Spätsommertraum
Spätsommertraum
Heute Nacht hatte ich einen ganz seltsamen Traum.
Ich stand mitten in der Provence. Wie kam ich hier hin?
Überall um mich herum waren große Lavendelfelder. Wolkenfreier Himmel und eine angenehme Wärme.
So stand ich da und betrachtete die Lavendelpracht. Ein bisschen verblüht waren sie bereits, aber dennoch schön. Warum war ich hier?
Da tauchte auf einmal eine alte, kleine Frau auf, mit Gehstock und Sonnenhut.
„Mein Junge!“ rief sie mir zu. Ich habe schon lange auf dich gewartet.
Ich war noch mehr verwirrt. Wieso hatte die alte, kleine Frau auch mich gewartet?
„Viele kommen hier her, um Lavendel zu pflücken“, erklärte sie mir.
Wieso verstand ich diese alte, kleine Frau überhaupt? Ich sprach doch gar kein französisch.
„Das ist normal, du bist in einem Traum, da ist eben alles möglich“. Sie konnte also sogar meine Gedanken lesen…
„Du bist leider ein bisschen spät dran, mein Junge. Der Lavendel ist schon fast verblüht.
Hier mein Junge, nimm diesen Lavendelstrauß“, Sie reichte mir einen kleinen Strauß frisch geschnittenen, duftenden Lavendel.
Ich trat heran und steckte meine Nase tief in den Strauß. Ein angenehmer Geruch stieg mir entgegen.
„Ich habe ihn gerade frisch für dich gepflückt, weil ich geahnt habe, dass du gleich hier sein wirst.“
Ich hatte immer noch keine Ahnung, wer diese Frau überhaupt war, und warum sie wusste, dass ich hier sein werde.
„Danke“ sagte ich ihr. „Doch, gute Frau, woher wussten sie, dass ich hier sein werde und warum geben sie mir diesen Lavendelstrauß?“ fragte ich.
„Das ist doch ganz einfach. Es gibt eine Frau, die sich einen Lavendelstrauß gewünscht hat. Und ich habe ihn dir gepflückt. Nun geh und gib ihn ihr. Sie wird sich sicher darüber freuen.“
Ich nahm den Strauß entgegen und bedankte mich noch mal bei ihr.
„Und nächstes Jahr kommst du wieder, aber ein bisschen früher im Sommer, dann gebe ich dir einen noch viel schöneren, blühenden Lavendelstrauß“, rief sie mir noch hinterher.
Plötzlich klingelte mein Wecker, ich wurde aus meinem Traum gerissen, sah nach oben an die Decke und dachte mir, ‚was hast du da wieder für einen Blödsinn geträumt’.
Ich drehe mich langsam zur Seite, die Augen noch halb geschlossen. Da piekste mich etwas in die Nase und ein bekannter Geruch stieg in diese auf.
Ich öffnete die Augen ganz. ‚Das kann nicht sein’, dachte ich. Der Lavendelstrauß, den mir die alte, kleine Frau im Traum gegeben hatte, lag direkt neben mir auf der Matratze.
Was hatte die alte, kleine Frau noch mal gesagt?
‚Es gibt eine Frau, die sich einen Lavendelstrauß gewünscht’.
Damit kann sie eigentlich nur dich gemeint haben.