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Sophie und ich - das war einmal wir

Lau

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15.07.2013
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Sophie und ich - das war einmal wir

So viele E-Mails in meinem Postfach und doch habe ich seine sofort entdeckt. Marc.
Meine Hände beginnen zu zittern.
ich weiß genau, was der Grund dafür ist. Ich weiß es, aber ich möchte nicht daran denken.
Was soll das überhaupt? Dass er mir plötzlich schreibt? Er soll sich einfach verpissen und seine verdammten Gespenster mitnehmen. Entschlossen lösche ich seine Nachricht. Ungelesen. Danach fühle ich mich wieder richtig gut. Wenigstens eine Weile.

Aber es lässt mir keine Ruhe. Tagsüber verdränge ich es, nachts funktioniert das nicht mehr
Schlaflos liege ich im Bett und segle im Meer meiner Gedanken. Da ist sie, die Klippe die ich so lange umschifft habe. Sie kommt gefährlich nahe.
Ich springe auf. Verdammt. Nun sind sie wach, die Gespenster. Dank Marc. Nun kann ich ebenso gut lesen, was er will.
Während mein Rechner hochfährt, trommle ich mit meinen Fingern auf den Schreibtisch.
Ich finde seine E-Mail in den gelöschten Nachrichten. Soll ich wirklich? Tief durchatmen.
Ja. Ich beginne zu lesen, zuerst mit angehaltenem Atem dann, mit jeder Zeile, entspannter.
Leicht fliegen mir seine Worte entgegen. Er schreibt, wie es ihm geht. Von seinem Studium in den Staaten und dass er jetzt in Berlin lebt und als Architekt arbeitet. Wie sehr es ihm dort gefällt, in der Großstadt. Und wie sehr er unserer Kleinstadt manchmal vermisst. Ob ich immer noch dort wohne und ob w
ir uns auf einen Kaffee treffen wollen, wenn er bald in der Gegend ist.


***

„Er ist so süß“, schwärmt Sophie und lässt sich nach hinten in ihr Bett fallen. Sie drückt ihr Kopfkissen an sich und vergräbt ihr Gesicht darin.
Sie ist verliebt. So richtig. Schon seit Stunden schwärmt sie von Marc. Wie gut er aussieht. Wie toll er ist. Wie klug. Wie sportlich.

Ich weiß das alles selbst. Das und noch viele Dinge, die sie niemals wissen wird.
Ich könnte ihr sagen, wie sich seine Hand anfühlt – trocken, ganz rau und immer warm. Oder dass es da eine Stelle an seinem Bauch gibt, die ganz besonders kitzelig ist. Und dass an seinem Schneidezahn ein kleines Stück fehlt. So klein, dass es mit dem Auge nicht zu erkennen wohl aber mit der Zunge zu spüren ist.
Und nicht nur das weiß ich. Ich weiß vielmehr. Ich weiß, dass er seinen Vater nicht leiden kann und Angst vor ihm hat. Dass er davon träumt, irgendwann ins Ausland zu gehen. Dass er mich mitnehmen möchte und seine Augen leuchten, wenn er davon spricht.
.
„Ich bin mir sicher“, sagt Sophie jetzt, „dass er auch in mich verliebt ist. Heute hat er mich so angeschaut. Ganz speziell, ich kann das gar nicht beschreiben.“
Ich weiß, dass das nicht stimmt. Natürlich nicht. Aber ich schweige.

***

Jemand rennt über den Pausenhof hinter mir her und als ich mich umdrehe, sehe ich Laura.
„Was ist eigentlich mit Sophie los?“, fragt sie mich atemlos. „Wie die aussieht!“
„Keine Ahnung“, sage ich.
„Du musst echt mal mit ihr reden!“ Laura sieht mich ernst an.
Ich merke, dass ich wütend werde. Weil ich nichts dafür kann. Weil ich nichts unternehmen kann. Weil mich andauernd irgendjemand darauf anspricht. Weil ich genauso ratlos bin wie sie alle.
„Warum isst sie denn nichts?“, bohrt sie weiter.
„Keine Ahnung“, sage ich nochmal.
„Kannst du nichts machen?“, fragt sie mich.
„Soll ich sie fesseln und ihr essen in den Mund stopfen?“, frage ich Laura.
„Nein, natürlich nicht. Weißt du nicht, was mit ihr los ist?“
„Nein.“

Es stimmt. Ich weiß es nicht.
Aber eines weiß ich: Ich habe es satt von allen danach gefragt zu werden. Von allen. Selbst die Lehrer fragen mich. Und ihre Eltern.
Ich habe es so satt. Ich mag nicht einmal mehr darüber nachdenken.

„Hast du jemals gefragt, warum sie das macht?“
„Was denkst du denn?“, fauche ich sie an.

Natürlich habe ich sie gefragt. Ganz oft. Immer wenn ich bestimmte Wörter in den Mund nehme, passiert etwas mit ihr. Essen ist so ein Wort. Abnehmen. Gewicht. Krank. Kalorien. Krank. Wenn ich eines dieser Wörter sage, dann hört sie mir nicht mehr zu. Jedes Wort perlt an ihr ab, rollt herunter und versickert in der Erde.
Inzwischen frage ich nicht mehr.

Laura läuft schweigend neben mir her.
„Sie sieht so hässlich aus. Ich ekle mich vor ihr“, platze ich plötzlich heraus.
Ich höre meine Worte und weiß nicht, warum ich sie gesagt habe. Aber es stimmt. Natürlich stimmt es. Trotzdem: Ich schäme mich. Was ist nur mit mir los?
Es geht doch um Sophie. Meine Sophie. Die Sophie, mit der ich mein ganzes Leben verbracht habe. Die Sophie, die all meine Geheimnisse kannte. Die Sophie, mit der ich Zungenküsse geübt habe. Meine Sophie. Meine beste Freundin.
Laura nickt. „Ich weiß was du meinst. Sie sieht schrecklich aus, wie ein KZ-Opfer.“
„Es ist so ekelhaft.“ Plötzlich kann ich nicht mehr aufhören zu reden. Wort für Wort sprudelt heraus. Je länger ich rede, desto mehr Details fallen mir ein. Ihre durchscheinende Haut. Der Schädel, der fast wie ein Totenkopf aussieht. Die spitzen Knochen. Der Haarausfall. Die brüchigen Fingernägel. Dass sie nie isst und wenn, dann nur ekliges Zeug wie rohen Fisch. Dass sie aus dem Mund stinkt.

Später schäme ich mich. Ich schäme mich so sehr, dass ich mich in mein Zimmer verkrieche. Obwohl die Sonne scheint. Obwohl Marc schwimmen gehen wollte. Aber ich habe das nicht verdient. Heute nicht.

Ich schäme mich so sehr, als hätte ich Sophie geschlagen.
Und es gibt noch viel mehr, für das ich mich schämen muss. Dafür, dass ich sie manchmal hasse. Dafür, dass ich ihr manchmal aus dem Weg gehe. Dafür, dass sie in Marc verliebt ist und ich mit ihm zusammen sind. Dafür, dass sie das nicht einmal weiß.
Dafür, dass mir das Mitleid verloren gegangen ist.

In meinem Inneren, da wo einst Sophie war, ist nur noch ein schwarzes, großes Loch. So sehr ich auch versuche sie wieder hineinzupressen. Es geht nicht.
Ich hole das Fotoalbum heraus, das Sophie mir vor zwei Jahren geschenkt hat. Damals, als die Welt noch in Ordnung war.
So viele Bilder von uns beiden. Wir zwei im Sandkasten. Mit Kirschohrringen. Am Baggersee. Im Fasching. Am Strand. Hundert Mal wir.

Manchmal wollen die Leute wissen, wann es losging.
Ich denke oft darüber nach, aber ich weiß es nicht. Letzten Sommer fing sie mit einer Diät an. Sie verlor viele Kilos und anfangs fanden wir das toll. Später trug sie bauchfreie Tops und ich fand es nicht mehr so toll, weil ich neidisch war. Und noch später kamen die Sorgen. Irgendwann kapierte ich, dass sie krank war. Richtig krank.

Und jetzt?
Ich suche sie noch oft, die Sophie von früher. Suche sie in ihrem Gesicht. In ihren Worten. In ihrem Lächeln. Suche sie in diesen doofen Fotos.
Aber sie ist weg.
Meine Sophie ist einem Mädchen gewichen, das nur noch über sich selbst spricht. Die an niemandem ein gutes Haar lässt. Die alle Leute fett findet. Wenn ich bei ihr war, dann ist die Welt so schlecht, als wäre sie mit schwarzem Pech überzogen.

***

Sophie ist in der Schule zusammengebrochen. Einfach so.
Jetzt ist sie in einer Klinik. Der Lehrer redet mit uns darüber und wir sitzen in einem Stuhlkreis. Wie im Kindergarten. Er erzählt irgendetwas über Essstörungen. Darüber, dass das wir alle ok sind. Dass kein Mensch perfekt ist.
Die Anderen sehen mich verstohlen an. Ich hasse es.
Der Lehrer schwafelt weiter. Dass auch Stars nicht perfekt sind. Dass die Fotos bearbeitet werden.

Nach dem Unterricht holt er mich zu sich, fragt mich wie es mir geht.
„Sie haben keine Ahnung“, sage ich zu ihm.
„Wie meinst du das?“
„Ich finde mich auch manchmal zu dick. Laura auch. Und trotzdem gehen wir nicht her und hungern uns zu Tode.“
„Und warum versucht Sophie das?“
„Was weiß ich? Sie findet sich nicht zu dick, sie hasst sich. Und ich weiß nicht warum.“

Ich bin fast froh, dass es so gekommen ist. Dass Sophie jetzt in dieser Klinik ist. Ich bin froh, weil ihr geholfen wird. Und irgendwo, ganz weit drinnen, bin ich froh, dass ich sie nicht sehen muss. Dass sie weg ist.

Erst jetzt spüre ich, dass ihre Anwesenheit wie ein riesiger Felsblock auf mir gelastet hat. Dass ich in ihrer Anwesenheit kaum atmen konnte.

***

„Ich weiß alles über dich und Marc“, schreibt sie. „Ich weiß, dass du ihn heimlich triffst. Ich weiß das alles und ich hasse dich abgrundtief dafür.“
Sonst steht nichts in ihrem Brief.
Ich zerknülle ihn, gehe nach draußen und verbrenne ihn. Aber er ist immer noch da. In meinem Kopf.

***

Sophie starb ein halbes Jahr später. Sie hat einfach nichts mehr gegessen. Ihre Organe haben versagt. Sie ist verhungert. Einfach verhungert. Mit voller Absicht.

Jetzt sitze ich vor dem Rechner und schlinge die Hände um mich. So wie damals, als ich angefangen habe, mich aufzulösen. Stück für Stück brach ich auseinander. Für alle anderen sah ich ganz aus, aber in meinem Inneren war nichts mehr, wo es hingehörte.
Ich verlor sie alle, nach und nach. All die vermeintlich guten Freunde. Marc. Und dann begriff ich, wie es Sophie ergangen war.

Irgendwann habe ich versucht, mich wieder zusammenzukleben. Und jetzt bin ich wieder da. Nicht wie vorher, aber immerhin. Und jetzt schreibt er. Jetzt schreibt er mir. Und wieder möchte ich mich auflösen.

***
Er strahlt, als er mich sieht und ich weiß sofort wieder, warum ich so in ihn verliebt war.
Wir umarmen uns und er hält mich sehr fest. Ein bisschen zu fest. Als wüsste er, dass ich mich damals beinahe aufgelöst habe.
„Sie hat alles gewusst“, platze ich plötzlich heraus. „Dass mit uns. Und sie war in mich verliebt.“
Er sieht mich verwirrt an.
„Sophie?“, fragt er mich.
Ich nicke.
Gleich, denke ich, wird er mich hassen. Er wird mich hassen. Und verurteilen. Weil es nicht recht war. Ich habe sie hintergangen. Ich habe Sophie hintergangen.
„Sie war krank“, sagt er. „Sie war so krank und wir haben das alle nicht richtig kapiert. Du erst recht nicht. Du warst da mittendrin.“
„Sie hasst mich“, sage ich.
„Nein, ganz bestimmt nicht. Glaubst du nicht, dass sie es jetzt längst weiß.“
„Ich habe sie so geliebt. Nicht die kranke Sophie. Die alte. Das Mädchen von früher.“
„Ich weiß“, sagt Marc.
Eigentlich wollten wir Kaffee trinken, aber jetzt führt er mich nach draußen. Wir laufen stundenlang herum. Reden über alles. Über all das, was ich für Jahre verschlossen gehalten habe.
Irgendwann lachen wir über früher. Tauschen Erinnerungen aus. Reden darüber, was Sophie für ein toller Mensch war.
„Schau“, sage ich plötzlich, drehe mich um und hebe meine Haare hoch. Ich zeige ihm mein Tattoo.
Er kommt ganz nah heran, weil es so klein ist.
„Da steht Sophie“, sagt er und lächelt.
„Ja, das haben wir uns geschworen. Wir haben immer gesagt, dass wir uns gegenseitig die Namen tätowieren lassen, wenn wir erwachsen sind.“
„Und hier ist deiner“, sagt Marc und drückt meine Hand.

 

Hallo Lau,

die Geschichte ist sehr flüssig geschrieben. Anfangs hatte ich aber schon etwas Probleme, mich als Leser zu orientieren. Da ist die Rahmenhandlung im Jetzt, dann die Rückblende mit dem Dialog zu Sophie, dann taucht da eine Laura auf und ich konnte mich nicht an dem Erzähler orientieren, denn:

Ich habe immer irgendwie auf einen Hinweis gewartet, der mir den Erzähler/die Erzählerin in kurzen Worten etwas nahebringt. Lange war mir nicht klar (eigentlich bis zum Ende nicht), ob der Erzähler weiblich oder männlich ist. Ich vermute mal weiblich, so als beste Freundin eben, aber dieses Nichtwissen lässt mich nicht ruhig lesen, weil ich dann immer zweigleisig denke, wenn ich lese.

Das Thema Bulimie wird nur gestreift, das finde ich etwas schade. Mir hätte eine intensivere Auseinandersetzung damit, vielleicht auch in einem Streitgespräch zwischen Sophie und dem Erzähler, besser gefallen. Die Geschichte hat für mich keinen so richtigen Fokus: Ist das Hauptthema Marc oder Sophie? Geht es um Bulimie oder eine verlorene Liebe?

Von diesen Gedanken abgesehen, finde ich es aber schon eine gute Vorlage. Mal sehen, was die anderen dazu meinen.

Rechtschreibung und all der Kram passt, das ist ja auch schon sehr erfreulich.
Eine Kleinigkeit habe ich entdeckt:

Dafür, dass ich sie manchmal hasse. Dafür, dass ich ihr manchmal aus dem Weg gehe. Dafür, dass sie in Marc verliebt ist und ich mit ihm zusammen sind

Viel Spaß weiterhin hier,
liebe Grüße
bernadette

 

Mir geht es wie bernadette. Kein Durchblick erst mal. Verwirrend. Fuer mich nicht verstaendlich was die Kursiv-Schreiberei eigentlich soll.
(Ich habe mal gelernt: gute Literatur drueckt sich nicht in veraenderten Buchstaben, sondern im Inhalt aus).

Das Thema selber beruehrt mich zwar nicht, aber ich finde es gut dass Lau es verwendet.
Ebenso interessant finde ich das Thema "Aufloesung", da haette ich mich ueber mehr Beschreibung gefreut. Wie loest man sich innerlich auf?
So eine Schilderung der Aufloesung, das waere mal eine tolle Fingeruebung!

Dennoch, abgesehen vom Verwirrendem ist es gut und fluessig geschrieben.

 

@ Bernadette und Verdad

Vielen Dank für eure Kritik.
Ich denke, ich habe verstanden, wo das Problem liegt und werde sie ändern. Ich schätze, ich werde die Passagen, die in der Gegenwart spielen, herauslassen. Die machen es irgendwie verwirrend und im Grunde bringen sie auch nicht sehr viel.
Und dann werde ich einige Stellen wahrscheinlich etwas ausführlicher machen, so dass Leser sich das besser vorstellen können.
Vielen Dank für eure Hilfe und die Denkanstöße.

 

Servus Lau,

du fasst eine Überarbeitung deiner Geschichte ins Auge, schreibst du, ich will dir trotzdem noch meinen Eindruck von der Erstfassung mitteilen.

Lau schrieb:
Ich schätze, ich werde die Passagen, die in der Gegenwart spielen, herauslassen. Die machen es irgendwie verwirrend und im Grunde bringen sie auch nicht sehr viel.

Also mir gefällt der Aufbau der Geschichte in der jetzigen Form. Vor allem auch, weil durch die Rahmenhandlung, die in der Gegenwart spielt, die Rückblende eindeutig als Erinnerung der Erzählerin erkennbar wird. Und das empfinde ich auch als das eigentliche Thema der Geschichte: die Erinnerung an eine Episode aus der Jugend, an das Gefühlsdurcheinander von Teenagern, das Zerbrechen von Freundschaften, Eifersüchtelei, verlorene erste Liebe und ja, die Geißel der Bulimie. Und die Rahmenhandlung hält das alles gut zusammen, finde ich.
Verwirrend fand ich die Geschichte eigentlich überhaupt nicht und ich hatte auch vom ersten Absatz an eine weibliche Erzählerin vor Augen, ich weiß nicht einmal genau warum, möglicherweise wegen dieses Satzes:

Ob ich immer noch dort wohne und ob wir uns auf einen Kaffee treffen wollen, wenn er bald in der Gegend ist.

Zwei alte Kumpel würden sich doch wohl nicht zum Kaffee treffen, dachte ich, sondern auf ein Bier gehen …

Tja, ich weiß nicht recht, ob und wie die Geschichte gewinnen könnte, wenn du nur den Mittelteil stehen lässt. Ich befürchte, sie würde zu einer etwas beliebigen Teenagererzählung werden.
Mir gefällt die Geschichte recht gut, wie sie jetzt ist, auch stilistisch finde ich sie sehr gelungen. Die Kursivsetzung allerdings braucht’s für mein Gefühl nicht. (Was hältst du davon, die Rückblende im Präteritum zu erzählen?)

Auch wenn du ohnehin viel am Text verändern willst, zeige ich dir noch ein paar Fehler:

... zuerst mit angehaltenem Atem dann, mit jeder Zeile, entspannter.
Hier ist die Kommasetzung etwas eigenartig. Definitiv fehlt eines hinter Atem, die beiden anderen kann man getrost weglassen, glaub ich.

... dass es mit dem Auge nicht zu erkennen [Komma] wohl aber mit der Zunge zu spüren ist.

Ich weiß vielmehr.
viel mehr

„Soll ich sie fesseln und ihr essen in den Mund stopfen?“
Essen

Ich habe es satt [Komma] von allen danach gefragt zu werden.

So sehr ich auch versuche [Komma] sie wieder hineinzupressen.

Hundert Mal wir.
Hundertmal

Die Anderen sehen mich verstohlen an.
Die Großschreibung ist nicht wirklich falsch, aber eher unüblich.

Der Lehrer schwafelt weiter. Dass auch Stars nicht perfekt sind. Dass die Fotos bearbeitet werden.
Eventuell Konjunktiv?


offshore

 

Hallo Ernst,

vielen Dank für deine Kritik.
Es freut mich, dass dir die Story grundsätzlich gefallen hat. Die Idee, die Rückblende im Präteritum zu erzählen finde ich super. Das werde ich umsetzen.
Du hast schon recht - mit einer Streichung der Rücklblenden tue ich der Story eigentlich keinen Gefallen bzw. ich hätte sie dann vor vorneherein ganz anders schreiben müssen. Und es war mir im Grunde auch wichtig, das als Rückblende zu erzählen.

Um jedweder Verwirrung hinsichtlich des Geschlechts der Erzählerin vorzubeugen, werde ich einfach einen Namen einfliessen lassen.

Eventuell werde ich auch nochmal ein, zwei Passagen einfügen, der das Verhältnis Erzählerin/ Sophie nochmal näher beleuchtet oder den Konflikt stärker betont. Mal sehen.

Vielen Dank auch für deine Textkorrekturen. Ich werde sie selbstverständlich übernehmen.

Viele Grüße
von Lau

 

Ich schätze, ich werde die Passagen, die in der Gegenwart spielen, herauslassen.

Sagtest du weiter oben und dann, nach meinem Kommentar:

Du hast schon recht - mit einer Streichung der Rückblenden tue ich der Story eigentlich keinen Gefallen

Äh, widersprichst du dir jetzt gerade selbst, oder hab ich was falsch verstanden?
Mit Rückblenden meinte ich das Geschehen in der Jugendzeit, und mit den Passagen in der Gegenwart die Rahmenhandlung.
Egal, für mein Gefühl solltest du ohnehin beides in der Geschichte belassen.

 

Ja, das hast du richtig interpretiert - ich habe mir selbst widersprochen. Mein erstes Gefühl war, dass es besser ist die Rückblenden heraus zu nehmen. Ich habe übers Wochenende überlegt und bin dann zu dem Schluss gekommen, dass ich sie lieber lassen möchte, weil die Story sonst eine andere wird und nix mehr mit dem zu tun hat, was ich eigentlich erzählen wollte. Und du hast mich nun auch in dem Entschluss bestärkt.

 

Hallo Lau,
liest sich ganz gut, die Dialoge finde ich ein bisschen künstlich und ich hab das Gefühl dass Du da zwei recht große Themen - die Liebesgeschichte und die Bulimie - auf sehr knappem Raum bearbeitest. Das ist beim Lesen ein bisschen anstrengend...würde mir auch etwas mehr Raum für den Bulimie-Aspekt wünschen. Dein Einstieg finde ich sehr gelungen.
Viele Grüße
TeBeEm

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Lau,

zunächst einmal willkommen in diesem anspruchsvollen Kurzgeschichtenforum - wir hatte ja noch nicht das Vergnügen.

Dein Stil ist gut und flüssig. Dein Thema ist interessant. Aber mir ist das zu wenig. Du drückst dich vor dem wesentlichen Konflikt der Geschichte und beraubst dich damit selbst um das, was deinen Text hätte ausmachen können: Die zerbrechende Freundschaft der beiden Mädchen.

Statt mich dichter an Sophie und deren tragisches Schicksal heranzuführen, lamentiert deine Erzählerin nur mit sich selbst beschäftigt über ihren Teil des Schicksals. Dadurch wird sie unsympathisch und ich glaube nicht, dass dies in deiner Absicht lag.

Was tut die Erzählerin denn für Sophie? Wo und wie kämpft sie um die Freundin? Wo versucht sie, die Freundin wachzurütteln? Du schreibst, dass es diese Gespräche gab, aber genau die hätten mich interessiert. Da wäre eine echte Feuerstelle für die Story gewesen, da hätte es brennen können, mit Leidenschaft und voller Dramatik.

Die Liebesgeschichte drum herum hat unnötig viel Raum und dadurch verliert die Story ihre Balance. Eigentlich geht es um Sophie. Oder besser gesagt: Eigentlich müsste es um Sophie gehen. Das ist deine Geschichtenfigur. Und - um es noch mal zu kritisieren - du drückst dich davor, ihr den Raum zu geben, den sie verdient.

Schade. So, wie du schreibst, besteht für mich kein Zweifel, dass du es hinkriegen könntest. Da stünde dir aber noch harte Textarbeit bevor, und der Glaube daran, dass die Geschichte und die Hauptfigur das auch verdienen.

Für mich - das habe ich hier im Forum gelernt - beginnt die wahre Arbeit an der Story erst nach den ersten Kritiken. Weil man dann wertvolle Einsichten vermittelt bekommt, die einem dabei helfen, durch (oft radikale) Änderungen einen richtigen guten Text zu machen!

Viel Spaß weiterhin.

Rick

 

Hallo TeBeEm, hallo Rick,

vielen Dank für eure Kritiken und bitte entschuldigt meine später Antwort, ich hatte seit einigen Wochen leider keine Zeit für Kurzgeschichten.de!

@TeBeEm

Ich freue mich, dass sich die Geschichte im Großen und Ganzen flüssig und gut liest. Das ist ja schon einmal ein Anfang.
Leider - das sehe ich jetzt auch - funktioniert die Geschichte so nicht. Ich habe es mir hier ein bisschen einfach gemacht, habe zuviel vermischt und vielleicht auch zuviel vorausgesetzt ...
Entscheidend ist z. B. für mich (bzw. das was ich erzählen will) auch, dass es sich um Magersucht handelt. Opfer von Magersucht können - im wahrsten Sinne des Wortes - verhungern, weil sie einfach NICHTS essen.
Die Liebesgeschichte wirkt hier wohl tatsächlich etwas fehl am Platz, wobei es mir eben nicht nur um die Krankheit an und für sich geht, sondern auch, was diese Krankheit mit dem Umfeld des Kranken anstellt.
Aber wie dem auch sei - mir ist das nicht besonders gut gelungen und allein schon die Tatsache, das ich soviel erklären muss, sagt ja schon alles.

@ Rick

Vielen Dank für deine deutliche und ausführliche Kritik!
Sie hilft mir sehr weiter, den du zeigst mir die wesentliche Punkte auf, an denen es krankt!
Eine Sache habe ich jedoch beabsichtigt - es ging mir nicht in erster Linie um das Schicksal der Kranken, sondern um das Schicksal der Angehörigen/ Freude.
Leider habe ich so eine ähnliche Geschichte in meiner Jugend selbst erlebt (aber nein, die Geschichte ist nicht autobiographisch). Meine damalige beste Freundin war an Magersucht erkrankt. Natürlich tut einem das unglaublich leid und man versucht alles mögliche, den Betroffenen zu helfen. Man führt Gespräche, man streitet ... man handelt Deals aus (iss halt wenigstens eine Semmel, dann ...). Schlimmer ist es für die Familie selbst - mitzuerleben, wie das eigene Kind willentlich verhungert, hinterlässt eben auch bei den Außenstehenden Schäden und nicht nur bei der- oder demjenigen, der eigentlich betroffen ist.
Aber wie du schon geschrieben hast - das alles fehlt eigentlich in meiner Geschichte. Nützt ja nichts, dass ich weiß, wie ich es gemeint habe, wenn es so nicht da steht.
Ein Glück, ich habe jetzt drei Wochen frei. Genug Zeit, die Story vollständig zu überarbeiten.

Viele Grüße
von Lau

 

Zu Einzelheiten wurde shon viel gesagt. Ich finde auch, dass der Einstieg ein bisschen holpert und stolpert, aber ich finde nicht, dass du dir zuviel zugemutet hast mit beiden Themen. Meiner Meinung nach kam weder Bulimie, noch die Freundschaft zu Sophie oder die Liebesgeschichte zu kurz.

Wirklich stark fand ich dieses Passus:

---

„Sie sieht so hässlich aus. Ich ekle mich vor ihr“, platze ich plötzlich heraus.
Ich höre meine Worte und weiß nicht, warum ich sie gesagt habe. Aber es stimmt. Natürlich stimmt es. Trotzdem: Ich schäme mich. Was ist nur mit mir los?
Es geht doch um Sophie. Meine Sophie. Die Sophie, mit der ich mein ganzes Leben verbracht habe. Die Sophie, die all meine Geheimnisse kannte. Die Sophie, mit der ich Zungenküsse geübt habe. Meine Sophie. Meine beste Freundin.
Laura nickt. „Ich weiß was du meinst. Sie sieht schrecklich aus, wie ein KZ-Opfer.“
„Es ist so ekelhaft.“ Plötzlich kann ich nicht mehr aufhören zu reden. Wort für Wort sprudelt heraus. Je länger ich rede, desto mehr Details fallen mir ein. Ihre durchscheinende Haut. Der Schädel, der fast wie ein Totenkopf aussieht. Die spitzen Knochen. Der Haarausfall. Die brüchigen Fingernägel. Dass sie nie isst und wenn, dann nur ekliges Zeug wie rohen Fisch. Dass sie aus dem Mund stinkt.

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Ich weiß nicht, warum mich das so berührt. Den Zorn finde ich irgendwie ECHT, nachvollziehbar, stark. Und textlich gut verpackt, wenn ich es auch einkürzen würde, weil ich alles kürze, was nicht schnell genug den Baum raufkommt :-) Du zeigst da jedenfalls eine unerwartete Perspektive, die bei dem Thema eigentlich immer unter den Tisch fällt - den Ekel vor dem Anblick und dem Geruch der Erkrankten. Von mir also Daumen hoch für deine Geschichte und speziell diesen Teil!

Viele Grüße

Richard

 

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