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Space 2199 #2: Apokalypse
Die endlose Weite des Weltalls, fernab jeglicher Planeten, jeglicher Lebensformen. Eine Unendlichkeit, die einem nie wirklich bewusst wurde. Um einen herum leuchteten die Sterne, die Nebel in ihren vielfältigen Farben und Formen erschienen wie Kunstwerke. Vor langer Zeit begannen die Menschen das Sonnensystem zu erobern, und aus den Trümmern des dritten Weltkrieges entwickelte sich langsam eine neue Zivilisation, eine neue Regierung, gegründet von Kriegsveteranen. Der Frieden wurde hergestellt, und die Menschheit begann wieder zu träumen und ihre Gedanken auf das Weltall zu richten.
Auf der Brücke der Northern Horizon herrschte angespannte Stille. Jeder beobachtete die AVAC-Monitore, die vor kurzem noch mehrere Kontakte anzeigten. Die Schiffsysteme wurden weitesgehend heruntergefahren, um nicht von Sensoren erkannt zu werden. Der Raumkreuzer schwebte zwischen den Wracks der Flottengruppe 13 als währe es selbst eines. Die Schlacht vor wenigen Stunden hinterließ ihre Spuren und forderte ihre Opfer. Seitdem waren immer wieder feindliche Späher aufgetaucht, und manchmal eine Korvette oder eine Fregatte.
Commander Ford wollte kein Risiko eingehen. Die Reparaturen kamen nur schleppend vorran, weil sie wegen der Feindaktivitäten ständig unterbrochen werden mussten. Die Suche nach Überlebenden war erfolglos. Die Entdeckung, dass die Rettungsfähren der TFSS Titan nicht mehr in ihren Buchten waren, gab der Besatzung der Northern Horizon wenigstens einen Funken Hoffnung. Doch den Commander plagten andere Sorgen, denn würden die Aliens die Northern Horizon entdecken, währe sie ihnen schutzlos ausgeliefert
„Es ist bis jetzt eine Stunde vergangen, ohne dass ein Alien auf dem AVAC auftauchte. Die Reparaturen am Hangarschott und an der Außenhülle sind zu 70% abgeschlossen. Wenn wir nicht gestört werden, können wir in wenigen Stunden wieder einsatzbereit sein!“, sagte Colonel Contera beinahe im Flüsterton zu Commander Ford, der auf die AVAC-Monitore hochstarrte.
„Wir werden gestört werden. Jedesmal wenn die Reparaturen in Gang kamen tauchten die Aliens auf und wir mussten abbrechen. Machen wir gar nichts, lassen die sich nicht blicken. Haben Sie schon eine Sonde mit der Botschaft für das Flottenkommando abgeschickt?“, fragte Commander Ford.
„Ja Sir, die Sonde ging nach dem letzten Auftauchen der Aliens raus. Hoffentlich empfängt das Flottenkommando die Nachricht, ansonsten wird es ziemlich eng!“, antwortete Colonel Contera.
„Das wird es wohl. Unseren Plan, Major Hyungs Kurs zu folgen, müssen wir vorerst verschieben. Sobald die Reparaturen abgeschlossen sind, nehmen wir Kurs auf die Zeus-Station, versorgen uns mit Munition und Ersatzteilen und fliegen schnellstmöglich zur Erde!“, sagte Commander Ford.
„Wenn die Aliens die Zeus-Station nicht auch zerstört haben.“, sagte Colonel Contera.
„Wollen wir es nicht hoffen!“, sagte Commander Ford und wandte seinen Blick dem digitalen Kartentisch zu, „Zeigen sie mir das Sonnensystem!“, befahl er.
Major Hyung ließ eine dreidimensionale Abbildung des Sonnensystems auf den Kartentisch projezieren. Alle Stationen der Terranischen Förderationen erschienen als kleine, blau leuchtende Punkte. Die gegenwärtige Position der Northern Horizon erschien als ein kleiner grüner Punkt, 500 Klicks außerhalb der Neptun-Umlaufbahn.
Die Zeus-Station befand sich innerhalb des Asteroidengürtels, zu Commander Fords Erleichterung wurde sie noch angezeigt. Er ließ den Blick über die Projektion wandern, abgesehen von der MacArthur-Versorgungsbasis schienen alle Stationen noch unversehrt zu sein.
„Ich traue dem nicht. Entweder haben sich die Aliens nur in unser Sonnensystem verirrt und sind nach ihrem kurzen Besucht wieder verschwunden, oder die wollen uns verarschen!“, sagte Colonel Contera.
Commander Ford sah ihn an und meinte: „Wer weiß, vielleicht sind sie nur zufällig hier aufgekreuzt. Vielleicht sollten wir es wagen eine Transmitter-Boje anzupeilen.“
„Damit würden wir aber für Sensoren erkennbar sein.“, warnte Colonel Contera.
„Dieses Risiko müssen wir eingehen, beten wir dass die Aliens nicht aufkreuzen.“
Plötzlich rief Major Hyung: „Sir, wir haben AVAC-Kontakt!“
Jeder auf der Brücke blickte gespannt zu dem AVAC hoch. Mehrere kleine Punkte tauchten in unmittelbarer Nähe auf und schwärmten aus.
„Ein dutzend Jäger. Ziemlich viel für einen Spähtrupp.“, kommentierte Colonel Contera.
Die feindlichen Jäger kamen langsam näher an die Wracks heran.
„Die wollen den Schrottplatz durchkämmen, um nicht doch noch einen Schatz zu finden. Schießen wir sie ab und verschwinden von hier!“, schlug Colonel Contera vor.
Doch Commander Ford wollte kein Gefecht anzetteln, denn sollten die feindlichen Jäger sich als Spähtrupp herausstellen, würden innerhalb kurzer Zeit die großen Schiffe der Aliens aufkreuzen.
„Nein wir warten.“, sagte Commander Ford.
Die feindlichen Jäger kamen gefährlich nahe. Die Besatzung auf der Brücke verfolgte die Punkte auf dem AVAC und betete, dass sie so schnell wie möglich wieder verschwanden. Es wurde totenstill auf der Brücke, viele dachten sie könnten die feindlichen Jäger an der Northern Horizon vorbeifliegen hören.
Commander Ford schluckte, jeder kleine Fehler könnte ihren Tot bedeuten. Die Punkte entfernten sich langsam wieder, die Besatzung auf der Brücke atmete erleichtert auf. Doch sie übersahen das einer der Punkte bedrohlich nahe kam.
Colonel Contera fluchte innerlich. Er wartete nur noch darauf, dass die Alarmsirenen erklingen würden. Die Besatzung hielt die Luft an, der feindliche Jäger schien direkt an der Northern Horizon vorbeizufliegen. Schweißtropfen liefen das Gesicht des Commanders runter. Nervös beobachtete er das AVAC. Innerlich dachte er an das Ende, sie würden entdeckt werden. „Wenn der feindliche Jäger die kleinste elektronische Emmission entdecken würde…“, dachte der Commander.
„Komm schon, verschwinde!“, sagte Colonel Contera im Flüsterton.
Der feindliche Jäger hielt plötzlich an, wartete einen Moment und umkreiste die Northern Horizon. Die Besatzung war entsetzt. Hatte der feindliche Jäger sie wirklich entdeckt? Plötzlich tauchten auf dem AVAC vier Dutzend weitere Punkte auf, der feindliche Jäger entfernte sich wieder.
„Jetzt haben wir ein Problem!“, murmelte Colonel Contera.
Für Commander Ford wurde alle Hoffnung zunichte. Man hatte sie entdeckt, daran zweifelte er nicht mehr, und nun würde man sie vernichten. Die feindliche Flotte flog langsam an das Trümmerfeld heran. Commander Ford zählte nur noch die Sekunden bis zu den Einschlägen.
„Sir, wir müssen uns Gefechtsbereit machen!“, drängte Colonel Contera.
Der Commander hörte ihn jedoch gar nicht. Seine Aufmerksamkeit galt dem AVAC, seine Gedanken waren auf die feindliche Flotte gerichtet. Er würde am liebsten in eine Spitfire steigen und sich diese Flotte angucken. Da war die Bestie, die er vor seinem geistigen Auge sah und sein Schiff zu verschlingen drohte. „Was würde mein Vater jetzt tun?“, hörte er sich in Gedanken sagen, „Würde er kämpfen? Oder flüchten?“.
Der Commander wollte seinem Vater nacheifern, wann immer sich die Gelegenheit bot. Er stand kurz davor den Angriff zu befehlen, nur um im Kampfe zu sterben und heldenhaft mit seinem Schiff unterzugehen. Doch er sah sich die Gesichter seiner Besatzung an, die um ihr Leben fürchteten. Niemals würde er sein Schiff und das Leben seiner Besatzung leichtfertig opfern wollen.
„Was sollen wir tun, Commander?“, fragte Colonel Contera. Er würde jeden Befehl ausführen, denn jeder Befehl des Commanders galt auf seinem Schiff wie Gottes Wort, und die Besatzung würde ihm gehorsam sein.
Der Commander war sich unsicher, gedankenversunken suchte er nach der richtigen Entscheidung, malte sich die Konsequenzen aus egal welchen Befehl er geben würde. Dann blickte er hoch auf das AVAC und fasste einen Entschluss. Die Besatzung sah den Commander angespannt an, befürchtete er würde den Angriff befehlen. Er wollte etwas sagen, der Befehl rollte fast über seine Lippen, als die feindliche Flotte plötzlich von dem AVAC verschwand. Ungläubig starrte der Commander auf die Monitore, die feindliche Flotte war tatsächlich wieder verschwunden. Er wollte vor Freude aufschreien, doch schnell erkannte er, dass die feindliche Flotte nun den befürchteten Angriff auf die gesamte Terranische Föderation ausführen werde.
Die Besatzung atmete erleichtert auf, die Spannung löste sich wieder. „Das währe beinahe schief gegangen!“, sagte Colonel Contera erleichtert.
„Ja, das währe es!“, antwortete Commander Ford. Nur wenige Sekunden länger und er hätte den Angriff befohlen. „Lassen Sie die Reparaturen abschließen, dann nehmen Sie Kurs auf die Zeus-Station. Wir müssen mehr Zeit gewinnen, also schicken Sie Sonden aus, mit alten Signaturen von Großkampfschiffen und schicken Sie diese in die Ungefähre Richtung der feindlichen Flotte. Sie haben das Kommando auf der Brücke, ich ziehe mich in mein Büro zurück!“, befahl Commander Ford, müde verließ er die Brücke.
Colonel Contera nickte und gab die Befehle weiter.
Paul Favermen saß in seiner Spitfire, die sich noch im Standby-Raum befand. Er wartete nur darauf, dass sich dieses Öde Schott, welches er schon seit nunmehr drei geschlagenen Stunden anstarrte, öffnete. Er hasste es im Standby-Raum, welches nichts anderes als die Luftschleuse zur Startrampe war, zu warten.
Gelangweilt lehnte er sich in seinen Sitz und versuchte zu dösen, spielte in seinen Gedanken Gefechte mit den feindlichen Aliens durch (bei denen er jedoch immer wieder abgeschossen wurde, was wohl an seinem leichten Pessimismus lag) und ärgerte sich über das dumme Versteckspiel, welches die kommandierenden Offiziere hier betrieben. Das die Northern Horizon beinahe von einer riesigen feindlichen Flotte entdeckt wurde entging ihm völlig.
Er dachte über die Worte von Morton Foss nach, er solle mehr nach seinen Instinkten fliegen. „Mache ich mir wirklich zuviele Gedanken, wenn ich fliege?“, fragte er sich selbst. Er wusste selber gut genug, dass er ein talentierter Pilot war, aber er hegte auf große Selbstzweifel, wenn er Fehler machte die hätten vermieden werden können.
Die weibliche Stimme der Flugleitung meldete sich über Funk: „Silber 7, Silber 9, Sie haben Starterlaubnis für Patrouillenflug 1013.“
Die Freude hielt sich bei Paul in Grenzen. Die Dauer des Patrouillenfluges hing von der Dauer der Reparaturen ab. Sobald die Reparaturen abgeschlossen waren, sollte die Northern Horizon in den Cherenkow-Flug gehen, um zur Zeus-Station zu gelangen. Paul hoffte sehr, es würde eine kurze Patrouille werden. Wenigstens war er draußen im Weltraum und nicht länger im Standbyraum gefangen.
„Gut Vagabond, sehen wir zu dass wir hier rauskommen!“, sagte Pauls Flügelmann Donald „Maverick“ Tyker.
“Ja endlich!“, sagte Paul und startete seine Ionen-Triebwerke. Als dann das Signal zum Start ertönte, gab er vollen Schub auf die Steuerdüsen sodass seine Spitfire abhob, dann beschleunigte er und flog aus dem Hangar.
Derweil untersuchte Chief Lopster den feindlichen Raumjäger, den Morton Foss abgeschossen hatte, auf Herz und Nieren. Von der Größe her war er einer Spitfire ähnlich. Verzweifelt versuchte er Gemeinsamkeiten in der Technik zu finden, doch seine Bemühungen waren vergeblich. In fast allen Belangen unterschied sich die Technologie der Aliens von der der Menschen, außer in der Stromversorgung. Das Ziel des Chiefs war es, eine Möglichkeit zu finden, wie man die feindlichen Jäger mit dem Waffensystem erfassen konnte.
„Dieses Ding ist das Bescheuertste was mir je unter die Augen gekommen ist!“, fluchte er, während er die Außenhülle auseinander nahm, um an die Technik zu gelangen, „Die Mechaniker dieser Aliens müssen wohl Genies des Chaos sein, um diesen Schwachsinn reparieren zu können. Na mal sehn, hier haben wir die Triebwerke, irgendein Mist, dessen Funktion mir noch nicht ganz schlüssig ist, Steuerdüsen, Waffensysteme, oder irgendetwas anderes Sinnloses!“, er führte Selbstgespräche, was er meistens tat wenn er mit einer schwierigen Aufgabe beschäftigt war.
Die Arbeit in der Maschinenhalle nahm ihren gewohnten Lauf. Spitfire landeten, wurden in die Maschinenhalle gezogen und gewartet. Nach dem Gefecht mit den Aliens und der Bergung manövrierunfähiger Spitfire hatten die Mechaniker alle Hände voll zu tun, schließlich war die Gefahr eines weiteren Gefechtes groß. Die Tempest wurden für die Reparatur am Hangarschott und der Außenhülle ausgerüstet und rausgeschickt, mussten jedoch immer wieder zurückbeordert werden wenn Aliens auftauchten.
Dem Chief war dies egal, er konzentrierte sich voll auf den feindlichen Jäger und versuchte die Energieversorgung wieder zum Laufen zu bringen. „Keine Ahnung was das hier soll, irgendwie eine Art Fusionsgenerator, nur tausendmal höher entwickelt…da steigt doch keiner mehr durch!“, dachte er, während sein Blick über den Energiegenerator wanderte. Alles an diesem Jäger war kompakter und besser als bei den Spitfire.
Mechanikerin Mira Clarks kam zum Chief geschlendert, der gerade sein Werkzeug auf den Boden warf und sich mit einem Handtuch die dreckigen Hände säuberte. „Kann ich ihnen behilflich sein?“, fragte sie schüchtern, sie sah welche Laune der Chief wieder an den Tag legte.
„Nein, das mache ich alleine!“, antwortete er gereizt, „Sind die Spitfire 0203 und 0114 repariert?“
„Noch nicht Sir.“
„Gut, dann wissen Sie ja was noch zu tun ist!“
Niedergeschlagen ging die junge Mechanikerin wieder an ihre Arbeit. Der Chief sah ihr kurz hinterher, wandte sich dann wieder dem Alien-Jäger zu und schüttelte den Kopf: „Das wird noch ein hartes Stück Arbeit!“
Nach zwei geschlagenen Stunden war die Northern Horizon wieder einsatzfähig. Sie wurde aus dem Trümmerfeld herausmanövriert und auf Kurs zur Zeus-Station gebracht. Colonel Contera ließ wie geplant die Sonden mit den Signaturen versehen und in die ungefähre Richtung der feindlichen Flotte abschießen. Er hegte zwar Bedenken an dem Plan, aber mehr als schief gehen konnte es nicht. Die Flugleitung rief die Spitfire wieder zurück, worüber Vagabond und Maverick ziemlich glücklich waren. Derweil versuchte Major Hyung vor dem Cherenkow-Flug noch Kontakt zu der Zeus-Station aufzunehmen. Über diese weiten Strecken funktionierte eine Kommunikation nur über Transmitter-Bojen, die zu hunderten im ganzen Sonnensystem verteilt waren. Major Hyung hatte drei Bojen zur Auswahl, die er anpeilen konnte, jedoch gelang keine reibungslose Verbindung, was ihm ziemliche Sorgen bereitete. Im günstigsten Fall waren nur die Transmitter-Bojen beschädigt. Das die Zeus-Station ebenfalls zerstört sein könnte, vermochte er sich nicht vorzustellen.
Er hatte zur Zeit das Kommando auf der Brücke, da Commander Ford und sein XO eine Auszeit nahmen. Major Hyung empfand es immer als Angenehm, wenn er das Kommando übernehmen durfte – obwohl dies immer nur dann der Fall war, wenn nichts Außergewöhnliches passierte. Er gab sich viel Mühe und war sehr ehrgeizig, auch wenn seine guten Ideen und Vorschläge meistens durch Colonel Conteras Zynismus zunichte gemacht wurden und er sich nur schwer gegen den XO durchsetzen konnte.
„Bereiten Sie den Cherenkow-Flug vor, Starten des Antriebes in 20 Minuten!“, befahl er.
Es wurde auf dem Schiff die Durchsage gemacht, die Vorbereitungen liefen. Die Besatzung machte sich bereit, die künstliche Schwerkraft wurde abgeschaltet. Dann ging die Northern Horizon in den Cherenkow-Flug über. Innerhalb von fünf Stunden sollte Sie die Zeus-Station erreicht haben.
Die Zeus-Station diente unter anderem als Kommunikationsstation und war mit Langstreckentransmittern ausgestattet. Zusätzlich verfügte sie noch über ein Versorgungsdepot. Sie wurde in einem Krater auf einem der größeren Asteroiden erbaut und glich einer kleinen Festung. Im Kolonial-Krieg diente sie häufig als Kommandostelle der Kolonisten, wegen ihrer geschützten Lage erlang sie große strategische Bedeutung. Die Kolonisten befestigten die Basis mit vielen Gausbatterien und Starfire- sowie Jackhammer-Raketenwerfern. Nachdem die Terranische Föderation den Krieg beendete und die Zeus-Station eroberte, wurde sie auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Außerdem besaß sie einen kleinen Hangar für Spitfire und Tempest.
Zwanzig Klicks vor dem Asteroidengürtel beendete die Northern Horizon den Cherenkow-Flug. Colonel Contera betrat die Brücke und fragte nach dem Status. Das AVAC zeigte keine Kontakte an.
„Warum ist das AVAC leer? Sagen Sie mir nicht die Zeus-Station wurde auch zerstört.“, sagte er grimmig.
Major Hyung prüfte die Koordinaten und versuchte die Zeus-Station anzufunken. Glücklicherweise empfing er die Signatur der Basis auf einer Kurzwellenfrequenz. Erleichtert atmete er auf und berichtete: „Sir, die Zeus-Station ist noch intakt. Sie hat nur ihren Tarn-Modus hochgefahren. Ich nehme Funkkontakt auf.“
„Na wenn das mal nicht ne gute Nachricht ist!“, dachte sich der XO. Major Hyung funkte die Station an und erhielt eine Antwort, kurz darauf erschien die Station auf dem AVAC, welches von den vielen Asteroiden gefüllt war.
„Lieutenant Adisha, bringen Sie uns so nah wie möglich an die Zeus-Station heran, aber achten Sie auf die Asteroiden! Wehe Sie zerkratzen mir den Lack!“, mahnte Colonel Contera. Er war sichtlich zufrieden und wurde etwas umgänglicher.
Lieutenant Adisha befolgte den Befehl und manövrierte die Northern Horizon vorsichtig an das Asteroidenfeld heran. Gleichzeitig starteten einige Spitfire, um auf Patrouille zu gehen.
Colonel Contera rief zu Major Hyung: „Sagen Sie der Zeus-Station, dass wir aufmunitionieren und uns mit Ersatzteilen versorgen wollen. Ich werde mit dem Commander an Bord der Station gehen. Behalten Sie das AVAC im Auge!“
Major Hyung gab sich einverstanden und rief über das Bordtelefon den Commander an. Colonel Contera machte sich auf den Weg zum Flugdeck, um mit einer Tempest-Mehrzweckfähre zur Zeus-Station zu fliegen.
Als er auf dem Flugdeck eintraf, wartete der Commander schon auf ihn. „Diesmal waren wir schneller als die Aliens!“, sagte er erfreut.
Colonel Contera nickte: „Ja, ein gutes Gefühl, dass nach dieser Miserie endlich was nach Plan läuft.“
Es starteten einige Tempest um Munition und Ersatzteile von der Zeus-Station zu holen. Einige Spitfire wurden in den Standbyraum gezogen.
Der Commander und sein XO gingen die Ladelucke der Tempest hinauf. „Mich interessiert vor allem was der Befehlshaber der Station über die Aliens weiß.“, meinte Colonel Contera.
„Das werden wir gleich erfahren!“, antwortete Commander Ford. Die Ladelucke der Tempest wurde geschlossen, dann hob sie ab und verließ den Hangar.
Werewolf und Bossmann flogen derweil die Patrouille. Für die beiden hieß das zumindest, dass sie ein Rennen durch den Asteroiden flogen. Mit eingeschaltetem Nachbrenner jagte Werewolf an den Asteroiden vorbei, Bossmann fand für sowas keine Begeisterung. „Wenn du einmal verziehst darf ich deine kläglichen Überreste vom Asteroiden abkratzen. Hat das irgendeinen Sinn das du wie eine Wildsau durch das Asteroidenfeld knallst?“, fragte Bossmann.
„Flugtraining!“, antwortete Werewolf heiter.
„Ah, Flugtrainig!“, murmelte Bossmann unbeeindruckt, ließ es sich aber nicht nehmen an Werewolf dranzubleiben. Nach kurzer Zeit gab er es jedoch auf, sollte Werewolf seinen Spaß haben. Bossmann überprüfte die Sensoren, das Radar zeigte nichts Besonderes an.
„Silber 12, hören Sie gefälligst auf mit diesem Unfug!“, ermahnte eine erboste Stimme des Flug-Leitoffiziers. Werewolf lachte auf, wollte sich den fragwürdigen Spaß jedoch nicht nehmen lassen und flog noch ein paar gefährliche Manöver zum Abschluss.
Bossmann konnte über seinen Flügelmann nur den Kopf schütteln. „Werewolf, neuer Kurs nach Planquadrat Delta-Vier-Zwei, wir verlassen jetzt das Asteroidenfeld, damit du mal von deinem Trip runterkommst!“
Werewolf lachte kurz auf, begründete dann: „Hey, wer weiß wann ich das letzte mal so einen Spaß haben werde…immerhin tummeln sich jetzt böse Aliens in unserem Sonnensystem.“, es war ein betrübter Unterton in seiner Stimme zu hören.
Bossmann nickte. Er wusste genauso, dass jeder Flug tödlich enden könnte. Die beiden Piloten flugen ihre Spitfire geschmeidig an den großen Asteroiden vorbei. Nach einer knappen Stunde kamen Werewolf schon erste Bedenken. Er hatte ein ungutes Gefühl, immer wieder guckte er sich um, als würde er einen feindlichen Jäger in den Kratern und Tunneln der Asteroiden befürchten. „Bossmann, mir ist das hier zu unheimlich. Ich kann mir gut vorstellen dass die Aliens sich hier verstecken!“
Auch wenn Werewolf mit seinen Befürchtungen nicht immer richtig lag, als paranoider Unruhestifter war er nicht bekannt.
„Das währe schlimm, wenn die Aliens schon so tief ins Sonnensystem eingedrungen währen. Aber ich fühle mich auch nicht wohl hier draußen! Sehen wir zu dass wir ein wenig Abstand gewinnen! Neuer Kurs nach Delta-Vier-Zwei!“, sagte Bossmann.
Die beiden Piloten gingen in Formationsflug über und zogen ihre Spitfire nach unten, aus dem Asteroidenfeld heraus.
Die Tempest landeten in dem Hangar der Zeus-Station, die Container mit Munition und Ersatzteilen standen schon bereit. Commander Ford und Colonel Contera wurden von Major Vasilkow empfanden. Der kleine, kompakt gebaute Mann ukrainischer Herkunft hatte ein markantes Gesicht und trug einen Vollbart.
Er nahm Haltung an und salutierte, als der Commander den Gruß erwiderte sagte er: „Commander Ford, es ist mir eine Ehre Sie zu treffen! Die letzten Stunden gingen hier seltsame Funksprüche ein, wir sind ein wenig verwirrt. Es hieße eine fremde Alienrasse hätte uns angegriffen und die Flottengruppe 13 vernichtet.“
Commander Ford nickte: „Das ist die traurige Wahrheit, wir waren dort. Die ehemalige Flottengruppe, sowie die MacArthur-Versorgungsbasis ist ein einziges Trümmerfeld.“
Major Vasilkow blickte betrübt drein: „Das ist übel. Gehen wir in mein Büro und besprechen die weiteren Pläne, denn vieles mehr habe ich ihnen noch zu erzählen!“
Major Vasilkow machte eine Geste und führte Commander Ford und Colonel Contera in sein Büro. „Ich bin gespannt was er uns noch zu erzählen hat.“, fragte sich Colonel Contera.
„Nichts Gutes.“, antwortete Commander Ford.
Sie gingen zügig durch die wenig verkleideten Korridore, die mehr verkabelten Röhren glichen. Major Vasilkow berichtete über die letzten Ereignisse, während sie mit einem Fahrstuhl in die unteren Ebenen hinabfuhren: „Ich befehlige diese Station schon seid drei Jahren, und nie habe ich etwas Außergewöhnliches erlebt. Hin und wieder tauchen Piraten auf, oder Zivilschiffe, die wir überprüfen müssen. Kürzlich nachdem die Meldung über die Zerstörung der MacArthur-Versorgungsbasis einging, entdeckten wir auf dem AVAC einen einzelnen Jäger, der eine unbekannte Signatur aufwies. Ich schickte einige Alarmrotte hinaus, um den Jäger zu überprüfen. Einer meiner Abfangjäger verwandelte sich in einen Feuerball, dann verschwand der unbekannte Jäger im Asteroidenfeld und tauchte seitdem nicht mehr auf dem AVAC auf. Selbst Patrouillen konnten ihn nicht aufspüren.“
„Der hat sich in ein Rattenloch verkrochen und wartet auf seine großen Brüder. Sie können darauf wetten dass hier bald eine feindliche Flotte aufkreuzt und diese Station in ihre Einzelteile zerlegt.“, sagte Colonel Contera.
„Davon können Sie ausgehen. Wir entdeckten eine riesige Flotte, die in das Sonnensystem eingedrungen ist.“, fügte Commander Ford hinzu.
Major Vasilkow nickte bedächtig, es war schlimmer als er sich vorstellen konnte. Er machte ein sehr ernstes Gesicht: „Dann wird jeder Kampf vergebens!“
Seit zwei Stunden befand sich die Northern Horizon am Rande des Asteroidenfeldes. Die Terranische Föderation verlor im Jupiter-Sektor mehrere Transmitterbojen. Der Kontakt zu zwei Zerstörern ging ebenfalls verloren, als sie die Bojen überprüfen wollten. Im ganzen Sonnensystem wurde der Alarmzustand ausgerufen, Zivilschiffe wurden zurück in die Raumhäfen eskortiert. Das Flottenkommando mobilisierte ihre Trägergruppen und ließ sie Kurs auf wichtige Militäre Anlagen nehmen. Doch es passierte nichts, die Alien-Flotte schien verschwunden zu sein.
Colonel Contera misstraute dieser Ruhe. Ungeduldig lehnte er mit verschränkten Armen an den Kontrollpulten und beobachtete die AVAC-Monitore. Immer wieder ertappte er sich dabei auf seine Uhr zu blicken. „Irgendwann muss der Angriff doch anrollen.“, dachte er sich.
Die Besatzung der Northern Horizon ging stumm ihren Aufgaben nach, insgeheim erwartete jeder von ihnen dass die Hölle losbrach. Ernüchtert schüttelte Colonel Contera den Kopf und ließ alle Frequenzen abtasten.
„Geben Sie mir das Sonnensystem auf den Kartentisch!“, rief er und wandte sich dem digitalen Kartentisch zu. Das Sonnensystem wurde angezeigt, mitsamt der Terranischen Flotte, die sich zu den Planeten bewegte. Ein großer Teil der Flotte, mindestens zehn Flottengruppen, bildete einen Verteidigungsring um die Erde, die restlichen bewegten sich zu den Kolonien.
„Ich hoffe die wissen was sie tun…ich kann nicht verstehen warum wir immernoch hier warten!“, Contera führte einen inneren Monolog, „Was käme nach der MacArthur-Versorgungsbasis als nächstes größeres Ziel in Frage?“
Die Möglichkeiten in einem unendlichen, dreidimensionalen Koordinatensystem einen Weg an ein bestimmtes Ziel zu finden, sind schier Grenzenlos. Selbst wenn Colonel Contera das Koordinatensystem auf das Sonnensystem beschränkte, und nur militärische oder zivile Ziele in Betracht zog, würde es hunderttausende Kurse geben, die eine Flotte nehmen könnte, um eines der vielen Ziele zu erreichen. „Warum haben Sie dann nicht gleich die Erde angegriffen?“, diese Frage ging ihm nicht aus den Kopf. Nachdenklich lehnte der XO über dem Kartentisch.
„Sir, wir erhalten einen Funkspruch von der Jupiter-Basis! Sie melden AVAC-Kontakt zu mehreren unbekannten Objekten. Wahrscheinlich Aliens, Sir!“, meldete die AVAC-Kontrolle.
Colonel Contera horchte auf. „Na endlich!“, sagte er, „Benachrichtigen Sie Commander Ford!“
Kurz darauf meldete die Flug-Leitoffizierin einen Funkspruch von Werewolf: „Sir, Silber 12 meldet Sichtkontakt zu einem Banditen, der durch das Asteroidenfeld auf uns zufliegt. Er erbittet Feuererlaubnis.“
„Werewolf soll den verdammten Mistkerl abknallen! Das ist wahrscheinlich wieder so ein Späher, und dann kann das Mutterschiff nicht weit weg sein!“, rief Contera.
Die Flug-Leitoffizierin gab den Befehl weiter, Contera ließ auf Alarmstufe Gelb gehen.
"Fahren Sie die AJGs hoch und lassen Sie Alarmrotte 2 starten!“, bellte der XO.
„Bossmann siehst du ihn noch?“, fragte Werewolf besorgt, als er seine Spitfire mit eingeschaltetem Nachbrenner in das Asteroidenfeld lenkte. Er schaltete auf das starre Fadenkreus um und fuhr die Waffensysteme hoch.
„Nein, ich hab ihn ebenfalls aus den Augen verloren!“, antwortete Bossmann.
„Der kann doch nicht einfach verschwunden sein, er fliegt in die selbe Richtung wie wir!“, fluchte Werewolf und gab mehr Schub auf seine Ionentriebwerke. Das Radar zeigte einen feindlichen Banditen an, und Werewolf litt auch nicht unter Wahnvorstellungen. Vor kurzem sah er noch deutlich wie sich der Bandit mit abartiger Geschwindigkeit durch das Asteroidenfeld schlängelte.
Hitzköpfig jagte der junge Pilot seine Spitfire an den Asteroiden vorbei, während er nach dem grünlichen Triebwerksglühen des Banditen suchte. Bossmann hielt sich oberhalb von Werewolf, doch auch er konnte den Banditen nicht entdecken. Der Abstand zur Northern Horizon verringerte sich schneller als es Werewolf lieb sein konnte. Kein Späher flog so schnell durch ein Asteroidenfeld, nur um auf Fühlung zu gehen.
Werewolfs Magen verkrampfte sich: „Bossmann, der scheiß Alien ist suizidgefährdet! Ein Kamikazeflieger, das hat uns noch gefehlt!“
Bossmann wollte ihm nicht sofort glauben, doch schnell begriff er das Werewolf Recht haben könnte. „Das macht die Sache um einiges ernster!“, entgegnete er und beschleunigte.
„Northern Horizon, hier Silber 4. Der feindliche Bandit ist womöglich ein Kamikazeflieger. Bereiten Sie sich auf einen Einschlag vor!“
Werewolf versuchte noch mehr aus seine Spitfire herauszuholen. Der Bandit durfte nicht einmal in die Nähe des Raumkreuzers kommen.
„Werewolf, habe Sichtkontakt! Er ist auf 2,3…fliegt wie ein Wahnsinniger!“, sagte Bossmann in seiner russischen Gelassenheit und schwenkte seine Spitfire auf einen Abfangkurs.
Ruckartig zog Werewolf seine Jagdmaschine nach oben und beschrieb eine Schraube. Da sah er das Triebwerksglühen des Banditen, wie es hinter einem Asteroiden abtauchte.
Der feindliche Bandit schien seine Verfolger nicht entdeckt zu haben, oder er ignorierte sie völlig. Immer schneller kam er an die Northern Horizon heran, manövrierte an den Asteroiden vorbei und hindurch, das einem schlecht werden konnte. Ihn bei der Geschwindigkeit durch ein Asteroidenfeld zu verfolgen war gegen jede Vernunft.
Mühevoll hatte Werewolf sich herangearbeitet. Er befand sich in einem tranceähnlichem Zustand, er konzentrierte sich nur noch auf den feindlichen Jäger. Verschwommen rauschten die Asteroiden an ihm vorbei, langsam brachte er den Banditen in sein Fadenkreuz. In seinem Blickfeld erkannte er weit voraus die Northern Horizon als kleinen, schimmernden Fleck.
Dann eröffnete Werewolf das Feuer, doch der Bandit wich aus und vollzog eine Rolle durch einen gespaltenen Asteroiden. Werewolf fluchte, rollte seine Spitfire auf die Seite und folgte dem Banditen, der nochmal das Tempo anzog. Werewolf blieb an seinem Heck dran und feuerte wie ein Besessener. Doch immer schaffte es der Bandit aus der Schusslinie zu kommen.
Die Northern Horizon war nun deutlich zu erkennen, Werewolf ging die Zeit aus. Fluchend nahm er den Banditen unter Beschuss, doch dieser wich gekonnt aus und hielt auf einen größeren Asteroiden zu. „Jetzt habe ich dich!“, sagte Werewolf triumphierend und brachte sich in Schussposition. Doch kaum war der Bandit im Fadenkreuz, zog er scharf nach links weg und umflog den Asteroiden. Werewolf ärgerte sich und folgte dem Banditen, doch plötzlich tauchte direkt vor ihm eine Spitfire auf. „Verdammt!“, schrie er und riss seine Maschine hoch. Beinahe hätte es einen Zusammenstoß gegeben, der die beiden Jagdmaschinen in einen einzigen Feuerball verwandelt hätte.
„Ich hatte ihn fast!“, brüllte Werewolf über Funk. Wütend versuchte er den Banditen einzuholen, doch dieser hatte nun leichtes Spiel. Bossmann versuchte die Situation noch zu retten, zog seine Spitfire aus dem Asteroidenfeld heraus und beschleunigte.
„Northern Horizon, hier Silber 12! Habe den Banditen verloren!“, meldete Werewolf niedergeschlagen. Er betete dass die AJGs des Raumkreuzers etwas gegen den Banditen ausrichten konnten, der nur noch wenige Klicks entfernt war. Die Piloten der Spitfire sahen das Flakfeuer der Northern Horizon aufblitzen. Der Bandit hielt weiterhin auf den Raumkreuzer zu und befand sich schnell im Einsatzbereich des Raumkreuzers. Plötzlich schlug er jedoch einen Haken, beschrieb einen langen Bogen und stürzte sich rollend in die Kommandozentrale der Zeus-Station. Ein großer Feuerball blitze aus dem Asteroidenkrater auf. Fassungslos starrten die Piloten auf die Explosion. Der Bandit hatte ein großes Loch in die Außenhülle gerissen. Besatzung sowie Einrichtungen wurden in den Weltraum herausgerissen. Werewolf hatte Recht gehabt, der Bandit war ein Kamikazeflieger, doch nicht die Northern Horizon war das Ziel gewesen.
Colonel Contera konnte nicht glauben, dass sich gerade ein feindlicher Jäger in die Zeus-Station gestürzt hatte. Der Commander landete soeben auf dem Flugdeck der Northern Horizon, seine Tempest hatte die Zeus-Station noch rechtzeitig verlassen. Derweil gingen Meldungen von massiven Angriffen der feindlichen Aliens ein. Überall tauchten Raumschiffe der Aliens auf, die mit spielender Leichtigkeit Terranische Raumkreuzer und Raumstationen zerstörten.
„Schickt unsere Tempest heraus, vielleicht können wir noch was von der Zeus-Station retten!“, befahl er.
Aus Angst vor weiteren Angriffen wurde Alarmstufe Rot ausgerufen und sämtliche Spitfire gestartet. Unsicherheit machte sich auf der Northern Horizon breit.
Wie ein ungezügelter Sturm begannen die Aliens über die Terranische Föderation hinwegzufegen. Selbst Colonel Contera zweifelte an der Fähigkeit der Menschen, gegen diese fremde Spezies überhaupt etwas ausrichten zu können. Die Hilferufe, die aus den Lautsprechern drangen, vermischten sich zu einer schrecklichen Symphonie.
Der Commander kam auf die Brücke geeilt. „Holen Sie unsere Spitfire wieder herein und nehmen Sie Kurs auf die Erde!“, befahl er mit ernster Stimme. In seinen Augen spiegelte sich Hoffnungslosigkeit wieder.
„Wir werden wohl kaum eine Chance haben. Diese Aliens überrennen uns einfach.“, sagte Colonel Contera tonlos.
„Dann werden wir kämpfen!“, bellte Commander Ford. Sein XO warf ihm einen Seitenblick zu. Die Wangenmuskeln des Commanders zuckten, sein Gesicht vor Wut rot angelaufen. Sein entschlossener Blick jagte dem XO Ehrfurcht ein.
Colonel Contera nickte, verschränkte die Arme und sagte: „Dann stürzen wir uns ins Verderben! Ich war noch nie ein Freund von Patriotismus!“, bemerkte er.
Commander Ford war angespannt, fest entschlossen es den Aliens heimzuzahlen. „Sagen Sie Chief Lopster er soll endlich einen Weg finden wie wir die Aliens mit unseren Waffensystemen erfassen können. Captain Bethermann soll seine Kampfpiloten auf die bevorstehende Abwehrschlacht vorbereiten!“
„Zu Befehl, Sir!“, bestätigte der XO und gab die Befehle weiter.
Commander Ford stützte sich über den digitalen Kartentisch und betrachtete die Abbildung vom Sonnensystem. Nacheinander verschwanden die kleinen, blau leuchtenden Punkte, welche Terranische Basen und Flotten kennzeichnete. Langsam ließ er seinen Blick zur Erde wandern, wo sich die Terranische Föderation zur Verteidigung sammelte. „Das wird eine dunkle Stunde!“
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Leise Klänge gezupft gespielter Gitarrenseiten, begleitet von einer Oboe, vermischten sich zu einer melancholischen Melodie. Die einzelnen Strophen mit ihren harmonischen Übergängen erzählten eine traurige Geschichte über die Sinnlosigkeit des Daseins in einer verlorenen Welt.
Commander Ford saß in seinem Sessel und lauschte dieser Musik. Schon immer liebte er die Klassik, weil es seiner Meinung nach die einzig wahre Kunst der Musik war. Von ihr getragen flüchtete er in Gedankenwelten, um die Realität vergessen zu können. Momente seines Lebens, längst in den Gezeiten seiner Vergangenheit verschollen, erschienen vor seinem geistigen Auge. Immer wieder sah er seinen Vater, alt und seinem Gebrechen erliegend und doch stolz, im Krankenbett liegen und seine Hand haltend. Nur zu gut erinnerte sich der Commander an die Worte, die sein Vater unter Schmerzen hervorbrachte: „Das Kommando über ein Schiff jegler Art erfordert ein Gespür für die richtigen Entscheidungen! Respektiere deine Untergebenen, sei gerecht, und überlass die Tollkühnheit deinen Piloten. Kommandiere zuerst mit dem Kopf, und dann mit dem Herzen! Behüte deine Untergeben wie deine eigene Familie und behandle dein Schiff wie deine größte Liebe…und vergiss niemals die Menschen, die unter deinem Kommando gefallen sind! Dann wirst du ein guter Kapitän werden!“
Eine Träne rollte die Wange des Commanders hinunter. Immer wieder musste er an die Worte seines Vaters denken, und was sie damals für ihn bedeuteten. Oft dachte er über seine Entscheidungen nach, welche Fehler in der Vergangenheit hätten vermieden werden können. Er nahm ein dickes Buch in die Hand und blätterte die erste Seite auf. Dort las er folgende Zeilen:
Menschen die leben sind vergänglich,jedoch haben tote Menschen nie exisitiert.
Hier stehen die Menschen die ein Teil meiner Familie waren, und unter meinem Kommando ihr Leben ließen…
…auf das sie für die Ewigkeit in Erinnerung bleiben
William Ford
Commander
Er blätterte die Seite um und las die Namen, der er selbst mit seinem alten Feder-Tintenstift dort eintrug, sowie ihren Todestag. Darunter stand ihr Rang und ihr Posten auf diesem Raumkreuzer. Commander Ford nahm einen tiefen Zug aus seiner Pfeife, blätterte die Seiten um und versuchte die Namen den Menschen zuzuordnen. Als er auf eine leere Seite stoß, nahm er seinen Stift und trug diejenigen ein, die bei der Schlacht um die MacArthur-Versorgungsbasis ihr Leben verloren.
Er trug alle 15 Piloten ein, sowie die 8 Besatzungsmitglieder. Dann ließ er eine stille Minute verstreichen und legte das Buch beiseite. Diese Tradition wurde seit jeher in seiner Familie geführt. Nachdenklich schaute Commander Ford aus seinem Sichtfenster. Langsam glitten die Sterne vorbei, bald würde die Northern Horizon in den Cherenkow-Flug übergehen und die größte Raumschlacht ihrer Geschichte ausfechten – oder für immer untergehen.
Ein kurzer Piepton ertönte, jemand wollte zum Commander. Doch der Piepton ging in der Musik unter, die ihr pompöses Ende fand. Erst beim zweiten Piepen schreckte Commander Ford aus seinen Gedanken auf und rief: „Herein!“
Colonel Contera öffnete die metallische Schiebetür und betrat das Büro. Überrascht hörte er der Musik zu, die wieder in sanfte Gitarrenklänge überging. Es war dem XO unangenehm, diese Ruhe zu stören, doch es gab wichtige Angelegenheiten zu klären. In der Hand hielt er die Pläne für die bevorstehende Schlacht um die Erde.
„Ich konnte mich mit Verreux nie wirklich anfreunden!“, sagte er ruhig. Der Commander beachtete ihn nicht, sondern blickte weiterhin aus seinem Sichtfenster und zog an seiner Pfeiffe.
„Wir haben die Kursberechnungen durchgeführt, die Vorbereitungen für den Cherenkow-Flug sind weitesgehend abgeschlossen. Bald werden wir zur Erde fliegen, wir müssen nur noch den Schlachtplan aufstellen.“, berichtete der XO.
„Gleich Samuel. Ich will noch die Ruhe genießen. In einer Raumschlacht gerät man in ein Chaos, alles wird so hektisch. Man verliert den Überlick, und die Zeit scheint an einem Vorbeizulaufen.“, sagte der Commander nüchtern. Er machte einen leblosen Eindruck, als würde er angesichts der kommenden Aufgabe resignieren.
Contera nickte zustimmend, er hatte die gleiche Ansicht. „In diesem Fall sollten wir unsere Aufgabe jedoch bewältigen, weil einen Trostpreis für den Verlierer gibt es in diesem Spiel nicht!“
„Nein, diesmal nicht. Wieviel würde ich geben wenn ich nur einmal das Gesicht des Feindes sehen könnte, und nicht die Zerstörung die er hinterlässt.“
„Würde ich sein Gesicht sehen würde ich ihm alle Zähne rausschlagen!“, sagte Contera gehässig.
Commander Ford schmunzelte, was wenn die Aliens keine Zähne haben?
„Wie dem auch sei, wir haben noch viel zu tun! Sagen Sie Captain Bethermann er soll seine Piloten vorbereiten! Ich komme gleich auf die Brücke!“
Die Mechaniker in der Maschinenhalle bereitete sich auf die Schlacht vor. Die letzten Check-Ups wurden an den Spitfiren abgeschlossen, die betankt und aufmunitioniert auf ihren Einsatz warteten. Der Chief war in den letzten Stunden bedeutend mit seiner Arbeit an dem feindlichen Jäger vorangekommen. Die Mechaniker übten noch ein letztes Mal den Ernstfall. Die ersten Spitfire standen im Standby-Raum bereit. Die Furcht vor der Schlacht war deutlich zu spüren.
Paul Favermen saß auf einer Kiste und blickte auf seine Spitfire. Schon als kleines Kind träumte er davon, einmal in einer schnitten Jagdmaschine der Terranischen Föderation zu sitzen und den Weltraum zu erobern, Außerirdiche abzuschießen und ein gefeierter Held werden. Nie hätte er auch nur ansatzweise geglaubt, dass er wirklich kämpfen würde. Eigentlich wollte er nur fliegen, weil er vom Weltraum fasziniert war. Doch in den letzten zwei Tagen änderte sich seine Ansicht, denn der Weltraum war alles andere als fasizinierend. Er war kalt und grausam geworden, wie ein Tier dass nur darauf wartet sein nächstes Opfer in der Unendlichkeit zu verschlingen.
Paul fand in Schlachten nichts Heldenhaftes, es gab keinen Platz für Helden. Sobald man die Startrampe verlässt kämpft man um sein Überleben, und seine Spitfire würde ihm dabei helfen wollen.
Plötzlich drückte eine Hand auf seine Schulter, erschrocken drehte Paul sich um und sah in das betrübte Gesicht seines Freundes, Morton Foss. Aufatmend sagte Paul: „Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt!“
Morton grinste und setzte sich auf eine Kiste Paul gegenüber: „Geht’s dir auch so mies wie mir? Ich hab versucht die letzten zwei Stunden zu schlafen, bevor die Einsatzbesprechung anfängt. Aber es ging nicht, ich lag in meinem Bett und habe über meine Freundin nachgedacht. Sie lebt zur Zeit auf der Venus-Kolonie. Als ich sie damals vor einem Jahr verließ, sagte ich ihr dass ich in drei Jahren wieder zurückkäme, wenn mein Wehrdienst abgeschlossen sei. Und sie sagte sie würde auf mich warten, aber sie fügte noch hinzu ich solle der beste Pilot der Föderation werden, damit mein Wehrdienst einen Sinn hatte. Und ich habs versucht. Wenn ich mich in meine Spitfire setze und in den Weltraum hinausfliege, fliege ich für sie…“, Mortons Stimme klang bedrückt, er verschränkte die Arme, damit seine Hände nicht so zittern. Paul wunderte sich über Morton, so sentimental hatte er ihn noch nie erlebt. Es verging ein Augenblick ohne dass einer der beiden Piloten etwas sagte, beide waren in ihren Gedanken versunken. Dann sagte Morton: „Doch jetzt wo diese Aliens aufgetaucht sind, ist das alles nicht mehr so einfach. Ständig lebst du in der Angst abgeschossen zu werden. Wir sind in einen Hexenkessel gefallen, gefüllt mit Tod und vom Teufel umgerührt. Das einzige, was wir tun können, ist solange am Leben zu bleiben bis ihn einer auskippt!“
Der Aufruf für die Einsatzbesprechung ertönte. Alle Piloten hatten sich im Besprechungsraum zu melden. „Na dann, mal gucken was die sich für einen Schlachtplan ausgedacht haben!“, sagte Paul und ging mit Morton los.
Die Piloten saßen nervös im Besprechungsraum. Seit dem letzten Gefecht hatten sich die Reihen gelichtet. Geschwaderführer Betherman stand vorne am Pult und schaltete den Projektor ein, der den Erd-Sektor auf eine Leinwand projezierte. Um den blauen Planeten wurde die Raumstation sowie mehrere Verteidigungssatelliten angezeigt, die Terranische Flotte war über dem Orbit in Stellung gegangen.
Das Licht ging aus, und Betherman fing mit der Besprechung an: „Die Northern Horizon wird in Planquadrat Beta-Eins-Vier den Cherenkow-Flug beenden, einige Klicks vor der Verteidigungslinie, und wird in der näheren Umgebung der Raumbasis in Stellung gehen, unterstützt von mehreren Zerstörern und Kanonenbooten. Das wird auch unser Einsatzgebiet sein. Gruppe eins wird sich ausschließlich um die Verteidigung der Northern Horizon und der Raumbasis kümmern, während Gruppe 2 in diesem Bereich auf Jagd geht.“, der Ablauf wurde simuliert und die jeweiligen Einsatzbereiche farbig hinterlegt. Es war weiterhin ruhig im Besprechungsraum, Betherman ließ einen Moment verstreichen und kam dann zu den Details: „Die Flottenstärker der Terranischen Föderation beträgt elf Flottengruppen. Über die Feindstärke ist nichts bekannt, jedoch rechnen wir mit mehreren Dutzend Raumkreuzern und fünfmal sovielen Banditen, das wird ne menge Arbeit!“, die unruhiges Tuscheln füllte den Raum, Betherman war nicht wohl bei den Worten gewesen. Als es wieder ruhiger wurde fuhr er fort: „Gruppe eins wird von mir angeführt, Wildcat übernimmt die Zweite. Sobald ihr die Startrampe verlasst, geht nehmt Ihr Formation ein und haltet Euch in Bereitschaft. Wenn die Hölle ausbricht, bewahrt einen kühlen Kopf und versucht nicht abgeschossen zu werden!“, wieder wartete er einen Moment ab, dann sagte er mit Nachdruck: „Ich will da draußen keine Helden haben! Tut euren Job und kommt heile wieder zurück! Wir gehen in 15min in den Cherenkow-Flug über. Aufsitzen!“
Das Licht ging wieder an, und eilig standen die Piloten auf, nahmen sich ihre Helme und gingen zur Tür. Es war Brauch bei den Piloten das Bild des größten Kampfpiloten der Geschichte kurz zu berühren und die Worte Tapfer bis in den Tod zu sprechen, bevor sie in einen Kampfeinsatz flogen.
Die Piloten liefen durch die Maschinenhalle zu ihren Spitfire, aus den Lautsprechern ertönte: „Vorbereiten für den Cherenkow-Flug, Countdown T-minus 11!“
Morton rief noch zu Paul, bevor er in den Standby-Raum rannte: „Pass auf dich auf!“
Paul nickte und hob die Hand: „Wir sehen uns draußen!“
Er kletterte die Leiter hinauf und ließ sich in das Cockpit seiner Jagdmaschine fallen. „Lass mich nicht in Stich!“, sagte er zu seiner Maschine und setzte seinen Helm auf.
Die Piloten schlossen ihre Cockpithauben und fuhren die Systeme hoch. Der Countdown wurde runtergezählt, das große Hangar-Schott wurde geschlossen.
Die Northern Horizon nahm letzte Korrekturen am Kurs vor, dann startete sie in den Cherenkow-Flug. Kurz vorher sagte Commander Ford zu seinem XO: „Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.“
Contera sah ihn an und antwortete: „Für den Tod kommt man nie zu spät.“
Wie geplant verließ der Raumkreuzer den Cherenkow-Flug kurz vor der Verteidigungslinie nahe der Raumbasis. Sofort wurde das Hangar-Schott geöffnet, die Spitfire aus dem Standby-Raum starteten in den Weltraum.
Commander Ford blickte auf das AVAC, es wurde nur die Terranische Flotte angezeigt. „Geben Sie einen Funkspruch zum Flottenkommando ab, wir gehen in Stellung!“, rief er Major Hyung zu.
„Die Aliens sind noch nicht eingetroffen, das gibt uns noch ein wenig Zeit!“, bemerkte Colonel Contera.
„Ja, ich hatte schon befürchtet wir kämen wieder zu spät. Fragt sich nur wo die Auftauchen werden.“, sagte Commander Ford nachdenklich.
„Geschütze ausfahren, der Torpedoraum soll sich bereit halten. Wie weit ist Chief Lopster mit dem feindlichen Jäger?“
Colonel Contera griff zum Bord-Telefon und fragte in der Maschinenhalle nach. Kurz darauf meldete er dem Kommander: „Er braucht noch Zeit, meint aber er hätte bald ne Möglichkeit gefunden!“
Commander Ford nickte: „Sagen Sie ihm er soll sich gefälligst beeilen!“
Colonel Contera gab den Befehl weiter und legte auf, wandte sich dann dem digitalen Kartentisch zu. Die Offiziere waren angespannt. Jedem Moment könnte die feindliche Flotte auftauchen, die Angst vernichtet zu werden keimte in der ganzen Besatzung auf. Es wurden Funksprüche mit den anderen Schiffen ausgetauscht, die Terranische Flotte machte sich bereit ihre Heimatwelt zu verteidigen.
Während die zweite Gruppe in den Standby-Raum gezogen wurde, ging die erste Gruppe in Position. Aus ihren Cockpits heraus sahen sie die Terranische Flotte, die von kleinen Kanonenbooten bis hin zum mächtigen Schlachtschiff alles aufbot was ihr zur Verfügung stand. Zwischen den Raumkreuzern schwirrten mehrere Staffeln Spitfire umher.
Beim Anblick der Erde empfanden die Piloten der Northern Horizon gemischte gefühle. Einige freuten sich nach langer Zeit ihre Heimatwelt wiederzusehen, die aus dem Weltall betrachtet erst ihre ganze Schönheit entfaltete. Auch Morton Foss verviel diesem Anblick, musste grinsen und dachte an seine Familie, die irgendwo in Kanada gerade den Frühling erlebte. „Ob die wohl wissen, was hier gleich los sein wird?“, fragte er sich in Gedanken.
Andere wiederum empfanden Mitleid, denn wenn die Terranische Flotte den Kampf verlieren würde, währen die Menschen auf der Erde den Aliens schutzlos ausgeliefert. Gruppe eins ging in den Formationsflug über und schwenkte von der Erde weg. Die Piloten atmeten tief durch, dann gingen sie geschlossen oberhalb der riesigen Raumbasis in Stellung. Betherman gab einen Funkspruch zur Northern Horizon ab und ließ die Gruppe anhalten. „Hier werden wir warten!“, gab er seinen Piloten durch.
Nervös beobachtete Morton seinen Radar. Die feindliche Flotte ließ immer noch auf sich warten, obwohl es ihm lieber währe wenn sie gar nicht mehr käme. Ungeduldig blickte er sich um, prüfte mehrfach seine Sensoren. Die zweite Gruppe verließ den Hangar der Northern Horizon und ging in Formation. Zu Vagabonds Erleichterung war die Schlacht noch nicht im vollen Gange.
Plötzlich tauchte die Flotte der Aliens auf. Die Piloten erstarrten, eine solch gewaltige Flotte hätten sie nie erwartet. Dominiert von fünf gewaltigen Schiffen, die selbst die Schlachtkreuzer der Terranischen Föderation in den Schatten stellten, erschienen dutzende Großkampfschiffe sowie Zerstörer und Fregatten. Zwischen den Schiffen schwirrten unzählige Banditen herum, weitaus mehr als befürchtet.
„Oh mein Gott!“, dachte Morton, als er die Flotte erblickte.
„Ihr wisst was ihr zu tun habt! Viel Glück!“, rief Bethermen nüchtern über Funk.
Die feindlichen Banditen formierten sich zu mehreren Schwärmen und flogen langsam voraus, die mächtige Flotte setzte sich in Bewegung. Die Terranische Flotte nahm Kurs auf die Aliens und steuerte ihnen entgegen. Wie zwei sich belauernte Raubtiere flogen sie langsam aufeinander zu. Die Zeit schien still zu stehen, stetig kamen sich die Schiffe näher.
Dann eröffnete die Terranische Flotte das Feuer. Hunderte Torpedos schossen aus den Rohren und steuerten den Aliens entgegen. Die kleineren Schiffe wichen aus und gingen auf einen neuen Kurs, die Torpedos verfehlten ihre Ziele oder steuerten auf die größeren Schiffe zu. Dann schlugen die ersten Torpedos ein. Entgegen aller Hoffnungen war der Schaden geringer als erwartet, nur vereinzelt konnten Kampfschiffe der Aliens zerstört werden, während die Torpedos auf die Mutterschiffe eine Wirkung wie Stecknadeln gegen Elefantenhaut zeigten. Die Schlachtschiffe der Terranischen Föderation richteten ihre Gausbatterien aus und feuerten Salve um Salve auf die Alienschiffe ab.
Als sich die Flotten fast gegenüber standen, fingen die Geschütze der Alienschiffe an ein fürchterliches Trommelfeuer an Plasmakugeln jeglicher Größe auf die Terranische Flotte zu schießen. Die Schiffe der Menschen wichen aus, doch vor allem kleinere Schiffe wurden innerhalb kürzester Zeit schlicht pulverisiert. Fassungslos blickten die Piloten der Northern Horizon diesem grausamen Schauspiel zu, wie sich zwei riesige Flotten gegenseitig vernichteten. Doch die aufgeregte Stimme ihres Geschwaderführers riss sie aus ihrer Trance heraus: „Banditen auf 12,3 abfangen!“
Die Spitfirepiloten gingen auf Gefechtsgeschwindigkeit und lösten ihre Formation auf. Doch viele wurden in einem Hagel von Plasmakugeln abgeschossen. Die Raumbasis und die Northern Horizon eröffneten ihr Flakfeuer. Erbitterte Einzelkämpfe entbrannten. Mit eingeschaltetem Nachbrenner versuchten die Spitfire ihren Verfolgern zu entkommen und flogen alle erdenklichen Manöver aus dem Lehrbuch. Die Funkkanäle waren erfüllt von Hilferufen, Kommandos und schmerzerfüllten Schreien, wenn eine Spitfire in einen grellen Feuerball unterging.
„Werewolf, du hast zwei Banditen über dir!“, rief Vagabond über Funk. Werewolf riss seine Spitfire hoch und stieg in die Eisen, doch die Banditen wendeten auf ihrer eigenen Achse und nahmen Werewolf wieder unter Beschuss. Plasmakugeln zischten an seiner Spitfire vorbei. Werewolf ging in die Vertikale und beschleunigte, flog dann einen Looping und näherte sich mit einer Schraube, nahm den ersten Banditen aufs Korn und feuerte. Den anvisierten Banditen zeriss es die Pilotenkanzel, der andere schwenkte einen weiten Bogen zur Seite und hielt Werewolf unter Beschuss. Doch Vagabond kam von unten und schoss den Banditen ab.
„Das ging gerade nochmal gut!“, sagte Vagabond erleichtert und riss seine Maschine in einen weiten Bogen richtung Northern Horizon.
Werewolf nickte erleichtert und suchte nach weiteren Zielen. Eine kleine Gruppe Banditen zog vertikal nach oben und hängte sich hinter Vagabond. „Vagabond pass auf, mehrere Banditen hinter dir!“, rief Werewolf.
„Mist, knall sie ab!“, antwortete Vagabond hysterisch.
Werewolf schaltete den Nachbrenner ein und verfolgte die Banditen, die sich hinter Vagabonds Spitfire in Position brachten.
Vagabond rollte seine Jagdmaschine, schwenkte umher und beschrieb Schrauben, zog seinen Bogen zur Northern Horizon immer enger und schaltete den Nachbrenner ein, doch die Banditen ließen sich nicht abschütteln. „Werewolf, die kommen immer näher, nun tu doch was!“, rief er nervös.
Werewolf arbeitete sich langsam heran. Das Flakfeuer der Northern Horizon konnte nichts gegen die Banditen tun, die Vagabond mit Plasmakugeln eindeckten. „Gleich habe ich sie!“, rief Werewolf über Funk.
Vagabond rollte seine Spitfire auf die Seitenlage und flog dicht an die Northern Horizon heran, als er quer zu ihrer Achse war fegte er über ihre Backbordseite hinweg. Hinter ihm schlugen die Plasmakugeln in die Außenhülle ein und brannten winzige Löcher in die Legierung. Werewolf war nun in Schussweite und feuerte auf die Banditen. Einem Banditen wurde der Flügel zerschossen, er kollidierte mit einem weiteren Banditen und beide zerschellten an der Northern Horizon. Werewolf flog unbeirrt durch die Explosion und nahm einen weiteren Banditen unter Beschuss. Vagabond riss seine Maschine nach unten und gab Vollgas. Als die Banditen ihm nachsetzten wollten, konnte Werewolf noch einen abschießen. „So nur noch einer!“, dachte er sich und rollte seine Spitfire in Rückenlage und zog ebenfalls nach unten. Der Bandit tanzte vor seinem HUD hin und her, hielt Vagabond stetig unter Beschuss und ließ sich nicht vertreiben. Werewolf brachte ihn in Schussposition und feuerte auf ihn. Vagabond riss seine Spitfire zur Seite, und als der Bandit ihm folgen wollte zerris es seine Triebwerke.
Werewolf atmete erleichtert auf: „So dein Arsch ist gerettet!“, rief er ins Funkgerät. Vagabond bedankte sich mehrfach und flog seine Spitfire in Richtung Raumbasis, wo der heftigste Kampf entbrannte. Werewolf folgte ihm.
Der Orbit über der Erde wurde zu einem Feuerwerk. Grüne Plasmaschüsse rissen große Brocken aus den Terranischen Raumkreuzern. Die Schlacht verwandelte sich in ein einziges Chaos. Die Kommandeure der Terranischen Flotte führten ihre Schiffe sehr nah an die Alienschiffe heran und schossen ganze Breitseiten aus ihren Gausbatterien ab. Trümmerteile und Wracks beider Seiten schwebten zwischen den verfeindeten Raumkreuzern und boten so gute Deckung für die Raumjäger. Verzweifelte Kapitäne lenkten ihre beschädigten Schiffe auf Kollisionskurs.
Hektische Befehle wurden erteilt, Schadensmeldungen gingen ein, die Schiffe erbebten von den Einschlägen. Die Kapitäne der größeren Terranischen Raumkreuzer schienen angesichts der Feindstärke überfordert zu sein. Den überblick hatten sie schon längst verloren. Immer wieder blitzten Exposionen auf, wenn wieder ein Schiff durch den schweren Beschuss zerissen wurde.
Die Northern Horizon hielt sich weiterhin aus dem schweren Gefecht der beiden Flotten heraus, hatte jedoch auch ihre Schwierigkeiten gegen die feindlichen Banditen anzukommen, die wie ein Wespenschwarm herumschwirrten. Das Flakfeuer zeigte sich wenig erfolgreich. Auch die Raumbasis war übersäht von tausenden glühender Schusslöcher.
Ein Großkampfschiff der Aliens flog aus dem Hauptgefecht heraus und nahm Kurs auf die Raumbasis. Die beiden Zerstörer, die sich über der Raumbasis in Position hielten, nahmen Abfangkurs ein und feuerten ihre Torpedos ab, die jedoch kurz vor dem Großkampfschiff abgefangen wurden.
Angespannt beobachtete Commander Ford den digitalen Kartentisch und sah wie das Alienschiff immer näher kam.
„Sir, wir haben ein Aliengroßkampfschiff in Torpedoreichweite!“, meldete Major Hyung.
„Lieutenant Adisha, bringen Sie die Northern Horizon in Position, anschließend nehmen Sie Kurs auf das Schiff und bringen uns oberhalb des Schiffes in Position für die Gausbatterien!“, bellte der Commander.
Contera machte ein ernstes Gesicht: „Das Ding wird uns außeinander nehmen!“
„Dann werden wir es eben daran hindern müssen!“, sagte Commander Ford entschlossen. Seine Hände zitterten, er war sich unsicher ob sein Plan funktionieren würde.
Die ganze Zeit gingen fürchterliche Funksprüche ein. Einer der beiden Zerstörer wurde in seine Einzelteile zerlegt und war nicht mehr als ein brennendes Wrack. Der andere zog sich zurück. Mit Schrecken musste Commander Ford feststellen, dass die Terranische Flotte immer mehr in Bedrängnis geriet. Langsam verkrampfte sich sein Magen. Es wurde immer deutlicher, dass die Menschen diesen Kampf verlieren würden.
„Sir, die Northern Horizon ist in Position!“, rief Lieutenant Adisha.
„Torpedos abfeuern!“, befahl der Commander.
„Torpedos auf Zielkurs!“, meldete Major Hyung.
Die Besatzung hielt die Luft an und betete, dass die Torpedos einschlagen würden. Die Sekunden vergingen, Major Hyung gab die Zeit durch: „Noch zehn Sekunden bis zum Einschlag!“
„Hoffentlich kommen die durch!“, sagte Colonel Contera nüchtern.
Nervös wartete Commander Ford auf die Meldung, dass die Torpedos ihr Ziel erreichten. Lieutenant Adisha steuerte derweil die Northern Horizon an das Alienschiff heran und korrigierte den Vektor.
„Torpedo 1 hat sein Ziel nicht erreicht! Torpedo 2 schlug ein!“, berichtete Major Hyung.
„Wenigstens einer!“, sagte Colonel Contera.
Commander Ford ballte die Hand zu einer Faust. Ein Torpedo richtete nicht genug Schaden an. Das Großkampfschiff nahm die Northern Horizon unter schweren Beschuss und traf sie mehrere Male an der Unterseite. Schadensmeldungen gingen auf der Brücke ein, Commander Ford befürchtete das Schlimmste. Colonel Contera gab die Befehle die beschädigten Sektionen abzuschotten und die AJGs auf das Großkampfschiff zu richten.
Die beiden mächtigen Raumkreuer standen sich nun gegenüber, Lieutenant Adisha lenkte die Northern Horizon nun über das Alienschiff. Commander Ford gab den Befehl die Gausbatterien abzufeuern. Beide Schiffe lieferten sich nun ein Geschützduel und rissen große Brocken aus den Rümpfen.
„Zielen Sie mit den AJGs auf die Plasmageschütze des Alienschiffes und feueren Sie die Starfire-Raketen blind auf den Bug ab!“, rief Colonel Contera. Die Northern Horizon feuerte nun aus allen Rohren.
Die Northern Horizon erbebte, die Schadensmeldungen wurden immer schlimmer. „Sir, schwere Schäden an der Außenhülle! Das Alienschiff zerfetzt uns!“, rief Colonel Contera.
Commander Ford sah sich um, seine Besatzung litt unter Todesängsten. Viele glaubten nicht mehr an einen Sieg, sie beteten dass sie überleben würden. Die Schlacht wurde zu einer Katastrophe, die Terranische Föderation war nun hoffnugslos unterlegen.
Der zweite Zerstörer griff wieder in das Gefecht ein und schoss zwei weitere Torpedos auf das Alienschiff ab. Die Spitfirepiloten setzten alles daran um feindliche Banditen von den Torpedos fernzuhalten. Die Northern Horizon war nun schwer in Bedrängnis geraten. Zwar konnten einige Plasmageschütze des Alienschiffes ausgeschaltet werden, aber die Schäden am Rumpf waren zu groß.
Werewolf hielt sich in der Nähe der Torpedos und schoss ihnen den Weg frei. Die Banditen versuchten die Torpedos mit allen Mitteln abzufangen. Wildcat und Bossmann kamen zur Unterstützung. Gemeinsam schossen sie jeden Banditen ab der sich ihnen entgegenstellte.
„Bandit auf 3,3!“, rief Wildcat.
Ein Bandit näherte sich mit hoher Geschwindigkeit und nahm die Spitfire unter Beschuss. Bossmann hatte keine Zeit mehr auszuweichen, seine Spitfire wurde am Triebwerk getroffen und explodierte. Werewolf riss seine Maschine hoch und kümmerte sich um den Banditen, während Wildcat den Weg für die Torpedos ebnete.
Die Torpedos trafen das Alienschiff mitten im Rumpf und rissen es in zwei Hälften. Die Besatzung der Northern Horizon jubelte. Commander Ford atmete erleichtert auf, die Lage war fürs erste gerettet. Doch der Raumkreuzer war schwer beschädigt und musste aus der Schlacht herausgehalten werden.
„Lieutenant Adisha, bringen Sie uns hinter die Raumbasis, wir brauchen ein Deckung!“, befahl Commander Ford.
Die Spitfirepiloten erlitten schwere Verluste. Über die Hälfte der Staffel wurde vernichtet. Vagabond musste sein ganzes fliegerisches Können aufbieten um nicht in einem grellen Feuerball zu enden. Hin und wieder gelang ihm ein Abschuss, doch schnell hingen wieder Banditen an seinem Heck.
Er jagte seine Maschine mit eingeschaltetem Nachbrenner durch das Wrack des Alienschiffes hindurch, beschrieb eine Schlaufe und nahm zwei Banditen aufs Korn, konnte einen davon abschießen und musste einen Angriff wieder abbrechen, weil drei andere Banditen sich hinter ihn gesetzt hatten. Werewolf hatte dagegen noch Glück gehabt. Selten musste er einen Banditen abschütteln und konnte so die Verfolger der Spitfire angreifen.
Die Terranische Flotte wurde aufgerieben, viele größere Schiffe gingen in gewaltigen Explosionen zu Grunde. Bis jetzt hatten sich die Mutterschiffe der Aliens nicht am Kampf beteiligt, doch plötzlich machten die restlichen Alienschiffe ihnen den Weg frei. Fragend beobachteten die Spitfirepiloten was diese Mutterschiffe nun vor hatten.
Am Bug eines der Mutterschiffe wurde ein großes Schott geöffnet und etwas Geschützähnliches ausgefahren. Auf einmal entwickelte sich vor diesem Geschütz ein gleißender Energieball, der stetig wuchs und alle umliegenden Schiffe und Raumjäger mit elektronischen Entladungen zerstörte. Erst dachten die Piloten, diese Waffe währe gegen Raumschiffe gerichtet, doch als der Energieball die Größe einer Corvette erreicht hatte wurde er abgefeuert. Er flog rasant durch die Reste der Terranischen Flotte direkt auf die Erde zu, durchbrach die Atmosphäre und schlug irgendwo in Amerika ein. Den Piloten lief es eiskalt den Rücken runter, entsetzt sahen sie wie ein Bombardement auf die Erde gestartet wurde. Eine große Explosion war auf der Planetenoberfläche zu beobachten. Die anderen Mutterschiffe fuhren ebenfalls ihre Geschützte aus und begannen die Erde unter Beschuss zu nehmen.
Commander Ford getraute seinen Ohren nicht, als Hastings ihm von den Mutterschiffen berichtete. Fassungslos stand die Besatzung der Northern Horizon da und lauschte dem Bericht des Geschwaderführers. „Diese verdammten Bastarde!“, fluchte Colonel Contera.
Der XO schlug wütend mit der Faust auf den Kartentisch, die Terranische Föderation hatte eine bitterte Niederlage erlitten.
Das Bombardement auf die Erde wurde fortgesetzt, nun schossen auch die restlichen Großkampfschiffe mit ihren Plasmageschützen auf den blauen Planeten. Die Terranische Flotte war fast vollkommen vernichtet worden, nur einige wenige Schiffe konnten flüchten.
Stadt für Stadt wurde dem Erdboden gleichgemacht, die Menschen erhielten keine Vorwarnung und starben zu Tausenden. Gewaltige Explosionen übersähten die Erdoberfläche. Schwer beschädigt tieb die mächtige Northern Horizon im Weltall und wurde Zeuge der Vernichtung einer ganzen Bevölkerung.