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Sonntagsfahrer

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01.09.2005
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Sonntagsfahrer

Sie hatten den Leichenwagen schon lange nicht mehr gesehen. Viel zu tun, schätzte Friedrich. All die Motorradfahrer jetzt im Frühjahr.
Seine Frau hielt ihm Apfelkuchen unter die Nase. Er wischte vor seinem Gesicht herum, als würde er ein Insekt verscheuchen. „Gerda, bitte“, sagte er. „Nicht beim Fahren.“
Sie hatte die ganze Zeit gekichert und herumgealbert. Jetzt sagte sie nichts mehr. Friedrich seufzte. Er hatte sie verletzt. Aber warum, um alles in der Welt, war sie auch manchmal so blöd? Genau so passierten Unfälle. Fast alle. Unaufmerksamkeit. Etwas lenkte ihn ab und das war es dann. Also, das hätte es gewesen sein können. Theoretisch.
Als lenkten die scheiß Fliegen ihn nicht schon genug vom Verkehr ab. Es waren mehr geworden. Friedrich machte das Fenster auf, aber er hatte das Gefühl, für eine, die hinaus flog, kamen zwei rein. Zu Hause war es noch schlimmer. Darum waren sie viel unterwegs. Am besten, sie zogen bald ganz ins Auto. Scheiß Fliegen.
Hin und wieder überholten junge Leute. Einige grinsten, einige schüttelten den Kopf. Die meisten ließen sich ihre Ungeduld nicht anmerken, aber ein paar schimpften sogar. Selbst Frauen. Und die Frauen, fand Friedrich, waren oft sogar noch schlimmer. Was für eine Zeit.
Eine schien getrunken zu haben und hatte ihn einen schrumpeligen Pimmelgnom genannt. Das hatte gesessen. Was hatte er mal für einen Pimmel gehabt. Eine Woche lang hätte die Göre nicht sitzen können. Wie üppig war er behangen gewesen im vorigen Jahrhundert. Griff er sich heute in die Hose, entdeckte er dort genau das: Einen schrumpeligen Gnom. Wie ihm dieses Mädchen weh getan hatte. Nach dem Knall sagte er Gerda, es täte ihm leid, wie immer. Ein bisschen war er aber auch froh gewesen, die Kleine tot zu sehen. Er war nicht stolz darauf, so zu fühlen. Aber irgendwo unter der fleckigen Haut, die von seinen Armen hing wie Teig von einem dünnen Nudelholz, lag der Mann begraben, der er einmal gewesen war. Lebendig begraben. Schreiend. Mit einem klasse Pimmel.
Eine Fliege setzte sich auf seine Lippen. Er pustete sie in die Flucht und wischte sich die Stelle, auf der sie gesessen hatte. Wie ekelhaft das war. Dieselben kleinen Beinchen, die sie vielleicht nur ein paar Minuten zuvor in die Nachgeburt eines Kalbs getunkt hatte.
„Scheiß Fliegen“, sagte er.
Gerda aß ohne jede Freude das Stück selbstgebackenen Apfelkuchen, das sie ihm ins Gesicht gehalten hatte. Auch für den Kuchen interessierten sich die Fliegen.
„Sie wollen nicht mehr warten“, sagte Gerda.
„Das werden sie aber“, sagte Friedrich. „Da können sie ruhig mit noch ein paar Hundertschaften anrücken. Außerdem habe ich dir gesagt, du sollst nicht immer so düster daherreden. Davon kriegen wir Altersdepression.“
„Die haben wir bestimmt schon.“
„Du vielleicht.“
Noch dickere Luft im Auto, dachte Friedrich. Scheiß Fliegen und scheiß Stimmung. Fehlte nur noch, dass Gerda sich in die Hose machte, wie es ihr ab und zu passierte.
Friedrich machte das Fenster runter. Ein kleines buntes Auto mit jungen Leuten darin setzte zum Überholen an, blieb dann aber auf ihrer Höhe und fuhr parallel zu ihrem Mercedes. Der Beifahrer im Junge-Leute-Auto machte ebenfalls das Fenster runter.
„Krasses Auto, Opa“, rief er. „Wusstest du, dass der schneller als zwanzig kann? Hier ist hundert.“
Friedrich sah nur kurz rüber und dann wieder geradeaus. Die Bäume, die Felder, eine Mühle. So eine schöne Landstraße. Dass sie solche Idioten da überhaupt drauf ließen. Auf der Rückbank des bunten Autos lachten zwei Mädchen. Der verwegene Witzbold hatte wohl gerade seine Chancen erhöht, eine der beiden flachzulegen. Vielleicht beide.
Der junge Mann wurde plötzlich ernst. „Ohne Scheiß, Opa“, rief er. „Hier so lang zu kriechen, das macht dich echt zur Gefahr. Wenn du dich nicht mehr schneller als Schrittgeschwindigkeit traust, gib deinen Lappen ab. Ist außerdem schade um das Auto, damit so zu schleichen. Schönes Geschoss.“
Zustimmendes Schweigen im anderen Auto. Zumindest, bis Friedrich langsam, ganz langsam, eine Hand vom Lenkrad nahm, sie zur Faust ballte, die er aus dem Fenster streckte, und dann, ebenfalls langsam, den Mittelfinger ausstreckte. Da fing das Gelächter wieder an. Die Mädchen bekamen sich gar nicht wieder ein. „Wie endgeil der Opa ist!“, hörte Friedrich eine von ihnen gackern.
Der Beifahrer lachte nicht. „Du mich auch“, rief er. Dann gab das kleine bunte Auto Gas und zog knapp, sehr knapp vor ihnen in die Spur.
Friedrich sah zur Seite. Gerda blickte ihn ernst an. Schließlich begann sie zu grinsen. Friedrich grinste zurück. Er legte seine Hand auf ihre. Noch immer hielt sie einen letzten Rest Kuchen darin.
„Tut mir leid, dass ich so war“, sagte er.
Sie legte ihre freie Hand auf seine. „Ich weiß“, sagte sie.
„Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch.“
Und die Fliegen, dachte Friedrich. Lieber Gott, diese scheiß Fliegen liebten sie auch.


Sie wurden wieder überholt. Ein Kombi mit einer Familie darin. Keine Pöbeleien diesmal. Als der Wagen vor ihnen auf die rechte Spur fuhr, winkten zwei Kinder durch die Heckscheibe. Das Mädchen wirkte älter als der Junge. Er trug eine dicke schwarze Brille, die viel zu groß war für sein Gesicht. Sie hatte Glitzersternchen auf den Wangen, die in der Frühlingssonne funkelten. Gerda winkte zurück.
Friedrichs Blick verhakte sich in dem des Jungen. Er versuchte, zu lächeln. Der Junge hatte bis dahin gelächelt, gelacht sogar. Das hörte jetzt auf. Stattdessen sah er aus, als hätte er sich gerade in einem riesigen Kaufhaus nach seiner Mutter umgedreht, um festzustellen, dass sie verschwunden war. Friedrich hatte noch nie mit Kindern gekonnt. Darum hatten sie keine. Gerda hatte gesagt, es wäre in Ordnung, über die Jahrzehnte hinweg, immer wieder: Entscheide du das. Wenn es nur einen von uns glücklich macht, was haben wir dann davon? Wenn du nicht willst, dann ist das in Ordnung.
Aber jetzt gerade wieder, wie sie winkte und gar nicht mehr aufhörte, weiter winkte, als die Kinder sich umdrehten und das Auto vor ihnen davonzog, da merkte Friedrich: Es war nicht in Ordnung. Das war es nie gewesen.
Der Blick in den Rückspiegel riss ihn aus seinen Gedanken. Ein schwarzer Fleck, der näherkam. Keine quietschenden Reifen, kein heulender Motor. Er kam einfach nur immer näher. Wie immer. So unaufhaltsam wie elegant. Auch ein Mercedes.
„Da ist er wieder.“ Friedrich hörte das Zittern in seiner Stimme. Er hörte es und er spürte es. Als hätte er sich verschluckt.
Gerdas Stimmung schlug ebenso schnell um wie die des Jungen vorhin. Sie drehte sich um.
„Oh Gott“, sagte sie. „Ich dachte, wir wären ihn los.“
„Wie soll das denn gehen?“, sagte Friedrich. „Ganz sind wir ihn nie los.“
Gerda gab ein lautes Wehklagen von sich. Es klang nach einem verletztem Tier.
„Bist du nicht ganz sauber?“, fragte Friedrich.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich will das nicht mehr.“
Wütend griff Friedrich das Lenkrad fester. „Du sollst das lassen.“
„Was denn lassen?“
„So tun. Meinst du, ich habe keine Alpträume?“
Er sah in den Rückspiegel. Der Leichenwagen küsste jetzt fast ihre Stoßstange. Am Steuer saß jemand anderes, wie immer. Einmal war es sein Vater gewesen, so, wie er ausgesehen hatte, kurz bevor seine Nieren in sich zusammengefallen waren wie ein Ballon, aus dem die Luft entwich. Ein Gesicht, so gelb wie Pisse. Einmal war es ein Kamerad aus Verdun gewesen, der zum falschen Zeitpunkt den Kopf über den Rand des Grabens hinaus gestreckt hatte. Er hatte genau so ausgesehen, wie Friedrich ihn in Erinnerung hatte. Die Zunge hing ihm auf der Brust wie ein Schal aus Fleisch, weil sein Unterkiefer fehlte. Friedrich hatte Gerda noch nie gefragt, was sie sah.
Er jedenfalls erkannte diesmal den Rowdy aus dem Auto voller junger Leute, auch wenn er etwas anders aussah. Das verbliebene Haar war jetzt weiß und seine Ohren reichten vom Scheitel bis zum Kinn. Diese Version des Rowdys musste fast so alt sein wie Friedrich. Aus dem Hals hing ihm eine Kanüle zum Atmen. Etwas Dickflüssiges tropfte davon in seinen Schoß. Das Großmaul grinste, nahm eine Hand vom Lenkrad und zeigte Friedrich den Mittelfinger.
Gib endlich den Lappen ab, Opa.
Friedrich schüttelte den Kopf. „Noch nicht“, flüsterte er.
Die Nähe ihres Verfolgers schien die Fliegen in Aufruhr zu versetzen. Kaum eine blieb irgendwo länger als eine Sekunde sitzen. Eine war in Friedrichs Nase geflogen. Er schnäuzte sich in die Finger und sah erleichtert das Insekt und wie es versuchte, sich vom Rotz zu befreien. Sie mussten dieser Tage gut auf ihre Körperöffnungen aufpassen. Gerda hatte wie ein kleines Kind geweint, als er ihr letzte Woche Maden aus dem Hintern pulen musste.
„Es ist falsch“, sagte sie. „Unsere Zeit ist längst um. Immer überredest du mich, genau wie mit … immer überredest du mich.“
„Soll ich anhalten?“, gab Friedrich zurück. „Dann kannst du aussteigen und ihn kennenlernen. Ich fahre weiter.“
Darauf sagte sie nichts. Friedrich fuhr schneller. Bald war das Großmaul nicht mehr zu erkennen und der Leichenwagen wurde wieder zum schwarzen Fleck.

Sie fuhren an dem Kombi vorbei. Er parkte am Straßenrand. Friedrich sah, wie der Vater dem Sohn beim Pinkeln gegen einen Baum half, während das Mädchen am Auto lehnte und auf so einem Tableau-Computer-Scheiß herumwischte. Die Mutter fotografierte das weite Gelb der Rapsfelder mit dem Telefon. Sie winkte Gerda und Friedrich, als sie vorbeifuhren.
„Sie werden gleich wieder überholen“, sagte Friedrich.
Gerda sagte nichts. Auch vom Auto war kaum etwas zu hören. Ein Mercedes, fürwahr. Dafür hatte Friedrich das Gefühl, das Summen der Fliegen könnte jeden Moment seinen Kopf platzen lassen. Er machte das Radio an. Werbung, Nachrichten, geistiger Durchfall und schließlich: Freddy Quinn. Die Gitarre und das Meer. Ein schönes Lied. Friedrich sang leise mit. Nicht ganz seine Zeit, aber trotzdem, es hatte noch mehr mit Musik zu tun als alles, was danach kam. Alles. Mehr als ein halbes Jahrhundert Senfgas für die Ohren, bis man sich fast freute, langsam taub zu werden.
Der Kombi tauchte im Rückspiegel auf. Friedrich machte das Radio wieder aus und griff das Lenkrad fester.
„Es ist nicht gerecht, weißt du?“, sagte Gerda.
„Still jetzt“, befahl Friedrich. Gerda seufzte.
Fünfundvierzig gemächliche Stundenkilometer.
Hier ist hundert.
Der Kombi überholte. Friedrich drückte sanft das Gaspedal. Der Mercedes hielt den Kombi auf seiner Höhe, fast unmerklich, ohne laut zu werden. Zweihundertelf PS. Der Verkäufer hatte das Grinsen nicht aus dem speckigen Gesicht bekommen. Was will der Tattergreis mit zweihundertelf PS?, muss er überlegt haben. Aber vielleicht, dachte Friedrich, hielt er manchmal einfach zu wenig von den Menschen. Vielleicht hatte Specki sich einfach nur auf seine Provision gefreut.
Siebzig. Achtzig. Sanftes Gas. Im Augenwinkel sah er, wie aus dem fröhlichen Winken der Frau wütendes Gestikulieren wurde. Sie tippte sich an die Stirn. War er nicht längst raus aus dem Alter für solche Schwanzvergleiche?
Mein Schatz, dachte Friedrich. Ich habe genau das richtige Alter. Es tut mir leid.
Über hundert und eine Anhöhe voraus. Es gab nie eine Garantie. Manchmal kam einfach niemand. Oft hatten sie einfach nur Glück. Auch diesmal. Vielleicht lag es am Frühling.
Ein Geländewagen kam ihnen auf der anderen Spur entgegen. Eines von diesen albernen Luxusdingern für die Stadt, wo es kein Gelände für einen solchen Wagen gab. Wegen der Anhöhe erschien das weiße Ungetüm aus dem Nichts auf der Straße, wie der Hase aus dem Zaubererzylinder. Trotz seines Anhängers, auf dem er zwei Motorräder zog, hatte der Geländewagen sicher achtzig, neunzig Stundenkilometer drauf. Friedrichs Nadel zeigte jetzt knapp über hundert.
Es war sicher nur Einbildung, aber vor dem Knall hatte er immer das Gefühl, die Welt drehe kurz den Ton ab und friere ein. Es folgte eine Ewigkeit, die tatsächlich nicht mal eine Sekunde lang war, und dann war er einen ohrenbetäubenden Moment lang wieder im Graben. Peng.
Friedrich wurde langsamer und fuhr rechts ran.
Wo sind die Motorräder?, dachte er. Der Aufprall musste sie sonst wohin geschleudert haben. Der Anhänger war noch da, lag in einiger Entfernung zum Unfall auf der Seite. Im Vergleich zu den beiden Autos war er glimpflich davongekommen. Jedenfalls konnte man ihn noch als das erkennen, was er war. Die Autos dagegen: Zwei Klumpen Blech. Irgendwo an dem Ding, das der Kombi gewesen war, brannte ein kleines Feuer, das größer wurde.
Gerda schluchzte. „Da schreit jemand“, sagte sie.
Friedrich nahm das Geräusch auch wahr. „Quatsch“, sagte er. „Das hört sich nur so an.“ Er machte das Fenster hoch.
Ein Stück vor der Unfallstelle lag ein blutiges Bündel, und noch mal etwas weiter etwas kleines Schwarzes. Die Sonne spiegelte sich wie in zersplittertem Glas und blendete Friedrich.
Ein dritter Wagen näherte sich dem Chaos aus Blech, Blut und Benzin. Er kam aus der anderen Richtung.
„Da ist er“, sagte Friedrich.
„Natürlich ist er da“, sagte Gerda.
„Er hält an.“
„Was auch sonst.“
Friedrich atmete tief ein. „Jetzt hat er was. Da haben wir erstmal wieder Ruhe.“
„Wenn du meinst.“
Der Leichenwagen war zu weit weg, um hinter der Windschutzscheibe jemanden zu erkennen. Als die Fahrertür geöffnet wurde, gab Friedrich Gas. Er wollte gar nicht wissen, wer diesmal ausstieg. Fast geräuschlos fuhr der Wagen an. Ein Mercedes eben.


Ein paar Kilometer weiter ließ Friedrich das Fenster wieder runter.
„Mein Gott“, fluchte er und wischte sich mit der Hand den dichter werdenden schwarzen Nebel aus dem Gesicht. „Wir sollten Fliegenfänger hier drin aufhängen, wie zu Hause.
„Vielleicht.“
Friedrich verkniff sich ein Stöhnen. Mindestens für den Rest des Tages würde sie jetzt nur noch in solchen Ein-Wort-Sätzen mit ihm reden. Dabei war sie genau wie er, und er war einfach noch nicht so weit. Nicht, wenn die Frühlingssonne schien.
Er nahm ihre Hand. „Ich liebe dich“, sagte er.
Gerda schniefte ein paar Mal. Dann sagte sie: „Ich liebe dich auch.“
Friedrich lächelte. Brauchte er mehr? Er sah sie an.
„Ist eigentlich noch was von dem Kuchen da?“

 

Ich will mit der Nummer natürlich in meine Stammkneipe. Kann ich nachträglich das Horror-Tag irgendwo einfügen? Hatte ich vergessen.

 

Hallo Proof,

hatte mich schon gefragt, wo ich deine Geschichte eigentlich einordnen soll. Unter dem Horror-Tag macht es nun auch viel mehr Sinn. Deine Geschichte ist sogar wirklich klasse und rundum gut durchdacht.

Selber bin ich nicht oft im Horror unterwegs, weshalb mir die Szenarien nicht so bekannt sind. Jedenfalls fand ich ohne den Horror-Tag deine Geschichte bisschen konfus und wusste nicht genau, wie ich diese nun verstehen soll. Dann las ich aber deinen Kommentar und schwupps war alles einleuchtend.

Nach dem Knall sagte er Gerda, es täte ihm leid, wie immer. Ein bisschen war er aber auch froh gewesen, die Kleine tot zu sehen. Er war nicht stolz darauf, so zu fühlen.

Hier überlegte ich eine Sekunde, was du mit Knall meintest, und dann dachte ich, dass Friedrich sicher einen Unfall provoziert hatte und die Geschichte wieder auf so einen Unfall hinauslaufen wird. Bisschen schade, dass ich hier schon die Gesamthandlung erfasst habe. Nimmt Spannung und Neugier raus.

Kann gar nicht mehr meckern. Hab deine Anspielungen und Feinheiten sehr genoßen :thumbsup:.

Beste Grüße
Kroko

 
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Hallo Proof.

Fehler habe ich keine gefunden, ich habe aber auch nicht gezielt danach gesucht. Aber ich habe etwas anderes im Text gefunden. Sogar gleich drei mal. Schau:

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Ziemlich abgedrehtes Ding, das du da ablieferst.

Also, wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist es so, dass Friedrich und Gerda immer wieder von dem rätselhaften Leichenwagen verfolgt werden, der Fahrer sieht für jeden und jedes Mal anders aus, nämlich wie irgend eine Person, mit der man eine unangenehme Situation verbindet, oder die gestorben ist. Wann immer dieser Leichenwagen auftaucht, sieht sich Friedrich gezwungen, einen Unfall zu verursachen und somit jemanden zu töten, dann verschwindet der Leichenwagen wieder für eine Weile aus ihrem Leben.

Eigentlich wollen sie das gar nicht, Freidrich hat sogar extreme Angst vor Unfällen. Trotzdem fordern Sie es immer wieder heraus, da sie andauernd sehr viel Auto fahren. Da frage ich mich dann doch, warum sie das nicht einfach ganz sein lassen und das Problem dadurch umgehen. Oder ist es so, dass die Art, wie sie jemanden töten gar keine Rolle spielt? Kommt daher auch noch der Einschub mit dem Typen, der sich im falschen Moment zu weit über den Graben gebeugt hat?Und warum hört Gerda nicht einfach auf, es ict doch anscheinend immer Friedrich, der da wirklich die Drecksarbeit machen muss? Oder nicht? Vermutlich doch nicht, weil er ja immer wieder sagt, dass sie genauso grausam ist, wie er und nicht so tun soll, als wäre sie es nicht. Aber wenn es doch so schrecklich für sie ist, warum beendet sie die Sache nicht docheinfach? Und woher wissen die beiden eigentlich, was von Ihnen erwartet wird? ... Du siehst, da gibt es noch viele Fragen in meinem Kopf, aber die brauche ich gar nicht beantwortet zu haben, um mich mitreißen zu lassen. Ich fand die ganze Geschichte total spannend und wollte die ganze Zeit wissen, was da eigentlich Komisches los ist. Du hast mich richtig eingesogen, vor allem, als es begann, rätselhaft zu werden.

Die Idee finde ich jedenfalls echt cool.

Ich rätsle auch, was das eigentlich für Figuren sind. Irgendwie glaube ich nicht, es sind normale Menschen. Vielleicht sind sie auch schon tot? (wegen der Fliegen und Maden) (und wegen "Lebendig begraben" – wenn man da mal den Sinn ins Gegenteil umkehrt, dann wäre es "tot und doch nicht begraben" ...) Oder sie leiden einfach nur an schlimmen Wahnvorstellungen? Wahrscheinlich sehen ja nur sie den Leichenwagen mit dem immer anderen Fahrer. Tja, egal, wer sie sind, saumäßig interessante Sache und damit auch saumäßig interessante Handlung.

Ich habe ein bisschen ein Problem mit den Figuren der Geschichte:
Ich fand, die Reaktionen der meisten jungen Leute, die vorbeifahren, waren sehr übertrieben. Es gibt viele Leute auf der Welt, die sich zumindest nach außen hin wie hundertprozentige Arschlöcher aufführen (ihr Innenleben sieht meist auch anders aus, aber das tut jetzt nichts zur Sache), aber so viele sind das auch. wieder nicht. Die meisten Leute würden einfach vorbei fahren, ohne sich weiter Gedanken zu machen und das dann auch nicht zeigen, und viele, die sich tatsächlich darüber ärgern, zeigen das dann trotzdem nicht so deutlich.
Gerda ist mir irgendwie zu hysterisch und zu schnell eingeschnappt und hatt einen zu wahnsinnigen Touch, sonst nichts (auch, wenn Friedrich ja sagt, dass sie genauso abgründig ist,wie er selbst ... und auch, wenn sie damit eigentlich doch vielschichtig ist ) und Friedrich ist mir zu sehr ... keine Ahnung. Nach außen hin zu sehr diese Art Typ, die Leuten den Mittelfingr zeigt und seine Frau dauernd verletzt und das dann mit einem "ich liebe dich" wieder abtut. (Keine Ahnung, warum der mir eigentlich zu einseitig ist, dabei trägt er doch so eine tolle Maske, hat so viele Eigenschaften ... ist vielleicht einfach tagesformabhängig, dass mir das bei den beiden so vorkommt)
Und die Fliegen.
Die kommen mir viel zu oft vor, irgendwann ist das ausgelutscht und langweilt mich ein bisschen.

Mit den Fliegen habe ich gleich noch ein Problem, oder eher mit einer der Fliegenstellen.

Eine Fliege setzte sich auf seine Lippen. Er pustete sie in die Flucht und wischte sich die Stelle, auf der sie gesessen hatte. Wie ekelhaft das war. Dieselben kleinen Beinchen, die sie vielleicht nur ein paar Minuten zuvor in Hundekacke getunkt hatten.
Hm, ja. Das wäre so der typische, klassische Grund, warum man Fliegen auf dem Essen oder Mund echt eklig findet. Habe ich schon mindestens tausendmal gehört. Lass dir doch was Neues einfallen. Irgendwas, womit man vielleicht nicht sofort rechnen würde und was man noch nicht so oft gehört oder gelesen hat.
(Oh, warte, hier ist auch doch noch ein kleiner Fehler: hatte (Bezug auf die Fliege) statt hatten (Bezug auf die Beine, was keinen Sinn machen würde))

Jedenfalls spannend geschrieben und gerne gelesen,
Viele Grüße,
Anna

Edit:
Ich fand es eigentlich ganz gut, dass vorher nicht Horror drüber stand. Ich dachte zwar "Klar, das ist Proof, das wird zu neunundneunzig Prozent Wahrscheinlichkeit wieder Horror sein", aber dadurch, dass es nicht drüber stand, bin ich sehr sehr viel offener und ohne diese "Ich lese jetzt wieder Horror, also mach ich mal vorher schnell alle Fenster, Deckel und Türen zu, damit ich das bloß nicht zu nah an mich heranlasse, weil es mir nicht gut tut, wenns allzu brutal wird"-Einstellung an den Text rangegangen. So hatte ich dadurch viel mehr die Chance den Text zu genießen und eben doch an mich heranzulassen.

 

HI Proof,

neuer Proofhorror, lecker.

Sie hatten den Leichenwagen schon lange nicht mehr gesehen. Viel zu tun, schätzte Friedrich. All die Motorradfahrer jetzt im Frühjahr.
Schön schwarzer Einstieg. Da kommt man direkt in die richtige Stimmung.

Aber warum, um alles in der Welt, war sie auch so blöd manchmal?
Etwas holprig, warum nicht:
Aber warum, um alles in der Welt, war sie auch manchmal so blöd?

Da schob sich plötzlich etwas in sein Gesicht,
Es schob sich etwas in sein Gesicht? Hört sich schmerzhaft an. Eher in sein Blickfeld, oder wie meinst du das?

die hinaus fliegt, kommen zwei rein
Müsste auch Vergangenhiet sein oder?

Nach dem Knall sagte er Gerda, es täte ihm leid, wie immer. Ein bisschen war er aber auch froh gewesen, die Kleine tot zu sehen.
Ich habe hier vermutet, dass er sie erschossen hat. Hab da noch keine Verknüpfung zum Ende herstellen können.

Er pustet sie
Pustete

„Sie wollen nicht mehr warten“, sagte Gerda.
Sie sind die Fliegen? Worauf wollen sie nicht mehr warten? Darauf dass sie sich an den verwesenden Körpern der beiden laben können?

Ich weiß nicht warum du die Stelle mit den Kindern und dem unerfüllten Kinderwunsch von Gerta brauchst. Ich finde das zieht die Geschichte nur unnötig in die Länge und das tut am Ende gar nicht zur Sache, oder?

Die Zunge hing ihm auf der Brust wie ein Schal aus Fleisch, weil sein Unterkiefer fehlte.
Den Vergleich mit dem Schal finde ich unpassend, zu übertrieben.

Gerda hatte wie ein kleines Kind geweint, als er ihr letzte Woche Maden aus dem Hintern pulen musste.
Es gibt Parasiten, von denen einem die Larven aus dem Hintern kriechen aber bestimmt nicht von Fliegen. Das heißt mit den beiden stimmt etwas nicht. Ich vermute auch dass die beiden schon längst tot sind, aber warum sieht man ihnen dass dann nicht an?

Trotz seines Anhängers, auf dem er zwei Motorräder zog
Wozu brauchst du Anhänger und Motorräder? Finde ich unnötig umständlich.

Ein paar Meter weiter hielt Friedrich an
Wenn er mit fast hundert fährt, kommt er nicht ein paar Meter weiter entfernt stehen. Kann er wirklich noch Einzelheiten erkennen?

Ok, der Leichenwagen hat was zu tun und die beiden können etwas länger leben oder untot rumgammeln.
Da sind einige Elemente die mir gut gefallen, der Leichenwagen, der sie verfolgt, die vielen Fliegen, und dann diese beiläufigen Bemerkungen über den Tod anderer Menschen ... Die Szene mit dem Zusammenstoß der Autos finde ich spannend, und man denkt, nein, das darf nicht wahr sein!
Aber ich finde es schade, dass am Ende noch so viele Fragezeichen bleiben und einige Ansätze verpuffen.

Was ist mit den beiden los? Sind die beiden wirklich tot? Ist der Leichenwagen hinter ihnen her, um sie einzusammeln, praktisch so etwas wie der Sensemann? Warum ist das dann so ein Loser, fährt viel zu lahm und lässt sich leicht von anderen Leichen ablenken?
Wenn die beiden schon tot sind, warum sehen die Überholer das dann nicht? Sie scheinen ja irgendwie zu verwesen, da sie Fliegen anlocken.
Warum fährt Friedrich so lahm? Um Leute zu provozieren und sie in den Tod zu locken?

Und die Fliegen, dachte Friedrich. Lieber Gott, diese scheiß Fliegen liebten sie auch.
Und warum, sagt er, dass sie die Fliegen lieben? Weil die Fliegen das Symbol für ihren Widerstand sind?

Ich denke auch, dass man das ganze noch etwas knackiger gestalten könnte, und ein paar Dinge streichen könnte, wie zum Beispiel den unerfüllten Kinderwunsch. Ja, das verdeutlicht vielleicht die Beziehung der beiden, braucht man aber für die gruselige Geschichte nicht.

Wenn man zur Zeit draußen isst, kommt es einem auch so vor als würde man schon verwesen, so vieles scheiß Fliegen wie da auf einmal auftauchen. War das deine Inspiration? :)

Liebe Grüße,
NGK

 

Hallo, Proof

Jetzt hast Du ja schon einige echt richtig gute Kommentare bekommen, ich weiß gar nicht, ob ich da noch allzu viel beisteuern kann.

Aber da ich auch glaube, dass man von Lob nie genug bekommen kann, bin ich trotzdem hier. Also, ich fand’s super. In der Geschichte ist wahnsinnig viel Kram, der im Großen und Ganzen Sinn ergibt. Die Fliegen – Friedrich und Gerda sind tot? Diese Stelle hier fand ich super:

Nach dem Knall sagte er Gerda, es täte ihm leid, wie immer. Ein bisschen war er aber auch froh gewesen, die Kleine tot zu sehen.

Da dachte ich: Wow, er tötet Leute in Autounfällen. Krank! Wie passiert das? Und dann hast Du ja ganz am Ende das auch aufgedeckt. Mich hat das tatsächlich bei Stange gehalten, weil ich auch direkt dachte: Nee, das ist ja Quatsch für jemanden, der so schleicht. Habe also an mir selbst gezweifelt, aber bin mit einer Theorie in den Text gegangen. Super Sache!

Womit ich auch tatsächlich bei diesem einen Wermutstropfen bin: Warum fahren die beiden Auto? Ich weiß nicht genau, ob man im Horror solche Fragen wirklich beantworten muss, aber sie drängt sich mir doch extrem stark auf. Wohin wollen sie denn? Wenn sie eigentlich nur dem Leichenwagen entkommen wollen, ergibt es keinen Sinn, dass sie (vermutlich selbstgemachten) Apfelkuchen dabei haben. Denn zwei Leichen, die einfach immer nur wegfahren, werden doch wohl kaum anhalten, um zu backen, oder?

Also, ich fände es sehr reizvoll, wenn sie einfach die ganze Zeit auf der Flucht sind. Das wäre jetzt nicht das Sinnvollste, was man tun könnte, aber es wäre sehr stilvoll. Dass das anscheinend NICHT der Fall ist, wundert mich. Wenn sie ein Zuhause haben, warum schließen sie sich nicht da ein? Oder wieso riskieren sie es, da anzuhalten?

Aber das ist eigentlich eine Kleinigkeit, die Du sicherlich leicht aufdröseln kannst. Drei weitere Kleinigkeiten, die leicht zu beheben sind:

„Du sollt das lassen.“

„sollst“ statt „sollt“.

Einmal war es sein Vater gewesen, so, wie er ausgesehen hatte, kurz bevor seine Nieren in sich zusammengefallen waren wie ein Ballon, aus dem die Luft entwich.

Von der Betonung her geht es zwar irgendwie (wenn man beim Sprechen ein paar Pausen macht, die nicht zwingend notwendig sind), aber ich würde das Komma vor dem „wie“ weglassen, dann hast Du ein zusammenhängendes „so wie“, was vollkommen in Ordnung ist und sich besser liest.

„Wir sollten Fliegenfänger hier drin aufhängen, wie zu Hause.

Hier fehlt das letzte Anführungszeichen. Auch hinter könnte man das Komma weglassen, aber wenn man sich vorstellt, dass Friedrich beim Sprechen eine Pause macht – das ist eine Gestaltungsentscheidung, die Du als Autor treffen darfst –, dann ist es okay.

Beim zweiten Lesen ist mir aufgefallen, dass mir die Dialoge zwischen Friedrich und Gerade häufig nur so mittel gefallen. Da werden zu Anfang total viele Sachen gesagt, die mega verschwurbelt formuliert sind, damit ich als Leserin bloß nicht mitbekomme, was los ist. Wenn ich das Gefühl habe, dass dies der einzige Grund ist, aus dem sich Figuren extra umständlich ausdrücken, muss ich mich immer ganz schön quälen. Erstens, weil es halt super verschwurbelt ist und ich mich extrem konzentrieren muss, um durchzusteigen, und zweitens, weil ich merke, dass der Autor gar nicht will, dass ich durchsteige. Das ist nicht schön. Beispiel:

„So zu tun, als wärst du der bessere Mensch. Du hast genauso Angst wie ich, darum machst du mit. Meinst du, ich habe keine Alpträume?“

Beim ersten Lesen habe ich diese Sätze viermal gelesen, und es tauchten riesige Fragezeichen über meinem Kopf auf. Beim zweiten Mal weiß ich, nachdem ich eine Weile über diese Sätze nachgedacht habe: Gerda ist keine aktive Mörderin, sie ist nur dabei. Deshalb könnte sie so tun, als wäre sie ein besserer Mensch. Sie ist aber dabei, weil sie Angst hat (Die Frage bleibt: Wieso trennen die zwei sich nicht? Wäre das nicht eine super Strategie?). Und dass er Albträume hat, bedeutet, dass er auch ein guter (oder zumindest kein schlechterer) Mensch ist, denn er hat ein schlechtes Gewissen.

D.h., wow, diese Sätze sind richtig gehaltvoll. Aber erst beim zweiten Lesen. Beim ersten Lesen ist das nur kryptisches Bla. Und kryptisches Bla bleibt selten bis zum Ende eines Textes in meinem Kopf. Wenn sich mein Gehirn wieder entknotet, vergesse ich den Grund für die Verknotung recht schnell.

Ich versuche es auch häufig, Dialoge mit Doppelbödigkeit zu versehen, deshalb habe ich sogar einen Tipp: Mach es kürzer. Lass irgendwas fallen, was erst keinen Sinn ergibt, was aber so leicht formuliert ist, dass man es im Kopf behält. Dann zündet das hinterher richtig. Friedrich könnte z.B. einfach sagen: „Meinst du, ich habe keine Albträume?“ (Btw, ja, beide Schreibweisen sind i.O., ich wähle immer „Alb“, weil das Wort mehr mit Nachtmahren zu tun hat und ich bei Alp immer an die Alpen denke, aber das ist Geschmackssache, also egal).

Das kannst Du auch schon. Hier:

Ich habe genau das richtige Alter.

Das ist rätselhaft, aber es zündet richtig. Weil ich nicht mein Gehirn verknoten muss, sondern geradeaus denken kann. Es ist nicht so, als wäre das nicht subtil, man muss schon mitdenken, damit die Bombe einschlagen kann. Aber man muss sich nicht den Kopf zerbrechen. Und selbst wenn ich beim Lesen gerne denke, ich will doch mit Spannung durch den Text rutschen. Verschwurbelte Dialoge, bei denen ich das Gefühl habe, dass der Autor zu drei Blutgrätschen hintereinander ansetzt, sind da nicht hilfreich, hemmen eher den Lesefluss. Da möchte ich ihn gerne mit einer roten Karte vom Platz stellen, statt weiterzulesen (ja, ich höre schon auf mit Fußballvergleichen).

So, puh, jetzt konnte ich ja doch noch was beisteuern. Das sind aber ja nur Kleinigkeiten. Insgesamt, sehr gerne gelesen. :thumbsup: War spannend, und am Ende haben sich alle Puzzleteile (bis auf diese Dialoge, die ich dann beim zweiten Lesen noch zusammensetzen musste) zusammengefügt, was wirklich gute Arbeit ist.

Ich hoffe, das hilft Dir weiter beim Überarbeiten. Make it work! ;)

Grätschende Grüße,
Maria

 
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Hey Proof,

ich lese gerade Stephen Kings IT und bin dem Buch total verfallen – daher also genau in der richtigen Stimmung für deine Geschichte, für Grusel und Horror.

Ganz zu Anfang kurz ein winziger Verschreiber, der mir aufgefallen ist:

Wütend griff Friedrich das Lenkrad fester. „Du sollt das lassen.“
- sollst

Ansonsten finde ich das sprachlich cool gemacht. So .... unaufgeregt. Null effekthascherisch, sondern eher schleichend kommt etwas Unangenehmes daher, etwas, dass du erst am Schluss aufklärst, aber auch nur anhand ihrer Gesprächsfetzen, niemals explizit ausgesprochen. Das hat mir sehr gefallen.

Allein schon der Anfang:

Sie hatten den Leichenwagen schon lange nicht mehr gesehen. Viel zu tun, schätzte Friedrich. All die Motorradfahrer jetzt im Frühjahr.
Das ist böse, aber für mich persönlich ein guter Einstieg, vor allem, wenn man den restlichen Tonfall der Geschichte bedenkt.

Gleich am Anfang dachte ich an Klassiker wie DER EXORZIST oder ähnliche Filme – wegen der Fliegen.

Als lenkten die scheiß Fliegen ihn nicht schon genug vom Verkehr ab. Es waren mehr geworden.
Es werden mehr. Fliegen als Vorbote des Todes. Als Symbol für Verwesung, Verfall. Immer wieder werden sie erwähnt, da kriecht ganz automatisch das Gefühl bei mir hoch, dass der Herr Sonntagsfahrer (übrigens: geiler Titel!) und seine Frau bereits dabei sind, sich aufzulösen.

Das wird vor allem hier deutlich:

Aber irgendwo unter der fleckigen Haut, die von seinen Armen hing wie Teig von einem dünnen Nudelholz, lag der Mann begraben, der er einmal gewesen war. Lebendig begraben. Schreiend.
Das ist sehr eindringlich. Der folgende Satz und auch die vorhergehenden, die seinen Pimmel behandeln, dagegen fast schon wieder bösartig komisch. Ist ein interessanter Typ, dein Friedrich. Manchmal wirkt er gebrochen, dann wieder frustriert, fast schon böse, andererseits aber doch verzweifelt und ganz einfach am Leben hängend.

Zwischendrin kommen dann so Sätze wie

Eine war in Friedrichs Nase geflogen. Er schnäuzte sich in die Finger und sah erleichtert das Insekt und wie es versuchte, sich vom Rotz zu befreien. Sie mussten dieser Tage gut auf ihre Körperöffnungen aufpassen. Gerda hatte wie ein kleines Kind geweint, als er ihr letzte Woche Maden aus dem Hintern pulen musste.
, bei denen ich dachte: "ALTER, eklig!" Aber auch das fand ich irgendwie gut und passend. Da ist so eine abgefahrene Mischung aus Weichheit, Grobheit, Verzweiflung, Boshaftigkeit, Lebenshoffung und auch Makaberem in deiner Geschichte, die mich gekriegt hat.

Vor allem das:

Dabei war sie genau wie er, und er war einfach noch nicht so weit. Nicht, wenn die Frühlingssonne schien.
Meine Fresse, ja, welcher Mensch, der das Leben liebt, kann das nicht verstehen. Das ist so passend ... Nicht, wenn die Frühlingssonne schien.

Die Idee mit dem schwarzen Mercedes und den wechselnden Fahrern des Todeswagens hat mich dann tatsächlich kurz an Stephen King denken lassen. Aber verzeih, ich bin gerade voll drin ... Aber die Tatsache, dass der Fahrer jedes Mal ein anderer ist, der Tod als Ahnung, als Bedrohung, andere Formen, Gesichter annimmt, das erinnerte mich einfach kurz an die Art, wie Mister King mit sowas umgehen würde. Das meine ich aber durchaus als Kompliment.

Ich merke gerade, das hier ist eine cheesy Lobesrede geworden ... Naja, muss auch mal sein. Wenn man nix zu meckern hat, hat man nix zu meckern!
Am Ende der Geschichte frage ich mich: Ist der Preis, den die beiden für ihr Leben zahlen, es wirklich wert? Genießen sie es wirklich noch, am Leben zu sein, wenn das nur möglich ist, indem sie dem schwarzen Wagen Tote liefern?
Da blieb etwas sehr Bedrückendes zurück.

Sehr gerne gelesen!
RinaWu

 

Hallo Proof,

hast dich ja noch gar nicht auf die Meinungen gemeldet, naja, vielleicht locke ich dich mit meinem Kommentar herbei. Wo doch auch die Seite einen so hübschen Anstrich bekommen hat und so ... :p

Joa, also ich muss zugeben, dass ich schwieriger in deine Geschichte reingekommen bin als ich es bei deinen anderen Geschichte in Erinnerung habe. Weiß nicht, an manchen Stellen flutscht es für mich nicht so richtig, kommt mir teilweise etwas behäbig vor.
Auch die Sache mit dem Knall, das kommt so seltsam da relativ zu Beginn reingesteckt, das hat mich irritiert, weil ich es nicht zuordnen konnte.
paar sachen, die ich notiert habe

Hin und wieder überholte sie ein junger Mann und schüttelte den Kopf
ein Mann, der überholt, weiß nicht, das liest sich einfach nicht. Ist ja immer noch das Auto
Er packte sie am Handgelenk und schob es zurück in ihre Hälfte des Autos.
das finde ich ein schräges Bild. Jemanden packen Ost in meinen Augen etwas, wo ich jemanden zu mir ziehe. Gleichzeitig wegdrücken, nee, das ist schief. Denke, hier solltest du schlicht ein anderes Verb finden
Friedrich machte das Fenster runter.
auch hier, warum dieses faule Verb?
als hätte er sich gerade in einem riesigen Kaufhaus nach seiner Mutter umgedreht, um festzustellen, dass sie verschwunden war.
geiles Bild

Absgesehen von den Stolperstellen find eich die Idee klasse. Da brodelt ja einiges zwischen den Zeilen und ich Finde es gut, dass du das auch so lässt. Für mich haben die beiden es irgendwie geschafft, den Tod zu betrügen und sind seitdem auf der Flucht vor ihm. Toll, wie da mit den Fliegen dann irgendwann substanzielle wird. Die Maden dann, da wird das Bild vollständig.

in meinen Augen einer deiner schwächeren Texte, aber immer noch gerne gelesen

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin,


sorry, das hat gedauert, ich musste mich erstmal zurechtfinden hier. Als ich das erste Mal antworten wollte, war die Seite gerade down, dann kamen Arbeit und Zechgelage dazwischen.

Zwischendurch habe ich allerdings immer mal reingeschaut. Ich warte gern ein paar Kommentare ab, um zu sehen, ob sich vielleicht ein Grundproblem ausmachen lässt oder auch im Gegenteil etwas, das offenbar besonders gut funktioniert. Bei einer dieser Stippvisiten war mir ein Kommentar aufgefallen, da hatte jemand geschrieben: „Ich lese eigentlich keinen Horror und weiß jetzt auch wieder, warum nicht.“ Der scheint nicht mehr da zu sein. Was schade ist. Das war ein feines Kompliment, fand ich.

Kroko:

hatte mich schon gefragt, wo ich deine Geschichte eigentlich einordnen soll

Manchmal denke ich ein bisschen neidisch an die Leute, die 1987 uninformiert im Kino gesessen haben, bei Predator ein erwartungsgemäß verlaufendes Schwarzenegger-Action-Massaker erwarteten und dann – Rumms – ist der Bösewicht kein südamerikanischer Kommunisten-Kokain-Lord-irgendwas, sondern ein außerirdisches Monster. Geil.


Deine Geschichte ist sogar wirklich klasse und rundum gut durchdacht.


Danke!


Hier überlegte ich eine Sekunde, was du mit Knall meintest, und dann dachte ich, dass Friedrich sicher einen Unfall provoziert hatte und die Geschichte wieder auf so einen Unfall hinauslaufen wird.

Ja, das ist so die umgangssprachliche Bezeichnung in meinen Breitengraden, „Auf der BXY hat es neulich wieder geknallt“. Vielleicht mache da mal einfach ein „Danach“ raus.

Danke für dein Feedback!


annami:


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Das ist bei mir seit ein paar Jahren hier so. Immer, wenn ich eine Geschichte hochlade, ist die voller Tags, die ich erst einmal wieder raushauen muss. Die drei da hatte ich wohl übersehen. Bin gespannt, ob das jetzt mit der neu aufgesetzten Seite Geschichte ist.

Trotzdem fordern Sie es immer wieder heraus, da sie andauernd sehr viel Auto fahren. Da frage ich mich dann doch, warum sie das nicht einfach ganz sein lassen und das Problem dadurch umgehen.

Offenbar haben sie das als relativ leicht umzusetzende Mordmethode für sich entdeckt. Wenn du so klapprig bist, ist es wohl recht schwer, ein körperlich unterlegenes Opfer zu finden. Und dass man auf der Straße selbst sterben könnte, jo, aber wenn sie's nicht tun, sterben sie auf jeden Fall.

Und warum hört Gerda nicht einfach auf, es ict doch anscheinend immer Friedrich, der da wirklich die Drecksarbeit machen muss?

Sie steht schon so unter der Fuchtel, finde ich. Die Gemeinheit mit dem Kuchen schluckt sie ja auch so runter, anstatt ihm zu sagen, was sie ihn mal kann. Vermutlich hat Friedrich die allermeisten Dinge in diesem gemeinsamen Leben bestimmt. Jetzt hat er auch das Sagen, wenn es um das Ende geht.

Und woher wissen die beiden eigentlich, was von Ihnen erwartet wird?

Da fällt mir immer Kings Geschichte mit dem Finger im Abfluss ein, der den Wohnungseigentümer in den Wahnsinn treibt. Sein Kommentar dazu: Ich war immer ein Fan von Gechichten, in denen Dinge passieren, einfach, weil sie nunmal passieren.

Das sehe ich auch so.


aber die brauche ich gar nicht beantwortet zu haben,

UND DAS SAGST DU ERST JETZT?

Ich fand die ganze Geschichte total spannend und wollte die ganze Zeit wissen, was da eigentlich Komisches los ist.

Kurve nochmal gekriegt.

Vielleicht sind sie auch schon tot? […] Oder sie leiden einfach nur an schlimmen Wahnvorstellungen?

Ich würde das gern offen lassen.

Ich fand, die Reaktionen der meisten jungen Leute, die vorbeifahren, waren sehr übertrieben.

Es ist gibt schon wirklich sehr aggressive Fahrer, aber gut, mit etwas Abstand kommt mir die Stelle auch vor wie eine Szene aus einem Ami-Teenie-Film der Achtziger. Da wäre wohl weniger mehr … Realismus.

Gerda ist mir irgendwie zu hysterisch und zu schnell eingeschnappt und hatt einen zu wahnsinnigen Touch,

„Wahnsinniger Touch“ finde ich gut ... :D


Und die Fliegen. Die kommen mir viel zu oft vor,

Ja, ich neige zu dem Aberglauben, wenn ich so ein atmosphärisches Element reinbringe, dann muss ich das nach paar Absätzen wiederholen, weil die Leute das sonst vergessen haben, dass es nach Ammoniak riecht oder was auch immer. Vielleicht können ein paar Fliegen tatsächlich raus.


Das wäre so der typische, klassische Grund,

Ein Klischee mit wahrem Kern bleibt ein Klischee, guter Hinweis. Ich glaube, ich hab was.

Ich fand es eigentlich ganz gut, dass vorher nicht Horror drüber stand.

Gut erzählt ist gut erzählt. Ich selbst kann mich auf fast alles einlassen. Es gibt aber Leute, die sind aus Prinzip raus, sobald ein Toter die Augen aufmacht. Die hast du dann halt verprellt. Also egal, die wären aufgrund ihrer Lesevorlieben ja eh nie deine Fans geworden. So ein Etikett kann Schaden und Nutzen sein. Erwartungen, die erfüllt werden wollen und die bis ins Detail zu erfüllen gar nicht Absicht der Geschichte ist. Sie ist nur ein bisschen mehr Horror als alles andere, also nennt man sie so. Irgendeine Geschichte jetzt, nicht die hier. Ist kompliziert.

Danke für deine Kritik und deine Hinweise!

Nichtgeburtstagskind:


Aber warum, um alles in der Welt, war sie auch manchmal so blöd?

Erst habe ich keinen großen Unterschied gespürt, aber je länger ich drüber nachdenke, desto flüssiger klingt das tatsächlich.


Eher in sein Blickfeld

Streng genommen ja, aber Blickfeld klingt so steril. Vielleicht finde ich was.


Ich habe hier vermutet, dass er sie erschossen hat. Hab da noch keine Verknüpfung zum Ende herstellen können.

Kommt wahrscheinlich darauf, wie gängig das in der Region des Lesers ist, bei einem Unfall zu sagen: „Es hat geknallt.“

Wozu brauchst du Anhänger und Motorräder?

Rückgriff auf den Anfang.

Wenn er mit fast hundert fährt, kommt er nicht ein paar Meter weiter entfernt stehen. Kann er wirklich noch Einzelheiten erkennen

Das stimmt, ich sollte die Sachen im Rückspiegel wohl etwas undeutlicher machen.


Ja, das verdeutlicht vielleicht die Beziehung der beiden, braucht man aber für die gruselige Geschichte nicht.

Ist für mich ein Croûton in der Tomatensuppe. Brauchst du nicht, schmeckt aber mit auch ganz gut. Puristen werden sagen: Lass das weg, das lenkt nur vom herrlichen Tomatenaroma ab.

Diese Liste an Fragen finde ich legitim. Allerdings finde ich es auch okay, die nicht zu beantworten und dabei zu finden, dass das der Geschichte keinen Abbruch tut. Freddy Krueger spukt nach dem Tod nicht nur in den Träumen seiner Opfer herum, er bringt sie sogar darin um. Ein Kumpel von mir meinte mal, diesen Unsinn entlarvt zu haben mit der Frage: Warum kann der das eigentlich? Und ich nur: Na ja.


Vielen Dank für deine Rückmeldung!

TeddyMaria:

Da dachte ich: Wow, er tötet Leute in Autounfällen. Krank! Wie passiert das? Und dann hast Du ja ganz am Ende das auch aufgedeckt.

Hm, so kann das mit dem Knall also auch funktionieren. Vielleicht lasse ich es doch stehen.

Warum fahren die beiden Auto? Ich weiß nicht genau, ob man im Horror solche Fragen wirklich beantworten muss,

Für meinen Teil sind wir da wieder beim Finger im Ausguss. Kann man aber sicher auch anders sehen, ich hab ja kein Patent auf das Genre angemeldet.


Also, ich fände es sehr reizvoll, wenn sie einfach die ganze Zeit auf der Flucht sind. Das wäre jetzt nicht das Sinnvollste, was man tun könnte, aber es wäre sehr stilvoll. Dass das anscheinend NICHT der Fall ist, wundert mich. Wenn sie ein Zuhause haben, warum schließen sie sich nicht da ein? Oder wieso riskieren sie es, da anzuhalten?

„Jetzt hat er was. Da haben wir erstmal wieder Ruhe.“

Trotzdem mag ich die Idee mit der nicht endenden Flucht auch.

so wie

Nach deiner Korrektur meiner vorangegangenen Geschichte bin von der englischen Kommamaxime „If in doubt, leave it out“ zur deutschen zurückgekehrt, die ja im Grunde das exakte Gegenteil ist.


Lass irgendwas fallen, was erst keinen Sinn ergibt, was aber so leicht formuliert ist, dass man es im Kopf behält. Dann zündet das hinterher richtig. Friedrich könnte z.B. einfach sagen: „Meinst du, ich habe keine Albträume?“

Guter Tipp!

Ich hoffe, das hilft Dir weiter beim Überarbeiten.

Tut es! Danke!

RinaWu:


ich lese gerade Stephen Kings IT

Da verbinde ich viel mit. Fast alles. Als ich das als Eben-so-noch-Kind gelesen habe, da wurde mir glaube ich unterbewusst klar, was ich außer dem ganzen Standardkram machen will im Leben.

Ansonsten finde ich das sprachlich cool gemacht. So .... unaufgeregt.

Das haut auch für meinen Geschmack viel mehr rein dann. Wenn man so das Verwaltungs-Hin-Her zwischen KZ-Leitung und nächst übergeordneter Stelle liest, diese krassen Grausamkeiten in feinstem Beamtendeutsch, das ist übelst.

Gleich am Anfang dachte ich an Klassiker wie DER EXORZIST oder ähnliche Filme – wegen der Fliegen.

Sind eben ein Symbol für Verfall, unsere Angst vor dem Ende, um die es ja im Kern immer geht.


Jetzt doch mal kurz zum Background. Die ursprüngliche Version der Geschichte ist acht Jahre alt. Ich habe sie aus meinem „Coole Grundidee eigentlich“-Ordner exhumiert und bei bleibendem Kern komplett neu geschrieben. Eigentlich waren Gerda und Friedrich einfach nur alt, um die neunzig. Sie fahren dem Tod davon, personifiziert als Fahrer eines Leichenwagens. Auf dem Weg zur Arbeit fuhr mir zu der Zeit oft einer über den Weg, und zwar immer derselbe, bis ich irgendwann dachte: Will der mir irgendwas sagen?

Diese offensichtlichen, etwas billigeren aber eben auch spaßigen Horrorelemente – die Gestalten, die der Tod annimmt, die Andeutungen, dass Gerda und Friedrich ein Alter erreicht haben, das man bei allem medizinischen Fortschritt (noch) gar nicht erreichen kann und also irgendwie tot sind aber irgendwie auch eben nicht, die Fliegen – das habe ich alles erst im Nachhinein hineingeschreiben. Hat richtig Bock gemacht.

ganz einfach am Leben hängend.

Darum geht's am Ende, ja. Wie du selbst sagst: „Meine Fresse, ja, welcher Mensch, der das Leben liebt, kann das nicht verstehen.“


bei denen ich dachte: "ALTER, eklig!"

Insbesondere bei der Maden-im-Hintern-Stelle habe ich zufrieden in mich hineingekichert, weil die sich auch überhaupt nicht ankündigt und dann mitten im Satz: Bah!

Aber die Tatsache, dass der Fahrer jedes Mal ein anderer ist, der Tod als Ahnung, als Bedrohung, andere Formen, Gesichter annimmt, das erinnerte mich einfach kurz an die Art, wie Mister King mit sowas umgehen würde.

Der hatte und hat natürlich auch Mega-Einfluss auf mich. Ich will wie jeder von uns meine eigene Sprache finden, aber ein paar Fremdwörter aus Kings Welt werden wohl immer dazugehören.


Wenn man nix zu meckern hat, hat man nix zu meckern!

Es ist, wie es ist!

Da blieb etwas sehr Bedrückendes zurück.

Danke!


Sehr gerne gelesen!

Auch dafür! Und für deine Kritik!

#weltenläufer:

vielleicht locke ich dich mit meinem Kommentar herbei.

Sag meinen Namen fünfmal vor dem Spiegel, dann stehe ich hinter dir.

Wo doch auch die Seite einen so hübschen Anstrich bekommen hat und so ...

Ich vermisse noch die Einteilung in Sparten, aber wenn ich richtig gelesen habe, soll das noch kommen.


ein Mann, der überholt, weiß nicht, das liest sich einfach nicht. Ist ja immer noch das Auto

Das ist immer so eine Diskussion … Moskau will nicht auf das Angebot eingehen. Das ist doch Quatsch, das ist nicht die Stadt Moskau, die das nicht will. Man kann alles Figurative rausnehmen aus der Sprache. Die Frage ist, ob es davon wirklich schöner wird.

das finde ich ein schräges Bild.

Die Assoziation „Packen - auf mich zu“ habe ich jetzt nicht, aber tatsächlich war ich an der Stelle auch bis zum Schluss nicht ganz zufrieden.

Friedrich machte das Fenster runter.

auch hier, warum dieses faule Verb?

Fürs Kurbeln ist das Auto zu neu. „Er drückte den Knopf und die Scheibe fuhr runter“ finde ich unnötig kompliziert.

Für mich haben die beiden es irgendwie geschafft, den Tod zu betrügen und sind seitdem auf der Flucht vor ihm.


Jepp!


Danke für deine Kritik!

Drängelt mit der Lichthupe:

Proof

Proof

Proof

Proof


....

Ich wusste, dass du Schiss hast!

 

Das ist immer so eine Diskussion … Moskau will nicht auf das Angebot eingehen. Das ist doch Quatsch, das ist nicht die Stadt Moskau, die das nicht will. Man kann alles Figurative rausnehmen aus der Sprache. Die Frage ist, ob es davon wirklich schöner wird.
ja, schon klar, ist erlaubt. Aber da er so schleicht, alles seltsam ist und der Tag Horror draufgetackert ist - und weil du es bist :baddevil: - hat es irritiert, denn da hätte ja wirklich ein Mann überholen können ;)

sch(m)issige Grüße
weltenläufer

 

@Proof

Ich noch einmal kurz.

Der hatte und hat natürlich auch Mega-Einfluss auf mich. Ich will wie jeder von uns meine eigene Sprache finden, aber ein paar Fremdwörter aus Kings Welt werden wohl immer dazugehören.

Damit wollte ich auch nicht sagen, du hättest keine eigene Sprache, nein, ich finde, die hast du. Deine Art, die Geschichte zu erzählen, hat etwas Eigenes, eben weil sie so ruhig erzählt wird und die Grausamkeiten auf so leisen Sohlen daherkommen. Das finde ich erfrischend anders. Dass ab und zu Motive oder Eindrücke der Autoren, die man selbst sehr mag, miteinfließen, ist völlig normal, denke ich. Das ist bei mir auch nicht anders.

Soviel dazu, nur um Missverständnisse zu vermeiden :shy:
Bin jetzt bei der Hälfte von IT angelangt und wünsche mir, es würde nie aufhören. So ein großartiges Buch in vielerlei Hinsicht ...

Einen schönen sonnigen Tag wünsch ich dir.
RinaWu

 

@weltenläufer:

So hatte ich's gar nicht gesehen. Aber lustige Vorstellung. Grundsätzlich ist präzise Sprache ja auch der richtige Weg. Nur da ich wie gesagt genau diese Diskussion relativ häufig führe, finde ich immer, wenn man das konsequent durchzieht, da bleiben unter Umständen recht stakelige Texte zurück.

@RinaWu:

Kein Ding, ich hab mich auch nicht angegriffen gefühlt. Ich weiß, dass man King bei mir rausliest. Ist auch gerecht so. Darf halt nur nicht wie King in schlechter rüberkommen. Eine Prise er und ganz viele Prisen von allem Möglichen, aber ich wäre schon gern die Suppe.

Zu IT: Beim ersten Mal war ich nur ein bisschen älter als die Kids im Club. Ich hatte Tränen in den Augen, als ich es durch hatte. Das war wie Leuten Lebwohl sagen. Bis heute habe ich die in meinem Kopf, als hätte ich sie wirklich mal gekannt. Kann ich nicht von vielen Protagonisten behaupten.

Falls du schon in der Kanalisation angelangt bist: Enjoy the lights!

 

Gude @Proof,

deine Kurzgeschichte steht ja hier schon einige Zeit rum - aber noch nicht so lange wie die Protagonisten, also kann ich vielleicht noch etwas hilfreiches produzieren ;)
Die Grundidee gefällt mir, da ich sie als innovative Variante des Sensenmann-Verarschens empfinde: Zwei Tote fahren ihm einfach davon und werfen immer wieder andere Leichen vor seine Motorhaube, damit er beschäftigt bleibt.
(naja vielleicht ein ganz kleines bisschen gibt es das bei Drive Angry mit Nicholas Cage und dem Buchhalter des Teufels)
Auch sprachlich ist das gut gemacht. Zum einen ist da der flapsige, aber einheitliche und stimmige Ton des Ich-Erzählers, der das ganze schwarzhumorig kommentiert. Zum anderen sind da ein paar Perlen wie die hier dabei:

Genau so passierten Unfälle. Fast alle. Unaufmerksamkeit. Etwas lenkte ihn ab und das war es dann. Also, das hätte es gewesen sein können. Theoretisch.
Nach der allgemeinen Feststellung "Genau so passierten Unfälle" würde man üblicherweise erwarten: "Etwas lenkt einen ab"; aber du schreibst hier bereits von "ihm" im Speziellen, d.h. man kann als Leser bereits erahnen, dass der Fahrer einiges auf dem Kärbholz hat.

Allerdings muss ich mich leider deutlich Maria anschließen und den fehlenden Konflikt bzw. die Entwicklung deiner Geschichte bemängeln :( Sobald ich verstanden hatte, dass die beiden tot sind und Unfälle verursachen, kommt in der Story nichts Neues. Und da das ziemlich früh der Fall ist, ist der Rest für mich nur noch redundante Wiederholungen derselben Sequenz: ein Unfall von denen, ein Unfall der anderen und dann nochmal mit den lieben Kindern. Daher muss ich leider sagen, dass mich zwar die Grundidee bei der Stange gehalten hat, ich aber prinzipiell gelangweilt zu Ende gelesen habe.
Es ist natürlich etwas schwer, daraus einen konkreten und auch umsetzbaren Verbesserungsvorschlag abzuleiten - insbesondere angesichts der Tatsache, dass die so vorliegende Geschichte bereits einige Bewunderer gefunden hat. Was zunächst möglich wäre: Kürzen. Es sind derzeit vier Unfälle drin; meinem Gefühl nach könnte man am Anfang einen andeuten (also wie den mit der Frau am Anfang) und dann beim Auftauchen des schwarzen Mercedes einen weiteren Unfall genauer beschreiben (bietet sich der mit den Kindern an, das hat am meisten Tragik) - zwei würden also m.E. nach reichen.

Ansonsten könnte man, das wäre aber noch weitreichender, Zusatz einfügen:
1. Anfangs- und Endpunkt: Wo kommen die beiden her und was sind ihre Wünsche neben Weiterexistieren? Also ein "Wozu" und damit etwas mehr Tragik (evtl.).
2. Spannung: die aktuellen Unfallszenen verlaufen aalglatt aus Sicht der Protagonisten. Hier könntest du mehr Aktion reinbringen, wenn die beiden z.B. schon einmal vom Sensenmann halb von der Straße abgedrängt werden und nur mit größter Not dem endgültigen Ende entgehen.


So viel erstmal von mir - hoffentlich kannst du damit etwas anfangen, auch wenn es doch ziemlich konträr zu den anderen Leseeindrücken steht :lol:

Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Hi @Proof

Feiner, unaufgeregter Horror, ich hasse deine Protagonisten, die es irgendwie geschafft hatten, nach ihrem eigenen Urknall dem Schwarzen zu entkommen. Das würde mich übrigens noch interessieren ...

Und jetzt werden sie gejagt. Irgendwie erinnert mich das ein bisschen an Spielbergs Duell. Jetzt nicht von der Thematik dem Tod ein Schnippchen schlagen, sondern dieser Wettkampf zwischen ungleichen Gegnern, nur dass bei Spielberg am Ende der Protagonist gewinnt, vorerst, hehe.

All die Motorradfahrer jetzt im Frühjahr.
C`mon, immer auf uns exponierte Biker, bekommen sogar später noch als Komparsen beim Showdown ihr Fett weg.

Es waren mehr geworden.
War bei mir der Schlüsselmoment für die Zombie-Theorie. Ab da gehe ich mit maria und Vulkan einig: Süffig zu lesen, neugierig, was es mit der Schleicherei auf sich hat und dann der sich wiederholende Unfall als Ablenkung für den Gevatter Bestatter - BAMM - ist noch Kuchen da? Und wieder ein Tag länger dahinvegetiert. (Und so stosse ich ins gleiche Horn: Her mit dem Konflikt.)

Dieselben kleinen Beinchen, die sie vielleicht nur ein paar Minuten zuvor in die Nachgeburt eines Kalbs getunkt hatte.
Na der hat Probleme, aber Verleugnen der Realität gehört ja hier zum Spiel.

Es gab nie eine Garantie. Manchmal kam einfach niemand.
Und das warf mich kurz raus. Was passierte dann, wenn niemand kam? Rasten die einfach weiter und irgendwann ging dem Bestatter der Diesel aus?

Vielleicht lag es am Frühling.
Wieso dass denn? Verstehe ich nicht was hier Glück mit Frühling zu tun hat.

Trotz seines Anhängers, auf dem er zwei Motorräder zog,
Eben, da sind sie , unsere armen Biker-Statisten. Du hast doch was gegen uns, warum nicht ein holländisches Alpenkreuzergespann? :lol:

„Da schreit jemand“, sagte sie.
Friedrich nahm das Geräusch auch wahr. „Quatsch“, sagte er. „Das sind irgendwelche Vögel. Das hört sich nur so an.“
Entweder nur der geschwärzte Satz, oder ohne den geschwärzten Satz, wirkt dann für mich flüssiger - und noch zynischer.

Fazit: Eher subtiler Horror, wie ich ihn mag. Auch wenn ich den beiden egoistischen Alten noch einen Dämpfer (Konflikt, Konflikt) gönnen würde.
Aber nichts desto trotz, hast mich gut unterhalten.

Liebe Grüsse
dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Jo,

@maria.meerhaba:


Ist das unser Friedrich?

Das will ich nicht hoffen.


Dein Konflikt-Argument finde ich sehr nachvollziehbar. Das hier ist so „Heute mal unterwegs mit ...“ Ansatzweise steckt das ja bereits in der Info, dass Gerda unter ihrem schlechten Gewissen langsam kollabiert. Vielleicht hätte ich zu einem späteren Zeitpunkt ins „Leben“ der beiden schauen sollen, als sie die Nase endgültig voll hat und Friedrich ins Lenkrad greift. Wegen der Kinder beziehungsweise ihres unerfüllten Kinderwunsches, dann stünde die Info da auch nicht mehr so isoliert. Oder der Tod verdoppelt einfach mal den Preis, der alte Monopolist.


Danke für den Hinweis!

@Vulkangestein:

Drive Angry habe ich tatsächlich mal gesehen, ist aber einer dieser Filme, von denen nüscht bei mir hängengeblieben ist. Unterbewusst vielleicht?


Nach der allgemeinen Feststellung "Genau so passierten Unfälle" würde man üblicherweise erwarten: "Etwas lenkt einen ab"; aber du schreibst hier bereits von "ihm" im Speziellen, d.h. man kann als Leser bereits erahnen, dass der Fahrer einiges auf dem Kärbholz hat.

Gibt keinen Hintergedanken zur Formulierung außer dem Versuch, möglichst natürlich, umgangssprachlich zu klingen.

redundante Wiederholungen derselben Sequenz:

Aber es gibt doch im Grunde nur einen Unfall in der Geschichte?


Es ist natürlich etwas schwer, daraus einen konkreten und auch umsetzbaren Verbesserungsvorschlag abzuleiten

Habe ich mir schon selbst abgeleitet (s.o.).


insbesondere angesichts der Tatsache, dass die so vorliegende Geschichte bereits einige Bewunderer gefunden hat.

Ich gehöre nicht zu den Leuten, die Kritik zurückweisen, weil jemand anderem die Geschichte gefällt. Mal abgesehen davon, dass Kritik an einem bestimmten Punkt ja auch nicht bedeutet, dass das gesamte Ding (aus Sicht des Kritikers) für die Tonne ist. Bin lange genug dabei, um das als völlig normalen Lauf der Dinge zu erkennen.

Was zunächst möglich wäre: Kürzen. Es sind derzeit vier Unfälle drin;

Ich denke, das Teil ist schon recht kompakt. Und äh … vier Unfälle? Warst du zwischendurch woanders lesen und bringst irgendwas durcheinander?


Anfangs- und Endpunkt: Wo kommen die beiden her und was sind ihre Wünsche neben Weiterexistieren?

Dieses „Mittenrein und keine Ahnung warum, es ist eben so“ macht für mich in nicht ungewissem Maße den Charme der Geschichte aus. Heißt nicht, dass der bei jedem wirkt, aber für mich ist das so.

die aktuellen Unfallszenen verlaufen aalglatt aus Sicht der Protagonisten. Hier könntest du mehr Aktion reinbringen, wenn die beiden z.B. schon einmal vom Sensenmann halb von der Straße abgedrängt werden

Das ist quasi das Konflikt-Thema angewandt aufs Detail. Könnte man sicher machen.

Vielen Dank für deine Kritik!

@dotslash:


ich hasse deine Protagonisten,

Wie undifferenziert!


Irgendwie erinnert mich das ein bisschen an Spielbergs Duell.

Die allererste Version der Geschichte liegt wie gesagt schon recht weit zurück, aber ich meine auch, den beim Schreiben mal vor Augen gehabt zu haben.


immer auf uns exponierte Biker

Bist du Angel oder Bandido? Ist es unsensibel, das zu fragen?

Zum Konflikt beziehungsweise seiner Abwesenheit habe ich ja jetzt schon einiges gesagt.

Na der hat Probleme, aber Verleugnen der Realität gehört ja hier zum Spiel.

Jemand schrieb, Scheiße ist ausgelutscht, und ich habe ein traumatisches Kindheitserlebnis mit Nachgeburt. Also, vonner Kuh.


Rasten die einfach weiter und irgendwann ging dem Bestatter der Diesel aus?

Schätze, sie müssen flott Ersatz ranschaffen. Gemeint ist auch mehr so, wenn der Leichenwagen auftaucht, dann wird’s mal wieder Zeit. Nicht jetzt sofort oder selbst ab in die Kiste. Müsste vielleicht deutlicher werden.


Wieso dass denn? Verstehe ich nicht was hier Glück mit Frühling zu tun hat.

Naja. Frühling ist schon gemeinhin nicht eben unpopulär als Jahreszeit. Vom Dasein als Metapher für Jugend, Anfang und Aufbruchstimmung ganz zu schweigen.


warum nicht ein holländisches Alpenkreuzergespann?

Ich find Holland cool. Ich hab nichts gegen Motorradfahrer, aber statt Grachten und Gras haben sie … nichts Gleichwertiges jedenfalls.


Entweder nur der geschwärzte Satz, oder ohne den geschwärzten Satz, wirkt dann für mich flüssiger - und noch zynischer.

Guter Vorschlag, setz ich um.


Eher subtiler Horror

Wegen der Maden im Hintern oder speziell der Typ ohne Unterkiefer?


Aber nichts desto trotz, hast mich gut unterhalten.

Mein Job.

Ich mache im Moment viele andere Sachen, aber vielleicht kommt nochmal eine Konfliktversion.


Danke euch! Und fahrt vorsichtig.

Proof

 

Gude @Proof,
nur kurz zur Menge der Unfälle: Habe mich tatsächlich verzettelt, aber drei sind's:
das Mädel am Anfang, die jungen Rowdys und die Familie am Schluss
Die Familie am Schluss finde ich unverzichtbar; bei Schrumpelpenis (also die erste Episode) oder Rowdy-Spruch (zweite Episode) würde ich persönlich eine Auswahl treffen (und ersteren bevorzugen, das hat so etwas schön Gemeines ;) ).

Soweit von mir und viel Spaß beim Werkeln und

Ich mache im Moment viele andere Sachen
Klingt vielversprechend (vorausgesetzt es bezieht sich auf Literarisches). Freu mich auf Weiteres :)

Vulkangestein

 
Zuletzt bearbeitet:

Tach, Proof!

Hat mir gut gefallen die Fahrt, war nett ausgearbeitet, gut beobachtet zum Teil und die beiden Alten sind den Klischees immer wieder davongefahren.
Gut so.

War geschickt gemacht, die Spannung erstmal dadurch aufzubauen, dass einige Pünktchen gestreut werden, bei denen ich als Leser sage: Hä?
Die Protagonisten sind aber so glaubhaft angelegt, dass ich weiterlese, und den Punkten folge. So macht man das in KGs, die eigentlich - seien wir ehrlich! - nicht soo viel Gehalt haben:D.

Man merkt dem Stück an, dass du gut dran rumgefeilt hast, so was liest man am liebsten.
Obwohl der Anfang immer noch bisschen schwierig zu lesen war, er flutscht nicht ganz so wie der Rest.

Seine Frau hielt ihm Apfelkuchen unter die Nase. Er wischte vor seinem Gesicht herum, als würde er ein Insekt verscheuchen. „Gerda, bitte“, sagte er. „Nicht beim Fahren.“

Ich denke, das Insekt ist überflüssig; die beiden (dann) kurzen Sätze könnte man zusammenziehen und sofort mit der wörtlichen Rede anschließen. Nicht? Ist natürlich nur ein Vorschlag.

Aber warum, um alles in der Welt, war sie auch so manchmal so blöd?

Ohne Kommentar:dozey:
Hast du überarbeitet und ist dir durch die Finger geflutscht. (war ja doch n Kommentar, aber nur n kleiner)

Packte er sich heute in die Hose …

Wie gesagt, ab dem zweiten, dritten Absatz flutscht das Ganze, man liest es gern und über weite Strecken mit Freude. Hin und wieder dann kleine Ausrutscher. Hier denke ich, wäre das Verb "griff" angebrachter, obwohl es nicht so umgangssprachlich und schnoddrig daherkommt. Aber irgendwie passender, denn man packt etwas nicht irgendwo hinein.

Es waren mehr geworden. Friedrich machte das Fenster auf, aber er hatte das Gefühl, für eine, die hinaus fliegt, kommen zwei rein.

Der Teilsatz hat die falsche Zeit, denke ich.

Zustimmendes Schweigen im anderen Auto. Zumindest, bis Friedrich langsam, ganz langsam, eine Hand vom Lenkrad nahm, sie zur Faust ballte, die er aus dem Fenster streckte, und dann, ebenfalls langsam, den Mittelfinger ausstreckte.

Richtig geil:cool:, wirklich. Auch genau das richtige Tempo. Gefällt mir.

Einmal war es sein Vater gewesen, so, wie er ausgesehen hatte, kurz bevor seine Nieren in sich zusammengefallen waren wie ein Ballon, aus dem die Luft entwich.

Würde ich soweit rausnehmen, die Nieren, die zusammenfallen, sind schon Bild genug. Wird nur lang und undeutlich dadurch.

Du hast einige wirklich schöne, neue Ideen drin. Das lockert die Sache auf, animiert zum Weiterlesen, so muss es sein.:)

Was will der Tattergreis mit zweihundertelf PS?
, muss er gedacht haben. Aber vielleicht, dachte Friedrich, ...

Unschöne Wortwiederholung, bei der man stolpert und aus dem Tritt kommt.

Die Spange mit den Motorrädern hat mir auch recht gut gefallen, vielleicht war sie gar nicht beabsichtigt, aber gut:D

Gern gelesen.

Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hi,


@Vulkangestein:


das Mädel am Anfang, die jungen Rowdys und die Familie am Schluss

Die Rowdys bauen keinen Satz und das Mädchen wird nur angedeutet. Aber gut, dem einen oder anderen wird das sicher reichen, um den Braten zu riechen. On-Screen-Unfälle gibt’s jedenfalls nur einen.


Klingt vielversprechend (vorausgesetzt es bezieht sich auf Literarisches).

Tut es, allerdings nur zu einem Viertel für dieses Forum. Ich will aber auf jeden Fall dieses Jahr noch mindestens eine Geschichte raushauen hier.


@Hanniball:

Man merkt dem Stück an, dass du gut dran rumgefeilt hast, so was liest man am liebsten.

Hat auch fast zehn Jahre gelegen vor der Überarbeitung. So mache ich das jetzt immer. Dann könnte ich noch bis zu vier Geschichten schaffen, bevor ich selbst irgendwo rumspuke.


Ich denke, das Insekt ist überflüssig;

Ich finde das schon konkreter. Habe da jemanden vor Augen, der eine Wespe verscheucht. Einfach nur rumwischen könnte gefühlt alles Mögliche heißen.


Die Spange mit den Motorrädern hat mir auch recht gut gefallen,

War Absicht. Also echt jetzt. Den Rest habe ich mal angenommen. Bis auf den Ballon, der gefällt mir.

Danke für deine Kritik!

Grüße
Proof

 

„Jenem versuch' ich selber hinwegzuscheuchen die Fliegen,
Deren Geschlecht raubgierig erschlagene Männer verzehret!“

Homer „Ilias“, XIX, 30 f., in der Voß‘schen Übersetzung​

„Oh Gott“, sagte sie. „Ich dachte, wir wären ihn los.“
„Wie soll das denn gehen?“, sagte Friedrich. „Ganz sind wir ihn nie los.“
Gerda gab ein lautes Wehklagen von sich. Es klang nach einem verletztem Tier.
„Bist du nicht ganz sauber?“, fragte Friedrich.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich will das nicht mehr.“
Wütend griff Friedrich das Lenkrad fester. „Du sollst das lassen.“
„Was denn lassen?“
„So tun. Meinst du, ich habe keine Alpträume?“
Er sah in den Rückspiegel. Der Leichenwagen küsste jetzt fast ihre Stoßstange.

:
Ist das unser Friedrich?
Das will ich nicht hoffen.

Oh J, jetzt kütt der auch noch, der Friedrich „von hier“ - geht der letzte Fußgänger nicht gemeinhin weiträumig um Horror herum?

Jo, und doch nee, verlaufen hab ich mich nicht, aber der heutige Ge- und Missbrauch diverser Gattungen von Dreckschleudern – an dem ein E-Auto nix ändern wird, so lange die Stromerzeugung etwa auf den Hambacher Forst angewiesen ist, Geländewagen ohne Gelände und der WAZ-Titel heute „Der Ton auf der Straße wird härter“(WAZ, WOB_1 Nr. 199 vom 28.08.2018) gibt sogar die Verbindung zum ollen Homer her (und das ist darin das harmlsoseste Zitat zu Fliegen): Krieg herrscht auf allen Wegen und auch ohne diesen Bezug find ich den Text gut – und im Gegensatz etwa zu E. T. A. Hoffmanns (wenn man so will, der Geburtshelfer teutschen Horrors) Gruselstücken hab ich Deine Geschichte auch zu Ende gelesen,

lieber, oder doch besser: böser Proof,

vermein ich doch auch Ironie zu verspüren.

Viel zu sagen hab ich eigentlich nicht. Vllt. ist ja auch alles schon gesagt. Darum noch'n paar Anregungen, denn ab und an klingt es, wie hier direkt zu Anfang und dann immer wieder

„Gerda, bitte“, sagte er. „Nicht beim Fahren.
...
Was für eine Zeit.
...
Scheiß Fliegen“, sagte er.
usw.
nach mehr als einer bloßen Aussage (es gibt sicherlich noch andere Stellen), aber lumpige Ausrufezeichen sind ja nur stille Hinweise. Aber ob immer an Heideggers „Das Sein west“ gedacht werden soll, wenn die Vorzeitigkeit doppelt auftritt als zeitlicher Hinweis und Partizipbildung - die an Verwesung erinnert - sei dann doch eine Anregung gegeben – am Beispiel folgenden Absatzes
Wie üppig war er behangen gewesen im vorigen Jahrhundert. Griff er sich heute in die Hose, entdeckte er dort genau das: Einen schrumpeligen Gnom. Wie ihm dieses Mädchen weh getan hatte. Nach dem Knall sagte er Gerda, es täte ihm leid, wie immer. Ein bisschen war er aber auch froh gewesen, die Kleine tot zu sehen. Er war nicht stolz darauf, so zu fühlen. Aber irgendwo unter der fleckigen Haut, die von seinen Armen hing wie Teig von einem dünnen Nudelholz, lag der Mann begraben, der er einmal gewesen war. Lebendig begraben.
"... war er behangen gewesen im vorigen Jahrhundert. … weh getan hatte. ... war er aber auch froh gewesen, …, der er einmal gewesen war."

Das „vorige Jahrhundert“ z. B. ermöglicht, die Vorzeitigkeit durch einstellig Zeiten darzustellen, etwa „wie üppig war er im vorigen Jahrhundert behangen! … Ein bisschen war er aber auch froh, die Kleine tot zu sehen. Er war nicht stolz darauf, so zu fühlen. … Aber irgendwo unter der fleckigen Haut, die von seinen Armen hing wie Teig von einem dünnen Nudelholz, lag der Mann begraben, der er einmal war. Lebendig begraben.“

Hier

Friedrich drückte das Gaspedal so sanft, wie er konnte.
ist die vergleichende Konjunktion eigentlich entbehrlich „so sanft er konnte“ - mit wem sollte da der Vergleich erfolgen?

Aber alles Dinge, die in einer Lesung schon gar nicht auffallen ...

Gern gelesen vom

Friedel

 

Moin @Friedrichard,

an dem ein E-Auto nix ändern wird, so lange die Stromerzeugung etwa auf den Hambacher Forst angewiesen ist

So eine Umstellung passiert auch nicht von heute auf morgen, aber erstens haben wir meines Wissens nach in Deutschland bereits einen recht hohen Anteil Strom aus Wind und Sonne und zweitens lange Reise, erster Schritt, Alternative s. Opening credits Terminator 2 etc.


böser Proof

Warum muss ich jetzt an hüfthohe Lackstiefel denken?


Viel zu sagen hab ich eigentlich nicht.

Wenn das mal stimmt!


Es folgt ein Plädoyer gegen das Plusquamperfekt, wenn ich das richtig verstehe. @Quinn hat mal gesagt: Einmal, um klarzumachen, wann wir uns bewegen und dann unauffällig zurück ins Präteritum. Das deckt sich mit dem meisten Kram, den man so liest.


„so sanft ...“ kommt raus!

Danke für dein Feedback!

Grüße
JC

 

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