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Spiel ein Spiel mit mir Version II

Kew

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26.05.2009
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Spiel ein Spiel mit mir Version II

Ein Tisch trennte Timo und Sabina. Timo war längst fertig mit dem Essen, Sabina hatte ihren Fisch kaum angerührt.
Sabina saß zurückgelehnt und spielte mit ihrem Haar, wickelte eine blonde Strähne um ihren Finger, bis diese einem Korkenzieher glich. Die Bewegung erinnerte Timo an seine kleine Schwester, wenn sie vor dem Fernseher hockte und die Nachrichten liefen oder die Sportschau. Trotz der Hitze trug Sabina ein langärmeliges T-Shirt und Jeans. Sie vorm Restaurant nahe der Straße und vom Pflaster stieg Restwärme auf, eine Erinnerung an die Backofenluft der Mittagsstunden. Schweißflecken zeichneten sich unter ihren Achseln ab und erinnerte Timo an Sabinas Körper, von dem er nichts wusste – es hatte zur Begrüßung keine Umarmung gegeben und keine flüchtigen Berührungen auf dem Weg zum Restaurant. Ihre Brüste zeichneten sich nur schwach unterm Stoff ab.
Weil ihm das Fragen peinlich wurde, erzählte Timo von sich selbst, von seinem Plan zu studieren, Maschinenbau vielleicht oder Japanologie. Sabina nickte nur unbestimmt. Sie beobachtete eine Gruppe Studenten, die hinter Timo saßen und sich über einen Aufenthalt in Südafrika unterhielten und über Sport und das Trainingsprogramm für die Frauen Kapstadts. Timo lauschte den fremden Worten und verlor darüber den Faden seiner Erzählung. Peinlich berührt verstummte er, aber Sabina schien nichts bemerkt zu haben. Sie vermied nur weiter jeden Blickkontakt. Ihre Augen waren blau-grau, ihre Lippen zu schmal und ungeschminkt. Die Vorstellung, darüber zu lecken, erregte Timo.
Vom Nachbartisch kam ein Hund gelaufen. Sabina streichelte seinen Kopf, er schnupperte an ihrem Knie und drängte unter den Tisch. Instinktiv nahm Timo Abstand.
„Oh, entschuldigen Sie.“ Die Besitzerin, die allein saß und Wein trank zur Pasta, zog den Hund an der Leine fort.
„Du magst Hunde?“
„Ja, geht so.“ Sie sah ihn noch immer nicht an und wieder dehnte sich das Schweigen und Timo suchte nach einem Thema, während Sabina in ihrem Fisch stocherte und Wasser trank – die Flasche, die neben ihr stand, war bereits die zweite und zur Hälfte leer.
„Können wir gehen?“
„Ja. Klar.“
Also winkte Timo der Kellnerin und bezahlte für beide.
Inzwischen glommen Straßenlaternen über jeder Kreuzung – hypertrophierte Glühwürmchen an Kabeln. In ihrem kränklich gelben Licht erzählte Timo von dem Motorrad, an welchem er schraubte, obwohl er keinen Führerschein dafür besaß. Sie betrachtete die erleuchteten Fenster, hinter denen Paare und Familien beim Abendbrot saßen oder vorm Fernseher, und Timo fühlte sich, als spräche er mit einer Gummipuppe.
Um ihre Abwehr zu brechen, fragte er: „Ist dir eigentlich nicht heiß in deinen Klamotten?“
Sabina hielt so abrupt, dass Timo an ihr vorüberging und sich umdrehen musste. „Was geht dich das an?“
Im Schatten konnte Timo ihr Gesicht nicht sehen, nur Tinte vom Hals bis zum Haar, aber ihre Hände waren zu Fäusten geballt.
„Warum lässt du dich von mir einladen, wenn ich dich nur nerve? Ich kapier das einfach nicht.“
„Ist mir egal.“
„Wirklich?“ Er war eher überrascht als wütend. Sabina hatte gesagt, was sie dachte.
„Ja. Mir ist alles egal. Ich bin Nihilistin.“

Timo wartete im Auto vor der Schule. Das Seitenfenster war wegen der Klimaanlage geschlossen, die Musik zur Beruhigung aufgedreht. Mit den Fingern klopfte er den Takt auf dem Lenkrad mit. Er trug eine Sonnenbrille - die Welt war ein Kaffeetraum und die Beine der Mädchen, die von den Sportumkleiden kamen, dunkel wie Brot. Sie verteilten sich auf die Fahrradständer oder liefen Richtung Bushaltestelle. Sabina kam als Letzte; unter Timos Blick querte sie den Schulhof. Ihre Kleidung bestand wieder aus einem langärmligem T-Shirt und Jeans, ihr Gang war forciert wie bei einem Model auf dem Laufsteg. Keine zehn Meter von der Schule entfernt bog sie in eine Seitenstraße ab. Timo schaltete die Musik aus, startete den Motor, folgte ihr und fuhr gleich auf. Mit leisem Summen sank das Seitenfenster in die Vertiefung.
„Was willst du?“ Sabina sah ihn nicht an, trotzdem nahm Timo die Sonnenbrille ab - gleißender Himmel, gleißender Asphalt, seine Augen tränten.
„Kannst du einsteigen? Ich möchte dir was zeigen.“
„Nein.“
„Ich glaube, es wird dir gefallen.“ Was reine Spekulation war – Timo hatte nach ihrem letzten Treffen lange wachgelegen und überlegt, wie er eine Nihilistin fangen könnte.
„Ich war bei Sport. Ich muss nach Hause und duschen.“
„Kannst du auch später machen. Mich stört’s nicht.“ Er versuchte so witzig wie möglich zu klingen und spannte ein Lächeln auf sein Gesicht.
„Das geht nicht. Später kommt mein Vater nach Hause.“
„Na und? Was ist mit deinem Vater?“
Sabina blieb stehen und Timo rollte an ihr vorbei. „Ich komme mit, wenn du mich nie wieder nach meinem Vater fragst.“
„Hab ich kein Problem mit.“
Sie lief ums Auto und stieg ein. Mit Sabina kam eine Deowolke, süßlich und betörend. Sie selbst roch er nicht.
„Worauf wartest du?“
Timo gab Gas und fuhr Richtung Stadtrand. Samt Gärten und Garagen fielen die Vororthäuser zurück und machten Gewerbebauten Platz – Werkhallen hinter Zäunen und Stacheldraht, die meisten unbenutzt, mit zerbrochenen Fenstern und rostigen Türen. Timo sah ein zerfallenes Auto, einen geschlachteten Lkw, zwei Hunde, die zwischen Bauschutt und Holzresten kopulierten. Er wollte eine Bemerkung dazu machen, aber keine schien ihm passend zu sein. Er parkte am Straßenrand und auf das Motorbrummen folgten Grillenzirpen und Stimmen aus der Ferne, Bauarbeiter in Orange wuselten um Baumaschinen.
„Was willst du hier?“
Timo stieg aus dem Wagen. Er genoss Sabinas Frage und zögerte die Antwort hinaus. Nach der Kühle des Autos fühlte er sich wie in einer Sauna, die Sonne brannte durch sein T-Shirt. Er ging in Richtung einer der Lagerhallen, bückte sich durch eine Lücke im Zaun. Auf dem Beton, in dessen Rissen Unkraut spross, drehte er sich um und winkte Sabina. „Komm schon. Ich will dir was zeigen.“
Sie stieg aus dem Auto und folgte ihm durch den Zaun. In ihren Augen stand Erwartung und Timo ging zur Tür der Lagerhalle. Ein Vorhängeschloss verwehrte den Eingang, er zog seinen Schlüsselbund aus der Tasche.
„Dir gehört die Halle?“ Sie stand dicht neben ihm. Er glaubte, ihren Schweiß zu riechen, tierisch und herb. Er fürchtete, er könnte eine Erektion bekommen.
„Jetzt schon.“ Er zog das Vorhängeschloss ab, stieß die Tür auf. Der Sommer hatte die Luft im Inneren aufgeheizt und doch roch es nach dem Moder langer Winter. Unter der Hallendecke lief das Schienensystem eines Krans, durch die Deckenfenster sah Timo den Himmel, hellblau, mit den zerfaserten Streifen von Flugzeugen und Wolken. Auf einem Teppich gruppierten sich ein Sofa und zwei Sessel, überhäuft mit Decken, Kissen und Schlafsäcken. Daneben standen ein leerer Bierkasten, ein Bunsenbrenner, Pfanne und Topf.
„Früher bin ich öfters hergekommen. Wenn ich meine Ruhe haben wollte oder um mit Freunden zu kiffen. Hier riecht keiner den Rauch.“
Er setzte sich auf einen der Sessel und versuchte eine Haltung einzunehmen, die gut aussah, während Sabina in der Hallenmitte verharrte.
„Deswegen sind wir hier? Wegen einer Erinnerung?“
„Du hast echt Ansprüche.“
„Es ist heiß.“
„Mach’s dir doch erst mal bequem.“
Sabina reagierte nicht.
„Also gut. Du hast mir doch erzählt, du wärst Nihilistin.“ Sie machte eine Kopfbewegung, die er als Nicken nahm. „Die Sache ist, ich glaube dir nicht. Ich glaube, es gibt Sachen, die dir nicht egal sind. Deswegen habe ich mir ein Spiel ausgedacht. Ich stelle dir Aufgaben und du führst sie aus. Oder du bist keine Nihilistin. Machst du mit?“ Er wartete, setzte sich im Sessel zurecht, strich sich mit der Hand flüchtig über den Oberarm.
„Was willst du mir beweisen? Dass du cool sein kannst? Dass du nicht langweilig bist?“
„Nein, dass es Dinge gibt, die Bedeutung haben.“
„Wie willst du das machen?“
„Küss mich!“
Sabina zögerte in der Hallenmitte, verlagert ihr Gewicht von links nach rechts. Ihr Gesicht war schön, ihre Haltung auch, die Brüste nur eine Andeutung unterm Stoff. Sie trug rote Chucks und unter ihren Schritten knirschte Glas. Als sie sich zu ihm hinabbeugte und mit den Lippen seinen Mund streifte, roch Timo ihren Körper: dunkel und voll und unbekannt.
So selbstverständlich, wie sie ihn geküsst hatte, ging Sabina auf Abstand und Timo wollte sagen, er habe einen Kuss mit Zunge gemeint, aber er schwieg, weil er spürte, dass seine Wangen rot wurden. Zurück in der Hallenmitte, spielte Sabina wieder mit einer Haarsträhne, doch sie lächelte dabei. Er fragte sich, ob sie ihn süß fand oder lächerlich. „Und was kommt jetzt?“
Timo räusperte sich: „Für heute sind wir fertig.“ Er stand auf. „Komm, ich fahr dich nach Hause. Musst mir nur sagen, wo du wohnst.“
Auf dem Rückweg spielte Sabina am Radio, ließ die Sender durchlaufen, zappte von Lied zu Lied. Als nur noch Nachrichten kamen, schaltete sie ab. Timos Musik versuchte sie nicht. Glücklich war er trotzdem. Die Unsicherheit von vorhin war verflogen, er fühlte sich göttlich und fuhr 20 km/h zu schnell.
„Lass mich hier raus. Den Rest lauf ich zu Fuß. Ist einfacher.“
„Vorher gibst du mir noch deine Nummer.“
„Ich dachte, wir wären fertig für heute.“ Er wusste nicht, ob sie scherzte. Ihr Gesicht fand er zu ernst dafür.
„Ich muss dir doch Bescheid sagen, wann’s weitergeht.“
„Gib mir dein Handy.“

Timo zog Sabina an einer Hand durch die Fußgängerzone. Von den Passanten, die ihnen entgegenströmten, fühlte er sich bedrängt, er mochte keine Menschenmassen. Aber die Vorstellung, Sabina zu treffen, hatte ihn vergessen lassen, dass heute Samstag war.
„He. Nicht so schnell.“ Sabina lachte außer Atem. „Ich komme nicht hinterher.“
„Wir sind bald da.“ Aber er ging jetzt langsamer und sie neben ihm, statt in seinem Rücken. Sie hatte das Haar zu einem Dutt gebunden, wodurch sie einer Ballerina glich. Timo fühlte sich glücklich deshalb.
Sie kamen an einer Baustelle vorbei. Kräne schwenkten durch den Himmel, Bauarbeiter trugen Stahlträger und Werkzeug, ihre Arme glänzten vor Schweiß, ihre T-Shirts waren dunkel-nass verfärbt. Sabina beschleunigte ihren Schritt und forschte nervös in den Gesichtern der Arbeiter, als suche sie jemanden.
„Was ist?“
„Mein Vater arbeitet beim Bau.“
Entsprechend der Vereinbarung hakte Timo nicht nach und sie erreichten den Karlsplatz. In der Mitte schossen Wasser in die Höhe, fächerten sich vorm Himmel und der Straße im Hintergrund. Als sie näher kamen und die Sonne durch die Tropfen schien, sah Timo einen Regenbogen.
„Da wären wir.“
Auf dem Platz stauten sich Menschen – Jugendliche mit McDonalds Tüten, Punks mit grün-blauen Haaren, eine Gruppe Frauen mit Kopftüchern und Sonnenbrillen, und am Rande Zeugen Jehovas, die Faltblätter verteilten und ein Schild in die Höhe hielten, auf dem stand, dass Gott dich liebt. Neben Timo küsste sich ein Pärchen, das Mädchen scheinbar zu alt für den Jungen.
„Glotz nicht so. Das macht man nicht.“ Sabina grinste mit der Zungenspitze im Mundwinkel – die Mimik musste sie aus einem Comic haben. Timo lachte und spürte, dass er rot wurde, seine Wangen brannten.
„Los lauf“, sagte er.
„Wohin?“
„Ins Wasser.“
„Du spinnst.“ Sie schüttelte den Kopf und behielt doch das Lächeln und seine Hand in ihrer.
„Ich mein‘s ernst. Das ist ein Teil unserer Wette.“
Sie zeigte ihm einen Vogel und rannte zwischen die Fontänen. Ihre Schuhe platschten im Wasser und ihre Kleidung färbte sich dunkel. Sie kreischte, während sie im Kreis lief, die Hände schützend vorm Gesicht. Timo folgte ihr. In Sekunden klebte sein T-Shirt an seiner Haut. Als eine Fontäne sein Gesicht traf, drang Wasser in seinen Mund und mit ihm der Geschmack von Moder und Metall. Er spuckte es aus. Seine Schuhe waren aufgequollen und seine Schritte fühlten sich schwammig an, als ginge er über Moorboden. Sabina lief mit geschlossenen Lidern an ihm vorbei.
„Mach die Augen auf, sonst siehst du ja gar nichts.“
Er wartete, bis sie ihn ansah, mit Augen grau wie Novemberwolken, dann deutete er nach oben, wo sich der Regenbogen spannte.
„Na, gefällt dir unser Spiel?“
Sie nickte. Das Wasser hatte ihr Haar von blond zu schwarz gefärbt, aber ihre Frisur nicht zerstört. Tropfen liefen ihr über Stirn und Gesicht. Sie hielt still, als Timo sie küsste, und während seine Hände über ihren Rücken tasteten, wurde ihm bewusst, was sich eigentlich geändert hatte, seit dem Abendessen, dem abwesenden Blick und dem Schweigen. Neben ihnen liefen Menschen durchs Wasser, er hörte das Platschen ihrer Schritte. Er wünschte, er wäre mit Sabina allein.

Timo saß oberkörperfrei auf einem der Sessel in der Halle, der raue Stoff juckte auf seinem Sonnenbrand – er war gestern am See gewesen und hatte Mädchen betrachtet, die Bikinis trugen, Haut und Haare feucht vom See, und hatte dabei an Sabina gedacht. Er kannte ihren Körper kaum, nur ihren Mund und ihre Zähne, das verhaltene Würgen, wenn seine Zunge zu tief in Richtung Hals vordrang. Als er abends masturbierte, schnitt er ihr Gesicht auf die Körper der Bikinimädchen. Mit Sperma an der Hand stellte er sich vor, sie läge neben ihm – ihr Atem tief und ruhig in der Stille, ihr Körper unter der Decke ganz nah.
„Weißt du, du hast mir fast nichts von dir erzählt. Ich meine, ich weiß so gut wie nichts über dich.“
„Das ist auch gut so.“
„Findest du es nicht unfair? Ich hab dir schließlich fast alles von mir erzählt.“
„Wirklich? Du hast mir nicht gesagt, ob du beim Wichsen an mich denkst.“
Mit nackter Brust fühlte Timo sich schutzlos vor Sabina. Dabei hatte er cool sein wollen, als er sein T-Shirt auszog. Sabina lächelte und Timo hatte das Gefühl, sie könne in seinem Gesicht die Antwort lesen. „Wie ist es bei dir?“, hielt er dagegen
„Ich masturbiere nicht.“ Er war aufgelaufen und spürte, dass er rot wurde, seine Wangen brannten noch stärker. Sabina behielt ihr Lächeln bei und diesen Blick, von dem er nicht wusste, ob er Spott war oder Zärtlichkeit. Als das Schweigen zu drückend wurde, um fortzudauern, setzte Timo sich zurecht und sagte: „Stell dich in die Mitte der Halle. Mit dem Rücken zu mir.“
Sie gehorchte, aber aufreizend langsam und mit schwingenden Hüften. „Passt es so?“
„Ja. Aber mach die Augen zu und dreh dich nicht um.“
Timo erhob sich und ging zu Sabina. Unter seinen Schuhen knirschte Glas, laut wie bei nachsynchronisierten Filmen. Er fühlte sich ungut. Für Sabina war er nur noch ein Geräusch und das Echo der Halle verfälschte die Distanz – sie wusste nicht, wo er war. Aber ihr Nacken wirkte nicht schutzlos, ihre Haltung nicht unterwürfig. Sie war bereit und Timo musste sich beweisen. Vom Bauch drängte Übelkeit aufwärts und er fühlte sich an die Angst vor Prüfungen erinnert.
Er stand hinter Sabina, umfasste ihre Schultern. Mit den Lippen suchte er ihre Haut, schmeckte ihr Salz, ihre Hitze, und seine Erregung vertrieb die Zweifel. Während er an Hals und Ohrläppchen leckte, griffen seine Hände um ihren Körper und glitten über Bauch und Brüste.
„Küss mich!“
In seinen Armen wandte sie sich um, öffnete ihren Mund für ihn. Timo schmeckte Pfefferminz und Speichel, hörte ihr ersticktes Stöhnen, als seine Finger unter ihre Kleidung fuhren, und er war wieder ein Gott unter den Menschen, allwissend und weise.
„Zieh dich aus!“
Sabina rückte ab, hielt ihn mit einem Arm auf Abstand. Der Ausdruck ihres Gesichts war für Timo nicht zu deuten – vielleicht war’s Überraschung, vielleicht Ärger oder Unglauben, vielleicht tiefe Nachdenklichkeit. In seinem Hirn zirkulierte Blut, aber die Gedanken blieben aus und er bereute seinen Kasernenton.
Mit Bewegungen, die professionell wirkten und einstudiert, schlüpfte Sabina aus T-Shirt und Jeans, hakte den BH auf und streifte ihr Höschen ab. Leicht angespannt und mit hängenden Armen stand sie vor Timo, als wäre er Arzt. Aber er hatte keinen Blick für ihre Brüste noch ihre rasierte Scham, nur für die Flecken auf Armen, Schenkeln, Bauch und Rippen, irisierende Male, in Blau, Schwarz und Gelb, und die Übelkeit kehrte wieder. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass es nicht sein Spiel war, sondern ihr’s, sie gab die Regeln vor.
„Und jetzt?“ Sabinas Frage klang natürlich wie je.
Timo fand so schnell keine Worte. Sein Blick wanderte durch die Halle, zur Decke hinauf, wo diesmal Gewitterwolken hinter den Fenstern drohten, aufgedunsene Leiber und fettige Blitze und kehrte zu ihrem Körper zurück. Sie stand nicht mehr frontal vor ihm, sondern leicht seitlich gedreht, vielleicht verschreckt durch seine Mimik. Aber ihre Arme ließ sie weiter hängen, nutzte sie nicht als Sichtschutz, nicht als Schild.
„Zieh dich wieder an.“ Seine Stimme kam ihm kläglich vor. Er räusperte sich und Schleim kam die Kehle hoch.
Sie bückte sich nach ihren Klamotten und Timo sah endlich weg. Das Anziehen dauerte weit länger, als das Ablegen, und er versuchte ruhig zu atmen und seine Gedanken abzuwürgen. Nachdem Sabina fertig war, sah ihr Körper aus wie zuvor, vom Stoff verhüllt, doch war er nicht mehr unbekannt. Timo verließ die Halle und sie folgte, er hörte ihre Schritte hinter ihm und Unbehagen lief seinen Rücken hinab, ein fiebriges Schauern, wie das erste Zeichen einer Krankheit. Das Gewitter grummelte heran. Zur Hälfte füllten Wolken den Himmel und Regenschleier eilten heran. Wind riss an Timos Gesicht. Auf der Rückfahrt, die schweigend verlief, holte sie das Gewitter ein. Die Tropfen zerplatzten zuerst einzeln auf der Windschutzscheibe und wuschen schließlich die Umgebung fort. Timo musste langsamer fahren, als ihm lieb war. Sabina spielte wieder am Radio.
Bevor sie ausstieg, fragte Sabina: „Wann gibt’s die nächste Runde?“
Timo wollte ihr sagen, dass es vorbei war, dass er kein Spiel mehr wollte, wenn er nur verlieren konnte. „Ich ruf dich an.“
Sie stieg aus, winkte und lief durch den Regen davon. Timo brauchte lange, bis er weiterfuhr.

Timo war froh den Welpen aus der Hand zu haben. Dieser kugelte sich zu Sabinas Füßen im Staub, ein hellbrauner Körper mit übergroßem Kopf und einem hektischen Stummelschwanz. Sie kraulte ihm Bauch und Rücken. „Wo hast du den her?“
„Von einem Freund. Seine Hündin hat geworfen und er versucht die Kleinen loszuwerden.“
Er saß auf einem der Sessel und fühlte sich unwohl. Schweiß lief ihm übers Gesicht, seine Lippen schmeckten salzig. Am liebsten hätte er geduscht, eiskalt und ewig, alle Gedanken aus dem Kopf gewaschen, alle Bilder. Aber er saß hier, spürte den rauen Stoff unter seinen Händen und wartete darauf, dass Sabina vom Welpen abließ und ihn wieder ansah - mit Erwartung im Blick und dem Lächeln, das sie bei jeder Spielrunde zeigte. Es dauerte seine Zeit – Sabina spielte mit dem Hund, ließ ihn nach ihrem Finger schnappen, kraulte ihn unterm Kinn. Glücklich fiepte der Welpe.
Schließlich sah sie Timo über die Schulter hinweg an. „Was ist? Keine Aufgabe für heute? Du bist doch sonst nicht so still.“
Er fühlte sich an den ersten Abend erinnert, an das Essen, als er sprach und sie schwieg. Er hätte ihr gerne etwas darauf geantwortet, etwas, das sie überraschte und zurechtwies. Ihm blieb nur übrig, seine Befehle zu geben.
„Bring ihn um!“
Die Worte klangen natürlich, als wäre nichts dabei – Timo war über sich selbst erschrocken.
Sabina hielt inne mit dem Streicheln. „Spinnst du?“
„Bedeutet dir der Hund was? Ist er dir wirklich wichtig? Dann sag einfach nein. Lass ihn leben. Und ich habe gewonnen.“
Ihr Gesicht trug Überraschung zur Schau - vielleicht eine tiefere Einsicht, dass Timo nicht nur der hilflos geile Teenager war, nicht nur Spielball, sondern Spieler. Der Welpe fiepte glücklich wie je und Sabinas Hand wanderte in Kreisen seinen Rücken hinauf. Timo fühlte sich wieder obenauf, er hatte den Ausweg gefunden.
„Du machst es nicht. Ich wusste, du machst es nicht.“
Mit der einen Hand packte Sabina den Kopf, mit der anderen den Rumpf. Ruckartig verdrehte sie den Hals des Welpen, als wringe sie ein Handtuch aus. Die Wirbelsäule zerbrach, Timo konnte das Knacken hören. Zweimal zuckte der Stummelschwanz, dann regte sich der Welpe nicht mehr.
„Oh, Scheiße.“ Er wandte den Blick ab und wünschte sich, Sabina wäre nicht hier, Sabina, die lächelte, weil sie gewonnen hatte – Timo hatte von Anfang an danebengelegen, hatte nicht erkannt, was Sabina wirklich war.
„Du hast trotzdem verloren. Du hast bei dem Spiel mitgemacht. Das beweist alles.“ Er sprach fahrig und wie im Fieber, sprach mehr zu sich, denn zu Sabina. „Wärst du wirklich Nihilistin, hättest du nicht mitgemacht. Du hättest dich nicht beweisen müssen. Ich habe Recht.“ Vielleicht waren seine Worte folgerichtig, vielleicht war Sabina keine Nihilistin, aber Timo wusste, dass es nicht mehr darauf ankam. Der Welpe lag zu Sabinas Füßen.
Timo verließ die Halle. Draußen grüßten Grillen und die untergehende Sonne. Die Luft stand reglos und schwül. Timo brach der Schweiß aus. Hinter der Lagerhalle erstreckte sich Brachland, rissiger Asphalt und Unkraut, dann Felder, mit Mais und Weizen, rot-gelb im letzten Licht. Timo hörte Sabinas Schritte hinter sich.

 

So, diesmal aus der Sicht des Jungen. Ich hoffe es haben sich einige der alten Probleme erledigt und es sind nicht zu viele neue dazu gekommen. :)
Gruß,
Kew

 

Hallo Kew,

ich kenne die Vorgängerversion dieser Geschichte nicht, was aber egal ist, denn diese Version hat mich dermaßen angesprochen, dass ich sie gar nicht erst vergleichen will, mit was auch immer. Dein Stil gefällt mir einfach, da sind auch so schöne Wortbilder drin, so richtig stimmige kleine Prätiosen halt, sowas lese ich gerne. Aber über die Geschichte selbst, in die sich diese beiden coolen, traurigen, lebenshungrigen, seelenvollen, verzweifelnden Kinder verstricken, will ich noch ein bisschen nachdenken, bevor ich mich an einer "Rezension" versuche …

Vorerst will ich dich nur auf ein paar Flüchtigkeitsfehler hinweisen, damit du die in aller Ruhe verbessern kannst, bevor die restliche Gratulantenschar antanzt.
(Der Einfachheit halber füge ich meine Verbesserungsvorschläge fett ein, was in Klammern steht, gehört weg, ok?)

Bevor er sich mit Sabina zum Essen traf,
und auswendig gelernt (würde ich trennen)
Fragen zur Schule, ihren Mitschülern und Lehrern,
hatte ihr schließlich Liebesgedichte per Mail geschickt,
Um ihre Abwehr zu brechen, fragte er:
hinter Zäunen und Stacheldraht, die meisten unbenutzt(en), mit zerbrochenen Fenstern und rostigen Türen.
Nach der Kühle des Autos fühlte er sich wie in einer Sauna
Als sie sich zu ihm hinab beugte und mit den Lippen seinen Mund streifte(n),
eine Gruppe Frauen mit Kopftüchern und Sonnenbrillen
Weißt du, du hast mir fast nichts von dir erzählt.
ob du beim Wichsen an mich denkst
laut wie bei einem nachsynchronisierten Film(en)
Er ha(c)kte den BH auf (bei diesem Wort konnte ich mir ein hähä nicht verkneifen!)
Timo wollte (er) ihr sagen, dass es vorbei war, (sei?)
er versucht die kleinen loszuwerden.“
etwas, das sie überraschte und zurechtwies
aber Timo wusste, dass es nicht mehr darauf ankam.

seine Wangen brannten stärker als ohnehin. Klingt ein bisschen komisch. Das ist die einzige Wortwahl, die ich beanstande.

Die hat mich gleichzeitig gut unterhalten und berührt, deine Geschichte!

Lieben Gruß
offshore

 

Hallo ernst offshore,
danke fürs Lesen und Kommentieren.

ich kenne die Vorgängerversion dieser Geschichte nicht, was aber egal ist, denn diese Version hat mich dermaßen angesprochen, dass ich sie gar nicht erst vergleichen will, mit was auch immer.
Das freut mich natürlich. :)

Dein Stil gefällt mir einfach, da sind auch so schöne Wortbilder drin, so richtig stimmige kleine Prätiosen halt, sowas lese ich gerne.
Auch hier, was soll ich da sagen? Ist toll, dass es für dich so gut funktioniert. Vorallem weil ich bei der Sprache gerne übers Ziel hinausschieße und überformuliere. (Abgesehen davon, dass ich darüber andere Bereiche einer Kg vernachlässige, jedenfalls manchmal.)

Aber über die Geschichte selbst, in die sich diese beiden coolen, traurigen, lebenshungrigen, seelenvollen, verzweifelnden Kinder verstricken, will ich noch ein bisschen nachdenken, bevor ich mich an einer "Rezension" versuche
Ich hab Zeit. :) Wenn du nochmal was zu dem Text schreiben möchtest, freut mich das, aber sieh's nicht als Verpflichtung.

Vorerst will ich dich nur auf ein paar Flüchtigkeitsfehler hinweisen, damit du die in aller Ruhe verbessern kannst, bevor die restliche Gratulantenschar antanzt.
Hab so gut wie alles übernommen. Danke fürs raussuchen. Und du bist ja von meinem Text überzeugter als ich selbst.

Vielen Dank noch mal.

Gruß,
Kew

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, lieber Kew, ich bin schon müde, daher nur eine kurze Rückmeldung ohne genauere Textarbeit.

Detaillierte Punkte folgen später, wenn ich wieder wacher bin und mehr Zeit habe. Ich schreibe dann so einen fetten Erweiterungshinweis hin, es sei denn, jemand anderes hätte dann ohnehin schon die Stellen rausgepickt. Waren eh nicht viele.

Ich wollte dir eigentlich schon zu deiner ersten Version was schreiben und das habe ich dann verpasst.

So - hier ist jetzt deine zweite. Und deinem Kommentar zu ernst offshore entnehme ich, dass du dir ganz unsicher bist, was mit dieser Geschichte los ist.
Mach dir nicht zu viele Gedanken. Der- oder diejenige/n, die dir den Rat gegeben hat, die Perspektive zu wechseln, die solltest du zu Kaffee und Kuchen einladen. Es war eine gute Idee und es ist ist dir wirklich gelungen. Diese zweite Version ist weicher, nachvollziehbarer. Ich hatte die erste Version gelesen und fand die schon ganz schön gut. Und das hier, finde ich wie gesagt total gut. Es ist sehr sensibel beobachtet. Die Geschichte nimmt eine Steigerung, die mir so ein bisschen den Hals zuschnürt und bei ein wenig Nachdenken sogar noch enger schnürt, als ich das auf den ersten Blick dachte. Man fragt sich jetzt in dieser Geschichte, was aus diesem armen Sabina-Mädchen werden wird. Sie hat eine Härte, die die Temperatur echt runtersetzt. Und das hast du nur mit diesen Andeutungen über ihren beknackten Vater hingekiregt. Und über ihre Reaktionen, die aber eben aus der Außensicht beobachtet werden. Das Spiel wird durch die Betrachtungsweise des recht harmlosen Timo von einem neckischen Spielchen zu einem sehr heftigen, kalten Spaß fortgetrieben. Als sie dann nackt ist, das hat man das Gefühl, dass in ihr etwas zerreißt, ich glaube, so sagt mir das deine Geschichte, dass die den Welpen nicht getötet hätte, wenn der Verlauf anders herum gewesen wäre. Aber mit der Nacktheit bekennt sie sich dazu, die Gewalt, die ihr angetan worden ist, offen zu legen. Und damit sind alle Dämme gebrochen. Da strahlt eine Eiseskälte aus ihr. Das finde ich schon sehr beeindruckend. Um Timo mache ich mir weniger Gedanken, er ist einfach entsetzt über das, was passiert ist. Über die Folgen seiner Inszenierung. Und er hat das Spel zu weit getrieben, das stimmt. Aber er ist mehr so der Dussel, der aus Verliebtheit und ein bisschen Größenwahn in die Sache reinrutscht.

Es gibt nur eines, was ich anders machen würde, und zwar von dem her, wie deine Geschichte auf mich wirkt: Vor diesem Satz würde ich die Geschichte beenden. Und den Satz selbst weglassen.

Timo hörte Schritte hinter sich und Sabinas Stimme, die traurig klang.
„Du hast mir Nichts gezeigt, was Bedeutung hat. Warum?“

Ich glaube, das ist einerseits eine ziemlich Geschmackssache, oder eine andere Schwerpunktsetzung. Ich bin durch die Perspektivsetzung als Leserin mehr bei Timo, daher gefällt mir das so besser. Du kannst ja mal gucken, wie das andere sehen.

Ich mach dir wie gesagt die Tage noch ein paar Anmerkungen zu ein paar Textstellen. Sind nur ein paar kleine Detailanmerkungen zu Formulierungen, wo ich was überflüssig finde.
Aber ich wollte dir einfach mal schnell eine Rückmeldung geben.
Liebe Grüße
Novak


Versprochenes Edit:
Ich habe jetzt die anderen Kommentare durchgelesen und die anderen haben eigentlich die Punkte schon genannt, die ich anmerken möchte.
Aber ich möchte sie trotzdem noch einmal aufzählen. Ich empfinde es oft als hilfreich, wenn nicht nur einer was verändern würde, sondern zwei oder gar drei. Das gibt mir persönlich mehr Sicherheit in der Überarbeitung. Vielleicht geht dir das auch so.

Doch eine Sache noch vorweg.
Ich finde es ausgesprochen spannend, wie Sabina von ihren Lesern so unterschiedlich wahrgenommen wird. Jemand empfand einen Aspekt an ihr als unterwürfig. Also jedenfalls in einer Szene. Und das stimmt zweifelsfrei auch. Sie macht alles, was Timo ihr sagt. Und trotzdem ist sie für mich auch eine "Macherin", jemand, die mit der Gewalt, der sie ausgesetzt ist, einen Umgang findet. Einen selbst/zerstörerischen zwar, aber sie ist auf keinen Fall nur Opfer. Sie hat den Kontakt zu sich selbst verloren, sie liebt sich selbst nicht, das zeigst du an vielen Einzelheiten sehr schön, aber sie hat auch einen Selbstbehauptungswillen, der ist verbogen und seltsam. Aber er ist da. Und man weiß nicht, wie es mit ihr nach dieser Geschichte weitergehen wird. Und gerade dieser Konflikt in ihr selbst, der ist es, der sie für mich so tragisch und so spannend macht. Das beginnt schon da, wo sie sagt, sie sei Nihilistin und sich auf das Spiel einlässt, das zu ihrer vorgestellten Weltsicht im Gegensatz steht.
Und nun noch einmal ein Satz, um zu verstärken, weshalb ich da Ende nicht gut fand: Sie ist eine Jugendliche, die "aus ihrer Not eine Tugend macht", um zu überleben. Das ist tragisch, aber das stattet sie noch lange nicht mit einer Reflektionsgabe aus, wie du ihr sie in deinem letzten Satz zuschreibst. Von daher würde ich ihn, wenn du ihn schon nicht weglassen magst, was ich verstehen kann, zumindest vereinfachen.
Verstehen kann ich es, weil du lieber mit einem Blick auf Sabina enden willst, sie ist für mich die interessante Figur, obwohl aus Timos Sicht erzählt wird. Aber bring es dann sprachlich und denkerisch näher an sie als Jugendliche ran.
Ich bin echt froh, dass auch Schwups das angemerkt hat. Der hat das so schön auf den Punkt gebracht. Vielleicht hast du ja eine geniale Idee, das etwas anders zu formulieren.

Zu den anderen Stellen , die mir auffielen, schreib ich nur kurz, weil es sich z. T. wiederholt. Und Kommata oder falsche Zeitgebung sowieso nicht, nur so Formulierungsstellen. Aus dem o.a. Grund, ich finde es selbst sehr hilreich.

Bevor er sich mit Sabina zum Essen traf, hatte er sich eine Liste möglicher Fragen zusammengestellt, hatte sie aufgeschrieben und auswendig gelernt
Da bin ich geruckelt, fand ich so aufgezählt. Nachdem ich Quinnns Antwort gelesen hatte, war mir auch klar, warum.

Jetzt war er zur Hälfte durch und hatte kaum Antworten erhalten, nur Platzhalter und Worthülsen.
Auch hier. Platzhalter gefiel mir gar nicht, passt für mich gar nicht, ich glaube Quinn hatt Sprechblase vorgeschlagen. Will mir aber auch nicht gefallen. Das passt nicht zu einem Gespräch. Belass es doch bei den Worthülsen. Oder schreib doch einfach: wusste immer noch nichts über sie. Das war doch sein Vorhaben, er ist an ihr interessiert, will was rausfinden. Und jetzt erfährt er nix trotz seiner Fragen.

Dabei saßen sie vorm Restaurant nahe der Straße und vom Pflaster stieg Restwärme auf, eine Erinnerung an die Backofenluft und den klebrigen Asphalt der Mittagsstunden.
Die Restwärem gefiel mir gar nicht. Grund hat Quinn schon geschrieben. Die Backofenluft und so schon. Restwärem ist so technisch. Da sitzen doch einfach nur zwei rum, denen es warm ist und die schwitzen ein bisschen rum. Du willst es sinnlich machen, aber Restwärem bekommt so etewas Übergeaues.

Weil ihm das Fragen peinlich wurde, erzählte Timo von sich selbst, von seiner Sicht auf die Welt, seinem Plan zu studieren, Maschinenbau vielleicht oder Japanologie.
bei seiner Sicht auf die Welt bin ich mir unsicher. Die Geschichte ist doch aus Timos Sicht geschrieben und das klingt so abgeklärt. Wenn ich einen 16-18 jährigen frage, und gar diesen Timo, was er mal machen will, oder wie er so denkt, natürlich kennt er diese Worte, und wird sie auch einem Erwachsenen gegenüber sagen, aber einem Mädchen gegenüber redet er anders. Vielleicht findest du eher ein Beispiel dafür, wie er die Welt sieht, eine die mir näher am Timo ist. Oder du findest was anderes, was weniger abgeklärt klingt. Oder du lässt auch das weg. Denn ich finde die Gegenüberstellung von Japanologie und Maschinenbau wunderbar. Sie ist so toll beliebig. Und genauso unreif und "verspielt" und beliebig finde ich diesen Timo auch, auch wenn er eine große Zilstrebigkeit hat.

Im Schatten konnte Timo ihr Gesicht nicht sehen, nur Tinte vom Hals bis zum Haar, aber ihre Hände waren zu Fäusten geballt.
„Warum lässt du dich von mir einladen, wenn ich dich nur nerve? Ich kapier das einfach nicht.“
„Ist mir egal.“
„Wirklich?“ Er war eher überrascht als wütend. Sabina hatte gesagt, was sie dachte.
„Ja. Mir ist alles egal. Ich bin Nihilistin.“
Die Stelle gefiel mir sehr gut.

Er trug eine Sonnenbrille - die Welt war ein Kaffeetraum und die Beine der Mädchen, die von den Sportumkleiden kamen, dunkel wie Brot.
Auch die ist schön.

„Ich glaube, es wird dir gefallen.“ Was reine Spekulation war – Timo hatte nach ihrem letzten Treffen lange wachgelegen und überlegt, wie er eine Nihilistin fangen könnte.
Da denke ich immer, er hätte erst mal nachschlagen müssen, was das überhaupt ist.

Er versuchte so witzig wie möglich zu klingen und spannte ein Lächeln auf sein Gesicht.
Gefällt mir auch gut

Ich hab es übersehen, aber irgendwo gab es hypertrophierte Glühwürmchen bei einer Lampenbeschreibung. Das fan ich zuviel des Guten.

Timo sah ein zerfallenes Auto, einen geschlachteten Lkw, zwei Hunde, die zwischen Bauschutt und Holzresten kopulierten. Er wollte eine Bemerkung dazu machen, aber keine schien ihm passend zu sein.
kopulierten - würde der eine Sache so beschreiben, der Timo.
Ich merke echt, ich hab da selbst supergroße Schwierigkeiten, das gut hinzukriegen, dass man einerseits aus der Sicht der Hauptfigur schreibt, andererseits hat man ja eine Distanz. Man muss ja die Handlung vorantreiben, allein das unterstellt ja schon Distanz zu der Hauptfigur. Also da die richtige Waage zu finden, das finde ich schwer.

darüber sah Timo den Himmel durch Fabrikfenster, hellblau, mit den zerfaserten Streifen von Flugzeugen und Wolken.
gefällt mir

Daneben standen ein leerer Bierkasten, ein Bunsenbrenner, Pfanne und Topf. Gegen die Weite der Halle wirkten die Dinge unwirklich und fehl am Platz, eine Insel im Ozean
.
auch

Er setzte sich auf einen der Sessel und versuchte eine Haltung einzunehmen, die gut aussah, während Sabina in der Hallenmitte verharrte.
auch

Als sie sich zu ihm hinab beugte und mit den Lippen seinen Mund streifte, roch Timo ihren Körper: dunkel und voll und unbekannt, ein Versprechen von Nacht und Mutterleib
.
Hier übertreibst du es.

So sicher KOMMA wie sie gekommen war, ging Sabina auf Abstand und Timo wollte sagen, er habe einen Kuss mit Zunge gemeint,

Sie hatte das Haar zu einem Dutt gebunden, was ihr viel von einer Ballerina gab – klassische Strenge und Schönheit, nur ihr Lächeln störte das Bild. Timo fühlte sich glücklich deshalb.
das Fette kommt mir umständlich vor. einfach nur: sie sah aus wie eine Ballerina - ...

Gut gefallen mir auch die Schlderungen, wie sie an der Baustelle sind und durch die Stadt streifen.

Das Wasser hatte ihr Haar von blond zu schwarz gefärbt, aber ihre Frisur nicht zerstört. Tropfen liefen ihr über Stirn und Gesicht. Sie hielt still, als Timo sie küsste, und während seine Hände über ihren Rücken tasteten, fragte er sich, was sich eigentlich geändert hatte, seit dem Abendessen, dem abwesenden Blick und dem Schweigen. Neben ihnen liefen Menschen durchs Wasser, er hörte das Platschen ihrer Schritte. Er wünschte, er wäre mit Sabina allein.
Auch das, weil man hier so schön merkt, wie er glaubt, sein Ziel zu erreichen. Steht nur als Beispiel, auch danach sind dann noch Stellen, die du so gut zeigst, dass man mitverfolgen kann, wie Timo glaubt, das Spiel zu gewinnen und gleichzeitig immer so einen fetten kleinen Dämpfer kriegt. Zum Beispiel, wenn sie antwortet: "ich masturbiere nicht".

Und bei der nachfolgenden Szene - das Ausziehen - da finde ich das Spiel zwischen den beiden schön auf den Höhepunkt getrieben. Er glaubt, sie sei kontrollierbar, unterwürfig. Und das erregt ihn. Und gleichzeitig merkt er, wie ihm die Zügel aus der Hand gleiten. Immer mehr.
Und ich könnt ihm richtig die Leviten lesen, dass er danach nicht aufhört mit diesem Scheißspiel. Er ist halt och ein ziemlich dümmliches, unreifes Früchtchen. Ein Zauberlehrling, der aber leider keinen Meister hat.
Klingt wie Kritik, ist aber überhaupt nicht so gemeint, sondern ich finde es ein Gütesiegel für eine Figur, wenn man sich über sie aufregen kann. Das heißt, man hat sie hier zum Leben gebracht.
Allein von daher finde ich es wichtig, einfach die Formulierungen noch einmal durchzugehen. Damit man durch zu distanzierte ferne Beschreibungen oder Formulierungen dann nicht wieder rausgerissen wird als Leser.

Eine hochinteressante Geschichte, die einem nahehgeht. Tolles Thema. Und bei allem Gemecker (und Abstrichen an manchen Formulierungen) eine gute Figurenzeichnung. Doch - hat mir sehr sehr gefallen.
Lass es dir gut gehen.

 

Mach dir nicht zu viele Gedanken. Der- oder diejenige/n, die dir den Rat gegeben hat, die Perspektive zu wechseln, die solltest du zu Kaffee und Kuchen einladen.
Der oder diejenige steht mehr auf Schnitzel oder Döner.

Ich setz mich auch die Tage mal an deine Geschichte, vorzugsweise, wenn einer schon mal die grobe Arbeit übernommen hat.

Bis dann

 
Zuletzt bearbeitet:

Ah, du warst das. Guter Tipp - und ich freu mich, dass du wieder da bist, hatte dich schon vermisst.
Ich weiß, ich weiß, ist offtopic und der ganze Kram. Aber das musste jetzt sein.
Ähh, fällt mir nachträglich auf: Seit wann bin ich die Frau fürs Grobe!!

 

Hi, nochmal,

Sabina hatte ihren Fisch kaum angerührt. Ihre Gabel stocherte im weißen Fleisch.
Im weißen Fleisch des Fisches – ich finde das ist irgendwie ungünstig. Fisch – Fleisch, das ist so eine ungünstige Doppelbedeutung. Mit „Fleisch“ meint man ja nicht nur das konkrete „Fleisch“, das auch ein Fisch haben kann, sondern „Fleisch“ auch als Oberbegriff für eine Ernährungsart (nicht Fisch, nicht Fleisch). Ganz simpel: Hier laufen zwei Bilder entgegen. Wenn ich lese Sabina hatte ihren Fisch kaum angerührt, sehe ich eine Mädchen mit gekreutzen Armen vor einem Teller sitzen, und da liegt ein Fisch drauf. Wenn ich lese „Ihre Gabel stocherte im weißen Fleisch“, sehe ich eine Gabel, die in Hähnchenfleisch rumstochert.

Bevor er sich mit Sabina zum Essen traf, hatte er sich eine Liste möglicher Fragen zusammengestellt, hatte sie aufgeschrieben und auswendig gelernt
Ich würd’s anders machen. Das ist dasselbe Problem wie bei der letzten Version mit dem Reinschleichen oder irgendwas, das ist grammatikalisch – zumindest bei Beispielen, die auch im normalen Leben auftauchen – eines der nervigsten Probleme (mit der Vorzeitigkeit und andauernde Vergangenheit und der ganze Mist). Da muss man ein bisschen tricksen, damit es sich organisch anhört, du hast hier das Problem des dreifachen „hatte“ und willst es umgehen, indem du das erste zu einem „traf“ ummodelst, obwohl das „bevor“ eigentlich eine andere Zeitschiene fordert.
Man muss sich da auch von bestimmten Regeln trennen, man sagt zwar immer so locker „Präteritum“ und dann geht man ins Plusquamperfekt zurück – aber wenn ein Satz blöd klingt, kann er grammatikalisch dreimal richtig sein, er klingt trotzdem blöd und hier „Bevor … traf, hatte, hatte“ –problematisch).

Timo hatte vor der Verabredung eine Liste möglicher Fragen zusammengestellt, sie aufgeschrieben und auswendig gelernt.
Dieses „Bevor er sich mit Sabina zum Essen traf“ – ist, wenn man das dann losgelöst betrachtet, ohnehin eine ziemlich seltsame Information. Wann sollte er sich das sonst zusammengestellt haben? Wohl kaum währenddessen und danach auch nicht, natürlich davor. Also stört dann in meinem Satz auch „vor der Verabredung“, und kann raus.
Timo hatte eine Liste möglicher Fragen zusammengestellt, sie aufgeschrieben und auswendig gelernt.
Der Satz ist klar und verständlich, gibt dann ein weiteres Problem, weil die drei Verben alle so fischer-technik-Verben sind, die irgendwie zusammengesetzt aussehen, aber der geht schon, oder? Man ist von zwei und einem gemogelten dritten „hatte“ auf eins runter, man ist sogar das reflexive „sich“ los, ein ständiger Unruheherd im Deutschen: Reflexixpronomen. Mal drauf achten. Kann man aus jedem Text rausstreichen: Überflüssige Reflexivpronomen und Possesivpronomen. Wird fast jeder Text schlanker, stärker und besser dadurch.
Das sind halt so Tricks, schämt man sich ja fast, damit auf Tournee zu gehen, aber die klappen wirklich. Für mich zumindest.

Jetzt war er zur Hälfte durch und hatte kaum Antworten erhalten, nur Platzhalter und Worthülsen.
Was willst du denn mit „Platzhalter“ hier sagen? Sprechblasen und Worthülsen – das würde man erwarten. Platzhalter und Worthülsen – hat sie denn vor, die Platzhalter später durch etwas anderes zu ersetzen? Also bei „Platzhalter“ stelle ich mir etwas anderes vor.
Sabina saß zurückgelehnt und spielte mit ihrem Haar, wickelte eine blonde Strähne um ihren Finger, bis sie einem Korkenzieher glich.
Ja, das Deutsche tut sich schwer mit lockeren Bezügen und Aufzählungen und so.
Der Satz hier heißt eigentlich, dass Sabina einem Korkenzieher gleicht. Du meinst sicher die Strähne. Jetzt kann man entweder sagen: Das wird doch aus dem Kontext ersichtlich, aber so locker ist das halt immer nicht. Korrekt: „bis diese einem Korkenzieher glich.“
Sabina reagierte kaum, nickt nur unbestimmt. Sie beobachtete eine Gruppe Studenten, die hinter Timo saßen und sich über einen Aufenthalt in Südafrika unterhielten und über Sport und das Trainingsprogramm für die Sonne Kapstadts
„nickte“ – und mal überlegen, ob man das ganze lebendiger gestalten kann. Du erzählst gerne in der Raffung, du gibst schon die Erklärung zum Sinnerlebnis gleich mit. Es ist nicht warm sondern weil Restwärme aufsteigt, ist es warm. Wenn du so schreibst, wirst du immer einen Arbeitsgang brauchen, wo du dich fragst: Ist das lebendig genug? Geht das lebendig? Wie kann ich das dynamischer und bunter machen? Will ich das so? Was will ich? Will ich es so? Gut, dann passt das.
Um ihr Abwehr zu brechen
ihre
die Welt war ein Kaffeetraum und die Beine der Mädchen, die von den Sportumkleiden kamen, dunkel wie Brot.
Davon würde ich mir mehr wünschen – weil es für mich direkter und authentischer klingt, aber das ist auch total subjektiv.
Ihre Kleidung bestand wieder aus einem langärmligem T-Shirt und Jeans, ihr Gang war forciert wie bei einem Model auf dem Laufsteg.
Lies mal Schlink „Der Vorleser“ – daraufhin, wie intelligent der Erzähler ist und wie es ihm trotzdem gelingt, aus dem Erleben des Kindes heraus diese Intelligenz ein bisschen angekettet zu lassen.
Wenn man was „erlebt“, dann ist man nicht gleichzeitig der, der sich 2 jahre später Gedanken darüber gemacht hat und es analyisieren kann.Oder 20 oder 30 Jahre später – wie im Fall von vielen Erzählern.
Wenn du zwischen deine Figuren, zwischen dem, was sie erleben, und dem Leser ständig dich als Autor einschalten möchtest, um einen Filter zu geben um zu zeigen, was du dir dabei gedacht hast, wie das läuft, wie das verstanden werden soll, dann ist das schwierig, es machen viele, es muss dann geschickt gemacht werden. Beim Erleben der Figuren sich als Autor zurückzunehmen, ist etwas, das dem Wunsch, sich selbst darzustellen, entgegen läuft. Man schreibt ja auch als Form der Selbstdarstellung: Ich hab mir Gedanken gemacht. In jeder Zeile stecke ich. Was ich vor 2 Wochen beim Bäcker gedacht habe, das war nicht verschwendetete Zeit, das ist Teil meines Lebens, alles ergibt einen Sinn, hier bring ich das jetzt.
Dagegen ist überhaupt nichts zu sagen, aber mal drauf achten, ob das immer angebracht ist. Es schafft Distanz dieser Filter zwischen Figur und Leser.
Sie lief um’s Auto und stieg ein. Mit Sabina kam eine Deowolke, süßlich und betörend. Sie überdeckte mühelos den Schweißgeruch und Timo wusste nicht wie Sabina wirklich roch.
Ums und Komma nach „nicht“ – ich such dir da jetzt nix mehr raus, das meinte ich mit „grob drübergehen“; du bist sicher clever genug, um den Kleinkram selbst zu finden.
„Also deswegen sind wir soweit gefahren? Wegen einer Jugenderinnerung?“
Komisch, dass die sowas sagt. Klingt wie der Ich-Erzähler. So defensiv, zynisch und erwachsen. Jugenderinnerung – wer würde denn so etwas sagen?
dunkel und voll und unbekannt, ein Versprechen von Nacht und Mutterleib.
Boah .Ernsthaft? :)
Ich stell mir grade vor, wie der Erzähler hier Dirty Talk macht. Ich will dich knallen, du erinnerst mich an Brot. Autor mal raus aus sowas.
Sie hatte das Haar zu einem Dutt gebunden, was ihr viel von einer Ballerina gab – klassische Strenge und Schönheit, nur ihr Lächeln störte das Bild. Timo fühlte sich glücklich deshalb.
Das ist immer derselbe Kritikpunkt: Du hast lebendige Situationen und betrachtest die wie durch Milchglas. Das ist ja jetzt auch nicht revolutionär, was du dazu sagen möchtest. Dass bei der Sexualität einer Frau irgendwo Wärme und Geborgenheit mitspielen kann, die man irgendwie mit der Mutter verbindet – ja, das ist so. Aber warum kommt das, wenn ein 17jähriger eine 17jährige in einer Halle befummeln will. Um was geht es da? Wozu brauchst du da die Mutter. „Klassische Strenge und Schönheit“ will der Junge hier dann haben, das klingt ja schon fast pädophil hier.
Du bist ja noch sehr jung, das muss dir nicht peinlich sein, du musst das nicht kaschieren wollen. Wie intelligent und reflektiert ist Timo? Die Frage solltest du dir vielleicht stellen und sie beantworten. Und wie intelligent und reflektiert ist Sabina?
Die Figuren in einer Geschichte sind nicht selbst Autoren und Poeten, und haben tiefschürfende Empfinden und Ideen zu alles und jedem. Zumindest nicht zwangsläufig. Wenn man das will, okay. Ich hab aber nicht das Gefühl, du willst das hier unbedingt, du kannst es nur nicht abstellen.
Das war jetzt viel Kritik. Das Gute ist ,dass die Geschichte, der Stoff hier, der Hammer ist. Das ist wirklich gutes Zug und in der Überarbeitung merkt man das erst, weil du viel in der Peripherie abgeschnitten hast, und man jetzt den Kern – das Mädchen – sehen kann und du hast diesen schönen Konflikt im Erzähler selbst, dass er mit Dingen spielt, die er nicht begreifen kann.
Das ist – finde ich auch – ein naheliegender Gedanke: Diese masochistischen Frauen gehen beim Sex bestimmt ab. Ich kann mal den minanten machen, das tut mir nicht weh, mal gucken was passiert, ich komm schon auf meine Kosten. Dass daran dann gottweißwas hängt – und dass so eine vorgetäuschte „Dominanz“, wenn sie auf echte Unterwürfigkeit (wie in dem Fall) trifft, richtige Probleme gibt – das ist ein wirklich gutes Thema.
Das ist ja was: Sie steht halt drauf, wenn ich sie rumkommandier, macht mir schon nix. Aber was es dann bedeutet, sich auf so eine Art von Beziehung einzulassen – was das wohl auch für einen Tribut fordert – das ist ja der Kern der Geschichte, wenn es aus Sicht des Jungen erzählt wird.
Es ist alles fun and games, wenn man einer Frau sagen kann, stell dich in die Mitte des Raums und zieh dir das Oberteil aus, aber wenn man dann merkt, warum sie das macht, wie weit sie gehen kann, was dahinter steckt – da vergeht einem sicher auch der Spaß. Ich bin da aber auch, bei Leibe kein Experte für.
Toller Stoff, durch die Idee es aus Sicht des Jungen zu erzählen: Viel besser geworden.
Ich würde mir im Detail, im Kleinen, ein paar Sachen anders wünschen. Hab ja viel dazu geschrieben. Das ist auch immer nur meine Sicht, nicht zu ernst nehmen. Toller Stoff, mutig, dass du sowas angehst und mit welcher Konsequenz auch, das ist etwas, von dem man auf der Seite hier – wenn es stilvoll bearbeitet ist – mehr bräuchte. Stoff, der in Regionen des Mensch-seins geht, wo es weh tut.

Gruß
Quinn

 

Hallo Kew

Spannende Idee, die Geschichte nochmal aus der Perspektive des Jungen zu erzählen.

Sabina reagierte kaum, nickt nur unbestimmt.

Vorsicht mit den Zeiten hier.

In der sechsten und siebten Klasse, hatte er für Sabina geschwärmt,

Erstes Komma raus.

Um ihr Abwehr zu brechen, fragt er:

ihre
fragte

„Also gut. Du hast mir doch erzählt, du wärest Nihilistin.“

Geht zwar, aber gesprochen wäre es doch eher wärst, wenn nicht sogar bist.

Neben Timo küsste sich ein Pärchen, das Mädchen scheinbar zu alt für den Jungen.

"Dem Anschein nach", also hier "anscheinend".

„Von einem Freund. Seine Hündin hat geworfen und er versucht die kleinen loszuwerden.“

die Kleinen

Timo war in der ersten Version für mich schwerer zu fassen als Sabina. Durch den Perspektivwechsel ist das jetzt besser, sein Handeln wird nachvollziehbarer. Bei Sabina ergibt sich vieles schon aus Timos Beobachtungen - die Art und Weise, wie sie über ihren Vater spricht (bzw. nicht spricht), die körperlichen Misshandlungen - da weiss der Leser, was Sache ist. In der ersten Version bist du ja noch sehr detailliert auf das Verhältnis zum Vater eingegangen. In der neuen Version taucht er als Figur nicht mal mehr direkt auf, dh. der Fokus liegt jetzt voll bei Timo und Sabina, und das tut der Geschichte gut. Denn diesen Teil willst du wirklich erzählen, der Rest - wie gesagt - ist dem Leser ohnehin klar und lenkt dann nur von der Haupthandlung ab.

Ich glaube, es gibt Sachen, die dir nicht egal sind. Deswegen habe ich mir ein Spiel ausgedacht. Ich stelle dir Aufgaben und du führst sie aus. Oder du bist keine Nihilistin.

Das ist schon eine ziemlich seltsame Logik, im ersten Teil hast du das am Ende ja noch aufgeklärt - also dieser Logik zufolge ist sie genau dann Nihilistin, wenn sie die Aufgaben nicht ausführt, denn wenn ihr alles egal ist, dann auch diese Aufgaben.
Dass Timo diesen Unterschied nicht bemerkt, ist klar (vielleicht steckt ja sogar eine wohlüberlegte Absicht dahinter, aber das glaube ich nicht, so wie sich das Ganze entwickelt), aber Sabina sollte ihn doch, wäre es ihr Ernst mit dem Nihilismus, darauf hinweisen. Aber darum geht es ja gar nicht, und das wird in der Version mMn noch deutlicher als in der ersten. Sie findet ja viel mehr Gefallen an dem Spiel als Timo, das ist wirklich interessant, wie sie vom passiven zum aktiven Part wird, und wie Timo die Situation entgleitet. Und just in dem Moment, wenn er die Kontrolle meint zurückzugewinnen - tötet sie den Hund. Da gab es auch in der ersten Version für mich noch Zweideutigkeiten (ich dachte erst, Timo "befiehlt" ihr, den Vater zu töten - dieser Verdacht keimt jetzt nicht mehr auf, weil der Vater praktisch aus der Geschichte genommen wurde, ein weiterer Vorteil dieses Aspekts).

Gut, jetzt kommt noch ein sehr subjektiver Leseeindruck, den ich leider nicht richtig begründen kann, dir aber nicht vorenthalten will: Auch wenn der Wechsel in der Perspektive sicherlich Vorteile bringt, kann ich nicht sagen, dass mir diese Version hier besser gefallen hat. Mir kam die erste Version "lebendiger" vor, ich hatte mehr Spass beim Lesen und das Gefühl, dass du auch mehr Spass beim Schreiben hattest als in der zweiten Version. Wie gesagt, das ist jetzt äusserst subjektiv und bringt dir vermutlich nicht viel, aber erwähnen möchte ich es trotzdem. Diese Version wirkt steriler auf mich, distanzierter von den Figuren. So etwas hier bspw.:

Als sie sich zu ihm hinab beugte und mit den Lippen seinen Mund streifte, roch Timo ihren Körper: dunkel und voll und unbekannt, ein Versprechen von Nacht und Mutterleib.

Das klingt so "gewollt literarisch", so nach dem Motto, Mensch, hört sich toll an, das schreib ich mal. "Ein Versprechen von Nacht und Mutterleib" - hast du das wirklich mal in echt gedacht? Oder denkst du, Timo würde so denken?

Auch der letzte Satz

„Du hast mir Nichts gezeigt, was Bedeutung hat. Warum?“

Das stimmt ja gar nicht, ich verstehe nicht, warum Sabina auf einmal so redet. Ich bring das nicht so recht in Einklang mit ihr, aber vielleicht entgeht mir da auch was.

Wie auch immer - schöne Idee, die Geschichte nochmal von einer anderen Perspektive aufzuziehen.

Viele Grüsse,
Schwups

 

Hallo. Allen vielen, vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

@ Novak:

Und deinem Kommentar zu ernst offshore entnehme ich, dass du dir ganz unsicher bist, was mit dieser Geschichte los ist.
Das ist immer die Sache mit nochmal überarbeiteten Geschichten, also wenn ich viel ändere, könnte ja auch alles schlechter werden und dann wäre halt viel Arbeit für die Katz. Umso schöner ist es natürlich, dass dem nicht so ist.

Sie hat eine Härte, die die Temperatur echt runtersetzt
Ich mag solche Figuren. Die ragen aus dem Alltäglichen raus und sie funktionieren ganz gut als Konfliktzünder. Weil sie eben anders sind und sich mit der Weltsicht/dem Verhalten anderer Figuren beißen.

Und das hast du nur mit diesen Andeutungen über ihren beknackten Vater hingekiregt. Und über ihre Reaktionen, die aber eben aus der Außensicht beobachtet werden.
Das war eigentlich der Plan auch für die erste Fassung und dann hab ich mich erfolgreich verrannt. :)

Als sie dann nackt ist, das hat man das Gefühl, dass in ihr etwas zerreißt, ich glaube, so sagt mir das deine Geschichte, dass die den Welpen nicht getötet hätte, wenn der Verlauf anders herum gewesen wäre.
Es ist auf jeden Fall der Punkt, an dem die Doktorspielchen aufhören. Und sie gibt das erste Mal wirklich was von sich Preis.

Und er hat das Spel zu weit getrieben, das stimmt. Aber er ist mehr so der Dussel, der aus Verliebtheit und ein bisschen Größenwahn in die Sache reinrutscht.
Für mich ist er halt einfach zu feige, zu sagen, es ist vorbei. Er glaubt, er könnte das SPiel noch gewinnen und so zu einem guten Abschluss bringen. Das mit dem Dussel passt also gut und Größenwahn sowieso.

Timo hörte Schritte hinter sich und Sabinas Stimme, die traurig klang.
„Du hast mir Nichts gezeigt, was Bedeutung hat. Warum?“
Nehm ich raus. Den Satz hab ich drinnen, weil ich nach der letzten Fassung, wo ja meine Intentionen nicht wirklich rausgekommen sind, Angst hatte zu wenig zu erklären. Wenn er überflüssig/schädlich ist, bin übers Ziel hinaus geschossen.

Das gibt mir persönlich mehr Sicherheit in der Überarbeitung. Vielleicht geht dir das auch so.
Ganz genau:)

Ich finde es ausgesprochen spannend, wie Sabina von ihren Lesern so unterschiedlich wahrgenommen wird.
Das find ich prinzipiel spannend, an dem was wir hier machen - dass es da häufig verschiedene Möglichkeiten gibt zu Auslegung.

Einen selbst/zerstörerischen zwar, aber sie ist auf keinen Fall nur Opfer
Nein, nur Opfer ist sie für mich auch nicht. Dafür treibt sie ihn zu sehr in die Enge, übt zu viel Macht aus, zu viel Druck. Gerade nach dem Ausziehen, als sie fragt, wann das nächste Treffen ist.

Sie hat den Kontakt zu sich selbst verloren, sie liebt sich selbst nicht, das zeigst du an vielen Einzelheiten sehr schön, aber sie hat auch einen Selbstbehauptungswillen, der ist verbogen und seltsam.
Mein Ausgangspunkt war ursprünglich, die Frage, weshalb sollte jemand Nihilist werden, also nicht aus interlektuellen Überlegungen heraus, sondern ganz praktisch. Und da bin ich bei Sabina gelandet, also dass irgendetwas so schief gelaufen ist, dass sie diese Haltung als Schutz benutzt.

Und gerade dieser Konflikt in ihr selbst, der ist es, der sie für mich so tragisch und so spannend macht.
Ja, weil letztlich wäre es ihr durchaus recht in einer schönen Welt zu leben, also ohne Spielchen und ohne Vater, aber das hat sie halt nicht. Das gibt ihre Umwelt nicht her. Und anstatt nein zu sagen, läßt sie sich drauf ein und übernimmt, zumindest bei Timo, die Kontrolle.

Die Restwärem gefiel mir gar nicht.
Da muss ich noch überlegen, weil das und die Glühwürmchen, gefallen mir persönlich sehr gut. Muss ich drübernachdenken, wie ich das haben will, ob ich bei dieser leichten Distanz bleibe, oder nicht.

wird sie auch einem Erwachsenen gegenüber sagen, aber einem Mädchen gegenüber redet er anders.
Das ist schwierig für mich. Weil für mich hat ein Er-Erzähler eigentlich die Freiheit über dem Wortschatz seiner Figur zu stehen. Aber damit will ich jetzt gar nicht den Einzelfall verteidigen, die Weltsicht nehm ich warhscheinlich raus. Ich versuch nur verständlich zu machen, warum ich an diesen Sachen zu knabbern habe. Das ist einfach ein Teil des Schreibens, mit dem ich mich noch gar nicht befasst habe.

Ich merke echt, ich hab da selbst supergroße Schwierigkeiten, das gut hinzukriegen, dass man einerseits aus der Sicht der Hauptfigur schreibt, andererseits hat man ja eine Distanz. Man muss ja die Handlung vorantreiben, allein das unterstellt ja schon Distanz zu der Hauptfigur. Also da die richtige Waage zu finden, das finde ich schwer.
Ich auch :). Also für mich ist es halt so: der Er-Erzähler schwebt über der Schulter der Hauptfigur, ist also sehr nahdran, aber eben nicht identisch. Deswegen diese Abweichungen vom Sprachgebrauch her.

Auch das, weil man hier so schön merkt, wie er glaubt, sein Ziel zu erreichen. Steht nur als Beispiel, auch danach sind dann noch Stellen, die du so gut zeigst, dass man mitverfolgen kann, wie Timo glaubt, das Spiel zu gewinnen und gleichzeitig immer so einen fetten kleinen Dämpfer kriegt.
Ja, der sucht nach einem Weg sie rumzukriegen und denkt er hat ihn gefunden und läuft dann voll ins Messer. Dass es mit dem kontinuierlichen Einstreuen solcher Stellen geklappt hat, freut mich.

Eine hochinteressante Geschichte, die einem nahehgeht. Tolles Thema. Und bei allem Gemecker (und Abstrichen an manchen Formulierungen) eine gute Figurenzeichnung. Doch - hat mir sehr sehr gefallen.
Lass es dir gut gehen.
Vielen Dank dafür, dass ist immer sehr motivierend.

@ Quinn


Wenn ich lese Sabina hatte ihren Fisch kaum angerührt, sehe ich eine Mädchen mit gekreutzen Armen vor einem Teller sitzen, und da liegt ein Fisch drauf. Wenn ich lese „Ihre Gabel stocherte im weißen Fleisch“, sehe ich eine Gabel, die in Hähnchenfleisch rumstochert.
Dann nehm ich's raus.

Das ist dasselbe Problem wie bei der letzten Version mit dem Reinschleichen oder irgendwas, das ist grammatikalisch – zumindest bei Beispielen, die auch im normalen Leben auftauchen – eines der nervigsten Probleme (mit der Vorzeitigkeit und andauernde Vergangenheit und der ganze Mist).
Mit dem nervig geb ich dir voll und ganz recht. :D

Timo hatte eine Liste möglicher Fragen zusammengestellt, sie aufgeschrieben und auswendig gelernt.
Ich nehm den so. Nur füg ich wohl noch ein hatte vor dem sie ein. Ließt sich für mich flüssiger.

Was willst du denn mit „Platzhalter“ hier sagen? Sprechblasen und Worthülsen – das würde man erwarten. Platzhalter und Worthülsen – hat sie denn vor, die Platzhalter später durch etwas anderes zu ersetzen? Also bei „Platzhalter“ stelle ich mir etwas anderes vor.
Also für mich ließt sich der Satz nur mit Worthülsen vom Rhythmus her komisch, werd mir da noch überlegen, was ich alternativ zu Platzhalter nehme.

Korrekt: „bis diese einem Korkenzieher glich.“
Übernehm ich.

Du erzählst gerne in der Raffung, du gibst schon die Erklärung zum Sinnerlebnis gleich mit.

Dagegen ist überhaupt nichts zu sagen, aber mal drauf achten, ob das immer angebracht ist. Es schafft Distanz dieser Filter zwischen Figur und Leser.
Ich selbst mag so Geschichten, wo es eine Distanz gibt zwischen Erzähler und Figur. Deshalb hab ich da bisher nie ein Problem gesehen, wenn ich etwa den Sprachschatz der Figuren überschreite oder ihr Reflexionsvermögen. Sieht so aus, als müsste ich mir hier mehr Gedanken machen. Kann sein, dass ich trotzdem bei der Distanz bleibe, aber ich sollte wenigstens darüber nachgedacht haben, bevor ich es mache. Bisher war das ein Teilgebiet, dem ich überhaupt keine Beachtung geschenkt habe. Danke für den Hinweis.

Wenn man das will, okay. Ich hab aber nicht das Gefühl, du willst das hier unbedingt, du kannst es nur nicht abstellen.
Das geht ja auch in die Richtung. Drüber nachdenken und dann entscheiden, nicht einfach machen und hoffen, dass es schon passen wird.

Wenn man was „erlebt“, dann ist man nicht gleichzeitig der, der sich 2 jahre später Gedanken darüber gemacht hat und es analyisieren kann.Oder 20 oder 30 Jahre später – wie im Fall von vielen Erzählern.
Du hast ja Vorgeschlagen, dass so zu erzählen, also mit Timo in zwanzig Jahren als Ich-Erzähler. Und ich hab mir das auch überlegt. Bisher hab ich nur null Erfahrung mit einem Ich-Erzähler und wollte mir da nicht noch einen Klotz ans Bein binden. Da brauch ich erstmal eine andere Geschichte, wo ich das speziel dran übe.

Das war jetzt viel Kritik.
Ist doch gut :). Hab ich mehr zu lernen.

Das Gute ist ,dass die Geschichte, der Stoff hier, der Hammer ist. Das ist wirklich gutes Zug und in der Überarbeitung merkt man das erst, weil du viel in der Peripherie abgeschnitten hast, und man jetzt den Kern – das Mädchen – sehen kann und du hast diesen schönen Konflikt im Erzähler selbst, dass er mit Dingen spielt, die er nicht begreifen kann.

Toller Stoff, durch die Idee es aus Sicht des Jungen zu erzählen: Viel besser geworden.
Da kann ich jetzt nicht viel zu sagen, außer dass es mich riesig freut. Und vielen Dank nochmal für deinen Tip. Du weißt ja, wo du hinkommen musst, wenn du Schnitzel oder Döner haben willst.

Stoff, der in Regionen des Mensch-seins geht, wo es weh tut.
Das ist wirklich kritisch mit solchen Themengebieten. Hab ich ja bei der letzten Fassung gemerkt, da driftet man ganz schnell ins lächerliche/zuviel ab und das ist dann immer sehr schädlich. Also diesen Grat zu finden, wo es gerade nicht zuviel ist, den zu finden, ist echt hart.

Wie intelligent und reflektiert ist Timo? Die Frage solltest du dir vielleicht stellen und sie beantworten. Und wie intelligent und reflektiert ist Sabina?
Die Figuren in einer Geschichte sind nicht selbst Autoren und Poeten, und haben tiefschürfende Empfinden und Ideen zu alles und jedem.
Ja, in gewisserweise sind mir die meisten meiner Figuren zu nahe. In den Teilen, die jetzt nicht durch die Handlung bestimmt sind. Persönliche Vorlieben, die Art der Wahrnehmung und Reflektion - die sind doch recht Nahe an dem, was ich bin und mache.
Das ist quasi der zweite Punkt den ich hier mit nehme: Darauf zu achten, dass die Figuren eigenständiger sind.


@Schwups

Durch den Perspektivwechsel ist das jetzt besser, sein Handeln wird nachvollziehbarer. Bei Sabina ergibt sich vieles schon aus Timos Beobachtungen - die Art und Weise, wie sie über ihren Vater spricht (bzw. nicht spricht), die körperlichen Misshandlungen - da weiss der Leser, was Sache ist. In der ersten Version bist du ja noch sehr detailliert auf das Verhältnis zum Vater eingegangen. In der neuen Version taucht er als Figur nicht mal mehr direkt auf, dh. der Fokus liegt jetzt voll bei Timo und Sabina, und das tut der Geschichte gut. Denn diesen Teil willst du wirklich erzählen, der Rest - wie gesagt - ist dem Leser ohnehin klar und lenkt dann nur von der Haupthandlung ab.
Es freut mich wirklich, dass sich mit dem Perspektivwechsel so viele Probleme gelößt haben.

Das ist schon eine ziemlich seltsame Logik, im ersten Teil hast du das am Ende ja noch aufgeklärt - also dieser Logik zufolge ist sie genau dann Nihilistin, wenn sie die Aufgaben nicht ausführt, denn wenn ihr alles egal ist, dann auch diese Aufgaben.
Ja, Sabina ist keine Lehrbuchnihilisten, sie benutz den Begriff nur als Schlagwort und als grobes Konzept hinter dem sie sich verstecken kann. Und ja, ihr macht das Spiel auch Spaß. Sie merkt, dass sie Timo in den Griff bekommt, dass sie langsam zum dominaten Teil wird.

Gut, jetzt kommt noch ein sehr subjektiver Leseeindruck, den ich leider nicht richtig begründen kann, dir aber nicht vorenthalten will: Auch wenn der Wechsel in der Perspektive sicherlich Vorteile bringt, kann ich nicht sagen, dass mir diese Version hier besser gefallen hat. Mir kam die erste Version "lebendiger" vor, ich hatte mehr Spass beim Lesen und das Gefühl, dass du auch mehr Spass beim Schreiben hattest als in der zweiten Version. Wie gesagt, das ist jetzt äusserst subjektiv und bringt dir vermutlich nicht viel, aber erwähnen möchte ich es trotzdem. Diese Version wirkt steriler auf mich, distanzierter von den Figuren. So etwas hier bspw.:
Das mit dem distanzierten haben ja die anderen schon angemerkt, da werd ich defenitiv noch ein wenig dranbastelt. Gerade die Beispiele, die du genannt hast, fliegen raus. Ob das jetzt im Gesamtbild soviel hilft, weiß ich nicht. Muss es für mich aber auch nicht. Ich bin froh, dass ich auf der "technischen Seite" einiges besser gemacht habe. Das andere ist einfach schwierig zu "steuern". Aber danke, dass du es mir erzählt hast. Es hilft mir beim Nachdenken über die Distanzfrage. Einfach um mir noch mal klar zu machen, dass nicht alle die Distanziertheit mögen, die mich fasziniert - was mir ja eigentlich vorher schon klar gewesen sein sollte, aber nicht war . :)

Danke an alle noch mal.


Gruß,
Kew

 

Hey Kew,

der Perspektivwechsel hat der Geschichte in jedem Fall gut getan. Schon, weil da Sabinas Nebengeschichte entfällt und man sich jetzt auf die eigentliche Geschichte konzentriert und nicht mehr auf Nebenhandlungsstränge.
Ich hätte gern diese Geschichte lesen können, ohne die andere Version ständig im Kopf zu haben, weil man ja so weiß, was passiert und die Spannung darunter leidet. Leider ;)

„Schmeckt es dir nicht?“
„Ich hab einfach keinen Hunger.“
Wieder strich Timo ein Gesprächsthema ab. Er hatte eine Liste möglicher Fragen zusammengestellt, hatte sie aufgeschrieben und auswendig gelernt – Fragen zur Schule, zu ihren Mitschülern und Lehrern, zu Musikgeschmack und Lieblingseis. Jetzt war er zur Hälfte durch und hatte kaum Antworten erhalten, nur Platzhalter und Worthülsen.

Ich würde das ja alles streichen :).

Sabina trug ein langärmeliges T-Shirt und Jeans.

Heißen Langarmteile auch T-Shirt? Echt? Ich bin verwirrt, aber kein Experte für solche Dinge.

Im Schatten konnte Timo ihr Gesicht nicht sehen, nur Tinte vom Hals bis zum Haar, aber ihre Hände waren zu Fäusten geballt.

Versteh ich nicht.

... die Welt war ein Kaffeetraum und die Beine der Mädchen, die von den Sportumkleiden kamen, dunkel wie Brot.

Brot ist wirklich ausgesprochen erotisch :). Ich finde den Vergleich ja etwas schief ;).

Sie folgte seinem Rufen, sie stieg aus dem Auto und kam durch den Zaun an seine Seite.

Der Satz ist recht typisch irgendwie für so manche. Da willst Du ganz genau sein und es klingt hölzern alles. So abgehackt. Das sind nicht die Details, die den Leser interessieren ;) Das geht doch auch fließender, irgendwie.

Sie stieg aus dem Auto und folgte ihm durch den Zaun.

Deswegen habe ich mir ein Spiel ausgedacht. Ich stelle dir Aufgaben und du führst sie aus. Oder du bist keine Nihilistin. Machst du mit?“

Und endlich (!) beginnt die Geschichte. Das davor dürfte ruhig etwas straffer daherkommen. Dann wird es auch dichter und atmosphärischer.

Ihr Gesicht war schön, ihre Haltung auch, ihre Brüste waren nur eine Andeutung unterm Stoff.

Das mochte ich. Das waren könnte raus, dann auch keine Wortwiederholung.

„Vorher gibst du mir noch deine Nummer.“
„Ich dachte wir wären fertig für heute.“ Er wusste nicht, ob sie scherzte. Ihr Gesicht fand er zu ernst dafür.
„Ich muss dir doch Bescheid sagen, wann’s weiter geht.“
„Gib mir dein Handy.“

Versteh ich nicht ganz, weil sie sehen sich doch in der Schule.

Also, was mich manchmal stört, ist dieses Übergenaue in den Bewegungen und Abläufen. Da entsteht ja keine Atmosphäre oder sagt was über die Charaktere. Das hat eher was von Protokoll, als von Geschichte. Vielleicht wirkt das aber auch nur auf mich so.
Ansonsten ist das ne feine Geschichte. Sehr schräg. Und das gefällt mir.

Und, kew, jetzt trau dich endlich an die Aktiven hier beim kommentieren, die anderen kommen doch nicht und lesen deine Texte ;).

Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege,

tut mir leid, dass es mit meiner Antwort so lange gedauert hat.

Ich hätte gern diese Geschichte lesen können, ohne die andere Version ständig im Kopf zu haben, weil man ja so weiß, was passiert und die Spannung darunter leidet. Leider
Ja, ist schwierig. Aber freut mich gerade, dass du es trotzdem nochmal versuchst hast.

Das mochte ich. Das waren könnte raus, dann auch keine Wortwiederholung.
Das Problem ist, einmal handelt sich um ein "war" und einmal um ein "waren". Prinzipiell stört es mich nicht, werd's auch mal raus nehmen, aber das ist der Grund, weshalb ich's drin hatte.

Und endlich (!) beginnt die Geschichte. Das davor dürfte ruhig etwas straffer daherkommen. Dann wird es auch dichter und atmosphärischer.
Also ich werde deinen konkreten Streichungsvorschlag mitnehmen und auch sonst noch ein, zwei Kleinigkeiten rausnehmen. Ob es dadurch soviel straffer wird, weiß ich nicht, aber ich kann's mal versuchen.

Ansonsten ist das ne feine Geschichte. Sehr schräg. Und das gefällt mir.
Das ist natürlich toll.

Und, kew, jetzt trau dich endlich an die Aktiven hier beim kommentieren, die anderen kommen doch nicht und lesen deine Texte .
Werd ich mir zu Herzen nehmen. Wenn ich wieder mehr zum kommentieren komme, sind's erstmal die Forenhasen.

Also, was mich manchmal stört, ist dieses Übergenaue in den Bewegungen und Abläufen.
Seh ich ein. Das ist aber etwas, was ich eher versuche in Zukunft zu beachten, als dass ich die Geschichte nochmal danach umschreibe. Liegt daran, dass ich nicht mehr richtig den Draht zu der habe.

Vielen Dank dir auf jedenfall.

Gruß,
Kew

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi kew
Und wow. Also das finde ich echf richtig starken tobak, den du hier anbietest. Ich kenne die version 1 nicht, bin daher vollkommen u bedarft an die geschichte gegangen - und in einen fiesen sog geraten. Das hat mich echt gepackt, diese faszination von timo, dieses ausgelierte, der vergebliche versuch aus seiner hündischen rolle auszubrechen. Das alles dem ungewisssen Geheimnis Sabinas gegenübergestellt, ebenso gefangen in ihrer Haut (buchstãnlich). Finde, dj hast dieses Machtspiel perfide und gutbin Szene gesetzt, das hat was klassisches an sich, also der Geschlechter-Aspekt, in meinen Augen, aber du setzt das in ein echt raffiniertes Setting, überraschst mich mit deinen Ideen. Und zmindest bei mir war hoffen und bangen angesagt, jeder Ausgang wäre denkbaf gewesen. Das gewählte letztlich irgendwie konsequent, ein richtiger Schauer kam aber durch den Schlusssatz: timo hörte sabines schritte hinzer sich. Wow, Gänsehaut,- die geister, die ich rief...

Also nur lob von meiner Seite, finde ich einen sehr starken Text, der nachwirkt. Das ist eine ganze Menge. Schreibtechnisch bin ich nicht einmal gestolpert, in einem Rutsch durch: Kompliment!
Ach doch, eins war mir zwischendurch gelegentlich unklar. Ich konnteas Alter der beiden nicht so recht einschätzen, also da wurde ich einbisschen hin u d hergeworfen.

Sehr gerne gelesen
Grüßlichst
Weltenläufer

 

Hi weltenläufer,

danke dir fürs Lesen und Kommentieren.

Also wow. Das ist mal ein positiver Kommentar :).

Das alles dem ungewisssen Geheimnis Sabinas gegenübergestellt, ebenso gefangen in ihrer Haut (buchstãnlich)
Das gehört sich zu den Sachen, die ich in der ersten Fassung nicht drin hatte. Toll also, dass das jetzt funktioniert. Auch ganz ohne Vergleich mit der alten Version.

Und zmindest bei mir war hoffen und bangen angesagt, jeder Ausgang wäre denkbaf gewesen.
Dass es lange Zeit so offen bleibt, ist natürlich toll.

Das gewählte letztlich irgendwie konsequent, ein richtiger Schauer kam aber durch den Schlusssatz: timo hörte sabines schritte hinzer sich. Wow, Gänsehaut,- die geister, die ich rief...
Ja, dieses Irreversible. Timo ist ja über eine Grenze raus, hinter die er nicht wieder zurück kann. Die Sache ist keine Jugendbagatelle mehr.

Ach doch, eins war mir zwischendurch gelegentlich unklar. Ich konnteas Alter der beiden nicht so recht einschätzen, also da wurde ich einbisschen hin u d hergeworfen.
Ich dachte, dass wäre halbwegs klar damit, dass Timo Auto fährt, und sie beide noch zur Schule gehen.

Gruß,
Kew

 

Hey Kew!

spielte mit ihrem Haar, wickelte eine blonde Strähne um ihren Finger, bis diese einem Korkenzieher glich. Die Geste erinnerte Timo an seine kleine Schwester, wenn sie vor dem Fernseher hockte und die Nachrichten liefen oder die Sportschau
Das ist keine Geste, mit einer Geste will man dem anderen nonverbal und bewusst was sagen, was hier wohl eher nicht der Fall ist. Es ist ein Tick oder eine Spielerei oder Selbstvergessenheit oder Angewohnheit oder einfach Bewegung.

Sabina trug ein langärmeliges T-Shirt und Jeans. Dabei saßen sie vorm Restaurant nahe der Straße und vom Pflaster stieg Restwärme auf, eine Erinnerung an die Backofenluft und den klebrigen Asphalt der Mittagsstunden.
Es geht hier um Binnenlogik: Das "Dabei" stört mich. Es klingt so, als ob sie sich erst dort, in diesem heißen Gastgarten neben der Straße, entschieden hätte, sich so warm anzuziehen. Diese Stelle eiert herum, statt klar auf das hinzuweisen, was sie eigentlich sagen will. Vorschlag: Sabina trug ein langärmeliges T-Shirt und Jeans, trotz der Hitze. Sie saßen vor dem Restaurant und vom Pflaster der Straße hauchte es noch warm zu ihnen herüber, eine Erinnerung an die Backofenluft der Mittagsstunden. (Pflaster und Asphalt beißen sich, den eine gepflastere Straße ist keine asphaltierte).
Schweißflecken zeichneten sich unter ihren Achseln ab und stießen Timo auf Sabinas Körper
besser: erinnerten Timo an Sabinas Körper oder ließen ihn an ihren Körper denken
und das Trainingsprogramm für die Sonne Kapstadts.
so klingt es fast, als ob das Trainingsprogramm FÜR die Sonne wäre, also besser "unter der Sonne ..."
Sabina streichelte seinen Kopf und er schnupperte an ihrem Knie und drängte unter den Tisch.
Du hast oft dieses reihende "und", manchmal passt es, hier finde ich es nicht gut.
Vom Nachbartisch kam ein Hund gelaufen. Sabina streichelte seinen Kopf und er schnupperte an ihrem Knie und drängte unter den Tisch. Instinktiv nahm Timo Abstand.
Ja, das ist schon eine sprechende Stelle: Dieses animalische Einverständnis zwischen Sabina und dem Hund oder besser gesagt, das, was den Hund unter dem Tisch anzieht, das stößt Timo eher ab.
Sabina hielt so abrupt, dass Timo an ihr vorüber ging und sich umdrehen musste. „Was geht dich das an?“
zusammen: vorüberging ... das ist eine sehr gute Stelle
Im Schatten konnte Timo ihr Gesicht nicht sehen, nur Tinte vom Hals bis zum Haar, aber ihre Hände waren zu Fäusten geballt.
„Warum lässt du dich von mir einladen, wenn ich dich nur nerve? Ich kapier das einfach nicht.“
„Ist mir egal.“
„Wirklich?“ Er war eher überrascht als wütend. Sabina hatte gesagt, was sie dachte.
„Ja. Mir ist alles egal. Ich bin Nihilistin.
Auch eine gute Stelle. Endlich macht sie auf, wenn es auch für Timo enttäuschend ist, was er zu sehen bekommt. Dass ein so junges Mädchen für sich den Begriff "Nihilistin" verwendet, ist schon ungewöhnlich, aber nicht undenkbar.
Ich war bei Sport. Ich muss nach Hause und Duschen.“
beim Sport - klein: duschen
Mit Sabina kam eine Deowolke, süßlich und betörend. Sie überdeckte mühelos den Schweißgeruch und Timo wusste nicht, wie Sabina wirklich roch.
das mit dem Überdecken find ich störend, auch das mit dem Wissen oder Nicht-Wissen. Nach "betörend" einfach so fortfahren: Sie selbst roch er nicht.
Timo sah ein zerfallenes Auto, einen geschlachteten Lkw, zwei Hunde, die zwischen Bauschutt und Holzresten kopulierten.
Das mit den Hunden ist ein kleines Leitmotiv in deiner Geschichte, sie repräsentieren den animalischen, niedrigen Instinkt.
Er glaubte ihren Schweiß unterm Deo zu riechen, tierisch und herb. Er fürchtete, er könnte eine Erektion bekommen.
Komma: glaubte, ihren ... ich würde hier "unterm Deo" weglassen, das schwächt die Stelle.
Die Luft im Inneren war tot wie aus dem Backofen und doch roch es nach dem Moder langer Winter.
du schießt hier bei dem Vergleich mit dem Backofen übers Ziel hinaus, der Vergleich ist schief, - Ich würde vorne den Sommer anbringen, dann wirkt der Gegensatz zum Moder langer Winter viel stärker: Der Sommer hatte die Luft im Inneren aufgeheizt und doch roch es nach dem Moder langer Winter.
darüber sah Timo den Himmel durch Fabrikfenster,
"Fabrikfenster" ist hier zu unpräzise ... durch das riesige Deckenfenster - denn genau das muss es sein, wenn er hier den Himmel sieht. Dass es eine Fabrik war, ist doch schon klar.
„Früher bin ich öfters her gekommen. Wenn ich meine Ruhe haben wollte oder um mit Freunden zu kiffen. Hier riecht keiner den Rauch.“
Er setzte sich auf einen der Sessel und versuchte eine Haltung einzunehmen, die gut aussah, während Sabina in der Hallenmitte verharrte.
„Deswegen sind wir hier? Wegen einer Erinnerung?
zusammen: hergekommen ... Das ist schon ein komisches Mädchen, sehr reflektiert eigentlich. Normal wäre gewesen, wenn sie gefragt hätte: Du willst mit mir kiffen? Aber es ist natürlich auch eine ironische Bemerkung, weil er es ja auch so großartig angekündigt hat.
Ich glaube, es gibt Sachen, die dir nicht egal sind. Deswegen habe ich mir ein Spiel ausgedacht. Ich stelle dir Aufgaben und du führst sie aus. Oder du bist keine Nihilistin. Machst du mit?
Also von logischen Schlüssen hat der nicht viel Ahnung.
Sabina zögerte in der Hallenmitte, verlagert ihr Gewicht von links nach rechts
besser: Sabina blieb zögerlich in der Mitte der Halle stehen, verlagerte ... (e vergessen)
Ihr Gesicht war schön, ihre Haltung auch, ihre Brüste waren nur eine Andeutung unterm Stoff
"waren" streichen, "die Brüste" statt "ihre Brüste"
Als sie sich zu ihm hinab beugte
zusammen: hinabbeugte
So sicher, wie sie gekommen war, ging Sabina auf Abstand
hm, das klingt auch komisch - vielleicht: So bestimmt, wie sie ihn geküsst hatte, ging Sabine wieder auf Abstand.
Ich dachte wir wären fertig für heute.
Komma: dachte, wir ...
„Ich muss dir doch Bescheid sagen, wann’s weiter geht
zusammen: weitergeht
Von den Passanten, die ihnen entgegen strömten, fühlte er sich bedrängt, er mochte keine Menschenmassen.
zusammen: entgegenströmten
Sie zeigte ihm einen Vogel und rannte zwischen die Fontänen. Ihre Schuhe platschten im Wasser und ihre Kleidung färbte sich dunkel. Sie kreischte, während sie im Kreis lief, die Hände schützend vorm Gesicht. Timo folgte ihr. In Sekunden klebte sein T-Shirt an seiner Haut. Als eine Fontäne sein Gesicht traf, drang Wasser in seinen Mund und mit ihm der Geschmack von Moder und Metall. Er spuckte es aus. Seine Schuhe waren aufgequollen und seine Schritte fühlten sich schwammig an, als ginge er über Moorboden. Sabina lief mit geschlossenen Lidern an ihm vorbei
obwohl das eigentlich ein Moment des gemeinsamen Glücks sein müsste, ein Moment, in dem sie sich frei und jung und verrückt fühlen, sind da viele negativ besetzte Sachen drinnen: Moder - Geschmack nach Metall - aufgequollen - schwammig - Moorboden. Diese Brechung find ich gut.
Sie hielt still, als Timo sie küsste, und während seine Hände über ihren Rücken tasteten, fragte er sich, was sich eigentlich geändert hatte, seit dem Abendessen, dem abwesenden Blick und dem Schweigen
das ist doof so eine Frage, er weiß doch schon genau, was sich geändert hat - wurde ihm bewusst, wie viel sich seit dem Abendessen ...
Timo saß oberkörperfrei auf einem der Sessel. Der raue Stoff juckte auf seinem Sonnenbrand
Timo saß mit nacktem Oberkörper auf einem Sessel in der Halle, der raue Stoff ...
würde hier das mit der Halle dazuschreiben, damit der Leser sich auskennt.
Als er abends masturbierte, schnitt er ihr Gesicht auf die Körper der Bikinimädchen.
setzte er ihr Gesicht auf die Körper der Bikinimädchen
Mit Sperma an der Hand, stellte sich vor
ohne Komma, aber mit "er": stellte er sich vor
Mit verbrannter Brust, verbranntem Bauch fühlte Timo sich schutzlos vor Sabina. Dabei hatte er cool sein wollen, als er sein T-Shirt auszog. Sabina lächelte und Timo hatte das Gefühl, sie könne in seinem Gesicht die Antwort lesen. „Wie ist es bei dir?“, hielt er dagegen
Wo sind die beiden denn auf einmal, die fallen da einfach gemeinsam vom Himmel. Und Timo fühlt sich doch wegen seiner Nacktheit schutzlos vor Sabina und nicht wegen seines Sonnenbrandes, d.h. du betonst das hier falsch.
dass er rot wurde, seine Wangen brannten stärker als ohnehin
seine Wangen brannten noch stärker
Er fühlte sich ungut. Eigentlich war Sabinas Position als Machtgewinn für ihn gedacht - sie war blind, er hatte die Kontrolle, das Echo der Halle musste seine Position zur Unkenntlichkeit verfälschen. Aber ihr Nacken wirkte nicht schutzlos, ihre Haltung nicht unterwürfig. Sie war bereit und Timo musste sich beweisen. Vom Bauch drängte Übelkeit aufwärts und er fühlte sich an die Angst vor Prüfungen erinnert, an Vorträge vor Unbekannten, ihre Gesichter unkenntlich im Gegenlicht der Scheinwerfer.
da stimmt einiges nicht - Das mit dem Machtgewinn musst du nicht sagen, aber du musst es deutlich zeigen. Sie ist nicht blind, sondern sie sieht ihn nur nicht, während er sie schon sieht. Und seit wann sind bei Vorträgen Scheinwerfer auf einen gerichtet - ich geh davon aus, dass er noch keine großen Vorträge gehalten hat, du hast hier ein Bild von woanders übernommen, aus einem Film scheint mir, das nicht recht passt. Das, was du sagen willst, ist: Er will die Kontrolle, aber er ist unsicher, weil sie die stärkere Person ist. Genau das sollte herauskommen.
Während er sanfte Wundmale auf Hals und Ohrläppchen setzte, griffen seine Hände um ihren Körper und glitten über Bauch und Brüste.
die "sanften Wundmale" sind auch zu stark, die kauf ich dir nicht ab
Mit Bewegungen, die professionell wirkten und einstudiert, schlüpfte Sabina aus T-Shirt und Jeans, hakte den BH auf und streifte ihr Höschen ab.
ich würde besser finden: Bewegungen, die geübt wirkten, so wirkt es, als ob sie eine Nutte wäre
Leicht angespannt und mit hängenden Armen stand sie vor Timo, als wäre er Arzt.
sehr gut!
Aber er hatte keinen Blick für ihre Brüste noch ihre rasierte Scham
für ihr rasierte Scham
Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass es nicht sein Spiel war, sondern ihr’s, sie gab die Regeln vor.
hm, eher doch wohl, dass es KEIN Spiel mehr war, oder?
Sein Blick wanderte durch die Halle, zur Decke hinauf, wo diesmal Gewitterwolken hinter den Fenstern drohten, aufgedunsene Leiber und fettige Blitz und kehrte zu ihrem Körper zurück.
Gewitterwolken über den Fenstern drohten, fettige Blitze (Plural) - du musst immer aufpassen, dass du es nicht übertreibst mit den sprechenden Bildern, hier ist es an der Grenze
war er nicht mehr unbekannt. Timo verließ die Halle und sie folgte, er hörte ihre Schritte hinter ihm und Unbehagen lief seinen Rücken hinab, ein fiebriges Schauern, das erste Zeichen einer Krankheit.
besser: WIE das erste Zeichen einer Krankheit, denn er wird ja nicht wirklich krank
Timo verließ die Halle und sie folgte, er hörte ihre Schritte hinter ihm und Unbehagen lief seinen Rücken hinab, ein fiebriges Schauern, das erste Zeichen einer Krankheit. Das Gewitter grummelte heran. Zur Hälfte füllten Wolken den Himmel und Regenschleier eilten heran. Wind riss an Timos Gesicht. Auf der Rückfahrt, die schweigend verlief, holte sie das Gewitter ein. Die Tropfen zerplatzten zuerst einzeln auf der Windschutzscheibe und wuschen schließlich die Umgebung fort. Timo musste langsamer fahren, als ihm lieb war.
ja, das ist ja ein so altes Motiv, das Gewitter am Höhepunkt des Dramas, vielleicht wäre es eindringlicher, wenn sich gar nichts ändern würde am Wetter, wenn die Hitze nur noch zunähme.
Timo brauchte lange, bis er weiter fuhr
zusammen: weiterfuhr
Es dauerte seine Zeit – Sabina spielte mit dem Hund, ließ ihn an ihrem Finger schnappen
nach ihrem Finger schnappen
Ihr Gesicht trug Überraschung zur Schau - vielleicht eine tiefere Einsicht, dass Timo nicht nur der hilflos geile Teenager war, nicht nur Spielball, sondern Spieler.
Sie sah überrascht aus. Den Rest ersatzlos streichen, das sollte dem Leser überlassen bleiben, wie das zu deuten ist. Und Timo schätz ich nicht so reflektiert ein.
seine Augen erstarrten in Unverständnis – niemand hatte ihm das Spiel erklärt.
streichen - zu dick aufgetragen
Grauen lief Timo über Gesicht und Nacken, ekelhaft wie kalter Schweiß.
also nein, so geht das nicht
Wärst du wirklich Nihilisten, hättest du nicht mitgemacht. Du hättest dich nicht beweisen müssen. Ich habe Recht.“ Vielleicht waren seine Worte folgerichtig, vielleicht war Sabina keine Nihilisten, aber Timo wusste, dass es nicht mehr darauf ankam. Der Welpe lag zu Sabinas Füßen.
beide Male: Nihilistin mit "i"

Ich habe jetzt stilistisch sehr viel kritisiert, du bist noch unsicher in deiner Sprache, trägst manchmal zu dick auf, verwendest fremde Bilder. Das kommt aber sicher noch. Die Geschichte ist gut, ich hab die alte Version auch gelesen, fand sie da schon gut. Sabina kommt mir hier lebendiger vor, ist natürlich auch geheimnisvoller, ist kein typisches Opfer, auch wenn sie misshandelt wird.
Ich habe jetzt natürlich die alte Version im Hinterkopf, das Rätselhafte und Anziehende an ihr ist ja, dass sie gehorsam ist, ihrem Vater (obwohl hier der sexuelle Missbrauch nicht sichtbar ist, nur die Misshandlung) und Timo gegenüber, sie tut, was man ihr sagt, und trotzdem ist sie stark und nicht unterwürfig, ich finde, das kommt gut raus.
Interessant ist natürlich das mit den Hunden, am Ende bringt sie mit dem Welpen auch die erste Unschuld ihrer Zuneigung zu Timo um, das Sexuelle, das immer im Hintergrund ist und auch gefürchtet wird, soll nicht groß werden - kein großer Hund werden, der unter dem Tisch nach Sabina schnüffelt und am Straßenrand kopuliert. Ist vielleicht weit hergeholt. ;)

Gruß
Andrea


.

 

Hallo Andrea.

Das ist keine Geste, mit einer Geste will man dem anderen nonverbal und bewusst was sagen, was hier wohl eher nicht der Fall ist. Es ist ein Tick oder eine Spielerei oder Selbstvergessenheit oder Angewohnheit oder einfach Bewegung.
Jo, seh ich ein, wird übernommen.

Sabina trug ein langärmeliges T-Shirt und Jeans, trotz der Hitze. Sie saßen vor dem Restaurant und vom Pflaster der Straße hauchte es noch warm zu ihnen herüber, eine Erinnerung an die Backofenluft der Mittagsstunden. (Pflaster und Asphalt beißen sich, den eine gepflastere Straße ist keine asphaltierte).
Also ich bleibe bei der Restwärme. :) Den Aspahlt nehm ich raus, wenn sich das beißt. Eigentlich hatte ich einen gepflasterten Gehweg ihm Sinn, auf dem die Stühlte des Restaurants stehen. Aber wenn das nicht klappt, kann's weg.

so klingt es fast, als ob das Trainingsprogramm FÜR die Sonne wäre, also besser
Also sie trainieren, bevor sie nach Kapstadt fahren. Wenn das aber so nicht rüberkommt, mach ich die Mädchen von Kapstadt drauß.

das mit dem Überdecken find ich störend, auch das mit dem Wissen oder Nicht-Wissen. Nach "betörend" einfach so fortfahren: Sie selbst roch er nicht.
Übernehm ich.

"Fabrikfenster" ist hier zu unpräzise ... durch das riesige Deckenfenster - denn genau das muss es sein, wenn er hier den Himmel sieht. Dass es eine Fabrik war, ist doch schon klar
Jo, stimmt schon. Ich hatte diese Sägezacken als Dach im Kopf. Und hatte das irgendwie unter Fabrikfenster abgespeichert.

Also von logischen Schlüssen hat der nicht viel Ahnung.
Nö, sicher nicht. :)

die "sanften Wundmale" sind auch zu stark, die kauf ich dir nicht ab
Okay - ist wahrscheinlich zu sehr aus der Liebesromanecke.

Bewegungen, die geübt wirkten, so wirkt es, als ob sie eine Nutte wäre
Das ist eigentlich das was Timo da halb reininterpretiert bzw. das stört mich nicht, dass da sowas anklingt. Werd ich erstmal so lassen.

Ich habe jetzt stilistisch sehr viel kritisiert, du bist noch unsicher in deiner Sprache, trägst manchmal zu dick auf, verwendest fremde Bilder. Das kommt aber sicher noch.
Kein Problem. Woher soll ich's sonst lernen.

Die Geschichte ist gut, ich hab die alte Version auch gelesen, fand sie da schon gut. Sabina kommt mir hier lebendiger vor, ist natürlich auch geheimnisvoller, ist kein typisches Opfer, auch wenn sie misshandelt wird.
Das mit dem kein typisches Opfer gibt ja quasi die Dynamik des ganzen. Opfer, die nur leiden, haben ja schnell das Problem in der Literatur, dass sie nervig werden - nach dem Motto: Ich hab ja kapiert, dass es dir dreckig geht. Weil das typische Opfer ist meist sehr passiv und das langweilt halt auf dauer.

Interessant ist natürlich das mit den Hunden, am Ende bringt sie mit dem Welpen auch die erste Unschuld ihrer Zuneigung zu Timo um, das Sexuelle, das immer im Hintergrund ist und auch gefürchtet wird, soll nicht groß werden - kein großer Hund werden, der unter dem Tisch nach Sabina schnüffelt und am Straßenrand kopuliert. Ist vielleicht weit hergeholt.
Das hat ich jetzt sicher nicht im Kopf, als ich das mit den Hunden reingebracht habe :). Aber warum nicht? Funktioniert doch gut als Lesart. Und ich kann mich freuen, weil ich einen Text mit Leitmotiv habe.

beim Sport - klein: duschen
Das bei Sport ist ausnahmsweise nicht meiner mangelnden Rechtschreibung geschuldet. Bei uns war das die Kurzfassung für, ich war im Sportunterricht. Ich werd's also beibehalten.

Vielen Dank auf jeden Fall an dich und Gruß,
Kew

 

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