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Soulution
C-Soulution
oder
Rosenmontag im Smaragd
(Versuch eines expressionistischen Prosa-Wort-und-Tongemäldes)
Acht Mann hoch bedrängen die kleine Bühne. Ein die Hirnwindungen so klar zerklimperndes elektrisches Klavier klebt links seitlich an der Wand. Hinten picken vier Gebläse in der Mauer und zerblasen ihre Enge. In der Nische rechts versteckt sich die trommelnde Verrhythmung. Im Uhrzeigersinn herum dann weiter verbasst das Grundgerüst des Sounds am Bühnenrand. Die Gitarre schrillt sich ganz in Fingern aufgelockert durch den Mensch an Mensch gedrängten Raum.
Links außen soult und rockt ein Sänger, Hemd und Hose braun-weiß längsgestreift, wild den Körper schlingernd in seinem Sträflingskleid. In der Mitte schwarzt ein zartes, weißes Mädchen ihrer klaren Stimme Klang dazu.
Acht Mann hoch, ein Mädchen. Ich sage nur ein Wort: C-Soulution ... for you.
Ein Lichtstrahl vertranced sich in hellen Hellen angenebelt durch Wolken von Rauch so vieler Zigaretten an einem knöchernen Gesicht an der Ziegelwand. Dieses Gesicht entsounded sich das unsichtbare Tongemälde eines Slow-Jazz sanft entlang. Das Saxophon enttont sich in den Augen, die sich an der Düsterkeit der Sängerinnenstimme ganz verloren zart entblößen und mir diesen Traum von Sehnsucht freilegen nach dem Mann, diesem einen und so ganz bestimmten. Die Gitarre träumt den Traum der Seele dann in seinem Solo in ein fröhliches Gluckern eines Bächleins weiter, in dem sich die Sonnentöne spiegeln, wie glänzende Münzen aus frisch geprägtem Gold. Ihre Schultern entseelen sich verschunkelnd an die Wand. Mir ist beim Hinsehen, als könnte ich ihr frei verschwebendes Herz ganz leicht erfassen.
Die Augen ganz weit aufgerissen, der Atem trinkt die Blitzefinger gierig von den Saiten, ... und doch sind sie in Fernen weg entblindet, ertragen keinen Gedanken aus dem Jetzt. Dunkle, braune Augen, so nah und doch so in Unheimlichkeiten weg versunken.
Da presst sich ein hartes Schlagzeug in einen Übergang. Die Band entrockt sich song-beneut durch das smaragdene Gewölbe. Die Augen erwachen ... sie fängt, wieder da im Sein, meinen dichtend Blick. Ihr Blick, der frägt: „Schreibst du etwa eine Geschichte über mich?“ Da grinsen meine Augen frech ein „Ja.“
© Copyright by Lothar Krist (3.3.2003)