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Spielplatzwüsten und C-Dur

jbk

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17.06.2003
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Spielplatzwüsten und C-Dur

Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich diese Straße das letzte Mal so bewusst entlang gegangen bin wie heute. Vielleicht habe ich es noch nie getan, weshalb mir die Bilder dieses Tages so neu und doch so alltäglich aufgefallen sind, dass ich mich gefragt habe, in was für einer Zeit wir heute leben.

Kinder. Früher hörte ich schon von weitem ihre fröhlichen Stimmen, ihr ausgelassenes Spiel und die Freude, eine wunderschöne Melodie, unbeschwert, ein C- Dur, leicht wie Frühlingsluft und Rosenduft. Dieses Lied ließ mich aufatmen, schenkte mir ein Lächeln, befreite mein Herz von melancholischen Gedanken. Wenn ich so darüber nachdenke, war es wie ein Licht, ein beruhigendes Licht, durch das ich das Gefühl bekam, die Welt, die schnell gewordene, hektische, leistungsorientierte, sterile, gefühlsarme, auch kalte Welt, die Welt, in der der moderne Mensch lebt (oder gelebt wird?), hat noch ihre Inseln der Ruhe, umspült von einem tobenden Meer aus Hektik und Stress.
Und als ich diesem Lied folgte, zu der Insel, dem Spielplatz, schwamm (oder treiben ließ?), den Sandstrand sah, da nahm ich Urlaub vom Alltag, da entspannte sich mein Herz und relaxte. Kinderspiele sind etwas Wunderbares.

Kinderspiele sind etwas Seltenes.
Die Sonne scheint, die Luft ist angenehm warm. T-Shirt-Wetter.
Ich selbst habe immer darauf gewartet, dass es Frühling wird. Dann nämlich werden die Tage länger und ich hatte mehr Zeit, auf dem Spielplatz zu spielen. Ein burgenbauender, kleiner Architekt war ich oder Pilot auf der Schaukel. Ein Poet, als ich Blumen pflückte und ein Musiker, als ich „99 Luftballons“ oder „Looking for freedom“ sang. In der Fantasie ist man frei, das weiß ich noch heute, das habe ich mir beigebracht und ich bin froh, dass ich die Möglichkeit dazu hatte.
Es soll Kinder geben, die müssen arbeiten. Mir sind bei diesem Gedanken immer die Bilder von Teppich knüpfenden Mädchen und Jungen mit Bauchladen vor Augen. Sie kennen keine unbeschwerten Spiele, man hört sie auch nie lachen, wird kein C-Dur in ihren Augen finden. Wenn sie „99 Luftballons“ oder „Looking for freedom“ kennen würden, so müssten sie noch viel trauriger sein, denke ich. Wenn man das Paradies nicht kennt, dann fehlt auch die Sehnsucht, dann keimt auch keine Hoffnung, die in der Realität verdorren würde.

Ich schweife ab.
Mein Hauptgedanke war, etwas über die heutige Zeit hier in Deutschland zu schreiben. Dass es jetzt einen kleinen Exkurs gab, verdanke ich meiner Fantasie. Sie lässt mich oft die Welten tauschen. Das scheint ein Hobby von ihr zu sein, vielfältig und abwechslungsreich daher zu kommen. Wie ich schon sagte, begleitet mich die Fantasie seit meiner Kindheit. Sie ist wie ein treuer Hund. Ich werfe einen Stock und er bringt mir sonst was.

Wenn ich heute mental einen Stock Richtung Spielplatz werfe, dann werde ich traurig.
Der Sandstrand meiner Kindheit ist zur Wüste geworden. Zu einem Ort der Stille. Vereinzelt nur sehe ich Nomaden unserer Zeit, einsame Kinder, vertieft in sich, ruhend, leidend ruhend.
Was ist nur los in Deutschland?
Ist diese Wüste ein Spiegel?
Fast befürchte ich es.
Und schaue ich in das Konterfeit dieses Kindes, das da sitzt, versunken im Wüstenmeer, auf einer einsamen Insel, die Schippe lustlos in den öden Sand stoßend, wie ein Messer, ein Messer, um diese Tristesse zu töten, dann verstehe ich nur zu gut, was das Kind mir damit sagen will.
Auch ich war einsam.
Auch ich habe an dieser Einsamkeit gelitten.
Jahrelang. Doch war ich da ein Jugendlicher, mitten in der Pubertät.
Aber wie soll man einem Kind erklären, dass es nicht schuld ist an dieser Einsamkeit, dass es nichts dafür kann, einsam zu sein?
Dieses Gefühl wird vorbei gehen, Kind. Glaube mir.
Und ich überlege, wie es diese Einsamkeit durchbrechen könnte.
Ich denke an meine Schwester.
Sie ist 15 Jahre und sie ist oft bei ihrer Clique.
Einmal habe ich sie abgeholt, sah zehn oder mehr Personen in einem kleinen Raum sitzen und Playstation spielen. Den ganzen Tag. Stundenlang. Jahrelang.
Ist das der neue Zeitgeist?
Computerspiele, digitale Welten, Spielplätze und Wüsten?
Ich verstehe das Kind, das draußen sitzt bei diesem Wetter. Ich hätte dasselbe gemacht.
Doch wie lange wird es dort noch sitzen?
Ich habe Angst, dass auch der letzte Fetzen dieser Melodie, die ich so liebe, in der Spielkonsole stirbt.

 

Hallo jbk

sehr feinfühlig hast du deine Geschichte über das vereinsamen von Spielplätzen beschrieben. Du hast natürlich recht, sieht man denn heute noch so viele glückliche Kinder in diesen spielen, wie zu unserer Kindheit. Nein!
Das ist vielleicht der Lauf der Zeit. Spielsachen werden ersetzt durch Computerspiele statt mit den Kindern ins Freie zu gehen. Es ist halt auch viel einfacher auf diese Art die Kinder zu beschäftigen.
Wo soll das noch hinführen.
Ich warte nur noch ein wenig schönes Wetter ab, nehm mir ein Buch und meinen Sohn (Luis) zur Hand, dann ab Richtung Spielplatz, mal sehen ob wir da noch andere Kinder finden. Wenn nicht, gibt es ja noch das Handy auf dem ich seine Freunde dazu einladen kann.

Hoffentlich ist bald Frühling!

Morpheus

 

Hallo jbk!

Leider hat mir Deine Geschichte nicht so gefallen. Ich bin gerade etwas "breit" von einem irre langen Flug heimgekehrt, und daher ist es mit meiner Konzentration nicht so besonders: Wenn ich jetzt Geschichten lese, fällt mir schnell auf, welche sich teigig und zäh lesen.

Deine Geschichte ist ein Gedanke, so abstrakt, man hätte ihn auch in C++ ausdrücken können. So abstrakt, dass es mich wundert, dass zum Schluss überhaupt reelle Personen vorkommen.

Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich diese Straße das letzte Mal so bewusst entlang gegangen bin wie heute. Vielleicht habe ich es noch nie getan, weshalb mir die Bilder dieses Tages so neu und doch so alltäglich aufgefallen sind, dass ich mich gefragt habe, in was für einer Zeit wir heute leben.

Wer spricht da? Steht er gerade auf der Straße? Wie alt ist er? Warum steht er da?

Dein Prot hat die Sprache eines Erwachsenen, vielleicht ein altkluger Lehrer -- der dann aber eine 15jährige Schwester hat. Welche Melodie liebt er? Was ist das besondere an C-Dur? (Nebenbei bemerkt, das Besondere an C-Dur ist, dass nichts an ihr besonders ist. E-Dur ist fröhlich, b-moll traurig, aber C-Dur ist einfach nur normal)

Der einfache Satz:

Der Spielplatz hinter dem Parkhaus wird jeden Frühling leerer. Grünes Moos klebt an der Schaukel. Der Mülleimer ist voll von Aufklebern: Pokemon, Snickers, Tomb Raider, X-Box.

hätte mehr ausgesagt, während Du mit

Ich rauche noch eine, drücke die Zigarre auf dem Blech der Rutsche aus, ist eh Mist, kommt ja doch keiner her. Timo und Nisgün sind nicht da, Timo hat Lehre, Nisgün hat sich ne X-Box gekauft. Ich habe schon immer hier abgehangen, obwohl der Platz jedes Jahr leerer wird, bis auf die letzten Jahre. Jetzt bin ich aber wieder hier, sie haben bei mir zuhause angerufen, wenn ich diese Woche nicht bei der Lehre bin, fliege ich, und jetzt hat mein Vater die Konsole weggeschlossen.

eine Handlung, einen Ort, eine Person, einen Konflikt, Nebenpersonen, Solzialkritik, Gewohnheiten des Prots etc. eingeführt, und ich hätte wissen wollen, ob der Looser seinen Arsch richtung Arbeit bewegt oder nicht.

Okay, Dich zu zitieren, das dann zu verreissen, einen Verbesserungsvorschlag machen und den dann loben, ist ein bischen blöd, aber ich glaube du weisst, was ich meine.

Mist, es hat geklingelt, mache schluss.

Gernot

 

Hi Morpheus,

da hoffe ich doch, dass du und Luis viel Spaß haben werdet.
Achja, das Handy ;)

Hi Gernot,

musste deine Kritik dreimal lesen, was selten bei mir vorkommt. DIe Reise schien schon hart gewesen zu sein *G*
Klar ist es nicht jedermanns Sache, sich einen Protagonisten vorzustellen, der nur durch seine Gedanken und seine Art zu Denken, seine Gedankensprache, charakterisiert wird. Sie klingt erwachsen, da gebe ich dir recht, doch die eines altklugen Lehrers ist es nicht (wo ist bitte die Dialektik? ;))
Durch das Weglassen direkter Charakterisation kann diese Person jeder und niemand sein - eben eine Person, die individuell über die Thematik nachdenkt.
Es sind melancholische Gedanken. Gedanken an eine Zeit, die vergangen ist. Verloren gegangen. Ersetzt durch einen neuen Zeitgeist. Abgelöst von Computerspielen.
Das ist das Thema, und wie ich finde, ist es nicht so abstrakt wie C++ (worunter ich mir ob des Abstraktionsgrades meinerseits nichts vorstellen kann :))

An anderer Stelle gehst du auf C- Dur ein. Du magst dich in Musik auskennen. E-dur ist fröhlich. C-Dur ist "normal". Aber gerade die normalste Sache der Welt, nämlich dass Kinder draußen spielen, ist abhanden gekommen. Also fehlt dem Prot. das C-Dur (du verstehst :))

Mit deinem Beispielzitat habe ich mich auch auseinander gesezt (habe es zuerst bei mir im Text gesucht*haha* und bin später erst auf deine Intention gestoßen, mir ein Beispiel zu geben, wie du es gemacht hättest (du verstehst immer noch??*G*))
Deswegen, meine ich, hatte meine Geschichte auf dich ja auch eine positive Wirkung, denn dadurch hast du ja wieder eine Idee für eine potentielle Geschichte deinerseits bekommen.

So on, klingelt zwar nicht, aber es knurrt gewaltig in mir (der Hunger...)

Gruß Jan

 

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