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Spiderman und seine außergewöhnlichen Freuden

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26.05.2001
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Spiderman und seine außergewöhnlichen Freuden

Es war mitten in der Nacht, als ich schweißgebadet aus einem meiner finstersten Albträume erwachte. Ein Blick zur anderen Bettseite, doch anstelle meiner Freundin lag eine riesige Spinne dort. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck grinste mir das Insekt entgegen, dann rülpste es, entschuldigte sich aber sofort dafür – es hatte anscheinend entgegen aller Vorurteile Benehmen.

Und hatte es die Spinne wirklich getan? Sollte sie es tatsächlich gewagt haben? Hatte dieses verfressene Vieh meine Freundin als Mitternachtssnack verspeist?

Wovor Frauen sich am meisten fürchten: vor plötzlicher Gewichtszunahme, vorm Altern und eben auch vor harmlosen, kleinen Insekten, die sich das heimische Schlafzimmer als ihr Revier aussuchen.
„Eine Spinne!“, schrie meine Freundin. „Eine Spinne! Im Schlafzimmer! Hier schlafe ich heute Nacht nicht!“
Ich konnte die Aufregung nicht nachvollziehen. „Es ist doch nur eine Spinne“, versuchte ich sie zu beruhigen, „völlig harmlos. Was soll so ein kleines Insekt schon anrichten?“ Wenn ich es doch schon vorher gewusst hätte - ich wäre nicht so unvorsichtig gewesen.
„Mach es tot! Mach es tot!“, schrie meine Freundin. „Mach es verdammt noch mal tot.“

Die Jagdsaison war eröffnet. Ich robbte mich durch das Schlafzimmer, suchte hinter dem Wäschekorb Schutz, visierte das Bett an. Keine Spinne in Sicht! Ich robbte mich näher an das feindlich besetzte Territorium heran, meine Freundin gab mir Rückendeckung. Doch der Feind, die Spinne, ließ sich nicht blicken. Die Minuten verstrichen, eine halbe Stunde war an uns vorbeigerauscht, und mir wurde langweilig.
„Sie ist gestorben“, erklärte ich meiner Freundin, „unter unserem Bett ist sie verhungert.“
„Bestimmt?“, fragte meine Freundin.
„Ganz bestimmt“, antwortete ich, doch ganz so sicher war ich mir nicht.

Und jetzt hatte ich den Ärger! Die Spinne wischte sich mit einer Serviette ihre Mundwinkel ab, bedankte sich bei mir für das delikatiöse Essen, tapste auf ihren acht Spinnenenbeinchen aus dem Schlafzimmer, öffnete die Wohnungstür und betrat den unbeleuchteten Hausflur. Dort, wo eigentlich meine Freundin liegen sollte, lagen 30 Euro – anscheinend war das der Wert, welchen die Spinne für akzeptabel angesehen hatte, Trinkgeld inbegriffen.

Schweißgebadet wache ich aus diesem finstersten aller Albträume auf, und es ist mitten in der Nacht. Ein Blick zur anderen Bettseite beruhigt mich, und ich lächle verliebt in Richtung meiner schlafenden Freundin.

 

Hallo Ombas,
ich wollte vor dem Schlafengehen noch etwas witziges lesen. Und jetzt sitze ich hier und frage mich: "Woher hatte die Spinne die Serviette und in welcher Tasche versteckt sie ihr Geld?"

Du scheinst ein liebevoller Mensch zu sein, denn das ist dein schlimmster Alptraum. Bravo!
Viele Männer würden nämlich gerne ihre Partnerin gegen eine sprechende, höfliche Spinne, die außerdem Bargeld besitzt, eintauschen.
Den Geiz (30 Euro) kann man ihr ja noch austreiben.
Schöne Grüße von H.S.

[ 11.06.2002, 00:59: Beitrag editiert von: Hot Soul ]

 

Männer sind Schweine? ;)

[ 11.06.2002, 14:10: Beitrag editiert von: Ombas ]

 

Hi Ombas!

Diese Geschichte sollte man Rainer ans Herz legen, der steht ganz besonders auf Spinnen.

Ich meine, Deine Geschichte sollte vielleicht doch eher nach "Seltsam" oder nach "Sonstige" wandern, denn lustig kam sie bei mir eigentlich auch nicht an, was aber nicht heißt, daß ich sie schlecht fand.
Vielmehr dachte ich mir, der Protagonist muß ein verdammt schlechtes Gewissen haben, es seiner Freundin/Frau nicht recht zu machen, nicht alle Tierlein gefunden und beseitigt zu haben. Und dann kommen solche Albträume zustande....

Was ich erst ein bisschen seltsam fand, ist, daß der Protagonist zweimal aufwacht, einmal am Beginn der Geschichte und einmal am Ende. Vielleicht solltest Du es deutlicher als Schachteltraum erkennbar machen (z.B. durch ein "erwachte ich abermals" usw.), wenn Du das so gemeint hast. Sollte es kein beabsichtigter Schachteltraum sein, müßtest Du einmal aufwachen wegnehmen, sonst wirkt es so eigenartig. ;)

Liebe Grüße
Susi

 

Doch, hast du richtig erkannt: Ist ein Schachteltraum. Aber ich denke, dass ich das nicht noch zusätzlich erklären muss, ich halte meine Leser nämlich für intelligent. :)

 

ich halte meine Leser nämlich für intelligent. :)
- Was soll ich gegen dieses Argument sagen....? - Du hast gewonnen! ;)

 

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