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Sonja
Sonja
Alle wussten es. Nur ich stand als Blödmann da. Meine linke Wange brannte bis zum Mundwinkel hinab von Sonjas Schlag. Das war ein Hieb, einer Regina Halmich würdig, der mich niederhaute. Ich fand mich tatsächlich auf dem Fußboden des Schulflurs wieder. Und meine Kumpel standen grinsend und mit unverhohlener Schadenfreude auf ihren Gesichtern da.
Dabei hatte ich es mir so schön ausgemalt. Sonja war die Attraktion aller Jungen der Oberstufe. Jeder hätte mit ihr nur zu gerne dies und das veranstaltet. Sonja war unsere Liebesgöttin. Aber sie schien von einem unsichtbaren Strahlenkranz umgeben, der jeden abhielt, ihr näher zu kommen als die Distanz der Höflichkeit es erlaubte.
Eines Tages indes schien dieser Sperrgürtel an einer winzigen Stelle durchbrochen. Sonja war auf dem Schulhof gestürzt. Ich stand in unmittelbarer Nähe und war ihr bei Aufstehen behilflich. Ich habe sie nur an Ober- und Unterarm abgestützt. Es kam mir indes vor, als ob ich sanft ihre ausgeprägten, weiblichen Hüften umschlungen hätte. Als sie mir dann auch noch mit sanftem Augenaufschlag ein Wort des Dankes hinbreitete, war ich einem plötzlichen Liebeswahn verfallen.
Für ihre anmutige Gestalt waren wohl schon viele Liter jungmännlicher Samenflüssigkeit versprüht worden. Allein die Augenblicke, die ich heimlich mit ihr und einem sattsam gefüllten Taschentuch verbracht habe, vermag ich nicht zu zählen. Von den anderen 80 Jungen der Oberstufe ganz zu schweigen.
Die Gedanken daran begleiteten mich und Sonja in das Innere der Schule. Sie hatte sich wohl den Fuß verknackst. Denn sie humpelte ein wenig, als sie aufgestützt auf meine rechte Seite mit mir zusammen die Treppen hinaufschlich. Ich konnte dabei die wundervollen weichen Linien ihres Gesichts näher betrachten. Ihre engelsgleichen blonden Locken, der rosa gefärbte Schmollmund, der stets ein wenig geöffnet war, und die nur beim Lachen deutlich hervortretenden Grübchen an den Wangen hatte ich auf kürzester Distanz im Blick. Mein Herz raste und die Luft tuckerte mir dabei durch die Lungen. So nah war ich diesem Fabelwesen!
Endlich war das Plateau des Hochparterres erreicht. Sonja lächelte mich an. So stellte ich mir innige Liebe vor. Dieser Blick hätte gereicht, dass ich mich vor ihr andächtig niederwerfe. Vor innerer Beklemmung hatte ich die ganze Zeit kein Wort gesprochen. Auch Sonja blieb irgendwie zurückhaltend still. Mir schien es ein Zeichen der Zuneigung. Aber als sie mir dann zusammen mit einem „Danke, Tschüss“ noch einen leichten Kuss auf die Wange hauchte, war ich mir ihrer unendlichen Liebe sicher. Ich fühlte mich so männlich verwegen, als ich ihr meinerseits einen fetten Schmatzer auf ihre vollen Lippen drückte.
Ihre Antwort spürte ich unmittelbar ohne Zögern auf der Wange. Als ich in den Kreis meiner Kumpel eintauchte, die sich vor Lachen bogen, hörte ich Jens sagen: „Das war aber mutig. Du weißt doch, die Sonja ist stock-lesbisch.“