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Spezialanfertigung Mensch

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21.01.2008
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Spezialanfertigung Mensch

Es war einmal ein junger Mann. Voller Freude und mit einem wirklich guten Herz. Seine Seele war rein, und doch hatte er nicht genug Einsicht in die Welt. Eine Brille hatte man ihm aufgesetzt, mit der man alles in seiner Lieblingsfarbe sieht. Seine war rotgold.
So fing er, wie all die andern auch, an zu sparen. Er sparte und sparte, bis er sich endlich kaufen konnte, wonach er sich so lange gesehnt hatte: Einen Menschen.
Er ging in den nächsten Laden und verlangte an der Kasse einen Menschen. Die Verkäuferin war sehr freundlich und fragte ob er wohl irgendwelche Sonderwünsche habe. Er meinte nur, dass das Aussehen auch akzeptabel sein sollte. Sie bot ihm einen verbilligten Menschen an, der aufgrund seiner Unpünktlichkeit herabgesetzt war, doch der junge Herr lehnte dankend ab. So bekam er einen anderen Menschen und nahm ihn mit nach Hause.
Irgendwann schaute er dem Menschen genau auf die Finger und merkte, dass die Fingernägel bis aufs Fleisch abgekaut waren. Empört über das störende Nägelkauen des Menschen lief er zurück in den Laden, ließ eine Beschwerde laut werden und verlangte ausdrücklich den Menschen umzutauschen.
Die Verkäuferin meinte beschämt, dass es ihr leid tue und das so etwas mal passieren könnte. Sofort händigte sie ihm einen neuen Menschen aus.
Zu Hause wollte der junge Mann ein Gespräch mit dem Menschen beginnen, aber schon nach wenigen Minuten wurde es ihm zu ermüdend, weil der Mensch stotterte und man ihn kaum verstehen konnte. Verärgert rannte der Mann mit dem Menschen in den Laden zurück und rief, dass hier wohl wieder ein Fehler unterlaufen sei.
Auch dieses Mal gab die Verkäuferin nach und brachte dem Mann einen neuen Menschen. Der wäre eindeutig ohne Fehler. Nach einer strengen Visite und der Beobachtung, dass dieser Mensch keinen Fehler habe, wurde auch er mit nach Hause genommen.
Doch schon bald fiel dem jungen Herr auf, dass auch bei diesem Menschen ein Produktionsfehler unterlaufen war. Man erkannte sehr schnell, dass dieser Mensch wohl homosexuell war, und er leugnete es auch nicht. "Herrschaftszeiten", entfuhr es dem jungen Mann, als er zum dritten Mal aufgebracht im Laden stand, "bekommt man denn hier keinen normalen Menschen?"
Der Verkäuferin wurde es jetzt schon langsam peinlich und sie entschloss, ihm noch eine Chance zu geben. Sie entschuldigte sich vielmals, meinte aber, dass dies das letzte Mal sei, dass er einen Neuen bekomme, schließlich sei das dort keine Tauschbörse, bei der man nach Lust und Laune die Sachen wieder zurückbringen kann.
Den vierten Menschen schaute sich der Mann sehr genau an, bevor er sich schließlich dafür entschied, dass der wohl fehlerfrei sei und ihn mit nach Hause nahm.
Mit diesem Menschen schien tatsächlich alles in Ordnung zu sein, und die Verkäuferin bekam den jungen Mann erst nach einem halben Jahr wieder zu Gesicht. Zufällig traf sie den Herrn in einer Kunstausstellung. Zufrieden ging sie auf ihn zu und meinte, dass die Herstellerfirma wohl ganze Arbeit geleistet habe, weil der junge Mann seither nie wieder ihr Geschäft betreten habe.
Der Mann erkannte sofort die Verkäuferin wieder und erzählte ihr, wie wunderbar es mit dem neuen Menschen laufe. Dass er so pflegeleicht wäre, nie widerspreche und sich auch sonst recht ruhig verhalte, genauso also, wie man es von einem perfekten Menschen wohl erwarten durfte.
Die Verkäuferin schmunzelte über ihren eigenen Erfolg und meinte nur: "Tja, wissen sie. Das dachte ich mir schon. Vielen Leuten ging es so wie ihnen. Fast allen, um es ehrlich zu sagen. Genau deswegen habe ich beschlossen, mein Geschäft umzustellen! Die Art von Mensch, die ich ihnen verkauft habe, macht einfach die besseren Verkaufzahlen. "
"Und was ist das für eine Art Mensch?"
"Spezialanfertigung. Aus Plastik und extra ohne Seele, die kommen immer besser an!"

 

Hallo sodi,

Eine Geschichte genau des gleichen Inhalts habe ich schon einmal irgendwann gelesen, irgendwo. Ich glaube, es gibt ein paar recht bekannte Versionen dieses Themas aus den 60ern und 70ern. Damals war es sicherlich frisch und unverbraucht, solch offene Moralkeulen hinsichtlich der bösen Gesellschaft zu schwingen.
Heutzutage wirkt es aber wirklich anachronistisch. Dies jedoch nur zum Inhalt.

Ein paar Details:

, mit der man alles in seiner Lieblingsfarbe sieht.
sah

und fragte ob er wohl irgendwelche Sonderwünsche
fragte, ob

verlangte ausdrücklich den Menschen umzutauschen
ausdrücklich, den

Der wäre eindeutig ohne Fehler
Der sei

der Beobachtung, dass dieser Mensch keinen Fehler habe
Ist hier die Beobachtung durch den Käufer gemeint? In diesem Fall heißt es "keinen Fehler hatte". Falls die Behauptung der Verkäuferin gemeint ist, finde ich den Begriff "Beobachtung" unglücklich gewählt. Ich würde dann "Feststellung" o.ä. schreiben.

Man erkannte sehr schnell, dass dieser Mensch wohl homosexuell war
Wie denn? (Rein sensationslüsternes Interesse)

peinlich und sie entschloss, ihm
entschloss sich, ihm

die Sachen wieder zurückbringen kann.
zurückbringen könne

Dass er so pflegeleicht wäre,
Dass er so pflegeleicht sei

perfekten Menschen wohl erwarten durfte.
erwarten dürfe.

Du hast etliche Indikativ/Konjunktiv I/II - Verwechselungen drin. Schau mal bei den Regeln der indirekten Rede nach. Das ist nicht ganz einfach, ich weiß, tue mich da auch manchmal schwer mit. Aber wenn man einfach die verschiedenen Modi durcheinander wirft, liest es sich sehr holprig.

Du erzählst hier ein einem märchenähnlichen Stil eine ironische Parabel. Diesen Stil mag ich sehr gerne, also gefällt mir auch deine Geschichte erst einmal gut.
Den Inhalt finde ich allerdings überzogen, wie anfangs bereits erwähnt. Und auch beim Stil hapert es ein wenig. Versuche zunächst, die Grammatik hinzubekommen. Anschließend nimm dir nochmal den Erzählrhythmus vor. Viele Wiederholungen wie z.B. der ständig erwähnte "Mensch" und Satzstellungen wie z.B. bei

Der Mann erkannte sofort die Verkäuferin wieder
(hier fände ich "Der Mann erkannte die Verkäuferin sofort wieder" besser) rauben das Vergnügen.
Dann kann aus dieser Geschichte eine saubere Parabel auf eine böse Gesellschaft werden, die sich nahtlos in die Reihen ihrer Genossinen einfügt.

Herzliche Grüße,
Felix

 

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