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Spiegel des Glücks
Und als sie in den Spiegel blickte, wusste sie nicht was sich vor ihren Augen aufgebaut hatte. Sie wusste nicht was sie sah, doch wusste sie, aus tiefstem Herzen und mit vollkommener Sicherheit, dass was sie sah alles war was sie je wollen würde. Alles was es für sie benötigte Freude zu verspüren, erfüllt zu sein, ihr Leben ein glückliches nennen zu können. Alles. Doch konnte sie, wie sehr sie sich auch bemühte, nicht erklären was sie abgebildet sah. War es Magie? Eine Illusion böser Natur? Halluzination? Sie wusste es nicht. Ihr Wissen über den Inhalt ihres einzigen, so unglaublich großen, Wunsches war ihr ebenso präsent wie ein Wegweiser, welcher sie zu ihrem vergrabenen Schatz aus dem Spiegel bringen sollte. Kein Kompass wird ihr je den Weg weisen, keine Karte ihr je den Pfad aufzeigen. Und so kam es, dass das Mädchen an einem Tage grau wie alter Asphalt und kalt wie eine Winternacht, zerbrach und ein Meer aus winzig kleinen, reflektierenden Scherben aus ihrem Herzen strömte. Doch sollte ihr zumindest die Befriedigung der Einsicht gegeben werden, denn erst als es zu spät war realisierte sie, ihr Wunsch war nicht im Spiegel, sondern der Spiegel selbst. Und als sie zersplitterte wurde ihr bewusst, sie war der Spiegel - ihr war es gelungen für einen kurzen Moment in sich zu blicken und das größte Glück, welches sie je hätte haben können lag in ihr, doch suchte sie anderswo.