfach zu trivial und oberflächlich, als dass ich aus der Geschichte was für mich mitnehmen könnte.

Du wolltest den Text bewusst als Skizze anlegen, aber in dieser Form funktioniert er für mich leider nicht. Bei einem solchen Thema, wo man immer im Verdacht steht, Effekthascherei zu betreiben, muss man m.E. sehr genau arbeiten, in die Tiefe gehen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo Peeperkorn,
danke für deine umfangreiche konstruktive Kritik!
Das ist kein einfaches Terrain und sicher werde ich weiter daran arbeiten. Verschiedene Meinungen sind wünschenswert. Es gibt nicht die eine richtige Ansicht, Darlegung, Schreibweise für diese Thematik.
Sicher be-/verurteile ich meinen Protagonisten, ich ermorde ihn sogar. Allerdings versuche ich mich auch in seine Lage zu versetzen und zu sehen, warum er so werden konnte.
Ich denke schon, dass man im Moment des Ablebens brutal ehrlich ist, quasi mit distanzierter Sicht auf sein Leben schaut (das abgespeicherte Unterbewusste spult sich ab), somit sehe ich die verschobene Perspektive zum Autor nicht. Auch nicht bei den "geilen Megas", Triebfeder vieler Übel ist der Neid, der durch das Pushen von normalen Erlebnissen zu geilen Megas, besonders im Internet, nicht unwesentlich gefüttert wird. Der Neid des Prots, der zu Hass und Geltungssucht führt.

im Augenblick des Todes an den Song denkt, den er am meisten hasst. Überhaupt, diese Erwähnung des Ärztesongs, das ist, als wolltest du für den Leser die Botschaft des Textes doppelt unterstreichen.

Da hast du mich falsch verstanden. Der Song wird in diesem Moment im Radio gespielt, was eigentlich aus dem Text hervorgeht. Er hat das Radio angeschaltet, vorher und nachher spricht der Moderator.
Ich habe den Song ausgewählt, weil ich die nähe zum rechten Extremismus zeigen wollte.

Bei einem solchen Thema, wo man immer im Verdacht steht, Effekthascherei zu betreiben, muss man m.E. sehr genau arbeiten, in die Tiefe gehen.

Da hast du Recht, ich bleib dran.
Lieben Gruß Damaris

 

Hallo Damaris,
grundsätzlich hat mir der Text gefallen, aber das mit dem Balken ging mir auch zu schnell. Den Anfang hast Du total spannend gestaltet, der hat mich gleich gepackt. Ich finde nur, Du hättest den Satz:" ...Selbst das Wetter passte in diese Science Fiction Szenerie ..." weglassen können und dieses Bild mehr über die Beschreibung der Atmosphäre, Licht\ Wetter vermitteln können. Sonst finde ich den Anfang sehr gelungen, vor allem den Satz:" ...Einzig die Straßenbeleuchtung tat so, als wäre alles wie immer ..."
" ..
Identifizierte Hubschraubergeräusche" finde ich auch etwas unschön, das klingt so technisch. Vielleicht einfach:"hörte"?
Bei dem Satz " ... Er lauschte spähend in die Dunkelheit ..." , fände ich "... Er spähte in die Dunkelheit und lauschte ..." spannungssteigernder.
Und dann geht plötzlich alles ganz schnell. Es blitzt, donnert und gießt buchstäblich wie aus heiterem Himmel. Da hab ich mich überrumpelt gefühlt, weil mir das zu schnell ging. Ich hätte es schöner gefunden, wenn sich das mehr aufgebaut hätte. Auch den roten Mond kauf ich nicht so ganz. Es ist zwar ein eindrucksvolles Bild, wie er den Mond anschreit, aber wenn um ihn herum ein Unwetter tobt, fällt es mir schwer, mir zusätzlich vorzustellen, dass der so präsent ist.
Das Ende war mir dann auch ein bisschen zu wenig und ich hab mich gefragt, wo plötzlich der Balken herkommt. Auch, dass er denkt, dass das kein Ast ist, passt nicht so recht für mich. Denkt man in so einer Situation überhaupt noch?
Also wie gesagt, der Anfang hat mich neugierig gemacht, aber dann ging mir alles zu schnell und war plötzlich zuende. Ich weiß, dass Du den Faden mit den Splittern im Auge wieder aufnehmen wolltest, aber irgendwie passte das für mich nicht so ganz.
Trotzdem gerne gelesen.
Liebe Grüße, Chai

 

... und irgendwo in der Ferne glaubte er[,] Krähen Antworten krächzen zu hören.

Hallo Damaris,

der Titel hat mich doch wahrhaftig dazu gebracht, drei Evangelien nach dem Gleichnis vom Splitter im Auge des andern und des Balken im eigenen Auge zu vergleichen (es gibt da tatsächlich kleine Unterschiede) und prompt frag ich mich, wer ist da gemeint, nicht zu richten - der Leser über ihn, den amoklaufenden Protagonisten der Geschichte über seine Umwelt, die Umwelt über den Prot oder den Leser über den Prot und/oder seine/Deine Geschichte.

Warum wähl ich nicht das derzeit populäre Wort "Terror", sondern "Amok"?

Amok ist dem malaiischen amuk (= wütend, rasend) nachgebildet und meint einen Zustand krankhafter Verwirrung, in der blindwütig getötet wird ob zu Fuß mit einer herkömmlichen Waffe oder mit einem Fahrzeug als Waffe. Terror ist aus dem frz. terreur (das wiederum aus dem lat. terrere (in Schrecken versetzen, der auch "abschrecken" soll) und somit systematisch Angst und Schrecken verbreiten will, um etwa bestimmte Ziele zu erreichen - er tritt i. d. R. immer mit einem Attribut der Gruppe auf, die sich gegenüber anderen Gruppen durchsetzen will. Ober der Ruf "Gott ist groß" nun einen Amokläufer/-fahrer zu einem Terroristen macht, ist eher zu bezweifeln, wie ja auch beim Anschlag auf den BVB-Bus eher die Maßlosigkeit und Spielfreude unserer Zeit zeigt und Bekennerschreiben eigentlich nix beweisen.

Natürlich meint umgangssprachlich der Terror auch Zank und Streit, wenn der Hahn des Nachbarn zu nachtschlafener Zeit die Nachbarschaft erregt. Aber wenn Geringfügigkeiten allzu großes Aufsehen erregen, sind wir beim Gedönse des Altkanzlers Schröder (hol mir mal'n Bier!), der das terroristische Werkzeug Hartz IV einführte und obsiegte, denn niemand der Betroffenen hat bisher dagegen einen Aufstand angezettelt, dass er mit knapp der Hälfte des steuerlichen Existenzminimums zurechtkommen muss. Das nenne ich stilles Leid unter staatlichem Terror.

Unser Prot fühlt sich gekränkt, wenn ich es recht sehe, weil ihm nicht die Aufmerksamkeit geschenkt wird, die er vermeint "verdient" zu haben. Andere gehen in Castingshows, um für fünf Minuten prominent zu sein, er wird es mit einem pseudo-terroristischen Amoklauf schaffen und eine bestimmte Journaille wird ihm da entgegenkommen.

Es ist immer praktisch, sich den Vorrednern anzuschließen, dass ich mich kurz fassen kann - auch bei den wenigen Trivialtäten - ohne dass ich grammatikalischen Terror verbreiten will - dazu gehört dann auch obiges Komma zur Infinitivgruppe, währen hier m. E.

Profile, welche er unter den Nicknames Fu Hannes, Jesco und Karl-Peter[...] pflegte
das letzte Komma entbehrlich ist.

Warum "allen" hier immerfort groß?

..., wo er es Allen zeigen werde, Allen, die ...
m. W. wird all/e(n) ob als Pronomen, Adverb oder Zahlwort immer klein geschrieben.

Hier nun folgt eine kleine Flut von selbstredenden Korrekturen (warum die inflatinäre Partizipbildungen?)

„Ein Spinner nur, nur ein armer Irrer[...]“, würde die Öffentlichkeit in diesem Fall feststellen, um[...] erleichter[t] aufzuatmen und, kaum [innehaltend], sich, verächtlich lachend, zurück in ihren Alltag der Superlative zu stürzen, voller geiler Megas, die sie ihm verwehrten.
..., die sich anschließende Stimme des Moderators nahm er nicht mehr wa[h]r:
... und die Evakuierungsmaßnahmen rund um den[...] ...“

Hier wäre m. E. der Konjunktiv irrealis angesagt (gäbe, hätte) mit Ausnahme des Appendix
Und falls es doch ein Paradies gab mit auf ihn wartenden Jungfrauen, so hatte er nichts dagegen, auch auf diesem Gebiet war er zu kurz gekommen.

Gruß

Friedel

 
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Liebe Chai, lieber Friedel,

auch Euch herzlichen Dank für Eure konstruktive Kritik!
Einiges habe ich in meine Überarbeitung übernommen.

Liebe Chai,
die teils technische Sprache soll den Prot charakterisieren. Er ist technisch versiert (VW-Bus flott gemacht, im Darknet und auf Fake Profilen unterwegs...), deshalb habe ich sie belassen.
Aber er späht jetzt erst, bevor er lauscht, ja, viel besser!

Und dann geht plötzlich alles ganz schnell. Es blitzt, donnert und gießt buchstäblich wie aus heiterem Himmel. Da hab ich mich überrumpelt gefühlt, weil mir das zu schnell ging. Ich hätte es schöner gefunden, wenn sich das mehr aufgebaut hätte. Auch den roten Mond kauf ich nicht so ganz.

Die Stille vor dem Sturm ist recht typisch für Unwetter, deshalb habe ich es so hereinbrechen lassen.
Ja, mit dem Mond hab ich fett aufgetragen und war da selbst im Zweifel. Aber sonst hat es keinen gestört, im Gegenteil. Der Prot. ist psychisch nicht ganz auf der Höhe, vielleicht macht seine Wahrnehmung den Mond blutiger, als der ist. Also, das bleibt vorerst.
Doch sein Ableben habe ich etwas verlängert und klarer gemacht, ich hoffe, das ist mir gelungen.

Lieber Friedel,
danke für deine, äh, Kurzfassung ;-) und für deine Fehlerfindung, du bist so gut darin! Habe auch alles übernommen, bis auf das/die große/n: Alle(n). Duden hat es mir nicht als Fehler angezeigt, ich möchte es als Ausdrucksverstärkung gerne behalten (oder muss ich dann das ganze Wort in Großbuchstaben schreiben?)
Auch bei den paradiesischen Jungfrauen habe ich meine Form beibehalten, da sein Tod unmittelbar bevorsteht, was ihm während dieser Gedankengänge klar ist (Nur das Wie kommt anders...).
Gibt es sicher himmlische Pluspunkte für mich, da ich dich zum Bibellesen verführt habe.

Vielen Dank Euch beiden, auch für das Lob.
Liebe Grüße Damaris

 
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Hej Damaris,

erst habe ich gedacht, diese schnelle Szene würde dem Thema und dem armen Andie nicht gerecht werden. Dann habe ich sie erneut gelesen und kam zu dem Schluss, dass es sehr wohl geht. Und im Grunde sogar sehr gut passt: Frust, Aggression, sicher auch Angst und dieses überstürzte Drama und das eigene Leben dann mit schnellen Schüssen zu beenden (kann man sich mit einem Maschinengewehr selbst töten? :confused:) Dazu der Wetterumschwung, Blitz, Donner und, Ironie des Schicksals: der Balken. Alles geht ganz fix auf einmal.

Wie unter solchen Umständen nicht anders zu erwarten, zog Andis kurzes Leben in seiner trivialen Belanglosigkeit an seinem inneren Auge vorbei.

Das belanglose Leben hätte ich lieber auch noch (schnell) in Bildern serviert bekommen. ;)

Mir gefällt auch das Zusammenwürfeln der unterschiedlichen Begriffe aus verschiedenen Religionen. So hätte ich mich gefreut, wenn die Oma schwerst katholisch geredet hätte.

Und dann spielt das Radio auch noch einen verhasste Song zum Abschied - mies.

Ich finde, die Geschichte kann so durchgehen.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Huhu Damaris!

Also um den EISENMANN glücklich zu machen braucht es nicht viel - ne Kalaschnikow und ein durchbohrtes Auge ist schon mehr oder weniger alles, was eine gute Geschichte in meinen Augen (Hahaha - welche Doppeldeutigkeit angesichts Andis Ablebens!) braucht. Von daher hat mir deine Story ganz gut gefallen.

Beim Ende musste ich (unfreiwillig!) lachen - ich hatte nämlich das Bild vor Augen, dass der Torfkopp mit seiner Kalaschnikow in die Luft ballert und dabei blöderweise den Ast über seinem Kopf zersiebt hat und er dann aufgrund eigener Doofheit aufspießt wird. Und das er mit nem Scheißsong in den Ohren abkratzt gibt deiner Geschichte noch einen letzten, fiesen Touch!:thumbsup:

Gefällt mir - ich wünschte, alle Scheiß-Drecks-Fuck-Terroristen dieses Planeten würden genau so und nicht anders verrecken!!

Der lesebefriedigte EISENMANN wünscht dir ein schönes Wochenende

 

Hallo Damaris,

du weißt, wie man Atmosphäre aufbaut und weißt das zu verbildlichen. Deine Beschreibungen an dieser Stelle kann man nur loben (vor allem was die Endszene angeht)
Die Figur ist in ihrer Ambivalenz interessant. Sie schwingt zwischen Egomanie und Minderwertigkeitskomplex (meiner Meinung nach) und Gleichgültigkeit (Weltbild) und Entschlossenheit (Vergeltung). Die Metapher 'Splitterauge' drückt ziemlich pointiert aus, wie sehr der Hass die Figur erblindet hat und unterstreicht die Ironie und Tragik seines Schicksals. Ich finde, dass das Wiederaufgreifen dieser Metapher für einen runden Handlungsverlauf gesorgt hat.

Du hast auf jeden Fall gut dargestellt, wie dünn die Grenze zwischen Opfer und Täter sein kann und ich habe auf jeden Fall deine Geschichte gern gelesen ;)

LG -Nova

 

Nix zu danken,

liebe Damaris,

ich hab zu danken, fürs

... für deine, äh, Kurzfassung ;-) und für deine Fehlerfindung, du bist so gut darin!
, selbst wenn ich es eher ironisch verstehe (ich galub, da verstehen wir uns ganz gut)doch hier muss ich warnen
..., bis auf das/die große/n: Alle(n). Duden hat es mir nicht als Fehler angezeigt, ich möchte es als Ausdrucksverstärkung gerne behalten (oder muss ich dann das ganze Wort in Großbuchstaben schreiben?)
Comichafte Übertreibungen hastu nicht nötig (notfalls könnte ich mich an den entsprechenden Zeichnungen versuchen, aber das wir hierorts ausgesprochen schwierig werden). Aber der Duden wird Dear auch verraten, dass "Allen" neben Vor- und Zunamen auch ein Begriff in der Chemie ist (als gelernter Chemielaborant weiß der kleine Friedel sogar, dass manche Verbindung entgegen der westgermanistischen Betonung auf der ersten Silbe die zwote bevorzugt wird).

Nee, klar kannstu den Ausdrucksverstärker nutzen ... wie auch die Jungfern (sind die nicht inzwischen überfordert?

Gibt es sicher himmlische Pluspunkte für mich, da ich dich zum Bibellesen verführt habe.
Glaub ich eher weniger, les halt auch Mythen, besonders Gründungsmythen. Richtig schräg ist z. B. der Grundungsmythos der Langobarden ... die ja dann später in Norditalien dem Lombardkredit den Namen spendeten ...

Hallo Nova,

auf diesem Wege nur ganz kurz: Wahnsinn, was Du für einen Sprung in letzter Zeit gegenüber unseren ersten Begegnungen getan hast. Wahsinnig gut ...

Schönes Wochenende vom

Friedel,

der jetzt Treppe putzen geht, Bier kalt stellt und dann erst mal Luft schnappen geht ...

 

Hallo Damaris,

mit dem Bibelzitat hatte ich keine Probleme, eher mit der Verwendung. Ich reite jetzt mal ein wenig auf dem herum, was mir unlogisch erscheint.

Langsam überquerte er den Platz und versteckte sich im angrenzenden Stadtforst

Hier glaubte ich, er sei zu Fuß unterwegs, die Hubschrauber hätten ihn ohne sein Auto nach einem Versteck suchen lassen.

... stieß die Fahrertür auf, schwang sich in den Marsch, drehte sich seitlich heraus, wollte aufspringen, doch der Sicherheitsgurt hielt ihn zurück.

Das muss ein sehr langer Sichrheitsgurt sein. Blockiert der nicht bei hastigen Bewegungen? Warum will er denn jetzt überhaupt aus seinem Auto? Stichwort: Faradayischer Käfig.

Inhaltlich habe ich auch eine Anmerkung. Die liebe Oma zitiert eine Bibelstelle, ich gehe daher davon aus, dass dein Prot aus einem mehr oder weniger christlichen Umfeld kommt. Wieso schreit er dann

Allahu Akbar, wo weit und breit kein Publikum ihn hören kann? Mehr als die wartenden Jungfrauen scheint er ja vom Islam nicht zu wissen.

Der zweite Teil des Bibelzitats ist mMn leider zu einer zugegebenermaßen witzigen Pointe verkommen. Sarkasmus bei der Thematik Amoklauf und Terror finde ich heikel. Der Balken im Auge des Prots könnte aber noch eine tiefere Bedeutung haben, die du herausarbeiten könntest. Das Potential biete den Text durchaus.

Trotz meiner Kritik habe ich den Text ganz gerne gelesen. Dramaturgisch und sprachlich gefällt er mir.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 
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Hallo ihr Lieben: Kanji, Eisenmann, Nova, Friedel und Wieselmaus,

Kritik stößt einen nach vorne und Lob sorgt für den Aufwind. Danke für beides!
Ihr habt mich gestern Abend sehr glücklich gemacht, All ihr ALLE! Da hat sich das Überarbeiten doch gelohnt.

(kann man sich mit einem Maschinengewehr selbst töten? )
Davon gehe ich aus, liebe Kanji, das Ding ist wohl zu groß, um es sich an die Schläfe zu halten, also in den Mund oder unters Kinn würde ich meinen. Allerdings würde ich das sehr ungern googlen.

Das belanglose Leben hätte ich lieber auch noch (schnell) in Bildern serviert bekommen.

Tja, das passt für mich so besser. Ich will keine Klischees vom armen Opfer, was zwangsläufig zum Täter wird, festschreiben. (Zwischen den Zeilen kann man etwas davon finden.)
Sein Leben in Bildern wäre für mich so, als würde ich nach Entschuldigungen und Rechtfertigungen für ihn suchen und genau das lehne ich ab. Jeder Mensch, egal welches Schicksal er erfährt, wählt selbst, ob er ein Gutmensch oder, frei nach den Ärzten, Arschloch ist.

Mir gefällt auch das Zusammenwürfeln der unterschiedlichen Begriffe aus verschiedenen Religionen. So hätte ich mich gefreut, wenn die Oma schwerst katholisch geredet hätte.

Nun, bibelfest ist sie nicht, verhaut sie doch die Splitter- und Balkenstory. Aber nun hat sie einen bayerisch-katholischen Namen. Nicht extra für dich, denn mir gefällt es so auch besser. Dankeschön, auch dass du mir die KG so durchgehen lässt. :D

Lieber Eisenmann, wunderbar, dass ich dich glücklich und sogar lesebefriedigt habe. Mir bleibt nur zu erwidern: Du mich auch! :D :thumbsup:

Liebe Nova, deine Kritik ging runter wie dieses fettige Zeug, was man zum Braten in die Pfanne gießt. Das hast du so schön geschrieben, ich bin mit den Kopf an die Zimmerdecke gesummst beim Schweben, ohne bleibenden Schaden, hoffe ich. Dankeschön :)

Lieber Friedel, o nein, nix mit Ironie (also nicht wegen der Fehlerfahndung), da bin ich nur ehrlich dankbar für, auch dankbar, dass du nicht mehr sooo viele gefunden hast (woraus ich schließe, dass ich weniger gemacht habe, denn, dass dir einer, auch nur ein klitzekleiner, entgeht, halte ich für ausgeschlossen, du Fuchs). Natürlich hast du mal wieder Recht mit allen und nicht Allen oder ALLEN! Hab es geändert, aber die Jungfrauen, die bleiben. Sind ja nur angedeutet und nicht überfordert, denn sie verschwinden quasi sofort wieder in der Versenkung. Hoffe, du bist im Treppenputz auch erfolgreich gewesen. Danke fürs wiederholte Lesen und Bewerten. :thumbsup:

Zu guter Letzt zu dir, liebe Wieselmaus, du hast mir wertvolle Tipps gegeben.

Langsam überquerte er den Platz und versteckte sich im angrenzenden Stadtforst

Hier glaubte ich, er sei zu Fuß unterwegs, die Hubschrauber hätten ihn ohne sein Auto nach einem Versteck suchen lassen.


Konnte man missverstehen, er fährt, das habe ich jetzt verdeutlicht.

... stieß die Fahrertür auf, schwang sich in den Marsch, drehte sich seitlich heraus, wollte aufspringen, doch der Sicherheitsgurt hielt ihn zurück.

Das muss ein sehr langer Sichrheitsgurt sein. Blockiert der nicht bei hastigen Bewegungen? Warum will er denn jetzt überhaupt aus seinem Auto? Stichwort: Faradayischer Käfig.


Das geht ohne Probleme, ich habe es getestet (natürlich ohne Geschrei und Gewehr).
Warum er raus will? Er ist wütend und verzweifelt, weil er selbst das, seinen großen Plan, verbockt hat bzw. nicht durchziehen kann. Das Gewitter interessiert ihn nur in so fern, dass es nun die Rolle seines Feindes (aus Mangel an Menschen) erfüllt. Sterben will er sowieso. Oder hast du schon mal von einen Amokläufer bzw. Möchtegern-Terroristen gehört, der nach groß angekündigter Tat abbricht und nach Hause geht? Solch Entschluss wird ja nicht so nebenher gefasst. Wie soll er mit seinem Versagen zurecht kommen? Da müsste er sich schon in psychiatrische Behandlung begeben. Aber wenn er diese Einsicht hätte, wäre er kein potenzieller Massenmörder. Warum er Allahu Akbar schreit? Das hat er zu Hause geübt. Der IS imponiert ihm, er will dessen Währung benutzen. Diese Terrororganisation schlägt das solchen unglücklichen Seelen vor: Wenn ihr euch umbringen wollt, nehmt viele mit und tut es in unserem Namen, wir machen eure Tat groß. Hab ich aus den Öffentlich Rechtlichen Nachrichten.

Der zweite Teil des Bibelzitats ist mMn leider zu einer zugegebenermaßen witzigen Pointe verkommen. Sarkasmus bei der Thematik Amoklauf und Terror finde ich heikel. Der Balken im Auge des Prots könnte aber noch eine tiefere Bedeutung haben, die du herausarbeiten könntest. Das Potential biete den Text durchaus.

Tja, so witzig finde ich es nicht, eher konstruiert, aber vorstellbar.
Heikel ist die ganze Thematik. Ich bin zum sarkastischen Gegenangriff übergegangen, nachdem London schon das dritte Mal innerhalb kürzester Zeit heimgesucht wurde. Ich fühle mich mit Blick auf die allgegenwärtige Bedrohung auf dem Felde des Sarkasmus ausgesprochen wohl.
Die tiefere Bedeutung des Balkens in Andis Auge liegt für mich darin, dass er eben nur bei den anderen nach Fehlern (Splittern) gesucht hat (welche ohne Zweifel vorhanden waren. "Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein."), aber seine eigenen Fehler (den Balken im Auge) hat er nicht gesehen (bis er ihm den Garaus gemacht hat).
Danke für das Potential, das du siehst. Vielleicht wird mehr daraus, momentan finde ich die Geschichte so rund.
Und schön, dass du die KG gerne gelesen hast. Kritik und Lob, beides gut durchdacht dargelegt, so wünsche ich es mir. :thumbsup:

Danke und liebe Grüße an euch alle von Damaris

 

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