Serie Spätzchen Baba pfeift auf Fußball

[claudianne]

Spätzchen Baba pfeift auf Fußball

Neugierig ist Spätzchen Baba eigentlich immer, nur samstags, da ist es noch schlimmer: Da hört er komische Geräusche aus Oma Nonnas Tantenzimmer.
Ein Zimmer, das Nonna eigentlich nur nutzt, wenn die Tanten Trudi und Traudi zum Tee eingeladen sind.
Und am Samstag, aber da ist Oma Nonna ganz alleine dort. Alleine mit einem schwarzen Kasten, der sprechen kann. Von Olga, der weisen Eule, weiß Baba, dass das ein Radio ist.
Baba drückt sich seinen Schnabel am Fenster platt, um hinter das Geheimnis der Radio Sendung zu kommen. Er hört Oma Nonna abwechselnd jubeln, schimpfen und ja: Manchmal sogar fluchen.

An einem Samstag steht das Fenster im Tantenzimmer offen und Baba hüpft hinein. Er hört genau zu, was der schwarze Kasten spricht:

„Und da nimmt er Anlauf, der Mann mit der Nummer 23, schießt mit links ins lange Eck...uuuund ach Pfosten!“, labert der Kasten.
„Herrjemine, herrjemine“, schimpft Nonna, „das kann doch nicht sein, ins Tor muss er rein!“
Der Radio tönt weiter: „Foul-Spiel! Mit voller Absicht grätscht der rasende Rudi dem gegnerischen Bollermann zwischen die Beine“.

Baba hüpft schnell zur Seite, weil Nonna aufgeregt mit ihrem dicken, rot-weiß gestreiften Schal in der Luft herumwedelt.

„Was erzählt der Kasten da nur? Faulspiel, stinkt das?“
Baba wird bald langweilig und er flattert zurück in den Garten. Planschen im Vogelbad macht viel mehr Spaß als die Radio-Dudelei.
Warum Oma Nonna sich wohl so dafür begeistert?

Nächsten Samstag ist alles anders: schon kurz nach dem Mittagsschlaf schlingt sich Oma Nonna den rot-weißen Schal um den Hals, tauscht ihre Hauspantoffeln gegen die festen Schuhe, packt ein Butterbrot und einen ganzen Gugelhupf in ihren Rucksack und verlässt das Haus. Baba, neugierig wie immer, schlüpft schnell in den Rucksack und wartet gespannt, wohin es geht. Dabei pickt er immer wieder ein Krümelchen aus dem Gugelhupf.

Am Hof von Bauer Bruno öffnet Oma Nonna ihren Rucksack und holt den Gugelhupf heraus. Baba, der sich geschwind hinter dem Butterbrot versteckt, bleibt unentdeckt.
„Ja, der schaut ja aus wie ein Schweizer Emmentaler“, ruft Bauer Bruno, als er den angepickten Gugelhupf sieht.
„Herrjemine“, entfährt es Oma Nonna, die sich das nicht erklären kann. „Den kann man ja so nicht mehr anbieten, nein, nein, das geht so nicht!“
„Ach Unsinn, jetzt erst recht“, beschwichtigt Bauer Bruno, „erstens schmeckt er bestimmt so gut wie immer und zweitens schaut er aus wie eine Torwand, mit all den Löchern.“
Bauer Bruno packt den Kuchen ein und klopft Oma Nonna zum Abschied mit seinen großen Händen auf die Schulter. „Bis gleich Hermine - so heißt Oma Nonna außerhalb des Gärtchens - wir sehen uns dann auf dem Sportplatz“.

Baba, der nicht versteht, worum es geht, bleibt einfach sitzen.

Am Sportplatz angekommen, schlüpft Baba aus dem Rucksack und staunt über den ganzen Trubel. Die Tanten Trudi und Traudi bieten selbst gemachte Waldmeisterlimonade an. Bauer Bruno ist mit seinem klapprigen Traktor gekommen und verkauft Oma Nonnas löchrigen Gugelhupf und dicke Bratwürste mit Brot und Senf. Am Stand der Handarbeitsgruppe der Seniorenresidenz Sonnenblick türmen sich die rot-weißen Strickschals. Überall wird fröhlich gesungen und gelärmt.

Etwas abseits des Trubels sieht Baba Maxi den Maulwurf verstört auf seinem Hügel in die Runde blinzeln: „Immer walzen die mir meine Hügel platt und trampeln auf meinem Dach herum“, jammert Maxi, „weißt du, was da los ist?“
„Noch nicht“, zwitschert Baba, „aber um das herauszubekommen, bin ich hier.“

Auf einmal herrscht ein großes Gewusel und alle versuchen, die besten Plätze auf den Bierbänken rund um den Sportplatz zu ergattern.
Und dann geht es endlich los: Ein Ball wird in die Mitte des Platzes geworfen und ein Haufen junger Männer läuft hinterher.
„Wie die Hennen dem Bauer Bruno, wenn er den Korn-Eimer über den Hof trägt“, denkt sich Baba. Die Männer versuchen den Ball in einen der Kästen zu schießen, die an beiden Seiten des Rasens stehen.
„Umgefallene Hasenställe?“ Baba beobachtet das Spiel und findet es langweilig. Fast fallen ihm die Augen zu.
"ooooooooooh", tönt da plötzlich die sonst so gebrechliche Oma, steht von ihrem Sitz auf, reißt die Arme in die Höhe und setzt sich wieder hin.
Danach steht ihr Nachbar auf, Arme in die Höhe und wieder runter, dann der Nächste und so geht es einmal rund um das kleine Stadion.
„Ein lustiger Tanz? Ist es das, was Oma Nonna so begeistert?“, Baba hätte mehr erwartet.

Da hört er einen Pfiff.
Einen wunderschönen hellen Ton, der Baba eine wohlige Gänsehaut im Nacken macht.
„Was ist das?“, jetzt ist auch Baba begeistert.
Da, schon wieder.

Nun hat er gesehen, woher der Ton kommt: Auf dem Rasen steht ein Mann, der eine kleine silberne Trillerpfeife in der Hand hält. Immer wieder bläst er kurz hinein.
„Hui“, seufzt Baba, „das muss ein großer Künstler sein: Ein Ball, zwei Hasenställe und zweiundzwanzig Männer tanzen nach seiner Pfeife.“
Nun sieht Baba auch den Dirigenten – nein, es sind sogar zwei: Auf jeder Seite des Platzes steht ein Mann im Trainingsanzug mit wedelnden Armen.
Gefesselt sitzt Baba bis zum Ende des Pfeif-Konzertes auf Oma Nonnas Kopf. Die merkt nichts davon, da sie ihre Haare zu einer großen grauen Kugel zusammen gewunden hat, auf der Baba wie in einem Vogelnest thront.
Zwischendurch verteilt der Pfeifen-Künstler immer wieder Autogrammkarten. Rote und gelbe. Nicht einer der Männer auf dem Platz freut sich darüber. „Pff!“, Baba ist empört.
Ihm jagt jeder Pfiff einen angenehmen Schauer bis in die Flügelspitzen.

Plötzlich herrscht große Aufregung auf dem Platz: Alle schauen in den Himmel. Da sieht er gerade noch Elsa, die diebische Elster, mit der glänzenden Trillerpfeife verschwinden.

„So können wir nicht weiterspielen“, schimpft einer der Dirigenten, „wir brauchen Ersatz!“
Fast sieht es so aus, als wäre das Konzert beendet, da läuft der kleine Klaus auf den Platz und bietet dem Künstler seine Tröte an.
Mit einem ohrenbetäubendem „Trööööööööööööööö Tröööööööööö“, wir das Konzert fortgesetzt.
"Aua, sofort aufhören“, jammert Baba, „das tut ja in den Ohren weh!“
Die Anderen jubeln weiter, Oma Nonna hat sogar ganz rote Bäckchen vor Begeisterung. Für Baba ist das Vergnügen jetzt zu Ende und er fliegt nach Hause.

Da hat er eine Idee: „Vielleicht kann ich ja selbst auf der Pfeife spielen. Dann könnte ich schöne Töne machen, wann immer ich will.“
Im Gärtchen angekommen hüpft er gleich in Oma Nonnas Rosenhecke. Da hat Elsa, die Elster ihr Nest gebaut und hütet all ihre Schätze.
„Grüß dich Elsa“, zwitschert Baba, „bitte, bitte schenke mir die silberne Pfeife, die du gerade gefunden hat.“
„Pah“, sagt Elsa, „wieso sollte ich das tun. Das ist ein wertvoller Schatz und er passt gut in meine Funkel-Glitzer-Sammlung.“
„Wenn du sie mir schenkst, verpfeife ich Dich nicht bei Oma Nonna. Du hast doch neulich einen ihrer silbernen Fingerhüte stibitzt.“
„Na gut, überredet “, gibt Elsa nach, „ich finde schon wieder einen neuen Silberschatz.“

Glücklich pustet Baba gleich in die Pfeife hinein und nach ein paar krächzenden Lauten gelingen ihm richtig schöne Pfiffe.
Oma Nonna, die später vom Sportplatz zurückkommt, wundert sich über das Pfeifen aus dem Garten, schiebt es auf ihr Alter und die schlechten Ohren und freut sich auf den nächsten Fußball Nachmittag.

Fußball, das ist für Baba nun ein kleiner Pfiff mit der Trillerpfeife.
„Ich pfeif auf den Ball und das ganze Drumherum.“

Manchmal kann das große Glück ganz klein sein: Klein wie eine Pfeife oder ein Radio am Samstag Nachmittag.

 

[Novak]

Ich hätte gerne ein Stück von Oma Nonnas löchrigem Guglhupf, liebe Claudianne, zu meinem Kaffee.
Da will man ein Ritter der unbeantworteten Geschichten werden und sich ihrer erbarmen, und dann so was. Schneller Lohn für gute Tat.
Eine wunderschöne, kleine Geschichte. Ich habe keine Ahnung, ob so was Kindern gefällt, aber Novaks auf jeden Fall.
Es ist sympathisch und liebevoll geschrieben, enie Reihe netter amüsanter Bilder, wie der löchrige Guglhupf oder dann später der Spatz, wie er in Oma Nonnas Haarnetz sitzt, das ist alles sehr warmherzig.
Eine herrlich/herzliche Ablenkung vom Stress.

Und hier noch ein paar Anmerkungen:

Sonst eher ruhig, hört Baba sie abwechselnd jubeln, schimpfen und ja: Manchmal sogar fluchen.

Das Fette würde ich streichen, es ist nicht unbedingt notwendig um die Oma zu charaktersieren, der Schal und alles andere tun das weit besser. Und hier ist es zudem so, dass man die drei Wörter versehentlich auf Baba beziehen könnte.

„Was ist das nur, was der Kasten da erzählt?“, fragt sich Baba. „Faulspiel, stinkt das?“

Er hört noch ein Weilchen zu, kann aber nicht verstehen, wieso sich Oma Nonna dafür so begeistern kann.
„Nächste Woche höre ich trotzdem noch einmal zu, irgendwas muss ja dran sein.“
Baba hüpft hinaus in den Garten, um im Vogelbad zu planschen. Das findet er tausend Mal spaßiger als die Radio Dudelei.

Kürzen: (Vielleicht so? Ist immer nur ein Vorschlag)
Er lauscht noch ein Weilchen, dann hüpft Baba hinaus in den Garten, um im Vogelbad zu planschen. Das ist tausend Mal spaßiger als die Radio-Dudelei.
Trotzdem, rauskriegen muss er schon, warum Oma Nonna sich so dafür begeistert.

„Ja, der schaut ja aus wie ein Schweizer Emmentaler“, ruft Bauer Bruno, als er den angepickten Gugelhupf sieht.

„Ach Unsinn, jetzt erst recht“, sagt Bauer Bruno, „erstens schmeckt er bestimmt trotzdem so gut wie immer und zweitens schaut er aus wie eine Torwand, mit all den Löchern.“

„Komisch“, wundert sich Baba „manchen ist wohl die rote Wolle ausgegangen“, als eine Gruppe fröhlich grölender junger Männer in blau-weiß gestreiften Schals vorbeizieht.

Einer hat einen kleinen schlecht gelaunten Mops an der Leine, auch der trägt einen dicken Schal und hechelt: „Nein, nein, nein immer diese Quälerei. Ich schwitze wie verrückt mit diesem blöden Schal und dann auch noch das komische Spiel mit dem Ball, dem ich nicht hinterherlaufen darf.“

kleinen weg, denn man weiß, dass Möpse keie Riesen sind
und statt dem zweiten Schal vielleicht dieser blöden Wollschlange oder Kratzding oder so. Sonst:

Etwas abseits des Trubels, am Rand des Sportplatzes, sieht Baba Maxi den Maulwurf verstört auf seinem Hügel sitzen und in die Runde blinzeln. „Immer wieder samstags walzen die mir meine Hügel platt und trampeln auf meinem Dach herum“, jammert Maxi. „Weißt du, was da los ist?“, fragt er Baba.

Das klingt wie der Anfang von einem alten Schlager: Immer wieder sonntags ...
Schreib doch einfach nur dauernd, ich finde, das klingt maulwürfischer, wenn er weniger Wörter benutzt.

„Umgefallene Hasenställe“, wundert sich Baba, „und davor je ein Spielverderber, der die anderen daran hindert, den Ball in den Kasten zu bringen.“ Trotz des warmen Wetters tragen beide dicke Handschuhe.

Die umgefallenen Hasenställe sind klasse.
Das Fette kennt man halt schon so, vielleicht findest du da noch was anderes Lustiges. Und aus den dicken Handschuhen könntest du doch auch noch was machen.
Siehst du, ich geiere richtig nach mehr!

„Denen ist wohl auch langweilig“, gähnt Baba.

Also ich finde, da sollte sich der Spatz doch ein bisschen mehr wundern, wenn die Oma so ausrastet. Nur gähnen allein sollte er vielleicht nicht, halt ein bisschen erstaunter sein.

„Hui“, seufzt Baba, „das muss ein großer Künstler sein, wenn zwanzig Mann plus die zwei Spielverderber im Hasenstall das Rahmenprogramm für dieses großartige Konzert liefern.“

Mal abgesehen davon, dass das eine der Stellen ist, die ich nicht so kindertauglich finde, ist es goldig.

„Irgendwie nicht im Takt, zumindest der eine“, denkt sich Baba verwundert.

Gefesselt sitzt Baba bis zum Ende des Pfeif-Konzertes auf Oma Nonnas Kopf. Die merkt nichts davon, da sie ihre Haare zu einer großen grauen Kugel zusammen gewunden hat, auf der Baba wie in einem Vogelnest thront.

Das würd ich echt gern malen, das ist so klasse.

Zwischendurch verteilt der Pfeifen-Künstler immer wieder Autogrammkarten. Rote und gelbe. Nicht einer der Männer auf dem Platz freut sich darüber. „Kultur-Banausen“, empört sich Baba über dieses ruppige Verhalten.

Auch das hier!

Ihm jagt jeder Pfiff einen angenehmen Schauer bis in die Flügelspitzen.

Vielleicht hat Baba sich ja schon immer eine Gesangskarriere gewünscht und das Pfeifchen gefällt ihm daher so gut.

Eine zweite Trillerpfeife kann aber nicht aufgetrieben werden.
Fast sieht es so aus, als wäre das Konzert beendet, da läuft der kleine Klaus auf den Platz und bietet dem Künstler seine Tröte an.
Mit einem ohrenbetäubendem „Trööööööööööööööö Tröööööööööö“, wir das Konzert fortgesetzt.

Den fetten Satz könntest du aus meiner Sicht problemlos streichen, das ergibt sich eh.

„Aua, sofort aufhören“, jammert Baba, „das tut ja in den Ohren weh“.
Für ihn ist das Konzertvergnügen damit vorbei und er macht sich flink auf den Rückweg ins Gärtchen.
Das restliche Publikum jubelt begeistert weiter. Oma Nonna hat ganz rote Bäckchen und jauchzt vor Freude. Baba jedoch ist sehr enttäuscht, dass das Vergnügen so jäh zu Ende ist.

Auch hier ein bisschen kürzen und anders ordnen. Wieder Vorschlag:
"Aua, sofort aufhören“, jammert Baba, „das tut ja in den Ohren weh“.
Das Publikum jubelt weiter, Oma Nonna hat sogar ganz rote Bäckchen vor Begeisterung, für Baba ist das Vergnügen jedoch zu Ende und er macht sich auf den Rückweg.

Da hat er eine Idee: „Vielleicht kann ich ja selbst auf der Pfeife spielen. Dann könnte ich schöne Töne machen, wann immer ich will, nicht nur am Samstag“.

Fettes wieder weg.

„Wenn du sie mir schenkst, verpfeife ich Dich nicht bei Oma Nonna. Ich weiß, dass du neulich einen ihrer silbernen Fingerhüte stibitzt hast“, bettelt Baba.

bettelt würd ich da nicht schreiben, eigentlich erpresst der kleine Satzensack da ja sogar. Vielleicht einfach nur sagte?

Fußball, das ist für Baba nun ein kleiner Pfiff mit der Trillerpfeife am liebsten unterm Hollerbusch. Da ist er ungestört und kann hin und wieder von den Beeren naschen.
„Ich pfeif auf den Ball und das ganze Drumherum,“, denkt sich Baba und pustet selig in sein Pfeifchen.

Da würde ich (warum weiß ich selbst nicht) einen Punkt setzen zwischen Trillerpfeife und am liebsten. Untergliedert es für mich besser.

Gern gelesen und gefreut, vielleicht bin ich ja ein bisschen kindisch.
Viele Grüße
Novak

 

[claudianne]

Hallo Novak,

herzlichen Dank für deine Anmerkungen und die Zeit, die du dir für die Verbesserungsvorschläge genommen hast. Ich habe sie inzwischen eingearbeitet. Freut mich sehr, dass die dir Geschichte gefallen hat. Ist schon eine Weile her, dass ich meine Spätzchen Baba Geschichten geschrieben habe. Jetzt beim erneuten Lesen, fand ich sie nicht mehr so gut wie damals.
Aber wenn man kontinuierlich daran arbeitet wird vielleicht noch was draus!

Viele Grüße,
Claudia