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Soulution

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12.04.2002
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Soulution

C-Soulution
oder
Rosenmontag im Smaragd

(Versuch eines expressionistischen Prosa-Wort-und-Tongemäldes)

Acht Mann hoch bedrängen die kleine Bühne. Ein die Hirnwindungen so klar zerklimperndes elektrisches Klavier klebt links seitlich an der Wand. Hinten picken vier Gebläse in der Mauer und zerblasen ihre Enge. In der Nische rechts versteckt sich die trommelnde Verrhythmung. Im Uhrzeigersinn herum dann weiter verbasst das Grundgerüst des Sounds am Bühnenrand. Die Gitarre schrillt sich ganz in Fingern aufgelockert durch den Mensch an Mensch gedrängten Raum.

Links außen soult und rockt ein Sänger, Hemd und Hose braun-weiß längsgestreift, wild den Körper schlingernd in seinem Sträflingskleid. In der Mitte schwarzt ein zartes, weißes Mädchen ihrer klaren Stimme Klang dazu.

Acht Mann hoch, ein Mädchen. Ich sage nur ein Wort: C-Soulution ... for you.

Ein Lichtstrahl vertranced sich in hellen Hellen angenebelt durch Wolken von Rauch so vieler Zigaretten an einem knöchernen Gesicht an der Ziegelwand. Dieses Gesicht entsounded sich das unsichtbare Tongemälde eines Slow-Jazz sanft entlang. Das Saxophon enttont sich in den Augen, die sich an der Düsterkeit der Sängerinnenstimme ganz verloren zart entblößen und mir diesen Traum von Sehnsucht freilegen nach dem Mann, diesem einen und so ganz bestimmten. Die Gitarre träumt den Traum der Seele dann in seinem Solo in ein fröhliches Gluckern eines Bächleins weiter, in dem sich die Sonnentöne spiegeln, wie glänzende Münzen aus frisch geprägtem Gold. Ihre Schultern entseelen sich verschunkelnd an die Wand. Mir ist beim Hinsehen, als könnte ich ihr frei verschwebendes Herz ganz leicht erfassen.

Die Augen ganz weit aufgerissen, der Atem trinkt die Blitzefinger gierig von den Saiten, ... und doch sind sie in Fernen weg entblindet, ertragen keinen Gedanken aus dem Jetzt. Dunkle, braune Augen, so nah und doch so in Unheimlichkeiten weg versunken.

Da presst sich ein hartes Schlagzeug in einen Übergang. Die Band entrockt sich song-beneut durch das smaragdene Gewölbe. Die Augen erwachen ... sie fängt, wieder da im Sein, meinen dichtend Blick. Ihr Blick, der frägt: „Schreibst du etwa eine Geschichte über mich?“ Da grinsen meine Augen frech ein „Ja.“

© Copyright by Lothar Krist (3.3.2003)

 

Hi buji,

wieder ein "fast" gut zu lesender Text. Kein Zeigefinger mit 68er-Lehren und keine düsteren Zukunftsvisionen. Gut eingefangene Stimmung, die du für mein Empfinden leider schnell wieder zerstörst, indem du gar zu viele der dir typischen Wortkreationen einbindest:
zerklimpern, zerblasen, verrhythmung, verbasst, vertranced, entsounded, enttont, entseelen, verschunkelnd, verschweben, entblindet, entrockt, song-beneut.
Diese Menge bei dieser relativ kurzen Geschichte wirkt aufgesetzt und monoton, als wolltest du eine neue Sprache schaffen. Ich wurde von diesen Worten erdrückt, sah mich dadurch vom Inhaltlichen abgehalten. Hättest du nur dreien oder max. vieren deiner Kreationen den Zugang zu deiner Geschichte gestattet, wäre die Exklusivität der Wortwahl und der Inhalt der Geschichte in den Kopf des Lesers gelangt. So bleibt trotz des Positiven und des sehr schönen Endes eher ein unbefriedigtes Gefühl übrig.

Gruß vom querkopp

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi querkopp!

Ich wollte auch eine neue Sprache schaffen, haha. Es ist eben nur der holprige Versuch eines expr. Prosa-Wort-und-Tongemäldes, so in der Tradition von "Nachtcafe" von Benn.

Ich weiß, es ist furchtbar mit mir. Tut mir leid. Es war einfach nur ein Spiel mit der Sprache, der Inhalt war mir nicht so wichtig. Ich weiß auch nicht, manchmal ist mir halt nach dieser Kitscherei.

beste Grüße
buji

 

Mutig und experimentierfreudig. Auf jeden Fall ungewöhnlich, aber auch verdammt anstrengend zu lesen, weil dein Text mit vielen sprachlichen Gewohnheiten bricht und mehr Lied als Geschichte ist :).

Gruß,
Bo

 

Hi Bo!

Weißt du, ich wollte immer lieber ein Maler sein. Dieses mein Handycap gleiche ich dann oft mit einer sehr blumigen Sprache aus. Die Story ist wohl mehr ein Bild.

Vor einem Jahr, als ich noch bei der Leselupe war, hätte ich wahrscheinlich ein Gedicht daraus gemacht. Aber hier in kg.de sind Gedichte ja nicht erlaubt (das soll jetzt kein Vorwurf sein, ist schon okay, das Forum heißt ja nicht umsonst kg.de), also habe ich wohl unbewusst die Geschichte diesem Forum hier angepasst und eine Prosa daraus gemacht.

Das passiert mir übrigens, seit ich hier im Forum bin, öfters. Ich habe ein Gedicht im Kopf, und dann nach 1, 2 Versen fällt mir ein: wo soll ich das nun wieder veröffentlichen? Ich habe ja nicht so viel Zeit, dass ich mich in allen möglichen Foren rumtreiben kann, und dann mache ich halt eine Prosa draus. Deshalb werden meine Einstiege in die Geschichten auch immer so blumig.

Ich adaptiere also eigentlich meine Arbeit (manchmal) für kg.de. Ich hoffe, man nimmt es mir nicht übel.

Danke und beste Grüße
buji

 

Hallo buji!

Also, mir schwirrt der Kopf nach dem Lesen, und ich frage mich, ob deine Geschichte nicht eher ein einziges Experiment ist :) - vielleicht paßt sie ja auch eher in die Rubrik "Experimente"?
Aber das ist ja nicht das Wesentliche.
Ich konnte nicht so viel damit anfangen, weil ich beim Lesen einfach viel zu oft ins Stocken kam (eben wegen der "neuen" Sprache, die du benutzt), und das hat mir den Spaß an deinem Text verdorben.
Will jetzt nicht heißen, dass ich ihn schlecht finde!

Lieber Gruß!
Annette

 

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