Spatzen
Spatzen
Die Regenwolken hatten sich verzogen und die Sonne spiegelte sich in unzähligen Pfützen. Viele Vögel nutzten das für ein ausgiebiges Bad im frischen Regenwasser, darunter auch zwei grau-bunte Spatzenkinder. Nachdem die beiden die letzten Wassertropfen abgeschüttelt hatten, hörte man sie miteinander piepsen:
"Ach, das war ein herrliches Geplansche! Was machen wir jetzt, Tschip?"
"Lass uns etwas zu essen auftreiben, Tschap, nach dem Baden habe ich immer einen Riesenhunger!"
Sie starteten hoch in die Luft und begannen einen Rundflug über den Stadtpark. Lange mussten die beiden nicht suchen. Jemand hatte auf einer grünen Bank Brötchen gegessen, und ein Stückchen davon lag nun auf dem Pflaster.
Im Sturzflug peilten sie ihr Ziel an und kamen gleichzeitig bei dem Brotstück an. Beide waren wirklich gute Freunde, hatten viel miteinander erlebt und waren zusammen schon durch Dick und Dünn gegangen, doch wenn es ums Futter ging, fing die große Streiterei an: "Ich war zuerst da!", wütete Tschip.
"Aber ich hab es zuerst gesehen!", schrie Tschap. Schimpfend gingen sie aufeinander los, dass die Federn nur so flogen. Bald waren beide ein einziges zeterndes Spatzenknäuel.
Eine graue Taube ließ sich auf der Bank über den streitenden Spatzen nieder. Zögernd legte sie den Kopf schief und beobachtete die zwei. Dann fiel ihr Blick auf das Brotstück. Seelenruhig hüpfte sie von der Lehne, pickte es auf, schluckte es mit einem Haps herunter und flog zufrieden auf einen Baum. Die beiden Streithähne erstarrten mitten in ihrem Kampf. Beide guckten sich verblüfft an und mussten trotz knurrendem Magen lachen.
"Na, da waren wir aber schön dumm", sagte Tschip. "Ja," meinte Tschap. "Das nächste Mal teilen wir lieber!"