Was ist neu

Spiegellabyrinth

Mitglied
Beitritt
04.08.2003
Beiträge
67

Spiegellabyrinth

„Tim, hast Du den Zaun repariert?“

Der alte Lloyd kaute bedächtig seinen morgendlichen Porridge.

Tim schüttelte den Kopf.

„Ich hab erst letzte Woche einen Zaun repariert.“

Er langte über den Tisch zum Brotbrett. Die Hand seines Vaters war schneller. Mit einem wütenden Hieb traf der Holzlöffel die Hand des Jungen.

„Glaubst du, die Schafe laufen nicht von der Nordweide weg, weil du letzte Woche die Zäune an der Koppel am Haus repariert hast?“ schrie er.

Tim zog seine Hand zurück und zuckte mit den Achseln.
„Es kann ja auch mal jemand anders die Zäune flicken, oder?“

Tims Mutter stand auf und ging zum Herd. Mechanisch rührte sie in dem großen Gusseisentopf mit Porridge.
„Hörst du das, Martha“, schrie der alte Lloyd, „dein Söhnchen ist sich zu fein dafür, die Zäune zu flicken.“

„Er ist noch ein Junge“, murmelte seine Frau vom Herd, ohne ihn anzusehen und ohne im Rühren innezuhalten.

„Was möchtest du denn gerne machen? Schafe hüten, scheren, Pferdeställe ausmisten? Wir leben hier auf einer Farm!“ Lloyd hatte sich in Fahrt geredet.

Tim zog den Kopf zwischen die Schultern und manövrierte das Brotbrett in seine Reichweite. Er nahm eine dicke Scheibe von dem dunklen Brot, legte fetten rötlich schimmernden Käse darauf und biss hinein.

„Iss nicht so viel“, sagte seine Mutter, „du bist zu dick.“

„Farmarbeit ist was blödes“, sagte er mit vollem Mund. „Ich will die Welt sehen und was erleben, nicht jeden Tag Zäune reparieren, die die blöden Schafe ja doch wieder kaputt machen. In Creek ist ein Rummel, da will ich hin.“

Krachend fiel die Hand des Alten auf den Tisch.
„Wer nicht arbeiten will, der geht auch nicht auf den Jahrmarkt. Für solche Mätzchen haben wir kein Geld, wir sind anständige Leute.“

Tim stieß seinen Stuhl zurück.
„Langweilig seid ihr, sterbenslangweilig!“ schrie er und rannte aus dem Zimmer, die angebissene Scheibe Brot in der Hand.

Als die Küchentür ins Schloss fiel, hörte die Frau am Herd auf zu rühren. Sie setzte sich neben ihren Mann und legte ihre Hand auf die seine.

„Er ist doch noch ein Junge“, wiederholte sie. „Er meint es nicht böse, er ist nur ungeduldig.“

„Wovon will er denn mal leben? Und was wird mit der Farm, wenn wir nicht mehr sind?“

„Ich weiß es nicht, aber wir sollten ihn in Ruhe lassen.“

„Und wer flickt die Zäune?“

„Kann das nicht einer der Knechte machen?“

„Ich dachte, ein bisschen Bewegung würde ihm das Fett von den Rippen schmelzen, aber wenn du meinst, dann mach ich’s eben selbst.“

Martha stand auf und küsste ihren Mann auf die Wange.
„Er wird sich ändern, ich weiß es. Lass ihm nur ein bisschen Zeit.“

„Zäune kennen keine Zeit“, murmelte der alte Lloyd und stand vom Tisch auf.

****

Creek war ein kleines Nest fernab von jeder Zivilisation. Nur selten verirrten sich Fremde hierher. Umso größer war die Aufmerksamkeit, die seine Bewohner einem Rummelplatz entgegenbrachten, der wie eine Fata Morgana aufgetaucht war und seine Zelte und Buden am Ortsrand aufgeschlagen hatte.

Tim lehnte sein Fahrrad an einen Baum. Er hasste es, Fahrrad zu fahren, aber an das Auto traute er sich tagsüber nicht heran, wenn sein Vater es jeden Moment brauchen konnte. Er war von der ungewohnten Anstrengung außer Atem und so war sein erster Weg zu einer der Buden, die Getränke ausschenkten.

„Ein Bier“, sagte er laut und vernehmlich und knallte eine Münze auf den Tresen.

Der Mann hinter der Theke lachte.

„Und wenn du auch noch so forsch auftrittst, Bürschchen, einem Baby wie dir schenk ich kein Bier aus. Geh zu Mama und hol dir ein Glas Milch oder lauf an den Bach und trink Wasser.“

Mit hochrotem Kopf streifte Tim die Münze in seine Hand zurück und ging so würdevoll er konnte davon.
Zwischen den Buden herrschte reges Treiben. Arbeiter in schmutzigen Overalls zurrten Zeltleinen fest und bauten ein Karussell zusammen, dessen Sitze an langen Ketten hingen. Zwischen den Wohnwagen sah er einige Akrobaten für ihre abendliche Show üben und ein muskelbepackter Berg von einem Mann malträtierte einen großen Sandsack mit Fäusten, die an Bärentatzen erinnerten.

An einem der Wagen hing ein hölzernes Schild, dessen Buchstaben mit abblätternder Farbe verkündeten, dass in diesem Wagen der Direktor wohne.

Tim nahm seinen ganzen Mut zusammen und klopfte.

Nichts rührte sich. Er wollte schon ein weiteres Mal die Hand heben, als die Türe aufging und ein kleines Männchen mit Halbglatze und einem riesigen Schnurrbart aus der Tür trat.

„Sie wünschen, junger Mann?“ Er verbeugte sich.

Gerade noch rechtzeitig besann Tim sich auf seine Manieren. Er verbeugte sich ebenfalls und murmelte „guten Tag“.

„Nun, was wünschen Sie, junger Mann“, drängte das Männchen.

„Ich möchte gerne mit ihnen kommen“, platzte Tim heraus.

Der kleine Mann kniff die Äuglein fest zusammen und musterte Tim aufmerksam von Kopf bis Fuß.

„Und was kannst du so Wunderbares, das mich bewegen sollte, dich mitzunehmen?“ fragte er.

„Nichts“, stotterte Tim. „Ich möchte als Arbeiter mitkommen und die Welt sehen.“

„Soso, als Arbeiter“, sagte der kleine Mann und zog jede Silbe ein wenig in die Länge. Dann schrie er plötzlich mit hoher Falsettstrimme los, dass Tim erschrocken zurücksprang.

„Kommt alle her, kommt her! Hier ist ein fettes Schwein, das die Welt sehen will.“ Er lachte, dass sein Schnurrbart tanzte und riesige weiße Zähne zwischen den Schnurrbarthaaren hervorleuchteten.
Überall öffneten sich die Türen der Wohnwagen und die Zeltvorhänge wurden zur Seite geschoben. Tim sah sich von der gesamten Mannschaft des Rummelplatzes umringt. Vor ihm stand immer noch der Direktor und prustete in seinen Bart.

„Könnt ihr euch den vorstellen, wie er ein Zelt aufbaut? Dem geht doch schon die Luft aus, wenn er nur die Eingangsplane zur Seite schieben soll.“

„Vielleicht könnten wir ihn als Boxer mitnehmen“, schlug ein schmuddeliger Bursche mit einer gebrochenen Nase vor. „Es wäre nicht schlecht, wenn außer mir auch mal ein anderer die Prügel beim Boxen einstecken würde.“

Der Direktor schüttelte immer noch kichernd den Kopf.
„Ein netter Vorschlag, aber der macht einen Fettfleck auf die Planken, wenn er umgehauen wird.“

Tim hielt sich die Ohren zu, um das tosende Gelächter um ihn her nicht zu hören. Er drängte sich durch die ihn umringenden Menschen und stolperte zu seinem Rad. Er stieg auf und trat in die Pedale, wie er es zuvor noch nie getan hatte und er hielt nicht an, bis er sicher durch das Tor der heimatlichen Farm geradelt war. Dann saß er in seinem Zimmer, eine dicke Scheibe Brot in der Hand und sann über die Ungerechtigkeit der Welt nach. Wenn sie ihn nicht mitnahmen, dann würde er sich wenigstens auf dem Rummel amüsieren.

****

Es war schon nach Mitternacht, als er es endlich wagte, Vaters Wagen aus dem Schuppen zu holen und zurück nach Creek fuhr. Der Rummel hatte längst geschlossen. Er parkte das Auto am Dorfeingang und schlich über die nachtdunkle Wiese auf den matten Schimmer zu, der ihm verriet, wo die Buden des Jahrmarktes standen. Aus einem der Wohnwagen drang Licht auf den Platz, aber außerhalb der Wagen bewegte sich niemand. Wie große fremde Tiere ragten das Riesenrad und das Karussell in den Nachthimmel, in dem die Sterne glitzerten wie Diamanten.

„Mist, es ist Neumond“, dachte Tim, „ich könnte besser sehen, wenn der Mond schiene.“ Seine Taschenlampe traute er sich nicht anzuknipsen. Bestimmt passten die Schausteller auf ihre Attraktionen auf.

Er schlich zwischen den Buden und Karussells umher.
„Langweilig, hier ist ja auch nichts los“, murmelte er vor sich hin. „Ein Karussell, das sich nicht bewegt, ist fast so langweilig wie ein Schaf.“

Schon bereute er, noch einmal nach Creek gekommen zu sein, da entdeckte er am Ende der Budengasse das Spiegellabyrinth. Er rüttelte an der Türe und fand sie nur mit einem Riegel verschlossen. Er schlüpfte hinein und zog die Türe sorgfältig hinter sich zu. Dann knipste er seine Taschenlampe an.

Mit einem entsetzten Keuchen sprang er zurück, denn vor ihm hob ein dicker Junge eine Taschenlampe und strahlte ihm direkt ins Gesicht.

Einige Schrecksekunden lang stand er da und starrte in das gleißende Licht, dann senkte er die Lampe und der Junge vor ihm tat das gleiche.

Tim lachte. „Idiot, das sind Spiegel!“

Er atmete erleichtert auf. Die Taschenlampe vorsichtig auf den Boden gerichtet, tastete er sich vorwärts. Der erste Spiegel hatte ihn so gezeigt, wie er war, aber schon der nächste verzerrte seine Gestalt zu einer grässlichen S-Form. Im nächsten Spiegel konnte er sich fast nicht erkennen, so dünn war er, dünn wie ein Strich. Mit einer Hand immer nach den Spiegeln tastend, ging er langsam von Spiegel zu Spiegel. Die anfängliche Faszination verflog schnell.

„Das ist langweilig, wenn niemand mitlacht.“

Schließlich stand er vor einem Spiegel, der sein Bild seltsam genau wiedergab, nur schien er plötzlich nicht mehr so fett zu sein, er sah aus wie ein ganz normaler Junge, ohne schwabbeliges Fett auf Hüften und Oberschenkeln, ohne Doppelkinn, nur ein bisschen rundlich.

„Bist wohl ein Wunschspiegel“, lachte er und zog eine Grimasse, die sich im Spiegel in ein freundliches Lächeln verwandelte.

Er setzte sich auf den Boden vor den Spiegel und zog eine Scheibe Brot mit fettem Speck aus der Tasche. Er biss ein großes Stück davon ab. Im Spiegel sah es aus, als sitze er auf einem Hocker und der Happen, den sein Spiegelbild abbiss, war viel kleiner und es kaute auch nicht mit vollen Backen.

Tim vergaß fast, wo er war. Der schmale Lichtstrahl der Taschenlampe ließ den Raum um ihn in tiefer Dunkelheit verschwinden und hob nur das Tête-à-tête mit seinem veränderten Spiegelbild in die Dämmerung der Realität.

„Ich wollte, ich könnte fort von hier“, erzählte er dem Jungen im Spiegel, der ihm aufmerksam zuzuhören schien. „Es muss herrlich sein, von Ort zu Ort zu ziehen und die Welt zu sehen.“

Der Junge im Spiegel legte den Kopf ein wenig schief und schien zu überlegen.

„Aber schau mich doch an, niemand will mich, so fett wie ich bin. Aber ich habe immer Hunger. Wieso kann ich nicht essen, wie die anderen und dabei so gut aussehen wie du?“

Der Junge im Spiegel stützte die Ellbogen auf seine schmalen Knie und legte sein rundes Kinn in die Hände.
„Du hörst mir zu, das tun die anderen nie. Wenn ich mit dem Rummel wegginge, könnte ich jeden Tag mit dir reden.“

Schüttelte das Spiegelbild tatsächlich den Kopf?
„Hast ja recht, sie wollen mich ja nicht mitnehmen. Ich hab heute Nachmittag schon gefragt. Und jetzt muss ich zurück zur Farm, bevor Vater merkt, dass ich den Wagen genommen hab.“

Tim stand auf und streckte mechanisch die Hand aus, um sich von seinem neuen Freund zu verabschieden.
Er schüttelte die Hand des Jungen kräftig, aber als er seine Hand zurückziehen wollte, da ließ der nicht los. Mit einem Schlag wurde Tim bewusst, was er da tat. Entsetzt schrie er auf und kämpfte verzweifelt, seine Hand aus dem eisernen Griff der Hand, die aus dem Spiegel ragte, zu befreien. Immer näher und näher an den Spiegel zog ihn die Hand und mit einem letzten Ruck prallte er auf den Spiegel und stürzte hinein. Die Hand löste sich und er atmete auf.

Er drehte sich um und sah einen molligen Jungen, der seine Taschenlampe aufhob und durch die Gänge des Spiegellabyrinthes davonging.

„Hey, lass das“, schrie Tim und rannte hinter dem Junge her. Aber beim zweiten Schritt prallte er gegen eine gläserne Wand.

„Bring sofort meine Lampe zurück“, heulte Tim in die rabenschwarze Dunkelheit, die ihn umgab. Er musste hier raus. Wenn er sich an den Spiegeln entlang tastete, musste er irgendwann zum Ausgang kommen. Eine Hand immer an der Spiegelwand, schlich er vorwärts. Das Brot, das er nur halb aufgegessen hatte, hielt er noch immer in der Hand. Er warf es zu Boden, um beide Hände frei zu haben und hangelte sich weiter.

Plötzlich stolperte er und fiel auf die Knie. Die Hand, die sich auf dem Boden abstützte, griff in eine fettige Masse.

„Das ist mein Brot“, dachte er. „Aber das habe ich vor ein paar Metern schon weggeworfen.“ Er setzte sich auf und lehnte seinen Rücken gegen die Glaswand. „Ich bin im Kreis gelaufen, aber es muss doch irgendwo einen Ausgang geben. Ich muss wohl bis zum Morgen warten. Wenn es hell wird, finde ich wieder hinaus. Und so lange kann ich wenigstens schlafen.“

****

Am nächsten Morgen blieb Tims Stuhl am Frühstückstisch leer.

„Hat sich wohl doch auf den Rummel gestohlen und schläft jetzt seinen Rausch aus. Ich hab das Auto gehört heute Nacht“, murmelte der alte Lloyd, bevor er sich seiner Schale Porridge widmete.

Seine Frau saß ihm lächelnd am Tisch gegenüber.
„Ich habe ihn heute schon ganz früh beim Pferch gesehen. Er kommt bestimmt bald.“

Der alte Lloyd wollte gerade einen Löffel zum Mund führen, aber der sank jetzt zurück in die Schale.

„Hast du gerade gesagt, er arbeitet freiwillig?“
Martha nickte lächeln.

„Ich habe dir ja gesagt, wir müssen ihm nur etwas Zeit lassen.“

Die Küchentür wurde leise aufgestoßen und die Köpfe beider Eltern wandten sich dem Jungen zu. Tim setzte sich an den Tisch.

„Ich habe mit dem Vorarbeiter gesprochen. Er meint, der Unterstand auf der Südweide muss repariert werden. Wenn du nichts dagegen hast, reiten wir nach dem Frühstück hinaus und sehen, was wir machen können.“

Der alte Lloyd blickte starr vor sich hin, aber um seinen Mund kräuselte sich ein Lächeln. Mit weit ausholender Bewegung schob er das Brotbrett und den Speck zu seinem Sohn hinüber.

Tim betrachtete den fetten Speck und schüttelte den Kopf.

„Danke, ich hätte lieber eine Schale Porridge. Brot und ein bisschen Käse packe ich mir dann fürs Mittagessen ein.“

Schweigend löffelten alle drei ihren Brei.

Tim trug die leere Schale zur Spüle hinüber, küsste seine Mutter auf die Wange und verschwand.

„Bis heute Abend“, rief er zum offenen Fenster herein und winkte fröhlich.

Der alte Lloyd und seine Frau sahen sich an.

„Er sah gar nicht mehr so dick aus“, sagte Martha mit leiser Stimme, als habe sie Angst, ihr Sohn würde wieder dick werden, wenn sie es lauter ausspräche.

„Da sieht du, was ein bisschen Energie ausmacht. Er hält sich aufrecht und schon hältst du ihn für dünn. Er kann schließlich nicht seit gestern dünn geworden sein.“

„Warum nicht, schließlich hat er sich seit gestern völlig verändert.“

Beide sahen sich an, ratlos, was sie von der Verwandlung ihres Sohnes halten sollten.

„Lass gut sein, Martha“, brummte der alte Lloyd und legte seiner Frau die Hand auf die Schulter. „Am besten, wir rühren nicht dran. Mir ist’s egal, warum er so ist, aber so gefällt mir mein Sohn.“

****

Am Nachmittag strömten die Bewohner von Creek zum Rummelplatz. Dicht drängten sich die Besucher um die Buden, vor dem Karussell wartete eine lange Schlange von Menschen, um mitfahren zu können und aus dem Spiegelkabinett ertönte lautes Lachen und Rufen.

Ein junges Mädchen huschte atemlos aus dem Pavillon hinaus ins Sonnenlicht. Sie zupfte den Mann an der
Kasse am Ärmel.

„Ich war gestern schon mal da, aber da hab ich den komischen Spiegel nicht gesehen. Wieso habt ihr den erst heute aufgestellt?“

Der Mann schüttelte verwundert den Kopf.

„Wir haben keinen Spiegel ausgetauscht. Du hast ihn einfach gestern übersehen.“

Eine Gruppe Farmersfrauen schob sich aus dem Spiegelkabinett. Sie hatten sich einen freien Nachmittag gemacht, um sich zu amüsieren, aber was sie im Spiegelzelt gesehen hatten, amüsierte sie gar nicht.

„Seit wann gibt es Spiegel, die nicht den zeigen, der davor steht?“ fragte eine von ihnen und wandte sich suchend nach einem Mitarbeiter des Rummels um. Sie winkte einen Burschen herbei, der zwischen den Buden herumlungerte.

„Was ist das für ein Spiegel, in dem dieser dicke Junge erscheint und mit den Armen fuchtelt, auch wenn man ganz ruhig davor steht?“ fragte sie.

Der Mann, den sie angesprochen hatte, kaute auf einem Strohhalm, zuckte die Schultern und ging wortlos davon.
An der Kasse zum Spiegellabyrinth blieb er stehen.

„Verrückte gibts in diesem Dorf, sag ich dir. Da fragen mich die doch glatt nach einem Spiegel, in dem ein Junge winkt, wenn eine Frau davor steht.“

„Da siehst du mal, was die Leute mit ein bisschen Fantasy und Furcht alles erfinden. Demnächst werden sie noch behaupten, in unserem Spiegellabyrinth spukt es.“

„Und das wäre gar nicht so schlecht fürs Geschäft“, grinste der Arbeiter, spuckte den Strohhalm aus und verschwand im Zelt, um einen Boxkampf vorzubereiten.

 

Hallo,
die Geschichte ist richtig toll geschrieben - wollte nicht mehr aufhören zu lesen. Doch fehlt mir irgendwas am Ende.
Noch ein Stück. Für meinen Geschmack ist es ein zu offenes Ende.
Kommt der Junge wieder raus? Was passiert mit dem anderen der seinen Platz eingenommen hat? Was macht der Besitzer des Spiegelkabinetts - geht er auch mal rein und schaut nach? macht er ein Riesen Geschäft durch diesen "Spuk"?
Das interessiert einen am Ende noch brennend.
Es hat zu abrupt geendet.

Vielleicht kommt ja nochmal das Ende. Wär schon gespannt darüber. Oder ist dir noch kein Ende eingefallen?

Ich finde dein Stil ist angenehm leicht - er erinnert mich ein wenig an den Stil (Leichtigkeit zu lesen und auch spannung) von Konsalik. (vielleicht grad auch deswegen weil ich grad ein Buch von ihm les. ;)

:rolleyes: Wart ma mal noch aufs Ende ...

 

Hi frozensilence,

danke für das Kompliment. Konsalik!? :rolleyes: Bloss nicht übertreiben!

Ich wollte das Ende eurer Fantasie überlassen. Ich liebe offene Geschichten.

Kommt der Junge wieder raus?
Für mich kommt der Junge erst wieder raus, wenn ein anderer an seiner Stelle im Spiegel verschwindet.

Was passiert mit dem anderen der seinen Platz eingenommen hat?
„Lass gut sein, Martha“, brummte der alte Lloyd und legte seiner Frau die Hand auf die Schulter. „Am besten, wir rühren nicht dran. Mir ist’s egal, warum er so ist, aber so gefällt mir mein Sohn.“

Was macht der Besitzer des Spiegelkabinetts - geht er auch mal rein und schaut nach? macht er ein Riesen Geschäft durch diesen "Spuk"?
Ich denke, dass die Betreiber des Rummels schon viel zu abgebrüht sind, um den Jungen überhaupt wahrnehmen zu können. Für sie ist das ein ganz normaler Zerrspiegel. Die bauen die Spiegel auf, schauen aber gar nicht mehr hin.

Aber wer weiß, vielleicht ist das Ende in deinem Kopf ja ein ganz anderes.

LG
merenhathor

 

Hi merenhathor!

Auch ich hab deine Geschichte gerne gelesen. Manche Stellen kommen mir ein wenig holprig vor, einfach nicht richtig flüssig. Vielleicht liegt es aber auch bloß daran, dass du den Zeilenabstand verdoppelt hast. Das irritiert beim Lesen. Aber die Idee und die Umsetzung gefällt mir richtig gut. Auch das Ende fand ich passend.

Liebe Grüße
Barbara

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom