Sophie Ersatzhuhn
Ich heiße Maja Blum und wohne in dem kleinen Dorf Birkenfeld auf dem Hunsrück. Meine Eltern haben vor ein paar Jahren als ich noch ein Baby war, unbedingt auf dem Land ein altes Haus mit Garten kaufen wollen. So sind wir nach Birkenfeld gekommen. Mein Bruder Tim ist zwei Jahre älter als ich nämlich 12 ½ und meine Schwester Carolin ist erst fünf Jahre alt.
Wir haben auch zwei Hühner. Charlotte und Sophie Ersatzhuhn. Die beiden haben auf unserem Hof genug Platz zum laufen und picken.
Immer wenn mein Bruder mich ärgern will nennt er mich „Maja Blum, dummes Huhn!“ dann sage ich nur „Du Ersatzhahn!“ und tue so als ob es mich nicht ärgert. Das ärgert ihn dann besonders. Denn er will kein Ersatzhahn sein.
Unsere Sophie ist ein Ersatzhuhn. Aber ich glaube, das macht ihr nichts aus. Früher, bevor wir Sophie hatten, lebte noch die Henne Helene bei uns. Aber nur ein paar Monate. Als wir nämlich im Sommer in Urlaub fuhren, haben wir Charlotte und Helene zu Familie Klontschek gebracht die am anderen Ende von Birkenfeld wohnen. Die haben ganz viele Hennen. So sollten Charlotte und Helene auch mal was anderes sehen als nur unseren eingezäunten Hof.
Die Frau Klonschtek ist ganz arg lieb und wir wussten, dass unsere Hühner gut versorgt werden und sind fröhlich in Urlaub gefahren. Wenn ich gewusst hätte, dass ich Helene nie wieder sehe, hätte ich bestimmt noch ein Foto von ihr und Charlotte gemacht. Denn das eine, was wir haben zeigt Helene nur von hinten und außerdem ist es verwackelt.
Na, jedenfalls ging ich nach dem Urlaub zu Familie Klontschek um Charlotte und Helene abzuholen. Nachdem mich alle Klontscheks ausgiebig begrüßt hatten, und ich vom Urlaub erzählt habe, wollte ich auch gerne Charlotte und Helene begrüßen. Frau Klontschek hat aber immer noch mehr wissen wollen vom Urlaub. Was wir gemacht haben und tausend andere Sachen. Dabei ist sie immer so ein bisschen auf ihrem Stuhl hin und her gerutscht, dass ich gedacht habe, jetzt braucht sie aber auch bald Urlaub wenn sie so nervös ist. Und dann hat der Martin Klontschek gerufen:“ Mama, jetzt musst du aber mit der Sprache raus rücken!“ Sofort hörte Frau Klontschek auf herum zu rutschen und hat stattdessen geseufzt: „Liebe Maja, ich habe leider eine schlechte Nachricht für dich!“ Mir wurde schon ganz flau im Magen. Ich dachte, jetzt wäre es raus gekommen, dass ich es war, die beim Maischerz alle Gartenzwerge aus ihrem Vorgarten entführt hat. Und sie erst wieder zurück gebracht hat, als die zwei Tafeln Schokolade neben dem Briefkasten bereit gelegt waren.
Deshalb habe ich dann erst mal tief geseufzt und ein bisschen bereut. Aber dann erzählte mir Frau Klontschek dass ein Fuchs unsere Helene gefressen hat. Bis zu diesem Tag wusste ich nicht, dass man gleichzeitig erleichtert und traurig sein kann. Deshalb habe ich wohl auch einen seltsamen Gesichtsausdruck gehabt. Damit ich nicht zu traurig und die arme Charlotte nicht einsam auf unserem Hof picken sollte, schenkten mit Klontscheks tatsächlich eine von ihren eigenen Hennen. Der Martin meinte dann zum Abschied lachend: “Nun hast du ja ein Ersatzhuhn!“
Seitdem nennen wir Sophie mit ihrem vollem Namen Sophie Ersatzhuhn. Es gibt bestimmt nur ganz wenige Hühner die einen Vor- und Nachnamen haben! Sophie Ersatzhuhn