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Sonnyboy
Ich ging am Strand entlang und sollte eine Befragung für eine ... seriöse Dokumentation durchführen. Naja, das Übliche, über das diese Urlaubsreportagen im Fernsehen berichteten. Ich sollte solche Fragen stellen wie: „Was hältst du vom Strand hier?“, „Wie ist deine Einstellung zu FKK?“ oder „Bist du für die schnelle Nummer hinter den Dünen?“.
Aber auch ohne das peinliche Ausfragen wildfremder Menschen über ihre intimen Urlaubsgewohnheiten wäre das mühsame Stapfen durch den Sand anstrengend genug gewesen. Die Hitze brannte im Gesicht und der Schweiß, der mir am ganzen Körper herunterlief, hinterließ zwischen meiner Haut und dem hellblauen T-Shirt, das ich trug, ein klebriges, unangenehmes Gefühl. Wahrscheinlich gab ich eine ziemlich kümmerliche Erscheinung ab. Aber ans Aufgeben durfte ich jetzt nicht denken, denn in meiner Phantasie lächelte mich schon ein kleiner, aber feiner Geldbetrag an, der geradezu darauf wartete ausgegeben zu werden. Jeden noch so kleinen Gedanke, der mich auf die Idee bringen könnte diese Befragung zu beenden, bevor sie überhaupt begonnen hat, verbannte ich aus meinen Kopf. Denn da war es auch schon, mein erstes Opfer; ein Typ, der es ziemlich hundertprozentig bringen mußte: eine ganze Tube Gel im Haar, gebräunte Haut und ein selbstsicheres Lächeln, welches so breit war, dass es ins Guiness-Buch der Rekorde gehörte.
Ich näherte mich ihm langsam und vor allem unauffällig, indem ich, gleichzeitig laufend, meinen Blick über die vereinzelten, sahnig-weißen Wolken am Himmel schweifen ließ. Als ich die Stelle, an der er auf dem Boden saß, die Arme lässig auf seinen angewinkelten Beinen abstützend, erreichte, fing ich höflich an zu reden:
„Entschuldigen sie, ich würde ihnen gern’ ein paar-“ Ich hörte abrupt auf zu sprechen, da er keinen müden Blick an mich verschwendete. In meiner Verwunderung über die Reaktion dieses kleinen Strahlemanns begann ich sein Gesicht genauer zu betrachten. Dabei fiel mir auf, dass seine Augenlieder halb geöffnet waren und ich wusste nun nicht ob zum Schutz gegen die blendende Sonne und die vom Wind aufgewirbelten Sandkörner oder aus purer Arroganz und Überheblichkeit, die bedeuten sollte: Ich bin der Schönste auf der ganzen Welt.
Ich persönlich tippte auf letzteres, denn wer sich soviel Gel in seine Haare geschmiert hat, musste wohl ein sehr hohes Selbstvertrauen habe. Ich fragte mich zurückhaltend, ob ich ihm mit meinen Überlegungen nicht unrecht tat. Doch nachdem ich nun schon eine volle Minute neben ihm stand, schien er mich immer noch nicht wahrzunehmen (Oder war ich ihm einfach nicht schön genug?). Jedenfalls bestätigte sich die Annahme nicht, dass ich es mit einem Blinden zutun hatte, weil sein Interesse sichtbar den Mädchen galt, die ihre knapp bekleideten Körper beim Beach-Volley-Ball über den heißen Sand bewegten. Sein ganzes Auftreten zeugte davon, dass er von sich glaubte, extrem anziehend auf weibliche Objekte zu wirken.
Ich stand noch kurze Zeit neben ihm, bis ich mich entschied, wieder den mit Strandhafer bedeckten Dünen zu folgen um dabei nach etwas aufgeschlosseneren Menschen zu suchen. Beim Laufen schaute ich mich noch einmal um und entdeckte, dass er in der Zwischenzeit die Position gewechselt hat, um seinen Waschbrettbauch besser begutachten zu können. Darauf verzog sich sein Mund in eitler Faszination zu einem vollendet arroganten Grinsen, so dass ich plötzlich die Neigung verspürte zurückzulaufen, um dem Schönling die Anzahl seiner blendend weißen Zähne zu dezimieren. Aber dann dachte ich mir, man sollte es wirklich nicht übertreiben...