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Sonnenschein

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06.01.2002
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Sonnenschein

Müde Muskeln senken die Türklinke und stoßen eine schwere Holztür in die Dunkelheit. Die Füße des gekrümmten Greises tasten nach den schmalen Stufen der engen Wendeltreppe, die an den Ort führen soll, wo ein kleiner Lichtpunkt die Erlösung verkündet. Die Trittflächen sind aus Granit, doch der Leib aus Fleisch und Blut.
Mühsam schreitet der alte Monarch empor. Um den Weg zu erkennen reißt er die verzweifelten Augen auf! Die tauben Hände versuchen zu helfen.
Träge schleift das einstmals so prächtige Gewand im Dreck, während die Augen den Leben spendenden Feuerball zu erkennen glauben. Nur noch wenige Schritte trennen ihn von der Spitze des Steinturmes.
Nun hat er sie erklommen, tritt hinaus und sieht: Schwärze.
Unten ist Licht und Leben. Hier das Ende.
Aber er ist nicht allein.
Umgeben von tausenden solcher Bauwerke, an deren obersten Stellen Dämonen leuchten, wähnt er sich im Himmel.


:rolleyes:

[Beitrag editiert von: nohome am 24.02.2002 um 21:33]

 

Hat mir gut gefallen. Ziemlich bewegendes Ende, obgleich der Text schwer zu deuten ist. Vielleicht etwas über das Schicksal menschlicher Erkenntnis - the more you look, the less you see, oder so.

 

Länger müssen solche Texte nicht sein - genau richtig. Dein Stil eignet sich für diese Thematik ebenfalls sehr gut. Sicherlich auf vielerlei Weisen deutbar, entweder der Sturz der monarchie, da sie sich an falschen Werten orientiert hat oder eben die Kritik an all dem Erleuchtungshokuspokus, das einem im Grunde immer ein ungewisses Ende verspricht. Ich tippe auf letzteres.

 

Hi, danke für das Lob. Aber ich freue mich wirklich auch über Kritisches - was die Interpretation angeht: eigentlich ist es doch egal, warum ich was wie geschrieben habe; wichtig ist doch nur, wie ihr das seht. Also fragt mich nicht :-) ciao

 

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